Baumgarten, Michael - Am zweiten Pfingsttage.

Baumgarten, Michael - Am zweiten Pfingsttage.

Das Bekenntniß zu Jesu als dem Herrn und zu Gott als dem Vater ist das Wort des heiligen Geistes.

Die Feier des Pfingstfestes, geliebte Zuhörer, unterscheidet sich merklich von der Feier unserer übrigen hohen Festtage, Die Thatsachen nämlich, deren Gedächtniß wir an jenen anderen Tagen festlich begehen, haben alle eine besonders hervortretende äußere Seite an sich, welche sie sehr bestimmt deutlich und faßlich machen. Die Begebenheit des Pfingstfestes ist dagegen eine vorzugsweise innerliche; zwar findet sich auch in ihr ein aeußerliches, aber wir merken sogleich, daß dieses in keiner Weise äußerlich erfaßt und bezeichnet werden kann, sondern nur von innen heraus verstanden sein will. Daher kommt es denn auch, daß in den Häusern, in denen von den Feiern der Kirche noch gesprochen wird, die übrigen Feste gar leicht ihre bestimmte Bezeichnung und Aussage finden; kommt aber das Pfingstfest zur Sprache, so wird die Rede meistens unklar und unsicher. Auch hängt damit zusammen, daß dieses Fest bei weitem weniger Theilnahme findet in den Gemeinden als die übrigen, und wenn nicht die Festlichkeit der Natur, welche aber mit dem Sinne und Wesen unserer kirchlichen Feier gar keine Gemeinschaft hat, nicht von außen und zufällig hinzuträte, so würde dieses Fest für die Meisten unter uns gar keine Bedeutung haben und kaum einen Zeitabschnitt bezeichnen. Und leider müssen wir noch ein Schlimmeres, als das Genannte, hinzufügen, auch die Predigt weiß sich meistens in das Pfingstfest nicht recht zu schicken, während sie an den übrigen hohen Tagen unseres Kirchenjahres sehr bestimmt und volltönig lautet, läßt sie an diesem Feste gar häufig ihren Ton sinken und kommt leicht in eine gewisse innere Verwirrung. Schon Luther klagt über Solche, welche seine Osterprediger seien aber schlechte Pfingstprediger und diese Klage gilt in unseren Tagen noch weit allgemeiner.

Es ist aber diese mannichfaltige Zurücksetzung unseres heiligen Festes ein recht schlimmes Zeichen. Das Pfingstfest, wie es der Kreislauf der hohen kirchlichen Feste abschließt, stellt unsern gesammten geistlichen Stand auf die Probe. Denn dieses Fest erinnert uns immer aufs Neue, daß die Vollendung der Jüngerschaft Jesu in der Ausgießung des heiligen Geistes besteht. Wer nun für diese Verleihung des heiligen Geistes kein klares Verständniß, kein freudig bewegtes und begeistertes Herz hat, der soll wissen, daß er im besten Fall mit seinem Christenglauben auf halbem Wege stehen geblieben ist, daß seine Theilnahme an den übrigen Festen der Kirche nur eine oberflächliche sein kann, daß überhaupt, was er an christlichen Gedanken, Gefühlen und Erfahrungen haben mag, immer noch keinen bleibenden Grund in seiner Seele hat und ihm daher auch sehr leicht abhanden kommen kann. Darum Geliebte lasset uns, die wir uns in dem Heiligthum unseres Gottes versammelt haben, um Pfingsten zu feiern, lasset uns Fleiß thun und mit aufmerksamem, andächtigem Blick hineinschauen in die Begebenheit unseres Festes und unter dem gnädigen Beistande unseres Gottes, der es dem Aufrichtigen immerdar gelingen läßt, an diesem untrüglichen Maßstab unser Inwendiges prüfen, damit wir nicht uns selbst und Andere betrügen, indem wir wähnen und scheinen, Jünger Jesu zu sein, während doch unser Christenthum in Wahrheit Nichts ist als ein kümmerliches Außenwerk, welchem der belebende Geist ermangelt; ja lasset uns alle in Demuth und Zuversicht herantreten an die unerschöpfliche Fülle des Geistes, die sich uns hier aufthut und sich immerdar ergießen will über alles Fleisch, damit ein Jeder für sich aus dieser allgenugsamen Fülle des Geistes, welcher Gott ist wie der Vater und der Sohn, nehme und empfange die innewohnende und bleibende Kraft des ewigen Lebens. In solcher Stimmung und Gesinnung unseres Gemüthes lasset uns hören die Geschichte unseres Festes, wie sie geschrieben stehet:

Apostelgeschichte 2, 1-13.

Eine Reihe von außerordentlichen und wunderbaren Thatsachen wird uns hier vorgeführt. Wir vernehmen von dem Brausen eines gewaltigen Windes, der nicht bloß den Versammlungsort der Jünger Jesu erfüllt, sondern auch von allen Enden der Stadt das Volk zusammenströmen, macht, wir vernehmen von flammenden Zungen, welche sich auf die Häupter der versammelten Jünger niederlassen und von ihrem Reden in fremden nie gelernten Sprachen, wir hören das Verwundern und Erstaunen der frommen Juden, die aus allen Weltgegenden nach Jerusalem gekommen, als Zeugen dieser Dinge berufen sind und selbst der Spott der Leichtsinnigen muß uns den wundersamen Zustand der Begeisterten anschaulich machen. Es kommt darauf an, Geliebte, daß wir unsere Aufmerksamkeit auf den Punkt richten, von welchem das rechte Licht auf alles Uebrige fällt. Stellen wir uns in den Kreis der frommen Männer, welche wir als Zeugen dieses Ereignisses vernehmen, so ist es das Reden der großen Thaten Gottes, welches Jeder der Jünger in seiner Sprache und Weise führt, was wir aus der Mannichfaltigkeit dieser Erscheinungen am deutlichsten heraushören. Dieses Reden der großen Thaten Gottes ist nun offenbar nicht ein Lehren und Reden zu Anderen, es ist nicht ein Predigen, wie unsere Uebersetzung es ungenau ausdrückt, denn die Jünger sind für sich und unter einander, sie haben es auf Niemand außerhalb ihres Kreises abgesehen, daß sie sich aber gegenseitig sollten belehrt haben, ist ganz undenkbar, da Jeder an dem Anderen sieht, daß er von Gott selber gelehret ist. Das Reden erfolgt also aus freiem inneren Triebe und Drange und hat gar keinen Zweck außer sich selber, nur sich selber will es genug thun, ganz wie das erste Reden des ersten Menschen, als er den ihm vorgeführten Thieren ihren Namen entgegenrief (s. 1 Mos. 2, 19. 20). Der Inhalt der Reden der vom Geiste Erfüllten ist aber nicht die Vielheit und Verschiedenheit der Weltdinge, sondern die Einheit des göttlichen Thuns und Wirkens, welches sich freilich gar mannichfach und unterschiedlich erwiesen und ausgebreitet hat. Das ist denn nun in der That eine ganz neue Sprache, eine unerhört wundersame Rede,

Alle Dinge sind im Anfang durch das Wort Gottes erschaffen und darum soll auch aus ihnen das Wort Gottes wieder hervortönen. Deßhalb werden auch am Ende alle Dinge das volle und helle Lob Gottes singen, ein jedes in seiner Weise (s. Ps. 148, 3-10, Offenb. 5, 13) und wer ein Ohr des Geistes hat, höret schon jetzt das Preisen Gottes in den Creaturen. David hat es vernommen wie in der feierlich schweigenden Nacht, so in dem lauten und wachen Leben des Tages, daß die Himmel Gottes Ehre verkündigen und die Feste seiner Hände Werk prediget (s. Ps. 19, 1. 2.); vor dem Geiste Jesu stehet die ganze Natur von dem im Schoße der Erde ersterbenden Waizenkorne an bis zu dem vom Aufgang zum Niedergang fahrenden Blitz als eine Heroldin der Geheimnisse des Reiches Gottes und Paulus versteht in dem heimlichen Seufzen der Creatur die Weissagung der einstigen Befreiung und Verherrlichung der Kinder Gottes (s. Röm. 8,20-22). Aber der Mensch? Er ist recht eigentlich der lebendige Mund in der Schöpfung, in keinem Geschöpf ist das Wort Gottes so tief angelegt wie in ihm (s. 1 Mos. 1, 26 - 30). Freilich redet er auch immerfort, seine Zunge ist ein unruhiges und unbezähmbares Ding (s. Jakob. 3, 8), aber nicht aus der Tiefe eines inneren Dranges redet er, sondern aus der Oberfläche, aus dem Flachen und Seichten redet er, oder wenn die Zunge einmal von innen heraus entzündet und entflammt ist, so ist dieses Feuer viel seltener aus der Tiefe des Geistes, als, wie Jakobus sagt, aus der Tiefe der Hölle (s. Jakob. 3, 6); und was den Inhalt anlangt, so gehet die Rede des Menschen fast immer auf die Erde und ihre Dinge (s. Joh. 3,31) und am liebsten auf dasjenige unter diesen Dingen, was den Schein der Neuheit hat (s. Apostelg. 17, 21), in Wahrheit aber immer nur das Alte ist, sintemal es unter der Sonne nichts Neues giebt (s. Predig. 1, 9). Die meiste Rede des Menschen haschet also nach einem Schatten, nach einem zergehenden Nebel. Zum Lobe Gottes ist aber der Mensch sehr verdrossen, dagegen wird der Name Gottes von seiner Zunge oft gemißbraucht und entheiliget. Wie viel eitles Klagen und unheiliges Murren wird offenbarer und sündlicherweise über diesen heiligen Namen ausgeschüttet! Und wenn einmal ein Lob Gottes gesprochen wird, wie mühsam und eingelernt kommt es in den meisten Fällen heraus! Die heilige Geschichte stellt uns eine Reihe von Beispielen auf, in denen wir erkennen sollen, wie das Lob Gottes in uns entstehen und wie es aus unserm Munde erschallen soll. Aber diese Beispiele zeigen uns nur, wie weit unsere Rede, auch wo sie Gottes Lob zum Inhalte hat, von dem rechten Loben Gottes entfernt zu sein pflegt. Und was sind diese Beispiele der Hanna, des David, der Maria, des Zacharias, des Simeon, was ist dies Alles gegen das Reden der großen Thaten Gottes, von welchem wir in unserer Pfingstgeschichte hören! In allen jenen Beispielen ist es, wenn auch ein Werk Gottes, doch immer zugleich ein äußerer Anlaß, was zu dem Lobe Gottes anregt und stimmt; hier dagegen ist es nicht ein Aeußeres, sondern ein rein Inneres, nicht Etwas, was vor und an den Menschen geschieht, sondern Etwas, was in ihrem verborgensten Innern sich begiebt, was sie drängt und treibt, das Lob Gottes auszusprechen. Hier ist es die Erfüllung des ganzen inneren Menschen mit dem heiligen Geiste Gottes, welche rein von innen heraus das Lob Gottes auf die Zunge legt. Eben darum genügt auch nicht mehr die alte Zunge, welche .sich in dem Reden von der Erde verbraucht und verunreinigt hat, das neue inwendige Leben des Geistes durchglühet die Zunge mit einem himmlischen Feuer und macht sie zu einer anderen, und zu einer neuen. Darum aber reden sie auch nicht von einer einzelnen That Gottes, die ganze Reihe der großen Thaten Gottes steht ihnen vor der Seele, und Alles, was Gott Großes gethan hat an der Menschheit, die neue Zunge des Geistes muß es ausreden. Hier zeigt sich uns eine neue Menschheit, welche damit beginnt, die alte schwere Schuld des Verstummens und Verlästerns gegen den heiligen Namen, welche auf den Jahrtausenden der Menschheit lastet, mit dem Loben der Thaten Gottes wieder gut zu machen. Aber noch von einer anderen Seite zeigt sich uns diese Jüngerschar als der Anfang einer neuen Menschheit. Jene israelitischen Zeugen des Pfingstwunders sind aus allen Gegenden des römischen Reiches, nach welchen schon damals die Zerstreuung der Juden sich verbreitet hatte, zusammengekommen und es stellen sich in ihnen die verschiedensten Völker und Zungen der damals bekannten Welt uns vor Augen. Diese hören nun aus dem Munde der die großen Thaten Gottes preisenden Jünger alle die verschiedenen Sprachen, die ihnen von ihren mannichfaltigen Wohnsitzen her geläufig waren. Die beobachtenden und berichtenden Zeugen selber haben diese Sprachen von den Völkern gelernt/unter denen sie wohnen. Die Jünger Jesu, meistentheils in Galiläa wohnhaft, allesammt im jüdischen Lande heimisch, haben sie empfangen von dem ihnen innewohnenden heiligen Geiste, der die neuen Zungen der Jünger zu Zungen aller Völker gemacht hat, die unter dem Himmel sind. Wir müssen also in den mit neuen Zungen redenden Jüngern die Darstellung der verschiedenen Völker und Sprachen der Menschheit erkennen, zwar nicht, wie sie sind, sondern wie sie werden sollen. Die Sprachen wie sie sind dienen dem Weltverkehr, und indem sie nur von der Erde reden und sich nur mit den Weltdingen befassen, erwecken sie durch ihre Verschiedenheit immer aufs Neue den Zwist und Hader unter den Völkern und führen dadurch zuletzt immer wieder den blutigen Kampf der Waffen herbei Die Sprachen der Völker sind aber zu etwas Besserem bestimmt, in den Sprachen wohnen die großen schöpferischen Geistesfähigkeiten und Kräfte, mit denen Gott die Völker der Erde ausgerüstet hat, denn, was Gott in jedem Volke angelegt hat, in der Sprache dieses Volkes kommt es am deutlichsten und herrlichsten zum Vorschein. Es sind also die Sprachen wundersam gebildete Gefäße und Werkzeuge, vermittelst deren sich die göttliche Fülle und Tiefe ausgestalten und darlegen soll. Darum ist der höchste Zweck der Sprachen kein anderer, als die großen Thaten Gottes zu preisen, dieser hohen heiligen Rede soll jede Sprache dienen in ihrer eigenthümlichen Art und Weise, und dadurch dem ihr zugehörigen Volke die neue Zunge des Geistes werden, mit welcher es seine höchste Pflicht erfüllt, nämlich nach seiner Besonderheit den zu rühmen und zu feiern, von dem, in dem und zu dem Alles ist und wird. Nicht eintönig und einförmig soll das Lob Gottes aus dem Munde der Menschheit erschallen, sondern nach dem wunderbaren Maße der Mannichfaltigkeit, welche Gott in der Verschiedenheit der Völker und ihrer Zungen ausgeprägt und angelegt hat, nur daß diese mannichfaltige Rede der Zunge aus dem Grunde eines Geistes hervorgehe, nur daß sie aus allen den verschiedenen Ausgangspunkten einem einigen Ziele zustrebe, nämlich dem Lobe der göttlichen Großthaten. Dieses herrliche und heilige Ende, zu welchem die Menschheit gelangen soll, sehen wir in diesem Anfange der Kirche Christi hell und unverkennbar dargestellt. Aber zugleich sollen wir hier auch diejenige Kraft erschauen, welche dieses Ende hervorbringen und verwirklichen wird, diejenige Kraft, welche den Anfang und das Ende der neuen Menschheit wie ein göttliches Band verknüpft. Die Schar der Jünger ist eine kleine Zahl, sie gehört einem einzigen Volk, einem einzigen Lande an; aber das merken wir ihr sofort an, wenn wir sie schauen in der heiligen Frühstunde des Pfingstfestes, diese Schar der Begeisterten wird nicht ruhen, bis sie alle Länder und Völker durchzogen hat, bis die Erkenntniß und der Preis Gottes das ganze Erdreich bedecken wird, wie die Wasserwogen den Meeresgrund. Und dies werden sie ausrichten nicht durch allerlei Weltmittel und künstliche Werkzeuge, sondern durch die Kraft der heiligen Freude und Begeisterung, die in ihnen aus einer ewigen Quelle entspringt. Denn diese Männer sind nicht verzückte Schwärmer und absonderliche Heilige, welche allen Menschenverkehr verachten und von sich stoßen, sondern reine, lautere Kindlichkeit und Unbefangenheit, unverfälschte Liebe und Wahrheit, unversiegbare Freudigkeit und Zuversicht ist die welterobernde, herzgewinnende Macht, die ihnen innewohnt. Weil diese Macht aus dem Munde des Petrus sprach, als er ihn vor dem versammelten Volke öffnete und sich in seiner Rede an dasselbe wandte, so wurden sofort bei der ersten Rede dieses ersten Tages dreitausend Seelen von ihrem Unglauben zu dem Glauben an den Namen Jesu bekehret, und diese täglich wachsende Menge bleibt in der Weise und Ordnung des ursprünglichen kleinen Kreises. Alle fühlen und wissen sich als Glieder eines Hauses, und haben daher Alles mit einander gemein, und wenn sie zusammenkommen, brechen sie das Brod und speisen mit einander in hoher Freudigkeit und Einfalt des Herzens und loben und danken Gott allewege, und so war ihr erster Eindruck eine nie gesehene, unwiderstehliche Liebenswürdigkeit und sie gewannen Gnade bei dem ganzen Volk der großen Stadt Jerusalem. Dieser Grundton der Stimmung des heiligen Pfingstfestes und der ersten heiligen Tage der Gemeinde zu Jerusalem klingt auch später immer wieder durch, und das ist die Macht gewesen, welche in den Feiten der Apostel und auch in der Folgezeit ausgegangen ist und vieler Völker Zungen geheiliget hat zum Lüde Gottes, und diese göttliche Macht wird nicht ablassen, bis auch das verkommenste Geschlecht der Menschheit, welches schon nahe an das Thierische streift und kaum noch eine menschliche Sprache redet, von dem Schöpfergeist der neuen Zunge angehaucht sein und in seiner Mundart die großen Thaten Gottes loben wird.

So leuchtet uns die Begebenheit unseres heutigen Festes in ihrem himmlischen Glanz entgegen, und wer von uns, Geliebte, möchte nicht den Strahl und das Feuer dieses himmlischen Glanzes in sein Herz aufnehmen und darin bewahren für Zeit und Ewigkeit? Aber von jener Höhe bis zu unserer Tiefe ist ein weiter und irrsamer Weg, und nicht leicht findet sich Einer auf diesem Wege zurecht, so daß er mit Sicherheit zu sagen weiß, wie das, was die erste Pfingstgemeinde bewegte, jetzt in unseren Tagen geartet und gestaltet sein muß. Denn sehet, Geliebte, wir sollen und wollen hier in unserm Beisammensein eine Gemeinde Christi, also eine Fortsetzung der ersten Gemeinde am heiligen Tage der Pfingsten vorstellen. Aber da tritt uns die Frage entgegen: wo ist denn jenes Feuer des heiligen Geistes, wo ist denn die neue Zunge, welche von innen getrieben die großen Thaten Gottes preiset? Und damit Ihr nicht die ganze Last dieser Frage auf den Predigenden wälzt, muß ich euch daran erinnern, daß nicht etwa nur die Apostel mit neuen Zungen redeten am Pfingstfeste, sondern die ganze Schar der Männer und Weiber, welche sich in Jerusalem um den Namen Jesu versammelt hatten. Darum müssen wir weiter fragen: wo ist denn unter uns, die wir uns als die Nachfolger der ersten Jünger Jesu bekennen, wo ist denn jene unverwüstliche Kindlichkeit und Freudigkeit, jene heilige Unabhängigkeit von den Dingen und Gütern der Welt, welche jene Begeisterten des ersten Pfingstfestes allenthalben in ihrem Leben zu Tage legten? Wahrlich es sind nicht die schlechtesten Christen, welche, wenn sie unser Leben in den Häusern, unsern Verkehr auf dem Markt und auf den Gassen, unser Beisammensein in den Kirchen betrachten, sich also gegen uns vernehmen lassen: ihr seid nicht besser als die Johannesjünger in Ephesus, welche dem Paulus auf sein Befragen nach dem heiligen Geiste antworteten: wir haben vom heiligen Geiste niemals gehöret (s. Apostelgesch. 19, 2); denn ihr redet zwar von dem heiligen Geiste, aber in all eurem Wirken und Thun vermissen wir die Kraft und Wirkung des heiligen Geistes, denn was ihr redet, habt ihr ja von Menschen gelernt, und was ihr handelt, seht ihr Einer dem Anderen ab; wo ist und bleibt dann aber die tiefverborgene, aber allgewaltige Kraft des heiligen Geistes, welche die Jünger Jesu erfüllen und durchdringen soll? Diese sagen nun weiter zu uns: all euer Christenthum ist nichts als das Leichenfeld, welches Ezechiel schaute, leere und todte Formen sind es, aus denen die Seele entwichen ist, und darum muß es mit euch zu einem neuen Anfang, zu einer Ausgießung des heiligen Geistes kommen. Und in ihrer unfrommen Weise redet die Welt ganz Aehnliches über uns, wie jene eifernden Frommen. Denn auch wir, Geliebte, werden wie jene in Jerusalem von zwei verschiedenen Classen von Menschen beobachtet und beurtheilt, von den gottesfürchtigen Männern und von den leichtfertigen Kindern dieser Welt, Diese feiern ihr Pfingstfest in den grünen Wäldern, und den lauen Frühlingslüften, und wenn wir auf unsere Feier als die bessere und allein angemessene hinweisen, so lassen sie sich etwa folgendermaßen aus: vor einer tiefen und wahren Begeisterung für die göttlichen und heiligen Dinge haben wir alle Achtung; in alten Zeiten mag es eine solche Begeisterung gegeben haben, jetzt aber ist sie nicht mehr vorhanden; sie kann auch nicht wiederkommen, nachdem das Weltbewußtsein sich einmal so kräftig und allseitig entwickelt hat; was nun ihr da habet in eurem Gottesdienste, das ist nicht mehr jenes Ursprüngliche und Gewaltige, sondern etwas Abgeleitetes und Unkräftiges; es ist ja auch offenbar, fahren sie fort, daß ihr das nicht wirklich von Herzen glaubt, was ihr bekennet, sonst Müßten wir es wohl merken und spüren können. Nun aber befinden wir, daß ihr mit denselben Fehlern noch immer zu kämpfen habt wie wir, mit Neid und Haß, mit Zank und Streit, mit Furcht und Begierde, und Manches von diesen bösen Dingen ist bei euch ärger wie bei uns, dazu sind wir aufrichtig und machen uns nicht besser als wir sind, während ihr Heuchler seid mehr oder weniger allzumal.

Wenn nun so der Glaube wie der Unglaube ungefähr in gleicher Weise sein Urtheil über uns abgiebt, die wir eine Gemeinde Christi bilden wollen, so wäre es wohl leichtsinnig, wenn wir dies ganz überhören wollten. Und auch gefährlich wäre es, denn unleugbar ist viel Wahres in diesen Worten, und diese Wahrheit könnte einmal wie ein gewappneter Mann über dich kommen und dich so überwältigen, daß du das Falsche, was dem Wahren beigemischt ist, nicht zu erkennen vermöchtest und du dadurch in Irrthum verstrickt würdest. Wir wollen uns daher diese Reden über uns und gegen uns dazu dienen lassen, daß wir uns ernstlich fragen, wie wir in dieser unserer Gegenwart zu jenem heiligen Anfang, zu jener göttlichen Erstlingsschaft der Gemeinde Jesu stehen. Und zwar wollen wir uns dabei sogleich dieses festiglich vorhalten, daß wer über seine Zugehörigkeit zur Gemeinde Christi gewiß und beruhigt sein wolle, sich desselben Geistes als des seinigen bewußt sein müsse, der die Pfingstgemeinde in Jerusalem dereinst beseelt hat. Wir könnten nun dabei unsern Blick auf das Große und Ganze richten und erwägen, wie sich die Kirche der Gegenwart überhaupt zu der apostolischen Gemeinde verhalte; dies wäre allerdings sehr lehrreich und nach vielen Seiten hin heilsam und förderlich, es würde uns aber von unserm nächsten Bedürfniß zu weit abführen. Dieses Bedürfniß ist die Beantwortung jener Frage, welche Jeder für sich und von sich zu geben habe. Dazu möchte ich Euch nun, Geliebte, auf einem geraden und kurzen Wege Anleitung zu geben versuchen.

Den graden und kurzen Weg, welchen ich meine, will ich gleich beschreiben, damit Ihr desto leichter und sicherer meine Anleitung fassen und für Euch in Anwendung bringen könnt. In dieser unserer kirchlichen Gegenwart wollen wir unsern Standpunkt und unsern Ausgang nehmen und hier stehend fragen, welches die einfachsten und allgemeingültigsten Kennzeichen der Mitgliedschaft der christlichen Gemeinde sei. Jeder wird einräumen, auf's Kürzeste zusammengefaßt sei dieses Kennzeichen das Bekenntnis zu Jesu dem Herrn und zu Gott als dem Vater. So ist die Zugehörigkeit zur Gemeinde der Gläubigen im Anfang bestimmt und ausgesprochen worden, dies ist das Einfachste und Geringste, zu dem sich alle Christen, wo auf Erden sie sich finden, bekennen und so lehren wir unsere Kinder den Glauben der Christen. Wäre es nun nicht etwas Köstliches und Herrliches, geliebte Zuhörer, wenn sich zeigen ließe, daß in diesem schlichten und einfachen Ausdruck, wenn er nur anders vollaus so gemeint wird, wie er lautet, nichts Geringeres enthalten ist, als das Werk und das Wort desselben heiligen Geistes, der die Pfingstgemeinde in Jerusalem erfüllte und erleuchtete? Und in der That läßt sich dieses zeigen, wie ich denn mich anschicken werde, nunmehr zu thun.

Auf den ersten Anblick scheint freilich mitten in der Christenheit nichts leichter und selbstverständlicher zu sein, als Jesum einen Herrn zu nennen. Mit vielem Schein läßt sich sagen: eine andere Sache sei dies Bekenntniß zu Jesu dem Herrn in den Tagen des Apostels Paulus gewesen, eine andere Sache in unseren Tagen. In der Zeit, als das Auffälligste und Bekannteste von Jesu dieses war, daß er ein Mann aus dem verachteten Volk der Juden gewesen und von diesem seinen Volk als Verbrecher hinausgestoßen worden sei, da habe allerdings ein Muth dazu gehört, um diesen für einen Herrn zu halten und zu bekennen, der keinen geringern Ursprung haben konnte als den heiligen Geist Aber ganz anders stehe es gegenwärtig. Jetzt sind die. göttlichen Wunder Jesu in der ganzen Welt bekannt, sein Werk und Reich hat sich von einem geringen Anfang aus über die Länder und Meere der Erde verbreitet, von vielen Millionen wird sein Name angebetet und von Kindheit her lernen wir ihn Alle kennen als den eingeborenen Sohn Gottes und als den Richter der Welt. Wer also jetzt, könnte man fortfahren, Jesum nicht einen Herrn heißen wollte, der müßte eben ganz roh und ungebildet sein. Allein, Geliebte, wer lediglich um all der genannten Dinge willen Jesum den Herrn nennt, der redet nicht aus innerster Seele und in vollster Wahrheit. Wir müssen Jesum genau so nehmen und fassen, wie er sich uns selber gegeben und dargestellt hat. Da ist nun das Erste, daß wir ihn als unseres Gleichen erkennen, er ist Mensch wie wir, uns gleich in allen Stücken, nur das Eine ausgenommen, was wir nicht von Gott empfangen, sondern von dem Thiere aufgenommen haben, nämlich von der Schlange, und was uns auch immerfort unserer Menschheit beraubt und sich damit deutlich ausweist als nicht zum menschlichen Wesen gehörig. Weiter aber hat die Menschheit Jesu das ganz bestimmte Gepräge der Niedrigkeit, der Armuth, der Schmach, der Verlassenheit, der Schande. Seine Hauptgestalt ist das Kreuz, dieses schlechte dürre Holz des Fluches, an welchem er von der Menschheit verworfen, verurtheilt und verhöhnet und von Gott verlassen gehangen ist. Hier an dieser Stätte müssen wir ihn als Herrn erkennen, sonst sind wir immerfort in der Gefahr, daß all unsere hohen Gedanken über ihn von dieser seiner Gestalt, sobald wir uns dieselbe in ihrer ganzen Schrecklichkeit vorstellen, hinweggenommen werden und unser Hersagen zu Schanden gemacht werden wird. Deshalb ist der Schacher, der neben Jesu am Kreuze hing, für uns das wahre Vorbild eines rechten und ächten Bekenntnisses zu Jesu als dem Herrn. Die Juden, welche an dem Kreuze Jesu vorübergehen, schütteln die Köpfe, nicht einmal Mitleid empfinden sie mit seinen Qualen; Jesus, der hohe und heilige Lehrer seines Volkes, jetzt mitten unter den Verbrechern, ist ihnen nur ein Spiegel, in welchem sie selbstgefällig ihre eigene Gerechtigkeit schauen, und wegen des frühern Eindrucks, den ihnen sein göttliches Wort und Werk angethan, halten sie sich schadlos durch Verachtung und Spott; und die Hohenpriester und Schriftgelehrten sind ihrer Sache gegen den Gekreuzigten noch sicherer, nach dem Gesetze wissen sie, wer am Holze hängt, ist verflucht; kann denn nun wohl ein Verfluchter der König und Holland Israels sein? Unter dem, bittersten Hohne weiden sich diese an seiner Gottverlassenheit, Wo ist denn Petrus, der freudige und gotterleuchtete Bekenner des Sohnes Gottes? Ach, in dem Zustande großer Zerrissenheit und Betrübniß irrt er umher, vergeblich warten wir auf ein Bekenntniß aus seinem Munde zu dem Gekreuzigten als dem Herrn. Johannes steht zwar unter dem Kreuze, aber sein Mund ist stumm, weil sein Herz starr ist vor Entsetzen. Ist denn auf der weiten Erde Niemand, der sich zu Jesu halten und bekennen will in den Stunden, als er zur Versöhnung der Welt sein Blut verströmen läßt? Gott Lob, daß sich wenigstens Einer gefunden hat. Diesen muß nun auch die Menschheit als ihren Sprecher ansehen und ihn und sein Bekenntniß sich zum Vorbild setzen, dem sie nachzutrachten hat. Dieser Eine ist der mitgekreuzigte Verbrecher. Dieser hängt in seinen Todesnöthen, aber nicht bloß die quälenden Schmerzen seines Leibes fühlet er, sondern auch seine Sünden, mit denen er sein Leben verbracht hat, und indem er diese seine Sünden fühlt und bekennt, ergiebt er sich mit aller Gelassenheit in den Verbrechertod, den er verschuldet hat. Wir sind gerechterweise in einem solchen Gerichte, sagt er zu seinem Genossen, denn was unsere Thaten werth sind, empfangen wir (s. Luk. 23,41). Dieser ruhige feste Blick der Wahrheit, mit welchem er sich selbst in seiner Sünde und Schuld erkennt und schaut, dieser Blick ist es, der ihm das Auge aufschließt für die Herrlichkeit Jesu am Kreuze, dieser Blick giebt ihm eine Erkenntniß Jesu, welche allen Uebrigen verschlossen blieb. Dieser ist es, der den Gekreuzigten und Verfluchten als Herrn anredet und sich in dem Augenblicke, als Jesus von aller Welt und von Gott verlassen ist, zu seinem ewigen Reiche bekennt. Hier findest Du, lieber Zuhörer, ganz klar und deutlich, wie das Bekenntniß zu Jesu als dem Herrn in dir entstehen muß, wenn es einen festen und bleibenden Bestand haben soll. Mit demselben Blick der Wahrheit und Aufrichtigkeit mußt Du Deine Sünde schauen und nicht im Allgemeinen, sondern eben so bestimmt, wie jener Uebelthäter, Alles dagegen, was Dir Uebles widerfährt und worunter Du leidest, mußt Du, wenn es auch noch so bitter und schmerzlich ist, ruhig und gelassen hinnehmen, als eine gerechte und billige Strafe, gleichwie Du jenen thun siehst. Ist Dir dieser Blick aufgegangen, übst Du dieses Thun der Wahrheit an Dir selber, so verstehst Du auch Jesum in seiner Kreuzesgestalt, dann schauest Du mitten in seiner Gottverlassenheit und in seinem Fluche seine Unschuld und Gerechtigkeit, sowie seine Liebe und sein Erbarmen, mit welchem et sich Deiner annimmt, indem er sich herabläßt in die Tiefe Deiner Noth, mit welchem er sich Dir ganz gleichförmig machst, damit Du ihn in der nächsten Nähe habest, wie der Mitgekreuzigte den Gekreuzigten, damit Du da, wo Du Dich von Allen verlassen findest, Einen habest, der Dir so nahe ist, wie Du Dir selber; dann brauchst Du nicht vorwärts zu schauen und nicht rückwärts, brauchst Dich nicht umzusehen nach seiner Herrlichkeit vor der Welt und nicht nach seiner Verklärung im Himmel, seine Herrlichkeit strahlt Dir entgegen vom finstern Kreuz und dieses Kreuz wird Deinem Geiste zu einem himmlischen und unvergleichlich herrlichen Thron, welchen die ewige Liebe Jesu zu allen Sündern mitten in der Welt sich aufgerichtet hat, und vor diesem Throne mußt Du niederfallen und anbeten in seliger Demuth und heiliger Freude. Dann sprichst Du in Deiner Seele: „Jesus ist mein Herr, der mich verlornen und verdammten Menschen erlöset hat, erworben, gewonnen von allen Sünden, vom Tode und von der Gewalt des Teufels, nicht mit Gold oder Silber, sondern mit seinem heiligen theuren Blut und mit seinem unschuldigen Leiden und Sterben, auf daß ich sein eigen sei und in seinem Reiche unter ihm lebe in ewiger Gerechtigkeit, Unschuld und Seligkeit.“ Und dieses Bekenntniß ist dann nicht ein gelerntes Wort, es besteht nicht aus Gedanken Deines Verstandes oder, Rührungen Deines Herzens, sondern ist das Werk und Wort des heiligen Geistes, der Dein ganzes Inneres, Dein ganzes vernünftiges Wesen mit seiner Kraft erfüllet, der in Dir selber den, der sich selbst erniedrigte bis zum Tode am Kreuz, erhebet und erhöhet zu dem Herrn und Haupt über alle Dinge im Himmel und auf Erden.

Und weil diese Erkenntniß der Herrlichkeit Jesu aus solchem göttlichen innerlich wirkenden Grunde des heiligen Geistes entstanden ist, so ist sie auch eine bleibende und unwandelbare. Denn was giebt es in Dir, das Dich von dieser Erkenntniß abbringen könnte, außer was Sünde und Irrthum ist? So oft Du aber etwas Irriges und Sündiges in Dir wahrnimmst, so kann es Dich immer nur wieder denselben Weg führen, den Du einmal gegangen bist, dadurch aber wirst Du nur jedesmal wieder zu demselben Punkte Deines inneren Lebens gelangen, an welchem Du den Gekreuzigten in seiner Herrlichkeit immer aufs Neue und nur immer noch heller und deutlicher schauen wirst. Also was Dich in Dir abbringen will von dieser heiligen Erkenntniß, kann und muß Dich nur immer mehr in ihr befestigen und stärken. Eben so ist es mit Allem, was außer Dir sich zwischen Deinen Herrn und Deine Seele drängen und stellen will. Alles, was Du in der Welt an Thorheit und Verkehrtheit, an Lüge und Bosheit antriffst, so wenig kann es Dich irre machen in Deiner Erkenntniß, daß es Dir, sobald Du Dich nur recht besinnest, von immer anderen Seiten und immer neuen Gesichtspuncten den Hügel von Golgata als den Mittelpunct aller Geschichte der Menschheit offenbart.

Aus dieser stillen, seligen Macht der Erkenntniß und Anbetung Jesu im Geiste geht dann auch das Bekenntniß Deines Mundes hervor. Freilich wird heutigen Tages leider Manches als Bekenntniß zu Jesu ausgegeben und gepriesen, was nicht aus dem Geiste stammt, sondern aus dem Fleische. Diese fleischlichen Bekenner sind Diejenigen, welche den Namen Jesu in eine Formel verwandeln und diese Formel zu einem Feldgeschrei machen, mit welchem sie die vermeintlichen Rechte und Güter der Kirche in der Welt erobern oder vertheidigen wollen. Wer den Namen Jesu im Geiste erkannt hat, kann unmöglich diesen Namen des Heils für Alles, was im Himmel und auf Erden ist, in die Dürftigkeit einer Formel einengen, und im Namen Jesu Ansprüche zu machen auf Erden, wird dem nicht in den Sinn kommen, der es auch nur einmal recht bedacht hat, daß des Menschen Sohn nicht hatte, da er sein Haupt hinlegte und daß Jeder, der an seiner Herrlichkeit Theil haben will, ihm zuvor muß in der Niedrigkeit gleich geworden sein. Indessen darf uns diese Verunstaltung des Bekenntnisses nicht abhalten, in dem schlichten und wahren Bekenntniß zu dem Namen des Herrn Jesu die schönste und herrlichste Frucht des heiligen Geistes zu erkennen und zu preisen. Dieses wahre Bekenntniß nämlich zu Jesu als dem Herrn beruht auf jener heiligen Erfahrung der Seele von der Herrlichkeit des Kreuzes Christi und der daraus erwachsenden stetigen Erkenntniß von dem in dem Namen Jesu beschlossenen ewigen Heil. Wer mit dieser Erfahrung und Erkenntniß im Herzen durch die Welt der Menschen wandelt, dem entsteht ja zuweilen die innere Notwendigkeit, das, wovon das Herz immerdar erfüllt ist, mit dem Worte seines Mundes auszusprechen und das heilige und zarte Geheimniß seiner Seele mit einem reinen Worte keuscher Lippen vor den Ohren Anderer offenbar werden zu lassen. Nicht anders ist ein solches Bekenntniß zu Jesu dem Herrn als das Sichaufthun einer verschlossenen Blütenknospe in dem Licht und Thau der Morgensonne, so göttlich süß und kräftig duftet und hauchet ein solches Wort, welches das verborgene Geheimniß des heiligen Namens an das Licht treten läßt und das Haus, in dem ein solcher Mund des Bekenntnisses wohnet, ist voll dieses himmlischen Geruches und ein solches Haus wird durch die göttliche Kraft dieses Bekenntnisses gereiniget von den bösen Geistern, welche so gern die Häuser der Menschen zu Stätten ihres unsauberen Treibens machen. Das Bekenntniß zu Jesu dem Herrn macht das Haus zu einem Heiligthum, dem das Unheilige sich nicht zu nahen wagt. Aber auch wo dieses Bekenntniß bei einem mehr flüchtigen Verkehr mit Menschen aus der Fülle und Kraft der Seele hervortritt, wohnt ihm eine Macht bei, welche auf göttlichen Ursprung zurückweist. Da, wo nämlich dieses Bekenntniß wirklich im Herzen wohnt, wird es auch im Worte ausgesprochen unter allen Umständen, wie die Gelegenheit erfordert, zur Zeit und zur Unzeit; ausgesprochen aber wird es jedesmal unter genauer Berücksichtigung des vorhandenen Anlasses und darum immer eben so sehr ohne Furcht, wie ohne Trotz, nicht zaghaft und unsicher, aber auch nicht schroff und abstoßend. Und so erscheint dieses Bekenntniß Jesu jedesmal unter den Menschen als ein Wort aus einer höheren Welt, welches sich wie ein himmlischer Bote in den irdischen Verkehr der Menschen herniedergelassen hat und es darf ein solches Bekenntniß seines Eindruckes immer gewiß sein: die empfänglichen Gemüther wird es erwecken aus ihrem Schlaf und selbst der Leichtsinn muß, wie in unserer Festgeschichte, einem solchen Worte Zeugniß geben, Schwärmerei darf er es wohl nennen auf seine Verantwortung, aber daß es Heuchelei sei, wird auch der leichtfertige Mensch nicht zu behaupten wagen können. Ist dann aber nicht dieses schlichte und einfache Bekenntniß zu Jesu dem Herrn, wie es sich dieser unserer Gegenwart erschließt und in die Mitte derselben hineinstellt, das Wort der neuen Zunge und ebenso das Werk des heiligen Geistes wie das begeisterte Reden der Pfingstgemeinde?

Und ebenso ist es mit dem Bekenntniß zu Gott dem Vater. Nur müssen wir es auch hier nicht oberflächlich, sondern gründlich nehmen. Zwar ist die Rede, daß Gott unser Vater ist, unter uns allgemein genug, sehen wir aber genauer zu, so bedeutet dieses Wort in dem Munde der meisten Menschen gar Nichts, es ist nur eine gelernte Redensart, welche weder weiß, was die Gottheit noch was die Vaterschaft ist, geschweige daß sie wirklich dieses Beides in Eins zusammenzufassen verstände. Dies wird auch dadurch nicht gebessert, daß Manche dieses Bekenntniß mit einem besonders feierlichen Tone auszusprechen suchen. Denn was an der Kraft des Glaubens und der Erkenntniß mangelt, kann nicht durch den Laut und Nachdruck der Lippen erseht werden. Wo aber dieses Bekenntniß auf wirklicher innerer Wahrheit beruht, da braucht es sich nur in seinem schlichten Gewande zu zeigen, sofort wird es als ein Wort erkannt, das sich aus der Reihe der übrigen Worte und Reden der Menschen von selbst hervorhebt, das sich als ein Wort des Geistes, als ein Wort der neuen Zunge hinstellt.

Der Weg aber, auf welchem das Bekenntniß zu Gott als dem Vater zu einer inneren Wahrheit für uns wird, ist der umgekehrte von dem, welchen wir so eben betrachtet haben, Jesus ist überall zunächst der mit uns auf gleicher Linie Stehende, diesen uns Gleichen sollen wir als unsern Herrn, als den Herrn über Alles erkennen. Gott aber ist zunächst der über uns schlechterdings Erhabene, der, dessen Wesen und Macht alle unsere Gedanken und Gefühle, alle unsere Vorstellungen und Worte weit hinter sich läßt, der, vor dessen Geiste wir Staub und Asche sind, ein Hauch und ein Nichts sind, der, dessen Majestät schon durch ihren Gedanken unser Mark und Bein durchzittert. Diesen Unendlichen und Unzugänglichen, diesen Ewigen und Allgewaltigen sollten wir sterbliche Menschen, deren Odem von gestern ist, die wir nicht wissen, was morgen sein wird, ihn sollten wir Vater nennen dürfen? Wer darf denn Jemand Vater nennen, außer wer Sohn ist? Und wer anders ist ein Sohn, als wer mit dem Vater gleichen Wesens und gleichen Lebens ist? Mensch, wie kannst Du Dich denn unterfangen, Gottes Majestät in den Staub der Erde herabzuziehen? Mensch, der Du Gott Deinen Vater nennst, Du lästerst den im Himmel Thronenden! Und dennoch giebt es Menschen, denen die furchtbare Majestät Gottes immerdar gegenwärtig ist, die dieselbe tiefer und stärker empfinden, als alle Anderen und die andererseits ihre eigene Nichtigkeit und Unwürdigkeit klarer durchschauen und drückender fühlen, als die Uebrigen und doch ist ihnen Gottes Majestät nicht etwas Schreckliches und Vernichtendes, sondern sie empfinden darüber eine unaussprechlich selige Freude, ihnen ist die Allmacht und Ewigkeit des göttlichen Wesens nicht ein schwindelnder grauenerregender Abgrund, sondern etwas ganz Vertrautes ist es ihnen und so zu sagen etwas Heimisches, je höher und weiter sie ihre Gedanken und Vorstellungen spannen müssen, um der göttlichen Unendlichkeit nachzueilen, desto mehr erweitert sich ihres Herzens Zuversicht und Liebe und Gottes Unbegrenztheit ist ihnen der Schoß der ewigen Muttertreue, in dem sie nur sicherer ruhen, je weniger sie ihn zu ermessen vermögen, und überhaupt je tiefer sie sich vor dem Höchsten beugen und demüthigen müssen, desto mächtiger schwillt der Strom der Wonne und Seligkeit in ihren Herzen. So stehen diese Menschen vor dem Thron der göttlichen Majestät in tiefster Demuth und Anbetung, aber eben so sehr mit vollster Freudigkeit und innerster Freiheit.

Und ganz in der gleichen Stimmung finden sich diese Menschen der Welt Gottes gegenüber. Blicken sie auf die Vergangenheit ihres Lebens zurück, so bleibt ihnen zwar immer Manches räthselhaft und dunkel, aber doch sehen sie, wie sich durch die Irrnisse ihres Lebens ein lichter Streifen hindurchzieht, das ist Gottes Vorsehung, die sie von Mutter Leibe an bis zu dem gegenwärtigen Augenblick treulich geführt und behütet hat. Ein Schauer der Anbetung überkommt sie, wenn sie gewahren, daß der Rath dessen, der Himmel und Erde, Zeit und Ewigkeit in seiner Hand hält, über ihr Leben gewaltet und ihm eine bestimmte Stelle in seinem unendlichen Reich angewiesen hat, aber das Erzittern ihres innersten Lebens bei solcher Wahrnehmung wird beruhigt durch die freudigste Gewißheit, daß ihr Leben, weil in Gottes Rath gefasset, nicht sein soll wie eine verschwimmende Welle in dem Strom der Welt. Ebenso erkennen sie ihre Gegenwart ganz und gar in Gottes Willen eingeschlossen. Freilich wissen sie damit, daß sie nicht ihr eigen sind mit irgend einer Gabe oder Fähigkeit, mit ihrem einen Gut oder Besitze, aber eben dieser Untergang und dieses Aufgeben alles eigenen Willens wird ihnen nur zu einer heiligen Ruhe, zu einer seligen Freiheit. Und ebenso hat ihre Zukunft diese beiden Seiten an sich, die sich in ihrem Gemüth zu einem herrlichen Gleichgewicht gestalten, während die Uebrigen von dem Gegensatz dieser beiden Seiten hin und hergezogen werden. Auch ihnen ist die Zukunft nach ihrer Aeußerlichkeit eine ungewisse, wie allen übrigen Menschen. Sie wissen, daß die Zukunft viel Schreckliches über ein Menschenleben bringen kann, und sie fühlen dieses mehr als Andere, denn theils ist ihr Blick aufgeschlossen für die Abgründe des Lebens, theils wissen sie auch, daß ihr Herr und Gott nicht ist wie ein weichlicher und schwächlicher Vater, der den Kindern immer nur Süßes und Liebliches anthun will, sondern daß er oft gar scharf und strenge mit den Seinen verfährt; aber trotz alledem übergeben sie ihre ganze Zukunft mit Allem, was sie bringen mag, ohne Sorge und Grauen der göttlichen Leitung. Das Eine ist ihnen nämlich bei aller Ungewißheit unerschütterlich gewiß, daß je herber und schwerer die Zukunft über sie kommen mag, sie nur immer desto mehr zu ihrem Besten und Heile gereichen und dienen muß.

Nicht anders ist der Sinn, wenn er sich nach Außen richtet; auch hier erscheint Alles, was ihnen entgegentritt, als göttliche Ordnung. Jede Creatur ist diesen Menschen, von denen wir reden, ein lebendiges Wort Gottes, Freilich können sie um deßwillen nicht so ungescheut mit den Dingen dieser Welt umgehen, wie es sich die Anderen gestatten, in ihnen wohnt eine heilige Scheu, irgend Etwas zu stören, zu hindern und zu verderben. Dafür aber genießen sie auch die hohe Freude, daß alle Kreaturen für sie eine vernehmliche und verständliche Sprache führen, die anmuthigen wie die schrecklichen, die Lilien des Feldes, wie die Thiere der Wüste zeigen ihnen den großen Zusammenhang des Weltlebens in Gott. Insbesondere aber finden sie in den Geschicken der Menschen die Fußstapfen ihres Gottes. Aber nicht bloß die Spuren der göttlichen Güte und des himmlischen Segens sind ihnen süß und lieblich, auch auf den schrecklichen Wegen der göttlichen Strenge und Gerechtigkeit, ruht ihr Auge mit Wohlgefallen. Ein scharfes Gefühl haben sie für alle Werke der Lüge und Ungerechtigkeit und ein tiefer Kummer darüber liegt immerfort über ihrer Seele, auch wissen sie, daß sich die Ungerechtigkeit noch immer mehr steigern wird und die Flamme der Liebe auf Erden immer allgemeiner erlöschen wird, sie wissen, daß dieses zuletzt ein schreckliches Ende nehmen muß, daß das Feuer des göttlichen Zornes die Welt verzehren und die Werke der Sünder verbrennen und die Uebelthäter einem ewigen Gericht übergeben wird. Dieses Alles steht ihnen lebendig vor Augen und so oft sie das gottlose Treiben der Welt wahrnehmen, werden sie innerlich getrieben, in dieses große und letzte Wehe hineinzuschauen. Aber auch hier bestehen sie die Probe. Nicht mit feiger Furcht und scheuer Angst schauen sie in dieses furchtbare Gericht hinein, auch hier ist ihnen nichts Anderes, als die nothwendige ewige Ordnung ihres Gottes, die ihnen heilig und selig ist. Sie wissen daneben, daß Gott ein herrliches Haus bereitet und bauet, wo er Alles, was er durch sein ewiges Wort geschaffen, Alles, was er im Lauf der Zeiten durch seinen Geist Gutes und Heiliges gewirkt hat, aufnehmen und vollenden will, denn dieses himmlische Haus enthält die ewigen Wohnungen der Ruhe für Alle, welche zu allen Zeiten und an allen Enden in der Welt Gott gefürchtet und geliebet haben. Sehet, Geliebte, diese Menschen, in deren Innern es also stehet und zugehet, nennen Gott ihren Vater und thun sie wohl daran Unrecht? Sie fühlen und erfahren es, daß das Göttliche ihnen nicht fern und fremd ist, sie wissen sich alles Göttliche vertraut und verwandt. Woher kommt das? Der Geist, in dem sie leben und weben, ist nicht der Geist des natürlichen Lebens, den sie von Vater und Mutter überkommen haben, sondern es ist der Geist Gottes selber, es ist ein und derselbe Geist, der in der heiligen Höhe waltet und herrschet und der in den Tiefen dieser Seelen seine Wohnung aufgeschlagen hat. Dieser Geist erhöhet in den Herzen Jesum zu dem Herrn, dieser Geist senkt in alle Herzen die ewige Gottheit in die Vertrautheit des Vaternamens hernieder. Dieser Geist giebt Zeugniß unserm Geiste, daß wir Gottes Kinder sind. (s. Röm. 8, 16.)

Das Wort der Zunge nun, welche dieses bekennt, ist eine Sprache des Geistes. Dieses Wort wird da, wo die Erkenntniß Gottes als des Vaters in dem Herzen durch den Geist geboren ist, zu einem Grundton aller Rede eines solchen Menschen. So wie nämlich das Göttliche einem solchen Menschen durch alle Dinge hindurchgeht, so wird auch, was immer seine Rede anrührt, der Ton des göttlichen Geistes darin zu spüren sein. Soll ich diesen Grundton aller Rede kurz bezeichnen, so würde ich sagen, er ist Zuversicht und Heiterkeit, die niemals Uebermuth und Leichtsinn wird, er ist Milde und Leutseligkeit, die niemals Schwäche und Unentschiedenheit wird, er ist Ernst und Strenge, die niemals Härte und Bitterkeit wird. Und wer überhaupt zu unterscheiden versteht, muß bald an diesem Grundton merken, daß hier eine neue Sprache ist, eine Sprache aus der Heimat des Geistes, so wie der Kundige des Menschen natürliche Heimat am sichersten an seiner Sprachweise erkennt. Es tritt aber auch das Bekenntniß zu Gott als dem Vater in besonderer und ausdrücklicher Weise auf, da nämlich, wo es die Gelegenheit mit sich bringt. Allerdings klingt dann wohl ein solches Bekenntniß wie ein feierliches Glockengeläute in das Weltgetöse oder wie ein grollender Donnerschlag, vor dem jeder irdische Laut verstummt; aber Jedermann muß merken, nicht aus irgend einem Vornehmen, aus irgend einer Ansicht oder Ueberlegung kommt ein solches Wort, sondern aus dem innersten Drang der Seele, als ein Wort des Geistes beweist es sich und daran hat es seinen göttlichen Stempel und seine göttliche Kraft.

Wir sehen also, meine theuren Freunde, daß derselbe Geist, dessen wunderbares Walten wir in der ersten Gemeinde erkannt haben, noch heute mächtig ist, und sich noch wesentlich in derselben Weise offenbart und zwar in der allereinfachsten und nächstliegenden. Daher kann denn ein Jeder von uns genau wissen, wie er zu dem Geiste des Pfingstfestes stehet. Ich bitte nun Euch, die Ihr heute mein Wort höret, ich bitte Euch um Eures eigenen Heiles willen, gehet nicht aus dem schönen Feste, in dessen Feier wir begriffen sind, heraus, ohne diese Frage beantwortet zu haben. Denen nun unter Euch, welchen der Geist selber auf diese Frage mit einem gewissen Ja antwortet, rufe ich zu: freuet Euch und seid getrost, ja überlasset Euch frei und ohne Scheu der heiligen Freude über den Schatz, der Euch anvertraut ist; zerbrechet, geliebte Brüder, was noch übrig ist vom Joch aller Menschenknechtschaft mit tapferem Muthe, denn solches Alles ist unwürdig der Kinder des Geistes, denn seine göttliche Majestät duldet keinen Menschen und kein Ding neben sich, er allein will regieren in Eurem Herzen, er allein will hier das Scepter führen; darum müßt ihr Euch ihm ohne allen Vorbehalt überlassen, dann werdet Ihr wachsen alle Tage und stark werden am inwendigen Menschen von einer Kraft zur andern. Diejenigen aber unter Euch, denen ihr Gewissen auf die Pfingstfrage mit Nein antwortet, ermahne ich um Christi willen, lasset Euch durch keine Vorspiegelung irre machen und beschwichtigen. Wer Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein, dem hilft nicht Taufe noch Wort, dem hilft kein Wirken, kein Bekennen. Aber das sage ich Euch zum Troste, der heilige Geist ist ausgegossen über alles Fleisch, wer ihn heute nicht hat noch spüret, kann ihn morgen empfangen in Kraft und Fülle, und wer sich aufrichtig nach ihm sehnt, dem ist er näher, als er es selber weiß, und wer aus der Tiefe seiner Seele um ihn bittet, über den wird er kommen zu einer Stunde, da er sich dessen nicht versieht; und denke nur Niemand, er sei zu tief versenkt in das Fleisch und in die Verwirrung dieser Welt, für das Reich Christi gilt die Regel von Anfang bis zu Ende und also auch heute noch: die Ersten werden die Letzten sein und die Letzten werden die Ersten sein.

Und nun du heiliger Geist, der du mich reden geheißen, und reden gelehret hast, nimm du selber mein Wort und versiegle es in allen Herzen, die es gehöret, mache du es allen hier Versammelten gewiß, daß Jesus der Herr ist zur Ehre Gottes des Vaters. Amen.

Quelle: Baumgarten, Michael - Zeugniß des Glaubens für die Gemeinde der Gegenwart

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