Blumhardt, Christoph - Andachten zum Buch des Propheten Nahum

Blumhardt, Christoph - Andachten zum Buch des Propheten Nahum

Nahum 1,7

Der HErr ist gütig und eine Veste zur Zeit der Noth, und kennet die, so auf Ihn trauen.

Was man an dem HErrn hat, kann man besonders zur Zeit der Noth sehen. In ruhigen Zeiten ist dem Menschen die Güte und der Schutz Gottes zu gewöhnlich und zu allgemein, als daß er viel auf Gottes wirkliche Fürsorge achtete. Ist aber der Mensch in der Noth, dann muß er Gott für sich besonders ansprechen; und dann wird ihm des HErrn Güte und Schutz persönlich, daß er es merken kann, wie viel Sorgfalt und Aufsicht der HErr gerade ihm zukommen läßt. Schon darum ist es gut, daß wir manchmal es auch übel haben und in's Gedränge kommen, weil uns damit Gott, als verdröße es ihn, daß man Sein sollte so wenig achten, gleichsam zupfen und sagen will: „Du thust immer, als ob ich nichts für dich wäre; merk doch auf, was ich dir bin und was ich für dich thue.“

Diese persönliche Hülfe erfahren die, welche auf Ihn trauen. Ob ein Mensch aber auf Ihn traue, zeigt sich erst in der Noth. Da scheiden sich die Menschen in verschiedene Klassen. Die Einen wollen verzagen und verzweifeln, kommen nicht an Gott hin, zum Beweis, daß sie auch vorher nicht bei Gott waren, wenn es auch den Schein gehabt hat. Mit diesen mag's dann gehen, wie es geht; wenigstens die Verheißung, daß Gott ihnen gütig sei und eine Veste in der Noth, haben sie nicht. Andere merken bald auf und schreien nach ihrem Gott. Das aber können sie wieder mit mehr oder weniger Vertrauen thun. Oft ist das Vertrauen klein; und Manchen ist's, als dürften sie nicht trauen, dürften sie nicht denken, etwas an ihrem Gott zu haben. Sie stecken auch noch zu tief in natürlicher, gar sündlicher Art, als daß die Hoffnung zu Gott gleich durchschlüge. Solchen wird die Güte und Hülfe Gottes nur langsam bewußt; aber Gott nimmt sie noch mehr in die Zucht, daß sie's lernen, an Ihn sich zu halten, ohne an alle mögliche falsche und gebrechliche Stützen sich anzuklammern. Die Einen lernen, die Andern nicht; und so geht's verschiedentlich zu. Doch gibt's auch Solche, die im Augenblick ganz bei ihrem Gott sind; und diese sind's denn, welche die persönliche Güte und Bewahrung Gottes zu schmecken bekommen.

Unser Spruch redet von allgemeinen Nöthen, die über Alle kommen, und an welchen auch die Frommen Antheil haben müssen. Fühlen sich doch diese auch nicht von aller Schuld frei; und daß wenigstens der Schrecken, die Sorge und Bekümmerniß auch an sie kommt, haben sie wohl verdient, wie es überhaupt angemessen ist, daß sie, weil sie sonst im Zusammenhang mit Allen stehen, auch mit diesen Leiden und die Last tragen. Sie sind es aber denn doch, auf welche der treue Gott ein Auge behält. Sie dürfen es erfahren, daß Er gütig ist, daß Er es ihnen am Nöthigen zum Durchkommen nicht fehlen läßt, wie etwa Andern, daß Er ihnen Labsal und Erquickung sendet, wenn Andern nicht, daß Er in großen Gefahren, in welchen Andere umkommen, wunderbar behütet und beschützt.

Meinen wir freilich oft, als sei's nicht so, und gehe es in allgemeinen Nöthen den Gerechten wie den Gottlosen, so könnte immer gefragt werden, ob die, welche die Güte und Hülfe Gottes für sich erwarten, wirklich auch ganz die sind, wie es der HErr von Gottvertrauenden fordert. „Er kennet,“ sagt der Prophet, „die, so auf Ihn trauen!“ Erfahren aber werden wir's einmal, wie treu Er Sein Wort gehalten hat, wie Er wirklich Seinen Getreuen gütig und eine Veste gewesen ist in der Noth!

Mel. O du Liebe meiner.

Bei Dir ist mein Heil und Ehre,
Meine starke Zuversicht;
Willst Du, daß die Noth sich mehre,
Weiß ich doch, Du läßst mich nicht.
Denket mich der Feind zu fällen
Und zu treten unter sich,
Will ich auf den Fels mich stellen,
Der erhält und schirmet mich.

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