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Calvin, Jean - Psalm 118.

Calvin, Jean - Psalm 118.

Inhaltsangabe: Mag dieser Psalm verfasst sein, wann er will, - jedenfalls ermahnt David, nachdem er die königliche Gewalt gewonnen hat, alle Kinder Abrahams zur Betrachtung dieser Gnadengabe: denn er weiß, dass seine Herrschaft dem allgemeinen Wohl des Gottesvolkes zugute kommt. Er gedenkt auch der großen und mannigfachen Gefahren, die ihn hundertmal hätten verderben können, wenn Gott ihm nicht wunderbar geholfen hätte. Daraus ergibt sich der Schluss, dass ihm der Zugang zum Königsthron weder durch seine eigenen Bemühungen, noch durch Menschengunst und irdische Mittel erschlossen wurde. Er spricht aus, dass nicht Vorwitz und erlaubte Künste ihn Sauls Herrschaft an sich reißen ließen, sondern dass er von Gott zum König erwählt ward. Dabei wollen wir uns gegenwärtig halten, dass der heilige Geist uns unter dem Bilde jenes zeitlichen Königtums das ewige und geistliche Königtum des Sohnes Gottes beschreiben wollte, dessen Person ja David darstellte.

1 Danket dem Herrn, denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich. 2 Es sage nun Israel: Seine Güte währet ewiglich. 3 Es sage nun das Haus Aaron: Seine Güte währet ewiglich. 4 Es sagen nun, die den Herrn fürchten: Seine Güte währet ewiglich.

V. 1. Danket dem Herrn usw. Wir sehen, dass David nicht bloß persönlich dem Herrn dankt, sondern mit heller Stimme das Volk zu gemeinsamer Bezeugung frommer Dankbarkeit aufruft. Er tut dies nicht bloß, weil er für andere zum Führer und Lehrer bestellt war, sondern weil Gott eben dadurch, dass er ihn zum König machte, sich seiner bedrückten Gemeinde annahm. Darum ermahnt er die Kinder Israel, die Gnade des Gottes zu rühmen, unter dessen glücklicher Führung ihnen der Heilbringer geschenkt ward. Er redet allerdings zunächst allgemein, indem er Gottes Güte und ewiges Erbarmen rühmt; wir werden aber alsbald sehen, dass er sich selbst als Beispiel dieser Güte darstellt. Dabei erinnern wir uns, wie ich bereits zum vorigen Psalm darlegte, dass uns den Stoff zum Lobe Gottes viel mehr seine Barmherzigkeit als seine Macht und sein Gericht bietet. Denn wenn auch in diesen seine Herrlichkeit leuchtet, so werden wir ihn doch fröhlich und freiwillig erst preisen, wenn er uns mit der Süßigkeit seiner Güte lockt. So hörten wir auch im 51. Psalm (V. 17), dass den Gläubigen die Lippen zur Verkündigung des Ruhmes Gottes dadurch aufgetan werden, dass sie ihn als ihren Retter erfahren. Dass David allein Israel und das Haus Aaron anredet, erklärt sich aus der Zeitlage: war doch die Annahme zur Kindschaft erst diesem einen Volk zuteil geworden. Die Reihenfolge ist dieselbe wie im 116. Psalm. Die Mahnung richtet sich zuerst an die Kinder Abrahams, welche Gottes Erwählung aus den Heiden herausgehoben hatte, sodann an die Söhne Aarons, welche als Priester Vorsänger für die andern waren. Endlich (V. 4) wendet sich die Rede zu anderen Verehrern Gottes: denn es gab auch viele Scheinfromme in Israel, die ihren Platz in der Gemeinde hatten, aber innerlich nicht zu ihr gehörten. Dies alles schließt nicht aus, dass David in prophetischem Geist von Christi künftigem Königreich redet: hatte doch dasselbe im auserwählten Volk seinen Anfang und wurde erst später auf die Heiden ausgedehnt.

5 Aus der Bedrängnis rief ich den Herrn an, und der Herr schaffte mir Raum. 6 Der Herr ist mit mir, darum fürchte ich mich nicht; was können mir Menschen tun? 7 Der Herr ist mit mir, mir zu helfen; und ich will meine Lust sehen an meinen Feinden. 8 Besser ist´ s auf den Herrn vertrauen, und nicht sich verlassen auf Menschen. 9 Besser ist´ s, auf den Herrn vertrauen, und nicht sich verlassen auf Fürsten.

V. 5. Aus der Bedrängnis rief ich den Herrn an. Jetzt folgt die besondere Anwendung der vorgetragenen Lehre auf Davids Person, woran sich doch eine Danksagung der ganzen Gemeinde schließt: denn für ihr öffentliches Wohl hatte Gott gesorgt, indem er den einen Menschen schützte. David stärkt nun durch sein Beispiel alle Frommen, dass sie im Unglück den Mut nicht verlieren. Er scheint mit Vorbedacht einem Zweifel zu begegnen, der sofort sich einzuschleichen pflegt, so oft man von Gottes Güte predigt: warum lässt er denn seine Knechte in so harte Unterdrückungen und Leiden fallen? Demgegenüber erinnert David, dass auch dabei Gottes Erbarmen nicht hinfällt, weil für unsre Übel Trost und Hilfe im Gebet bereitet ward. Der Hinweis auf seine bedrängte Lage soll uns lehren, dass die rechte Zeit zum Beten gerade dann vorhanden ist, wenn Widrigkeiten uns drücken: David betet aus der Bedrängnis heraus, und Gott schaffte ihm Raum. V. 6. Der Herr ist mit mir usw. Im Vertrauen auf des einigen Gottes Hilfe spottet er nicht bloß weniger Feinde, sondern der ganzen Welt. Wer durch Gottes Hand gedeckt ist, kann sicher und geborgen auf alle Anschläge der Menschen herabschauen. Und sicherlich gibt man dem Herrn erst dann die rechte Ehre, wenn man alle Macht der Welt für nichts achtet. Hier empfängt der allgemeine Unglaube seinen Tadel, der sich mutwillig mit eitlen Schreckbildern quält. Jedermann sehnt sich nach Gemütsruhe; weil man aber unfromm den Herrn um das Lob seiner Kraft betrügt, verliert man dies Gut durch Undankbarkeit. Wer, wie es sich gebührt, dem Willen und der Macht Gottes unterstellt, wird gerüstet sein, alle Widrigkeiten zu überwinden, vor denen er sonst zittern und sich fürchten müsste. Wenn man aber mehr auf die schädlichen Anschläge der Menschen als auf Gottes Schutz blickt, muss man vor dem Geräusch eines fallenden Blattes erschrecken. Von dieser Verkehrtheit will uns David durch sein Beispiel befreien, indem er erklärt, dass er angesichts seines gnädigen Gottes sich vor keinem Sterblichen fürchtet; darf er doch überzeugt sein, dass der Herr alle widrigen Anläufe zerstreuen kann. Obgleich es nun möglich ist, dass David noch mitten in der Gefahr in solchen Gedanken sich erging, möchte ich doch lieber annehmen, dass er nach Erlangung des Sieges sich für die Zukunft der beständigen Hilfe Gottes rühmt. Dies wäre ein Beweis, dass er in der Erfahrung der Gnade Gottes einen guten Fortschritt gemacht hat. Durch jede Hilfe, die Gott uns erfahren ließ, soll die Zuversicht für die Zukunft wachsen; wir sollen nicht vergesslich sein, sondern immer an die Güte und Kraft Gottes denken, die sich uns in der Not bewährt hat. Wenn David sagt (V. 7): Der Herr ist mit mir, mir zu helfen, buchstäblich „der Herr ist bei mir unter meinen Helfern“, so gibt er sich mit ihm allein zufrieden, wenn er ihn nur zur Seite hat. Mag er von Menschenhilfe verlassen sein, - er stellt ohne Bedenken den Herrn wider alle Feinde. V. 8. Besser ist´ s, auf den Herrn vertrauen usw. Das scheint ein sehr gewöhnlicher und abgegriffener Satz. Denn jedermann gesteht, dass bei einem Vergleich zwischen Gott und den Menschen jener eine viel mehr wiegen muss, und dass es darum nichts Besseres gibt, als in der Hoffnung auf die Hilfe auszuruhen, die er den Seinen verheißt. Dennoch ist kaum der Hundertste wirklich überzeugt, dass Gott allein ihm genüge. Darum ist es ein großer Fortschritt, dass man, mit dem einen Gott zufrieden, nicht aufhört, Gutes zu hoffen, wenn auch auf Erden keine Hilfe sich findet. Natürlich will unser Satz nicht eigentlich Gott und Menschen vergleichen; denn es ist durchaus unrecht, auch nur den geringsten Teil unsrer Hoffnung, die ganz fest an Gott hängen soll, auf Menschen zu übertragen. Man versteht den Sinn, dass die eitlen Hoffnungen, durch welche Menschen sich hierhin und dorthin reißen lassen und in welchen sie, berauscht von der Welt, sich hochmütig über Gott erheben, verspottet werden sollen. Es ist nun kein Zweifel, dass David sich allen Frommen als Beispiel vorstellt: hatte er doch für seine Hoffnung einen großen Lohn davongetragen, indem er, auf Gott allein gestützt, den Raub aller irdischen Hilfsmittel geduldig trug. Wenn in der Wiederholung statt Menschen (V. 9) Fürsten gesetzt werden, so bedeutet dies eine Steigerung: nicht bloß diejenigen befinden sich in einem törichten Irrtum, die ihr Hoffnung auf geringe Leute setzen, sondern auch die auf die Freundschaft der größten Könige bauen. Endlich wird jede Zuversicht verflucht sein, die auf das Fleisch sich gründet; hat man aber Gott zum Freunde, so muss auch der Tod sich in Leben wandeln.

10 Alle Völker umgeben mich; aber im Namen des Herrn will ich sie zerhauen. 11 Sie umgeben mich allenthalben; aber im Namen des Herrn will ich sie zerhauen. 12 Sie umgeben mich wie Bienen; aber sie erlöschen wie ein Feuer in Dornen; im Namen des Herrn will ich sie zerhauen. 13 Du stößest mich, dass ich fallen soll; aber der Herr hilft mir. 14 Der Herr ist meine Macht und mein Psalm, und ist mein Heil.

V. 10. Alle Völker umgeben mich usw. In diesen Versen beschreibt David, wie wunderbar er herausgerissen wurde, so dass jedermann erkennen musste, dass diese Rettung, die er von Menschen nicht erlangen konnte, ihm in Wahrheit von Gott geschenkt war. Wiederholt er doch mehr als einmal, dass er rings umlagert war, und zwar nicht von wenigen Menschen, sondern von einer ungeheuren Menge. Wenn also das ganze Volk, in Zorn und Wut wider ihn brennend, ihn umstellt hielt, so dass kein Entrinnen war, so konnte die Rettung nur vom Himmel kommen. Dass er über die Feindschaft aller „Völker“ oder Geschlechter klagen muss, beziehen manche Ausleger auf die benachbarten Stämme, von welchen dem David bekanntlich auf allen Seiten Gefahr drohte. Nach meiner Ansicht dürfte er einfach sagen wollen, dass die ganze Welt sich wider ihn stellte; denn mit welchem ihn seine Volksgenossen wie die Nachbarn derartig verfolgten, dass er auf Erden keinen sicheren Winkel mehr hatte. Waren auch nicht gerade Heere aus mehreren Völkern zu seiner Belagerung versammelt, so hatte er einen ruhigen Verbleib doch nur in den Schlupfwinkeln wilder Tiere, ja auch von dort wurde er durch die Furcht vertrieben, und jeder Mensch, der ihm begegnete, erschien ihm wie ein Fallstrick; so dürfen wir uns über den Ausdruck nicht wundern, dass er von allen Völkern umgeben sei. Sehr nachdrücklich lautet nun die zusammengedrängte Rede: im Namen des Herrn will ich sie zerhauen, - viel nachdrücklicher, als wenn es etwa hieße: Ich hoffte auf Gott, und dadurch gewann ich den Sieg. Indem David Gottes Namen in den Mittelpunkt stellt, spricht er aus, dass er einen anderen Reichtum nicht zur Verfügung hatte, so dass er sicherem Untergang anheim gefallen wäre, hätte Gott ihm nicht geholfen. Die öftere Wiederholung (V. 11 f.): Sie umgeben mich, - beschreibt einen zähen und unersättlichen Hass. Der Vergleich mit Bienen deutet auf rasende Wut; denn jene Tiere, die allerdings nicht sehr stark sind, zeigen eine ganz wunderbare Erregung, und indem sie mit blinder Wut anstürmen, verbreiten sie einen gewaltigen Schrecken. Sofort aber wird hinzugefügt, dass die Feinde erlöschen wie ein Feuer in Dornen: ein solches macht zuerst ein großes Geräusch und gibt eine größere Flamme als kerniges Holz, sinkt aber bald zusammen. Alles in allem: David wurde in großem Getümmel von Feinden angegriffen, deren Gewaltsamkeit doch im Augenblick zusammenbrach. Darum wiederholt er zum dritten Male, dass jede Widrigkeit sofort weichen muss, wenn ihm Gottes Kraft gegenwärtig ist. V. 13. Du stößest mich usw. Dieser Übergang von der Mehrzahl zur Einzahl hat entweder keine besondere Bedeutung, oder deutet auf Saul, der an der Spitze der Feinde stand. Indem aber David sich wider eine bestimmte Persönlichkeit rühmt, meint er sie alle. Und wenn er sagt, dass er gestoßen ward, damit er fallen sollte, legt er das Geständnis ab, dass er nicht durch eigene Kraft stehen konnte, wie es sonst Leute gibt, die eine entsprechende Widerstandskraft haben und sich mit starker Anspannung gegen Angriffe stemmen. Hier aber leuchtet Gottes Kraft umso heller, die ihn gerade vom Fall aufrichtete. Darum zieht David im nächsten Vers den Schluss: Der Herr ist meine Macht und mein Psalm. Indem er seine eigene Schwachheit unumwunden eingesteht, schreibt er mit dem ersten Ruhmestitel allein dem Herrn zu, dass er gerettet wurde. Weil er aber bekennen muss, dass er allein in Gott stark war, soweit dieser ihn mit seiner Kraft stützte, fügt er auch hinzu, dass Gott der Gegenstand seines Lobgesanges oder sein „Psalm“ ist. Eben darauf weisen auch die Schlussworte: und ist mein Heil, d. h. meine Hilfe.

15 Man singt mit Freuden vom Sieg in den Hütten der Gerechten: Die Rechte des Herrn behält den Sieg; 16 die Rechte des Herrn ist erhöhet; die Rechte des Herrn behält den Sieg. 17 Ich werde nicht sterben, sondern leben und des Herrn Werke verkündigen. 18 Der Herr züchtiget mich wohl; aber er gibt mich dem Tode nicht. 19 Tut mir auf die Tore der Gerechtigkeit, dass ich dahin eingehe und dem Herrn danke. 20 Das ist das Tor des Herrn; die Gerechten werden dahin eingehen. 21 Ich danke dir, dass du mich erhört und mir geholfen hast.

V. 15. Man singt mit Freuden vom Sieg usw. David weiß von einer Wohltat Gottes zu sagen, für welche ein nur im Verborgenen erstatteter Dank nicht zureichen würde, - nicht bloß weil darin eine besonders hervorragende und denkwürdige Gotteskraft sich offenbart hatte, sondern auch weil die Frucht davon der ganzen Gemeinde zugute kommen sollte. Darum wird eine öffentliche Danksagung versprochen, und alle Frommen werden zu dieser heiligen Gemeinschaft aufgerufen. Gewiss bringt es die Gemeinschaft der Gläubigen immer mit sich, dass einer für den andern dem Herrn dankt: aber bei David lag noch der besondere Grund vor, dass Gott ihn aus vielen Todesgefahren wunderbar errettet und an die Spitze des auserwählten Volks gestellt hatte. Bemerkenswert ist, dass Freude und Frohlocken sich mit einem Lobpreis Gottes verbinden, wie es denn für die Gläubigen keine Freude ohne die Empfindung der Gnade Gottes geben darf: Die Rechte des Herrn behält den Sieg , buchstäblich: „beweist sich mächtig.“ Der Sinn ist, dass Gott seine Macht in besonders herrlicher Weise kundtut und ihren Glanz öffentlich erstrahlen lässt. Oft rettet ja Gott seine Gläubigen auch im Verborgenen und unter dem Schein der Schwachheit, so dass sie selbst zwar spüren, dass seine Hand sie herausriss, während es anderen nicht ebenso kenntlich ward. Hier aber betont David, dass Gottes Wirken sich unwidersprechlich bezeugte und niemand zweifeln konnte, woher diese Rettung kam. Eben darauf deutet der weitere Ausdruck, dass Gottes Recht erhöhet ist: der Herr erhebt seine Hand gleichsam hoch empor, wenn er mächtige und ungewöhnliche Taten wirkt. V. 17. Ich werde nicht sterben, sondern leben. David redet wie ein Mensch, der gleichsam aus dem Grabe kommt. Denn wer in dieser Weise erklärt, dass er nicht sterben wird, gesteht, dass er dem Tode entrissen ward, dem er schon übergeben war. Er hatte ja mehrere Jahre in äußerst verzweifelter Lage zugebracht, wo ihm in jedem Augenblick mannigfache Todesgefahren drohten und er immerfort aus der einen in die andere fiel. Irgendwie müssen auch wir während unsres ganzen Lebens dieses Lied anstimmen, deren Leben mit Christus in Gott verborgen ist (Kol. 3, 3). Wird uns zuweilen eine Erleichterung zuteil, so wollen wir mit David sagen, dass wir, die wir im Tode beschlossen waren, zu neuem Leben aufsteigen durften. Es gilt aber dabei, dass wir uns beständig weiter durch die Finsternis hindurch ringen, weil unser Heil, das in der Hoffnung besteht, uns noch nicht völlig offenbar sein kann. Der zweite Teil des Verses zeigt, welches der rechte Gebrauch des Lebens ist. Gott verlängert den Seinen das Leben nicht, damit sie sich mit Speise und Trank sättigen, in tiefer Ruhe schlafen und alle irdischen Bequemlichkeiten genießen, sondern damit sie seine Werke und Wohltaten verkündigen, mit denen er sie täglich überschüttet. Wir haben davon zum 115. Psalm gesprochen. V. 18. Der Herr züchtiget mich wohl usw. Hier erkennt David an, dass ihn zwar seine Feinde ungerecht angriffen, dass es aber Gottes Züchtigungen und Schläge waren, die ihn durch ihre Hand trafen. Es war aber eine väterliche Züchtigung, indem Gott nicht tödliche Strafen verhängte, sondern seine Strenge mäßigte. David scheint dabei verkehrten Urteilen zuvorkommen zu wollen, mit denen man ihn gehässiger Weise verfolgte, als wären alle Übel, die er leiden musste, eben so viele Zeichen seiner Verwerfung. Diese Verleumdungen der Gottlosen verkehrt er nun in ihr Gegenteil und spricht aus, dass er freundlich und väterlich erzogen ward. Dies ist das erste Erfordernis in Widrigkeiten; wir sollen wissen, dass Gottes Hand uns demütigt. Dazu komme das zweite, dass auf diese Weise unser Gehorsam geprüft, übergroße Schläfrigkeit ausgetrieben, der alte Mensch gekreuzigt, unser Schmutz ausgeläutert, die Folgsamkeit gegen Gott in uns gestärkt und die sinnende Betrachtung des ewigen Lebens geweckt wird. Wer dies bedenkt, wird sich scheuen, gegen Gott zu murren, sondern wird sich vielmehr mit sanftmütigem Geist unterwerfen. Dass man in den Zügel beißt oder sich zur Ungeduld fortreißen lässt, kommt nur daher, dass man gewöhnlich nicht bedenkt, dass Trübsale Gottes Ruten sind. Andere fassen wenigstens seine väterliche Mäßigung nicht. Darum wollen wir auch das zweite Satzglied fleißig einprägen: Er gibt mich dem Tode nicht. Gott handelt gnädig mit den Seinen und will sie durch die Schläge heilen. Allerdings spürt man nicht immer seine väterliche Nachsicht, - aber der Ausgang muss doch beweisen, dass die Schläge nicht tödlich waren, sondern vielmehr wie eine heilsame Medizin uns für eine kurze Zeit schwächten, um unsere Fehler zu heilen und uns neue Lebenskraft zu geben. V. 19. Tut mir auf die Tore der Gerechtigkeit. Dies ist ein Ausbruch brennenden Eifers. David will seine Dankbarkeit bezeugen. Man soll ihm die Tore des Heiligtums öffnen, als stünde er bereits mit Opfertieren davor. So bekräftigt er von neuem, was er bereits sagte, dass er in der gesetzmäßigen Versammlung der Frommen dem Herrn öffentlich Dank sagen will. Nun geschah es täglich, dass die Priester dem Volk die Tempeltüren öffneten, - aber David scheint doch auf seine lange Verbannung anzuspielen. Nachdem er lange das Heiligtum nicht betreten, ja nicht einmal schauen durfte, freut er sich jetzt triumphierend, dass ihm wieder gestattet ist, dem Herrn zu opfern. Zugleich gibt er zu verstehen, dass er nicht wie die Heuchler kommen will, denen Gott durch Jesaja (1, 12) ein vergebliches Zertreten seiner Vorhöfe vorwirft, sondern dass er mit dem Opfer des Lobes kommen will. Und im Bewusstsein wahrer Frömmigkeit erklärt er es für billig, dass Leuten wie ihm die Tempeltüren offen stehen müssen, zu denen er noch vor kurzem nicht zu nahen wagte. Er sagt (V. 20): Das ist das Tor des Herrn, - also muss es für die Gerechten geöffnet sein. Alles in allem: obwohl David vom Heiligtum und aus dem Vaterlande vertrieben war, soll er doch samt allen rechten Verehrern Gottes sein Recht wiedererlangen, wenn bessere Zustände im Königreich eintreten. So verbirgt sich hinter seinen Worten eine Klage über die Entweihung des Heiligtums, welches unter Sauls tyrannischer Herrschaft in der Gewalt unheiliger Gottesverächter sich befand, als wäre es ein Stall für Hunde und unreine Tiere. Und wie zu Zeiten Sauls beherrschen auch heute zu höchstem Unrecht und äußerster Schande Gottes Heiligtum tempelräuberische Feinde. Der Papst wäre ja nicht der Antichrist, wenn er nicht im Tempel Gottes säße. Wenn aber der Herr uns würdigt, unter uns sich eine heilige Wohnstätte zu erwählen, wollen wir uns die denkbarste Mühe geben, alle Verunreinigungen und unsaubere Beimischungen abzuwehren, welche die Reinheit der Kirche verderben. Endlich rührt David kurz an, weshalb er vorhat, dem Herrn das Lobopfer zu bringen: Er hat ihn erhört und ihm geholfen.

22 Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein worden. 23 Das ist vom Herrn geschehen, und ist ein Wunder vor unsern Augen. 24 Dies ist der Tag, den der Herr macht; lasst uns freuen und fröhlich drinnen sein. 25 O Herr, hilf! o Herr, lass wohl gelingen! 26 Gesegnet sei, der da kommt im Namen des Herrn! Wir segnen euch, die ihr vom Hause des Herrn seid.

V. 22. Der Stein, den die Bauleute verworfen haben usw. Nunmehr erhebt sich David mit frisch gesammeltem Mute über die Verleumdungen, mit denen man ihn ungerecht, und ohne dass er es verdiente, belastet hatte. Es führte zu einem harten Vorurteil, dass er von der ganzen Versammlung der Vornehmen und allen obrigkeitlichen Personen verurteilt war: schon hielt man ihn allgemein für einen Verbrecher und verworfenen Menschen. Gegen diesen Irrtum wendet er sich nun mit bewusster Absicht und behauptet auch gegen die angesehensten Männer seine Unschuld. Es kümmert mich nicht, so sagt er, dass alle Großen mich verwerfen, da ja tatsächlich offenbar geworden ist, dass Gottes Urteil mich erwählt hat. Er bedient sich nun eines anschaulichen Bildes, indem er sich mit einem Stein vergleicht, die Führer der Gemeinde aber mit Bauleuten. Allerdings schien es ungereimt, dass die Großen des Reiches, welche die Regierungsgewalt über die Gottesgemeinde besaßen, von Gottes Geist und gesunden Sinn verlassen sein sollten; aber ihren verkehrten und trügerischen Ratschlüssen stellt er Gottes Gnade gegenüber. Gottes Beschluss und Hand hat ihn zum Eckstein gemacht, der das ganze Gebäude trägt. Er spricht kurzweg aus, dass die glänzenden Titel und die erhabene Würde, auf welche die Gottlosen pochen, dem nicht entgegenstehen; weil er sich auf Gottes Berufung stützen kann, gewinnt er einen den Richtersprüchen aller Welt überlegenen Ruhm. Weil es aber immerhin schwer war, diese Überzeugung festzuhalten, erhebt er die Gnade Gottes mit vielen Worten, um mit dieser Autorität böse und feindliche Reden niederzuschlagen. Er sagt (V. 23): Das ist vom Herrn geschehen. Also: Geht hin und streitet wider Gott, die ihr mich vom Throne stoßen wollt! Denn ich bin nicht mutwillig emporgestiegen oder durch menschliche Mittel, sondern durch Gottes offenbares und mächtiges Wirken. Dies betont er, weil jedermann sich gezwungen sehen soll, das Geschehene als ein unglaubliches Wunder zu bestaunen. Wo aber Gottes Wunderwirken unsere Fassungskraft übersteigt, muss uns seine Macht unwidersprechlich offenbar werden. Dass ein Wunder vor unsern Augen geschehen ist, sagt David, um allen Hochmut des Fleisches unter Gott zu beugen, damit niemand weiter zu widerstreben wage. Wie dies alles nun recht eigentlich auf Christus zutrifft, werden wir besser erst am Schluss des 26. Verses erörtern. V. 24. Dies ist der Tag, den der Herr macht. Nunmehr rühmt David den Tag als einen frohen und glücklichen, an welchem er als König aufgenommen ward und die Salbung durch Samuel ihre tatsächliche Bestätigung fand. Gewiss macht nun der Herr alle Tage ohne Unterschied; aber insbesondere gilt dies von jenem Tage, der nach langer Finsternis zum Heil der Gemeinde wie ein Licht aufging; er wird als ein denkwürdiger besonders ausgezeichnet. Weil aber die Gemeinde aus tiefem Dunkel empor getaucht war, mahnt David die Gläubigen zur Freude und Danksagung. Und er tut dies mit bewusster Absicht, weil viele diese göttliche Gnadengabe noch nicht kannten oder verachteten, andere in verkehrter Anhänglichkeit an Saul sich der Herrschaft Davids nur mit Schwierigkeit unterwarfen. V. 25. O Herr, hilf! o Herr, lass wohl gelingen! Durch diese Wiederholung will der heilige Geist, der durch den Propheten redet, ohne Zweifel die Herzen der Frommen zu einem besonders glühenden Gebetseifer erwecken. Es wird dem auserwählten Volk eine Gebetsform gegeben, mit welcher es dem Königtum Davids, auf das sich das allgemeine Wohl gründete, glücklichen Erfolg wünschen sollte. David aber bezeugt mit diesen Worten, dass er unter himmlischer Führung regiert, zum andern, dass Leute eines Platzes in der Gemeinde unwürdig sind, die nicht in den Glückwunsch für seine Herrschaft einstimmen. Der nächste Vers fügt einen besonderen Wunsch an, welcher den Gläubigen ziemt: Gesegnet sei David, der da kommt im Namen des Herrn, d. h. den Gott zum Vermittler seiner Gnade eingesetzt hat. Der Ausdruck gilt von allen, deren Hilfe sich der Herr zum Heil seines Volks bedient, von Propheten und Lehrern, die er zur Sammlung seiner Gemeinde erweckt, von Fürsten und Führern, die er mit seinem Geist rüstet. Von David aber galt er in einziger Weise, sofern derselbe Christi Person darstellt; denn durch ihn und seine Nachfolger wollte Gott bis zu Christi Ankunft sein Volk leiten. Allerdings könnte der ganze Ausruf eine Form der Freudenbezeugung sein. Weil aber sofort die priesterliche Segnung sich anschließt, neige ich mehr zu der eben vorgetragenen Ansicht, dass das Volk für David Gottes Gnade und Gunst erbittet. Und damit die Gläubigen ihren Segenswunsch umso freudiger aussprechen, mit welchem sie sich zu dem ihnen von Gott gegebenen König bekennen, schließt sich die im Namen der Priester gesprochene Zusage an: Wir segnen euch, die ihr vom Hause des Herrn seid. Dies sagen die Priester im Blick auf ihr Amt, kraft dessen sie segnen mussten, wie wir aus mehreren Aussagen Moses (4. Mos. 6, 23) erfahren. Dabei knüpfen sie mit gutem Grunde das Wohlergehen der Gemeinde an den glücklichen Stand des Königtums. Sie geben zu verstehen, dass das Volk unversehrt bleiben wird, solange jenes Königtum in Blüte steht, und dass sie kraft des unzerreißbaren Zusammenhangs zwischen Haupt und Gliedern mit ihrem König alle gesegnet sein müssen. Weil wir nun wissen, dass mit Davids Königswahl die Fundamente eines ewigen Reiches gelegt wurden, das endlich mit Christi Ankunft sich offenbarte, und dass jener irdische Thron, auf welchem Davids Nachkommen saßen, ein Bild der ewigen Herrschaft war, mit deren Vollgewalt im Himmel und auf Erden Christus vom Vater ausgestattet wurde, so ist kein Zweifel, dass diese Worte des Propheten die Gläubigen auch zu unablässigen Gebeten für den frohen und glücklichen Fortgang jenes geistlichen Königreichs aufrufen wollen. Es trifft nun alles, was hier gesagt wird, recht eigentlich auf Christi Person zu: was in David nur dunkel abgeschattet war, wurde uns in Christus tatsächlich geschenkt. Davids Erwählung geschah in der Verborgenheit: obwohl Samuel ihn zum König gesalbt hatte, wurde er von Saul und allen Führern des Volks verworfen; alle verabscheuten ihn wie einen Menschen, der hundertfachen Tod verdiente. In der Entstellung durch diese Schande sah man ihn nicht als einen Stein an, dem ein Platz im Gebäude gebührte. Ganz ebenso gestalteten sich die Anfänge des Reiches Christi: der zur Erlösung der Gemeinde vom Vater gesandt war, wurde nicht bloß von der Welt verachtet, sondern auch gehasst und ausgestoßen, und zwar nicht bloß beim gemeinen Volk, sondern auch bei den obersten Vorstehern der Gemeinde. Indessen ließe sich fragen, inwiefern der Prophet als „Bauleute“ bezeichnen kann, die doch nichts anderes betrieben als den Umsturz des ganzen Tempelgebäudes. Die Lösung ist leicht: David redet so im Blick auf ihr Amt, nicht auf ihre Gesinnung. Waren auch Saul und seine Ratgeber Zerstörer der Gemeinde Gottes, so standen sie doch in Rücksicht auf ihre Berufung als Bauleute da. So pflegt der heilige Geist auch gottlosen Leuten ihren ehrenvollen Amtstitel zu lassen, bis Gott sie absetzt. Wenn freilich der Titel genügte, um jemand unter allen Umständen Ehrerbietung zu verschaffen, so müsste Christus verstummen. Nicht jeden ohne Unterschied, der mit ordentlicher Vollmacht bekleidet ist, darf man als einen rechtmäßigen Hirten hören: denn unter dieser Maske verbergen sich oft Christi schlimmste Feinde. Wir sehen, einen wie starken und festen Schild wider die hohlen Ansprüche der päpstlichen Klerisei uns der heilige Geist in die Hand gibt. Mögen sie dem Titel nach Bauleute heißen: aber dürfen wir etwa Christus verleugnen, wenn sie ihn verwerfen? Vielmehr sollen wir ihre Beschlüsse verachten und mit Füßen treten und diesen kostbaren Eckstein verehren, auf welchem unser Heil gegründet ist. Denn eben als Eckstein ist er das wahre Fundament der Gemeinde, welches mit seiner Festigkeit die Last des ganzen Gebäudes trägt. – Darnach prägt David, wie ich schon sagte, mit vielen Worten ein, dass man über Christi Reich nicht nach der Menschen Sinn und Stimmen urteilen darf; denn es wird gegen den Willen und Ansturm der Welt wunderbar durch Gottes geheime Kraft aufgerichtet. Dabei wollen wir uns erinnern, dass, was in Christi Person erfüllt wurde, auch den beständigen Lauf seines Reiches bis ans Ende der Welt vorbildet. Als Christus auf Erden wandelte, haben ihn die Vorsteher der Gemeinde verachtet: jetzt kämpfen wie Giganten gegen das Evangelium und den Geist die so genannten Nachfolger des Petrus und Paulus, die in Wahrheit Nachfolger des Hannas und Kaiphas sind. Aber diese rasende Auflehnung darf uns nicht irremachen, wir sollen vielmehr Gottes wunderbare Macht demütig verehren, welche die verkehrten Urteile der Welt umwirft. Wenn unser Geist die Weise, in welcher Gott seine Kirche schützt, mit seinem winzigen Maß messen könnte, so wäre nicht von einem Wunder die Rede. Wir schließen daraus, dass er unbegreiflich und also wirkt, dass alle menschlichen Gedanken vergehen müssen. Es erhebt sich aber die Frage, ob es ganz unvermeidlich ist, dass Christus von den Bauleuten verworfen werde. Da Paulus (1. Kor. 3, 10) sich selbst als einen Baumeister bezeichnet, so können unmöglich alle, die in der Gemeinde eine Würdestellung innehaben, fortwährender Blindheit geziehen werden. Der heilige Geist will aber dem Anstoß begegnen, durch welchen viele sich stören lassen, wenn sie sehen, dass der Glanz der Welt Christi Namen erdrückt. Die mit der Regierung der Kirche betraut waren, versuchen heutzutage auf alle Weise, die Herrschaft Christi zu untergraben. Wenn uns dabei unsere Weissagung ins Gedächtnis kommt, wird unser Glaube nicht wanken, sondern sich so gar mehr und mehr gestärkt fühlen. Es wird nur deutlicher werden, dass Christus seine Herrschaft nicht nach Menschengedanken einrichtet, noch durch irdische Hilfsmittel stützt, wie er sie denn auch nicht durch menschliche Abstimmung empfangen hat. Wenn aber die Baumeister in rechter Weise bauen, so wäre es eine unentschuldbare Bosheit, wollte man sich nicht in den heiligen Bau einfügen lassen. – Die folgende Aussage, dass dieser Tag von Gott gemacht ist, erinnert, dass allenthalben todbringende Finsternis herrschte, bis durch sein Evangelium Christus als die Sonne der Gerechtigkeit aufging. Damit die Menschen dies Werk nicht hochmütig auf die Rechnung ihres eigenen Fleisches setzen, wird es dem Herrn zugeschrieben. Die sich anschließende Mahnung zur Freude zielt darauf, dass wir der Wut der Feinde nicht weichen sollen, wie sehr sie auch toben, die von Christus gebrachte Freude uns zu entreißen. Da aus ihm unser ganzes Glück fließt, ist es nicht wunderbar, dass trotz des Knirschens und der Entrüstung aller Gottlosen wir zu unüberwindlicher Freude erhoben werden, welche die Schmerzen und alle bitteren Trübsale, die wir tragen müssen, überwindet. Das dann folgende Gebet war vor Christi Ankunft allgemein im Volk bis zu den Kindern herab bekannt. Die Evangelisten berichten, dass Christus mit diesem Segenswunsch begrüßt wurde (Mt. 21, 9). Ohne Zweifel wollte damals Gott die Weissagung bekräftigen, die er durch Davids Mund gegeben hatte. Und eben jener Zuruf zeigt, dass ihre Auslegung auf Christus, gegen welche die Juden jetzt in unentschuldbarer Verstockung anbellen, damals allgemein anerkannt war. Übrigens lassen wir uns durch diese Worte noch einmal belehren, dass Christi Reich nicht durch menschliche Bemühungen gefördert und gestützt wird, sondern dass dies allein Gottes Werk ist: werden doch die Gläubigen unterwiesen, allein zu seinem Segen ihre Zuflucht zu nehmen. Und die Wiederholung der Worte (V. 25), auf deren Nachdruck ich schon hinwies, soll uns aus der Trägheit aufrütteln, damit wir desto eifriger auf diesen Segenswunsch bedacht seien. Gewiss könnte Gott von sich aus und ohne jemandes Gebet das Reich seines Sohnes aufrichten und schützen. Und doch hat er nicht umsonst diese Sorge uns ans Herz gelegt: denn es gibt nichts Besseres, worin sich die Gläubigen üben können, als die Fürbitte für seine Ehre.

27 Der Herr ist Gott, der uns als ein Licht aufging. Bindet das Festopfer mit Stricken bis an die Hörner des Altars! 28 Du bist mein Gott, und ich danke dir; mein Gott, ich will dich preisen. 29 Danket dem Herrn; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich.

V. 27. Der Herr ist Gott usw. Der Satz bestätigt, was wir soeben hörten, dass Gott sich seiner Gemeinde erbarmt, die Finsternis verscheucht und das Licht seiner Gnade hervorgebracht hat, als David den Thron bestieg: denn dies war das Vorspiel der Erlösung, die man endlich von Christus erhoffen durfte. Es wird auch wiederholt, dass Gott der Urheber dieser so unerwarteten Rettung ist. Bei dem verwirrten Zustande der Gemeinde hatten die Gläubigen beinahe den Mut verloren, die Gottlosen wähnten, dass es um Abrahams Geschlecht geschehen sei; Gott selbst schien sich verborgen zu haben. Darum schickt sich David wiederum zur Danksagung an. Und weil nach der Vorschrift des Gesetzes solche feierliche Dankeserstattung niemals ohne Opfer vor sich ging, befiehlt er, dass man das Festopfer an die Hörner des Altars binde. Wir wissen ja, dass er als ein ernstlicher Beobachter des Gesetzes die von Gott verordneten Zeremonien keineswegs vernachlässigte. Allerdings sah er dabei immer auf die Hauptsache und nützte jene Elemente als Wegweiser zu einer geistlichen Verehrung Gottes. Nachdem jetzt die Schatten des Gesetzes überwunden sind, ist dies geblieben, dass wir durch Christus Gott dem Herrn unsere Danksagungen bringen. Und da er diese selbst durch seine Reinigkeit heiligt, dürfen wir uns auch durch den Schmutz unseres Fleisches nicht von dieser frommen Pflicht abhalten lassen. Dass aber David seinen Sinn auf Gottes Lob richtete, lässt sich aus dem folgenden Vers noch deutlicher ersehen: er will des Herrn Namen preisen, weil er ihn als seinen Gott erfahren hat und weil ihm durch die Tat bewiesen wurde, dass in Gottes Hand gewisses Heil bereit liegt.

Quelle: Müller, Karl / Menges I. - Johannes Calvins Auslegung der Heiligen Schrift - Psalter

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