Calvin, Jean – Hiob 19, 1 – 12.

Calvin, Jean – Hiob 19, 1 – 12.

1) Da nahm Hiob das Wort: 2) Wie lange wollt ihr mein Herz plagen und mich mit euren Worten peinigen? 3) Zehnmal habt ihr mich nun schon verhöhnt und schämt euch nicht und verstockt euch wider mich. 4) Irre ich, so irre ich mir. 5) Aber wenn ihr euch so rühmt und erhebt in meinem Jammer, 6) so wisset, dass Gott mich mit seiner Macht umgeben hat und mit seinen Netzen eingeschlossen hat. 7) Schreie ich über Gewalt, so antwortet er mir nicht; rufe ich, so ist kein Recht da. 8) Er hat meinen Weg verzäunt, so dass es keinen Ausweg gibt, und hat Finsternis auf meinen Weg gestellt. 9) Meiner Ehre hat er mich beraubt, er hat mir die Krone von meinem Haupte genommen. 10) Er hat mich zerbrochen um und um, dass ich vergangen bin, meine Hoffnung hat er ausgerissen wie einen Baum. 11) Sein Zorn ist über mich ergrimmt, und er hat mich für seinen Feind geachtet. 12) Seine Kriegsleute sind gekommen und haben mich umgeben und sich um meine Hütte her gelagert.

Bildad hat (Kap. 18) den allgemeinen Gedanken ausgesprochen, Gott lasse die Ungerechten nicht ungestraft; darum müsse auch Hiob zu ihnen gehören, weil Gott ihn so hart heimsuche. Hiob aber widerlegt ihn: man dürfe sein Leben nicht beurteilen nach dem Maße der Trübsal, die er zu leiden habe; Gott strafe ihn nicht für die Fehler, die er begangen hätte, sondern da liege ein heimliches und dem Menschen unbekanntes Gericht vor. Zuvor aber beklagt er sich über seine Freunde, weil sie so hart gegen ihn sind. Sie haben weder Erbarmen noch Mitleid mit seiner Not. Aber es zeigt sich, dass auch er zu weit gegangen ist; denn er sagt: Irre ich, so irre ich mir. Hatte er gefehlt, so hätte er die Strafe sanftmütig hinnehmen müssen. So wie er könnte eher ein verzweifelter und unverbesserlicher Bube sprechen als ein Kind Gottes: „Lasst mich, denn ich will meine Strafe tragen! Habe ich einem andern mit meiner Sünde geschadet?“ Nun aber hat sich Hiob so weit treiben lassen, als er sah, dass er seinen Freunden anders nicht beikommen konnte. Dann aber kommt er wieder auf seinen Hauptpunkt zurück und versteift sich nicht auf seine Ungeduld, weil er damit nicht bestehen kann. Meint ihr, ihr könnt mit eurer Großsprecherei gegen mich bestehen, weil ihr sehet, wie übel ich dran bin, und weil es euch vorkommt, ich sei verloren und verdammt und die elendeste unter allen Kreaturen? Gott hat mich mit seiner Macht umgeben; mit Disputieren und Prozessieren komme ich nicht weiter; denn Gott richtet sich nicht nach den Menschen. Rufe ich, so ist kein Recht da. Ich mag mich noch so sehr auf mein Recht berufen, ich muss dennoch mein Unglück tragen; von meinem Rufen und Schreien habe ich nichts, das lindert meine Not nicht: er hat mich für seinen Feind geachtet. Unzählige Trübsale schickt er mir, wie ein Kriegsheer, das mich belagert. Ich bin voller Qual und Pein, und was noch schlimmer ist: Er hat meinen Weg verzäunt, so dass es keinen Ausweg gibt. Eingeschlossen hat er mich, so dass ich kein Mittel sehe, um meiner Not zu entfliehen, die mich quält. Das sind nun auf den ersten Blick recht befremdliche Worte, aber wir haben ja schon in etwa gemerkt, worauf Hiob sich dabei gründet, und wir wollen dem noch weiter nachdenken.

Mit Recht wirft Hiob seinen Freunden vor, dass sie ihn verhöhnen wollen. Wenn ein Mensch mit Gottes Ruten geschlagen wird, so mögen wir noch so viel Grund haben, ihn zu tadeln, es muss doch immer mit Sanftmut geschehen, damit wir ihn nicht zu hart anfassen; wir müssen bedenken: Gottes Hand ist schon streng genug, und man braucht es nicht noch schlimmer zu machen. Wenn ein Mensch sich frech gegen Gott erhebt, wenn es ihm allzu gut geht und man ihm in seiner Raserei gar nicht beikommen kann, dann mögen wir wohl einen schärferen Ton anschlagen. Denn solch eine Anmaßung muss man zerbrechen, wenn die Menschen Gottes Langmut und Güte so missbrauchen. Es ziemt sich eben nicht, dass die Menschen Gottes spotten, seine Güte und Milde in Gift verwandeln und selbst gegen ihn immer mehr voll Giftes werden. Behandelt man sie milde, so frohlocken sie in ihren Lüsten, als wären sie rasend; man kann ihnen keine Vernunft beibringen und sie nicht zur Umkehr führen. Aber wenn ein Mensch zerschlagen ist und Gott bereits so in ihm gewirkt hat, dass wir nur noch Mitleid mit ihm haben müssten, was sollte dann daraus werden, wenn wir mit ganzer Strenge über ihn herfahren wollten? Hätten Hiobs Freunde ihn nach Gebühr behandelt, so hätte er sich sicherlich unter die Hand Gottes gebeugt. Nun aber schmähen sie ihn und wollen ihn, was doch gegen die Wahrheit war, glauben machen, er sei ein gottloser Mensch, voll Heuchelei, er habe Gott sein Lebtag nie von Herzen gedient und die andern, die nicht so geplagt würden wie er, seien viel besser und gerechter. Hätte Hiob ihren Reden zugestimmt, so hätte er Gott verleugnet und gegen sein Gewissen gesprochen. Darum besteht er auf seinem Recht.

Wenn also Gott unseren Nächsten heimsucht, so dürfen wir daraus nicht den Schluss ziehen, er sei der schlimmste Bösewicht unter der Sonne, sondern müssen wohl zusehen, dass wir gerecht urteilen, sowie wir wollten, dass man auch über uns urteile. Es ist doch möglich, dass Gott seine Geduld erproben will. Hat er auch mit rechtem Eifer einen guten Wandel geführt, so kann es doch sein, dass Gott ihn uns als Spiegel vorhalten will. Jedenfalls steht es uns nicht zu, seine Sünden bemessen zu wollen nach der Strafe, die wir ihn leiden sehen. Die Gerechten fasst Gott härter an als die bösen Buben, weil er die bis aufs letzte aufspart, und er macht sie dadurch umso unentschuldbarer; denn sie häufen nur Gottes Zorn und Gericht auf ihr Haupt. Dabei aber sehen wir, was das für eine Anfechtung ist, wenn die Menschen ein verkehrtes und böses Urteil über uns fällen, und wie schwer es ist, dann noch Maß zu halten. Hiob hat sich bei all seiner großen Geduld doch nicht so im Zaum halten können, dass ihm nicht ein böses Wort entfahren wäre. Gewiss er hat sich mit Recht beklagt; aber so kann doch nur ein Unbußfertiger sprechen: Irre ich, so irre ich mir! Kinder Gottes müssen sich allezeit demütigen; denn wissen wir nicht, dass Gott die Sünden an uns tausendmal besser erkennt als wir selbst?

Deshalb schickt uns Gott wohl einmal eine härtere Strafe, als wir für richtig halten; aber das kommt nur daher, dass unsre Krankheit uns verborgen ist. Das hat David an seinem Erlebnis mit Simei gelernt. Er wusste wohl, dass Simei ein Bösewicht war, der ihm mit Gift und Bitterkeit entgegen trat; gleichwohl aber sagt er: Wer weiß, vielleicht hat ihm Gott befohlen, also über mich herzufahren! David weiß, dass Gott ihn in seinen Händen hat und ihn hart behandeln will. Wenn wir es aber Gott zuschreiben müssen, dass die Bösen uns verfolgen, weil er sich ihrer als Geißeln bedient, um uns verdientermaßen zu züchtigen, was sollen wir dann erst tun, wenn andere aus gutem Eifer, weil sie um unser Seelenheil besorgt sind, uns zu bekehren suchen? Wenn sie dabei nicht mit solcher Lindigkeit vorgehen, wie es wohl geschehen müsste, sollten wir deshalb wie wilde Pferde ausreißen und alles von uns weisen? Wie sollte sich das wohl schicken? Damit geben wir doch zu erkennen, dass wir uns nicht vom Geiste Gottes leiten lassen! Es ist immer zu unserer Seligkeit gut und nützlich, den Tadel, er uns zuteil wird, anzunehmen. Wenn ich mich selbst rechtfertige und mit und meinem Nächsten Sand in die Augen streue und denke: Man tut mir groß Unrecht – ach, der Hand meines Gottes kann ich doch nicht entwischen; was habe ich denn davon, dass ich viele Winkelzüge mache und mich bei den Menschen als schuldlos hinstelle? Gott verdammt mich doch! Aber ich werde nicht nur vor den himmlischen Richter gerufen, nein, auch mein Gewissen überführt mich davon, dass ich meinen Richter und meinen Henker zugleich bei mir trage. Ist es aber dann nicht besser, ich bekenne mich schuldig und lasse den Kopf hängen, weil doch Gott alles sieht? Und wenn ich merke, dass mir solche Arznei heilsam ist, dann mag sie mir noch so bitter sein, dass ich sie am liebsten wegwürfe – ich will sie mir doch gefallen lassen.

Wenn Gott uns heimsucht, so sollen wir wachen Auges unsere Sünden erkennen; denn er erzeigt uns damit eine Gnade besonderer Art. Von Natur neigen wir ja alle zur Heuchelei. Dabei schmeichelt sich jedermann und nährt sich an seinen Sünden, und wenn niemand uns entgegentritt, so möchten wir alle am liebsten in unserm Schmutz verkommen. Dann aber gewinnt endlich der Satan Besitz von uns, und es ist wie eine Bezauberung: wir werden immer stumpfer, wie es in den Sprüchen heißt: „Wer sein Herz verhärtet, der wird in Unglück fallen“ (28, 14) und wie Paulus sagt: „Gott hat sie dahingegeben in verkehrten Sinn, zu tun, was nicht taugt“ (Röm 1, 28). Denn das ist das allerschlimmste, wenn die Menschen keinen Schmerz mehr fühlen und den Händen des Satans so hilflos preisgegeben sind, dass sie ihre Sündenwunden nicht mehr spüren und kein Seufzen vor Gott mehr kennen. Wohin kämen wir wohl, wenn Gott uns nicht dadurch hülfe, dass er uns bisweilen Leute schickt, die uns dahin bringen, dass wir unsere Fehler einsehen, die wir schon vergessen haben, und sie uns aufdecken und uns daran erinnern, dass wir vor den Richter müssen? Das ist eine geradezu unschätzbare Gnade! Denn wenn wir allen Tadel verwerfen, so ist das gerade, als wollten wir das Licht des Geistes Gottes auslöschen. Solange uns unsere Sünden verborgen sind, sind wir in der Finsternis; zündet aber Gott seine Lampe an, damit wir unsere Armut sehen, und wir ziehen uns dann doch Binden vor die Augen, die uns blind machen, und wollen es nicht leiden, dass sie uns jemand abnimmt, dann verwerfen wir das Licht und lieben die Finsternis mehr. Was für ein Undank! Ist das nicht ein fluchwürdiger Frevel, wenn wir so dem Geiste Gottes widerstreben, der uns die Hand reicht und uns auf den Weg des Heils zurückführen will? Darum dürfen wir nicht sagen: „O ja, ich habe gesündigt, darum will ich auch meine Strafe tragen, und kein anderer braucht sie für mich zu leiden!“ Gott schenkt andern seine Gaben, damit sie sie uns mitteilen, und wenn er uns jemand schickt, der uns unsere Fehler zeigt, so ist das ein Zeugnis seiner Güte: er trägt noch Sorge um uns und will uns nicht aufgeben. Wenn wir aber wider den Stachel löcken und die Ermahnungen der anderen Leute in den Wind schlagen, so richtet sich dieser Undank gegen Gott selbst.

Hiob freilich hat die Tadelreden seiner Freunde nicht gänzlich abgelehnt, aber er hat ihnen mit einer Rede geantwortet, die vom Unwillen eingegeben war. Diese Ungeduld hat er schon oftmals an den Tag gelegt, obschon es ihm hernach Leid tat. Jetzt kommt er also auf die Hauptsache; was er bisher gesagt hat, lässt er beiseite und kümmert sich nicht mehr darum; er weiß: es ist eine unschickliche Rede, die weder Grund noch Wahrheit hat. Er kehrt also zur Verteidigung seiner Sache zurück: unter dem Vorwand, ihn bessern zu wollen, erheben sich seine Freunde über ihn, ja, immer wieder bringen sie bloß seine Schande vor; sie treten so hart und unverschämt auf, dass von Freundlichkeit und Bescheidenheit nichts an ihnen zu merken ist.

Schließlich erklärt er, Gott strafe ihn nicht um seine Sünden, sondern handle mit ihm ganz unverständlich, so wie er sonst mit keinem Menschen handle. Deshalb beklagt er sich: Rufe ich, so ist kein Recht da; er hat mich für seinen Feind geachtet. Gott straft nicht alle auf die gleiche Art, ja gerade die Frömmsten werden oft viel härter geplagt als die andern: Gott prüft sie nach dem Maße der Kraft, die er ihnen mitgeteilt hat. Diesen Weg müssen wir auch gehen. Denn sollen wir uns darum grämen, dass Gott uns ebenso wenig schont wie die, die er doch mehr als andere geliebt hat? Wollen wir´s denn besser haben als die heiligen Väter, denen der Heilige Geist ein so treffliches Zeugnis gegeben hat? Wollten wir einem jeden gemäß der Art, wie Gott ihn behandelt, den Prozess machen, ach, dann müssten ja alle Unglücklichen in dieser Welt böse Buben sein! Aber wo kämen wir dann hin? Das sind doch gerade die, die Gott als die Seinen erwählt hat und die er als seine Kinder kennt und annimmt! Wir dürfen niemand verdammen, es sei denn, dass uns nach dem Gesetz Gottes seine Übertretungen ganz klar wären. Und auch dann dürfen wir nicht zu weit gehen: wir müssen wissen, was ist zu verurteilen ist, die Personen selbst aber müssen wir der Hand Gottes vorbehalten, bis dass wir ein deutliches Kennzeichen haben, dass Gott sie verworfen hat. Wir dürfen nicht so vermessen sein, uns etwas anzumaßen, was uns nicht gebührt.

Hiob ist in seiner Ungeduld viel zu weit gegangen: er beklagt sich, Gott behandle ihn ganz verkehrt, in einer Art, die weder Gerechtigkeit noch Billigkeit erkennen lasse. Gewiss, das stand ihm allezeit fest, dass Gott gerecht ist, und trotz all seines unziemlichen Redens findet er sich doch selbst immer wieder und weiß, dass er seinen Mund schließen muss. Aber bisweilen kocht er über wie ein Topf auf dem Feuer und lässt sich von seinem Ungestüm viel zu weit hinreißen. Gott züchtigt manchmal die Menschen nicht um ihrer Sünden willen, sondern um sie zu demütigen und ihnen zu zeigen, dass er über seine Kreaturen völlige Gewalt hat und dass sie Spiegel der Geduld sein sollen. Er will sie ihre Schwachheit fühlen lassen, um sie zur besseren Selbsterkenntnis zu führen. Sie sollen merken, dass es verborgene Fehler in ihnen gibt, die erst in der Trübsal in die Erscheinung treten, und dass es ihnen an der nötigen Beständigkeit fehlt, sollen sehen, dass sie beinahe gefallen wären. Und das soll sie immer mehr ins Gebet treiben. Dann erst sind wir wirklich weise, wenn wir auch dann Gott die Ehre geben können, wenn er uns die Augen zuhält und uns führt, wie man Blinde führt. Lasst uns damit zufrieden sein, dass wir gehen, wohin er uns führt und leitet, und wissen: Sein Wille allein soll unsere Gerechtigkeit und unfehlbare Richtschnur sein. Wir haben aber in Gottes Schule noch wenig gelernt, bevor wir nicht alle Strafen in Geduld annehmen, die er uns schickt, zumal sie doch zu unserer Seligkeit dienen.

Es ist freilich eine harte und sehr gefährliche Anfechtung, wenn Gott unser Schreien und Klagen nicht hört. Denn es steht geschrieben: „Der Name des Herrn ist ein festes Schloss, der Gerechte läuft dahin und wird beschirmt“ (Spr 18, 10), und: „Die Sonne soll in Finsternis und der Mond in Blut verwandelt werden, ehe denn der große und schreckliche Tag des Herrn kommt; und soll geschehen, wer des Herrn Namen anrufen wird, der soll errettet werden“ (Joel 3, 4.5). Wir haben die Verheißung Gottes: „Es soll geschehen, ehe sie rufen, will ich antworten; wenn sie noch reden, will ich hören“ (Jes 65, 24)! Und gleichwohl geht es uns immer schlechter, und scheinbar verbittert sich Gott immer mehr gegen uns und quält uns immer mehr, je mehr wir ihn anrufen. Was ist das für eine schwere Anfechtung! Es ist mir verheißen: „Der Herr ist nahe allen, die ihn anrufen, allen, die ihn mit Ernst anrufen“ (Ps 145, 18); ich hab´s mit dieser Verheißung gewagt, aber ich habe nichts davon, es hat mir nichts geholfen, und es wird immer schlimmer mit mir. Nun, so ist es dem Hiob, dem David und allen Gläubigen ergangen. Ja, sogar an unserm Herrn Jesus Christus hat sich das erfüllt, wie sich denn recht eigentlich das Wort auf ihn bezieht: „Mein Gott, des Tages rufe ich, so antwortest du nicht; und des Nachts schweige ich auch nicht, aber meine Hilfe ist ferne“ (Psalm 22, 3.2). Es sieht aus, als hättest du mich verlassen; wenn unsere Väter sich zu dir flüchteten, so haben sie immer die Erfahrung gemacht, dass das nicht vergeblich war, aber mich lässest du zu Schanden werden!

Es ist aber nicht so gemeint, als müssten solche Verheißungen immer augenscheinlich in Erfüllung gehen. Gott erfüllt sie nach seiner Weise. Das ist sicher: Bevor wir zu Gott rufen, ist er schon bereit und willig, uns zu helfen. Woher hätten wir sonst diesen Gebetsdrang? Kommt er nicht von seinem Heiligen Geist? Aus eigenem Antrieb nähme kein Mensch seine Zuflucht zu Gott. Wenn wir meinen, Gott habe uns den Rücken gewandt, so hat er uns schon längst in Gnaden angesehen. Haben wir dann eine Zeitlang ausgehalten, so muss er uns doch diese Kraft gegeben haben, seine Hand muss uns doch hilfreich gewesen sein, sonst wären wir in unserer Trübsal nicht so geduldig und demütig gewesen. Gewiss, wir können wohl einmal auf den Gedanken kommen, es sähe eine Zeitlang so aus, als hätte Gott unser Gebet nicht erhört. Wir sehen, wie es Hiob ergangen ist, ebenso David, ja, selbst unser Herr Jesus Christus hat dahin kommen müssen – nicht als wäre er gleichwie wir von Ungeduld angefochten worden, aber er hat gegen seine menschliche Natur zu kämpfen gehabt, und darum musste er in Angst geraten, als er sah, dass Gott ihn ohne alle Hilfe ließ, so dass er schreien musste: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Wenn wir nun solche Anfechtungen haben und in Angst geraten wegen unserer Schwachheit und so vielfältiger Sünden, die uns ankleben, dann sind wir voller Misstrauen, Widerspenstigkeit, Hoffart und ähnlicher Dinge. Nun, dann muss es mit uns dahin kommen, dass wir sagen: Wir sind doch nicht die ersten, denen Gott hat helfen wollen und die trotz des lang dauernden Druckes seiner Hand doch am Ende die Erfahrung gemacht haben, dass ihre Gebete nicht vergeblich gewesen sind. Daran wollen wir festhalten und es uns gefallen lassen, dass Gott uns so lange unter dem Druck hält, wie es ihm gefällt, bis er uns endlich erlöst und sich als unser Heiland zeigt, wie er uns denn davon schon in dieser Welt einen Vorgeschmack gegeben hat.

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