Calvin, Jean - An Farel in Neuchatel (70).

Nr. 70 (C. R. – 321)

Calvin, Jean - An Farel in Neuchatel (70).

Da der Brief durch einen unsichern Boten befördert wurde, schreibt Calvin pseudonym und drückt die wichtigsten Worte in griechischer Sprache und Schrift oder mit Umschreibung aus: die Tragödie bedeutet eine Verfolgung der Evangelischen in der Dauphine, Presbeia Gesandtschaft, das Vangionenbiet ist Worms, Basileus der König von Frankreich, Autokrator der Kaiser. Die evangelischen Fürsten hatten an den König eine Bittschrift für ihre Glaubensgenossen gerichtet, nicht, wie Calvin wollte, eine Gesandtschaft. Laurent Maigret le Magnifique war ein Freund Calvins in Genf.

Bemühungen bei den deutschen Protestanten für die Evangelischen in Frankreich.

Du wirst verzeihen, lieber Farel, dass ich nicht ausführlich und wie die Wichtigkeit der Sache es erforderte, dir antworte. Hätten wir Boten zur Hand, so solltest du in dieser Sache bei mir Fleiß und Eifer gewiss nicht vermissen müssen. Aber du siehst, durch welche Hände dieser Brief zu dir kommt. Schon eine Zeitlang, bevor dein Brief kam, habe ich auf Maigrets Ermahnung hin bei den Unsern dahin gewirkt, dass sie Fürbitte einlegten. Der Bote war schon bereit zur Reise, als Botschaft von der schlimmen Tragödie kam. Sie änderten also nochmals, was sie geschrieben, erwähnten das Bekenntnis und baten besonders, dass der Zwang zum Abschwören erlassen werde. Mehr konnte zurzeit in keiner Weise erreicht werden. Denn dem Senden einer Presbeia stand das gleiche Hindernis auch jetzt noch im Wege, das du kennen lerntest, als wir noch im Vangionenbiet miteinander sprachen. Wenn mich meine Vermutung nicht täuscht, wird darin bald eine Änderung eintreten. Bietet sich solche Gelegenheit, dann müssen wir eifrig Wache halten. Jetzt müssen wir eben tragen, was Gott schickt. Aber selbst im Wortlaut des Schreibens folgten sie meinen und des Philippus Rat nicht. So wollen wir ein Weilchen warten, bis die selbst, die jetzt so furchtsam sind, nur ja nicht durch einen Freundschaftserweis für Basileus den Autokrator zu beleidigen, freiwillig nach dem trachten, was sie jetzt unseren Bitten versagen. Ich würde von sicherer Höhe dieses Treiben verachten, wenn ich nicht auf die Frommen achten müsste. So tue ich mir selbst Gewalt an, mich ins Vertrauen derer zu bringen, durch die ich jenen irgendwie zu helfen hoffen kann. Doch von dem allem mündlich. Über unsere frühere Gemeinde steht mein Plan fest. Sobald ich hier los bin und mein Kollege sich mir anschließen will, eile ich dorthin. Lässt er mich im Stich, so komme ich eher allein, als dass ich sie in ihrer Hoffnung täusche. Lebwohl, bester, allerliebster Bruder.

Regensburg, 9. Juni.
Dein Passelius.

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