Arnd, Johann - Passionspredigten - Sechste Predigt.

Arnd, Johann - Passionspredigten - Sechste Predigt.

1. Mose 39 lesen wir von dem frommen züchtigen Jüngling, dem Joseph, daß er fälschlich von seines Herrn Weibe, weil er ihren Willen nicht thun wollte, vor seinem Herrn verklaget, und unschuldiger Weise in's Gefängniß geworfen worden sei, ob er gleich seines Herrn Geschäfte, Sachen und Haushaltung dermaßen fleißig, löblich und glückselig verrichtet, daß ihn sein Herr über alle seine Güter gesetzet hat. Gott der Herr aber hat seine Unschuld endlich gerettet und sie wunderlich an den Tag bracht, also, daß das Weib, so ihn hat wollen zu Schanden machen, selbst zu Schanden worden ist.

Dies ist ein schön Vorbild unsers Herrn Jesu Christi, denn gleichwie Joseph von seines Herrn ehebrecherischem Weibe fälschlich verklaget worden ist, also wird der Herr Christus von der jüdischen Synagoge und Geistlichkeit, dem ehebrecherischen Volke, das geistlichen Ehebruch trieb, und an Gott treulos worden war, wie unser lieber Gott durch den Propheten Hoseas ihr den Scheidebrief bringen lässet, fälschlich verklagt. Denn der Herr wollte auch der jüdischen Geistlichkeit den Willen nicht thun und zu ihrer Heuchelei und falschen Lehre stille schweigen, sondern strafet dieselbe und sondert sich von ihnen ab. Und gleichwie Joseph seines Herrn Geschäfte treulich verrichtete, daß Alles glücklich fortging und gesegnet war, also hat Christus, unser Herr, der gerechte Knecht Gottes, Gottes Werk auf Erden treulich verrichtet, wie der Prophet Jesaias am 53. spricht: des Herrn Werk wird durch seine Hand fortgehen.

Wie nun Joseph unschuldig befunden und seine Unschuld endlich offenbar worden, also wird des Herrn Christi Unschuld beide in seinem Leben und in seinem Tode offenbar, daß ihm Pilatus öffentlich vor allem Volke etliche mal Zeugniß seiner Unschuld giebt, wie auch hernach alles Volk, da sie die Zeichen sehen in seinem Tode. Das jüdische, untreue, ehebrecherische Volk aber ist zu Schanden worden.

Wir wollen auf diesmal folgende vier Stöcke handeln:

  1. Von des Herrn Unschuld.
  2. Von des Herrn Geduld.
  3. Wie er zu Herodes gesandt wird.
  4. Wie er vom jüdischen Volke verworfen, und ihm Barrabas vorgezogen wird.

I. Von der Unschuld des Herrn.

Die Unschuld des Herrn ist in seinem Leiden hoch in Acht zu nehmen, und daß dieselbe 1. von Pilato so oft wiederholet wird. Auch 2. vom Weibe Pilati, die ihn ermahnet, er solle mit dem Gerechten nichts zu schaffen haben. 3. Judas bekennet's auch. 4. Die falschen Zeugen machen's euch offenbar, weil ihr Zeugniß nicht übereinstimmt. 5. Herodes kann auch nichts auf ihn bringen. 6. Es bezeuget's darnach Himmel und Erde, mit der Sonnenfinsterniß und dem Erdbeben, davon die Felsen zerrissen. Und zum 7. der Hauptmann unter dem Kreuz, und viel Volks, so an ihre Brust schlugen und wieder umkehreten.

Damit ist nun erstlich die Schrift erfüllet und das ganze Gesetz, denn das Gesetz erfordert die höchste Unschuld, und mit derselben ist dem Gesetz in zwiefachem Sinne genug gethan. Einmal durch seine Heiligkeit und Unschuld, das andremal für uns durch sein Verdienst. Wenn uns nun das Gesetz in unserm Gewissen beschuldiget, so halten wir ihm die Unschuld Christi vor, denn seine Unschuld ist unsre Unschuld durch den Glauben, und sagen demnach zum Gesetz: ich gestehe dir nichts, ich bin dir nichts schuldig, mein Herr Christus hat mir seine Unschuld geschenket, er ist nicht allein heilig und unschuldig, sondern er hat auch unschuldig gelitten, und nicht seine eigene Sünde, weil er keine hatte, sondern meine Sünde getragen, und daher kommt mir sein Leiden zu gute, er für seine Person hat's nicht Vonnöthen; weil er nun die Strafe für mich unschuldig gelitten, die das Gesetz erfordert, derhalben so bin ich frei vom Fluche des Gesetzes und von seiner Anklage. Jesaia 53: Er ist um unsrer Missethat willen verwundet. Darum wird Christus der Allerheiligste genannt, Dan. 9: Herr unsre Gerechtigkeit. Ein gerechtes Gewächs Davids. Jerem. 23.

Ist er doch Gott selbst und nach seiner menschlichen Natur vom heiligen Geist empfangen, und ist das rechte, unbefleckte Lämmlein Gottes, I. Petri 2: Das wahre Osterlämmlein, daran kein Fehl noch Mangel ist, der heilige Hohepriester in seinem heiligen Schmuck. Denn einen solchen Hohenpriester sollten wir haben, der da wäre heilig, unschuldig, unbefleckt, abgesondert von den Sündern. Daher wegen der Unschuld hat dies unschuldige Lämmlein Gottes der Welt Sünde tragen und hinnehmen können. Daher wegen der Unschuld reiniget uns sein Blut von unsern Sünden. Daher wegen der Unschuld kann dieser Hohepriester vor Gottes Gericht bestehen und uns vollkömmlich heiligen. Daher können auch wir in dieser geschenkten und zugerechneten Unschuld und Gerechtigkeit vor Gott bestehen. Ich freue mich im Herrn, denn er hat mich angezogen mit Kleidern des Heils, und mit dem Rock der Gerechtigkeit bekleidet. Diese Gerechtigkeit ist vollkommen, übertrifft aller Menschen und Engel Gerechtigkeit, und wenn ein Engel, ja alle Engel mit mir tauschen wollten, und mir ihre Gerechtigkeit dafür geben, so wollte ich's nicht thun. Denn dies ist die Gerechtigkeit des Verdienstes Jesu Christi, mit seinem Blut erworben, und übertrifft aller Engel Gerechtigkeit; denn es ist kein Engel für mich gestorben, sondern der Sohn Gottes, welcher aller Engel Herr ist.

II. Von des Herrn Geduld.

Erstlich, hierbei ist auch etwas zu erinnern von der großen Geduld des Herrn. Denn weil er weiß, daß er ganz unschuldig ist, und nichts desto weniger leiden soll und leiden muß, auf daß uns sein Leiden durch seine Unschuld zu gute käme. Weil er für uns leiden sollte, so schweiget er stille, und verantwortet die Lügen und falsche Anklage nicht, auf daß sein Leiden ein gehorsames, vollkommenes Leiden würde durch seine Geduld, und wir dadurch versöhnet würden, wie davon Jesaias am 53. geweissaget: da er gestrafet und gemartert ward, that er seinen Mund nicht auf, wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführet wird.

Hoch ist's zu verwundern, daß uns Gott einen Spiegel der Geduld in der Natur vorgestellet hat, denn wenn man ein Lämmlein schlachtet, so schreiet's nicht, und um der hohen Geduld willen wird Christus einem Lämmlein verglichen. Im 38. Psalm ist auch davon geweissaget: Ich aber muß sein wie ein Tauber, der nicht höret und wie ein Stummer, der seinen Mund nicht aufthut, und keine Widerrede in seinem Munde hat. Daraus ist nun zu sehen, wie willig und gerne Christus um unsrer Sünde willen gestorben ist, auf daß durch diesen heiligen Gehorsam Gott versöhnet würde. Ein Schuldiger muß sein ein Geduldiger. Christus hat unsre Schuld auf sich genommen und war selbst schuldig worden aus Liebe, darum war er geduldig.

2. Unsere ersten Eltern wollten noch recht haben, da sie gesündiget hatten. Adam gab's seinem Weibe schuld, Weib gab's der Schlange schuld, ja Adam beschuldiget Gott selbst und sprach: Das Weib, das du mir zugesellt hast, hat mir den Apfel zu essen gegeben. Als wollte er sagen: hättest du das Weib von mir gelassen, so wäre es nicht geschehen, die Schuld ist dein. Da will niemand Schuld haben, es will niemand still schweigen. Der Herr Christus schweiget hier still, solchen Ungehorsam zu büßen, und auch unsre Ungeduld zu versöhnen, wenn wir oft im Kreuz wider Gott murren. Wie der heilige Hiob endlich den Tag seiner Geburt verflucht, und der Prophet Jeremias am 20. Dagegen tröstet euch der hohen Geduld Christi, der hat's Alles wieder gut gemacht.

3, Christus ist verstummet vor der schrecklichen Anklage des Gesetzes. Denn ob er wohl seinethalben nicht hätte verstummen dürfen, denn er ist unschuldig, so ist er doch unserthalben verstummet. Denn er wußte wohl, daß wir's Alles verdienet hatten, und daß alle Welt Gott schuldig war und also Aller Mund verstopfet würde, Röm. 3. Weil er nun selbstschuldig da stand vor Gericht, und wegen des ganzen menschlichen Geschlechts als vor Gottes Gericht verklaget war, schweigt er stille, läßt seinen Mund verstopfen und erfüllet auch in dem das Gesetz, erlanget uns aber dadurch, daß wir an jenem Tage nicht verstummen dürfen wie der, der kein hochzeitlich Kleid an hatte, Matth. 22., sondern daß alsdann unser Mund voll Rühmens sei, Psalm 146.

4. Wir lernen hier, daß man oft viel Injurien der lieben Geduld befehlen muß, und nicht Alles ausfechten und rechten, sondern, wenn man sich verantwortet hat, muß man schweigen, und sich seiner Unschuld trösten und es Gott klagen, wie der 7. Psalm vermahnet: Sei stille dem Herrn und warte auf ihn. Erzürne dich nicht über den, dem sein Muthwille glücklich fortgehet. Erzürne dich nicht, auf daß du auch nicht übel thuest. Es ist noch um ein kleines zu thun, so ist der Gottlose nimmer, und wenn du nach seiner Stätte sehen wirst, wird er weg sein. Der Herr wird deine Gerechtigkeit an's Licht bringen, und dein Recht wie den hellen Mittag. O, ist eine große Tugend mit Geduld seinen Lästerer tragen und die Rache Gott befehlen. Dieselbe Rache kommt so wunderlich, daß man sich davor entsetzet. David schwieg stille, da ihn Simei so schändlich schmähet, aber die Rache Gottes kam endlich. In den Klagel. am 3. steht: es sei ein köstlich Ding, wenn ein Verlassener geduldig ist und seinen Mund in den Staub stecket und lasse sich auf den Backen schlagen und sich viel Schmach anlegen, und der Hoffnung erwarte; denn der Herr siehet solches Alles.

III. Christus wird zu Herodes gesandt.

Pilatus ist ein Weltfuchs, ein Politikus und hat zwei Ursachen, warum er Christum zu Herodes sendet. 1. Er wäre seiner gerne los gewesen, weil er sahe, daß er unschuldig war und meinet, Herodes sollte die Hände an ihm verbrennen. Herodes ist ein Fuchs, ist auch ein Politikus und merket den Possen, und sendet den Herrn wieder zu Pilato, als der allbereit der Juden Klage angenommen hatte. Die andre Ursach und Anschlag gehet Pilatum an, daß er den Herodes sich wieder zum Freunde machte, denn Pilatus hatte dem Herodes etliche Unterthanen, Galiläer, hinrichten lassen, darum zürnete Herodes mit ihm. Nun aber wird die Sache vertragen, weil Christus der arme Gefangene zu Herodes gesandt wird, weil Herodes den Herrn noch nicht gesehen hatte.

Allhier sehen wir erstlich einen rechten Weltspiegel. Wie spielen die Weltleute oft mit einer gerechten Sache, weisen's hie und dahin! Pilatus legt dem Herrn ein roth Kleid an, Herodes ein weißes und will also niemand der Gerechtigkeit beistehen, einer macht's roth, der andere weiß. Man sagt, es ist eine verhassete Sache und hängen viel hohe Personen dran, man thut zwar nicht recht dabei, aber das mag ein andrer sagend ich will's nicht sagen. Ob aber diese fuchsige, politische Weisheit vor Gott bestehen könne, lehret uns Gottes Stimme, Jesaiä am 1.: Errette den, der Gewalt leidet, hilf dem Unterdrückten, schaffe Recht dem Betrübten. Dies ist eine Sünde, darum Jerusalem zerstöret ist. Und Sirach Cap. 4: Vertheidige die Wahrheit bis in den Tod, so wird der Höchste für dich streiten.

2. Sehen wir hier, worin der Weltkinder Freundschaft stehet, nämlich, wenn man Christum verspotten hilft, so hat man der Welt Gunst und Freundschaft. Aber der Welt Freundschaft ist Gottes Feindschaft. Was hat endlich Pilatus davon, daß er Herodis Freundschaft durch des Herrn Christi Darsendung erlangt hat? Nichts überall, er muß doch in die Verbannung, und verzweifelt. Aller Welt Freundschaft, die nicht in Gott gegründet ist, ja wider Gott ist, die macht endlich verzweifeln. Gottes Freundschaft die erhält zum ewigen Leben.

3. Christus wird von Herodes verspottet, weil er gesagt hatte, er wäre ein König. Christi Reich, weil's in Armuth des Geistes, im Glauben, im unsichtbaren Wesen stehet, in himmlischen göttlichen Dingen, und keinen äußerlichen Schein hat, so wird's von der Welt und ehrsüchtigen Leuten verspottet, denn sie schmecken nicht die himmlischen Güter dieses Reiches, Gottes Huld und Gnade, Gerechtigkeit, Friede und Freude im heiligen Geiste. Wüßten sie, was Christi Reich wäre, und was für ein König Christus wäre, sie würden ihm die höchste Ehre erzeigen und ihre Kronen vor seine Füße werfen.

4. Christus wird von Herodes angethan mit einem weißen Kleide zum Spott, weil die Könige im Orient und Egypten weiße Kleider trugen. Wie Pharao den Joseph mit weißer Seide gekleidet hat, als mit einem königlichen Kleide, 1. Mose 41. Aber was Herodes dem Herrn zum Spott gethan und gemeiner, das ist hernach dem Herrn Christo zu Ehren gereichet. Denn Pilatus bekennet hernach öffentlich, daß auch Herodes keine Schuld an ihm gefunden habe. Die Unschuld war sein rechtes weißes Kleid, und das weiße Kleid war doch ein Zeugniß, daß der Herr ein König und Hoherpriester wäre, denn der Hohepriester mußte einen langen weißen Rock tragen. Und bleibet doch Christus ein König und Hoherpriester, ob ihn gleich die Welt verspottet. Und gleichwie Christus hier verborgener Weise König ist und bleibet, also ist Christi Reich verborgen unter dem Kreuz, obwohl weder Pilatus, noch Herodes es verstanden hat. Dadurch hat uns, nun der Herr, die wir an ihn glauben, das rechte weiße Kleid der Ehre erworben und uns vor Gott zu Königen und Priestern gemacht, uns, die wir unsre Kleider helle gemacht haben im Blute des Lammes, Offenb. Joh. am 5. u. 7.

IV. Christus wird vom jüdischen Volk verworfen und wird ihm Barrabas vorgezogen.

Pilatus ist ein weltweiser Mann und denket, du willst ihnen den allerverachtetsten und ärgsten vorschlagen unter den Gefangenen, deß Frevel und Bosheit sie Alle wissen, denn er hatte sonst mehr Gefangene, sie werden ja denselben nicht losbitten. Aber es hilft nicht, sie bitten um ihn. Es hat wohl David im 118. Psalm geweissaget: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein worden, das ist vom Herrn geschehen und ist ein Wunder vor unsern Augen. Daß diese Weissagung in der Passion erfüllet sei, da die Juden schrieen: weg, weg mit dem, kreuzige ihn, das lehret St. Petrus Apostelgesch. am 4. da er spricht: Dies ist der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der zum Eckstein worden ist. Und ist in keinem andern Heil u. s. w. Die Juden als geistliche Bauleute haben das rechte Fundament ihrer Seligkeit verworfen, darum haben sie keinen gewissen Bau, sondern haben das Haus ihres Glaubens und ihrer Seligkeit auf Sand gebauet, darum wird's einen großen Fall thun.

Die Katholiken bauen ihre Seligkeit und Gerechtigkeit auf ihre eignen Werke und Genugthuung, und auf die Fürbitte der Heiligen, als ihrer Nothhelfer. Sehet, welch' ein grundlos Gebäu ist das. Was sagt St. Paulus dazu Eph. 2: Ihr seid erbauet auf den Grund der Propheten und Apostel, unter welchen Jesus Christus der Eckstein ist. 1. Corinth. 3: Es kann kein andrer Grund gelegt werden, als welcher geleget ist. Jesaia am 28.: Siehe, ich lege in Zion einen köstlichen Stein.

2. Sehet und lernet hier die Unbeständigkeit der Menschen. Christus wird jetzt verworfen, dem sonst alles Volk nachgelaufen, und ihm gehöret und ihm angehangen hatte. Erst singen sie Hosianna, jetzo schreien sie: kreuzige; und dasselbe Alles den Hohenpriestern zu Gefallen, die das Volk überredeten und redeten, Barrabam loszubitten und Christum zu kreuzigen. Psalm 116: Ich sprach in meinem Zagen, alle Menschen sind Lügener. Psalm 118: Verflucht sei, der sich auf Menschen verlasset. Es ist gut auf den Herrn sich verlassen und sich nicht verlassen auf Menschen. Psalm 146: Wohl dem, deß der Gott Jacob sein Gott ist, der Glauben hält ewiglich, der aufrichtet, die niedergeschlagen sind. Das thun die Menschen nicht, die stoßen vollends zu Boden. Der Herr erleuchtet die Blinden, das thun Menschen nicht.

3. Barrabas ist ein Bild unsrer ersten Eltern, und des ganzen menschlichen Geschlechts. Denn Barrabas heißet Vater und Sohn. Wir sind die rechten Barrabas, Aufrührer und Mörder, und hatten das Urtheil des ewigen Todes verdienet. Da kommt nun Christus und läßt das Urtheil über sich sprechen, lässet das Zetergeschrei über sich gehen, auf daß wir loskommen. Und ist bedeutet 3. Mose am 16.: da der Hohepriester das Loos mußte werfen über zwei Böcklein; über welchen das Loos des Herrn fiel, derselbe mußte dem Herrn geopfert werden; über welchen aber das Loos fiel, daß er sollte ledig sein, der mußte vor den Herrn gestellet werden, daß ihn der Hohepriester versöhne und den ledigen Bock in die Wüste laufen lasse. Dies Vorbild ist an Christo erfüllet, denn auf Christum ist das Loos des Herrn gefallen, daß er für unsre Sünde geopfert werden soll; auf uns ist das Loos gefallen, daß wir sollen ledig sein und versöhnet werden, in die Wüste laufen, das ist Buße thun und von der Welt uns absondern. Das ist Alles der wunderliche Rath Gottes.

4. Wir verwerfen Christum oft und ziehen Barrabam vor, wenn wir den Zorn, welcher ein Mord vor Gott ist, und den Haß, Neid und Rachgier der Sanftmuth und Geduld vorziehen. Denn Christus ist eitel Liebe, Sanftmuth und Geduld. Ach, wie oft wird Christus verworfen und der Mörder vorgezogen! Ebenso wenn wir die fleischlichen Lüste vollbringen, die wir dämpfen, tödten und kreuzigen sollen. Denn die Christo angehören, die kreuzigen ihr Fleisch sammt den Lüsten und Begierden, Gal. 5. Wie oft werden die Lügen der Wahrheit vorgezogen? Die Ungerechtigkeit der Gerechtigkeit? Die Laster der Tugend? Falsche Lehre der reinen Lehre? Die Hoffart und Pracht der Demuth? Reichthum der Gottesfurcht? Menschenfurcht der heiligen Furcht Gottes? Das heißet Christum verwerfen und Barrabam loslassen. Davor lasset uns hüten und dem Herrn Christo danken, daß er sich so geduldig hat lassen verwerfen um unsertwillen, auf daß wir nicht ewig mögen verworfen, sondern von Gott aufgenommen werden.

5. Lasset uns von ihm Geduld lernen, wenn wir von der Welt verworfen und verschmähet werden, daß wir die gewisse Hoffnung behalten, daß wir um Christi willen von Gott angenommen werden. Denn wenn uns die Welt verwirft, so nimmt uns Gott auf. Wenn uns die Welt verdammet, so absolviret uns Gott. Wenn wir keine Stätte auf Erden haben können, so hat uns Christus im Himmel die Stätte bereitet. Hasset uns die Welt, so lassen wir uns an Gottes Gnade und Liebe begnügen. Dieselbe kann uns die Welt nicht nehmen. Denn, wer will uns scheiden von der Liebe Gottes, Schwert, Hunger, Frost, Blöße? Und ob wir wohl um seinetwillen erwürget werden, und sind wie die Schlachtschafe, so überwinden wir doch Alles, um deswillen, der uns geliebet hat. Denn wir sind gewiß, daß uns von Gottes Liebe nichts scheiden kann.

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