Calvin, Jean - An Farel in Neuchatel (370).

Nr. 370 (C. R. – 1760)

Calvin, Jean - An Farel in Neuchatel (370).

Zwischen Farel und Christophe Fabri in Neuchatel war wegen einer Taufverweigerung ein Zwist ausgebrochen; Farel nannte seinen Kollegen bereits einen Ketzer. Über Chaponneau vgl. 99 und 121. Der in Lyon verbrannte Kaufmann war Dymonet, der am 15. Juli den Märtyrertod starb.

Warnung vor unnötigem Streit. Der Märtyrertod Dymonets.

Könnte doch, mein lieber Farel, für dein Leiden ein besseres Mittel gefunden werden, als ich dir hier eines zu bringen vorhabe. Da du aber sehr wohl weißt, dass wir vieles ertragen müssen, was wir nicht bessern können, so brauche ich dich nicht mit vielen Worten zu ermahnen, du mögest dich in diesem Zwist, der doch eigentlich keine Feindseligkeit ist, mild und maßvoll zeigen. Wenn mans überhaupt einen Zwist nennen kann, dass dein Kollege ohne Gehässigkeit noch Lust zu Skandal anderer Meinung ist als du. Was ich selbst an Fabri anders haben möchte, will ich jetzt nicht erwähnen, da du mein bester Zeuge dafür bist, doch kennen wir ihn als einen frommen, pflichteifrigen Mann. Dazu kommt, dass er dich nicht nur liebt und wünscht, deine Zustimmung zu finden, sondern dich wie einen Vater hält und verehrt. Wenn er dann zuweilen sich etwas freier aufführt als recht ist, so scheint mir das hauptsächlich den Grund zu haben: er hält dich für zu streng und grämlich und strebt deshalb nach einer gewissen Popularität, um das Ärgernis, [das man an dir nimmt], wieder gut zu machen. So hält der gute Mann, um für deine Ruhe zu sorgen und die Feindschaft abzulenken, die Ihr, wie er meint, nicht tragen könnt, weder den Ernst noch die konsequente Stellung fest, die einem Diener Christi anstünde, und liefert so, indem er dich zum Widerspruch zwingt, den Bösen selbst Waffen, Euer beider Wirken zu bekämpfen. Wie leidig und bitter das ist, sehe ich wohl, und es ist mir nicht verborgen, wie sehr dieser sein Fehler Tadel verdient. Aber deiner Gerechtigkeit und Klugheit steht es wohl an, dem gegenüber auch das beizuziehen, was geeignet ist, seine Schuld aufzuheben. Wenn er in übertriebenem Selbstvertrauen zu weit geht, so weißt du doch, dass keine Spur vom Gift der Bosheit in ihm ist; wenn er an einiger Hartnäckigkeit leidet, so hat er doch nichts weniger als den Vorsatz, die Kirche in Verwirrung zu bringen oder sich einen Triumph zu bereiten, indem er seine Brüder verächtlich macht. Warum solltest du also seine Unvorsichtigkeit nicht verzeihen können. Du hast doch einen Chaponneau ertragen, der nicht nur persönlich ein nichtsnutziger Mensch war, sondern wie zum Zank geboren die ganze kirchliche Ordnung in wahnwitzigem Hochmut mit Füßen trat, alles was recht und ordentlich eingerichtet war, mit giftigem Hohn umzustürzen ohne Scham bestrebt war, den eine gewisse unglückliche Charakteranlage, nicht weniger als einzelne Wutanfälle dazu trieben, Schaden anzurichten, der absichtlich alle Intriganten zum Verderben der Kirche reizte. Wie viel mehr hast du Grund, Frieden zu halten mit einem Manne, der dir und dem Herrn treulich dienen will und vor jedem feindseligen Zwist Abscheu empfindet! Freilich nicht nur Frieden sollst du mit ihm halten, sondern auch Freundschaft pflegen. Denn, wenn du bedenkst, wie wenige erträgliche Pfarrer wir heutzutage haben, so wirst du diesen ehrlichen, fleißigen und mit allerlei andern lobenswerten Gaben ausgerüsteten Mann gar nicht mehr verschmähen können. Übrigens, wenn es jetzt vielleicht besser ist, das von dir empfundene Ärgernis diesmal mit Stillschweigen zu übergehen, so mag es später einmal besser sein, wenn er fehlt, ihn freimütig zur Rede zu stellen, nur darf die Sache nicht in einen Zwist ausarten. Wenn er nur deine Liebe spürt, wird er dir hoffentlich so ziemlich zu Gefallen leben.

Letzten Samstag ist zu Lyon ein Kaufmann verbrannt worden, der in wunderbarer Standhaftigkeit und ebensolcher Selbstbeherrschung zur Hinrichtung schritt, denn seine Verwandten und das Volk suchten ihn mit allen Mitteln zum Abfall zu bringen. Auch seine Mutter nahte sich ihm dreimal auf den Knieen weinend und flehend, er möge sein Leben schonen; sie erreichte nichts. Überall in Frankreich wird gewütet; in Belgien aber wird vor allem der Adel geplagt. Lebwohl, bester, in Wahrheit verehrter Bruder. Der Herr leite dich fernerhin mit seinem Geist und erhalte dich noch lange gesund. Grüße deinen Bruder und die Freunde.

Genf, 19. Juli 1553.

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