Calvin, Jean - Der Genfer Katechismus.

Calvin, Jean - Der Genfer Katechismus.

Johann Calvin an die treuen Diener Christi, welche in Ostfriesland die reine Lehre des Evangeliums verkündigen.

Da es uns zukommt, auf alle Weise dahin zu streben, daß unter uns leuchte jene von Paulus so sehr empfohlene Einheit des Glaubens; so mußte vornehmlich auf diesen Zweck das feierliche Glaubensbekenntnis bezogen werden, welches mit der allgemeinen Taufe verbunden ist. Daher wäre nicht nur zu wünschen, daß eine vollkommene Uebereinstimmung in der Lehre von der Gottseligkeit unter allen bestünde, sondern auch, daß alle Kirchen Eine Form des Catechismus hätten. Allein da es aus vielen Ursachen schwerlich jemals dahin wird gebracht werden, daß nicht jede Kirche ihre eigene Form haben sollte, so mag man deshalb nicht mit Heftigkeit streiten; nur sei die Verschiedenheit der Lehrweise so beschaffen, daß wir Alle zu dem einigen Christus hingeführt werden, und durch seine Wahrheit unter einander verbunden so zu Einem Leibe und Einem Geiste verschmelzen, daß wir Alles, was die Hauptpunkte des Glaubens betrifft, mit Einem Munde verkündigen. Diejenigen Catechismuslehrer, welche nicht nach diesem Ziele streben, fügen nicht nur der Kirche den größten Schaden zu, indem sie die Saat des Unfriedens in der Religion ausstreuen, fie führen auch eine ruchlose Entweihung der Taufe herbei. Denn welchen Nutzen hat die Taufe noch, wenn die Grundlage fehlt, daß wir Alle uns zu Einem Glauben bekennen? Deshalb haben diejenigen, welche Catechismen herausgeben, sich forgfältig zu hüten, daß sie nicht durch unüberlegte Behauptungen für die Gegenwart nicht nur, sondern auch bei der Nachwelt die Frömmigkeit aufs höchste gefährden und die Kirche tödtlich verwunden. Ich habe dies in dem Vorworte erinnert, um meinen Lesern zu bezeugen, daß auch ich, wie sichs gebührt, nicht meine letzte Sorge habe sein lassen, nichts in diesem meinen Catechismus zu lehren, als was mit der von allen Frommen angenommenen Lehre übereinstimmt. Und daß dies nicht ein eitles Vorgeben sei, werden diejenigen inne werden, die mit Unbefangenheit und mit gesundem Urtheil lesen. Wenigstens glaube ich das erreicht zu haben, daß meine Arbeit allen Guten, wenn nicht befriedigend, doch willkommen sein wird, weil sie dieselbe für nützlich erkennen. Sollte mein Plan bei Einigen darum nicht Beifall finden, weil ich mich der lateinischen Sprache bedient habe, so habe ich doch viele Gründe dazu, von denen ich einige auswählen will, um den Tadel zu verhüten; denn alle jetzt anzuführen, ist nicht nöthig. Zuvörderst halte ich in dieser Verwirrung und Zerrissenheit der christlichen Kirche für nützlich, daß es öffentliche Zeugnisse gebe, woran die durch weite Entfernung des Orts von einander getrennten Gemeinen, welche eine übereinstimmende Lehre in Christo haben, sich gegenseitig erkennen. Denn abgesehen davon, daß dies zur gegenseitigen Befestigung nicht wenig beiträgt, was ist mehr zu wünschen, als daß sie, sich gegenseitig ihre Theilnahme bezeugend, in frommen Gebeten einander dem Herrn empfehlen? Sonst pflegten in dieser Absicht die Bischöfe, als noch unter Allen Uebereinstimmung des Glaubens bestand und herrschte, Sendbriefe1) über das Meer zu schicken, um durch dieselben, wie durch Wahrzeichen der Freundschaft, die heilige Verbindung der Gemeinen zu befestigen. Um wie viel mehr ist es jetzt, bei dieser grauenvollen Verwüstung in der christlichen Welt, nothwendig, daß die wenigen Kirchen, welche Gott auf die rechte Art verehren, zumal, du sie zerstreut und von allen Seiten mit unheiligen Gemeinen des Antichrists umgeben sind, dies Zeichen der heiligen Gemeinschaft gegenseitig geben und empfangen, um dadurch zu der Vereinigung, von der ich rede, ermuntert zu werden? Wenn die aber schon heute so nothwendig ist, was sollen wir von denen denken, die nach uns kommen? Für sie bin ich so besorgt, daß ich kaum an sie zu denken wage. Denn wenn nicht Gott vom Himmel auf wunderbare Weise zu Hülfe kommt, so glaube ich mit Augen zu sehen, wie die Welt von der äußersten Barbarei bedroht wird. Möchten unsre Kinder nur bald inne werden, daß dies eine mahre Prophezeiung gewesen sei, nicht bloße Vermuthung. Um so mehr müssen wir es uns angelegen sein lassen, daß wir, was noch von der Kirche übrig ist und nach unserm Tode vorhanden sein oder sich wieder zeigen wird, durch unsre Schriften vereinen. Zwar werden andere Schriften ebenfalls an den Tag legen, wie wir Alle über die Wahrheiten der Religion denken; aber nichts wird ein deutlicherer Beweis von der Einigkeit der Lehre in unsern Gemeinen sein, als die Catechismen. Denn daraus wird nicht etwa nur erhellen, was Einer oder der Andere ein Mal gelehrt hat, sondern welches die Grundlage des Unterrichts für Gelehrte und Ungelehrte bei uns gewesen sei, so daß es für alle Gläubigen gleichsam ein öffentliches Denkmal christlicher Gemeinschaft wäre. Und dies war für mich der wichtigste Grund zur Herausgabe dieses Catechismus.

Doch auch der zweite Grund war nicht von geringerem Gewicht, daß nämlich, wie mir zu Ohren kam, sehr Viele ihn begehrten, weil sie hofften, er werde lesenswerth sein; ob mit Recht oder mit Unrecht, darüber kann ich nicht entscheiden; doch war es billig, ihr Verlangen zu erfüllen. Ja, ich war beinah dazu gezwungen, und konnte ungestraft mich nicht weigern. Denn da ich vor sieben Jahren einen kurzen Inbegriff der Religion unter dem Namen eines Catechismus herausgegeben hatte, fürchtete ich, daß er wieder bei Seite gelegt werden möchte, wenn ich es nicht durch die Herausgabe des gegenwärtigen verhütete. Wollte ich für das allgemeine Beste sorgen, so mußte ich dahin wirken, daß dieser, dem ich den Vorzug gebe, an die Stelle des erstern käme, Ueberdies glaube ich es sei des Beispiele wegen gut, daß wir an der Wiederherstellung der Kirche arbeiten, überall treulich dahin wirken, daß wenigstens der Gebrauch des Catechismus, der seit einigen Jahrhunderten unter dem Papstthum abgeschafft ist, in seine Rechte wieder eingesetzt werde. Denn diese ehrwürdige Anstalt2) ist ihres Nutzens wegen nicht genug zu empfehlen, so wie man die schändliche Verfälschung nicht genug rügen kann, welche die Päpstler sich haben zu Schulden kommen lassen, indem sie jene Anstalt in kindische Albernheiten verkehrt und so nicht nur abgeschafft, sondern sie auch als Deckmantel eines unwürdigen und gottlosen Aberglaubens auf schändliche Weise gemißbraucht haben. Denn jene erdichtete Firmelung, die sie an die Stelle derselben gesetzt haben, schmücken sie, wie eine Hure, mit dem Glanze besonderer Feierlichkeiten und allerlei Gepränge ohne Maß; ja, in der Absicht, sie zu schmücken, verzieren sie dieselbe mit abscheulichen Gotteslästerungen, indem sie prahlen, dies Sacrament sei mehr, als die Taufe, und diejenigen, welche nicht mit ihrem stinkenden Oele gesalbt sind, Halbchristen nennen; inzwischen bietet die ganze Handlung nichts dar, als theatralische Gebärden, oder vielmehr leichtfertige Affenpossen, ohne allen Grund.

Euch aber, meine geliebtesten Brüder in dem Herrn, widme ich mit Vorbedacht diesen Catechismus deshalb, weil Einige aus Eurer Mitte mir gesagt haben, das Ihr mich liebt, daß Vielen von Euch meine Schriften gefallen, und daß sie mich namentlich in Zuschriften auffordern sollten, diese Arbeit ihretwegen zu übernehmen. Sonst würde dieser eine Grund mir genügen, daß ich dies, was mich Euch auf höchste verpflichtet, schon längst durch die Mittheilungen frommer und achtungswürdiger Männer weiß. Jetzt aber bitte ich Euch, was Ihr, wie ich überzeugt bin, von selbst thun werdet, diesen Beweis meiner Liebe zu Euch gut aufzunehmen. Lebet wohl. Der Herr rüste Euch von Tage zu Tage immer mehr mit dem Geiste der Weisheit, der Klugheit, des Eifers und der Stärke, zur Erbauung seiner Kirche.

Genf, den 29. November, 1545.

An den Leser.

Man hat in der Kirche immer darauf geachtet und dafür gesorgt, dass die Kinder in der christlichen Lehre gehörig unterrichtet würden. Damit dies desto leichter geschehen könne, hat man nicht nur vor Zeiten Schulen eröffnet, und einem Jeden befohlen, seine Hausgenossen wohl zu unterweisen, sondern es ist auch als eine öffentliche Veranstaltung Sitte geworden, die Kinder in der Kirche über diejenigen Lehrstücke zu befragen, welche allen Christen gemein und bekannt sein müssen. Damit dies aber ordentlich geschehe, setzte man ein Formular auf, welches Katechismus genannt ward oder Unterweisung. Seit der Zeit hat der Teufel, der die Kirche des Herrn jämmerlich zerreißt und ihr einen furchtbaren Untergang bereitet (der Zeichen davon sieht man auf dem größten Teil der Erde nur zu viel) diese heilige Ordnung zerstört und nichts übrig gelassen, als einige Possen, die nur abergläubige Meinungen erzeugen, ohne irgendeine Frucht der Erbauung. Von dieser Art ist die so genannte Firmelung, die überladen ist mit allerlei Gebräuchen, die mehr als lächerlich sind und ganz für Affen passen, und schlechterdings keinen Grund haben. Das nun, was wir jetzt öffentlich vorlegen, ist nichts Anderes, als dasjenige, was längst von den Christen und wahren Verehrern Gottes beobachtet, und niemals unterlassen ist, ausgenommen, wenn die Kirche durchaus verderbt war.

1. Vom Glauben.

Lehrer: Welches ist der Hauptzweck des menschlichen Lebens?
Schüler: Dass die Menschen erkennen, der sie erschaffen hat.

L.: Aus welchem Grunde sagst du das?
S.: Weil er uns darum geschaffen und auf diese Welt gesetzt hat, damit er in uns verherrlicht werde. Und in der Tat, es ist billig, dass unser Leben, dessen Ursprung er ist, zu seiner Verherrlichung angewandt werde.

L.: Worin besteht aber das höchste Gut des Menschen?
S.: Eben darin.

L.: Warum hältst du dies für das höchste Gut?
S.: Weil ohne dasselbe unser Zustand viel unglücklicher ist, als der Zustand der Tiere.

L.: Daraus also erkennen wir genugsam, dass dem Menschen nichts Unglücklicheres begegnen könne, als wenn er nicht Gott lebte?
S.: So ist´ s.

L.: Ferner, welches ist die wahre und richtige Erkenntnis Gottes?
S.: Wenn er so erkannt wird, dass ihm die Ehre erwiesen wird, die ihm gebührt.

L.: Welches aber ist dir rechte Art, ihn zu verehren?
S.: Wenn wir unser ganzes Vertrauen auf ihn setzen, wenn wir uns bemühen, ihn durch unser ganzes Leben zu verehren, indem wir seinem Willen gehorchen, wenn wir ihn anrufen, so oft die Not uns drängt, wenn wir unser Heil und jedes wünschenswerte Gut bei ihm suchen, wenn wir endlich mit Herz und Mund ihn als den alleinigen Urheber aller Güter anerkennen.

L.: Aber, um dies in der Ordnung zu erwägen und vollständig zu erörtern, was ist nach dieser deiner Einteilung das erste Stück?
S.: Dass wir unser ganzes Vertrauen auf Gott setzen.

L.: Wie soll das aber geschehen?
S.: Wenn wir erkennen, dass er allmächtig und vollkommen gut ist.

L.: Ist das genug?
S.: Keineswegs.

L.: Woher?
S.: Weil wir nicht wert sind, dass er, um uns zu helfen, seine Macht beweise, oder wie gut er ist, zu unserm Heil offenbare.

L.: Was ist denn noch weiter nötig?
S.: Dass ein jeder von uns in seinem Herzen glaube, dass Gott ihn liebe und sein Vater und der Urheber seines Heils sein wolle.

L.: Woher soll uns aber dieser Glaube kommen?
S.: Aus seinem Worte, worin er uns seine Gnade in Christo erklärt und seine Liebe gegen uns bezeugt.

L.: Der Grund und Anfang unsers Vertrauens auf Gott ist also, dass wir ihn in Christo kennen?
S.: Allerdings.

L.: Jetzt möchte ich in Kürze von dir den Hauptinhalt dieser Erkenntnis hören.
S.: Er ist enthalten in dem Glaubensbekenntnis, welches alle Christen miteinander gemein haben. Man nennt es gewöhnlich „das apostolische,“ weil es seit dem Anfang der Kirche immer von allen Frommen angenommen, und entweder von den Aposteln diktiert oder aus ihren Schriften treulich zusammengestellt ist.

L.: Sage es her.
S.: „Ich glaube an Gott, den allmächtigen Vater, den Schöpfer des Himmels und der Erde, und an Jesum Christum, seinen einigen Sohn, unsern Herrn, der empfangen ist vom heiligen Geiste, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten hat unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, abgestiegen zur Hölle, am dritten Tage wieder auferstanden ist von den Toten, aufgefahren gen Himmel, sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters, von dannen er kommen wird, zu richten die Lebenden und die Toten. Ich glaube an den heiligen Geist, eine heilige, allgemeine Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben. Amen.“

L.: Um die einzelnen Stücke genauer zu verstehen, in wie viel Teile teilen wir dies Bekenntnis?
S.: In vier Hauptteile.

L.: Nenne sie mir.
S.: Der erste wird von Gott, dem Vater handeln, der zweite von seinem Sohne Jesu Christo, der auch die ganze Lehre von der Erlösung der Menschen in sich fasst, der dritten vom heiligen Geist, der vierte von der Kirche und den ihr erwiesenen göttlichen Wohltaten.

L.: Da nur Ein Gott ist, warum erwähnst du hier denn drei: den Vater, den Sohn und den heiligen Geist?
S.: Weil wir in dem einigen Wesen Gottes den Vater erblicken sollen, als den Anfang und Ursprung oder die erste Ursache aller Dinge, ferner den Sohn, der seine ewige Weisheit ist, endlich den heiligen Geist, als seine Kraft, die sich zwar über alles verbreitet, aber immer in ihm wohnt.

L.: Du gibst also zu verstehen, es sei nichts Ungereimtes, wenn wir in Einer Gottheit diese drei unterschiedenen Personen annehmen, und Gott werde deshalb nicht geteilt.
S.: So ist es.

L.: Sage nun den ersten Teil her.
S.: „Ich glaube an Gott, den allmächtigen Vater, den Schöpfer des Himmels und der Erde.“

L.: Warum nennst du ihn „Vater?“
S.: Zuerst in Rücksicht auf Christum, der auch seine Weisheit ist, von ihm vor aller Zeit gezeugt, in diese Welt geschickt und für seinen Sohn erklärt ward. Da aber Gott der Vater Jesu Christi ist, so schließen wir daraus, dass er auch unser Vater sei.

L.: In welchem Sinne legst du ihm den Namen des „Allmächtigen“ bei?
S.: Nicht, dass er Macht habe, ohne sie zu gebrauchen, sondern dass er Alles in seiner Gewalt und in seiner Hand habe, durch seine Vorsehung die Welt regiere, nach seinem Willen ordne, und über alle Geschöpfe herrsche, wie es ihm gefällt.

L.: Du stellst dir also die Macht Gottes nicht als müßig vor, sondern denkst sie dir als eine solche, welche die Hand niemals von dem Werke abzieht, so, dass nichts ohne ihn und seinen Ratschluss geschieht?
S.: So ist es.

L.: Warum fügst du hinzu: „Schöpfer des Himmels und der Erde?“
S.: Weil er sich durch seine Werke offenbart hat;3) in diesen müssen wir ihn suchen; denn sein Wesen kann unsre Seele nicht fassen. Die Welt ist also gleichsam ein Spiegel, in dem wir ihn erblicken können, wiefern es uns nützlich ist, ihn zu erkennen.

L.: Verstehst du nicht unter Himmel und Erde alle übrigen Geschöpfe?
S.: Ja wohl; unter diesen beiden Wörtern werden sie alle zusammengefasst, die himmlischen, wie die irdischen.

L.: Warum aber nennst du Gott nur „Schöpfer“, da es doch weit wichtiger ist, die Geschöpfe in ihrer Verfassung zu bewahren und zu erhalten, als sie ein Mal erschaffen zu haben?
S.: Durch dies Wörtchen wird nicht etwa nur angezeigt, dass Gott seine Werke Ein Mal erschaffen habe, sich aber weiter nicht um sie bekümmere. Vielmehr ist es so zu fassen, dass die Welt, wie sie ein Mal von ihm erschaffen ist, so auch jetzt von ihm erhalten werde, und dass die Erde und Alles andere nur insofern bestehe, als es durch seine Kraft und gleichsam von seiner Hand gehalten wird. Da er Alles nun also in seiner Hand hält, so folgt, dass er der höchste Regierer und Herr aller Dinge sei. Daraus nun, dass er Schöpfer des Himmels und der Erde ist, muss man erkennen, dass er allein es ist, der mit Weisheit, Güte und Macht den Lauf und die Ordnung der ganzen Natur regiert, der des Regens und der Dürre, des Hagels und anderer Unwetter, wie des heitern Wetters Urheber ist, der durch seine Güte die Erde befruchtet, und sie wieder unfruchtbar macht, wenn er seine Hand zurückzieht, von dem die Gesundheit kommt, wie die Krankheiten, dessen Herrschaft Alles untertan ist, dessen Wink Alles gehorcht.

L.: Was aber sollen wir von den Gottlosen und von den Teufeln denken? Werden wir sagen dürfen, dass auch sie ihm untertan sind?
S.: Obgleich er sie nicht mit seinem Geiste regiert, so beschränkt er sie doch durch seine Macht, wie mit einem Zügel, so, dass sie sich nicht regen können, als wiefern er es ihnen gestattet. Ja, er macht sie sogar zu Dienern seines Willens, so, dass sie gezwungen werden, wider ihren Willen und gegen ihre Absicht zu vollbringen, was ihm gefällt.

L.: Welchen Nutzen hast du von dieser Erkenntnis?
S.: Einen sehr großen. Denn es würde übel mit uns stehen, wenn die Teufel und die gottlosen Menschen gegen Gottes Willen etwas vermöchten; wir würden niemals ruhig sein, indem wir glauben würden, ihrer Willkür Preis gegeben zu sein. Dann erst beruhigen wir uns völlig, wenn wir wissen, dass Gott sie zügelt und gleichsam enge eingrenzt, so, dass sie nichts ohne seine Zulassung tun können, zumal, da Gott selbst uns verheißen hat, dass er unser Beschützer und der Bürge unsers Heils sein wolle.

L.: Lasst uns jetzt zum zweiten Teile fortschreiten.
S.: Er lautet: „Wir glauben an Jesum Christum, seinen Sohn, unsern Herrn.“

L.: Was enthält er vorzugsweise?
S.: Dass der Sohn Gottes unser Erlöser ist; er erklärt zugleich, wie er uns vom Tode errettet und uns das Leben erworben hat.

L.: Was bedeutet der Name „Jesus“, mit dem du ihn nennst`
S.: Was bei den Griechen Heiland, Retter heißt. Die Lateiner haben kein eigenes Wort, wodurch der Begriff gut ausgedrückt werden könnte. Deshalb hat man das Wort „salvator“ angenommen. Dem Sohne Gottes hat diese Benennung der Engel gegeben, auf Gottes eigenen Befehl.4)

L.: Will das mehr sagen, als wenn Menschen sie ihm gegeben hätte?
S.: Allerdings. Denn da Gott wollte, dass er so genannt würde, so folgt notwendig daraus, dass er es auch wirklich sei.

L.: Was bedeutet ferner der Name „Christus?“
S.: Mit diesem Beinamen wird seine Wirksamkeit noch besser ausgedrückt; denn es bedeutet, dass er von seinem Vater „gesalbt“ sei zum Könige, Priester und Propheten.

L.: Woher weißt du das?
S.: Weil die Schrift mit diesen drei Ämtern die Salbung verbindet; ferner, weil sie dieselben Christo öfters beilegt.

L.: Mit was für Öl aber ist er gesalbt?
S.: Nicht mit sichtbarem, wie es bei der Weihe der alten Könige, Priester und Propheten gebraucht ward, sondern mit edlerem, nämlich mit dem heiligen Geiste; das ist das Wahre jener bloß äußerlichen Salbung.

L.: Was aber hat er für ein Reich, wie du erwähnst?
S.: Ein geistiges, das auf dem Worte und dem Geiste Gottes beruht, welche Gerechtigkeit und Leben gewähren.

L.: Und was für ein Priestertum?
S.: Es ist das Amt und Vorrecht, vor Gott zu treten, um Gnade zu erlangen, und durch Darbringung eines ihm wohlgefälligen Opfers seinen Zorn zu stillen.

L.: In welchem Sinne aber nennst du Christum einen Propheten?
S.: Weil er sich, als er auf die Erde herabkam, für einen Gesandten und Dolmetscher des Vaters bei den Menschen erklärte, und zwar zu dem Ende, um durch vollständige Belehrung über den Willen des Vaters allen Offenbarungen und Weissagungen ein Ende zu machen.

L.: Hast du davon denn einigen Nutzen?
S.: Ja, dies Alles zweckt nur auf unser Bestes ab. Denn der Vater hat Christum damit begabet, dass er es uns mitteilen und wir Alle aus seiner Fülle schöpfen.

L.: Setze mir dies etwas auseinander.
S.: Er war mit dem heiligen Geiste erfüllt, und mit dem vollen Reichtum aller seiner Gaben ausgerüstet, damit er sie uns erteilte, einem Jeden nach dem Maße, das ihm heilsam ist, wie der Vater weiß. Daher schöpfen wir Alles, was wir von geistigen Gütern besitzen, aus ihm, als der alleinigen Quelle.

L.: Was gewährt uns sein Reich?
S.: Dass wir durch diese Wohltat, damit wir ein frommes und heiliges Leben führen können, Freiheit des Gewissens gewonnen und seine geistlichen Schätze erlangt haben, und dadurch mit der Kraft gerüstet sind, die zur Besiegung der beständigen Feinde unsrer Seele, der Sünde, des Fleisches, des Satans und der Welt hinreicht.

L.: Wozu aber dient sein Priestertum?
S.: Zuerst, dass er auf diese Weise unser Mittler ist, uns mit dem Vater zu versöhnen; sodann, dass uns durch ihn der Zugang zum Vater geöffnet ist, dass wir mit Zuversicht vor sein Angesicht treten, und uns selbst und Alles, was unser ist, ihm zum Opfer darbringen. So macht er uns gewissermaßen zu seinem Mitgenossen im Priestertum.

L.: Es ist noch das Prophetenamt übrig.
S.: Da dem Sohne Gottes das Lehramt übertragen ist bei den Seinen, ist der Zweck, dass er sie durch die richtige Erkenntnis des Vaters erleuchte, sie in der Wahrheit unterweise und sie zu vertrauten Schülern Gottes mache.

L.: Darauf also lässt sich Alles, was du gesagt hast, zurückführen, dass der Name Christi drei Ämter in sich begreife, welche der Vater dem Sohne übertragen hat, damit er ihre Kraft und Frucht den Seinen reichlich mitteile?
S.: So ist es.

L.: Warum nennst du ihn den „einigen“ Sohn Gottes, da Gott doch uns Alle dieses Namens würdigt?
S.: Dass wir Kinder Gottes sind, das haben wir nicht von Natur, sondern nur durch Annahme an Kindes Statt und aus Gnade, weil uns Gott nämlich so ansieht. Aber der Herr Jesus, der aus dem Wesen des Vaters gezeugt und Eines Wesens mit dem Vater ist, wird mit dem vollkommensten Recht der einige Sohn Gottes genannt, da er allein es von Natur ist.5)

L.: Erkennst du also, dass diese Ehre sein Eigentum ist und ihm von Natur zukommt, uns aber als ein Gnadengeschenk mitgeteilt werde, wiefern wir seine Glieder sind?
S.: Allerdings. Darum wird er auch in Hinsicht auf diese Mitteilung anderswo „der Erstgeborne unter vielen Brüdern“ genannt.6)

L.: Wie verstehst du es, dass er unser „Herr“ sei?
S.: Wiefern er von dem Vater dazu bestimmt ist, dass wir unter seiner Oberherrschaft stehen, dass er das Reich Gottes regiere im Himmel und auf Erden, und das Haupt der Menschen und der Engel sei.

L.: Was will das Folgende sagen?
S.: Es zeigt die Art und Weise, wie der Sohn vom Vater gesalbt ist, damit er uns ein Heiland sei, dass er nämlich, nachdem er unser Fleisch an sich genommen hat, alles das vollendet hat, was zu unserm Heile nötig war, wie es hier aufgezählt wird.

L.: Was willst du mit diesen beiden Sätzen sagen, dass er „empfangen ist von dem heiligen Geiste, geboren von der Jungfrau Maria?“
S.: Dass er in dem Leibe der Jungfrau gebildet sei, aus ihrem Wesen, damit er der wahre „Same Davids“ sei, wie es in den Weissagungen der Propheten vorhergesagt war, und dass dies durch eine wunderbare und geheimnisvolle Kraft des Geistes bewirkt worden, ohne die Gemeinschaft eines Mannes.7)

L.: War es denn so nötig, dass er sich in unser Fleisch kleidete?
S.: Sehr nötig; denn der Ungehorsam, den der Mensch sich gegen Gott hatte lassen zu Schulden kommen, musste notwendig auch in menschlicher Natur gesühnt werden; auf andere Weise konnte er auch nicht unser Mittler sein, die Versöhnung zwischen Gott und den Menschen zu Stande zu bringen.8)

L.: Du behauptest also, Christus habe Mensch werden müssen, damit er gleichsam in unsrer Person vollbringe, was zu unserm Heile nötig war?
S.: Das ist meine Meinung. Denn von ihm müssen wir entlehnen, was uns selber fehlt, weil es auf andere Weise nicht möglich ist.

L.: Warum aber ist dies durch den heiligen Geist bewirkt, und nicht vielmehr auf die gewöhnliche und bekannte Weise, durch Zeugung?
S.: Weil der menschliche Same ganz und gar verdorben ist, so geziemt es sich, dass bei der Erzeugung des Sohnes Gottes die Wirksamkeit des heiligen Geistes dazwischen kam, damit er nicht von dieser Ansteckung berührt würde, sondern geschmückt wäre mit der vollkommensten Reinheit.

L.: Hieraus also lernen wir, dass der, welcher Andere heiligt, frei sei von allen Flecken, und, wenn ich so sagen darf, mit ursprünglicher Reinheit von Mutterleibe an begabt, damit er Gott ganz geheiligt sei und von keinem Gebrechen des menschlichen Geschlechtes befleckt.
S.: So verstehe ich es.

L.: Wie ist er unser „Herr“?
S.: Er ist von dem Vater bestimmt, dass er uns regiere, und, da er die Gewalt und Oberherrschaft Gottes im Himmel sowohl, als auf der Erde, erhalten hat, als das Haupt der Engel und der Frommen erkannt werde.9)

L.: Warum kommst du von seiner Geburt sogleich auf seinen Tod, und übergehst die Geschichte seines ganzen Lebens?
S.: Weil hier nur von dem die Rede ist, was so ganz zu unsrer Erlösung gehört, dass es gewissermaßen das Wesen derselben ausmacht.

L.: Warum sagst du nicht einfach und mit Einem Worte, er sei gestorben, sondern fügest auch den Namen des Statthalters hinzu, unter dem er gelitten habe?
S.: Dies geschieht nicht nur um der Zuverlässigkeit der Geschichte willen, sondern dient dazu, dass wir wissen, sein Tod sei mit einer Verurteilung verbunden gewesen.

L.: Erkläre dies deutlicher.
S.: Er ist gestorben, damit er die von uns verdiente Strafe litte und uns so von derselben befreite. Da wir aber Alle, weil wir Sünder sind, vor dem Gerichte Gottes strafbar sein würden, so wollte er, um unsre Stelle einzunehmen, sich vor einen weltlichen Richter stellen und durch seinen Ausspruch verurteilt werden, damit wir vor dem himmlischen Richterstuhl Gottes freigesprochen würden.

L.: Aber Pilatus erklärt ihn für unschuldig; 10) also verdammt er ihn nicht als einen Übeltäter.
S.: Beides muss man beachten. Denn deshalb gibt ihm der Richter das Zeugnis der Unschuld, damit es bezeugt werde, dass er nicht für seine eigenen Übeltaten bestraft sei, sondern für die unsre; dennoch wird er auf feierliche Weise durch den Ausspruch desselben Richters verurteilt, damit offenbar werde, er unterwerfe sich dem Urteil, welches wir verdient haben, als unser Bürge, um uns von der Schuld zu befreien.

L.: Gut gesagt. Denn wäre er ein Sünder, so wäre er nicht ein tauglicher Bürge, um die Strafe für fremde Sünde zu leiden. Damit aber seine Verurteilung uns zur Lossprechung diene, musste er unter die Übeltäter gerechnet werden.
S.: So verstehe ich es.

L.: Dass er „gekreuzigt“ worden, hat das mehr Gewicht, als wenn er auf irgendeine andere Art getötet wäre?
S.: Allerdings, wie auch Paulus erinnert11), indem er schreibt, Christus sei „an das Holz gehängt,“ damit er unsern Fluch auf sich nähme und wir von demselben befreit würden. Denn jene Todesart war mit dem Fluch belegt.12)

L.: Wie aber? Wird dem Sohne Gottes nicht eine Schmach zugefügt, wenn man sagt, er sei dem Fluche unterworfen gewesen, selbst vor Gott?
S.: Keineswegs. Denn indem er ihn auf sich nahm, hat er ihn aufgehoben; er hat aber indessen nicht aufgehört, der Gesegnete zu sein, damit er seinen Segen über uns ausgieße.

L.: Fahre fort.
S.: Weil der Tod den Menschen als Strafe auferlegt war, um der Sünde willen, so erduldete ihn der Sohn Gottes, und besiegte ihn, indem er ihn erduldete. Und damit umso mehr offenbar würde, dass er den wahren Tod litt, so wollte er, wie andere Menschen, in das Grab gelegt werden.

L.: Allein es scheint doch, als brächte dieser Sieg uns keinen Vorteil, da wir nichts desto weniger sterben.
S.: Das steht nicht entgegen; denn jetzt ist der Tod für die Gläubigen nicht Anderes, als der Übergang in ein besseres Leben.

L.: Daraus folgt, dass wir vor dem Tode nicht mehr erschrecken dürfen, als wäre er etwas Furchtbares, sondern dass wir mit getrostem Mute unserm Führer, Christo, folgen sollen, der, wie er selbst im Tode nicht umkam, auch uns nicht umkommen lässt.
S.: So ist es.

L.: Was unmittelbar darauf von seinem „Hinabsteigen zur Hölle“ hinzugefügt wird, welchen Sinn hat das?
S.: Dass er nicht nur den wirklichen Tod gelitten habe, der in der Trennung der Seele vom Körper besteht, sondern auch „die Schmerzen des Todes“, wie Petrus es nennt.13) Unter diesem Ausdruck aber verstehe ich die furchtbare Angst, von der seine Seele ergriffen war.

L.: Sage mir die Ursache und die Beschaffenheit derselben.
S.: Weil er, um für die Sünder genug zu tun, sich vor den Richterstuhl Gottes stellte, so musste sein Gewissen von dieser Angst gequält werden, als wäre er verlassen von Gott, ja, als wäre Gott feindlich gegen ihn gesinnt. In dieser Angst war er, als er zu seinem Vater rief: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“14)

L.: Zürnte denn der Vater auf ihn?
S.: Keineswegs; sondern er bewies diese Strenge gegen ihn, damit erfüllt würde, was vorhergesagt ist durch Jesaias15), „dass er geschlagen sei von der Hand Gottes wegen unsrer Sünden, verwundet wegen unsrer Missetaten.“

L.: Aber da er Gott ist, wie konnte er von solcher Angst ergriffen werden, als wäre er von Gott verlassen?
S.: Man muss das so nehmen, dass er den Empfindungen seiner menschlichen Natur gemäß dahin gebracht war. Damit dies geschähe, hielt sich inzwischen seine Gottheit ein wenig verborgen, das heißt, sie äußerte ihre Kraft nicht.

L.: Wie ist es aber möglich, dass Christus, das Heil der Welt, dieser Verdammnis unterworfen war?
S.: Er ward derselben nicht so unterworfen, dass er unter ihr bliebe. Er ward nämlich von jener Angst ergriffen, jedoch nicht überwältigt; vielmehr kämpfte er mit der Macht der Hölle, und besiegte und zerstörte dieselbe.

L.: Hieraus nehmen wir ab, wie die Gewissensqual, welche er erduldet, sich von der unterscheidet, von der die Sünder geplagt werden, welche die Hand des erzürnten Gottes verfolgt. Denn was bei ihm vorübergehend war, ist bei diesen dauernd, und was bei ihm nur gleichsam ein Stachel war, zum Stechen, ist bei ihnen ein tödliches Schwert, das Herz, wenn ich so sagen darf, zu verwunden.
S.: So ists. Auch hörte der Sohn, als er von solchen Kämpfen ergriffen war, nicht auf, dem Vater zu vertrauen; die Sünder aber, welche durch das Gericht Gottes verurteilt sind, stürzen in Verzweiflung, wüten gegen ihn, und lassen sich bis zu offenbaren Gotteslästerungen hinreißen.

L.: Können wir daraus schließen, welchen Gewinn die Gläubigen vom Tode Christi haben?
S.: Allerdings. Denn zuvörderst sehen wir, dass er das Opfer ist, wodurch er unsre Sünden vor Gott abgebüßt, und durch Besänftigung des göttlichen Zornes uns mit ihm ausgesöhnt hat; ferner, dass sein Blut das Bad ist, durch welches unsre Seelen von allen Flecken gereinigt werden; endlich dass das Gedächtnis unsrer Sünden vertilgt worden, so dass sie nie wieder vor Gottes Augen kommen, und dass auf diese Weise die Handschrift, die uns anklagte, durchstrichen und abgetan ist.

L.: Bringt er uns sonst keinen Nutzen?
S.: Ja wohl. Durch diese Wohltat nämlich wird, wenn wir wahre Glieder Christi sind, unser alter Mensch gekreuzigt, der Leib der Sünde wird abgetan, damit die bösen Lüste des Fleisches nicht weiter in uns herrschen.

L.: Fahre fort mit dem, was noch übrig ist.
S.: Es folgt: „am dritten Tage auferstanden von den Toten“, wodurch er sich als Überwinder der Sünde und des Todes gezeigt hat; denn durch seine Auferstehung hat er den Tod verschlungen, die Bande des Teufels zerbrochen und seine ganze Macht in nichts verwandelt.

L.: Ein wie vielfacher Nutzen geht für uns aus dieser Auferstehung hervor?
S.: Ein dreifacher. Denn teils haben wir durch dieselbe die Gerechtigkeit erlangt, teils ist sie uns ein sichres Unterpfand unsrer Unsterblichkeit, teils werden wir schon jetzt durch ihre Kraft zum neuen Leben erweckt, damit wir durch ein reines und heiliges Leben dem Willen Gottes gehorchen.16)

L.: Lass uns noch das Übrige durchgehen.
S.: „Aufgefahren gen Himmel.“

L.: Ist er so aufgefahren, dass er nicht mehr auf Erden ist?
S.: Ja. Denn nachdem er Alles vollbracht hatte, was ihm von seinem Vater aufgetragen war, und was zu unserm Heil diente, war es nicht nötig, dass er länger auf Erden verweilte.

L.: Welchen Vorteil erlangen wir durch diese Himmelfahrt?
S.: Der Nutzen ist zwiefach. Denn da Christus unsertwegen in den Himmel eingegangen ist, gleich wie er um unsertwillen auf die Erde herabgekommen war, hat er auch uns den Eingang geöffnet, so, dass uns jetzt die Tür offen steht, die um der Sünde willen vorher verschlossen war. Sodann erscheint er vor Gott als unser Mittler und Fürsprecher.

L.: Hat sich aber Christus, da er sich wieder zum Himmel erhoben, so von uns entfernt, dass er aufgehört hat, bei uns zu sein?
S.: Keineswegs; vielmehr hat er versichert, dass er bei uns sein werde bis an das Ende der Welt.17)

L.: Dass er bei uns wohnt, ist das von der leiblichen Gegenwart zu verstehn?
S.: Nein. Denn anders verhält es sich mit seinem Leibe, der in den Himmel aufgenommen ist,18) anders mit seiner Kraft, die überall hin verbreitet ist.

L.: In welchem Sinne sagst du, „er sitze zur Rechten des Vaters?“
S.: Diese Worte bedeuten, dass der Vater ihm die Regierung des Himmels und der Erde übertragen habe, so, dass er Alles beherrscht.19)

L.: Was aber bedeutet „die Rechte“ und „das Sitzen?“
S.: Die Vergleichung ist von Fürsten hergenommen, welche diejenigen zu ihrer Rechten zu setzen pflegen, von denen sie sich vertreten lassen.

L.: Du meinst also nichts Anderes, als was Paulus sagt20), nämlich, „Christus sei gesetzet zum Haupt der Gemeine, und über alle Fürstentümer erhaben, habe er einen Namen erhalten, der über alle Namen ist.“
S.: Wie du sagst.

L.: Wir wollen weiter gehen.
S.: „Von dannen er kommen wird, zu richten die Lebenden und die Toten.“ Der Sinn dieser Worte ist: Er wird sichtbar kommen, den Weltkreis zu richten, wie man ihn gesehen hat gen Himmel fahren.21)

L.: Da der Tag des Gerichtes nicht kommen wird vor dem Ende der Welt, wie kannst du sagen, dass alsdann noch einige Menschen übrig sein werden, indem doch Allen gesetzt ist, Ein Mal zu sterben.22)
S.: Diese Frage löset Paulus, indem er lehrt, dass diejenigen, welche dann übrig sind, durch eine plötzliche Verwandlung werden umgeschaffen werden, indem sie das Verwesliche des Fleisches ablegen und das Unverwesliche anziehen.23)

L.: Du bist also der Meinung, dass diese Veränderung bei ihnen die Stelle des Todes vertreten werde, weil sie die Vernichtung des ersten und der Anfang des neuen Zustandes sein wird.
S.: Das ist meine Meinung.

L.: Gewährt es unserm Gewissen denn eine Freude, dass Christus einst der Richter der Welt sein wird?
S.: Allerdings, und zwar eine große; denn wir wissen gewiss, dass es nicht anders, als zu unserm Heil kommen werde.

L.: Wir haben also dies Gericht nicht zu fürchten, so dass es uns Schrecken einjagte?
S.: Durchaus nicht, da wir nur vor dem Thron des Richters stehen werden, der auch unser Fürsprecher ist und unsre Verteidigung übernommen hat.

L.: Lasst uns zum dritten Teile fortgehen.
S.: Er handelt vom „Glauben an den heiligen Geist.“

L.: Was aber gibt er uns?
S.: Er lehrt uns erkennen, dass Gott, wie er uns durch seinen Sohn erlöset und errettet hat, so auch durch seinen Geist uns dieser Erlösung und dieses Heils teilhaft mache.

L.: Wie das?
S.: Wie wir gereinigt werden durch das Blut Christi, so muss auch unser Gewissen damit besprengt und dadurch abgewaschen werden.24)

L.: Das bedarf noch einer deutlicheren Erklärung.
S.: Ich will sagen, dass der Geist Gottes, da er in unsern Herzen wohnt, bewirkt, dass wir die Kraft Gottes empfinden;25) denn dass wir die Segnungen Christi in unsre Seele aufnehmen, das geschieht durch die Erleuchtung des heiligen Geistes; durch die von ihm bewirkte Überzeugung werden sie in unsern Herzen versiegelt;26) endlich führt er allein sie uns zu, indem wir durch ihn wiedergeboren und neue Geschöpfe werden. Alle Gaben also, die uns in Christo dargeboten werden, empfangen wir durch die Kraft des Geistes.

L.: Weiter.
S.: Es folgt der vierte Teil, in dem wir bekennen, dass „wir eine heilige, allgemeine Kirche glauben.“

L.: Was ist „die Kirche?“
S.: Der Leib und die Gemeinschaft der Gläubigen, welche Gott zum ewigen Leben vorherbestimmt hat.

L.: Ist dies auch ein Hauptstück, das wir glauben müssen?
S.: Allerdings, wenn wir den Tod Christi nicht unnütz machen, und Alles, was bis dahin angeführt ist, für nichts achten wollen. Denn die alleinige Wirkung von Allem besteht darin, dass die Kirche vorhanden ist.

L.: Du siehst, dass bis jetzt von der Bedingung des Heils gehandelt und der Grund desselben gezeigt ist, indem du erklärt hast, dass durch das Verdienst und die Vermittlung Christi wir die Liebe Gottes wieder erlangt haben, und dass diese Gnade durch die Kraft des Geistes in uns befestigt sei; jetzt aber muss die Wirkung von dem Allen dargelegt werden, damit der Glaube desto sicherer sich darauf gründe.
S.: Allerdings.

L.: Weiter – in welchem Sinne nennst du die Kirche „heilig“?
S.: Weil nämlich Gott Alle, die er erwählt hat, gerecht macht und zur Heiligkeit und Unschuld des Lebens umbildet, damit in ihnen seine Herrlichkeit sichtbar werde.27) Das will auch Paulus sagen, wenn er erinnert, dass Christus die von ihm erlösete Gemeine geheiligt habe, damit sie heilig sei und rein von allen Flecken.28)

L.: Was bedeutet das Beiwort „katholisch“ oder „allgemein“?
S.: Es belehrt uns, dass, wie die Gläubigen Ein Haupt haben, so auch Alle zu Einem Körper zusammenwachsen müssen, damit Eine Kirche sei, die sich über die ganze Erde verbreitet, nicht mehrere.29)

L.: Was aber will das sagen, was sogleich von der „Gemeinschaft der Heiligen“ hinzugefügt wird?
S.: Es ist hinzugefügt, um die Einheit, die zwischen den Gliedern der Kirche Statt findet, deutlicher zu bezeichnen. Zugleich wird dadurch angezeigt, dass alle Wohltaten, die Gott der Kirche schenkt, zur gemeinschaftlichen Wohlfahrt Aller abzwecken, da Alle mit einander Gemeinschaft haben.

L.: Ist aber die Heiligkeit, welche du der Kirche beilegst, schon vollkommen?
S.: Das ist sie noch nicht, so lange sie nämlich in dieser Welt streitet. Denn sie leidet immer an Schwachheiten, und wird nicht eher von der Sünde, die ihr noch anhängt, gereinigt werden, als bis sie Christo, ihrem Haupte, von dem sie geheiligt wird, ganz und gar anhängt.

L.: Kann aber die Kirche anders erkannt werden, als indem man ihr Dasein glaubt?
S.: Es gibt zwar auch eine „sichtbare“ Kirche Gottes, die er uns nach gewissen Kennzeichen und Merkmalen beschrieben hat; hier aber ist eigentlich von der Versammlung derer die Rede, die er durch seine geheimnisvolle Erwählung aufgenommen hat zum Heil. Diese aber wird weder immer mit Augen gesehen, noch an gewissen Zeichen erkannt.

L.: Was folgt weiter?
S.: „Ich glaube Vergebung der Sünden.“

L.: Was soll das Wort „Vergebung“ bedeuten?
S.: Dass Gott aus freier Gnade den Gläubigen ihre Sünden verzeihe und vergebe, so, dass sie nicht ins Gericht kommen oder bestraft werden.

L.: Hieraus folgt, dass wir die Vergebung der Sünden, die wir von dem Herrn erlangen, schlechterdings nicht durch unsre eigene Genugtuung verdienen.
S.: Gewiss. Christus allein hat durch Erduldung der Strafe genug getan. Was uns betrifft, so haben wir nichts, was wir Gott als Genugtuung darbieten könnten; sondern wir empfangen diese unverdiente Wohltat aus seiner Gnade allein.

L.: Warum bringst du die Vergebung der Sünden mit der Kirche in Verbindung?
S.: Weil Niemand dieselbe erlangt, wenn er nicht zuvor vereinigt ist mit dem Volke Gottes, und die Vereinigung mit dem Leibe Christi beharrlich bis an das Ende bewahrt, und so das Zeugnis ablegt, dass er ein echtes Glied der Kirche sei.

L.: Auf diese Weise behauptest du, dass außer der Kirche nur Verdammnis und Verderben sei?
S.: Allerdings. Denn wer sich von dem Leibe Christi trennt und durch Parteiung die Einheit desselben trennt, dem ist alle Hoffnung des Heils geraubt, so lange er in dieser Trennung verbleibt.

L.: Sage das noch Übrige her.
S.: „Ich glaube Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben.“

L.: Warum steht dieser Satz in dem Glaubensbekenntnis?
S.: Damit wir erinnert werden, dass unsre Glückseligkeit nicht auf dieser Erde ihren Sitz hat. Diese Erkenntnis hat einen zwiefachen Nutzen. Zuerst lernen wir daraus, dass wir auf dieser Welt wohnen sollen, wie Fremdlinge, und immerwährend an die Reise denken, und unsre Herzen nicht mit irdischen Sorgen beschweren; ferner, dass wir, obgleich die Frucht der in Christo uns zu Teil gewordenen Gnade uns noch unbekannt und vor unsern Augen verborgen ist, deshalb doch nicht den Mut sinken lassen, sondern in Geduld ausharren sollen bis zum Tage der Offenbarung.

L.: In welcher Ordnung wird diese Auferstehung erfolgen?
S.: Die vorher gestorben sind, werden ihre Leiber wieder erhalten, dieselben, welche sie gehabt haben, aber in einem neuen Zustande, das heißt, nicht mehr dem Tode unterworfen und der Verwesung. Die aber alsdann noch übrig sein werden, die wird Gott durch eine schnelle Umwandlung auf wunderbare Weise erwecken.30)

L.: Steht aber den Frommen und den Gottlosen dieselbe Auferstehung bevor?
S.: Die Auferstehung ist eine und dieselbe für Alle, aber das Schicksal ist verschieden; denn Einige werden auferstehen zum Heil und zur Seligkeit, Andere zum Tode und zum äußersten Elende.31)

L.: Warum geschieht hier nur „des ewigen Lebens“ Erwähnung, „der Hölle“ aber nicht?
S.: Weil hier nur das berücksichtigt wird, was zum Troste frommer Seelen gehört; daher werden nur die Belohnungen erwähnt, die der Herr seinen Knechten bereitet hat. Es wird deshalb nicht hinzugefügt, welches Los die Gottlosen erwartet, die, wie wir wissen, vom Reiche Gottes fern sind.

L.: Haben wir den Grund, auf den der Glaube sich stützen muss, so wird sich daraus leicht der Begriff „des wahren Glaubens“ herleiten lassen.
S.: Allerdings. Wir müssen ihn so erklären, dass wir sagen, er sei die sichere und unerschütterliche Erkenntnis des väterlichen Wohlwollens Gottes gegen uns, wie er uns im Evangelium bezeugt, dass er durch das Verdienst Christi unser Vater und Heiland sein wolle.

L.: Erlangen wir diesen Glauben durch uns selbst, oder empfangen wir ihn von Gott?
S.: Die Schrift lehrt, dass er ein besonderes Geschenk Gottes ist, und die Erfahrung bestätigt es.

L.: Was willst du mit der Erfahrung sagen?
S.: Unser Verstand ist zu beschränkt, als dass er die geistliche Weisheit Gottes fassen könnte, die uns durch den Glauben offenbart wird, und unser Herz ist mehr zum Unglauben oder zum fehlerhaften Vertrauen auf uns selbst und die Geschöpfe geneigt, als dass er aus eigenem Triebe bei Gott seine Beruhigung fände. Aber der heilige Geist macht uns durch seine Erleuchtung fähig, das zu verstehen, was sonst unsre Fassungskraft weit überstiege, und empfänglich für eine feste Überzeugung, indem er die Verheißungen des Heils in unserm Herzen versiegelt.

L.: Welch ein Vorteil entspringt für uns aus diesem Glauben, wenn wir ein Mal dazu gelangt sind?
S.: Er rechtfertigt uns vor Gott, und macht uns durch die so erlangte Gerechtigkeit zu Erben des ewigen Lebens.

L.: Wie? Werden die Menschen denn nicht durch ihre „guten Werke“ gerecht, wenn sie sich bemühen, durch ein heiliges und unschuldiges Leben Gottes Beifall zu erlangen?
S.: Wenn Jemand gefunden würde, der durchaus vollkommen wäre, so verdiente er, gerecht genannt zu werden; allein da wir Alle Sünder und auf mannigfache Weise vor Gott schuldig sind, so müssen wir anders woher das Verdienst suchen, das uns mit ihm aussöhnt.

L.: Aber sind denn alle gute Werke so verwerflich und ganz ohne allen Wert, dass sie bei Gott uns keine Gnade verdienen können?
S.: Zuerst ist Alles, was von uns ausgeht, so, dass es im eigentlichen Sinn unser heißen kann, fehlerhaft, und daher kann es Gott nur missfallen und von ihm verworfen werden.

L.: Du behauptest also: Ehe wir wiedergeboren und durch den Geist Gottes umgeschaffen sind, können wir nichts, als sündigen, wie ein schlechter Baum nur schlechte Früchte trägt?32)
S.: So ist es in der Tat. Denn welchen Schein sie auch haben mögen in den Augen der Menschen, sie sind nichts desto weniger schlecht, so lange das Herz, worauf Gott besonders sieht, böse ist.

L.: Daraus folgerst du also, dass wir durch kein Verdienst Gott für uns einnehmen oder sein Wohlwollen uns erwerben können, dass vielmehr Alles, was wir von Werken versuchen oder unternehmen, seinen Zorn und seine Verurteilung verdiene?
S.: Das ist meine Meinung. Er nimmt uns allein aus Barmherzigkeit und ohne Rücksicht auf Werke33) sonder Verdienst in Christo auf und hat Wohlgefallen an uns, indem er dessen ihm wohlgefällige Gerechtigkeit auf uns überträgt, als wäre es die unsre, unsre Sünden aber uns nicht zurechnet.

L.: Wie werden wir denn gerecht durch den Glauben?
S.: Indem wir mit festem Vertrauen unsers Herzens die Verheißungen des Evangeliums annehmen, so gelangen wir gewissermaßen zum Besitz der Gerechtigkeit.

L.: Du willst also sagen, die Gerechtigkeit werde von und durch den Glauben angenommen, wie sie uns von Gott durch das Evangelium dargeboten wird?
S.: Ja.

L.: Aber wenn uns Gott ein Mal angenommen hat, haben dann die Werke seinen Beifall; die wir unter der Leitung des heiligen Geistes vollbringen?
S.: Sie gefallen ihm, jedoch nicht durch das Verdienst der eigenen Würdigkeit, sondern weil er sie aus freier Gnade seines Beifalls würdigt.

L.: Da sie aber von dem heiligen Geist ausgehen, verdienen sie nicht seinen Beifall?
S.: Wegen der Schwachheit des Fleisches ist ihnen doch immer etwas Unreines beigemischt, wovon sie befleckt werden.

L.: Wie aber und auf welche Weise können sie Gott gefallen?
S.: Es ist der Glaube allein, der ihnen Gnade verschafft, indem wir das feste Vertrauen fassen, dass sie nicht nach dem höchsten Recht werden beurteilt werden, weil Gott sie nicht nach der Strenge seines Gesetzes richten will, sondern ihre Fehler und Flecken bedeckt und mit der Fleckenlosigkeit Christi begräbt, und sie so annimmt, als wären sie vollkommen und tadellos.

L.: Aber dürfen wir daraus schließen, dass der Christ, nachdem er von Gott berufen ist, durch seine Werke gerecht werde, oder durch das Verdienst seiner Werke dahin komme, dass Gott ihn liebt, dessen Liebe für uns ewiges Leben ist?
S.: Keineswegs. Vielmehr müssen wir festhalten, was geschrieben steht, dass kein Sterblicher vor Gott gerechtfertigt werden könne, und deshalb bitten, dass er mit uns nicht in das Gericht gehen wolle.34)

L.: Des ungeachtet glauben wir nicht, dass die guten Werke der Gläubigen unnütz sind.
S.: Nichts weniger. Denn nicht umsonst verheißt ihnen Gott Belohnung in dieser Welt, wie im künftigen Leben. Aber diese Belohnung entspringt aus der freien Liebe Gottes, wie aus ihrer Quelle, weil er uns zuerst zu Kindern annimmt, und sodann, indem er das Andenken an unsre Fehler begräbt, das, was wir leisten, gnädig ansieht.

L.: Lässt sich aber diese Gerechtigkeit nicht so von den guten Werken trennen, dass, wer jene besitzt, diese entbehren kann?
S.: Das ist unmöglich. Denn da wir Christum im Glauben aufnehmen, wie er sich uns darbietet, er uns aber nicht nur Erlösung vom Tode und Versöhnung mit Gott verheißt, sondern auch die Gnade des heiligen Geistes, durch die wir zu einem neuen Leben sollen wiedergeboren werden; so muss beides vereinigt sein, damit wir nicht Christum von sich selbst trennen.

L.: Hieraus folgt, dass der Glaube die Wurzel ist, aus der alle guten Werke entspringen müssen. So wenig kann er uns von dem Streben danach abziehen.
S.: So ist es gewiss. Daher ist die ganze Lehre des Evangeliums in diesen zwei Stücken enthalten: „im Glauben und in der Buße.“

L.: Was ist „Buße“?
S.: Missfallen und Hass gegen die Sünde, und Liebe zur Gerechtigkeit, die aus Gottesfurcht entspringt, wodurch wir zur Verleugnung unsrer selbst und zur Abtötung des Fleisches geführt werden, so, dass wir uns der Leitung des Geistes Gottes hingeben, und alle Handlungen unsers Lebens zur Befolgung des göttlichen Willens lenken.

L.: Das war aber das zweite Stück der Einteilung, die wir zu Anfange aufstellten, als du die Art und Weise der rechten Gottesverehrung erklärtest.
S.: Allerdings. Zugleich ward hinzugefügt, die wahre und echte Regel der Gottesverehrung sei, dass wir seinem Willen gehorchen.

L.: Wie so?
S.: Weil nicht die Verehrung seinen Beifall hat, die wir nach unserm Belieben uns ersinnen, sondern die, welche er selbst nach seinem Willen vorgeschrieben hat.

L.: Was hat er uns denn für eine Regel des Verhaltens gegeben?

2. Vom Gesetz, das heißt, von den zehn Geboten Gottes.

S.: Sein Gesetz.

L.: Was enthält dasselbe?
S.: Es besteht aus zwei Teilen, von denen der eine vier, der andere sechs Gebote enthält. So besteht das ganze Gesetz aus zehn Geboten.

L.: Von wem rührt diese Einteilung her?
S.: Von Gott selbst, der es dem Moses, auf zwei Tafeln geschrieben, gab, und zugleich bezeugte, dass es sich auf zehn Gebote beschränke.35)

L.: Welches ist der Inhalt der ersten Tafel?
S.: Die Pflichten der Gottesverehrung.

L.: Und der zweiten?
S.: Wie wir uns gegen Menschen betragen sollen und was wir ihnen schuldig sind.

L.: Sage das erste Gebot oder Hauptstück her?
S.: „Höre, Israel! Ich bin der Herr, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland geführt habe, aus dem Diensthause; du sollst keine andern Götter haben vor mir.“36)

L.: Erkläre den Sinn dieser Worte.
S.: Der Anfang ist gleichsam eine Vorrede zum ganzen Gesetz. Denn da er sich den Herrn nennt, legt er sich auch das Recht und die Macht bei, zu befehlen. Sodann fügt er hinzu, er sei unser Gott, um sein Gesetz uns angenehm zu machen; denn die Worte sagen so viel, als wenn er sich unsern Heiland nennte. Da er uns aber dieser Gnade würdigt, so ist es billig, dass wir uns ihm dagegen als ein gehorsames Volk beweisen.

L.: Aber was er gleich darauf von der Befreiung und dem Zerbrechen des Joches der ägyptischen Knechtschaft sagt, geht das nicht insbesondere und ganz allein auf das israelitische Volk?
S.: Ich gestehe es; von ihm ist die Rede. Allein es gibt eine andere Art der Befreiung, welche alle Menschen ohne Ausnahme angeht. Denn er hat uns Alle aus der geistigen Knechtschaft der Sünde und der Tyrannei des Teufels errettet.

L.: Warum erwähnt er dessen in der Vorrede zu seinem Gesetz?
S.: Um uns zu erinnern, dass wir uns der höchsten Undankbarkeit schuldig machen würden, wenn wir uns ihm nicht ganz zum Gehorsam ergäben.

L.: Was fordert er aber in diesem ersten Gebote?
S.: Dass wir ihm allein die ganze Ehre erweisen, die ihm zukommt, und keinen Teil derselben anders wohin übertragen.

L.: Welches ist die ihm eigentümliche Ehre, die wir nirgend sonst hinwenden dürfen?
S.: Ihn anzubeten, auf ihn unser Vertrauen zu setzen, ihn anzurufen, kurz, ihm Alles zu erweisen, was seiner Majestät gebührt.

L.: Warum ist der Ausdruck hinzugefügt: „vor meinem Angesicht“? S.: Weil nichts so verborgen ist, dass es ihm unbekannt wäre, da wer vielmehr die geheimen Gedanken kennt und richtet; es bedeutet, dass er nicht bloß die Ehre des äußern Bekenntnisses fordere, sondern auch die wahre Frömmigkeit des Herzens.

L.: Wir wollen zum zweiten Gebote übergehen.
S.: „Du sollst dir kein Bildnis, noch irgendein Gleichnis machen weder des, das oben im Himmel, noch des, das unten auf Erden, oder des, das im Wasser unter der Erde ist. Bete sie nicht an, und diene ihnen nicht.“

L.: Wird überhaupt verboten, Bilder zu malen oder zu schnitzen?
S.: Nein; nur zweierlei wird hier untersagt, Bilder zu machen, um Gott darzustellen, oder um sie anzubeten.

L.: Warum ist es nicht erlaubt, Gott in einer sichtbaren Gestalt abzubilden?37)
S.: Weil er, der ewige und unbegreifliche Geist, keine Ähnlichkeit hat mit einem körperlichen, zerstörbaren und toten Dinge.

L.: Du hältst es also für eine Verletzung seiner Majestät, wenn er auf diese Weise dargestellt wird?
S.: So denke ich.

L.: Welche Art der Anbetung wird hier verdammt?
S.: Wenn man sich an ein Standbild oder ein Gemälde wendet, um sein Gebet zu verrichten, und sich davor niederwirft, und durch Kniebeugen oder andere Zeichen ihm Ehre erweiset, als ob Gott selbst zugegen wäre.

L.: Es ist also nicht so zu verstehen, als würde in diesen Worten jede Maler- und Bildhauerarbeit überhaupt verdammt; uns wird nur verboten, Bilder zu dem Zwecke zu machen, dass wir in ihnen Gott suchen oder verehren, oder was dasselbe ist, sie zur Ehre Gottes verehren, oder sie, auf welche Art es auch sei, zum Aberglauben und zum Götzendienst missbrauchen.
S.: Gewiss.

L.: Wie werden wir nun dies Gebot anwenden?
S.: Wie Gott in dem vorhergehenden erklärt hat, dass er allein es sei, den man verehren und anbeten soll, so zeigt er jetzt, welches die rechte Art und Weise der Anbetung sei, um uns dadurch von jedem Aberglauben und andern sündhaften und fleischlichen Erfindungen abzulenken.

L.: Weiter.
S.: Er fügt die Drohung hinzu: „er sei der Herr, unser Gott, ein starker, eifersüchtiger Gott, der die Missetat der Väter heimsuchte an den Kindern bis in das dritte und vierte Glied bei denen, die ihn hassen.“

L.: Warum erwähnt er seine „Stärke“?
S.: Er deutet damit an, dass er Macht genug habe, seine Ehre zu verteidigen.

L.: Was will er mit dem Worte „Eifersucht“ sagen? S.: Dass er Keinen dulden könne, der ihm an die Seite gesetzt würde. Denn wie er sich uns nach seiner unendlichen Güte geschenkt hat, so will er auch, dass wir sein Eigentum sein sollen. Und das ist die Keuschheit unsrer Seelen, dass sie sich ihm hingeben und ihm gänzlich anhangen; so wie auf der andern Seite gesagt wird, dass sie sich mit Ehebruch beflecken, wenn sie sich von ihm zum Aberglauben hinneigen.

L.: In welchem Sinne ist das gesagt, „dass die Missetat der Väter an den Kindern gerächt werde?“
S.: Um uns desto mehr Furcht einzuflößen, droht er, nicht nur diejenigen zu strafen, die ihn beleidigt haben, sondern dass auch ihre Nachkommenschaft unter dem Fluch sein werde.

L.: Aber stimmt denn das mit der Gerechtigkeit Gottes überein, dass Jemand für die Schuld des Andern bestraft werde.
S.: Wenn wir den Zustand des Menschengeschlechtes erwägen, so ist diese Frage gelöst. Denn von Natur sind wir Alle dem Fluch unterworfen, und wir dürfen uns über Gott nicht beklagen, wenn er uns diesem Zustande überlässt. So wie er nun seine Liebe gegen die Frommen dadurch zeigt, dass er ihre Nachkommenschaft segnet, so übt er auch seine Rache an den Gottlosen dadurch, dass er ihre Kinder dieses Segens beraubt.

L.: Weiter!
S.: Um uns auch durch seine liebenswürdige Leutseligkeit zu locken, verheißt er, „barmherzig zu sein gegen Alle, die ihn lieben und seine Gebote halten, bis ins tausendste Glied.“

L.: Will er damit sagen, dass die Unschuld eines Frommen allen seinen Nachkommen, wenn sie auch gottlos sind, Heil bringen werde?
S.: Keineswegs; sondern nur, er wolle seine Güte gegen die Gläubigen so weit ausdehnen, dass er sich ihnen zu Liebe auch gegen ihre Kinder gütig beweise, nicht nur, indem er sie für das gegenwärtige Leben segne, sondern indem er auch ihre Seelen heilige, damit sie zu den Seinigen gezählt werden können.

L.: Aber es leuchtet ein, dass dies nicht immerfort währe.
S.: Das räume ich ein. Denn so wie er sich die Freiheit vorbehält, sich gegen die Kinder der Gottlosen barmherzig zu zeigen, wenn es ihm gefällt, so hat er auch seine Gnade nicht so an die Kinder der Frommen gebunden, dass er nicht nach seiner Willkür die verwerfen könnte, die er will. Dies geschieht aber unter solcher Einschränkung, dass man einsieht, diese Verheißung sei weder leer, noch unzuverlässig.38)

L.: Warum nennt er hier „das tausendste Glied,“ bei der Strafandrohung aber nur „das dritte und vierte?“
S.: Um zu erkennen zu geben, dass er geneigter sei zur Leutseligkeit und Güte, als zur Strenge. Denn so bezeugt er es anderwärts, indem er erklärt, er sei bereit zur Verzeihung, und langsam zum Zorn.39)

L.: Wir kommen zum dritten.
S.: „Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen.“

L.: Was heißt das?
S.: Es wird verboten, den Namen Gottes zu missbrauchen, nicht nur durch einen falschen Eid, sondern auch durch das Schwören ohne Not.

L.: Gibt es auch einen rechtmäßigen Gebrauch des Namens Gottes beim Schwören?
S.: Allerdings, wenn es aus triftigen Gründen geschieht, zuerst, zur Bekräftigung der Wahrheit, sodann, wenn die Sache eine solche Wichtigkeit hat, dass es angemessen ist, zu schwören, um Liebe und Eintracht unter den Menschen zu erhalten.

L.: Aber ist damit nichts weiter gemeint, als die Einschränkung der Eide, durch welche der Name Gottes entweiht und seine Ehre gekränkt wird?
S.: Eine Art wird genannt; aber wir werden im Allgemeinen erinnert, den Namen Gottes nie anders zu gebrauchen, als mit Furcht und Demut, und zu dem Zwecke, dass er verherrlicht werde. Denn da er hochheilig ist, so müssen wir uns auf alle Weise hüten, dass es nicht den Schein habe, als schätzten wir ihn gering, oder dass wir Andern Gelegenheit geben, ihn gering zu schätzen.

L.: Wie wird das geschehen?
S.: Wenn wir über Gott und seine Werke nicht anders denken oder reden, als wie es zu seiner Ehre gereicht.

L.: Was folgt darauf?
S.: Die Drohung, dass „der nicht ungestraft bleiben werde, der seinen Namen missbraucht.“

L.: Da Gott sonst ankündigt, er werde an den Übertretern seines Gesetzes Rache nehmen, was wird hier noch mehr gesagt?
S.: Er hat wollen zu erkennen geben, wie hoch er die Ehre seines Namens hält, damit wir ihn umso höher halten, wenn wir sehen, die Rache bedrohe Jeden, der ihn entweiht.

L.: Lasst uns zum vierten Gebot kommen.
S.: „Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligest. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun; der siebente aber ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes. An dem sollst du keine Arbeit tun, noch dein Knecht, noch deine Magd, noch dein Ochs, noch dein Esel, noch der Fremdling, der in deinem Tore wohnt. Denn in sechs Tagen hat Gott den Himmel und die Erde und das Meer, und Alles, was darin ist, vollendet; am siebenten hat er geruht. So hat er den Sabbattag gesegnet, und ihn sich geheiligt.“

L.: Befiehlt er, dass wir sechs Tage arbeiten, und am siebenten ruhen sollen?
S.: Nicht schlechtweg; sondern er gestattet den Menschen sechs Tage zur Arbeit, und nimmt den siebenten aus, auf dass er der Ruhe bestimmt werde.

L.: Untersagt er uns jede Arbeit?
S.: Dies Gebot hat etwas Besonderes und Eigentümliches. Denn die Ruhe ist ein Teil der alten Zeremonie, und ist daher durch die Ankunft Christi aufgehoben.

L.: Behauptest du also, dass dies Gebot insbesondere die Juden angehe, und daher nur eine Zeit lang gültig gewesen sei?
S.: Ja, wiefern es die Zeremonie betrifft.

L.: Wie denn? Ist hier denn noch mehr vorhanden, als die Zeremonie?
S.: Es ist aus drei Gründen gegeben.

L.: Nenne sie mir.
S.: Die geistliche Ruhe abzubilden, die Kirchenzucht zu erhalten, und den Zustand der Knechte zu erleichtern.

L.: Was verstehst du unter der geistlichen Ruhe?
S.: Wenn wir von unsern eigenen Werken ruhen, damit Gott sein Werk in uns wirke.

L.: Ferner, was ist unter der Ruhe gemeint?
S.: Wenn wir unser Fleisch kreuzigen, das heißt, wenn wir unsrer Neigung entsagen, um uns vom Geiste Gottes regieren zu lassen.

L.: Ist es genug, wenn das an jedem siebenten Tag geschieht?
S.: Nein, ununterbrochen. Denn wenn wir ein Mal angefangen haben, müssen wir unser ganzes Leben hindurch fortfahren.

L.: Warum ist ein gewisser Tag bestimmt, das anzudeuten?
S.: Es ist nicht nötig, dass die Sache selbst in allen Stücken mit dem Bilde übereinkomme; es muss nur so viel Übereinstimmung vorhanden sein, als die Natur des Bildes fordert.

L.: Warum ist denn der siebente Tag festgesetzt und nicht irgendein anderer?
S.: Diese Zahl bezeichnet in der Schrift etwas Vollkommenes. Daher ist sie geeignet, die Dauer zu bezeichnen. Zugleich zeigt sie an, dass diese geistliche Ruhe in diesem Leben nur anfange, und nicht eher vollkommen sein werde, als bis wir diese Welt verlassen.

L.: Aber was will das sagen, dass der Herr uns durch sein Beispiel zur Ruhe ermahnt?
S.: Als er die Schöpfung der Welt in sechs Tagen beendigt hatte, widmete er den siebenten zur Betrachtung seiner Werke. Um uns stärker dazu zu ermuntern, stellt er uns sein Beispiel vor. Denn nichts verdient mehr, dass wir danach streben, als dass wir seinem Bilde ähnlich werden.

L.: Soll aber die Betrachtung der Werke Gottes immer fortdauern, oder reicht es hin, wenn man ihr aus je sieben Tagen einen widmet?
S.: Es geziemt sich zwar, dass wir uns täglich darin üben; aber um unsrer Schwachheit willen ist Ein Tag besonders dazu festgesetzt. Und das ist die Zucht, deren ich erwähnte.

L.: Welche Ordnung ist an diesem Tage zu beobachten?
S.: Dass das Volk sich versammle, um die Lehre Christi zu hören, um an dem gemeinschaftlichen Gebete Teil zu nehmen, um das Bekenntnis seines Glaubens abzulegen.

L.: Erkläre nun, was du gesagt hast, dass der Herr durch dies Gebot auch den Zustand der Knechte habe erleichtern wollen.
S.: Um denen, die unter der Herrschaft eines Anderen stehen, Erholung zu geben. Auch dies gehört zur allgemeinen Zucht. Denn wenn Ein Tag zur Ruhe bestimmt ist, so gewöhnt sich ein Jeder für die übrige Zeit zur Arbeit.

L.: Lasst uns sehen, wie weit dies Gebot uns angeht.
S.: Was die Zeremonie betrifft, so behaupte ich, dass sie abgeschafft sei, weil in Christo die Erfüllung da ist.40)

L.: Wie das?
S.: Weil durch die Kraft seines Todes unser alter Mensch gekreuzigt wird, und wir erweckt werden zu einem neuen Leben.41)

L.: Was bleibt also bei diesem Gebote für uns übrig?
S.: Dass wir die frommen Anstalten, die zur geistlichen Kirchenzucht gehören, nicht vernachlässigen, besonders aber, dass wir die heiligen Versammlungen zur Anhörung des göttlichen Wortes, zur Feier der Sakramente, zum öffentlichen Gebet, wie sie angeordnet sind, fleißig besuchen.

L.: Und das Bild hat weiter keinen Nutzen für uns?
S.: Doch. Man muss nämlich die dadurch bezeichnete Sache erwägen, dass wir nämlich, da wir Christo einverleibt und seine Glieder geworden sind, von eigenen Werken abstehen und uns ganz der Leitung Gottes überlassen.

L.: Wir wollen zur zweiten Tafel übergehen.
S.: Sie fängt damit an: „Ehre Vater und Mutter.“

L.: Was bedeutet hier das Wort „Ehre“?
S.: Dass die Kinder mit Bescheidenheit und Demut ihren Eltern gehorsam und folgsam seien, ihnen Ehrfurcht und Achtung beweisen, ihnen in der Not beistehen, und ihnen Dienste leisten. In diesen drei Stücken besteht die Ehre, die man den Eltern schuldig ist.

L.: Fahre fort.
S.: Es ist mit dem Gebot eine Verheißung verbunden: „Damit deiner Tage viel werden in dem Lande, das der Herr, dein Gott, dir geben wird.“

L.: Was hat das für einen Sinn?
S.: Dass die, welche ihren Eltern die gebührende Ehre erweisen, lange leben durch Gottes Gnade.

L.: Da dies Leben so voll von Beschwerden ist, warum verheißt uns dann Gott eine lange Dauer desselben als eine Wohltat?
S.: Von wie vielen Leiden es auch belastet sei, es bleibt doch ein Segen Gottes für die Gläubigen, schon aus der einen Ursache, weil es ein Beweis seiner väterlichen Liebe ist, dass er sie hier ernährt und erhält.

L.: Folgt aber daraus im Gegenteil, dass der, welcher schnell und vor dem gewöhnlichen Alter aus dieser Welt abscheiden muss, den Fluch Gottes trage?
S.: Keineswegs. Vielmehr geschieht es zuweilen, dass Gott die, welche er liebt, umso früher aus diesem Leben abruft.

L.: Aber wenn er das tut, wie erfüllt er seine Verheißung?
S.: Was uns Gott von irdischen Gütern verheißt, können wir nur unter der Bedingung annehmen: wiefern es zur Wohlfahrt der Seele und zu unserm Heil gereicht. Denn es würde eine sehr verkehrte Ordnung sein, wenn die Rücksicht auf die Seele nicht immer den Vorzug hätte.

L.: Was aber die betrifft, die den Eltern ungehorsam sind?
S.: Sie werden nicht nur am jüngsten Gericht bestraft werden; sondern auch hier schon wird Gott es an ihrem Leibe ahnden, entweder indem er sie mitten in der Blüte ihres Lebens dahinrafft, oder indem er sie eines schmachvollen Todes sterben lässt, oder auf andere Weise.

L.: Aber redet die Verheißung nicht eigentlich von Lande Kanaan?
S.: Ja, wiefern sie sich auf die Israeliten bezieht; aber für uns muss dieser Ausdruck in einer weitern Bedeutung genommen werden. Denn welche Gegend wir auch bewohnen, der Herr, dem die ganze Welt gehört, gibt sie uns zum Besitz.42)

L.: Ist nicht noch etwas von diesem Gebote übrig?
S.: Obgleich die Worte nur vom Vater und von der Mutter lauten, so sind doch alle unsre Vorgesetzten zu verstehen, da das Verhältnis dasselbe ist.

L.: Welches Verhältnis?
S.: Gott hat sie auf eine höhere Ehrenstufe erhoben. Denn Eltern oder Fürsten oder Vorgesetzte haben ihr Ansehen, ihre Herrschaft, ihre Ehre nur nach der Bestimmung Gottes, weil es ihm gefallen hat, der Welt diese Einrichtung zu geben.

L.: Sage das sechste Gebot her.
S.: „Du sollst nicht töten.“

L.: Wird hier nichts verboten, als Mordtaten zu begehen?
S.: Allerdings; denn Gott, der hier redet, gibt nicht nur Gesetze für äußere Werke, sondern auch für die Regungen des Gemütes, und gerade vorzugsweise für diese.

L.: Du scheinst sagen zu wollen, es gebe eine Art geheimen Mordes, die Gott uns hier verbietet.
S.: So ist es. Zorn und Hass und jede Begierde zu schaden gilt vor Gott als Mord.

L.: Ist es genug, wenn wir Niemand hassen?
S.: Keineswegs. Denn indem der Herr den Hass verdammt, und uns verbietet, unsern Nebenmenschen irgendeinen Schaden zuzufügen, zeigt er, dass er von uns auch herzliche Liebe gegen alle Sterbliche und das ernstliche Bestreben fordere, ihnen zu helfen und beizustehen.

L.: Wir kommen zum siebenten Gebot.
S.: „Du sollst nicht ehebrechen.“

L.: Was ist der Hauptgedanke?
S.: Dass alle Hurerei verflucht sei vor Gott. Daher müssen wir sie sorgfältig vermeiden, wenn wir uns nicht den Zorn Gottes zuziehen wollen.

L.: Wird nichts weiter gefordert?
S.: Man muss immer das Wesen des Gesetzgebers erwägen, von dem wir gesagt haben, dass er nicht bei der äußerlichen Handlung stehen bleibe, sondern auf die Gemütsbewegungen sein Augenmerk richte.

L.: Was begreift das Gebot also noch mehr in sich?
S.: Da unsre Leiber und unsre Seelen Tempel des heiligen Geistes sind, sollen wir beide keusch und rein erhalten43), und folglich nicht nur schamhaft sein, indem wir äußere Schändlichkeiten vermeiden, sondern auch im Herzen, in Worten, in der Haltung und den Gebärden des Leibes. Kurz, unser Leib sei rein von aller Unzucht, die Seele von aller Wollust, so, dass weder der eine, noch der andere Teil unsers Wesens mit dem Schmutze der Unkeuschheit befleckt sei.

L.: Wir kommen zum achten Gebot.
S.: „Du sollst nicht stehlen.“

L.: Verbietet es nur die Diebstähle, welche nach menschlichen Gesetzen bestraft werden, oder dehnt es sich weiter aus?
S.: Es begreift alle Arten des Betruges und die schlauen Kunstgriffe, fremdes Gut an sich zu bringen, unter dem Worte Diebstahl. Hier wird uns also verboten, sowohl gewaltsame Angriffe zu tun auf das Vermögen unsrer Nebenmenschen, als auch auf listige und betrügerische Weise die Hand danach auszustrecken, oder auf andere verbotene Art nach ihrem Besitze zu trachten.

L.: Ist es genug, die Hände von der bösen Tat fern zu halten? Oder wird hier auch die Begierde verdammt?
S.: Man muss immer wieder darauf zurückkommen, dass, da der Gesetzgeber ein Geist ist, er nicht bloß von äußerlichen Diebstählen abhalten wolle, sondern von allen Gedanken und Plänen, die Andern Schaden bringen, und daher vor Allem auch von der Begierde, dass wir nicht wünschen, uns auf Kosten unsrer Brüder zu bereichern.

L.: Was müssen wir also tun, um diesem Gebote zu gehorchen?
S.: Wir müssen uns bemühen, einem Jeden das Seine zu erhalten.

L.: Welches ist das neunte Gebot?
S.: „Du sollst nicht falsches Zeugnis reden wider deinen Nächsten.“

L.: Verbietet es nur den falschen Eid vor Gericht, oder überhaupt alles Lügen wider den Nächsten?
S.: Indem eine Gattung genannt wird, stellt es die allgemeine Regel auf, dass wir unserm Nächsten nicht fälschlich Böses nachreden, noch durch Schmähungen und Lästerungen seinem Ruf schaden, oder ihm an seinen Gütern einen Nachteil zufügen sollen.

L.: Warum geschieht namentlich der öffentlichen falschen Eide Erwähnung?
S.: Um uns einen desto größern Abscheu gegen diese Sünde einzuflößen. Es gibt nämlich zu verstehen, dass, wenn Jemand sich gewöhnt hat, Andere zu schmähen und zu verleumden, er leicht dahin kommen kann, einen falschen Eid zu schwören, wenn sich Gelegenheit zeigt, dem Nächsten Schaden zu tun.

L.: Soll dies Gebot uns nur abhalten, Böses von Andern zu reden, oder auch, Böses von ihnen zu denken und falsche und ungerechte Urteile zu fällen?
S.: Beides wird hier verdammt nach dem vorher angegebenen Grunde; denn was böse zu tun ist vor Menschen, das ist vor Gott auch zu wollen böse.

L.: Sage also, was überhaupt verlangt wird.
S.: Es wird verboten, dass wir nicht geneigt sein sollen, von unsern Nebenmenschen übel zu denken, noch sie zu verleumden; dagegen wird geboten, dass wir die Gerechtigkeit und Leutseligkeit besitzen sollen, so weit es die Wahrheit erlaubt, Gutes von ihnen zu denken, und ihren Ruf zu verteidigen.

L.: Sage das letzte Gebot her.
S.: „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus; du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib oder Knecht oder Magd oder Ochsen oder Esel oder irgendetwas, das sein ist.“

L.: Da das ganze Gesetz geistlich zu verstehen ist, wie du schon oft gesagt hast, und die andern Gebote nicht bloß gegeben sind, von äußern Handlungen abzuhalten, sondern auch die Neigungen des Herzens zu bessern, was ist denn hier noch mehr gesagt?
S.: Durch die übrigen Gebote wollte der Herr den Willen und die Neigungen lenken und ordnen; hier aber gibt er auch ein Gesetz für die Gedanken, welche zwar Begierden erwecken, aber nicht zu einem festen Entschluss kommen.

L.: Behauptest du, dass auch die geringsten Begierden, von denen die Gläubigen beschlichen werden, und die sich in ihrer Seele regen, Sünden sind, auch wenn sie denselben nicht folgen, sondern widerstehen?
S.: Das ist wenigstens gewiss, dass alle bösen Gedanken, wenn auch nicht die Billigung hinzukommt, aus der Sündhaftigkeit unsrer Natur hervorgehen; aber ich sage nur, dass in diesem Gebote die bösen Begierden verboten werden, die das menschliche Herz zwar reizen und locken, es aber nicht zu einem festen und überlegten Entschluss bringen.

L.: Du meinst also, dass bis dahin zwar die bösen Neigungen, denen die Menschen sich hingeben, so dass sie von ihnen beherrscht werden, verboten sind, hier aber von uns eine solche Reinheit gefordert wird, dass unser Herz keine sträflichen Begierden duldet, die zur Sünde verführen kann.
S.: So ist es.

L.: Kann man nicht das ganze Gesetz in Kürze fassen?
S.: Ja wohl, wenn man es in zwei Hauptstücke bringt. Das erste ist, „dass wir Gott lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, aus allen Kräften;“ das andere, „dass wir unsern Nächsten lieben, wie uns selbst.“44)

L.: Was fasst „die Liebe zu Gott“ in sich?
S.: Dass wir ihn lieben, wie sichs gebührt, Gott zu lieben, dass wir ihn nämlich zugleich für unsern Herrn und Vater und Seligmacher erkennen. Daher ist mit der Liebe zu Gott die Ehrfurcht vor ihm verbunden, der Wille, ihm zu gehorchen, und das Vertrauen, das wir auf ihn setzen sollen.

L.: Was verstehst du unter dem ganzen Herzen, der ganzen Seele und allen Kräften?
S.: Die Stärke des Eifers, dass in uns kein Raum ist für Gedanken, Wünsche und Bestrebungen, welche mit dieser Liebe streiten.

L.: Was ist der Sinn des zweiten Teils?
S.: Wie wir von Natur geneigt sind, uns selbst zu lieben, so, dass diese Neigung stärker ist, als alle andern, auf gleiche Weise soll die Liebe zu unserm Nächsten so in uns herrschen, dass sie uns ganz und gar regiert und die Richtschnur für alle unsre Entschlüsse und Handlungen ist.

L.: Was verstehst du unter dem Worte „Nächster?“
S.: Nicht bloß Verwandte und Freunde, oder die sonst mit uns in irgendeiner Verbindung stehen, sondern auch Unbekannte, ja, sogar Feinde.

L.: In welcher Verbindung stehen diese aber mit uns?
S.: Sie sind mit uns durch das Band verknüpft, durch welches Gott das ganze Menschengeschlecht verbunden hat. Dieses Band ist heilig und unverletzlich, und kann durch keines Menschen Verderbtheit zerrissen werden.

L.: Du behauptest also, wenn Jemand uns hasse, so sei das nur seine Sache, er bleibe nichts desto weniger unser Nächster und müsse von uns so betrachtet werden, weil Gottes Ordnung unverletzlich ist, auf der diese Verbindung beruht?
S.: So ist es.

L.: Da das Gesetz die Art und Weise zeigt, wie Gott recht verehrt werden soll, müssen wir dann nicht ganz nach der Vorschrift desselben leben?
S.: Das ist gewiss; aber Alle sind so schwach, dass Niemand das, was er soll, vollständig erfüllt.

L.: Warum fordert denn Gott von uns eine Vollkommenheit, die unsre Kräfte übersteigt?
S.: Er fordert nichts, was wir nicht schuldig wären zu leisten. Wenn wir übrigens nur uns bemühen, unser Leben so einzurichten, wie es hier vorgeschrieben wird, so hat der Herr Nachsicht mit dem, was uns fehlt, auch wenn wir noch fern sind vom Ziel, das heißt, von der Vollkommenheit.

L.: Sprichst du von allen Menschen überhaupt oder nur von den Gläubigen?
S.: Wer noch nicht vom Geiste Gottes wiedergeboren ist, der ist nicht im Stande, auch nur mit dem kleinsten Pünktchen im Gesetze den Anfang zu machen. Aber wenn wir auch zugäben, dass Jemand gefunden würde, der dem Gesetze zum Teil gehorcht, so könnten wir doch nicht der Meinung sein, dass er es vor Gott befolgt habe. Denn für verflucht erklärt er Alle, die nicht Alles erfüllen, was darin enthalten ist.45)

L.: Daraus lässt sich schließen, dass, so wie es zweierlei Menschen gibt, auch das Gesetz eine zweifache Bestimmung hat.
S.: Allerdings. Denn bei den Ungläubigen bewirkt es nichts, als dass es ihnen alle Entschuldigung vor Gott raubt. Das deutet Paulus an, wenn er es „ein Amt des Todes und der Verdammnis“ nennt.46) Bei den Gläubigen dient es zu einem ganz andern Zweck.

L.: Zu welchem?
S.: Zuerst, dass sie daraus sich überzeugen, die Gerechtigkeit könne durch Werke nicht erlangt werden47), wodurch sie Demut lernen; und das fordert sie auf, in Christo ihr Heil zu suchen. Sodann verlangt es von ihnen mehr, als sie leisten können, wodurch sie angetrieben werden, Gott um Kraft zu bitten, zugleich aber auch gemahnt an ihre immerwährende Schuld, damit sie sich nicht dem Stolz überlassen. Endlich ist es ihnen gleichsam ein Zügel, der sie in der Furcht Gottes erhält.

L.: Obgleich wir nun in dieser irdischen Wallfahrt dem Gesetze niemals Genüge tun, so dürfen wir es doch nicht für überflüssig halten, dass es eine so unbedingte Vollkommenheit von uns fordert. Denn es zeigt uns das Ziel, nach dem wir streben sollen, damit jeder von uns sich bestrebe, nach dem Maße der ihm erteilten Gnade sein Leben zur höchsten Vollkommenheit zu bilden und allmählich immer größere Fortschritte zu machen.
S.: So denke ich.

L.: Haben wir an dem Gesetz eine vollkommene Richtschnur der Gerechtigkeit?
S.: Allerdings, indem Gott nichts von uns verlangt, als dass wir demselben folgen, dagegen aber verwirft und verschmäht, was wir ohne sein Gebot unternehmen; denn ihm ist kein anderes Opfer angenehm, als Gehorsam.48)

L.: Was sollen also die vielen Ermahnungen, Vorschriften, Erinnerungen der Propheten und Apostel?
S.: Sie sind weiter nichts, als Erklärungen des Gesetzes, die uns nicht sowohl von der Befolgung des Gesetzes abziehen, als vielmehr dazu hinführen.

L.: Schreibt es aber nichts in Ansehung des besondern Berufes eines Jeden vor?
S.: Da es befiehlt, einem Jeden zu geben, was ihm gebührt, so ist leicht daraus abzunehmen, was Jeder für sich in seinem Stande und in seiner Lebensweise zu tun habe. Man findet auch, wie gesagt, in der Schrift hin und wieder zerstreut die Erklärungen einzelner Gebote. Denn was hier der Herr der Hauptsache auch in wenig Worten zusammengefasst hat, das erklärt er an andern Stellen ausführlicher und vollständiger.

3. Vom Gebete.

L.: Da wir von dem zweiten Teil der Gottesverehrung, der im Gehorsam besteht, zur Genüge gehandelt haben, wollen wir nun vom dritten Teile handeln.
S.: Wir haben schon gesagt, dass es die Anrufung sei, wenn wir in jeder Not unsre Zuflucht zu Gott nehmen.

L.: Glaubst du, dass er allein angerufen werden dürfe?
S.: Allerdings. Denn das fordert er als eine Verehrung, welche nur seiner Gottheit zukommt.

L.: Wenn dem so ist, wie dürfen wir denn Menschen um Hilfe bitten?
S.: Das sind zwei verschiedene Dinge. Denn wenn wir Gott anrufen, so bezeugen wir, dass wir sonst von Niemand Gutes erwarten, und nirgend sonst vertrauungsvoll auf Beistand hoffen; indes suchen wir doch Hilfe, wie er es uns erlaubt und ihnen das Vermögen gegeben hat, uns Hilfe zu leisten.

L.: Wenn wir also auch zur menschlichen Hilfe unsre Zuflucht nehmen, so meinst du, dies sei vereinbar damit, dass wir Gott allein anrufen, da wir auf jene keineswegs unser Vertrauen setzen; wir suchen ihren Beistand auch nur darum, weil Gott, indem er ihnen die Fähigkeit, Gutes zu tun, verlieh, sie gewissermaßen zu Werkzeugen seiner Güte bestimmt hat, indem er durch ihre Hand uns helfen, und die Unterstützungen, welche er ihrer Verwaltung anvertraut hat, uns will zukommen lassen.
S.: Das ist meine Meinung. Alle Wohltaten also, die wir von ihnen erhalten, haben wir zu betrachten als von Gott empfangen, wie er denn in der Tat allein das Alles durch sie, seine Werkzeuge, uns schenkt.

L.: Sind wir aber nicht doch den Menschen, wenn sie uns einen Dienst geleistet haben, dafür jedes Mal Dank schuldig? Das gebietet die natürliche Billigkeit und das Gesetz der Menschenliebe.
S.: Allerdings, und schon aus der einzigen Ursache, weil Gott sie der Ehre würdigt, dass er die Güter, welche aus der unerschöpflichen Quelle seiner Güte fließen, durch ihre Hände, wie durch Bäche, zu uns leitet. Auf diese Weise verpflichtet er uns gegen sie, und das sollen wir anerkennen. Wer sich also nicht dankbar gegen die Menschen zeigt, der verrät dadurch seine Undankbarkeit gegen Gott.

L.: Kann man daraus schließen, dass es unrecht sei, wenn man die Engel und die heiligen Diener Gottes, welche diese Welt verlassen haben, anruft?
S.: Ja wohl. Denn den Heiligen hat Gott nicht das Geschäft übertragen, uns zu helfen. Was aber die Engel betrifft, so bedient er sich ihrer zwar zu unserm Besten, er will aber nicht, dass wir sie anrufen.

L.: Was also mit der von Gott eingesetzten Ordnung nicht genau übereinstimmt, das, sagst du, streite mit seinem Willen.
S.: So ist es. Denn es ist ein sicheres Kennzeichen des Unglaubens, wenn wir mit dem nicht zufrieden sind, was man von Gott empfangen, Ferner, wenn wir uns in den Schutz der Heiligen und der Engel begeben, wenn Gott uns zu sich allein ruft, und wenn wir einen Teil des Vertrauens, welches wir auf Gott allein setzen sollten, auf sie übertragen, so fallen wir in Götzendienst, weil wir nämlich von dem, was Gott sich ganz und gar vorbehält, einen Teil ihnen zuwenden.

L.: Jetzt wollen wir von der Einrichtung des Gebets reden. Ist zum Beten nichts nötig als die Zunge? Oder erfordert das Gebet auch Verstand und Herz?
S.: Die Zunge ist nicht immer nötig; aber Verstand und Empfindung darf bei dem wahren Gebete nicht fehlen.

L.: Wie willst du das beweisen?
S.: Da Gott ein Geist ist, so verlangt er nicht nur überhaupt von dem Menschen das Herz, sondern insbesondere auch bei dem Gebete, das an ihn gerichtet wird. Daher verheißt er nur denen, die ihn in Wahrheit anrufen, er wolle ihnen nah sein;49) im Gegenteil aber verwünscht und verflucht er Alle, die nur verstellt und nicht aus dem Gemüte beten.50)

L.: Sind also die Gebete eitel und nichtig, die nur mit der Zunge gesprochen werden?
S.: Nicht das allein; sie missfallen auch Gott aufs höchste.

L.: Welch eine Gemütsverfassung fordert Gott beim Gebete?
S.: Zuerst, dass wir unsre Hilfsbedürftigkeit und unser Elend empfinden, dass diese Empfindung in unsrer Seele Traurigkeit und Angst erzeuge, dass wir ferner ein starkes und ernstes Verlangen bei uns nähren, Gnade von ihm zu erlangen. Dadurch soll auch die Inbrunst des Gebetes in uns entzündet werden.

L.: Entspringt diese Gemütsverfassung aus der menschlichen Natur, oder wird sie durch die Gnade Gottes bewirkt?
S.: Gott muss uns hier zu Hilfe kommen; denn wir sind zu beidem durchaus untüchtig. Der Geist Gottes ist es, der die unaussprechbaren Seufzer in uns erweckt, und unser Gemüt mit der Sehnsucht erfüllt, die zum Gebet erfordert wird, wie Paulus sagt.51)

L.: Geht dieser Unterricht dahin, dass wir träge und müßig die Regung des Geistes abwarten, und nicht Jeder sich selbst zum Gebet erweckt?
S.: Keineswegs. Vielmehr ist das der Zweck, dass die Gläubigen, wenn sie sich kalt und verdrossen oder nicht aufgelegt fühlen zum Gebet, sogleich zu Gott ihre Zuflucht nehmen, und ihn bitten, dass er sie mit den feurigen Stacheln seines Geistes entzünde, damit sie geschickt werden zum Gebet.

L.: Du meinst aber doch nicht, dass die Zunge beim Gebet nicht nötig sei?
S.: Keineswegs. Sie ist oft ein Mittel, den Geist zu unterstützen und ihn in der Andacht zu erhalten, dass er sich nicht so leicht von Gott abziehen lasse. Da sie überdies vor andern Gliedern zur Verherrlichung der Ehre Gottes geschaffen ist, so ist es billig, dass ihr Vermögen ganz zu diesem Zweck gebraucht werde. Überdies wird der Mensch zuweilen von seinem Eifer in Bewegung gesetzt, so, dass die Zunge redet, ohne dass er daran denkt.

L.: Wenn dem so ist, was haben die für einen Nutzen davon, welche in einer fremden, ihnen unbekannten Sprache beten?
S.: Das ist nichts Anderes, als Gottes spotten. Von Christen sei diese Heuchelei fern!52)

L.: Aber wenn wir beten, tun wir das aufs Geratewohl, ohne des Erfolges gewiss zu sein, oder müssen wir fest überzeugt sein, dass Gott uns erhören werde?
S.: Das muss beständig der Grund des Gebetes sein, dass wir vom Herrn werden erhört werden und Alles, was wir bitten, erlangen, wiefern es uns gut ist. In dieser Hinsicht lehrt Paulus, dass die rechte Anrufung Gottes aus dem Glauben kommen.53) Denn Niemand wird ihn ja auf die rechte Weise anrufen, der sich nicht mit festem Vertrauen auf seine Güte verlässt.

L.: Was wird also denen geschehen, die zweifelnd beten, und nicht in ihrem Gemüte davon überzeugt sind, was sie durch das Gebet gewinnen werden, ja nicht einmal gewiss, ob Gott ihr Gebet erhören werde oder nicht?
S.: Ihre Gebete sind eitel und vergeblich, da sie sich auf keine Verheißung stützen; denn wir sollen mit festem Glauben bitten, und die Verheißung ist uns gegeben, dass wir erlangen werden, warum wir im Glauben bitten.54)

L.: Wir müssen noch sehen, woher uns ein solches Vertrauen kommt, dass wir wagen, vor Gott zu erscheinen, da wir auf so vielfache Weise dessen unwert sind.
S.: Zuerst haben wir die Verheißungen, auf die wir uns ohne Rücksicht auf unsre Würdigkeit verlassen müssen. Ferner, wenn wir Gottes Kinder sind, so ermuntert und treibt uns sein Geist, dass wir kein Bedenken tragen, ihm vertrauensvoll zu nahen, als unserm Vater. Und damit wir, obgleich nur Würmer und von dem Bewusstsein unsrer Sünden niedergebeugt, uns doch vor seiner herrlichen Majestät nicht fürchten, stellt er uns Christum als Vermittler dar, der uns den Zugang öffnet, so, dass wir nicht zweifeln dürfen, seine Gnade zu erlangen.

L.: Meinst du, dass man einzig und allein im Namen Christi Gott anrufen dürfe?
S.: Das ist meine Meinung, denn dies wird uns ausdrücklich befohlen, und die Verheißung wird hinzugefügt, er werde durch seine Vermittlung bewirken, dass wir erlangen, warum wir bitten.

L.: Man darf also den nicht der Verwegenheit oder Anmaßung beschuldigen, der, im Vertrauen auf diesen Fürsprecher, sich vertrauensvoll zu Gott naht, und ihn allein als den betrachtet, durch den er erhört werden will?
S.: Auf keine Weise. Denn wer so betet, der betet gleichsam mit seinem Munde, da er weiß, dass durch seine Fürsprache das Gebet unterstützt und empfohlen werde.55)

L.: Wir wollen nun untersuchen, was die Gebete enthalten müssen. Dürfen wir von Gott Alles verlangen, was uns in den Sinn kommt, oder gibt es darüber eine gewisse Regel?
S.: Das wäre eine sehr verkehrte Art zu beten, wenn wir unsren Begierden und dem Urteil des Fleisches folgten. Denn wir sind zu beschränkt, um beurteilen zu können, was uns heilsam ist, und unsre Begierden sind so heftig, dass sie gezügelt werden müssen.

L.: Was muss also geschehen?
S.: Das eine bleibt übrig, dass Gott selbst uns die rechte Art zu beten vorschreibe, so, das ser uns bei der Hand führt und gleichsam die Worte vorsagt.

L.: Welche Anweisung hat er uns denn gegeben?
S.: Er gibt uns zwar in der Schrift an mehreren Stellen einen ausführlichen und vollständigen Unterricht über diesen Gegenstand; aber um uns das Ziel desto bestimmter zu zeigen, hat er uns eine Vorschrift aufgestellt und uns gleichsam vorgesagt, worin er Alles, was wir von Gott bitten dürfen, und was uns frommt, kurz zusammengefasst und in wenige Hauptstücke geteilt hat.

L.: Sage sie hier.
S.: Als Christus unser Herr, von seinen Jüngern gefragt ward, wie man beten müsse, antwortete er: Wenn ihr beten wollet, so sprechet also: „Unser Vater, der du bist im Himmel, dein Name werde geheiligt; dein Reich komme; dein Wille geschehe auf Erden, wie im Himmel; unser tägliches Brot gib uns heute; und vergib uns unsre Schulden, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern; und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns vom Bösen. Denn dein ist das Reich und die Macht und die Herrlichkeit, in Ewigkeit. Amen.“56)

L.: Um den Inhalt besser zu verstehen, wollen wir das Gebet in Abschnitte teilen.
S.: Es hat sechs Teile, von denen die ersten drei, ohne Rücksicht auf uns, sich allein auf die Ehre Gottes, als ihren eigentlichen Zweck, beziehen, die übrigen aber unsern Nutzen betreffen.

L.: Dürfen wir denn Gott um Dinge bitten, die uns keinen Gewinn bringen?
S.: Er ordnet zwar nach seiner unendlichen Güte Alles so, dass nichts zu seiner Ehre dient, ohne dass es auch uns heilsam wäre. Wenn also sein Name geheiligt wird, so gereicht das auch zu unsrer Heiligung; sein Reich kommt nicht, ohne dass wir daran Teil nehmen. Allein wenn wir dies Alles begehren, so müssen wir dabei allein auf seine Ehre sehen, und unsern Vorteil gar nicht ins Auge fassen.

L.: Nach dieser Ansicht sind die drei ersten Bitten also zwar mit Gewinn für uns verbunden; sie sollen aber keinen andern Zweck haben, als die Verherrlichung des göttlichen Namens.
S.: So ists. Doch auch bei den übrigen drei Bitten muss Gottes Ehre uns am Herzen liegen, obgleich sie eigentlich nur das erflehen, was sich auf unsre Wohlfahrt bezieht.

L.: Wir wollen jetzt zur Erklärung der Worte übergehen. Zuerst, warum wird hier Gott „Vater“, und nicht mit einem andern Namen genannt?
S.: Da, um auf die rechte Art zu beten, zuvörderst eine feste Zuversicht erfordert wird, so legt Gott sich diesen Namen bei, der so ungemein lieblich klingt, um alle Furcht aus unsern Herzen zu verbannen und uns aufzumuntern, dass wir ihn vertrauensvoll anrufen.

L.: Dürfen wir aber wagen, uns unbedenklich an Gott zu wenden, wie Kinder an ihre Eltern?
S.: Ja, und mit einer noch festern Zuversicht, das zu erlangen, was wir bitten. Denn, wie unser Lehrer sagt,57) wenn wir, die wir böse sind, unsern Kindern, was ihnen gut ist, nicht abschlagen und sie nicht unbegabt weggehen lassen können, ihnen auch nicht Gift geben statt des Brotes; um wie viel mehr dürfen wir von dem himmlischen Vater Wohltaten erwarten, der nicht nur höchst gütig, sondern die Güte selbst ist!

L.: Dürfen wir aus diesem Namen nicht auch einen Beweis herleiten, wodurch das, was zu Anfange gesagt ist, bestätigt wird, dass nämlich alle Bitten auf die Vermittlung Christi sich gründen müssen?58)
S.: Und zwar ein sehr starker Beweis. Denn Gott behandelt uns nur in sofern wie seine Kinder, als wir Christi Glieder sind.

L.: Warum nennst du Gott „unsern“ Vater im Allgemeinen, nicht „deinen“ insbesondere?
S.: Zwar kann ein jeder Gläubiger ihn „den seinen“ nennen; aber der Herr hat sich des allgemeinen Beiworts bedient, um uns zur Menschenliebe bei unsern Gebeten zu gewöhnen, damit nicht ein Jeder ohne Rücksicht auf Andere nur für sich sorge.

L.: Was will das sagen, wenn hinzugefügt wird, dass Gott „im Himmel“ sei?
S.: Es ist ebenso viel, als wenn ich ihn erhaben, mächtig, unbegreiflich nennte.

L.: Wie das und warum?
S.: Auf diese Weise lernen wir, wenn wir ihn anrufen, das Gemüt zu erheben, dass wir nicht fleischlich oder irdisch von ihm denken, und ihn nicht nach dem Maße unsrer Einsicht messen, oder, indem wir uns unwürdige Vorstellungen von ihm machen, ihn bewegen wollen, unsern Willen zu tun, sondern vielmehr seine herrliche Majestät mit Ehrfurcht betrachten. Auch soll es unser Vertrauen zu ihm wecken und befestigen, wenn wir ihn den Herrn und Gebieter des Himmels nennen, der Alles nach seinem Willen lenkt.

L.: Sage mir den Inhalt der ersten Bitte.
S.: Unter „dem Namen Gottes“ versteht die Schrift seine Erkenntnis und Verehrung unter den Menschen. Wir wünschen also, dass seine Ehre überall und bei Allen befördert werde.

L.: Aber kann diese seine Ehre durch irgendetwas vermehrt oder vermindert werden?
S.: An sich nimmt sie weder zu, noch ab. Aber wir wünschen, dass sie, wie sichs gebührt, unter den Menschen verherrlicht werde, dass Alles, was Gott tut, Allen seine Werke so herrlich erscheinen, wie sie sind, und dass er auf diese Weise verherrlicht werde.

L.: Was verstehst du in der zweiten Bitte unter „dem Reiche Gottes?“
S.: Es besteht hauptsächlich aus zwei Stücken, dass er die Auserwählten durch seinen Geist regiert, dass er die Verworfenen, die sich ihm nicht zum Gehorsam übergeben wollen, stürzt und dem Verderben übergibt, damit so offenbar werde, dass nichts seiner Kraft widerstehen könne.

L.: Wie betest du nun, dass dieses Reich komme?
S.: Dass der Herr die Zahl der Gläubigen von Tage zu Tage vermehre, dass er ihnen neue Gaben des Geistes schenke, bis sie dieselben im vollen Maße besitzen, dass er ferner seine Wahrheit immer heller und glänzender mache, die Finsternis des Satans zu zerstreuen, dass er seine Gerechtigkeit ausbreite und alle Ungerechtigkeit zerstöre.

L.: Geschieht dies Alles nicht täglich?
S.: Es geschieht so, dass man sagen kann, das Reich Gottes habe begonnen. Wir wünschen nun, dass es immerfort wachse und sich verbreite, bis es zur Vollendung kommt. Dies hoffen wir jedoch erst am jüngsten Tage, da Gott allein, nachdem er alle Geschöpfe sich unterworfen, hoch und erhaben, ja Alles in Allem sein wird.59)

L.: Wenn du bittest, dass „Gottes Wille geschehe“, welchen Sinn hat das?
S.: Dass alle Geschöpfe gezwungen werden, ihm zu gehorchen, und so an seinem Winke zu hangen, dass nichts ohne seinen Willen geschieht?

L.: Meinst du denn, dass etwas wider seinen Willen geschehen könne?
S.: Wir wünschen nicht nur, dass das geschehe, was er bei sich beschlossen hat, sondern auch, dass er allen Ungehorsam bändige und demütige, und so den Willen Aller sich unterwirft und sie zum Gehorsam bringt.

L.: Leisten wir, wenn wir so beten, nicht Verzicht auf das, was wir wollen?
S.: Allerdings, nicht nur, dass er alle Wünsche vereitle, die mit seinem Willen streiten, sondern auch, dass er uns einen neuen Sinn und ein neues Herz gebe, so, dass wir nichts von uns selbst wollen, sondern vielmehr sein Geist unsre Wünsche regiere, damit sie den Beifall Gottes in vollkommenem Maße haben.

L.: Warum wünschest du, dass dieses auf der Erde geschehe, „wie im Himmel?“
S.: Weil die heiligen Engel, welche seine himmlischen Geschöpfe sind, keinen andern Vorsatz haben, als ihm in Allem zu gehorchen, immer auf sein Gebot hören, und aus freiem Entschluss bereit sind, Gehorsam zu leisten, so wünsche ich den Menschen eine solche Neigung zum Gehorsam, so, dass Jeder sich ihm zur freiwilligen Unterwerfung hingebe.

L.: Jetzt kommen wir zum zweiten Teil. Was verstehst du unter „dem täglichen Brot“, um welches du bittest?
S.: Überhaupt Alles, was zur Erhaltung des gegenwärtigen Lebens dient, nicht nur zur Speise oder zur Kleidung, sondern auch zur Herbeischaffung aller andern Mittel, durch welche die Bedürfnisse unsers äußern Lebens befriedigt werden, damit wir unser Brot, wiefern es uns nach dem Urteil des Herrn nützlich ist, in Ruhe essen können.

L.: Warum verlangst du aber, dass Gott dir „gebe“, was er uns durch Arbeit zu erwerben gebietet?
S.: Obgleich wir zur Erwerbung unsres Unterhalts arbeiten und uns anstrengen sollen, so werden wir doch nicht durch unsre Arbeit, unsern Fleiß, unsre Emsigkeit ernährt, sondern nur durch Gottes Segen, durch den die Arbeit unsrer Hände gedeiht, die sonst vergebens sein würde. Außerdem muss man es so verstehen, dass, auch wenn er uns Speise in Überfluss darreicht und wir dieselbe genießen, wir doch nicht durch sie selbst, sondern allein durch Gottes Kraft ernährt werden. Denn sie haben diese Eigenschaft nicht von Natur, sondern Gott im Himmel bedient sich ihrer, als Werkzeuge seiner Güte.60)

L.: Aber mit welchem Rechte nennst du das, was Gott dir geben soll, „dein Brot“?
S.: Weil es durch Gottes Gabe unser wird, obgleich er es uns nicht schuldig ist. Wir werden durch dies Wort erinnert, dass wir fremdes Brot nicht begehren, sondern mit dem zufrieden sein sollen, was uns auf rechtmäßige Weise gleichsam aus Gottes Hand zukommt.

L.: Warum fügest du hinzu „täglich“ und „heute“?
S.: Durch diese beiden Ausdrücke werden wir zur Mäßigung und Enthaltsamkeit ermuntert, dass unsre Wünsche nicht über das Maß des Bedürfnisses hinausgehen.

L.: Da dies das gemeinschaftliche Gebet Aller sein soll, wie ist es möglich, dass die Reichen, welche Überfluss und Vorrat für lange Zeit haben, bitten, dass es ihnen für einen Tag gegeben werde?
S.: Das müssen die Reichen, wie die Armen, wissen, dass nichts von dem, was sie haben, ihnen Nutzen bringen könne, außer, wiefern Gott bestimmt und durch seine Gnade bewirkt, dass ihnen Nutzen und Gewinn daraus erwachse. So haben wir nichts, wenn wir auch Alles besitzen, ausgenommen, wiefern wir für jede Stunde aus Gottes Hand empfangen, so viel uns nötig und für uns hinreichend ist.

L.: Was enthält die fünfte Bitte?
S.: „Dass Herr uns unsre Sünden vergebe.“

L.: Sollte kein Sterblicher gefunden werden, der so gerecht werde, dass er dieser Verzeihung nicht bedürfe?
S.: Durchaus Keiner. Denn indem Christus diese Anweisung zu beten seinen Aposteln gab, bestimmte er sie für die ganze Kirche. Wer sich also davon ausnehmen wollte, der müsste aus der Kirche scheiden. Und in der Tat wir hören, was die Schrift bezeugt, „dass, wenn Jemand in Einem Stück vor Gott sich rechtfertigen wollte, er in tausend schuldig sein würde.“61)

L.: Wie, glaubst du, werden uns die Sünden vergeben?
S.: Wie die eigenen Worte Christi lauten; sie sind Schulden, um deren willen wir verdienen zum ewigen Tode verurteilt zu werden, bis uns Gott aus bloßer Gnade davon befreit.

L.: Du behauptest also, dass wir durch Gottes unverdiente Barmherzigkeit Vergebung der Sünden erlangen?
S.: Allerdings; denn wenn die Strafe auch nur für eine der kleinsten Sünden abgekauft werden soll, so sind wir doch nimmermehr im Stande, genug zu tun. Daher muss er Alles unverdient erlassen und vergeben.

L.: Welchen Nutzen hat diese Vergebung für uns?
S.: Wir werden ihm dadurch angenehm, als wären wir gerecht und unschuldig; zugleich wird das Vertrauen auf seine väterliche Güte, der wir unser Heil verdanken, befestigt.

L.: Soll die hinzugefügte Bedingung, Gott möge uns vergeben, „wie wir unsern Schuldigern vergeben“, anzeigen, dass wir die Gnade Gottes verdienen, wenn wir den Menschen, die gegen uns gesündigt haben, es verzeihen?
S.: Keineswegs. Denn alsdann wäre es keine unverdiente Vergebung, allein auf die Genugtuung Christi gegründet, die er durch seinen Tod am Kreuze geleistet hat. Sondern, wenn wir die uns zugefügten Beleidigungen vergessen, und so seine Gnade und Güte nachahmen, so zeigen wir durch die Tat, dass wir seine Kinder sind; dies Unterpfand hat er uns gegeben; auf der andern Seite aber zeigt er auch, dass, wenn wir uns nicht bereitwillig zum Verzeihen und nachgiebig beweisen, wir nichts von ihm zu erwarten haben, als den Ernst der höchsten und unerbittlichsten Strenge.

L.: Du meinst also, dass hier Alle, welche Beleidigungen nicht vergessen können, von Gott verworfen und von der Kindschaft ausgeschlossen werden, so, dass sie nicht hoffen dürfen, im Himmel Vergebung zu finden.
S.: Das ist meine Meinung. So geht der Ausspruch in Erfüllung, dass Jedem mit dem Maße wird gemessen werden, dessen er sich gegen Andere bedient hat.62)

L.: Was folgt weiter?
S.: „Dass der Herr uns nicht in Versuchung führen, sondern vom Bösen erlösen wolle.“

L.: Fassest du das Alles in Einer Bitte zusammen?
S.: Es ist nur Eine Bitte; denn das zweite Glied ist nur die Erklärung des ersten.

L.: Was ist der kurze Inhalt?
S.: Gott wolle nicht zulassen, dass wir in Sünde geraten, oder von dem Teufel und den Lüsten unsers Fleisches, die einen immerwährenden Krieg mit uns führen, besiegt werden, er wolle uns vielmehr zum Widerstande mit seiner Kraft ausrüsten, mit seiner Hand uns unterstützen, mit seiner Hilfe uns bewahren und bedecken, so, dass wir unter seinem Schutz und Schirm in Sicherheit wohnen.

L.: Wie geschieht das aber?
S.: Wenn wir von seinem Geiste regiert und von solch einer innigen Liebe zur Gerechtigkeit erfüllt werden, dass wir die Sünde, das Fleisch und den Satan überwinden, und mit einem solchen Hass gegen die Sünde, dass wir dadurch von der Welt entfernt und in wahrer Heiligkeit erhalten werden. Denn auf die Kraft des Geistes gründet sich unser Sieg.

L.: Bedürfen Alle dieser Hilfe?
S.: Wer könnte ihrer entbehren? Denn immerfort bedroht uns der Teufel, der, wie ein brüllender Löwe umhergeht, und sucht, wen er verschlinge;63) wir aber sind so schwach, dass wir sogleich erlägen, ja, dass es in manchen Augenblicken um uns geschehen wäre, wenn nicht Gott uns zum Kampf mit seinen Waffen rüstete und mit seiner Hand stärkte.

L.: Was soll das Wort „Versuchung“ sagen?
S.: Die Ränke und Betrügereien des Satans, mit denen er uns immerfort angreift, und leicht berücken würde, wenn Gottes Hilfe uns nicht unterstützte. Denn unsre Seele wird ihrer natürlichen Eitelkeit wegen von seiner List getäuscht, und da unser Wille immer geneigter zum Bösen ist, so würde er ihr ganz und gar unterliegen.

L.: Aber warum bittest du, dass Gott dich nicht in Versuchung führe, da das doch eher das eigentümliche Geschäft des Satans, als Gottes zu sein scheint?
S.: Wie Gott die Gläubigen mit seinem Schutze behütet, dass sie nicht von dem Satan überlistet oder von der Sünde überwunden werden, so entzieht er denen, die er bestrafen will, nicht nur seine Gnade, sondern übergibt sie auch der Tyrannei des Satans, schlägt sie mit Blindheit, und überlässt sie ihrem verkehrten Sinn, so, dass sie ganz und gar Sklaven des Lasters und allen Angriffen der Versuchung Preis gegeben sind.

L.: Was bedeutet der noch hinzugefügte Schluss: „Denn dein ist das Reich und die Macht und die Herrlichkeit, in Ewigkeit.“?
S.: Hier werden wir abermals erinnert, dass unser Gebet sich mehr auf die Macht und Güte Gottes stützt, als auf Vertrauen zu uns. Außerdem lernen wir alle unsre Gebete mit dem Lobe Gottes beschließen.

L.: Darf man Gott um nichts bitten, als was in diesem Gebete enthalten ist?
S.: Obgleich es uns frei steht, mit andern Worten und auf andere Weise zu beten, so müssen wir doch festhalten, dass kein Gebet Gott gefallen könne, das sich nicht nach dieser alleinigen Anweisung zu beten richtet.

4. Vom Worte Gottes.

L.: Die von uns gemachte Anordnung fordert, dass wir jetzt von dem vierten Teil der Gottesverehrung handeln.
S.: Dieser besteht, wie wir gesagt haben, darin, dass wir Gott erkennen als den Urheber aller Güter, und seine Güte, Gerechtigkeit, Weisheit und Macht mit Lob und Dank verehren, damit der Preis für alle Güter ihm gezollt werde.

L.: Hat er uns keine Vorschrift darüber gegeben?
S.: Alles, was die Schrift von seinem Lobe enthält, muss uns als Vorschrift dienen.

L.: Enthält das Gebet des Herrn nichts, was sich darauf bezieht?
S.: Allerdings. Wenn wir wünschen, dass sein Name geheiligt werde, so wünschen wir, dass alle seine Werke verherrlicht werden, dass er, wenn er den Sündern verzeiht, in seiner Barmherzigkeit, wenn er Rache übt, in seiner Gerechtigkeit, wenn er seine Verheißungen an den Seinen erfüllt, in seiner Wahrhaftigkeit erkannt werde, endlich, dass Alles, was wir von seinen Werken erblicken, uns zu seiner Ehre erwecke. Das aber heißt, ihn für alles Gute preisen.

L.: Was sollen wir denn nun schließen aus dem Allen, was wir bis dahin erwogen haben?
S.: Das, was die Wahrheit selbst lehrt, und was ich Anfangs berührt habe, „das sei das ewige Leben, dass wir den allein wahren Gott als Vater erkennen, und den er gesandt hat, Jesum Christum,“64) ihn erkennen, damit wir ihm die gebührende Ehre erweisen, damit er nicht nur unser Herr sei, sondern auch unser Vater und Heiland, und wir hingegen seine Kinder und seine Knechte seien, und unser Leben seiner Verherrlichung weihen.

L.: Wie gelangt man zu solch einem Gut?
S.: Zu diesem weck hat er uns sein heiliges Wort gegeben. Denn dies ist eine geistige Lehre, gleichsam eine Tür, durch welche wir in sein himmlisches Reich kommen.

L.: Wo haben wir dies Wort zu suchen?
S.: In der heiligen Schrift, in der es enthalten ist.

L.: Wie muss man es gebrauchen, um Nutzen davon zu haben?
S.: Wenn wir es mit fester Überzeugung des Herzens aufnehmen, nicht anders als eine sichere, vom Himmel gekommene Wahrheit, wenn wir gelehrig gegen dasselbe sind, wenn wir Herz und Willen demselben unterwerfen, wenn wir es von Herzen lieben, wenn es unserm Gemüte eingeprägt ist und Wurzel darin schlägt, so dass die Frucht im Leben sichtbar wird, wenn wir uns endlich nach seiner Vorschrift bilden, dann wird es uns, seiner Bestimmung gemäß, zum Heil dienen.

L.: Steht das Alles in unsrer Macht?
S.: Nichts von dem Allen, sondern was ich erwähnt habe, kann nur Gott durch die Gnade seines Geistes in uns wirken.

L.: Aber müssen wir nicht dennoch Fleiß anwenden? Müssen wir nicht mit dem größten Eifer, durch Lesen, Hören, Nachdenken dahin zu kommen streben?
S.: Allerdings. Es soll sich nicht nur ein Jeder für sich durch tägliches Lesen üben, sondern Alle sollen auch fleißig den Predigten beiwohnen, in denen die Heilswahrheiten vor der Versammlung der Gläubigen erklärt werden.

L.: Behauptest du also, es sei nicht genug, wenn man allein zu Hause liest, ohne dass Alle zugleich sich versammeln, dieselbe Lehre verkündigen zu hören?
S.: Diese Zusammenkünfte sind notwendig, wenn sie möglich sind, dass heißt, wenn es erlaubt ist.

L.: Kannst du mir das beweisen?
S.: Als Beweis muss der Wille des Herrn hinreichend sein. Diese Ordnung hat er seiner Kirche vorgeschrieben, nicht, dass zwei oder drei sie beobachten, sondern Alle gemeinschaftlich sich danach richten. Überdies erklärt er, dies sei die einzige Art und Weise, seine Kirche zu bauen und zu erhalten. Es sei uns daher eine heilige und unverletzliche Vorschrift, und Niemand darf sich erlauben, klüger sein zu wollen, als der Lehrer.

L.: Ist es also notwendig, dass die Kirche Geistliche habe?
S.: Allerdings, und dass man sie höre, und wenn sie die Lehre Christi vortragen, sie aus ihrem Munde mit wahrer Ehrfurcht vernehme. Wer sie verachtet, und sich weigert, sie zu hören, der verachtet Christum, und trennt sich von der Gemeinschaft der Gläubigen.65)

L.: Reicht es aber hin, dass ein Christ ein Mal von seinem Pastor unterrichtet ist, oder muss auf diesem Wege sein ganzes Leben fortgehen?
S.: Anfangen ist wenig ohne Beharrlichkeit. Wir müssen Christi Schüler sein bis an das Ende, oder vielmehr ohne Ende. Dies Geschäft aber hat er den Dienern der Kirche aufgetragen, dass sie uns an seiner Statt und in seinem Namen unterweisen sollen.

5. Von den Sakramenten.

L.: Gibt es außer dem Worte nicht noch ein anderes Mittel, wodurch Gott sich uns mitteilt?
S.: Mit der Predigt seines Wortes hat er die Sakramente verbunden.

L.: Was ist ein „Sakrament?“
S.: Ein äußeres Zeugnis der göttlichen Liebe zu uns, welches durch ein sichtbares Zeichen geistige Gnadengaben abbildet, um Gottes Verheißungen in unsern Herzen zu besiegeln, und so ihre Wahrheit zu bekräftigen.

L.: Hat das sichtbare Zeichen solche Kraft, dass es die Gewissen in der Zuversicht des zu erlangenden Heils befestigt?
S.: An sich selbst hat es diese Kraft zwar nicht, aber nach dem Willen Gottes, weil es zu diesem Zweck angeordnet ist.

L.: Da es eigentlich das Geschäft des heiligen Geistes ist, die Verheißungen Gottes in unserm Gemüte zu besiegeln, wie kannst du es denn den Sakramenten beilegen?
S.: Es ist ein großer Unterschied zwischen dem heiligen Geist und den Sakramenten. Das Herz zu bewegen und zu rühren, den Verstand zu erleuchten und das Gewissen fest und ruhig zu machen, das ist in der Tat nur als das Werk des Geistes zu betrachten und von ihm herzuleiten, und das Lob gebührt ihm allein; des ungeachtet bedient sich Gott der Sakramente, als Werkzeuge zweiten Ranges, und gebraucht sie, wie es ihm beliebt, jedoch so, dass die Wirksamkeit des Geistes dadurch nicht beschränkt wird.

L.: Du meinst also, dass die Kraft und Wirksamkeit des Sakramentes nicht in dem äußern Zeichen enthalten sei, sondern gänzlich vom heiligen Geist ausgehe?
S.: Das ist meine Meinung, wie es nämlich dem Herrn gefallen hat, seine Kraft durch seine Werkzeuge zu offenbaren, nach der ihnen gegebenen Bestimmung. Das geschieht, ohne die Kraft seines Geistes zu beschränken.

L.: Kannst du mir die Ursache angegeben, weshalb er so verfährt?
S.: Auf diese Weise kommt er unsrer Schwachheit zu Hilfe. Denn wären wir ganz geistig, so könnten wir, wie die Engel, ihn und seine Gnadenbeweisungen geistig erkennen. Allein da wir die Bürden des irdischen Leibes tragen, so bedürfen wir der Bilder und Spiegel, um die geistigen und himmlischen Dinge gleichsam auf irdische Weise zu schauen. Auf anderem Wege können wir nicht dahin gelangen. Es ist aber heilsam für uns, dass wir an den Verheißungen Gottes alle unsre Fähigkeiten üben, damit sie uns desto gewisser werden.

L.: Wenn es wahr ist, dass die Sakramente deshalb von Gott eingesetzt sind, damit sie unserm Bedürfnis zu Hilfe kämen, müsste der nicht der Anmaßung beschuldigt werden, der da meinte, er könne sie entbehren, weil sie nicht notwendig seien?
S.: Allerdings. Und wer sich ihres Gebrauches freiwillig enthält, als bedürfte er ihrer nicht, der verachtet Christum, verschmäht seine Gnade, und vernichtet die Kraft des Geistes.

L.: Aber wie kann durch die Sakramente, deren Gute und Böse ohne Unterschied sich bedienen, Zuversicht zur Befestigung der Gewissen und eine völlige Gemütsruhe bewirkt werden?
S.: Obgleich die Gottlosen die in den Sakramenten ihnen dargebotenen Gnadengaben Gottes, so weit sich dieselben auf sie beziehen, wenn ich so sagen darf, zunichte machen, so bewirken sie dadurch doch nicht, dass die Kraft und Eigentümlichkeit der Sakramente aufhört.

L.: Auf welche Weise also und wann bringen die Sakramente ihre Wirkung hervor?
S.: Wenn wir sie im Glauben empfangen, und in ihnen nur Christum und seine Gnade suchen.

L.: Woher behauptest du, dass Christus darin gesucht werden müsse?
S.: Ich bin der Meinung, dass man nicht bei den sichtbaren Zeichen stehen bleiben müsse, um dadurch das Heil zu erlangen, oder sich einbilden, die Kraft, Gottes Gnade zu verleihen, sei in ihnen verborgen, dass man vielmehr das Zeichen als ein Hilfsmittel zu betrachten habe, um auf geradem Wege zu Christo zu gelangen, und bei ihm Heil und dauerndes Glück zu suchen.

L.: Da der Glaube nötig ist, wenn man sie gebrauchen will, wie kannst du denn sagen, sie seien uns zur Befestigung des Glaubens gegeben, um uns von der Gewissheit der Verheißungen Gottes zu vergewissern?
S.: Es ist nicht genug, dass der Glaube in uns angefangen ist, wenn er nicht ununterbrochen wächst und von Tage zu Tage immer mehr zunimmt. Um ihn zu nähren, zu stärken, zu ermahnen, hat der Herr die Sakramente eingesetzt. Das lehrt auch Paulus, wenn er sagt, dass sie zur Besiegelung der göttlichen Verheißungen dienen.66)

L.: Allein ist das nicht ein Zeichen des Unglaubens, den Verheißungen Gottes nicht fest zu vertrauen, wenn sie nicht auf irgendeine Weise bestätigt werden?
S.: Es zeigt freilich einen schwachen Glauben an, der auch bei Kindern Gottes angetroffen wird, ohne dass sie deshalb aufhören, Gläubige zu sein, wiewohl sie nur einen schwachen und unvollkommenen Glauben haben. Denn solange wir auf dieser Welt leben, hangen unserm Fleische immer noch Überreste des Unglaubens an, von denen wir uns nicht anders befreien können, als durch ein festes Fortschreiten bis an das Ende unsers Lebens. Daher muss man immer vorwärts schreiten.

L.: Wie viel Sakramente hat die christliche Kirche?
S.: Es sind ihrer zwei, zum gemeinschaftlichen Gebrauche für alle Gläubigen bestimmt.

L.: Welche sind es?
S.: „Die Taufe“ und „das heilige Abendmahl.“

L.: Welche Ähnlichkeit findet zwischen ihnen Statt und welcher Unterschied?
S.: Die Taufe ist für uns gleichsam der Eintritt in die Kirche. Sie gibt uns das Zeugnis, dass wir, die wir sonst fremd und entfernt wären, in die Familie Gottes aufgenommen und zu den Seinen gezählt werden. Das Abendmahl aber bezeugt, dass Gott sich uns als Vater beweiset, indem er unsern Seelen Nahrung gibt.

L.: Um beide Wahrheiten desto deutlicher zu erkennen, wollen wir von jedem Sakrament besonders handeln. Was ist zuvörderst die Bedeutung der Taufe?
S.: Es gehören dazu zwei Stücke. Denn sie stellt uns „die Vergebung der Sünden“ und „die geistliche Wiedergeburt“ dar.67)

L.: Was hat aber das Wasser für Ähnlichkeit mit diesen Dingen, dass es sie darstellt?
S.: Die Vergebung der Sünden ist eine Art Bad, wodurch die Seele von ihren Flecken gereinigt wird, wie man den Schmutz des Körpers mit Wasser abwäscht.

L.: Und die Wiedergeburt?
S.: Da der Anfang derselben die Ertötung unsrer Natur ist, ihr Ende aber, dass wir neue Kreaturen werden, so wird uns ein Bild des Todes vorgehalten, indem Wasser auf unser Haupt gegossen wird, ein Bild des neuen Lebens aber, weil wir nicht unter dem Wasser bleiben, sondern nur für einen Augenblick gleichsam ins Grab steigen, um sogleich wieder emporzukommen.

L.: Glaubst du, dass das Wasser ein Bad unsrer Seele sei?
S.: Keineswegs. Diese Ehre darf dem Blute Christi nicht entzogen werden, welches darum vergossen ist, damit es alle unsre Flecken hinweg nehme und uns vor Gott rein und unbefleckt darstelle.68) Die Frucht dieser Reinigung empfangen wir, wenn der heilige Geist unser Gewissen mit jenem heiligen Blute besprengt. Die Gewissheit gibt uns das Sakrament.

L.: Aber behauptest du von dem Wasser nur, dass es ein bloßes Bild der Abwaschung sei?
S.: Ich halte es für ein Bild, jedoch so, dass etwas Wahres damit verbunden ist. Denn wenn Gott uns seine Gnadengaben verheißt, so täuscht er uns nicht. Daher ist es gewiss, dass in der Taufe Vergebung der Sünden und Erneuerung des Lebens in der Taufe uns dargeboten, und von uns empfangen werde.

L.: Wird diese Gnade Allen ohne Unterschied zu Teil?
S.: Viele verschließen ihr durch ihre Bosheit den Weg, und machen, dass sie an ihnen ihre Kraft verliert. Daher wird die Frucht nur den Gläubigen zu Teil. Allein dadurch verliert das Sakrament nichts von seinem Wesen.

L.: Wodurch aber wird die Wiedergeburt bewirkt?
S.: Durch den Tod und die Auferstehung Christi. Denn diese Kraft hat sein Tod, dass durch ihn unser alter Mensch gekreuzigt, und die Sündhaftigkeit unsrer Natur gewissermaßen begraben wird, so, dass sie nicht weiter in uns herrscht. Dass wir aber umgeschaffen werden zu einem neuen Leben, der Gerechtigkeit Gottes zu gehorchen, das ist eine Wohltat seiner Auferstehung.

L.: Wie werden uns durch die Taufe diese Güter zu Teil?
S.: Wenn wir die durch dieselbe uns dargebotenen Verheißungen nicht verschmähen und auf diese Weise unfruchtbar machen, so werden wir mit Christo bekleidet und mit seinem Geiste beschenkt.

L.: Was haben wir aber zu tun, um die Taufe auf die rechte Weise zu gebrauchen?
S.: Der rechte Gebrauch der Taufe beruht auf dem Glauben und der Buße, das heißt, darauf, dass wir zuvörderst mit fester Zuversicht glauben, dass wir, von allen Flecken durch das Blut Christi gereinigt, Gott wohl gefallen, dass wir ferner empfinden, wie sein Geist in uns wohnt, und es durch unsre Werke Andern beweisen, und dass wir uns unermüdet üben, unser Fleisch zu töten und der Gerechtigkeit Gottes zu gehorchen.

L.: Wenn das zum rechten Gebrauch der Taufe erfordert wird, wie geht es zu, dass wir Kinder taufen?
S.: Es ist nicht notwendig, dass der Taufe immer Glaube und Buße vorhergeht; beides wird nur von denen gefordert, die dem Alter nach dazu fähig sind. Es ist daher genug, dass die Kinder, wenn sie erwachsen sind, die Kraft der Taufe bewähren.

L.: Kannst du beweisen, dass dies nicht ungereimt ist?
S.: Ja, wenn man nur einräumt, dass der Herr nichts angeordnet hat, was mit der Vernunft streitet. Denn Moses und alle Propheten lehren, dass die Beschneidung ein Zeichen der Reue gewesen,69) und nach dem Zeugnis des Paulus war sie auch ein Sakrament des Glaubens,70) und doch sehen wir, dass Gott die Kinder nicht davon ausgeschlossen hat.

L.: Sind sie also aus demselben Grunde, der bei der Beschneidung galt, jetzt auch zur Taufe zuzulassen?
S.: Allerdings aus demselben Grunde, da die Verheißungen, welche Gott ehemals dem israelitischen Volke gegeben hat, jetzt über die ganze Welt ausgebreitet sind.

L.: Schließest du daraus, dass wir uns auch des Zeichens bedienen müssen?
S.: Wer beides gehörig erwägt, wird die Richtigkeit dieses Schlusses einsehen. Denn Christus hat uns der Gnade, welche vormals den Israeliten war zu Teil geworden, nicht so teilhaft gemacht, dass sie für uns zweifelhafter und unvollkommener wäre; vielmehr hat er sie noch offenbarer und reicher über uns ausgegossen.

L.: Meinst du, dass, wenn man die Kinder nicht tauft, die Gnade Gottes dadurch beschränkt werde, so, dass man sagen könnte, sie sei durch die Erscheinung Christi vermindert worden?
S.: Das ist offenbar. Denn wenn man das Zeichen wegnähme, welches so nachdrucksvoll die göttliche Barmherzigkeit bezeugt und die Verheißungen Gottes bekräftigt, so fehlte uns der herrliche Trost, dessen die Alten sich erfreuten.

L.: Du meinst also, da Gott im alten Testament, um zu zeigen, dass er der Vater der Kinder sei, wollte, dass die Verheißung ihrer Seligkeit durch ein sichtbares Zeichen an ihrem Leibe ausgedrückt würde, so wäre es seiner unwürdig, wenn die Gläubigen seit der Erscheinung Christi nicht eine ebenso kräftige Bestätigung haben sollten, da uns doch dieselbe Verheißung bestimmt ist, die einst den Vätern gegeben war, und Gott uns in Christo einen noch einleuchtendern Beweis seiner Gnade dargeboten hat.
S.: Das ist meine Meinung. Da es überdies bekannt ist, dass die Kraft und das Wesen der Taufe auch den Kindern zu Gute kommen soll, so geschähe ihnen Unrecht, wenn man ihnen das Zeichen versagte, das doch geringer ist, als die Sache selbst.

L.: Auf welche Bedingung soll man denn die Kinder taufen?
S.: Zum Zeugnis, dass sie Erben sind des Segens, der den Nachkommen der Gläubigen verheißen ist, damit sie, wenn sie erwachsen sind, das Wesen der Taufe erkennen und die Früchte derselben genießen und hervorbringen.

L.: Wir wollen zum „Abendmahl“ übergehen. Zuerst möchte ich hören, welche Bedeutung es hat.
S.: Es ist von Christo eingesetzt, um uns zu lehren und zu überzeugen, dass unsre Seelen durch die Gemeinschaft seines Leibes und Blutes zur Hoffnung des ewigen Lebens gebildet werden.

L.: Warum wird aber durch „das Brot“ der Leib, durch „den Wein“ das Blut des Herrn abgebildet?
S.: Wir lernen daraus, dass der Leib des Herrn dieselbe Kraft habe, unsre Seelen geistlich zu ernähren, wie das Brot zur Ernährung des Leibes und zur Erhaltung des gegenwärtigen Lebens. Wie der Wein das Herz des Menschen erfreut, die Kraft wiederherstellt, und den ganzen Menschen stärkt, ebenso wirkt das Blut des Herrn auf unsre Seele.

L.: Genießen wir also den Leib und das Blut des Herrn?
S.: Das ist meine Meinung. Denn da die Hoffnung unsrer Seligkeit ganz darauf beruht, dass der Gehorsam, den er seinem Vater bewies, uns zugerechnet wird, als wäre er von uns bewiesen, so ist es notwendig, dass wir ihn besitzen; denn er teilt uns seine Gaben nicht auf andere Weise mit, als indem er der unsre wird.

L.: Hat er sich uns aber nicht damals gegeben, als er sich in den Tod hingab, um uns von der Verdammnis des Todes zu erlösen und mit seinem Vater zu versöhnen?
S.: Das ist wahr; aber es genügt uns nicht, wenn wir ihn nicht in uns aufnehmen, damit die Wirkung und Frucht seines Todes uns zu Teil werde.

L.: Wird er aber nicht durch den Glauben in uns aufgenommen?
S.: Das gestehe ich; allein ich füge noch hinzu, dies geschehe, wenn wir nicht allein glauben, dass er gestorben sei, um uns vom Tode zu erretten, und auferweckt, um uns das Leben zu erwerben, sondern wenn er auch in uns wohnt, und wir so mit ihm vereint sind, wie die Glieder mit ihrem Haupte, damit wir durch diese Vereinigung aller seiner Gnadengeschenke teilhaft werden.

L.: Gelangen wir zu dieser Gemeinschaft durch das Abendmahl allein?
S.: Nein. Denn auch durch das Evangelium wird nach dem Zeugnisse des Paulus Christus uns mitgeteilt.71) Und Paulus lehrt das mit Recht, indem wir darin vernehmen, dass wir Fleisch von seinem Fleisch und Bein von seinem Bein sind,72) dass er das lebendige Brot ist, das vom Himmel kam, unsre Seelen zu ernähren73), dass wir Eins sind mit ihm, wie er mit dem Vater,74) und dergleichen.

L.: Was verdanken wir sonst noch dem Sakrament, oder welchen Nutzen haben wir weiter davon?
S.: Dass die erwähnte Gemeinschaft uns bestätigt und erhöht wird; denn obgleich Christus uns in der Taufe, wie im Abendmahl dargeboten wird, so nehmen wir ihn doch nicht ganz, sondern nur einem Teile nach in uns auf.

L.: Was empfangen wir nun unter dem Zeichen des Brotes?
S.: Den Leib Christi, der, wie er ein Mal für uns geopfert ist, um uns mit Gott zu versöhnen, so auch jetzt uns dargereicht wird, damit wir gewiss wissen, dass wir an der Versöhnung Teil haben.

L.: Was unter dem Zeichen des Weines?
S.: Wie Christus sein Blut Ein Mal zur Genugtuung für die Sünder und als Preis unsrer Erlösung vergossen hat, so reicht er es uns jetzt dar, zu trinken, damit wir den Segen genießen, der dadurch für uns herbeigeführt werden soll.

L.: Diesen beiden Antworten nach weiset das Abendmahl des Herrn uns hin auf seinen Tod, damit wir der Kraft desselben teilhaft werden.
S.: Allerdings; denn durch diesen Tod ist das einzige und ewige Opfer vollendet, das zu unsrer Seligkeit genug ist. Es ist also nichts weiter übrig, als dass wir seine Frucht genießen.

L.: Also ist das Abendmahl nicht zu dem Ende gestiftet, dass Gott der Leib seines Sohnes geopfert werde?
S.: Keineswegs. Er allein hat diesen Vorzug, da er ein ewiger hoher Priester ist.75) Und so lauten auch seine Worte: „Nehmet und esset!“76) Er gebietet uns hier nicht, seinen Leib zu opfern, sondern nur, ihn zu essen.

L.: Warum gebrauchen wir zwei Zeichen?
S.: Dadurch kommt der Herr unsrer Schwachheit zu Hilfe, um uns deutlicher zu lehren, dass er nicht nur eine Speise, sondern auch ein Trank für unsre Seele sei, damit wir nirgend sonst, als bei ihm allein, Nahrung für unser geistiges Leben suchen.

L.: Sollen Alle gleichmäßig und ohne Ausnahme beide Zeichen gebrauchen?
S.: So bringt es der Befehl Christi mit sich. Es wäre der größte Frevel, diesen aufzuheben und etwas gegen denselben zu tun.

L.: Haben wir im Abendmahl nur die Zusicherung der erwähnten Gnadengaben, oder werden sie uns in der Tat dargereicht?
S.: Da Christus, unser Herr, die Wahrheit selbst ist, so ist es nicht zweifelhaft, dass er die Verheißungen, welche er uns in denselben gibt, auch erfüllt, und den Bildern Wahrheit verleiht. Daher ich zweifle ich nicht, dass, wie er es durch die Worte und Zeichen bezeugt, uns auch seines Wesens teilhaft macht, um uns mit sich zu Einem Leben zu vereinen.

L.: Aber wie kann das geschehen, da der Leib Christi im Himmel ist, wir aber noch auf Erden wallen?
S.: Dies bewirkt er durch die wunderbare und geheimnisvolle Kraft seines Geistes, dem es nicht schwer ist, das durch Entfernung des Orts sonst Getrennte zu vereinigen.

L.: Du bildest dir also nicht ein, dass der Leib in dem Brote und das Blut im Kelche enthalten sei?
S.: Durchaus nicht. Ich bin vielmehr der Meinung, dass wir, um das zu erlangen, was die Zeichen bedeuten, die Seele zum Himmel erheben müssen, wo Christus ist, und von wo wir ihn als Richter und Erlöster erwarten, dass man ihn aber in den irdischen Elementen vergebens suchen würde.

L.: Um das, was du gesagt hast, zusammenzufassen, du behauptest, im Abendmahl seien zwei Dinge, nämlich Brot und Wein, die wir mit den Augen sehen, mit den Händen berühren, mit dem Geschmacke kosten, sodann Christus, den unsre Seele, als ihre eigentümliche Nahrung genießt?
S.: Ja, und zwar so, dass auch die Auferstehung der Leiber uns dadurch, wie durch ein Pfand, zugesichert wird, da auch sie Teil haben an den Zeichen des Lebens.

L.: Welches aber ist der rechte und vorschriftsmäßige Gebrauch dieses Sakraments?
S.: Der, den Paulus schildert, dass der Mensch sich prüft, ehe er hinzutritt.77)

L.: Was solle er bei dieser Prüfung untersuchen?
S.: Ob er ein echtes Glied Christi sei.

L.: An welchen Merkmalen wird er dies erkennen?
S.: Wenn er wahre Buße und wahren Glauben hat, wenn er gegen seine Nebenmenschen aufrichtige Liebe hegt, wenn er sein Herz von Hass und Feindschaft rein erhält.

L.: Verlangst du von den Menschen vollkommnen Glauben und vollkommne Liebe?
S.: Beide sollen allerdings rein und ungefärbt sein. Aber vergebens würde man eine solche Vollendung fordern, bei der nichts vermisst würde, da sie in dem Grade nie bei einem Menschen gefunden werden kann.

L.: Hindert uns denn die Unvollkommenheit, an der wir leiden, nicht, uns ihm zu nahen?
S.: Im Gegenteil würde das Abendmahl, wenn wir vollkommen wären, keinen Nutzen für uns haben, da es ein Mittel sein soll, unsre Schwachheit zu unterstützen und unsrer Unvollkommenheit aufzuhelfen.

L.: Dienen diese beiden Sakramente nicht auch zu einem andern Zweck?
S.: Sie sind auch Zeichen und gleichsam Unterpfänder unsers Bekenntnisses. Denn durch den Gebrauch derselben bekennen wir vor den Menschen unsern Glauben, und bezeugen, dass wir mit ihnen uns zum Christentum halten.

L.: Wenn Jemand ihren Gebrauch verschmähte, wie wäre über ihn zu urteilen?
S.: Dies wäre eine versteckte Verleugnung Christi. Wer sich nicht für einen Christen bekennen will, der ist wenigstens unwert, den Christen beigezählt zu werden.

L.: Ist es genug für das ganze Leben, beide Sakramente Ein Mal empfangen zu haben?
S.: Ein Mal getauft zu sein, reicht hin, und es ist nicht erlaubt, die Taufe zu wiederholen. Mit dem Abendmahl aber verhält es sich anders.

L.: Was findet denn für ein Unterschied statt?
S.: Durch die Taufe macht uns der Herr zu seinen Kindern, und nimmt uns in seiner Kirche auf, so dass wir ganz ihm angehören. Nachdem er uns der Zahl der Seinen einverleibt hat, bezeugt er im Abendmahl, dass er uns immerfort ernähren will.

L.: Kommt die Verwaltung der Taufe und des Abendmahls Allen ohne Unterschied zu?
S.: Keineswegs. Sie ist das eigentliche Geschäft derer, denen das öffentliche Lehramt übertragen ist. Denn die Kirche durch die Lehre des Heils weiden und die Sakramente verwalten, sind Dinge, die durch ein festes Band miteinander verknüpft sind.

L.: Kannst du mir das durch ein Zeugnis der Schrift beweisen?
S.: Den Befehl zu taufen, hat Christus insbesondere den Aposteln gegeben;78) bei der Feier des Abendmahls hat er uns befohlen, seinem Beispiel zu folgen.79) Die Evangelisten aber erzählen, dass er es selbst ausgeteilt habe.

L.: Dürfen aber die Geistlichen, welchen die Austeilung übertragen ist, Alle ohne Unterschied zulassen?
S.: Was die Taufe betrifft, so findet keine Unterscheidung statt, da sie nur den Kindern erteilt wird. Bei dem Abendmahl aber muss der Diener der Kirche sich hüten, dass er es Niemand reiche, der als ein Unwürdiger bekannt ist.

L.: Warum das?
S.: Weil es nicht ohne Herabwürdigung und Entweihung des Sakraments geschehen könnte.

L.: Hat aber nicht Christus den Judas, obgleich er gottlos war, der Teilnahme gewürdigt?
S.: Ich gestehe es, allein zu seiner Zeit, da seine Gottlosigkeit noch verborgen war. Denn obgleich Christus sie kannte80), so war sie doch noch nicht offenbar und den Menschen bekannt geworden.

L.: Wie wird es denn den Heuchlern ergehen?
S.: Der Geistliche kann sie nicht als Unwürdige zurückweisen, sondern er muss abwarten, bis Gott ihre Schlechtigkeit aufdeckt, so, dass sie Allen bekannt wird.

L.: Wie aber, wenn er selbst Jemand als unwürdig kennt, oder darauf aufmerksam gemacht ist?
S.: Das würde nicht genug sein, um solche von der Teilnahme ausschließen zu dürfen, wenn nicht eine gehörige Untersuchung und das Urteil der Gemeine hinzukäme.

L.: Es ist also der Mühe wert, dass in den Gemeinen eine Kirchenzucht festgestellt werde?
S.: Gewiss; sonst sind sie nicht gehörig geordnet und zusammengesetzt. Das geschieht aber, indem man Älteste wählt, welche Sittenrichter sein und darüber wachen sollen, dass kein Ärgernis gegeben werde; diejenigen, von denen sie wissen, dass sie des Abendmahlsgenusses nicht fähig sind, und zum Sakrament nicht ohne Entweihung desselben zugelassen werden können, sollen sie von der Teilnahme zurückweisen.

Quelle: Böckel, Ernst Gottfried Adolf - Die Bekenntnisschriften der evangelisch-reformierten Kirche

Der aktuellen Rechtschreibung angepasst durch Anke

1)
Dies ist das echte deutsche Wort für Synodalbriefe, wie Sendgericht, denn „Sende“ ist die Synode
2)
Der Catechismus nämlich, als Grundlage des Jugendunterrichts
3)
Röm. 1, 20
4)
Matth. 1, 21.
5)
Joh. 1, 1. Eph. 1. 3. Hebr. 1, 1.
6)
Röm. 8, 29. Kol. 1, 15. 18.
7)
Ps. 132, 11. Matth. 1, 1. Luk. 1, 32. Hebr. 4, 15. 5, 7.
8)
Röm. 3, 25. 1. Tim. 2, 5.
9)
Eph. 1, 21. Kol. 1, 18.
10)
Matth. 27, 24.
11)
Gal. 3, 13
12)
5. Mos. 21, 23.
13)
Apg. 2, 24
14)
Matth. 27, 46.
15)
Jes. 53, 4. 5
16)
Röm. 4, 25. 1. Kor. 15, 22. Röm. 6, 4.
17)
Matth. 28, 20.
18)
Luk. 34, 51. Apg. 1, 11
19)
Matth. 28, 18.
20)
Eph. 1, 22. Phil. 2, 9
21)
Apg. 1, 11.
22)
Hebr. 9, 27.
23)
1. Kor. 15, 51. 1. Thess. 4, 17.
24)
1. Petr. 1, 2. 1. Joh. 1, 7.
25)
Röm. 8, 11
26)
Eph. 1, 13
27)
Röm. 8, 30
28)
Eph. 5, 25.
29)
Eph. 4, 15. 1. Kor. 12, 12.
30)
31) 1. Kor. 15, 53.
31)
Matth. 25, 46. Joh. 5, 29.
32)
Matth. 7, 18.
33)
Tit. 3, 5
34)
Ps. 143, 2.
35)
2. Mos. 24, 12. 32, 15. 34, 1. 5. Mose 4, 13. 10, 4.
36)
2. Mos. 20, 2. 3. 5. Mos. 5, 6.
37)
5. Mos. 4, 15. Apg. 17, 29. Röm. 1, 23.
38)
Röm. 9.
39)
2. Mos. 34, 6. Ps. 103, 8. Ps. 145, 8.
40)
Kol. 2, 17.
41)
Röm. 6, 6.
42)
Ps. 24, 1. 85, 5. 115, 16.
43)
1. Kor. 3, 16. 6, 19. 2. Kor. 6, 16
44)
Matth. 22, 37 ff
45)
5. Mos. 27, 26. Gal. 3, 10.
46)
Röm. 1, 32. 2. Kor. 3, 1
47)
Röm. 3, 20. Gal. 3, 16. 3, 11. 4, 5
48)
1. Sam. 15, 22. Jer. 7, 22. 23.
49)
Ps. 145, 18
50)
Jes. 29, 13.
51)
Röm. 8, 25. Gal. 4, 6.
52)
1. Kor. 14, 15.
53)
Röm. 10, 14.
54)
63) Matth. 21, 22. Mark. 11, 24. Jak. 1, 6. Ps. 50, 15. 91, 15. 145, 18. Jes. 30, 19. 65, 1. Jer. 29, 12. Joel 2, 32. Röm. 8, 25. 10, 13. 1. Tim. 2, 5. 1. Joh. 2, 1. Hebr. 4, 14. Joh. 14, 14.
55)
Röm. 8, 33.
56)
Matth. 6, 9 – 13. Luk. 11, 2 – 4.
57)
Matth. 7, 11
58)
Joh. 15, 7. Röm. 8, 15.
59)
1. Kor. 15, 28.
60)
5. Mos. 8, 3. Matth. 4, 4.
61)
Hiob 9, 3.
62)
Matth. 7, 2.
63)
1. Petr. 5, 8
64)
Joh. 17, 3
65)
Matth. 10, 40.
66)
Röm. 4, 11.
67)
Eph. 5, 26. Röm. 6, 4.
68)
1. Petr. 1, 29. 1. Joh. 1, 7
69)
5. Mos. 30, 6. Jer. 4, 4
70)
Röm. 4, 11
71)
1. Kor. 1, 6
72)
Eph. 5, 30.
73)
Joh. 6, 51
74)
Joh. 17, 21
75)
Hebr. 5, 5. 10
76)
Matth. 26, 29
77)
1. Kor. 11, 28.
78)
Matth. 28, 19
79)
Luk. 22, 19
80)
Matth. 26, 25
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