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Binde, Fritz - Gesichertes Leben

Binde, Fritz - Gesichertes Leben

„… wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kindlein …!“
Matth. 18,3

„… euer himmlischer Vater weiß, daß ihr des alles bedürfet.“
Matth. 6,32

„Ich bin gekommen, auf daß sie Leben haben und Überfluß haben.“
Joh. 10,11

„… und sie werden gewiß nicht umkommen in Ewigkeit.“
Joh. 10,28

„Alle eure Sorge werfet auf ihn; denn er sorgt für euch.“
l. Petr. 5,7

Ein gesichertes Leben auf Erden zu erlangen, war immer das Ziel des irdisch gesinnten Menschen und wird es auch bleiben. Nichts geht ihm über eine gesicherte Lebensstellung, über eine sogenannte „sichere Existenz“. Gegen alle Wechselfälle des Lebens möglichst geschützt zu sein, sein Ein- und Aus- und Durchkommen bis ans Ende der Lebenstage gewährleistet zu wissen, o welch ein sehnlichst begehrter Trost für die unruhige Menschenseele! Kein Wunder, daß weitaus das meiste Ringen der Menschen um dieses Ziel geht.

Und doch, wer erreicht dies Ziel? Im Grunde niemand.

Denn kein Mensch vermag den Gang seines Lebens wirklich zu sichern. Nicht eine Stütze seines Daseins ist wirklich bruchsicher. Unsicher bleiben alle menschlichen Berechnungen. Sicher bleibt nur die Unsicherheit alles irdischen Menschenlebens.

Und besonders heute.

Sonst verstand man unter Kulturfortschritt zunehmende Sicherung des Lebens, als Grundlage jeder Wohlfahrt. Heute ist diese Grundlage völlig erschüttert. Die sogenannten „unsicheren Verhältnisse“ sind die allgemeinen, die „unsichere Lage“ ist die herrschende geworden. Wer kann heute auf seine gesicherte Lebensstellung pochen? Wer kann heute einem anderen eine sichere Existenz anbieten? Welcher Besitz und welcher Beruf sind noch sicher? Welcher Stand und welche Stellung? Bangen nicht alle um ihr Vermögen, ihre Kapitalanlage, ihre Bankguthaben? Kennen nicht alle die Unsicherheit ihrer Machtstellung, ihrer Geschäftslage, ihrer Geschäftsstellung? Hat nicht das Gefühl einer außerordentlichen Unsicherheit die ganze Kulturmenschheit ergriffen?

Wahrlich, nichts steht mehr fest im alten Sinne des Wortes. Die Gesetze, die Person, Arbeit und Eigentum schützen sollen, werden nur noch als unverbindliche Machtäußerung einer gerade herrschenden Machtgruppe aufgefaßt. Ihre sichere Gültigkeit wird belacht. Bald sind sie nur noch da, um übertreten zu werden. Langsam aber sicher nimmt die bindende Autorität jeder Staatsgewalt ab. Von einer „öffentlichen Sicherheit“ ist vielerorts gar keine Rede mehr. Räuberbanden wirtschaften, Raubmordanfälle häufen sich, Bahnzüge werden gefährdet, Läden werden geplündert.

Auch kein Wort ist mehr sicher. Lüge und Untreue, Schwindel und Betrug beherrschen den menschlichen und geschäftlichen Verkehr tatsächlich wie nie zuvor. Treuherzigkeit und Wahrhaftigkeit gelten als unverzeihliche Dummheit. Vertrauen und Ehrlichkeit scheinen auszusterben. Keiner traut dem anderen mehr. Jeder sucht sich seinem Mitmenschen wie einem Feinde gegenüber zu sichern. Wortbruch und Vertragsbruch sind im Geschäftsleben, Treuebruch ist im Eheleben beinahe selbstverständlich geworden. Wer verläßt sich noch auf geschäftliche oder sonstige Zusicherungen? Wer traut noch moralischen Versicherungen? Wahrlich, seit langem sah es mit der moralischen Unsicherheit nicht so schlimm aus wie heute!

Dazu kommt als dunkler Unter- und Hintergrund die anhaltende Unsicherheit der politischen und sozialen Weltlage. Der gegenwärtige Zustand bedeutet die politische und wirtschaftliche Fortsetzung des Weltkrieges. Wohl nie ist ein so durchtrieben verlogenes, weithin verheerendes politisches Machtspiel getrieben worden wie heute. Im Namen der Gerechtigkeit waltet die himmelschreiendste Ungerechtigkeit. Im Namen der Freiheit amtet erdrückende Gewalttätigkeit. Im Namen des Friedens wütet weiter der rücksichtsloseste Vernichtungskrieg. Regierungen versichern sich gegenseitig des aufrichtigsten Wohlwollens, fließen über in allerlei bereit- willigen Zusicherungen, und ihre Worte triefen von Lüge. So erzeugt die Unfähigkeit zur Ehrlichkeit eine immer neue Unsicherheit. Alles gaukelt, schaukelt. Dazu die fortgesetzte Erregung zur Unsicherheit durch das heillos leidenschaftliche Parteitreiben mit seinen wahnwitzigen rechts- oder linksrevolutionären Ausbrüchen. Ferner die unaufhörlichen unheimlichen wirtschaftlichen Stöße und Erschütterungen als Absatzstockungen, Arbeitslosigkeit und Arbeitsniederlegung. Wahrlich, ein grausiger Wirrwarr von Unsicherheiten! Ein Schauerbild nicht bloß menschlicher, nein menschheitlicher Verirrung!

Und was ist die Ursache all dieses wahnsinnig unsicheren Lebensbetriebes?

Es ist die verblendete, irrselige Selbstsucht des Menschen. Der Mensch sucht nicht Gott, sondern sich selbst. Er macht nicht Gott, sondern sein Ich zum Ausgangs-, Mittel- und Endpunkt. Der gottfeindliche Eigenwille des Menschen streitet gegen den im Worte Gottes geoffenbarten, heilsamen Gotteswillen. Der Eigensinn flieht Christi Sinn. Sie suchen alle das Ihre, aber nicht das, was Gottes und Christi ist. Es ist das teuflisch verblendete und irregeleitete Denken und Tun des von Gott abgefallenen Menschenherzens. Anstatt Gottes Willen zu erkennen und zu tun, bist du verbohrt in deinen Eigenwillen. Anstatt Gottes Weisheit zu erbitten, bist du heillos verrannt in dein törichtes eigenes Wähnen und Meinen und in die gottblinde Vernunftweisheit. Anstatt Gottes Ehre zu suchen, laufen Mensch, Familie, Volk und Völker in großrednerischem Dünkel und albernem Stolz ihrer eigenen Ehre nach. O erkenne doch die bohrende, stoßende, wühlende, drängende Ehrsucht des Menschenherzens als eine erste Hauptursache der Erschütterung aller Lebensverhältnisse! Wollte man nichts als die Ehre Gottes suchen, in welch gesichertem Frieden könnten Mensch und Völker leben! Aber der Ehrdünkel duldet kein friedliches Gleichgewicht. Selbstgefälliges, boshaftiges Neiden, Zürnen, Hassen ist sein Teufelswerk.

Zu diesem ränkevollen Interessenspiel der wühlenden Ehrsucht kommt hinzu die gierige, listige, verschlagene, rücksichtslose Habsucht. Anstatt den lebendigen Gott als höchstes und ewiges Gut zu suchen und zu finden und die unvergänglichen Schätze des Himmelreiches als ewiges Erbe zu gewinnen, läuft man sich müde. Plagt, zankt und balgt man sich um täuschende, eitle, nichtige, zeitliche Güter in niederträchtiger, selbstsüchtiger Weise und erhofft vom Besitz irdischen Kulturgutes ein sogenanntes menschenwürdiges Dasein! O erkenne doch diesen Narrenlauf und Narrenstreit der fiebernden Habsucht und des Besitzesdünkels als eine zweite Hauptursache der heillosen Zerrüttung und wirren, wüsten Auflösung unserer inneren und äußeren Lebensverhältnisse! Es ist der verzehrende Streit um Mein und Dein im Einzel-, Familien- und Völkerleben. Und zu keiner Zeit ist die Habgier nach irdischem Gut so rücksichtslos selbstsüchtig aufgetreten wie heute; denn zu keiner Zeit hat man Gott und das himmlische Erbe so verschmäht, verlacht und verworfen wie heute. So stehen in gierigem, listigem Eigennutz einander gegenüber Mensch wider Mensch, Klasse gegen Klasse, Interessengruppe gegen Interessengruppe, Volk wider Volk, Völkergruppen gegen Völkergruppen, Rasse gegen Rasse. Fiebernde Begier nach irdischem Besitz oben und unten und auf allen Seiten. Überall die geschäftige Selbstsucht, die recht- oder unrechtmäßig das Ihre sucht. O suchten die Menschen so Gott und die Heilsgüter, in welch einen gesicherten Lebensstand würden sie gelangen! Denn wie mühelos würde ihnen alles Nötige zufallen. Aber sie kennen weder Gottes Güte noch ihre Bosheit.

Eine dritte Hauptursache des unsicheren Lebensbetriebes ist die anspruchsvolle, begierige, durchtriebene, rücksichtslose Genußsucht. Weil der selbstsüchtige Mensch die bleibende Freude und die volle Genüge in Gott und den himmlischen Gütern nicht kennt noch hat, so muß sein Herz den Weltgenüssen nachjagen. Die Stillung seiner Lüste, Begierden und Leidenschaften hält ihn in einem steten Umtrieb und in einer unaufhörlichen gottwidrigen Unordnung. Fleischeslust, Augenlust und Hoffart hetzen und fesseln ihn zugleich in zerrüttender Knechtschaft. Immer anspruchsvoller wird sein Begehren, immer unbefriedigter sein Genießen, immer heilloser die Unordnung und Verwirrung seines auf Lebensgenuß abzielenden Daseins. Und je mehr Seele, Sinne und Leib dabei zerrüttet werden, desto dämonischer wird die Sucht nach Berauschung durch immer ungebundenere Genüsse. O wie zersetzt dieses selbstsüchtige Genußleben Geist, Seele und Leib, Ehe und Familie, Arbeit und Gesellschaft! Je genußsüchtiger ein Geschlecht wird, desto mehr wanken alle Grundlagen seines Bestehens, desto unsicherer wird jede Lebenslage.

So ist die irrselige Selbstsucht der Menschen als Ehrsucht, Habsucht und Genußsucht die immer neue und immer schlimmere Ursache aller Erschütterungen und Zerrüttungen ihrer Lebensverhältnisse.

Und die selbstsüchtige Folge dieses zerrütteten, faulen und morschen Lebensbetriebes ist: Alles will sich sichern! Selbstsucht will sich wider Selbstsucht retten! Eigennutz sucht sich wider Eigennutz zu behaupten! Und siehe, da verbindet sich die bedrohte oder vergewaltigte Selbstsucht des einzelnen mit der ebenso bedrückten Selbstsucht der anderen und wird zur vereinigten Interessen- und Machtgruppe. Das ist der soviel gepriesene Kultus der Organisationen; es sind die modernen Kampfgenossenschaften gemeinsamer Selbstsucht, bezwecks Neusicherung der Lebensverhältnisse. Es ist die vereinigte Selbstsucht der Besitzlosen oder der Besitzenden, der Berufsarten und Interessengruppen, der Macht- und Kampfverbände. Die verdorbene Welt von heute ist voll solcher Organisationen, die alle der Heilung der Zeitschäden dienen wollen. Sie alle wollen Hilfsverbände sein, und doch können sie unserer Zeit keine wirkliche Hilfe bringen. Denn sie sind ja nichts als der Ausdruck vereinigter Selbstsucht. Die Selbstsucht ist ja nicht in ihnen vermindert oder gar aufgehoben worden, sondern sie ist nur noch mehr geweckt und dann geschult und kampffähig gemacht worden. Es ist die Gemeinsamkeit des Eigennutzes, der selbstsüchtigen politischen oder sozialen Rechtsforderung, die beinahe durchweg auch eine Gemeinsamkeit des Hasses und der Rache bedeutet. Wie könnte also die vereinigte und verstärkte Selbstsucht jemals die Selbstsucht überwinden? Wie könnte, was zur Sicherung der Selbstsucht unternommen worden ist, jemals zur Sicherung der allgemeinen Wohlfahrt dienen? Nein, nein, der abgöttische Kultus der Organisationen kann der zerrütteten Menschheit niemals Friede und Sicherheit bringen.

Ebensowenig können die sonst üblichen Versicherungsgesellschaften helfen. Weil der Mensch immer mehr ohne Gott zu leben sucht und ihm Gottes fürsorgliche Vatertreue immer unbekannter und lächerlicher wird, so will er sich durch Selbsthilfe gegen die Wechselfälle des Lebens zu sichern suchen. So ist er der tributpflichtige Sklave nicht nur der immer zahlreicher werdenden Zwangsorganisationen und Zwangskassen, sondern auch der buntesten Versicherungsgesellschaften geworden, die alle ihr gutes Geschäft mit ihm machen. Auf einem Geschäftsbogen einer solchen Gesellschaft zählte ich kürzlich 16 verschiedene Versicherungsmöglichkeiten! Ein Beweis, wie unsicher sich der Mensch ohne Gott in dieser Welt fühlen muß, daß er derart nach allen Seiten sich zu sichern sucht. O elendes Geschöpf, das die schützende und helfende Liebeshand seines himmlischen Vaters verschmäht, und nun so bösverstrickt in die Hände der Menschen gefallen ist! Aber das schlimmste dieser Versicherungssucht ist, daß sie Schutz gegen Gott bedeutet. Die besorgte Selbstsucht will sich kühn gegen Gottes Heimsuchungen in seinen erzieherischen Gnadengerichten sichern. Schickt Gott Krankheit, so weiß man sich in der Krankenkasse, schickt er Unfall, so weiß man sich gegen Unfall versichert, will er durch Naturereignisse mahnen, so weiß man sich schon gegen Hagel- oder Wasserschaden versichert, brennt man ab, so berechnet man die Versicherungssumme, bringt er Viehsterben, so soll die Versicherung den Schaden decken, und stirbt man selbst, so bekommen doch die Nachkommen die Lebensversicherungssumme. So sucht sich der selbstherrliche Mensch gegen Gottes Eingriffe in sein Leben zu sichern und von Gott unabhängig zu machen. O diese feige, schlaue Flucht in die Versicherungen! Es ist nur gut, daß sie nie ganz gelingt.

Gott ist und bleibt der Herr seiner Geschöpfe und wird sein unmittelbares Regiment immer wieder zur Geltung bringen.

Vor dem Kriege sagte mir jemand, Hungersnot könne in Westeuropa nicht eintreten, dazu sei es zu zivilisiert. Seuchen könnten sich nicht ausbreiten, dazu sei die ärztliche Wissenschaft zu weit vorgeschritten. Dann kam der roheste aller Kriege mit Teuerung, Hungersnot, Grippe und Viehseuche im Gefolge; und was muß noch kommen, um dieser großrednerischen Menschheit die bittere Frucht ihrer Selbstsucht und Sünde zu schmecken zu geben und ihr ihre Abhängigkeit von Gott zu beweisen?

Erst blinde Selbstsucht, dann dreistes Sündenleben, dann grauenvolle Zerrüttung und schauerliches Verderben, und dann statt Umkehr und Buße prahlerische Selbsthilfe.

Man redet und schreibt vom „Friedensaufbau“, von der zu erwartenden „Gesundung der Verhältnisse“, vom „Zusammenschluß aller Gutgesinnten“, aber in Wirklichkeit wird die Lage immer schlimmer und die Zukunft immer trostloser. Und das in allen Kulturländern. Denn allenthalben sucht die entfesselte Selbstsucht für sich zu retten, was sie glaubt retten zu können. Da hilft kein Wechsel der Regierungsformen und Regierungsmänner mehr. Gesetze werden nur noch gemacht, um übertreten und wieder aufgehoben zu werden. Bündnisse werden nur noch geschlossen in der Hoffnung, daß sie ebenso schnell aufgelöst werden. Bei aller Vereinigung wächst nur die Entzweiung. Fortschreitendes Organisieren bedeutet in Wirklichkeit fortschreitende Zerklüftung in lauter sich widersprechende Interessengruppen. Denn alles klagt einander an und alles rüstet wider einander. Es ist das Abwirtschaften einer von Selbstsucht zerfressenen, heillos sich selbst verzehrenden, gottlos gewordenen Kulturmenschheit. Richtig ist gesagt worden, was gegenwärtig in der Welt los ist, nämlich das:

  • Die Völker sind geldlos,
  • die Schulden zahllos,
  • die Steuern endlos,
  • die Politik ist charakterlos,
  • die Sitten sind zügellos,
  • die Aufklärung ist hirnlos,
  • der Schwindel ist grenzenlos,
  • die Aussichten sind trostlos,
  • und das alles, weil man gottlos

Ja, gottlos! Denn teuflisch entschlossener als je trachtet diese wahnwitzige Kulturmenschheit danach, den Glauben an den persönlichen, lebendigen Gott, der sich in der Bibel offenbart hat, auszurotten. „Gott schaffen wir ab!“, rühmen sich die revolutionären Weltverbesserer. Für sie ist der lebendige und wahrhaftige Gott ja nur ein Wahngebilde, das noch in zurückgebliebenen Köpfen nistet und eben dort zerstört werden muß. So meinen sie, wenn die Köpfe erst einmal von der rückständigen, hinderlichen Gottvorstellung gesäubert wären und jeder Kulturmensch sein eigener Herrgott würde, dann würden Gerechtigkeit, Freiheit und Frieden auf Erden heimisch. O diese uralte Torheit! Denn in dem Maße, wie sich Mensch und Volk von der Herrschaft Gottes zu lösen suchen, lösen sich ihre Lebensverhältnisse zu ihrem Untergange auf: Die angeborene Selbstsucht frißt sie auf! Da helfen keine sozialethischen Kulturideale, kein Entwicklungsglaube, weder Sozialismus noch Kommunismus. Ohne das Erleben des persönlichen, lebendigen Gottes und ohne die Beherrschung des Eigenwillens durch den biblisch geoffenbarten Gotteswillen verirren sich Mensch und Volk ins sichere Verderben. Denn zuletzt gibt Gott die Verblendeten dahin. Er überläßt die selbstsicheren Toren ihrem verkehrten Eigenwillen. Das heißt, er läßt sie in ihrer stolzen Selbsthilfe, Selbstweisheit, Selbstgerechtigkeit, Selbstherrlichkeit abwirtschaften. Verirrung und Verwirrung, Unordnung und Unheil werden im Leben der einzelnen und der Völker grenzenlos. Ehrsucht, Habsucht und Genußsucht durchbrechen Schranke um Schranke, bis die dadurch entstandene innere und äußere Zerrüttung unheilbar geworden ist. Niemand weiß mehr, was Wahrheit, niemand mehr, was Recht ist. Alle Maßstäbe sind geknickt und zerbrochen. Jedes Licht ist zur Finsternis geworden, jede Weisheit zur Torheit verdorben, jeder Hilfsversuch bewirkt Verschlimmerung, jeder Ratschluß erstirbt in Ratlosigkeit. Zuletzt wendet sich einer wider den anderen. Eine Selbstsucht befeindet und befehdet die andere; denn Gott hat sie dahingegeben, sich untereinander zu verderben. Oder er erweckt ihnen am Ende ihrer Selbsthilfe einen grausamen Zwangsherrscher, dem sie nun gehorchen müssen, weil sie der liebenden, rettenden Vaterhand Gottes nicht gehorchen wollten.

Mir scheint, diesem Zustand nähert sich die heutige Kulturmenschheit mit unheimlichem Taumelschritt. Nie hat man so verwegene Zukunftsträume geträumt wie heute. Nie ist man so hochmütig blind in den Betrug des Unglaubens und der Sünde hineingerannt wie heute. Nie hat man die biblische Heilsbotschaft so überlegen und verstockt abgelehnt wie heute. Nie hat man Christus als Versöhner und Erretter so erbittert verworfen wie heute. Nie hat man Gottes Wort hochnäsiger abgetan wie heute. Und nie hat man Mensch und Menschheit in solchem Größenwahn verherrlicht und das eigene Ich zum Selbstherrscher ausgerufen wie heute. Ist das nicht die Blindheit, mit der man in die Grube stürzt? Ist das nicht der blendende Zauber der kräftigen Irrtümer, die Gott denen gesandt hat, die seiner Wahrheit nicht geglaubt haben? Ist das nicht der Taumelkelch, den nun die leeren müssen, die das Wasser des Lebens aus Gottes Heilsbrunnen verschmäht haben? Ist das nicht der sichere Ablauf eines Weltgetümmels, das ausreift zu einem großen Gottesgericht?

Und indes geht eine Welle von Beängstigung um die andere durch die Menschenherzen; denn die Ratlosigkeit wird immer offenbarer. Das Brausen und Branden des Völkermeeres hört nicht mehr auf. Da sollen die Menschen vergehen vor Furcht in banger Erwartung der Dinge, die über den Erdkreis kommen werden (Luk. 21, 26). Darum stürzen sich die Geängstigten wie toll in alle Räusche der Lust und verbergen ihr geheimes Fürchten hinter lautem Lachen. Andere verbohren sich um so krampfhafter in ihren selbstsüchtigen Eigennutz. Wenn nur sie noch zu leben haben; nach ihnen mag die Sintflut kommen.

Wieder andere wollen mit dem Sand menschlicher Weisheit Dämme gegen das Verderben bauen, während die Flut schon über ihre Häupter hingeht.

Und wieder andere suchen mit bebender Seele der wahnsinnigen Berauschung, dem fluchbeladenen Eigennutz und der aussichtslosen Menschenhilfe zu entgehen. Sie sehnen sich von ganzem Herzen, herauszukommen aus dem unheimlichen Irrgang und heillosen Wirrwarr unserer Zeit; denn, ach, ihre Herzen sind sündenbeschwert und sündenmüde. Und diese sind es, die nicht mehr ihr Leben retten und sichern wollen im Vergessen durch berauschende Genüsse. Diese sind es auch, die nicht mehr glauben an eine Sicherheit für die Zukunft durch rücksichtslosen Erwerb von Geld und Besitz. Auch glauben sie nicht mehr den Versicherungen wortschwülstiger Weltverbesserer; denn zu tief sind sie bereits enttäuscht an sich selbst und am irrenden sündigen Menschen. So horchen und schauen sie sehnsüchtig höher und höher, ob nicht eine heilsamere Kunde zu erlauschen und eine bessere Sicherheit zu erspähen sei, die ihnen Erlösung verheißen und bringen könnte. Und diese sind es, die reif werden, Jesus Christus als den errettenden Bringer eines ganz neuen und ewig gesicherten Lebens zu erleben.

Das sind die Menschen, die Gott durch die innere und äußere Unsicherheit unserer Zeit ans Ende ihrer eigenen Weisheit und eigenen moralischen Kraft hat führen können. Wer seine eigene Weisheit verliert, der ist gezwungen, ein unmündiges Kind zu werden. Und wer die Grenzen seines moralischen Könnens erschaut und ermessen hat, der ist genötigt, seinen Bankrott als armer, verlorener Sünder zu erklären. Und dies ist es, worauf alles ankommt. Aber eben dies will der dünkelhafte Mensch nicht. Er will nicht vor einem persönlichen, lebendigen und heiligen Gott als ein reumütiger, nichtswürdiger Sünder in die Knie sinken. Er will weder ein von Gott abhängiges, in sich selbst unmündiges Kind, noch ein von Gott begnadigter, in sich selbst aussichtslos verdorbener und verlorener armer Sünder sein.

Und eben deshalb geht der Irrgang und Wirrwarr in der Welt weiter. Jeder gebärdet sich als vollgültiger Ankläger, Helfer und Weltverbesserer, und dabei hat nicht einer sich jemals selbst angeklagt und vom heiligen Gott im Himmel sich helfen und neugebären lassen. O dieser üppige Hochmut des satanisch verblendeten Menschenherzens! Jeder strotzt vor Selbstsicherheit und empfiehlt sich als Beseitiger der bösen Unsicherheit, die er selber mit verschuldet hat. Jedes murrt wider die Sünden der anderen, der eigenen Frau, des eigenen Mannes, der Kinder, der Eltern, der Nachbarn, der Stadt, des Landes, der Stände, der Klassen, der Rassen, nur nicht wider die eigene Sünde. Darum bleibt die Welt in der Gewalt des Bösen. Weil niemand den eigenen Bankrott bei Gott anmelden und sich als Scheusal von Selbstsucht erkennen und preisgeben will, darum muß diese hohle Kultur Bankrott machen.

Denn was machen denn die Menschen mit ihrer Sünde und Schuld?

O sehr einfach! Die einen leugnen sowohl Sünde wie Schuld; die anderen leugnen wohl nicht, aber wähnen sich befähigt, ihre Sünde selbst tilgen und ihre Schuld selbst abtragen zu können; die dritten werfen alle Sünde und Schuld auf ihre Mitmenschen und sprechen sich selbst frei, und die vierten bringen es sogar fertig, Gott für alle Sünde und Schuld verantwortlich zu machen. O grause Verblendung dieses verdrehten und verkehrten Geschlechts!

Aber was hat denn Gott mit unserer Sünde und Schuld gemacht?

Ach, sein heiliges Erbarmen mit uns verführten Irrgängern hat der Welt Sünde auf Jesus Christus, den einzig Wahren und Klaren, den allein Gehorsamen und Gerechten, den einzig Vollwertigen und Vollgültigen, geworfen, damit sie an dessen heiligen Leibe am Kreuz auf Golgatha gestraft und durch sein kostbares Blut gesühnt und weggenommen würde.

Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde hinwegnimmt!

  • Um uns aus der heillosen Unsicherheit unseres gottfernen Irrgangs zurückzurufen und zurückzubringen, dazu erschien Christus Jesus, als der König der Wahrheit und der Klarheit.
  • Um uns das Zerrbild unseres in die Selbstsucht verirrten, ungehorsamen und ungerechten Lebens zu zeigen, dazu ging Jesus seinen in Selbstlosigkeit sicheren Gehorsamsgang über diese Erde.
  • Um uns unsere abscheuliche sündhafte Verderbtheit und Nichtswürdigkeit mit tödlicher Sicherheit zu offenbaren, dazu ließ uns Gott seines lieben Sohnes vollkommene Heiligkeit sehen.
  • Und um uns aus der qualvollen Unsicherheit unseres bösen Gewissens und aus unserem sicheren Verderben in Sünde und Schuld herauszuretten, dazu ließ sich der Sünd- und Schuldlose für uns ans Kreuz schlagen.
  • Um uns die sichere Gewißheit der Vergebung unserer Sünden zu erwirken, dazu gab sich Jesus in der Sünder Hände und in die peinvolle Kreuzesnot.
  • Um uns in die ewige Sicherheit der Gemeinschaft mit Gott in den himmlischen Hütten zurückzubringen, dazu verließ er die himmlische Sicherheit, die er hatte in der Herrlichkeit beim Vater, und starb auf dieser Erde, auf der er nicht hatte sein Haupt hinzulegen, in Schmach und Verwerfung, außerhalb des Lagers aller selbstsicheren Leute, am Kreuz.

Und wer glaubt diesen törichten Worten vom Kreuz? Und wer sieht hier durch die Heiligkeit Gottes die Sünde gerichtet und durch die Barmherzigkeit Gottes den Sünder gerettet? Und wer läßt sich durch diese hohe Gottesliebestat herauslocken aus den fluchvollen Unsicherheiten des selbstsüchtigen Ichlebens und hineinbergen in die rettende Sicherheit der Kreuzesarme Christi Jesu, um sich ewig seiner starken Liebe zu überlassen? Ja, wer glaubt, daß es für Mensch und Menschheit, für unsere Zeit und für alle Zeiten keinen anderen Zufluchtsort und keine andere Bergungsstätte zum Gewinn eines gesicherten Lebens gibt, als das Kreuz von Golgatha?

Ach, wie lächerlich klingen diese Fragen in unsere vernunftsstolze und doch so unvernünftige Zeit hinein!

Aber die Mühseligen und Beladenen horchen auf, und die sündenbeschwerten und sündenmüden Herzen merken: „Dort, dort ist meine Ruh!“ Dort vor dem Kreuz hört der Irrgang der Menschen auf; denn dort empfängt sie Gottes Wahrheit und Barmherzigkeit. Dort landen die Verirrten, die Enttäuschten, die Heimatlosen, die Schwachen, die Müden, die Verzweifelten, die unmündig und unweise Gewordenen, die Verlorenen. Dort fanden sie ihre törichte, gottfeindliche Selbstsucht, in der sie sich müde und wund liefen, entlarvt, gerichtet und vergeben. Dort senkte sich die lohende Fackel ihres Ichdünkels. Dort zerstoben und verwehten die sprühenden Geistesfunken der Selbstweisheit. Dort erlosch der hetzende, fressende und verzehrende Brand der Welt- und Sündenliebe. Dort und nur dort entdeckten sie mit erlösender Sicherheit die rettende Liebe Gottes, an der sie so lange gezweifelt. Dort endlich schwand ihnen die bange Furcht vor Leben und Leiden, Gott und Satan, Zeit und Ewigkeit, Not und Not, die sie solange gelähmt. Dort endlich fanden sie die erquickende Freiheit, die Befreiung vom bis zur Verzweiflung versklavenden Sündenjoch, nachdem sie solange allerlei täuschenden Scheinfreiheit nachgelaufen waren. Dort am Kreuz wurde ihnen geschenkt die vollkommene Gerechtigkeit, auf deren Empfang aus Menschenhänden sie so lange vergeblich gewartet. Und allein dort am Kreuz wurde ihnen auch der Friede zuteil, der höher ist als alle Vernunft, den ihnen keine Politik und keine Kultur und keine äußerliche Revolution bringen konnten. Ja, dort vor dem entblößt sterbenden Gotteslamm wurden sie zum erstenmal reich, reich in Gott, nachdem sie allem abgesagt, was doch nur Scheinreichtum gewesen war. Und dort wurden sie stark in der Gotteskraft, die aus der Schwachheit des Mitgekreuzigtseins quillt. So brachte ihnen allein die Gottestat am Kreuz das gesicherte Leben, das sie immer begehrt hatten, und das sie erst fanden, nachdem sie alle Sicherheiten des selbstsüchtigen Lebensbetriebes preisgegeben und verlassen hatten.

Fasse es, wer es fassen kann!

Die nicht mehr stolzer Herr vor den Menschen, sondern abhängiges Kind vor Gott sein wollen, die fassen es.

Die dem Pesthauch der Selbstgefälligkeit entfliehen wollen und nicht mehr selbstherrlich auf ihr Recht pochen, sondern als betrübte Sünder nur noch von der in Christus erschienenen heilsamen Gnade Gottes leben wollen, die begreifen und ergreifen es.

Die die Demut vor Gott als die beste und einzige Sicherheit auf Erden erkannt und den Büßerschlag vor der gekreuzigten Gottesliebe erlebt haben, die erlangen das Wohlergehen in der Gottseligkeit, das Gottes Liebe allen Menschen zugedacht hat.

Denn nur der abgeirrten Menschheit hochmütige Selbstbehauptung Gott gegenüber hat das Leben auf Erden zur Last, Qual und Plage gemacht. Gott aber wollte immer und ewig nur unser Wohlergehen. Darum kann kein kulturelles Bemühen das Leid auf Erden mildern und das verlorene Paradies wiederbringen, sondern nur die Umkehr zu Gott als Hinkehr zum Erlöser am Kreuz wird Friede, Sicherheit und Wohlergehen den einzelnen und den Völkern bringen. Nur in Christus werden Mensch und Menschheit mit Gott selbst geeinigt, und teilt sich Gott selbst dem Menschen mit. Der seines eingeborenen Sohnes nicht verschont, sondern ihn für uns alle dahingegeben hat, sollte der uns mit Ihm nicht alles schenken? (Röm. 8,32).

Ja, alle Not und alles Elend auf Erden ist die Folge des eigenliebigen Widerstrebens gegen Gottes Wort und Willen und der Verwerfung Christi, des allein heilbringenden Liebes- und Friedefürsten.

Ein alter Pfarrer erzählte mir, wie er einst von dem christuserfüllten Professor Beck in Tübingen zu einem Spaziergang eingeladen worden sei. Weit in den jungbelaubten Wald seien sie an jenem strahlenden Frühlingstag hineingewandert, aber der ehrwürdige Lehrer habe kein Wort gesprochen. Auch als sie sich auf einer Bank niedergelassen, habe er nur in hehrem Schweigen der Frühlingswelt gegenübergesessen. Endlich habe er in tränender Ergriffenheit ausgerufen: „Und wie gut könnte man’s haben!“ Das sei für diesen Pfarrer, den damaligen Studenten, des Professors erschütterndste Rede gewesen.

Ja, wie gut könnte man’s in der vollen kindlichen Umkehr in Christus zu Gott haben!

Nichts lohnt sich so reichlich auf Erden wie eine gründliche Bekehrung.

Nichts führt in solche Sicherheiten hinein, wie der Weg der Demut hinab in die gottgewollte Buße.

Niemandem geht es so wohl auf Erden, als einem aus der Kreuzesgnade lebenden Gotteskinde, das allezeit ehrlich rühmen kann: „Mir geht es immer unendlich viel besser, als ich es verdiene!“

Nach meiner und meiner Frau Bekehrung gaben wir im unbedenklichen Glaubensgehorsam alle Sicherheiten des bürgerlichen und beruflichen Lebens auf, um den Weg der Nachfolge Jesu zu gehen, den uns Gott gewiesen hatte. Dabei wurden wir einnahmelos und arm. Aber unzufrieden und unselig wurden wir nicht. Im Gegenteil. Unsere Glückseligkeit wuchs. Denn nur in dieser völligen inneren und auch äußerlichen Abhängigkeit von unserem himmlischen Vater vermochten wir die köstliche Wahrheit seines Wortes und wunderbare Wirklichkeit seiner Vaterhilfe kennenzulernen. Es kamen Zeiten, wo wir an manchem Morgen nicht wußten, wovon wir das Mittagbrot bestreiten sollten. Aber da konnten wir jedesmal freudig für die gottgeschenkte Verlegenheit danken, denn wir wußten, sie bedeutete nur eine Gelegenheit, uns Gottes rechtzeitige Hilfe wieder wunderbar erleben zu lassen. Und niemals ließ er uns stecken, sondern allemal, wenn wir um ½ 8 Uhr gelobt, gedankt und gebetet hatten, brachte der Geldbriefträger um ½ 10 Uhr von irgendwoher die fehlenden Mittel. Und so haben wir seit bald zwei Jahrzehnten in allen nur erdenklichen Fällen des inneren und äußeren Lebens die rechtzeitige sichere Hilfe Gottes erlebt.

Welch ein Gegensatz zu der unsicheren Lebenslage des auf seine eigene Weisheit und Kraft so stolzen Weltmenschen, der ohne Gott und Heiland lebt! Immer ist er beunruhigt, nie weiß er sich gesichert, nie ist er zufrieden, nie hat er genug. O würde er endlich kindlich abhängig von seinem himmlischen Vater, der nicht nur weiß, was die Seinen bedürfen, sondern es ihnen auch treulich nach seinem Wohlgefallen gibt, wenn sie es gläubig mit gottgelassenem Willen im Namen Jesu erbitten.

Wahrlich, kindliche Abhängigkeit vom lebendigen Gott in der Verbindung durch Jesus Christus gibt eine staunenswerte Unabhängigkeit von Menschen, Verhältnissen, Zuständen, Zeiten, Gefahren und Gewalten. Und was hätte der irrselig betrogene Kulturmensch von heute, der so jämmerlich unter den so bezeichnenden, von ihm selbst geschaffenen Schlagworten vom „Kampf ums Dasein“ und von der „Macht der Verhältnisse“ seufzt, nötiger als eben dieses. O wie hat der zunehmende Unglaube den Menschen unfrei und würdelos gemacht! In der Lossage von Gott wollte der Mensch frei werden, und nun ist er der mürrische, aufrührerische Lastsklave seiner Verhältnisse geworden. In der ungebundenen Hingabe an die Lust der Welt wollte der Mensch selig werden, und nun ist er ein betrogener Lustsklave seiner tierischen Triebe geworden. Im rücksichtslosen Jagen nach dem Gewinn der Schätze dieser Welt wollte der Mensch reich werden, und nun ist er ein armer, zitternd hütender Torsklave im Tempel des Götzen Mammonsgeworden, ein bejammernswerter, nervöser Sicherheitswächter seines eitlen, vergänglichen Erdengutes, das er von tausend Räubern, wie er selbst einer ist, bedroht sieht.

O satanisch verblendeter, ich- und weltverliebter Narr, und deiner wartet die Liebe Gottes mit einer ewigen Seligkeit an ihrem Herzen, mit einer ewigen Sicherheit in ihren Armen, mit ewigen Schätzen im Himmel!

O komm und kehre zur Würde deiner göttlichen, himmlischen Bestimmung und Berufung zurück! Wähne nicht, du seiest preisgegeben kalten, unerbittlichen, ehernen Naturgesetzen einer gottleeren Welt! Fürchte nicht, du seiest beherrscht von einem grausamen, unbarmherzigen Schicksal! Klage nicht, du müssest bis zum Tode tragen das Joch unüberwindlicher Verhältnisse! Jammere nicht, du seiest ausgeliefert der Willkür feindselig knechtender Menschen! Meine nicht, du müssest gekettet bleiben an die Last deiner eigenen Sündenfesseln! Glaube nicht, du seiest verurteilt zu Ohnmacht und Einsamkeit, zu Mühe, Arbeit und Sterben! Nein, du sollst Leben, Leben, das allein den Namen verdient, wahres, neues, nie gekanntes, göttliches, ewiges Leben, Leben im Überfluß empfangen! Siehe, Jesus verheißt denen, die auf seine Stimme hören und ihm nachfolgen: „Sie werden gewiß nicht umkommen in Ewigkeit“.

Welch eine unüberbietbare Sicherheit!

Es ist die Sicherheit in der Wahrheit seines Wortes; denn nie ist Betrug in seinem Munde gefunden worden (Jes. 53, 9; 1. Petr. 2, 22). Es ist die Sicherheit in der Kraft und Gewalt seiner Hand; denn niemand kann aus seiner Hand reißen (Joh. 10, 28 und 29). Es ist die Sicherheit in dem unausforschlichen Reichtum seiner Gnadenfülle, aus dem alle empfangen dürfen (Joh. 1,16; Eph. 1,7; 3, 8; Phil. 4, 19). Es ist die Sicherheit in seiner alle Erkenntnis übersteigenden Liebe, die der Seinen ewige Zufluchts-, Bleibe-, Schutz- und Nährstätte ist; denn nichts kann von dieser Liebe scheiden (Eph. 3, 19; Joh. 15, 9; Röm. 8, 35). Und es ist die Sicherheit des Bürgertums in seinem unbeweglichen, himmlischen, ewigen Reich, in das die Seinen als Erben und Mitgenossen versetzt worden sind (Luk. 6, 20; Kol. 13; Jak. 2, 5: Offb. 1, 9).

Kann dir, in Christus Jesus geliebte Seele, irgendein staubgeborener Mensch ein solches Angebot oder gar ein vorzüglicheres machen? Welche armselige, betrügliche Lumperei sind, Jesu Angebot gegenüber, alle gaukelhaften Kultur- und Revolutionsideale sündiger, unzulänglicher Menschen, durch die sie in wahnwitziger Selbsterlösung eine Art Kulturhimmel als Sicherheit irdischer Wohlfahrt ohne biblischen Gott und Erlöser auf diese Erde bringen wollen!

O wähle zwischen blindem Menschenwahn und dem lichten, wahrhaftigen Gotteswort!

Erkenne den satanisch verblendeten Irrgang aller menschlichen, angeborenen, gottfeindlichen Selbstsucht und laß dich durch Gottes und Christi Liebes- und Sühneopfer, für der Welt Sünde dargebracht, erretten aus diesem verkehrten und verdrehten Geschlecht!

Wisse, daß du aus diesem Leben nichts zu retten vermagst als deine kostbare Seele, die so kostbar ist, daß nur das Blut des Gottessohnes als Lösegeld für ihren Schaden ausreicht und nur der Friede mit Gott sie wirklich und ewig zu befriedigen vermag.

Was hülfe es dir, wenn du jede nur mögliche Sicherheit irdischer Wohlfahrt gewönnest und deine sündenbeschädigte Seele ginge unerrettet, unerlöst hinüber in Gottes richtende Ewigkeit?

O so gib preis jeden Selbstbetrug eigener Weisheit, eigener Gerechtigkeit, eigener Herrlichkeit! Kehre um! Werde ein von Gott abhängiges Kind! Wirf deine Sünden, Sorgen und dein elendes Selbst auf das für dich dahin gegebene Gotteslamm! Wähle den sichersten aller Wege auf Erden, wähle den Demutsweg hinab in die gottgewollte Buße als Bruch mit jeder Eigenliebe und Hingabe an die errettende Gottesliebe! Und dein Herz wird erneuert werden am Herzen Gottes in der Kraft Gottes! Und ewige Arme werden dich hineinnehmen in die Gott- und Glückseligkeit eines in Christus Jesus gesicherten Lebens!

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