Christlieb, Alfred - Die Höflichkeit des Paulus

Christlieb, Alfred - Die Höflichkeit des Paulus

(Apg. 21,33-40)

Des Paulus Wort an den Hauptmann: „Darf ich mit dir reden?“ ist ein schönes Beispiel von Anstand und Höflichkeit. Mancher mag denken, daß eine Belehrung über Höflichkeit mit dem einen, was not ist, nichts zu tun habe. Das ist ein Irrtum. Laßt uns die Höflichkeit des Paulus näher anschauen und sehen, unter welchen Umständen sie sich zeigte, wie sie sich äußerte und welche Folgen sie für die Sache Jesu hatte!

I. Wo sich die Höflichkeit des Paulus zeigte

Sie zeigte sich zu einer Stunde, als alle Leute um ihn her besonders unhöflich, ja geradezu roh waren. Die durch die Juden aus Asien verhetzte Menge war über Paulus hergefallen. Man hatte ihn mit den ungerechtesten Vorwürfen überhäuft (Apg. 21,28), ihn mißhandelt und geschlagen. Der Hauptmann hatte ihm, als ob er ein Verbrecher wäre, Handschellen angelegt. In solcher Stunde bewies Paulus Höflichkeit.

Mancher ist bereit, höflich zu sein, wenn andere um ihn her sich anständig benehmen. Wenn man sich aber frech und ungerecht gegen ihn verhält, hört oft alle Höflichkeit auf. So macht es der natürliche Mensch. Aber in solcher Stunde und Lage, wie sie hier bei Paulus vorlag, Anstand und Höflichkeit zu beweisen, braucht Gnade von Gott. Wohl allen, die sie sich schenken lassen!

II. Wie die Höflichkeit des Paulus sich äußerte

Das Benehmen des Apostels ist dem Verhalten seiner Umgebung direkt entgegengesetzt. Schon im Ton der Stimmen sehen wir den Unterschied: Die Leute riefen (Vers 34) und schrien (Vers 27.31.36). Paulus sprach zu dem Hauptmann. Die Gegner konnten nicht warten, bis sie an die Reihe kamen zu reden. Einer fiel dem andern ins Wort und fiel dazwischen (Apg. 21,34). Paulus dagegen wartete, bis er reden durfte. Die andern fragten nicht erst um Erlaubnis, ob sie etwas sagen sollten, sondern taten dies ohne weiteres. Paulus bat bescheiden und demütig, ob es gestattet sei, ein Wort zu sagen.

An diesen Unterschieden beobachten wir die Art der echten Höflichkeit. Sie ist bescheiden, wartet still, bis sie an die Reihe kommt, will nicht mit Frechheit und Gewalt ihr Recht durchsetzen, sondern tritt demütig zurück, bis sie hervortreten darf. Diese Höflichkeit hatte Paulus nicht von Menschen, sondern in der Schule des Geistes Gottes gelernt. Dort wollen wir sie auch suchen.

III. Welche Folgen die Höflichkeit des Paulus hatte

Das höfliche und anständige Benehmen des Paulus machte auf den Kommandanten einen solchen Eindruck, daß er ihm die Genehmigung zu einer öffentlichen Ansprache erteilte. So konnte der Apostel vor der großen Volksmenge ein Zeugnis von Jesus ablegen und die Geschichte seiner Bekehrung erzählen. Seine Höflichkeit machte also Bahn für das Wort Gottes.

Es hat oft Fälle gegeben - und wir wollen uns willig unter solche Tatsachen beugen -, wo unhöfliches, taktloses Benehmen dem Worte Gottes Hindernisse bereitet und Türen zugeschlossen hat, die sonst hätten offen sein können. Durch des Paulus Höflichkeit wurde hier eine Tür geöffnet. Auch heute noch kann anständiges, höfliches Benehmen - besonders der Welt und den Feinden gegenüber - für das Reich Gottes und die Sache Jesu von großer Bedeutung werden und dem Worte Gottes Eingang verschaffen.

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