Calvin, Jean - An Jean Frellon, Buchhändler in Lyon

Calvin, Jean - An Jean Frellon, Buchhändler in Lyon

Nr. 155 (C. R. – 766)

Durch Vermittlung Frellons hatte der spanische Arzt Michel Servet, der damals in Vienne weilte, Calvin sein Werk gegen die Trinitätslehre und Briefe, die an Calvins Institutio Kritik übten gesandt; der erwähnte Brief an Servet selbst ist nicht erhalten.

Über Servet.

Herr Jean, da Ihr letzter Brief mir gerade vor einer Reise gebracht wurde, hatte ich nicht gleich Muße, auf das darin Eingeschlossene zu antworten. Da ich nun wieder zurück bin, will ich gleich die erste Mußestunde benutzen, Ihrem Wunsche nachzukommen. Ich habe freilich keine große Hoffnung, dass es etwas nütze bei einem Menschen, der so gesinnt ist, wie ich es hier wahrnehme. Aber versuchen will ichs noch einmal, wenns nämlich noch eine Möglichkeit gibt, ihn zurückzubringen; das ist aber nur der Fall, wenn Gott so an ihm gewirkt hat, dass er ein ganz anderer Mensch wird. Da er mir in so hochmütiger Gesinnung geschrieben hat, wollte ich seinen Stolz ein wenig dämpfen und habe härter mit ihm geredet, als es sonst meine Art ist. Ich konnte auch gar nicht anders. Denn ich versichere Sie, er hat keine Unterweisung so nötig wie die zur Demut. Die wird ihm freilich nur durch Gottes Geist gegeben werden, von niemand anderm. Aber Hand anlegen müssen wir dabei auch. Gibt uns nun Gott die Gnade, ihm und uns, dass diese meine Antwort ihm etwas nützt, so will ich mich darüber freuen. Fährt er aber im gleichen Stil fort, wie er jetzt geschrieben hat, so verlieren Sie nur Ihre Zeit, wenn Sie mich auffordern, an ihm zu arbeiten; denn ich habe andere Dinge zu tun, die mich näher angehen. Ja, ich machte mir sogar ein Gewissen draus, mich mehr mit ihm zu beschäftigen, da ich nicht dran zweifelte, es sei eine teuflische Versuchung, mich von nützlicherer Lektüre abzuhalten. Deshalb bitte ich Sie, mit dem zufrieden zu sein, was ich jetzt dazu getan habe, wenn Sie kein besseres Vorgehen wissen. Nun empfehle ich mich Ihnen von Herzen und bitte den lieben Gott, er wolle Sie behüten.

Den 13. Februar 1546.
Ihr Diener und Freund
Charles d´ Espeville.

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