Calvin, Jean - An Farel in Neuchatel (152).

Nr. 152 (C. R. – 752)

Calvin, Jean - An Farel in Neuchatel (152).

Weggelassen sind unwichtige Nachrichten. Der verhaftete Wiedertäufer hieß Belot.

Von einem Wiedertäufer.

- - - In diesen Tagen wurde ein Wiedertäufer, als er die albernen Schriften [seiner Sekte] öffentlich zum Verkauf auslegte, auf mein Betreiben verhaftet. Du kennst ja aus Erfahrung die Art dieser Leute. Solchen wilden Trotz habe ich bisher aber noch an keinem wahrgenommen. Trotzdem ich ihn zuerst höflich, wie es meine Art ist zu reden, ansprach, geruhte er keinen Augenblick anders mit mir zu reden, als wenn er mit einem Hund zu tun hätte. Als man ihn ins Rathaus führte, wollte er sich gleich neben den ersten Syndic setzen; als man ihn von da weg wies, gab er sich erhobenen Hauptes und mit rollenden Augen den majestätischen Anschein eines Propheten und antwortete, wenns ihm beliebte, mit ein paar Worten auf die an ihn gerichteten Fragen; öfters blieb er überhaupt stumm. Es entstand dann unter uns ein Disput über das Schwören. Als ich ihn fragte, ob denn das Gesetz des Herrn uns nicht Wegleitung gäbe fürs Leben, da brachte er das entsetzliche Dogma [der Täufer] vor: Abgetan ist das alte Testament! Ich führte das Wort des Paulus an. [Alle Schrift ist nütze, dass ein Mensch Gottes vollkommen werde, zu allem guten Werk geschickt (2. Tim. 3, 16. 17)]. Ich drängte ihn, darauf solle er antworten, aber kein Wort konnte ich aus ihm herausbringen. So erklärte ich nun diese ganze Frage, damit jedermann die unbesiegbare Unwissenheit dieses Menschen samt seiner ebenso großen Unverschämtheit erkenne. Als er sich so bedrängt sah, ließ er sich zu der gewöhnlichen leichtfertigen Phrase der Sektierer herbei, kein Mensch habe ein bequemeres Leben als die Pfarrer. Ich erwiderte in ein paar Worten, nicht so sehr um unsern Stand zu verteidigen, als um die Frechheit dieser Bestie zurückzuweisen. Drauf schalt er mich geizig. Das gab ein allgemeines Gelächter; denn es wussten alle, dass ich eben dieses Jahr eine größere mir von ihnen angebotene Personalzulage abgelehnt hatte und zwar so ernstlich, dass ich eidlich versicherte, keine einzige Predigt würde ich mehr halten, wenn sie nicht abließen. Sie wussten auch, dass ich nicht nur eine solche außerordentliche Freigebigkeit abgelehnt, sondern dass ich auch von meinem gewöhnlichen Gehalt etwas zurückerstattet hatte, nicht weniger als 20 Kronen. So wurde er von allen mit Scheltworten angegriffen. Ich antwortete bescheidentlich, er wäre wohl reich an meiner Stelle; es sei kein Zeichen von Geiz, wenn ich arm sei, bei aller Gelegenheit, reich zu werden. Aber er könne von mir auf Leben und Tod angeklagt werden, des Diebstahls nämlich; wenn er leugne, so wolle ich meinen Kopf anbieten zur Strafe wegen Verleumdung, wenns nicht wahr sei. Denn es stand fest, dass er für zweieinhalb Sous Flugblätter verkaufte, die ihn vier Deniers gekostet hatten. Und es lag nicht an einer festgesetzten Taxe, dass er sie teuer verkaufte. Ich drängte ihn, wenn er ein gutes Gewissen habe, so solle er seine Unschuld verteidigen. Da er wie gewöhnlich schwieg, begann ich über die Sündlosigkeit der Wiedertäufer zu sprechen. Als er seinen Trotz genug gezeigt hatte, wurde er aus der Stadt verwiesen. Zwei Tage drauf, als man ihn wieder in der Stadt erwischte, wurde er mit Ruten gestrichen, seine Bücher öffentlich verbrannt, ihm selbst verkündet, er dürfe bei Strafe des Galgens nicht wieder kommen. Das ist ein Mensch, oder eher ein Vieh, von heilloser Verruchtheit. - -

Grüße alle Brüder, die ich noch lieber haben werde, wenn sie dich einmal hierher verjagen. Der Herr behüte Euch alle. Verzeih meine Schreibfaulheit. Deiner Familie viele Grüße.

21. Januar 1546.

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