Calvin, Jean - Das Buch Josua – Kapitel 13.

Calvin, Jean - Das Buch Josua – Kapitel 13.

V. 1. Da nun Josua alt war usw. Als das Land nach den Siegen über die einunddreißig Könige erobert war, trat eine Ruhepause ein, damit das Volk nicht durch das beständige Kriegführen ermüdet würde und die Lust verliere. Das war sehr berechtigt, dass sie kurze Zeit ruhten, wenn sie nur das vorgesteckte Ziel dabei nicht aus dem Auge verloren. Damit aber die zur Wiederherstellung der Kraft gegebene Ausspannung nicht zur Untätigkeit verleite, treibt Gott aufs Neue zur Fortsetzung. Das ganze Erbe soll in Teile geteilt und der Küstenstrich am mittelländischen Meer, der noch von den Feinden besetzt war, verlost werden. Diese Auffassung konnte lächerlich erscheinen, da die Israeliten dabei mit fremdem Besitz ebenso freigebig umgingen, wie mit dem eigenen Gebiet. Doch Gottes Weisheit hatte es also geordnet. Leicht hätte es ja dazu kommen können, dass sie, zufrieden mit dem bisher eroberten Gebiete, gar nicht mehr an die völlige Erfüllung der ganzen Verheißung gedacht hätten. Wiewohl aber Gott durch diese Verlosung ihnen unverkürzt schon alles verheißene Land zusprach, verweigerten doch sie an ihrem Teil in ihrer Gleichgültigkeit seinen Worten den Glauben. Aber sie sollten es nicht dahin bringen, dass Gottes Wahrheit zerstückt und verstümmelt liegen blieb. Das Los sollte ihnen Bürgschaft für den Besitz sein, den anzutreten sie stets gegürtet bleiben mussten. Die Stämme, deren Los noch in Feindeshand war, sollten immer wieder treiben, dass auch sie ihr Erbteil bekämen und nicht heimatlos blieben. In dieser Absicht wurde das ganze Land verlost und jedem Stamm sein Wohnsitz zugewiesen. Das musste unbedingt geschehen, so lange Josua lebte: nach seinem Tode wären die Israeliten viel weniger geneigt gewesen, zu gehorchen. Trat doch kein Nachfolger an seine Stelle, der durch seinen Einfluss diese schwierige Frage hätte lösen können. Gottes Werk durfte nicht ins Wanken geraten, Gottes Wahrheit nicht hinfällig werden durch das Sterben eines einzelnen Menschen.

V. 2. Nämlich alle Kreise der Philister usw. Die früher von Gott bestimmten Grenzen werden jetzt ins Gedächtnis zurückgerufen, damit Josua und das Volk fest davon überzeugt werde, dass der mit Abraham geschlossene Bund in jeder Beziehung endgültig vollführt werden solle. Jetzt sollen die Kinder Israel ihren Eifer auf die noch zu erobernden Gebiete richten. Diese Verheißung zum beharrlichen Vorwärtsdringen stimmt mit der Mahnung des Paulus zusammen (Phil. 3, 13 f.), dass wir vergessen sollen, was dahinten ist und streben nach dem Kleinod der himmlischen Berufung und jagen nach dem vorgesteckten Ziele. Das Laufen in der Rennbahn hilft eben nichts, wenn wir nicht auch danach streben, bis zum Ziele vorzudringen.

V. 6. Alle, die auf dem Gebirge wohnen usw. Noch einmal wird Josua ermahnt, im Vertrauen auf Gottes Verheißung die Auslosung jener Gebiete nicht aufzuschieben, obwohl Israel sie noch nicht in Besitz hatte. Ein Zweifel an dem Ausgang würde Gottes Können in schändlicher Weise unterschätzen. Darum wird ihm aufgetragen: alles, was deine Pflicht ist, das tue durch die Verteilung des Landes. Es soll auch das nicht von der Verlosung ausgeschlossen bleiben, was bisher noch in ungestörtem Besitz der Feinde ist. Denn Gott selbst wird dafür sorgen, dass seine Verheißungen ganz erfüllt werden. Daraus lernen wir, dass wir bei allem, was wir unternehmen, uns, ohne zu zweifeln, von Gottes Befehl abhängig machen sollen. Törichte Hoffnungen sollen wir uns nicht machen, aber wo unser Vertrauen ganz auf Gott fest gegründet ist, sollen wir ganz und gar nur seinen Geboten gehorchen. Wir haben dann nicht zu befürchten, dass der Ausgang uns enttäuschen werde.

Das eigentliche Kanaan wird für neuneinhalb Stämme bestimmt (V. 7 f.); Ruben, Gad und die Hälfte des Stammes Manasse fanden jenseits des Jordans ihr Erbteil.

V. 14. Aber dem Stamm der Leviten gab er kein Erbteil usw. Die Leviten sollten nicht das Recht haben, sich über ungerechte Enterbung zu beklagen, obgleich sie kein besonderes Erbteil empfingen. Darum erinnert der Bericht daran, dass Mose es also bestimmt hatte (4. Mo. 18, 20 f.), und weist darauf hin, dass sie kein Recht zur Klage haben, da ihnen ein glänzender Ersatz gegeben war. Wenn auch die Opfer nicht gleichmäßig unter die Leviten verteilt wurden, so wurden doch die Erstlinge und Zehnten allen zur Nahrung gegeben. Auf der einen Seite treibt Gott sie durch den verheißenen Lohn dazu, dass sie die Sorge für das Heiligtum übernehmen, auf der anderen Seite ermahnt er das Volk zu getreulicher Erfüllung der heiligen Verpflichtungen, indem er verkündigt, das Opfer des Herrn sei das Erbteil der Leviten.

V. 15. Also gab Mose usw. Noch einmal wird wiederholt, was früher schon deutlich gesagt war, damit durch solche Wiederholung wie durch ein Denkmal göttlicher Wohltaten das Volk zur rechten Dankbarkeit angetrieben werde, und damit jeder Stamm ohne Zank und Hader sich seines Erbteils erfreuen könne. Wir wissen ja, wie findig die Menschen sind, wenn sie einen Vorwand zum Streit suchen. Darum sollte eine klare und übersichtliche Grenzangabe alle Ursache zum Streit beseitigen. Dieses Gebiet lag nun über die Grenzen hinaus, innerhalb deren das Los die Verteilung entscheiden sollte. Damit nun kein unerwünschter Zwiespalt den Frieden störe, werden die Grenzen alle durch Gottes Autorität festgesetzt, was allen Streitigkeiten wehrt. Gott weist darum nicht mit kurzen Worten das ganze Königreich des Sihon dem Ruben zu, sondern bezeichnet genau die Grenzen von Aroer bis zum Arnon. Durch diese Bestimmungen will er das Gebiet ringsum genau begrenzen, sodass bei keinem Morgen Landes die Zugehörigkeit zweifelhaft sein konnte. Wie nützlich solche ausführliche Grenzangabe ist, lehrt die ganze Weltgeschichte. Überall lesen wir von gehässigen und schädigenden Grenzstreitigkeiten zwischen Nachbarvölkern. Die Sorgfalt, mit der Gott den Frieden zwischen den einzelnen Stämmen zu schützen sucht, zeigt in Wahrheit seine väterliche Liebe; nichts übersah er, was zur Förderung des Friedens dienen konnte. Wenn er nicht rechtzeitig dafür gesorgt haben würde, so hätten sie sich sicherlich durch innere Kämpfe aufgerieben. - Es ist noch zu beachten, dass hier (V. 21) die Fürsten der Midianiter als „die Gewaltigen des Königs Sihon“ bezeichnet werden. Demnach haben sie auch an seiner Niederlage teilgenommen, weil sie in den ungerechten Kampf mit hineingezogen worden waren und zu dem Reiche Sihons, des erklärten Feindes, gehörten. Damit nun kein Zweifel bleibe, dass ihr Verderben ein gerechtes war, wird mitgeteilt, dass unter ihnen auch (V. 22) Bileam getötet wurde, dessen Worte die Israeliten schwerer hatten verwunden sollen als Tausende von Schwertern.

V. 24. Dem Stamme der Kinder Gad gab Mose usw. Auch für das Gebiet des Stammes Gad werden sorgfältig die Grenzen festgelegt, damit ihr Besitztum unanfechtbar sei. Gottes Freigebigkeit wird dabei gepriesen, welche große Völker austrieb, um sein Volk an ihre Stelle zu setzen. Das wird noch deutlicher hervorgehoben bei dem Gebiet des halben Stammes Manasse. In seinem Erbteil werden 60 Städte genannt. Das beweist, dass Mose keineswegs fehlgriff, als er so reichlich austeilte: denn es war dem Herrn nicht verborgen, wie viele Städte er nach seiner Freigebigkeit diesem Stamme zuwies.

Der (V. 33) Stamm Levi wird ausgeschlossen. Sie sollen kein Recht haben, das ohne Los verteilte Gebiet der Stämme Ruben, Gad und Manasse auch für sich zu beanspruchen. Als ihr Anteil werden hier nicht, wie vorher, die Opfer genannt, sondern Gott selbst. Wollten sie damit nicht zufrieden sein, so wäre dies ein Beweis unerträglicher Anmaßung.

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