Calvin, Jean - Apostelgeschichte - Kapitel 15.

Calvin, Jean - Apostelgeschichte - Kapitel 15.

1 Und etliche kamen herab von Judäa und lehreten die Brüder: Wo ihr euch nicht beschneiden lasset nach der Weise Moses, so könnt ihr nicht selig werden. 2 Da sich nun ein Aufruhr erhob und Paulus und Barnabas nicht einen geringen Streit mit ihnen hatten, ordneten sie, dass Paulus und Barnabas und etliche andre aus ihnen hinaufzögen gen Jerusalem zu den Aposteln und Ältesten um dieser Frage willen. 3 Und sie wurden von der Gemeine geleitet und zogen durch Phönizien und Samarien und erzähleten die Bekehrung der Heiden und machten große Freude allen Brüdern. 4 Da sie aber hinkamen gen Jerusalem, wurden sie empfangen von der Gemeine und von den Aposteln und von den Ältesten. Und sie verkündigten, wie viel Gott mit ihnen getan hatte. 5 Da traten auf etliche von der Pharisäer Sekte, die gläubig geworden waren, und sprachen: Man muss sie beschneiden und gebieten zu halten das Gesetz Moses.

V. 1. Nachdem Paulus und Barnabas mancherlei Kämpfe gegen erklärte Feinde des Evangeliums schon wacker bestanden hatten, hebt Lukas nunmehr zu erzählen an, wie sie auch durch häuslichen Krieg angefochten wurden. Es bedeutet eine ganz besondere Bekräftigung ihrer Lehre, dass sie trotz der Erschütterung durch so viele Anstürme Bestand behielt und ihr Lauf durch so viele Hindernisse nicht abgebrochen werden konnte. Zu diesem Zweck rühmt darum auch Paulus so herrlich, dass er von außen Kämpfe, von innen Schrecken erfahren musste (2. Kor. 7, 5). Unsere Geschichte ist nun besonders bemerkenswert. Wenn Tyrannen in gewaltsamen Angriff daherstürmen, fürchtet sich zwar das Fleisch, und Leute, die nicht mit dem Geist der Tapferkeit begabt sind, zittern mit ihrem ganzen Herzen, und doch greift die Verführung nicht eigentlich die Gewissen an; denn man erkennt, dass solche Lage der Gemeinde nun einmal als Schicksal bestimmt ward. Wenn es aber geschieht, dass Brüder aneinander geraten und die Gemeinde in sich erregt wird, müssen schwache Gemüter sich gestoßen fühlen oder gar zu Fall kommen, namentlich wenn man über die Lehre streitet, welche allein das heilige Band brüderlicher Einheit ist. Nichts schadet dem Evangelium mehr als innere Zwietracht, die nicht bloß den schwachen Gewissen Anstoß bereitet, sondern auch den Gottlosen Anlass zum Schmähen bietet. So lehrt uns diese bemerkenswerte Geschichte, dass es nichts Neues ist, wenn unter den Bekennern des gleichen Evangeliums doch Streitereien über die Lehre aufkommen, indem windige Menschen die Gemeinde in Parteien zu zerreißen streben und das Evangelium mit falschen Beisätzen verkehren oder verdächtig machen. Wir sollen wissen, dass dies ein geläufiger Kunstgriff Satans ist. Darum erklärt Paulus anderwärts (1. Kor. 11, 19), dass Spaltungen kommen müssen, damit offenbar werde, welche Leute rechtschaffen sind. Sicherlich überwindet Gottes wunderbarer Rat dadurch die Verschlagenheit des Satans, indem er durch solche Versuchungen den Glauben der Seinen prüft, sein Wort mit einem herrlichen Siege schmückt und seine Wahrheit, die ruchlose Menschen zu verdunkeln trachteten, heller hervorleuchten lässt.

Und etliche kamen herab von Judäa. Diese Leute hatten einen Vorwand, der viel zur Täuschung harmloser Gemüter betragen konnte. Jerusalem wurde mit gutem Grunde bei allen Gemeinden hoch geehrt wie eine Mutter; war doch aus diesem Quell das Evangelium wie durch Kanäle hingeleitet worden. Nun kommen jene Betrüger und berufen sich auf die Apostel, indem sie sich brüsten, nichts vorzutragen, als was sie von ihnen gelernt hätten. So missbraucht der Satan in seiner Verschlagenheit die Namen der heiligen Männer, um schlichten Leuten, die in Ehrfurcht gefangen sind und die Sache nicht genau zu prüfen wagen, einen Dunst vorzumachen. Allerdings sagt Lukas nicht, welcher Beweggrund jene Windbeutel trieb; wahrscheinlich aber geschah es aus böser Eifersucht, dass sie sich dem Paulus und Barnabas entgegenstellten. Sie sahen, dass man in Jerusalem die Beschneidung und andere Formen des Gesetzes beobachtete. Wohin sie nun kommen, können sie keine Neuerung oder Abweichung tragen, gleich als wäre das Beispiel der einen Gemeinde ein bindendes Gesetz für alle andern. Vor dieser Pest müssen wir uns hüten, dass nicht einer seine Gewohnheit zur Regel für den andern mache; weiter muss Vorsicht angewendet werden, dass nicht das Ansehen menschlicher Persönlichkeiten die Untersuchung der Sache hindere oder verdunkle. Denn wenn der Satan sich in einen Engel des Lichts verwandelt (2. Kor. 11, 14), wird es meistens auch geschehen, dass Leute, die wider Christi Lehre kämpfen, sich unter dem Namen seiner Knechte einführen; damit verwirren sie die Gemüter der Frommen, so dass dieselben nun kaum schwarz und weiß unterscheiden können.

V. 2. Da sich uns ein Aufruhr erhob usw. Es war keine geringe Versuchung, dass Paulus und Barnabas in Aufruhr und Kampf hineingeschleppt wurden. Schon der Zwiespalt an sich war recht übel; noch viel schlimmer aber ist es, wenn der Streit bis zu der Glut anwächst, dass man sich zu feindlichem Ringen mit Brüdern gezwungen sieht. Dazu müssen sie bei unerfahrenen und schlichten Leuten den üblen Verdacht auf sich nehmen, als störten sie mit ihrer Hartnäckigkeit den Frieden der Gemeinde. Uns aber möge dies Beispiel erinnern, dass wir bei einem in der Gemeinde entstehenden Streit klüglich unterscheiden sollen, durch wessen Schuld er sich erhebt, damit wir nicht treue Diener Christi leichthin verurteilen. Vielmehr verdient ihr würdiges Auftreten Lob, indem sie so heftige Anläufe des Satans unerschrocken über sich ergehen lassen. Weiter wollen wir uns vergegenwärtigen, dass der Satan durch Gottes wunderbare Vorsehung gehindert wurde, die Lehre des Paulus zu verderben; denn wenn er nach seinem Belieben hätte Schaden tun dürfen, so wäre der Glaube der Heiden untergraben und umgestürzt worden; das von Paulus gepredigte Evangelium hätte zusammenbrechen müssen und der Berufung der Heiden wäre die Tür verschlossen gewesen.

Wo ihr euch nicht beschneiden lasset usw. Mit diesen Worten beschreibt Lukas kurz den Stand der Frage: jene Betrüger wollten die Gewissen daran binden, dass man notwendig das Gesetz halten müsse. Allerdings wird nur die Beschneidung genannt, aber aus dem Zusammenhang ergibt sich leicht, dass man die Frage nach der verpflichtenden Kraft des Gesetzes überhaupt aufwarf. Weil die Beschneidung gleichsam die feierliche Einweihung für alle andern Formen des Gesetzes war, wird unter ihrem Namen das ganze Gesetz begriffen. Jene Feinde des Paulus leugneten nicht, dass Christus der Messias sei; aber indem sie sich zu ihm bekannten, behielten sie zugleich die alten Gebräuche des Gesetzes bei. Das schien auf den ersten Blick ein erträglicher Irrtum. Weshalb übersieht ihn also Paulus nicht wenigstens eine Zeitlang, um nicht durch Streit die Gemeinde zu erschüttern? Handelt es sich doch um äußere Dinge, über welche gar zu heftig zu streiten er anderwärts (1. Kor. 11, 16) verbietet. Es waren aber gewichtige Ursachen, die ihn zum Einspruch nötigten. Denn wenn die Beobachtung des Gesetzes notwendig ist, wird das Heil der Menschen an Werke gebunden; und es muss doch allein auf Christi Gnade gegründet werden, soll anders der Glaube still und ruhig sein. Da also Paulus sah, dass man den gesetzlichen Kultus wider die Gerechtigkeit des Glaubens und die freie Gnade setzte, durfte er nicht schweigen, wenn er nicht Christus verraten wollte. Denn wenn die Gegner behaupteten, niemand könne selig werden, der nicht das Gesetz Moses hielte, entrissen sie Christus den Ruhm für unser Heil, um ihn auf die Werke zu übertragen, erschütterten die Glaubenszuversicht und quälten die armen Seelen mit Unruhe. Weiter war es von nicht geringem Gewicht, dass man die frommen Seelen der Freiheit beraubte, die ihnen durch Christi Blut erworben war. Alles in allem, wäre es bald um das Christentum geschehen gewesen, wenn Paulus solchen ersten Schritten gewichen wäre. Er nimmt also den Streit auf, nicht für die äußere Vorhaut des Fleisches, sondern für die Beseligung der Menschen durch freie Gnade. Zum andern kämpft er dafür, die frommen Gewissen von dem Fluch des Gesetzes und des ewigen Todes zu befreien; endlich dafür, dass die Klarheit der Gnade Christi ungehindert gleichsam aus klarem und heiterem Himmel leuchte. Außerdem taten ja jene Windbeutel dem Gesetz selbst schweres Unrecht, indem sie seinen rechten Gebrauch in gottloser Weise verderbten. Die wirkliche Aufgabe des Gesetzes war, zu Christus zu führen, wie ein Erzieher die Kinder leitet. Also konnte man es nicht schlimmer verfälschen, als wenn man es verwendete, um Christi Kraft und Gnade zu schmälern. In dieser Weise müssen wir bei allen Streitfragen auf die Quelle sehen, damit wir nicht durch unser Stillschweigen Gottes Wahrheit verraten. Gewiss sollen Christi Knechte nicht kampfgierig sein; erhebt sich also ein Streit, so sollen sie ihn lieber durch ihre Mäßigung zu stillen und beizulegen trachten, als dass sie sofort das Kampfsignal geben. Wo sie aber sehen, dass durch Satans Frechheit die Religion nicht unversehrt bleiben kann, wenn man nicht Einhalt gebietet, müssen sie Mut fassen, sich zum Widerstand erheben und ohne Bedenken auch die gehässigsten Kämpfe auf sich nehmen. „Friede“ ist ein einschmeichelndes Wort; aber verflucht ist ein Friede, den man nur um den ungeheuren Preis erkauft, dass Christi Lehre zugrunde geht, die uns allein zu einer frommen und heiligen Einheit zusammenwachsen lässt. Die Papisten machen uns heute den überaus gehässigen Vorwurf, als hätten wir die verderblichen Kämpfe erregt, welche die Welt erschüttern. Uns aber liegt die Verteidigung zur Hand, dass die Gotteslästerungen, um deren Beseitigung wir uns bemühten, zu schrecklich sind, als dass man zu ihnen hätte schweigen dürfen. Erst als Paulus den falschen Aposteln heftig entgegentrat, entstand aus der Meinungsverschiedenheit ein Aufruhr. Und doch tadelt ihn Gottes Geist darum nicht, sondern spendet der Tapferkeit, die er selbst dem heiligen Manne verliehen hatte, gerechtes Lob.

Ordneten sie, dass Paulus und Barnabas hinauszögen. Dies Mittel gibt der Geist Gottes an die Hand, den Aufruhr zu stillen, der sonst in gefährlicher Weise hätte weiter um sich greifen können. So empfangen wir einen Fingerzeig, dass man immer passende und geeignete Wege suchen muss, Zwiespalt zu beseitigen. Gewiss stand bei den Aposteln an erster Stelle die Wahrheit; sie zu verteidigen, scheuten sie keinen Aufruhr. Aber es gilt doch Maß zu halten, damit nicht ein zügellos heftiger Eifer uns über alle Schranken hinaustreibe. Wir sollen von Paulus lernen, die beiden Tugenden zu verbinden, die Gottes Geist an ihm lobt. Wenn verkehrte Leute ihn zum Streit herausfordern, tritt er ihnen mutig und unbedenklich entgegen; dass er aber nicht streitsüchtig ist, beweist er, indem er das angebotene Mittel zur Überwindung des Streits freundlich annimmt. Allerdings machte sich Paulus nicht von dem Wink der Apostel abhängig, dass er etwa seine Meinung geändert hätte, wenn er erleben musste, dass sie sich gegen ihn erklärten. Wollte er doch nicht einmal einem Engel weichen, wie er sich im Galaterbrief (1, 8) rühmt. Um aber der verleumderischen Rede gottloser Leute zu begegnen, er sei ein gar zu selbstgewisser, stolzer und selbstgefälliger Mensch, der die andern in unwürdiger Weise verachte, stellt er sich, wie es billig und der ganzen Gemeinde nützlich ist, zur Verfügung, Rechenschaft von seiner Lehre zu geben. Zum andern tritt er aber mit der zuversichtlichen Erwartung des Sieges vor die Apostel, da er wohl wusste, wie sie, die sich doch durch denselben Geist regieren ließen, urteilen würden. Zu eben diesem Zweck versammelten sich seit Anbeginn alle heiligen Synoden, dass würdige und in Gottes Wort wohl geübte Männer Streitigkeiten schlichteten, und zwar nicht nach eigener Willkür, sondern nach Gottes Willen. Man soll sich also nicht durch das windige Geschrei der Papisten erschüttern lassen, die Christus mitsamt seinem Evangelium verschütten und alles Licht auslöschen, wenn sie uns die Konzilien aufdrängen, als müsste man jeden beliebigen menschlichen Entschluss für ein himmlisches Orakel halten. Wenn aber heute die heiligen Väter ihre Versammelungen hielten, würden sie aus einem Munde rufen, dass sie nichts weniger gedurft oder auch beabsichtigt hätten, als irgendetwas zu überliefern, ohne dass Christus ihnen die Worte vorgesprochen hätte, der für sie und für uns der einzige Lehrer ist.

V. 3. Und sie wurden von der Gemeine geleitet. Dass man dem Paulus und Barnabas im Namen der ganzen Gemeinde Begleiter beigibt, die sie pflichtmäßig geleiten sollten, lässt den Schluss zu, dass alle Frommen auf ihrer Seite standen und ihre Sache zur Sache der Gemeinde machten. Darum beschlossen sie die Reise des Paulus und Barnabas in demselben Sinne, in welchem jene Männer sie unternahmen: sie wollten nämlich jene unruhigen Geister, die fälschlich mit den Aposteln prahlten, zum Schweigen bringen. Die weitere Bemerkung, dass Paulus und Barnabas bei ihrer Durchreise den Brüdern die Bekehrung der Heiden erzähleten, lässt ersehen, dass sie nicht furchtsam nach Jerusalem kamen, sondern gerade jetzt sich unerschüttert zu dem bekannten, was sie zuvor gelehrt hatten. Sie kommen also nicht als Leute, die vor ihren Richtern Rechenschaft geben sollen, sondern wollen durch gemeinsamen Beschluss von beiden Seiten her bekräftigen, was bezüglich der Abschaffung der Gebräuche göttlich verordnet war. Verachteten sie auch das Urteil der Apostel nicht, so wussten sie doch, dass weder sie noch jene in anderer Weise über die Streitfrage beschließen durften. So ziemte es sich nicht für sie, als Angeklagte dazustehen; so erklärt sich auch die Zuversicht ihres Auftretens. Dazu kommt die Freude der Frommen, in welcher sie der Lehre des Paulus und der Berufung der Heiden gleichsam die Unterschrift geben.

V. 4. Wurden sie empfangen von der Gemeine. Darunter sind das Volk und die ganze Körperschaft zu verstehen. Sodann wird den Aposteln und Ältesten eine namentliche Erwähnung zuteil, von denen Barnabas und Paulus vornehmlich empfangen wurden. Da die Apostel in Jerusalem keinen festen Wohnsitz hatten, sondern immer wieder hierhin und dorthin wanderten, wohin die Gelegenheit sie rief, besaß jene Gemeinde ihre Ältesten, welchen ihre regelmäßige Leitung anvertraut war; über den Unterschied beider Ämter haben wir schon gesprochen (zu 14, 23). Man kann nun sehen, wie brüderlich und freundlich die Apostel und Ältesten sich stellen, indem sie den Paulus und Barnabas nicht nur herzlich empfangen, sondern auch Gottes Gnade verkündigen, nachdem sie von dem Erfolg ihrer Arbeit gehört haben. Die eigentümliche Ausdrucksweise ist hier die gleiche wie im vorigen Kapitel (V. 27).

V. 5. Da traten auf etliche von der Pharisäer Sekte. Mit Absicht bezeichnet Lukas die Art der Menschen, welche den Paulus auch zu Jerusalem zu verwirren und zu hindern trachteten. Wahrscheinlich entstand das ganze Übel aus eben dieser Quelle; und Lukas sagt jetzt nur deutlicher, dass dieselbe Sekte, aus deren Mitte die Anstifter jenes bösen Zwiespalts gekommen waren, den Streit weiter anfacht. Denn obwohl jene Leute sich zu Christus bekannten, waren Reste ihrer früheren Geistesart geblieben. Wir wissen ja, wie hochfahrend, voller Selbstvertrauen und Überhebung die Pharisäer waren. Das alles würden sie vergessen haben, wenn sie Christus in Wahrheit angezogen hätten, wie denn bei Paulus von solchem Pharisäismus nichts übrig blieb. Diese Leute aber konnten ihre hartnäckige Gewohnheit nicht abschütteln. Da meistens Heuchelei unter ihnen herrschte, waren sie auf äußere Formen, mit denen sich Sünden zudecken ließen, mehr als billig bedacht; außerdem blähte sie der Stolz auf, und sie wollten in tyrannischer Weise alle andern der von ihnen beliebten Manier unterwerfen.

6Aber die Apostel und die Ältesten kamen zusammen, über dieser Rede sich zu beraten. 7Da man sich aber lange gestritten hatte, stand Petrus auf und sprach zu ihnen: Ihr Männer, lieben Brüder, ihr wisset, dass Gott lang vor dieser Zeit unter uns erwählet hat, dass durch meinen Mund die Heiden das Wort des Evangeliums höreten und glaubten. 8Und Gott, der Herzenskündiger, zeugete über sie und gab ihnen den heiligen Geist gleichwie auch uns; 9und machte keinen Unterschied zwischen uns und ihnen und reinigte ihre Herzen durch den Glauben. 10Was versucht ihr denn nun Gott mit Auflegen des Jochs auf der Jünger Hälse, welches weder unsre Väter noch wir haben mögen tragen? 11Sondern wir glauben durch die Gnade des Herrn Jesu Christi selig zu werden, gleicher weise wie auch sie.

V. 6. Die Apostel und die Ältesten kamen zusammen. Lukas sagt nicht, dass sie ganze Gemeinde sich versammelte, sondern die wohlunterrichteten und urteilsfähigen Männer, die schon durch ihre Stellung als die rechtmäßigen Richter in dieser Sache erschienen. Möglicherweise fand die Aussprache vor dem ganzen Volk statt; damit aber niemand meine, dasselbe sei unterschiedslos zur Mitverhandlung zugelassen worden, nennt Lukas ausdrücklich die Apostel und Ältesten, welche die geeignetsten Ratgeber waren. Übrigens sollen wir wissen, dass uns hier in der Berufung von Synoden eine Form und Ordnung göttlich vorgezeigt wird, die anzuwenden ist, wenn sich ein Streit erhebt, den man auf andere Weise nicht beilegen kann. Denn während täglich viele Leute sich wider Paulus erhoben, vermochte allein dieser Streit, in dessen Folge die Gefahr eines ungeheuren Zusammensturzes drohte, und der schon bis zu feindseligen Kämpfen gediehen war, ihn nach Jerusalem zu ziehen.

V. 7. Da man sich aber lange gestritten hatte usw. Selbst unter den würdigen Männern und öffentlichen Lehrern der Gemeinde, die man ausgewählt hatte, konnte eine sofortige Einigung nicht erzielt werden. So sieht man, wie schon damals der Herr seine Kirche durch die Schwachheit der Menschen geübt hat, damit sie in Demut bleibe. Dazu kommt, dass er es zuließ, dass man in jener Versammlung, über der er doch waltete, das Hauptstück der christlichen Lehre in verschiedenem Geiste behandelte. Darum sollen wir uns nicht wundern, wenn auch sonst fromme und gelehrte Männer durch Unerfahrenheit zuweilen in Irrtum fallen; denn manche von ihnen waren nicht scharfsichtig genug, die Größe der Sache zu durchschauen. Durch unüberlegten Eifer für das Gesetz lassen sie sich zu dem Urteil hinreißen, man müsse das Gesetz halten, und sehen nicht, in welch tiefen Abgrund sie damit das Gewissen der andern und ihr eigenes stürzen. Darum legt Petrus das Hauptgewicht darauf, den Stand der Frage aufzudecken, der den meisten unbekannt war. Seine Rede verläuft in zwei Gliedern; zuerst behauptet er in göttlicher Bevollmächtigung, dass man die Heiden nicht zum Halten des Gesetzes zwingen dürfe. Zum andern lehrt er, dass das ganze Heil der Menschen umgestürzt werde, wenn man dem Gewissen diesen Strick anlegt. Der erste Teil also, in welchem er berichtet, dass er von Gott gesandt ward, Heiden zu lehren, auf welche dann der heilige Geist fiel, will eben dies beweisen, dass nicht Menschen die Gebräuche des Gesetzes willkürlich beseitigten, sondern dass Gott der Urheber dieser Abschaffung war. Wo aber Gottes Ansehen in die Mitte gestellt wird, schwindet jeder Zweifel. Denn dies ist unsere ganze Weisheit, dass wir mit Gottes Befehl uns zufrieden geben und seinen Wink höher einschätzen als alle Gründe.

Ihr wisset usw. Petrus ruft die Zuhörer als Zeugen auf, damit niemand meine, er werde über eine dunkle oder zweifelhafte Sache reden. Er zeigt ihnen, dass sie im hellen Lichte blind sind, weil sie Gottes Werk nicht recht betrachten, was er lang vor dieser Zeit, d. h. schon beim ersten Anfang seiner Gemeinde getan hat, seitdem Christus anfing, sich ein Volk zu sammeln.

Dass Gott unter uns erwählet hat usw. „Erwählen“ ist hier soviel wie beschließen. Indessen klingt in dem Wort auch die Auswahl durch die freie Gnade an, in welcher Gott Heiden seinem Volk einfügte. Er erwählte also, indem er einen gewissen Unterschied machte, unter den Heiden ein Zeichen der gnädigen Annahme zur Kindschaft gab und sie durch den Mund des Petrus die Lehre des Evangeliums hören ließ. Dass dies „unter uns“ geschah, will besagen, dass es vor unseren Augen oder in unserer Mitte geschah, so dass wir Zeugen davon wurden. Petrus will eben daran erinnern, dass er nur etwas berichtet, was ihnen genau bekannt ist und was vor ihren Augen sich begeben hatte. Möglicherweise könnten die Worte aber auch bedeuten: unter uns, d. h. in unserem Kreise, bin ich derjenige gewesen, den Gott zu diesem Zweck erwählte.

Und glaubten. Dies war das Zeichen, welches die Berufung der Heiden bekräftigte. Wenn Gott den Petrus durch eine Offenbarung beauftragte, die Lehre des Evangeliums zu Heiden zu bringen, so hat er sie schon dadurch sich geweiht, so dass sie nun nicht mehr unheilig waren. Aber erst, als er das Kennzeichen der Kindschaft durch den Glauben in ihre Herzen prägte, war die feierliche Weihung allseitig vollendet. Der folgende Satz wird als Erläuterung hinzugefügt: Petrus verknüpft die sichtbaren Gnadengaben des Geistes mit dem Glauben, wie sie denn in der Tat nichts anderes sind als ein Anhang desselben. Wenn also Heiden ohne Beschneidung und andere Gebräuche dem Volke Gottes einverleibt wurden, zieht Petrus den Schluss, dass es verkehrt sei, ihnen die Beobachtung des Gesetzes als eine Notwendigkeit aufzuerlegen.

V. 8. Gott, der Herzenskündiger. Diese Bezeichnung Gottes ergibt sich hier aus den Umständen; sie lässt einen Gegensatz anklingen: Menschen hängen sich nur zu sehr an äußerliche Reinigkeit, weil ein grober und irdischer Sinn ihr Urteil leitet; Gott aber sieht die Herzen an. Hier kommt allein die innere Herzensreinheit in Betracht, die uns verborgen ist. So wird unserem Vorwitz ein Zügel angelegt, damit wir uns nicht anmaßen, dem Urteil Gottes zu widersprechen. Übrigens ergibt sich hier auch die allgemeine Lehre, dass die Augen des Herrn nicht auf den prunkenden Schein der Werke sehen, sondern auf ein rechtschaffenes Herz, wie wir bei Jeremia 5, 3 lesen: „Herr, deine Augen sehen auf Treue und Glauben.“

V. 9. Und machte keinen Unterschied. Juden und Heiden hat Gott gleicher weise zur Hoffnung desselben Erbes gelockt und zur gleichen Stufe der Ehre erhoben, dass sie seine Kinder und Christi Glieder, Abrahams heiliger Same und ein priesterliches und königliches Geschlecht sein sollen. So muss es wohl ein Gottesraub sein, wenn man sie für unrein hält, nachdem sie Gott zu seinem Eigentum erwählt und zu heiligen Gefäßen seines Tempels geweiht hat. Denn nachdem der Zaun gefallen ist, der eine Scheidung setzte, hat er die Heiden mit den Juden verbunden, dass sie zu einem einzigen Körper zusammenwüchsen. Er hat die Beschneidung mit der Vorhaut gemischt, so dass die Fremden mit den Hausgenossen in Christus eins sind, eine einzige Gemeinde bilden, und fortan nicht mehr ist Jude oder Grieche.

Und reinigte ihre Herzen durch den Glauben. Diese Aussage entspricht dem Titel, den Gott soeben empfing. Petrus will etwa sagen, dass Gott eben als Herzenskündiger die Heiden innerlich gereinigt habe, indem er sie der Annahme zur Kindschaft würdigte und sie mit geistlicher Reinigkeit begabte. Doch fügt Petrus hinzu, dass diese Reinigkeit im Glauben besteht. Er lehrt also erstlich, dass die Heiden ohne die Gebräuche wahre Heiligkeit besitzen, die vor Gottes Richterstuhl hinreicht; sodann lehrt er, dass dieselbe durch den Glauben gewonnen wird und aus ihm fließt. In derselben Weise zieht Paulus den Schluss (Röm. 4, 10), dass die Vorhaut einem Menschen kein Hindernis sei, vor Gott gerecht und heilig dazustehen, weil in der Person Abrahams die Beschneidung der Gerechtigkeit erst folgte und zeitlich später war. Nun sehen wir, dass die Väter nicht durch Gebräuche Gerechtigkeit erlangten oder vor Gott rein wurden, sondern durch Reinigkeit des Herzens; denn die Gebräuche bargen in sich keine Rechtfertigungskraft, sondern waren nur Hilfsmittel, die sozusagen als Beigaben der Reinigung dienten, so dass die Väter dieselbe Wahrheit besaßen wie wir. Als nun Christus kam, verschwanden die Beisätze; die Schatten lösten sich auf, und es bleibt nur einfach die Reinheit des Herzens. – Ich komme nun zu der zweiten Aussage, welche die Reinheit der Heiden im Glauben bestehen lässt. Petrus sagt nicht, dass sie in vollkommener Tugend und heiligem Leben besteht. Denn es kommt den Menschen die Gerechtigkeit anderswoher als aus sich selbst. Wenn sie durch ein gutes und gerechtes Leben sich Gerechtigkeit erwürben oder von Natur vor Gott rein wären, könnte freilich dieser Ausspruch des Petrus nicht bestehen. Mit diesen Worten verkündet also der Geist deutlich, dass das ganze Menschengeschlecht beschmutzt und durch Unrat befleckt sei, und dass weiter dieser Unrat nicht anders getilgt werden könne als durch Christi Gnade. Denn wenn der Glaube das Heilmittel ist, durch welches Gott uns umsonst hilft, so wird derselbe sowohl dem natürlichen Zustande aller Menschen als auch den eigenen Verdiensten jedes einzelnen entgegengestellt. Denn es ist die Aufgabe des Glaubens, was Christus hat, auf uns überzuleiten und ihn durch die Gemeinschaft freier Gnade zu unserem Eigentum zu machen. So besteht zwischen dem Glauben und Christi Gnade eine wechselseitige Beziehung. Denn der Glaube reinigt uns nicht, weil er etwa eine Tugend oder eine der Seele eingeflößte, löbliche Eigenschaft wäre, sondern weil er die in Christus dargebotene Reinigkeit ergreift. Bemerkenswert ist auch die Ausdrucksweise, dass Gott die Herzen gereinigt habe; so macht Lukas Gott zum Urheber des Glaubens und lehrt, dass die Reinigkeit seine Gnadengabe ist. Die Weise der Reinigung ist aber eine doppelte: erstlich tilgt Christus täglich unsere Sünden, die er einmal mit seinem Blut gesühnt hat, und stellt dadurch als rein und gerecht vor das Angesicht des Vaters; zum andern tötet er durch seinen Geist die Begierden des Fleisches und erneuert uns zu heiligem Wesen. Ich möchte annehmen, dass Lukas diese beiden Stücke mit seinen Worten umfasst, eben weil er nicht nur eine Art der Reinigung anrührt, sondern lehrt, dass die Reinigung überhaupt ohne die Gebräuche des Gesetzes zustande komme.

V. 10. Was versucht ihr denn nun Gott? Damit hebt der zweite Teil der Predigt an, in welchem Petrus zeigt, wie verderblich jene Lehre ist, welche die Feinde des Paulus einführen wollten; sie müsste nämlich alle frommen Seelen in die Verzweiflung stürzen. Bis dahin hat Petrus dargetan, dass man den Heiden unrecht tue, wenn man mehr von ihnen fordere, als Gott verlangt. Wenn sie dem heiligen Volk gleichgestellt und mit der Annahme zur Kindschaft geehrt hat, sei es unwürdig und widersinnig, sie zurückzustoßen und somit Gottes Freiheit zu beschränken; allein der Glaube sei ausreichend, wenn sie auch die Gebräuche nicht hätten. Jetzt aber folgt eine tiefere und grundsätzliche Erwägung: wer das Heil der Menschen an die Werke des Gesetzes bindet, lässt ihnen nichts von guter Hoffnung übrig; vielmehr müsste die Welt in einen schrecklichen Untergang stürzen, wenn man das Heil auf keine andere Weise als durch Beobachtung des Gesetzes erlangen könnte. Dass man Gott versucht, kann nach dem Sprachgebrauch der Schrift verschieden verstanden werden. Hier ist die Meinung des Petrus, dass man Gott wie geflissentlich reizt, wenn man den Menschen schwerere Lasten auflegt, als sie tragen können, und wenn man seine Macht beschränken will, indem man ein Joch festbindet, welches er gelockert hat. Das wäre ja nichts anderes, als in der Nachfolge der Giganten wider die Natur kämpfen.

Mit Auflegen des Jochs. Der Sinn der Worte ist einfach der, dass man Gott versucht, wenn man den Gewissen eine größere Last auflegt, als sie tragen können. Dadurch wird das Heil der Seelen auf das schwerste geschädigt, indem sie notwendig von einer verderblichen Verzweiflung erdrückt werden müssen. Am unerträglichsten aber ist das Unrecht, welches man dem Herrn antut, indem man ihm sein Recht entreißt und ihm nicht die Freiheit lässt, uns zu befreien. Übrigens ist leicht zu ersehen, dass Petrus unter dem Joch nicht etwa die bloßen Gebräuche versteht. Gewiss schuf die erzieherische Ordnung des alten Bundes eine harte und mühevolle Dienstbarkeit; aber es wäre doch ungereimt, von einem unerträglichen Joch zu sprechen. Wissen wir doch, dass die äußere Beobachtung der Gebräuche nicht nur von den Heiligen, sondern auch von den meisten Heuchlern richtig und peinlich geleistet wurde. Auch dem Sittengesetz Genüge zu tun wäre nicht allzu schwierig, wenn es sich mit körperlichem Gehorsam begnügte und nicht eine Gerechtigkeit des Geistes forderte. Denn es ist manchem gegeben, Hände und Füße in Zucht zu halten; aber alle Stimmungen derartig zu zügeln, dass in Leib und Seele vollkommene Enthaltsamkeit und Reinheit herrschen, ist mehr als schwierig. Wenn nun die Kräfte der Menschen unzureichend sind, das Gesetz zu halten, dann liegt auf allen der Fluch, welchen Gott darin den Übertretern ankündigt; so wird Verzweiflung aller harren, indem sie sehen, dass das Gesetz sie ewigen Todes schuldig spricht. Mochten die falschen Apostel dies in ihrer Verschlagenheit nicht geradezu bestreiten und nur die Frage nach den Gebräuchen verhandeln wollen, so dringt Petrus doch bis zur Quelle selbst vor und zieht das tödliche Gift jener Lehre ans Licht. So wird man in einer jeglichen Streitfrage erst dann ein rechtes Urteil sprechen, wenn man in die Tiefe dringt und alle Folgerungen zieht. Darum dürfen wir uns nicht wundern, wenn Petrus überhaupt die ganze Gesetzesfrage erörtert, um die falschen Apostel aus ihren Schlupfwinkeln zu ziehen. Er deckt lediglich die Sache selbst auf, die schlichten Leuten verborgen war, damit jedermann die Verderblichkeit einer Lehre erkenne, die Christi Gnade auslöscht und die Seelen in einen schrecklichen Abgrund der Verzweiflung versenkt.

Weder unsre Väter noch wir. Petrus spricht nicht nur davon, was die Menschen tatsächlich geleistet haben, sondern was sie zu leisten vermochten; und er spricht nicht nur von Durchschnittsmenschen, sondern von den heiligen Vätern. Wenn er von ihnen sagt, dass sie das Joch des Gesetzes nicht haben mögen tragen, so ist gewiss, dass man das Gesetz überhaupt nicht erfüllen kann. Ich weiß, dass das Wort des Hieronymus1) als eine unantastbare Wahrheit überall verbreitet ist: „Verflucht sei, wer das Gesetz als unerfüllbar erklärt.“ Aber man soll auf kein Menschenwort hören, das wider die Meinung des Geistes Gottes streitet. Auch Paulus behauptet (Röm. 8, 3), dass das Gesetz uns nicht das Leben bringen konnte, weil es durch das Fleisch geschwächt war. Und wenn jene Schriftworte wahr sind (1. Mos. 8, 21; Röm. 8, 7; Ps. 14, 3): „Das Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf; die Sinnesrichtung des Fleisches ist Feindschaft gegen Gott; es ist keiner, der Gutes tue,“ dazu viele andere Worte gleichen Sinnes, die uns häufig in der Schrift begegnen und die besonders Paulus anführt (Röm. 3, 11 ff.), - so besitzt der Mensch nicht bloß eine schwache und verstümmelte Fähigkeit, das Gesetz zu erfüllen, sondern überhaupt keine Fähigkeit, auch nur damit anzuheben. Man muss also feststellen, dass auch gläubige Leute, die durch den Geist Gottes wiedergeboren sind und nun der Gerechtigkeit des Gesetzes nachstreben, nur die Hälfte und weit weniger als die Hälfte, nicht aber das Ganze leisten. Denn Paulus spricht hier nicht von einem Epikur oder unheiligen Menschen, sondern von Abraham, Mose und anderen heiligen Vätern, so viele ihrer jemals in der Welt die allervollkommensten waren; und doch sagt er, dass sie unter der Last des Gesetzes, welches ihre Kräfte erdrückte, zu Boden sanken. Wir hören freilich den gehässigen Einwand, dass es eine Schmähung des Geistes Gottes sei, wollte man seiner Gnade und Hilfe die Fähigkeit zur Erfüllung des Gesetzes absprechen. Die Antwort aber liegt zur Hand; denn wir reden nicht davon, was die Gnadenwirkung des Geistes vermöge, sondern was das Maß von Gnade ausrichte, welches Gott einem jeden der Seinen in diesem Leben zuteilt. Denn man muss immer im Auge behalten, was Gott zu tun verspricht, und nicht vorwitzig fragen, ob etwa geschehen könne, wovon er selbst bezeugt, dass es niemals geschehen werde noch nach seinem Wille geschehen solle. Er verheißt den Gläubigen die Gnadenwirkung und Hilfe des Geistes, durch welche sie den Begierden des Fleisches widerstehen und sie niederkämpfen, nicht aber gänzlich austilgen können. Er verheißt Gnade, durch welche sie in einem neuen Leben wandeln, nicht aber mit solcher Schnelligkeit laufen können, wie das Gesetz es verlangt. Denn er will, dass wir während unseres ganzen Lebens in seiner Schuld bleiben und zur Bitte um Vergebung unsere Zuflucht nehmen müssen. Den Hieronymus trieb eine philosophische Erwägung, seinen Bannstrahl gegen Petrus und Paulus zu schleudern: Gesetze müssten nämlich der Fähigkeit derer angepasst sein, für welche sie gegeben werden. So zutreffend dies bei menschlichen Gesetzen ist, so muss ich doch bestreiten, dass es für Gottes Gesetz Geltung hat; denn dieses blickt bei der Gerechtigkeit, die es fordert, nicht auf das, was der Mensch kann, sondern was er schuldig ist. Und das Gesetz kann in doppelter Hinsicht als ein Joch betrachtet werden. Die einfache Belehrung über ein rechtschaffenes Leben, durch welche Gott uns zu sich einlädt, ist ein Joch, dem jeder sich freiwillig beugen soll; denn es wäre eine ganz ungereimte Sache, dass Gott das Leben der Menschen nicht regieren und sie ohne Zügel herumstreifen sollten, wie es ihnen beliebt. Es gibt aber auch Sprüche, welche das Gesetz von einer ganz anderen Seite betrachten (3. Mos. 18, 5; 5. Mos. 27, 26): „Welcher Mensch diese Satzungen tut, wird dadurch leben.“ Weiter: „Verflucht sei, wer nicht alle Worte dieses Gesetzes erfüllt.“ Damit wird das Gesetz zu einem unerträglichen Joch. Denn solange die Seligkeit nur der vollkommenen Beobachtung des Gesetzes zugesagt und jegliche Übertretung vor das Gericht gestellt wird, ist es ganz und gar um das menschliche Geschlecht geschehen. In dieser Hinsicht gilt das Wort des Petrus, dass man Gott versuche, wenn man in menschlicher Anmaßung das Joch des Gesetzes den Gewissen auflegt. Petrus will nicht leugnen, dass die Menschen durch die Lehre des Gesetzes sich müssen regieren lassen; dass sie in diesem Sinne unter dem Joch gehen, gibt er zu. Weil es aber die Aufgabe des Gesetzes ist, nicht einfach zu belehren, sondern auch durch die Schuldverhaftung unter den ewigen Tod die Menschen zu demütigen, blickt Petrus auf diese Eigenschaft, die sich mit der Lehre des Gesetzes verbindet, und behauptet, dass man die Seelen der Frommen nicht an dieses Joch fesseln dürfe; denn damit würde man sie unweigerlich in ewiges Verderben versenken. Wo übrigens nicht bloß die Gnadenwirkung des heiligen Geistes waltet und uns leitet, sondern auch die Vergebung der Sünden durch freie Gnade uns von dem Fluch des Gesetzes los spricht, wird Moses Wort erfüllt (5. Mos. 30, 11): „Das Gebot ist dir nicht verborgen, noch zu ferne.“ Da spüren wir auch, dass Christi Joch sanft und seine Last leicht ist. Weil wir wissen, dass Gottes Nachsicht uns nachlässt, was uns nach der Schwachheit des Fleisches fehlt, nehmen wir freudig auf uns, was er uns auflegt, und empfinden es nicht als Last. Ist also erst die Strenge des Gesetzes beseitigt, so wird seine Lehre nicht bloß erträglich sein, sondern froh und süß. Wir werden uns seinem Zügel nicht mehr entziehen, der uns freundlich leitet und nicht härter drückt, als erforderlich ist.

V. 11. Durch die Gnade des Herrn Jesu Christi selig zu werden. Petrus stellt zwei Dinge als einander ausschließend gegenüber: im Blick auf Christi Gnade das Heil erhoffen dürfen – und unter dem Joch des Gesetzes stehen. Diese Gegenüberstellung setzt die Rechtfertigung durch Christus in helles Licht, indem wir nun den Schluss ziehen, dass durch Glauben gerechtfertigt wird, wer, befreit und gelöst von dem Joch des Gesetzes, das Heil in Christi Gnade sucht. Könnte jemand durch Gnade selig werden, der noch in das Joch des Gesetzes verstrickt ist, so wäre die Schlussfolgerung des Petrus ungereimt. Denn er folgert eben aus dem Gegensatz: Wir erhoffen die Seligkeit von Christi Gnade; also sind wir dem Joch des Gesetzes nicht unterworfen. Und alles hat nur einen Sinn, wenn ein Zwiespalt zwischen Christi Gnade und dem Joch des Gesetzes besteht. Wer also in Christus Leben finden will, muss unweigerlich die Gerechtigkeit des Gesetzes fahren lassen. Denn dieser Widerstreit betrifft nicht die Lehre, sondern die Ursache der Rechtfertigung. Damit fällt auch der Irrtum, als würden wir durch Christi Gnade gerechtfertigt, weil er uns durch seinen Geist erneuert und Kräfte zur Erfüllung des Gesetzes gibt. Wer sich dies einbildet, scheint zwar das Joch des Gesetzes ein wenig zu lockern, hält aber die Seelen mit seinen Stricken auf beiden Seiten gebunden. Denn es wird immer nur die bedingte Verheißung gelten: Wer dies tut, wird darin das Leben haben. Auf der andern Seite wird der Fluch auf jedem Menschen lasten, der das Gesetz nicht ganz peinlich erfüllt hat. Darum müssen wir die Gnade Christi, auf welcher der Heilsglaube ausruht, ganz anders beschreiben als jene Träumer; sie ist die unverdiente Wiederaussöhnung mit Gott, welche durch das Opfer des Todes Christi gewonnen ward. Anders ausgedrückt: die unverdiente Vergebung der Sünden, welche Gott zufrieden stellt und aus einem Feinde oder strengen und unversöhnlichen Richter zu unserem freundlichen Vater macht. Gewiss gebe ich zu, dass Christi Gnade uns zu einem neuen Leben umschafft; wo es sich aber um die Heilszuversicht handelt, dürfen wir allein an die unverdiente Annahme zur Kindschaft denken, die mit Sühnung und Vergebung der Sünden verbunden ist. Müssten die Werke wenigstens teilweise als Untergrund der Gerechtigkeit verrechnet werden, so wäre das Joch des Gesetzes durchaus nicht zerbrochen; es müsste auch der Gegensatz, den Petrus hier aufstellt, dahinfallen.

Gleicherweise wie auch sie. Hier bezeugt Petrus, dass zwar nach dem äußeren Schein den Vätern die Dienstbarkeit des Gesetzes auferlegt war, dass aber ihre Gewissen frei und ungebunden waren. Dadurch wird eine Ungereimtheit beseitigt, welche sonst fromme Seelen nicht wenig verwirren konnte. Da der Bund des Lebens, den Gott vom Anfang bis zum Ende der Welt mit seinen Knechten geschlossen hat, ewig und unveränderlich bleibt, wäre es ungereimt und unerträglich, dass wir heute einen andern Heilsweg lehren sollten, als er einst den Vätern eröffnet war. Petrus behauptet also, dass wir in bester Einigkeit mit den Vätern ständen, weil sie nicht weniger als wir ihre Heilshoffnung auf Christi Gnade gründeten. Er vereinigt bezüglich des letzten Zwecks ihrer Lehre Gesetz und Evangelium und hebt damit einen Anstoß, der sich für die Juden aus einem eingebildeten Zwiespalt ergab. So wird deutlich, dass das Gesetz den Vätern nicht gegeben ward, damit sie aus demselben das Heil gewönnen; noch wurden die Gebräuche beigefügt, damit sie durch ihre Beobachtung Gerechtigkeit erwürben. Vielmehr war der einzige Zweck des ganzen Gesetzes, dass sie das Vertrauen auf Werke fahren lassen und alle ihre Hoffnungen auf Christi Gnade setzen sollten. Petrus lehrt also, dass der Glaube der Väter immer auf Christus gegründet war, da sich ja nirgends sonst jemals ein Weg und eine Weise finden ließen, zu Gott zu gelangen. So stimmt diese Stelle mit dem apostolischen Wort (Ebr. 13, 8): „Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit.“

12Da schwieg die ganze Menge stille und höreten Paulus zu und Barnabas, die da erzähleten, wie große Zeichen und Wunder Gott durch sie getan hatte unter den Heiden. 13Darnach, als sie geschwiegen hatten, antwortete Jakobus und sprach: Ihr Männer, lieben Brüder, höret mir zu. 14Simon hat erzählet, wie aufs erste Gott heimgesucht hat und angenommen ein Volk aus den Heiden zu seinem Namen. 15Und da stimmen mit der Propheten Reden, als geschrieben stehet: 16“Darnach will ich wiederkommen und will wieder bauen die Hütte Davids, die zerfallen ist, und ihre Lücken will ich wieder bauen und will sie aufrichten, 17auf dass, was übrig ist von Menschen, nach dem Herrn frage, dazu alle Heiden, über welche mein Name genannt ist, spricht der Herr, der das alles tut.“ 18Gott sind alle seine Werke bewusst von der Welt her.

V. 12. Da schwieg die ganze Menge. Die Versammlung ließ sich derartig von Gottes Geist leiten, dass sie sofort der Vernunft nachgab. Bis dahin war heftiger Streit; nachdem aber Petrus Gottes Rat dargelegt und die Frage nach der Lehre der Schrift erörtert hat, legt sich sofort der Lärm; die zuvor unüberlegter weise für den Irrtum eingetreten waren, geben Ruhe und schweigen. Das ist das lebendige Bild eines rechtmäßigen Konzils; sobald nur Gottes Wahrheit allein in die Mitte tritt, setzt sie allen Streitfragen ein Ende. Ohne Zweifel waren noch einige widerspenstige Leute vorhanden, wie in jeder großen Versammlung. Indessen gewann Gottes Wahrheit die Oberhand, so dass jenes Schweigen, von dem Lukas berichtet, ein herrliches Zeugnis für den allgemeinen Gehorsam gab. Petrus aber erwies eine nicht gewöhnliche Bescheidenheit, indem er jeden vorbringen ließ, was er zu sagen hatte, und, um nicht ein Vorurteil zu schaffen, seine Meinungsäußerung zurückhielt, bis man von allen Seiten sich ausgesprochen hatte.

Und höreten zu Paulus und Barnabas. Aus diesen Worten lässt sich schließen, dass man sie vorher nicht mit Schweigen anhörte. Denn da die meisten Teilnehmer überzeugt waren, dass die Zulassung unreiner Heiden zur Gottesgemeinde ein Unrecht war, würde man alles, was sie sagen konnten, nicht mit gerechter Aufmerksamkeit und ohne Verdrehung aufgenommen haben; erst musste die falsche Meinung beseitigt sein. Welches Gift ist doch eine unbegründete Abneigung, welche die Gedanken der Menschen derartig einnimmt, dass sie der Wahrheit jeden Zugang verschließt! Hier lernen wird, dass nur dem Reinen alles rein ist. Ein verkehrter Sinn verwandelt auch das Heilsamste in Schaden. Übrigens wollen Paulus und Barnabas mit ihrer Erzählung dartun, dass Gott ihre Sendung zu den Heiden gebilligt habe, indem er sie durch Wunder, die gleichsam als Siegel wirkten, bestätigte und bekräftigte.

V. 13. Antwortete Jakobus und sprach. Viele der alten Kirchenschriftsteller halten diesen Jakobus für irgendeinen Christen, der den Zunamen „der Gerechte“ oder Oblias, trug, und von dessen unwürdiger Hinmordung Josephus im 20. Buch seiner Altertümer berichtet. Jedenfalls aber irren sie darin, dass sie den Jakobus nicht unter den zwölf Aposteln finden wollen. Denn sie müssen zugeben, dass es der gleiche ist, den Paulus (Gal. 2, 9) so ehrenvoll erwähnt, und dem er den ersten Platz unter den drei Säulen der Gemeinde zuweist. Sicherlich hätte nicht irgendein Mensch niederer Ordnung eine so hervorragende Stelle über den Aposteln erreichen können; schmückt ihn doch auch Paulus (Gal. 1, 19) mit dem Aposteltitel. Auch aus unserer Stelle kann man schließen, dass er in besonderem Ansehen stand; er bekräftigt die Rede des Petrus durch seine Stimme derartig, dass nun alle seiner Meinung beitreten. Auch später werden wir noch einmal sehen (21, 18), wie viel in Jerusalem sein Ansehen galt. Darum zweifle ich nicht, dass er der Sohn des Alphäus oder, wie es heißt, ein „Bruder“ Christi war. Ob er Bischof von Jerusalem war oder nicht, lasse ich dahingestellt. Es trägt auch nichts aus, als höchstens unter dem Gesichtspunkt, dass dadurch die Unverschämtheit des Papstes aufs deutlichste widerlegt werden würde; das Konzil hätte nicht auf das Ansehen des Petrus, sondern vielmehr des Jakobus hin seinen Beschluss gefasst. Mögen also die Römlinge aufhören, sich mit ihrem Papst als dem Haupt der ganzen Kirche zu brüsten, weil er der Nachfolger des Petrus ist! Hätte doch Petrus einem andern Bischof den Vortritt gelassen.

Ihr Männer, lieben Brüder, höret mir zu. Die Rede des Jakobus besteht aus zwei Hauptstücken. Zuerst bekräftigt er die Berufung der Heiden mit einem Zeugnis des Propheten Amos (9, 11 f.). Zum andern erinnert er daran, was sich zu tun empfehle, um Frieden und Einigkeit unter den Gläubigen zu bewahren, ohne doch die Freiheit der Heiden anzutasten und Christi Gnade zu verdunkeln. Dass Gott heimgesucht hat, um sich ein Volk aus den Heiden anzunehmen, will seine Barmherzigkeit beschreiben, in der er sich herabließ, Fremde in seine Familie aufzunehmen. Die Redeweise ist etwas hart, enthält aber eine nützliche Lehre; in einer Zeit, wo die Heiden von Gott abgewandt waren, hat er seinen gnädigen Blick auf sie geworfen. Wir können ja uns lediglich immer weiter von ihm entfernen, bis uns sein väterliches Anschauen aus freien Stücken zuvorkommt.

Angenommen zu seinem Namen. Der Ausdruck will besagen, dass Gott die Heiden zu seinem Volk zählte, indem er ihnen ein Anrecht an seinen Namen gab. In eben diesem Sinne heißt es alsbald (V. 17), dass der Name Gottes über denjenigen genannt werde, welche er seiner Gemeinde beifügt. Dies war aufs erste bereits geschehen, als an Kornelius und seinem Hause ein Beispiel der Annahme von Heiden zur Gotteskindschaft gegeben wurde, also noch ehe Barnabas und Paulus den Heiden das Evangelium öffentlich kundmachten.

V. 15. Und da stimmen mit der Propheten Reden. Jetzt sehen wir, wie die Apostel sich nichts kraft eigener Gewalt anmaßten, sondern in Ehrfurcht dem folgten, was in Gottes Wort zuvor geschrieben war. Sie belasteten niemand mit ihrer Würde, noch hielten sie es mit derselben für unvereinbar, sich als Schüler der Schrift zu bekennen. Auch dies wollen wir uns hier merken, dass noch immer der Gebrauch der prophetischen Lehre in Geltung steht, den gewisse Schwärmer aus der Kirche verbannen möchten. Indem Jakobus sich auf die Propheten in der Mehrzahl beruft, während er doch nur eine einzige Stelle anführt, deutet er auf eine Zusammenstimmung unter ihnen, kraft deren, was nur einer sagt, das gemeinsame Zeugnis aller ist. Denn mit einem Munde redet jeder einzelne von ihnen gleichsam in aller Namen, oder vielmehr der Geist Gottes redet in ihnen allen. Außerdem waren ja die Sprüche aller Propheten in einem Bande vereinigt, so dass man mit Recht und ganz passend den Propheten insgemein zuschreiben konnte, was man aus irgendeinem Teile des Gesamtwerks entnahm.

V. 16. Darnach will ich wiederkommen usw. Die Stelle wird nicht wörtlich zitiert, wie sie beim Propheten (Am. 9, 11) steht. Dort schließt sich nämlich an das Versprechen Gottes, dass er die Hütte Davids wieder aufrichten wolle, die Zusage, dass die Juden auch die Übrigen von Edom besitzen sollen. Daraus lässt sich dann nichts entnehmen, was auf die Berufung der Heiden gedeutet werden könnte. Was der Prophet aber in der Fortsetzung seiner Rede von den übrigen unter allen Heiden sagt, über welche sein Name genannt werden soll, deutet klar darauf hin, dass aus Juden und Heiden eine einzige Gemeinde werden solle; denn was damals der Juden ausschließliches Eigentum war, wird damit unterschiedslos beiden Teilen zugesprochen. So ist leicht zu ersehen, wie gut das Zeugnis des Propheten mit der zur Verhandlung stehenden Frage zusammenstimmt. Verheißt doch Gott eine Wiederaufrichtung der zerfallenen Hütte, in welcher die Heiden der Herrschaft Davids unterworfen sein sollen, nicht bloß um Tribut zu zahlen und mit ihren Waffen nach Befehl des Königs bereitzustehen, sondern um mit ihm einen Gott zu haben und eine einzige Familie zu bilden. Wir sehen also, dass Jakobus aus der Fülle von Stellen, die ihm auch sonst zur Verfügung standen, nicht willkürlich gerade diese auswählte. Denn wenn Christi Reich nicht anders begründet werden kann, als dass man Gott allenthalben auf dem ganzen Erdkreis anruft und die Heiden zu seinem heiligen Volk zusammenwachsen, so wäre es ungereimt, sie von der Heilshoffnung auszuschließen; die Zwischenwand, die unter dem Gesetz den einen Teil der Menschheit vom andern trennte, muss fallen. Denn die Gebräuche hatten unter anderem den Zweck, Gottes heiliges Volk von den unreinen Heiden abzusondern. Da jetzt der Unterschied aufgehoben ist, müssen auch die Gebräuche abgeschafft sein. Das Eingangswort der Rede, dass Gott „wiederkommen“ wolle, steht nicht beim Propheten, beschreibt aber recht gut die Veränderung des Zustandes, welche derselbe ankündigt.

Die Hütte Davids, die zerfallen ist. Nicht ohne Grund lenkt der Prophet unsere Blicke auf die hässliche Verwüstung und den Zusammensturz des königlichen Hauses. Nachdem die Juden aus der babylonischen Gefangenschaft zurückkehrten, wurden sie durch beständige und zahllose Niederlagen fast bis zum Untergang aufgerieben. Was übrig blieb, wurde dann allmählich durch inneren Zwiespalt verzehrt. Darum prägt der Geist Gottes durch den Propheten ernstlich ein, dass Christus nicht eher kommen werde, als bis Davids Reich zugrunde gegangen sei; man sollte also die Hoffnung auf Heil auch in der äußersten Drangsal nicht aufgeben. So verkündet Jesaja (11, 1), dass ein Zweig aus einem verachteten und niedrigen Wurzelstock aufschießen werde. Und auch wir wollen uns erinnern, wie Gott bei der Wiederherstellung seiner Gemeinde die wunderbare Weise einhält, dass er sie aus Ruinen aufbaut. Außerdem lehrt diese Stelle, welches die wahre und rechte Verfassung der Kirche ist; sie ist vorhanden, wo Davids Thron hoch aufgerichtet steht und Christus allein groß ist, so dass alle im Gehorsam gegen ihn sich zusammenfinden. Und Christus herrscht nicht anders als durch die Lehre seines Evangeliums, welche freilich der Papst als ein abscheulicher Götze mit Füßen tritt. Wir aber wollen daran denken, dass der rechtmäßige Zustand der Kirche unter uns der sein wird, dass wir alle ohne Ausnahme dem obersten König Christus gehorchen, so dass eine Herde und ein Hirt ist.

V. 17. Auf dass, was übrig ist usw. Dass dieser Rest der Menschen nach dem Herrn frage, steht nicht beim Propheten, sondern Jakobus fügt es erläuternd hinzu. Es ist nicht überflüssig; denn sollen wir als Gottes Volk gelten und er uns als die Seinen anerkennen, so muss auch unser Sinn darauf gestimmt sein, ihn zu suchen. Wahrscheinlich hat Lukas überhaupt summarisch zusammengefasst, was Jakobus in seiner Muttersprache den Juden vortrug, und sich dabei an die geläufige griechische Übersetzung gehalten.

V. 18. Gott sind alle seine Werke bewusst usw. Damit soll dem Verdacht einer Neuerung, die freilich unbefestigte Gemüter hätte verwirren können, begegnet werden. Jakobus erinnert also, dass für Gott nichts Neues war, was freilich wider menschliches Erwarten plötzlich geschah. Da Gott vor Grundlegung der Welt vorgesehen hatte, was er tun wollte, so lag auch die Berufung der Heiden in seinem ewigen Rat verborgen. Übrigens blickt Jakobus auf die Worte des Propheten zurück, wenn er versichert, dass der Gott, der dies alles tun wollte, auch der Urheber der Weissagung sei. Die Meinung ist also: da Gott durch den Propheten redete, hat er sicher damals, ja von Ewigkeit vorausgesehen, dass weder die Vorhaut noch irgendetwas anderes ihn hindern werde, die Heiden seiner Familie anzufügen. Auch die allgemeine Ermahnung lässt sich unserer Stelle entnehmen, dass die Menschen nicht mit dem Maß ihres Verstandes Gottes Werke messen mögen, deren Grund oft ihm allein bekannt ist. Vielmehr sollen sie mit Staunen ausrufen (Röm. 11, 33): „Wie unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege!“

19Darum urteile ich, dass man denen, so aus den Heiden zu Gott sich bekehren, nicht Unruhe mache, 20sondern schreibe ihnen, dass sie sich enthalten von Unsauberkeit der Abgötter und von Hurerei und vom Erstickten und vom Blut. 21Denn Mose hat von langen Zeiten her in allen Städten, die ihn predigen, da er alle Sabbattage in den Schulen gelesen wird.

V. 19. Dass man den Heiden nicht Unruhe mache. Der Zwiespalt in den Gebräuchen soll kein Grund sein, die Heiden von der Gemeinde fernzuhalten, zu welcher Gott sie zugelassen hatte. Doch scheint es ein Widerspruch, dass Jakobus sagt, man solle sie nicht weiter belästigen, und dass er ihnen doch bestimmte Gebräuche vorschreibt. Indessen löst sich dies leicht. Denn erstlich verlangt er nichts von ihnen, was sie nicht der brüderlichen Eintracht schuldig gewesen wären. Zum andern konnten diese Vorschriften ihrem Gewissen keinen Aufruhr noch Unruhe bringen, nachdem sie wussten, dass sie vor Gott frei waren, und nachdem jene falsche und verkehrte religiöse Scheu beseitigt war, welche die falschen Apostel ihnen einzuflößen suchten. Es fragt sich nun, warum Jakobus den Heiden nur diese vier Stücke auflegt. Man sagt, dass dieselben aus der überlieferten Sitte der Väter stammten, die nur mit solchen Völkern einen Bund zu schließen pflegten, die sie zur Annahme dieser Bedingungen zu nötigen vermochten. Ich lasse dies dahingestellt, da ein genügendes Zeugnis fehlt. Übrigens leuchtet der Grund, weshalb eine besondere Verfügung über das Götzenopferfleisch, Blut und Ersticktes getroffen wird, ohne weiteres ein. Es waren dies zwar an sich Mitteldinge ohne unmittelbare sittliche Bedeutung; immerhin hatte es mit ihnen eine etwas andere Bewandtnis als mit andern gebräuchlichen Gesetzesvorschriften. Wir wissen, wie streng der Herr uns einprägt, dass wir fliehen sollen, was wider das äußere Bekenntnis des Glaubens streitet und nur von ferne nach einer Art Götzendienst schmeckt, damit also an den Heiden nicht ein Flecken von Aberglauben hängen bleibe. Und damit die Juden an ihnen nicht etwas sehen müssen, was mit der reinen Verehrung Gottes weniger zusammenstimmte, ist es nicht zu verwundern, dass sie geheißen werden, zur Vermeidung von Anstoß, sich vom Götzenopfer zu enthalten (V. 29). Dabei ist ausdrücklich (V. 20) von der Unsauberkeit der Abgötter die Rede, d. h. von der Befleckung durch sie. Dass man sich weiter vom Erstickten und vom Blut enthalten solle, war den Juden nicht bloß durch das Gesetz des Mose geboten (5. Mos. 12, 23), sondern schon alsbald nach der Sintflut als ein Gesetz für die ganze Welt verordnet (1. Mos. 9, 4). So kam es, dass nicht ganz entartete Leute einen Abscheu vor dem Essen von Blut gewannen, nicht bloß Juden, sondern vielfach auch bei den Heiden. Gewiss war auch dieses Gebot nur auf Zeit gegeben, erstreckte sich aber doch weiter als auf ein einziges Volk. So darf man sich nicht wundern, dass die Apostel einem Anstoß wehren wollten, der hier leicht entstehen konnte. Eine schwierigere Frage erhebt sich bezüglich der Hurerei, weil Jakobus dieselbe unter die Mitteldinge zu zählen scheint, die man nur meiden muss, wenn Anstoß entstehen würde. Indessen hat es einen andern Grund, dass er die Hurerei in die Reihe von an sich nicht unerlaubten Dingen stellt. Es ist hinreichend bekannt, wie die zügellose Freiheit im Geschlechtsverkehr allenthalben eingerissen ist; insbesondere bei den zu üppigem Wesen geneigten Morgenländern hatte diese Krankheit nur zu sehr überhand genommen, so dass nirgends die Treue und Schamhaftigkeit des Ehestandes weniger heilig gehalten wurde als bei ihnen. Zudem ist, wie mich dünkt, nicht unterschiedslos von jeglicher Hurerei die Rede, von Ehebruch und völlig zügelloser Lust, durch welche öffentlich jede Keuschheit verletzt und verderbt wird, sondern es wird insbesondere das so genannte Konkubinat vorschweben, an welches sich die Heiden derartig gewöhnt hatten, dass es fast wie eine gesetzliche Ordnung war. So verstehen wir es, wie Jakobus eine verbreitete Volkssünde in einer Reihe mit ans ich nicht sündhaften Dingen nennen kann. Dabei müssen wir uns nur einprägen, dass es durchaus nicht seine Absicht war, so weit verschiedene Dinge tatsächlich auf die gleiche Stufe zu stellen.

V. 21. Denn Mose hat usw. Dieser Satz will erinnern, dass unmöglich die Gebräuche bei einem einzigen Angriff so schnell dahinfallen werden. Denn die Juden waren von langen Zeiten her an die Lehre des Gesetzes gewöhnt, und Mose hatte überall seine Verkündiger. Mit der Duldung dieser Gebräuche solle man also für kurze Zeit einen Zustand der Eintracht erkaufen, bis die durch Christus erworbene Freiheit allmählich klarer bekannt würde. Auf diese Weise sollte, wie man zu sagen pflegt, den alten Gebräuchen ein ehrenvolles Begräbnis bereitet werden. In der Übersetzung habe ich in Übereinstimmung mit dem griechischen Text und zur Beseitigung der Undeutlichkeit den inneren Zusammenhang der Satzteile hergestellt: Mose wird seine Leute haben, die ihn verkündigen, da er alle Sabbattage in den Schulen gelesen wird.

22Und es deuchte gut die Apostel und Ältesten samt der ganzen Gemeine, aus ihnen Männer zu erwählen und zu senden gen Antiochien mit Paulus und Barnabas, nämlich Judas, mit dem Zunamen Barsabas, und Silas, welche Männer Lehrer waren unter den Brüdern; 23und sie gaben Schrift in ihre Hand, also: Wir, die Apostel und Ältesten und Brüder wünschen Heil den Brüdern aus den Heiden, die zu Antiochien und Syrien und Cilicien sind. 24Dieweil wir gehöret haben, dass etliche von den Unsern sind ausgegangen und haben euch mit Lehren irre gemacht und eure Seelen zerrüttet und sagen, ihr sollt euch beschneiden lassen und das Gesetz halten, welchen wir nichts befohlen haben: 25hat es uns gut gedeucht, einmütiglich versammelt, Männer zu erwählen und zu euch zu senden mit unsern liebsten Branabas und Paulus, 26welche Menschen ihre Seelen dargegeben haben für den Namen unsers Herrn Jesu Christi. 27So haben wir gesandt Judas und Silas, welche auch mit Worten dasselbige verkündigen werden. 28Denn es gefällt dem heiligen Geiste und uns, euch keine Beschwerung mehr aufzulegen, denn nur diese nötigen Stücke: 29dass ihr euch enthaltet vom Götzenopfer und vom Blut und vom Erstickten und von Hurerei; so ihr euch vor diesen bewahret, tut ihr recht. Gehabt euch wohl!

V. 22. Und es deuchte gut die Apostel usw. Es war eine besondere Gnadengabe Gottes, dass jenes Ungewitter gestillt wurde und nach rechter Erwägung der Sache alle sich zur Zusammenstimmung in der wahren Lehre herbeiließen. Das Volk zeigt eine bescheidene Haltung, indem es zuerst den Aposteln und übrigen Lehrern das Urteil überließ und nun dem Beschluss derselben beistimmte. Anderseits geben auch die Apostel ein Beispiel billigen Verhaltens, indem sie in der gemeinsamen Angelegenheit aller Frommen nichts ohne Zuziehung des Volks beschließen. Es war auch klug, dass Apostel und Älteste den Judas und Silas zu senden beschlossen; dadurch wurde etwa aufsteigender Verdacht eingeschränkt. Wir wissen ja, wie schwer es hält, böswillige Verleumdungen zum Schweigen zu bringen. Vielleicht hätten die Gegner des Paulus und Barnabas sagen können, dass der Brief durch schmeichlerische Reden erpresst worden sei; sie hätten auch irgendeine neue Ausflucht ersinnen und damit alsbald unwissende und schwache Leute verwirren können. Wenn aber mit dem Brief die angesehensten Männer erscheinen, welche würdig und ernst die ganze Sache öffentlich erwogen hatten, muss jeder verkehrte Verdacht verschwinden.

V. 24. Etliche von den Unsern sind ausgegangen. Wir sehen, wie bei den heiligen Menschen kein Ansehen der Person galt, welches von jeher ein gesundes und rechtes Urteil verderbt hat. Sie geben zu, dass die Schwätzer aus ihrem Kreise stammen, begünstigen sie aber nicht, noch neigen sie zu falscher Vorliebe, ihren Irrtum zu decken; indem sie vielmehr ein freies Verwerfungsurteil sprechen, schonen sie sich selbst nicht. Zuerst nehmen sie jenen Leuten die Maske ab, die sie zur Täuschung missbraucht hatten. Sie hatten sich gebrüstet, im Sinn der Apostel zu handeln; die Apostel erklären diesen trügerischen Vorwand für eitel, indem sie sagen, dass sie nichts Derartiges befohlen haben. Dazu fügen sie die viel härtere und strengere Anklage, dass jene Leute die Gemeinde irre gemacht und die Seelen zerrüttet haben. Damit machen sie dieselben allen Frommen verhasst und verabscheuenswert, weil es nur zum Verderben dienen kann, wenn man sich mit ihnen einlässt. Dass die falschen Lehrer die Seelen zerrütten, wird im Gegensatz dazu gesagt, dass allein Gottes Wahrheit dieselben erbaut. Die Behauptung jener Leute, man solle das Gesetz halten, bezieht sich nur auf die Gebräuche, wobei man doch im Gedächtnis behalten muss, dass es bei jener Verhandlung über die Gebräuche um die Hauptstütze der Gerechtigkeit und Seligkeit der Menschen gehen sollte. Denn eben darum drangen die falschen Apostel auf die Beobachtung der Gebräuche, weil das Gesetz Gerechtigkeit schaffen und das Heil an den Werken hängen sollte.

V. 25. Mit unsern liebsten Barnabas und Paulus. Dieses Lob stellt man wider die Verleumdungen, mit welchen die falschen Apostel den Paulus und Barnabas zu bespritzen suchten. Weil in vieler Seelen die falsche Meinung Eingang gefunden hatte, dass ein Zwiespalt bestände, geben die Apostel Zeugnis über vollste Übereinstimmung; des weiteren rühmen sie den Paulus und Barnabas wegen ihres brennenden Eifers und ihrer mehr als männlichen Größe, weil sie unbedenklich (V. 26) ihre Seelen für Christus dargegeben haben. Es ist dies bei einem Diener des Evangeliums eine hervorragende und nicht wenig lobenswerte Tugend, wenn er nicht bloß fleißig und unverdrossen sein Amt ausrichtet, sondern gegebenen Falls auch bereit ist, zur Verteidigung der Lehre Todesgefahr auf sich zu nehmen. Wie der Herr durch solche Erweise den Glauben und die Standhaftigkeit der Seinen bewährt, so schmückt er sie auch gleichsam mit den Zeichen der Tugend, damit sie in seiner Gemeinde groß dastehen. Darum hält Paulus (Gal. 6, 17) die Malzeichen Christi, die er an seinem Leib trug, wie ein Schild vor, um die Schwätzer zurückzutreiben, die seiner Lehre lästig wurden. Wenn es nun auch sehr vielen wackeren und mutigen Lehrern des Evangeliums nicht zuteil wird, für dasselbe bis zur Gefahr des Lebens zu streiten, weil die Umstände es nicht erfordern, so sollen sie doch bereit sein, ihr Blut zu vergießen, wenn es der Herr verfügen sollte. Übrigens rühmen die Apostel die Tapferkeit des Paulus und Barnabas nur, weil sie sich auf eine gute Sache bezieht; wenn es ausreichte, ohne Zittern in Gefahren zu gehen, wäre kein Unterschied zwischen Christi Blutzeugen und Aufrührern, Schwärmern oder Gladiatoren. Vielleicht wollten die Apostel nebenher auch jenen Schwätzern einen Hieb erteilen, die niemals etwas für Christus gelitten hatten und nun aus ihrem schattigen und bequemen Winkel hervorkamen, die Gemeinde zu verwirren, an welche die mutigen Streiter Christi so viel gewendet hatten.

V. 28. Es gefällt dem heiligen Geiste und uns. Wenn die Apostel und Ältesten sich neben den heiligen Geist stellen, nehmen sie doch für sich nichts Eigenes in Anspruch; ihre Ausdrucksweise will vielmehr besagen, dass sie sich vom Geist führen und leiten ließen, und dass auf seine Eingebung zurückgeht, was sie beschließen und schreiben. Es ist nichts Ungewöhnliches in der Schrift, dass zu dem Namen Gottes an zweiter Stelle auch die Diener gefügt werden. Wenn es heißt (2. Mos. 14, 31), dass das Volk Gott und seinem Knechte Mose glaubte, wird der Glaube nicht etwa auseinander gerissen, als hänge er sich teils an Gott, teils an einen sterblichen Menschen. Vielmehr konnte man nicht anders an Gott glauben, als indem man seine von Mose dargebotene Lehre annahm, wie umgekehrt das Volk Gottes Joch abgeschüttelt hatte, als es Mose verstieß und verachtete. So wollen die Apostel sagen, dass ihr Erlass für die Heiden nicht aus ihrem eigenen Kopfe kam, dass sie vielmehr lediglich Diener des Geistes waren und nach Gottes Autorität den Gläubigen eben dies ans Herz legten, was sie von ihm empfangen hatten und nun treulich weitergaben. Wenn Paulus von seinem Evangelium spricht (z. B. Röm. 2, 16), so will er den Menschen auch nicht ein neues Evangelium aufdrängen, was er selbst gemacht hätte, sondern er meint das Evangelium, welches Christus ihm anvertraut hat. Darum ist es ungesalzen, wenn die Papisten aus dem Wort: „Es gefällt uns,“ – eine eigene Autorität der Kirche ableiten wollen, als hätten die Apostel abgesondert vom heiligen Geist etwas beschlossen, während es doch der oberste Grundsatz ist, dass Konzilien nur beschließen dürfen, was der Geist ihnen eingibt.

Diese nötigen Stücke. Triumphierend weisen die Papisten auf dies Wort hin, um den übermütigen Glauben zu begründen, dass Menschen Gesetze geben dürften, die den Gewissen eine Nötigung auflegen. Was aber hier als nötig bezeichnet wird, greift nicht über den Rahmen hinaus, dass man die Gefahr eines Bruchs der Gemeinschaft meiden soll. So war diese Notwendigkeit streng genommen nur eine abgeleitete und äußere, nicht in der Sache begründet, sondern nur in dem Anliegen, Anstoß zu meiden. Das wird daraus ganz deutlich, dass der Beschluss sehr bald wieder abgeschafft wurde; denn ein Gesetz über in sich notwendige Dinge muss auch für immer währen. Und doch wissen wir, dass Paulus dies Gesetz zurückstellte, sobald die Aufregung und der Streit sich gelegt hatten; er lehrt, dass nichts unrein ist, und erklärt es für frei und erlaubt, jede Speise zu essen, auch solche, die den Götzen geopfert war (Röm. 14, 14; 1. Kor. 10, 25). Darum ist es ein nichtiger Vorwand, wenn man mit unserem Wort die Gewissen binden will. Denn die Notwendigkeit, die hier in Betracht kommt, bezieht sich nur auf den äußeren Verkehr mit den Menschen, für welchen ein Anstoß unterdrückt werden soll, lässt aber die Freiheit vor Gott unberührt. Darum ist es auch ganz vergeblich, aus dieser Stelle die Vollmacht der Kirche beweisen zu wollen, über Gottes Wort hinaus etwas zu verordnen. Ich habe schon gesagt, dass man nichts weniger beabsichtigte, als ein bleibendes Gesetz zu geben, an welches die Gläubigen innerlich gebunden sein sollten. Man sucht einfach ein Heilmittel, zwischen den verschiedenen Gemeinden brüderlichen Frieden und Eintracht zu schaffen; darum sollten sich die Heiden eine Zeitlang den Juden anbequemen. Wenn nun irgendetwas auf Gottes Wort gegründet ist, so ist es doch gewiss das, dass in den so genannten Mitteldingen die Liebe unter uns walten soll; der äußere Gebrauch, den wir von an sich freien Dingen machen, hat sich nach der Regel der Liebe zu richten. Alles in allem: wenn die Liebe das Band der Vollkommenheit und der Zielpunkt des Gesetzes ist, wenn Gott befiehlt, dass die Gläubigen untereinander nach Einigkeit trachten und ein jeder zur Erbauung des Nächsten Dienste leisten soll, so sieht auch der Ungelehrteste, dass in Gottes Wort enthalten ist, was die Apostel hier verordnen; sie passen die allgemeine Regel lediglich ihrer Zeitlage an. Außerdem müssen wir bedenken, woran ich schon einmal erinnerte, dass es sich um ein äußerliches Gesetz handelte, zur Ordnung der Gemeinschaft bestimmt, welches den Gewissen keinen Strick umwarf und keinen selbst gemachten Gottesdienst einführte; das sind ja die beiden Fehler an menschlichen Überlieferungen, welche die Schrift immer wieder verurteilt.

30Da diese abgefertigt waren, kamen sie gen Antiochien und versammelten die Menge und überantworteten den Brief. 31Da sie den lasen, wurden sie des Trostes froh. 32Judas aber und Silas, die auch Propheten waren, ermahneten die Brüder mit vielen Reden und stärketen sie. 33Und da sie verzogen hatten eine Zeitlang, wurden sie von den Brüdern mit Frieden abgefertiget zu den Aposteln. 34Es gefiel aber Silas, dass er da bliebe. 35Paulus aber und Barnabas hatten ihr Wesen zu Antiochien, lehreten und predigten des Herrn Wort samt vielen andern.

V. 30. Und versammelten die Menge. Das ist die rechte Art des Verfahrens, dass das ganze Volk der Vorlesung des Briefes beiwohnen darf. Denn wenn in der Glaubenslehre etwas von Zwiespalt vorfällt, ist es zwar billig, dass das Urteil gelehrten, erfahrenen und in der Schrift geübten Männern, insbesondere den rechtmäßig verordneten Pastoren überlassen werde. Weil es aber ein allgemeines Anliegen ist, klar zu erkennen, was gelten soll, so müssen die Lehrer der ganzen Gemeinde brüderlich mitteilen, was sie nach Gottes Wort festgestellt haben. Denn nichts widerstreitet einer heiligen und christlichen Ordnung mehr, als dass man die Gesamtheit des Volkes in grober Unwissenheit erhält, wie man es im Papsttum für das Hauptstück des Glaubens ansah, dass das Volk in Unwissenheit und Abhängigkeit verharre. Man soll nach jeder Richtung das rechte Maß halten, dass auf der einen Seite die rechtmäßigen Aufsichtsämter unangetastet bleiben und doch dem Volk seine Freiheit erhalten und es nicht knechtisch unterdrückt werde.

V. 31. Wurden sie des Trostes froh. Welchen Trost konnten die Gläubigen aus einem so kurzen Brief empfangen, der nichts enthielt außer einem nackten Bericht über die Tatsachen? Es bot aber doch keinen geringen Anlass zum Trost, dass man von der Einhelligkeit der Apostel Kunde bekam. Da das falsche Gerücht verbreitet war, dass alle Apostel wider Paulus und Barnabas ständen, mussten allzu leichtgläubige Leute sich erschüttert fühlen; viele schwankten zweifelnd hin und her, böswillige Menschen missbrauchten diese Gelegenheit, um zu schmähen; Vorwitz und Neuerungssucht stachelte manchen, und es gab allerlei Entfremdungen. Da aber jetzt die Kinder Gottes sehen, dass das Urteil der ältesten und angesehensten Gemeinde mit der Lehre des Paulus und Barnabas zusammenstimmt, so wird ihnen zuteil, was sie am meisten wünschen, dass sie eine Festigung im rechten Glauben erleben und einträchtig und beruhigten Gemütes Frieden untereinander pflegen können.

V. 32. Judas aber und Silas usw. Diese beiden Brüder waren gesandt, um ein mündliches Zeugnis zu dem Schreiben zu fügen. Andernfalls würden ja die Apostel in einer so wichtigen Sache nicht einen so kurzen und knappen Brief haben schicken dürfen; sie würden etwas von den Geheimnissen des Glaubens angerührt oder eine ausführliche Mahnung zu frommem Streben gegeben haben. Dazu erzählt Lukas, dass die beiden Männer noch mehr leisteten, dass sie nämlich die Gemeinde auch in allgemeinerer Weise erbauten, da sie mit Prophetengabe gerüstet waren. Diese Begründung lässt ersehen, dass es nicht jedermann verliehen ist, solch herrliches Amt der Lehre und Ermahnung zu führen. Darum soll, wie auch Paulus erinnert (1. Kor. 7, 20; Eph. 4, 1), jedermann sich hüten, dass er nicht vorwitzig seine Schranke überspringe, sondern sich innerhalb des Maßes der empfangenen Gnade halte. Niemand soll, wenn ihm die entsprechende Fähigkeit abgeht, sich in Ehrgeiz oder unüberlegtem Eifer vordrängen und dadurch die Ordnung der Gemeinde stören.

Die auch Propheten waren. Dieser Titel, der in verschiedener Bedeutung vorkommt, deutet hier nicht auf die Gabe, zukünftige Dinge vorauszusagen, sondern auf eine hervorragende Einsicht in die Geheimnisse Gottes, kraft deren Judas und Silas die göttliche Wahrheit recht auszulegen wussten. Auch wenn Paulus von der Gabe der Weissagung spricht (1. Kor. 14, 3), die er über alle andern Gaben stellt, denkt er nicht an Orakelsprüche und Voraussagungen, sondern empfiehlt sie um der Frucht willen, dass sie die Gemeinde durch Lehre, Ermahnung und Trost zu erbauen vermag.

V. 33. Wurden sie mit Frieden abgefertiget. Das will sagen, dass die Brüder vor ihrem Weggang sich mit betenden Segenswünschen von ihnen verabschiedeten, wie es unter Freunden zu geschehen pflegt. Übrigens wird einschränkend hinzugefügt (V. 34), dass Silas zurückblieb. Indem Lukas aber sie beide nannte, gab er zu verstehen, dass die Gemeinde wieder beruhigt war, als man die Frage einer Rückkehr erwog. Solange nun (V. 35) Paulus und Barnabas in Antiochien verweilten, widmeten sie sich fleißig dem Lehramt, wobei sich doch auch manchen andern Platz ließen. Man sieht daraus, dass jedermann ohne falsche Eifersucht sich eifrig mühte und damit zu nützen suchte. Übrigens wird der Hinweis auf die Tätigkeit auch anderer Leute nebenher der Annahme begegnen sollen, dass nach dem Weggang des Paulus und Barnabas die Gemeinde verwaist gewesen sei; sie hatte Lehrer in großer Zahl. So wird Gottes erneuter Segen über eine Gemeinde gepriesen, welcher der Satan durch seine Diener die traurigste Zerspaltung zugedacht hatte.

36Nach etlichen Tagen aber sprach Paulus zu Barnabas: Lass uns wiederum ziehen und nach unsern Brüdern sehen durch alle Städte, in welchen wir des Herrn Wort verkündiget haben, wie sie sich halten. 37Barnabas aber gab Rat, dass sie mit sich nähmen Johannes mit dem Zunamen Markus. 38Paulus aber achtete es billig, dass sie nicht mit sich nähmen einen solchen, der von ihnen gewichen war in Pamphylien, und war nicht mit ihnen gezogen zu dem Werk. 39Und sie kamen scharf aneinander, also dass sie voneinander zogen, und Barnabas zu sich nahm Markus und schiffte nach Cypern. 40Paulus aber wählte Silas, und zog hin, der Gnade Gottes befohlen von den Brüdern. 41Er zog aber durch Syrien und Cilicien und stärkte die Gemeinen.

V. 36. Lass uns nach unsern Brüdern sehen. In dieser Erzählung ist bemerkenswert, welch eifrige Fürsorge Paulus an die von ihm gegründeten Gemeinden wandte. Obwohl er mit Nutzen in Antiochien arbeitet, erinnert er sich doch, dass er ein von Gott verordneter Apostel ist, nicht bloß der Hirt eines einzigen Ortes. Darum hält er sich allen verpflichtet, die er im Herrn gezeugt hatte, und will ihnen seine Arbeit nicht entziehen. Zudem hätte bei einer Vernachlässigung das an jenen Orten begonnene Werk sich sofort wieder auflösen müssen. Doch wird man den Schluss ziehen dürfen, dass Paulus in der Gemeinde von Antiochien verharrte, bis er ihren Zustand wieder in guter Ordnung und die Eintracht gefestigt sah. Machen wir doch die Erfahrung, dass Gemeinden an hervorragender Stelle eine ganz besondere Bedeutung für die Erhaltung der kleineren haben. Indem also Paulus eine Zeitlang in Antiochien blieb, sorgte er eben dadurch auch für die andern Gemeinden. So stellt uns dieser Fall seine Klugheit nicht minder als seinen Eifer vor Augen, - wie denn eine unvernünftige Betriebsamkeit der Pastoren oft nicht geringeren Schaden anrichtet als ihre Trägheit.

Wie sie sich halten. Paulus wusste, dass bei dem Leichtsinn der Menschen und bei ihrer Neigung zu allerlei Fehlern eine gute Einrichtung unter ihnen selten festen und dauernden Bestand hat. Nur wenige sind es, in deren Herzen Gottes Wort tiefe Wurzeln schlägt. Und auch Leute, die ihren Anker in Gottes Wahrheit geworfen haben, unterliegen unaufhörlich mancherlei Schwankungen; wird auch ihr Glaube nicht umgestürzt, so bedarf es doch immer der Kräftigung und Stütze. Dazu sehen wir, mit welch gewaltigen Mitteln Satan anstürmt und mit welchen Künsten er bald ganze Gemeinden, bald jeden einzelnen Gläubigen zu stürzen sucht. Paulus hat also Grund zu banger Furcht, seine Jünger möchten sich anders halten, als man wünschen müsste. Darum will er rechtzeitig eingreifen, wenn etwas Ungeschicktes entstanden sein sollte, was ohne Einsichtnahme nicht geschehen kann.

V. 37. Barnabas aber gab Rat. Hier berichtet Lukas von einem traurigen Streit, der allen Frommen Schrecken einjagen muss. Die Gemeinschaft des Paulus und Barnabas war durch eine himmlische Weisung geheiligt. Unter diesem Joch, an welches der Herr sie gebunden hatte, arbeiteten sie lange in Eintracht; an vielen Erweisen hatten sie ganz besondere Gunst Gottes erfahren. Ja, der wunderbare Erfolg, dessen Lukas zuvor gedachte, war ein herrlicher Segen Gottes. Unter vielerlei Unwettern der Verfolgungen, unter dem heftigen Drängen zahlloser Feinde, unter dem Brennen inneren Aufruhrs ließen sie sich nicht voneinander reißen; ja es diente alles zu desto besserer Bewährung ihres Einklangs. Jetzt zerbrechen sie aus unbedeutendem Anlass, der ohne Mühe hätte beseitigt werden können, jenes heilige Band göttlicher Berufung. Sicherlich konnte dies nicht geschehen, ohne dass es allen Frommen schwere Verwirrung brachte. War nun schon in diesen heiligen Männern, die viele Jahre lang sich gewöhnt hatten, alles zu ertragen, solch gewaltiger Trieb zum Streit, wie wird es denn erst uns gehen, bei denen die Stimmungen noch nicht so zum Gehorsam gegen Gott gebeugt wurden und darum immer wieder ohne Maß ausschweifen? Was war es doch für ein Zeichen von Stolz, dass ein Barnabas, der es sich zur höchsten Ehre schätzen musste, einen Paulus begleiten zu dürfen, zu dem er sich wie ein Sohn zum Vater hätte stellen müssen, so hartnäckig dessen Rat verachtete! Anderseits könnte mancher an Paulus die Freundlichkeit vermissen, dass er seinem treuen Mithelfer diesen Fehltritt nicht verzieh. So mahnt uns dies Beispiel, dass der Satan viele Ritzen findet, durch die er sich einschleicht, um die Eintracht zwischen den Knechten Christi zu stören, wenn sie nicht darauf gespannt sind, sich zu hüten. Doch haben wir nunmehr die Sache selbst zu erörtern. Es gibt Leute, welche der allzu großen Strenge des Paulus die Schuld an dem Zerwürfnis beimessen; ihre Gründe erscheinen, wenn man sie zuerst hört, einleuchtend. Paulus will von Johannes Markus nichts mehr wissen, weil er sich seiner Begleitung entzogen hatte; aber er war doch nicht von Christus abgefallen. Der an das Erdulden von Kreuz noch nicht gewöhnte junge Mann war von der Reise nach Hause zurückgekehrt. In Rücksicht auf seine Jugend wäre einige Nachsicht am Platze gewesen; wer als Rekrut in den ersten Anfängen den Strapazen unterliegt, muss darum nicht für sein ganzes Leben ein feiger Soldat sein. Da Markus vollends durch seine Rückkehr zu Paulus ein schönes Zeichen der Besserung gab, schien es gar zu unmenschlich, ihn zurückzustoßen. Es gab auch noch andere Gründe, die den Paulus hätten milde stimmen müssen. Das Haus des Johannes Markus war eine berühmte Herberge der Gemeinde, seine Mutter hatte in der schwersten Verfolgung die Gläubigen aufgenommen; als Herodes wütete und das ganze Volk raste, pflegte man, wie Lukas früher (12, 12) berichtete, dort die heiligen Zusammenkünfte abzuhalten. Sicherlich hätte eine so heilige und treffliche Frau geschont werden müssen; Paulus durfte sie sich durch übermäßige Strenge nicht entfremden. Ihren Sohn wünschte er für die Predigt des Evangeliums bereit zu haben; wie bitter musste es ihr nun sein, wenn er um eines leichten Fehltritts willen seine Arbeit abwies. Indessen zeigt der Zusammenhang, dass die Gemeinde das Verfahren des Paulus billigte; als Barnabas nunmehr mit Markus sich nach Cypern einschifft, müssen sie sich, wie es scheint, ohne Begrüßung durch die Brüder davonstehlen. Den Paulus dagegen (V. 40) haben die Brüder der Gnade Gottes befohlen. Auch dem Herrn scheint dies Beispiel strengen Verfahrens gefallen zu haben; er segnet die Arbeit des Paulus mit glücklichem Erfolg, während Barnabas gleichsam begraben bleibt. In der Tat war die Sünde des Johannes Markus viel schwerer, als man gemeiniglich glaubt; er hatte zwar nicht den Glauben an Christus fahren lassen, war aber abtrünnig von seinem Beruf. Es hätte also ein sehr böses Beispiel gegeben, wenn man ihn so schnell wieder in diesen Beruf aufgenommen hätte, von dem er abgetreten war; hatte er doch seine Arbeit Christus unter der Bedingung geweiht, dass er hinfort nicht mehr frei sein wollte, noch über sich verfügen durfte. Es stand ihm so wenig frei, in diesem Stück die versprochene Treue zu brechen, als eine Frau ihren Mann oder ein Sohn seinen Vater verlassen darf; die Untreue, welche das heilige Band der Berufung verletzte, lässt sich auch nicht mit Schwachheit entschuldigen. Zudem ist zu bemerken, dass Paulus den Markus nicht völlig verwarf; er lässt ihn als Bruder gelten, nur musste er sich mit der Stellung eines gewöhnlichen Gemeindegliedes begnügen. Ihn zum öffentlichen Lehramt zuzulassen, aus dem er durch eigene Schuld schmählich heraus gefallen war, weigert er sich. Es ist aber ein großer Unterschied, ob man einem Sünder schlechthin die Vergebung oder nur die öffentliche Ehre versagt. Immerhin wäre es möglich, dass die Streiter auf beiden Seiten das Maß überschritten hätten, wie denn oft Nebenumstände eine sonst gute Sache beflecken. Dass Paulus einen Menschen, dessen Unbeständigkeit er einmal erfahren hatte, nicht mehr zum Begleiter haben wollte, war gut und eine rechtmäßige Zucht; wenn er aber dabei auf einen kräftigen Widerstand des Barnabas stieß, konnte er dessen Wunsch wohl nachgeben. Gewiss soll uns die Wahrheit mehr gelten als die freundliche Zustimmung der ganzen Welt; aber man muss doch klüglich erwägen, welches Gewicht der betreffenden Sache zukommt. Wollte jemand in einer nichtigen und durchaus nicht förderlichen Sache seine Standhaftigkeit beweisen und sich zum Streit rüsten, weil er unablässig und bis aufs äußerste behaupten will, was er einmal beschlossen hatte, so wäre dies eine törichte und sündhafte Hartnäckigkeit. Paulus hätte wohl einen Mittelweg finden können, auf welchem er dem schroffen Auftreten seines Kollegen etwas nachgab, ohne doch die Wahrheit zu verleugnen. Er hätte dem Markus nicht zu schmeicheln, noch seinen Fehler zu übersehen brauchen; nichts aber hätte ihn gehindert, frei seine Meinung zu sagen, und dann doch in einer Sache, welche weder der gesunden Lehre noch dem Heil der Menschen Abbruch tat, sich nachgiebig zu zeigen. Dies spreche ich aus, damit wir lernen, auch bei der besten Sache unseren oft maßlosen Eifer zu zügeln.

1)
Dieser Kirchenlehrer (gest. 420) war ein eifriger Pfleger mönchischer Werkgerechtigkeit.
Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/c/calvin/calvin-apg/kapitel_15.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain