Calvin, Jean - An Francois de Morel in Paris.

Nr. 600 (C. R. – 3056)

Calvin, Jean - An Francois de Morel in Paris.

De Morel, der frühere Hofprediger der Herzogin von Ferrara (vgl. 416, 499) war an Macards Stelle in Paris; er hatte berichtet, dass eine Synode der evangelischen Pfarrer Frankreichs sich in Paris versammeln und ein Bekenntnis herausgeben wolle. Die Evangelischen von Tours hatten durch Straßenpredigt und allzu öffentliches Bekenntnisablegen eine heftige Verfolgung wachgerufen. Mit den neuen Pfarrern Arnaud und Gilbert reiste auch des Gallars nach Paris, da an diesem gefährlichsten Posten die Pfarrer oft gewechselt werden mussten.

Zur ersten Synode in Paris; Empfehlung neuer Pfarrer.

Wären wir doch von Eurer bevorstehenden Synode früher benachrichtigt worden, so wäre uns zur Abhilfe gegen unsere Bekenntnislosigkeit vielleicht ein nicht zu verachtender Rat eingefallen. Weil aber die Tagung nun so nahe bevorsteht, dass kaum zu hoffen ist, auch der rascheste Eilbote könne unsere Briefe noch rechtzeitig dazu bringen, so bitten wir Gott, er wolle zur Leitung Eurer Geister seinen Geist spürbar den Vorsitz in der ganzen Verhandlung führen lassen. Wenn einige von Euch so hartnäckig darauf bestehen, man müsse ein Bekenntnis veröffentlichen, so bezeugen wir vor Engeln und Menschen, dass uns dieser Eifer zurzeit noch missfällt. Die Tollkühnheit der Evangelischen von Tours, die so unglücklich das Signal zum Kampf gaben, mag ihnen eine Warnung sein, nicht allzu weit zu gehen. Dass man bei Euch gar so ängstlich ist, tut mir auch wieder sehr leid, und umso mehr müsst Ihr die Aufgabe erfüllen, zu der uns der Prophet ermahnt: Stärket die müden Hände und erquicket die strauchelnden Knie [Jes. 35, 3]. Wenn Eure Versammlungen so schwach besucht sind, ja ganz daniederliegen, so fürchte ich, es sei nutzlos, dass wir Euch neue Hilfskräfte senden.

Über Voisin haben wir allerdings unsern Plan geändert, Arnaud tritt an seine Stelle, der auch in feinerer Wissenschaft recht gebildet ist. Fehlt Pierre Gilbert auch diese Bildung, so tritt doch bei ihm eine ungewöhnlich gründliche theologische Kenntnis an ihre Stelle; dazu kommt bei ihm Scharfblick und gutes Urteil. Beide sind sehr beherzt und brennen vor Eifer, die Kirche zu erbauen. Sobald sie bei dir ihre Aufgaben kennen gelernt und sozusagen ihre Lehrzeit absolviert haben, so gib mir vertraulich Bericht, ob du nach Genf zurückkehren oder noch länger bleiben willst; du siehst an Ort und Stelle besser, was gut ist. Nur mache mir davon Mitteilung, damit ich für dich persönlich sorgen kann und auch der staatlichen Obrigkeit der ihr dabei zukommende Rang gewahrt wird. Dasselbe wird dir auch des Gallars sagen, dessen Abwesenheit, so angenehm dir sein Kommen sein wird, unserm Kollegium zurzeit recht schwer fällt und den Brüdern manche Unannehmlichkeit bringt. Denn ich kann auch kaum dem kleinsten Teil meiner Amtspflichten nachkommen, und es ist wenig Hoffnung, dass es später besser wird. Dass du mir so klar und ausführlich und doch zugleich so kurz von so manchen Dingen schreibst, dafür danke ich dir; meine Schmerzen im Kreuz hindern mich, dir gegenüber ein Gleiches zu tun; auch wird’s angenehmer sein, dir von unsern Verhältnissen mündlich zu erzählen. Lebwohl, bester Bruder, trefflicher, treuer Knecht Christi. Den Kollegen viele Grüße. Der Herr leite und behüte, stärke und segne Euch alle.

17. Mai 1559.

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