A Lasco, Johannes - Der Emder Katechismus

A Lasco, Johannes - Der Emder Katechismus

1)

von 1554

1. Wartho bustu ein Minsche geschapen?
Dat ick ein Bildt Gades schold syn, unde mynen Godt unde Schepper scholde erkennen, laven unde denen.

2. Wartho bistu ein Christen geworden?
Dat ich dorch de Avertredinge unser ersten Oldern, in Sünde unde Dodt gevallen, wedderumme dorch de voldoninge Christi Jesu, van Sünde unde Dodt gereddet, ein Erve deß ewigen levendes syn mochte.

3. Woher bistu gewiß, dat du ein warhafftig Christ bist, unde solcker Woldatz Christi deelhafftich?
Thom ersten uth der Getüchnisse deß Hilligen Geistes, de mynem Geiste, dorch den Geloven in Jesum Christum mynen hogen Prester, tüchnisse gifft, dat ick ein Kindt Gades bin. Thom andern uth dem willen unde lust, den ick nha dem inwendigen Minschen, dorch den Geist Gades in my völe, umme Gade dem Heren tho denende.

4. Wo schaltu denn Godt denen?
Nicht wo myn egen gude meninge, vernufft edder wyßheit dichtet, sunder wo Godt sulvest in synem hilligen Worde openbaret, unde dorch syn hillich Gesette van den Minschen gevordert hefft.

5. Wo ludet dat Gesette?
Dat Gesette vervatet tein Gebade, darvan dat erste Gebodt süß ludet.

Dat erste Gebodt.
Ick bin de HEre dyn GOdt, de dy uth Egyptenlande, uth dem Densthuse gevöret hebbe, Du schalt nene ander noch frembde Goden vör edder beneven my hebben.

Dat ander Gebodt.
Du schlat dy neen gegoten noch gesneden Bilde maken, ja gar nene Bildtnisse noch gelickenisse, noch de dinge de im Hemmel darboven, noch deß dat dar nedden up Erden, edder deß dat im Water under der Erden is: Bede se nicht an, ehre unde dene en nicht. Wente ick bin de HErr dyn GOdt, ein starck Iverer, Ick straffe de bößheit der Vederen an den Kindern, in dat drüdde unde verde geslechte an allen de my haten, Barmherticheit överst bewise ick in dusent geslechte, der jennen de my leeff hebben, unde myne gebode holden.

Dat drüdde Gebodt.
Du schalt den Namen deß HErren dynes Gades, nicht unnütte, vergeves, ydel edder lichtverdich nömen, vören effte mißbrucken. Wente de HEre wert den nicht unschuldich holden, edder ungestraffet laten, de synen Namen unnütte, vergeves, ydel edder lichtverdich nömet, vöret effte mißbrucket.

Dat veerde Gebodt.
Gedencke deß Sabbat dages dat du en hilligest. Söß dage schaltu arbeiden, unde alle dyne Wercke dhon, Am sövenden Dage överst is de Sabbat deß HEren dynes Gades, so schaltu nen Werck dhon, noch dyn Söne, noch dyne Doochter, noch dyn Knecht, noch dyne Maget, up dat se rouwen als du, noch dyn Osse, noch dyn Esel, noch alle dyn Vehe, noch dyn Fremdbelinck de in dyner Stadt dhör wohnet. Wente in söß Dage hefft de HEre Hemmel unde Erde gemaket, dat Water unde allent wat darinne ist, unde rouwede am sövenden dage van aller arbeit, darumme segende de HEre den Sabbat dach unde hilligede en.

Dat vöffte Gebodt.
Du schalt dynen Vader unde dyne Moder ehren, up dat du lange tydt levest up Erden, unde dat idt dy wol gha im Lande, dat dy de HEre dyn Godt geven wert.

Dat söste Gebodt.
Du schalt nicht Döden.

Dat sövende Gebodt.
Du schalt nicht Ehebreken.

Dat achte Gebodt.
Du schalt nicht Stelen.

Dat negende Gebodt.
Du schalt nene valsche tüchenisse reden wedder dynen Negesten.

Dat teinde Gebodt.
Du schalt dy nicht laten lüsten dynes Negesten Huß, noch syner Ehefrouwen, noch synes Knechtes, noch syner Maget, noch synes Ossen, noch synes Esels, noch synes Ackers, ja allent wat dyn Negeste hefft, schaltu nicht begeren.

6. Wo wert dit Gesette gedelet?
In twen Taffelen, darvan de erste Godt den HEren belanget, de ander överst den Negesten.

7. Wo wil denn Godt nha dissem Gesette gedenet syn?
Nach dem GOdt de HEre unse Gesettgever, beide Lyff unde Seele, vollenkomlick tho syner Ehren geschapen hefft: So wil he ock nha demsulven Gesette, dat wy em mit Lyff unde Seele, inwendich unde uthwendich, ewich unde volkomlick denen unde gehorsam syn.

8. Wat lerestu uth dem ersten Gebode?
DAt ick in nene Bygöde edder Creaturen, sunder alleine in den enigen Godt, Vader, Sön unde Hillige Geist, myne Hopeninge unde alles vertruwen deß Herten setten moth.

9. Wat lerestu uth dem andern Gebade?
DAt ick Godt den HEren ock uthwendich, in nene Bilden edder ander erdichtede Gadßdenst, sunder allene nha synen geboden unde verordneten Ceremonien unde Gadeßdenst, im Geist unde Warheit anbeden unde denen schal.

10. Wat lerestu uth dem Drüdden Gebade?
DAt ick Godt den HEren, unde syn hillige Name, dartho ock syn Wordt, insettinge unde wercke, nicht dorch jenige lichtverdicheit edder lasterent enthilligen, sunder mit aller ehredinge erkennen, bekennen, predigen, anropen, laven, denen unde dancken schal.

11. Wat lehrestu uth dem Veerden Gebade?
DAt ick sampt mynem Hußgesinde, den Sabbat edder ruhwe des HEren, uns thor Wolvart Lyves unde der Seelen verordnet, nicht in Lyfflicker Arbeidt, noch in unnütter leddicheit, ydele handlinge, edder wercke deß Fleisches thobringen: Sunder densulven dorch öffninge deß Gelovens, hillige Ceremonien, unde gude Wercken van Gade befohlen, tho synes namens pryß hilligen, unde thor Wolvart Lyves unde der Seelen averbringen schal.

12. Wat lehrestu uth dem Vöfften Gebade?
DAt ick mynen Vader unde Moder, Vormunder unde Brodtheren, dartho ock myn Kerckendeners unde Overicheit ehren, grodt unde weert achten schal: Ja in allem dat nicht wedder Godt ist, en gehorsam syn, unde my jegen en, nha eines ydern beropinge, in alles danckbar bewsen.

13. Wat lehrestu uth dem Sösten Gebade?
DAt ick mynen Negesten, he sy myn fründt edder vient, nicht törnen, haten edder döden, Sunder en in aller sachtmödicheit dragen unde leven, unde vor alle vahr Lyves unde der Seelen, beschütten unde beschermen schal.

14. Wat lehrestu uth dem Sövenden Gebade?
DAt ick alle Unküscheit, Horerye, Ehebrekerye, sampt aller overflodt, unde orsaken, de my thor Unküscheit reitzen mögen, myden schal, unde de Küscheit, tucht unde Soberheit aller dinge, beide in unde buten dem Ehestande, leven unde beschermen schal.

15. Wat lerestu uth dem Achten Gebade?
DAt ick mynes Negesten gudt nicht stelen, edder dorch jenigen schyn des Rechtes, edder ander list effte gyricheit em entwenden: Sunder syn gudt unde nehringe beteren, und my sampt den rechten Armen unde Nodtrüfftigen, van myner arbeit ernehren schal.

16. Wat lerestu uth dem Negenden Gebade?
DAt ick myne Tunge bewaren, alle Lögen unde achterrede haten, unde in alle mynem dohnde und wesende de Warheit leven unde fordern, unde mynes Negesten schande, wo myn egen (nha der Regel der Leve) bedecken schal.

17. Wat lerestu uth dem Teinden Gebade?
THom ersten, dat ick wedder den Willen Gades nicht lüsten, sunder alle myne lüst thor ehren Gades, unde thom besten mynes Negesten richten moth. Thom andern, lere ick ock uth dissem Gebade, dat ick inwendig unde uthwendig moth hillich unde rein syn, unde Gade dem HEren in vullenkomen gehorsam denen, wo dat de Summa des Gesetzes ock mede bringet.

18. Welckes is de Summa des Gesettes, dar du van redest?
O Israel, du schalt GOdt dynen HEren leven, van gantzem Herten, van gantzer Seelen, von gantzem Gemöthe, unde von allen dynen Krefften: Unde du schalt dynen Negesten leven als dy sulvest. In dissen twen Geboden hanget dat gantze Gesette unde de Propheten.

19. Sint wol alle Minschen schuldich thom vollenkomen gehorsam dieser Geboten?
Bewißlicken, so dat in dem Dach des HEren, ock neen Heiden wert syn, den syn egen Conscientie van disser Schuldt nicht wert beschuldigen.

20. Wat wert GOdt den Gehorsamen tho Lohn unde den Ungehorsamen thor Straffe geven?
DER de synen Geboden vollenkomlick gehorsam syn, wert he das ewige Levent: unde den Ungehorsamen, den ewigen Dodt unde Verdämenisse geven.

21. Mögen wy denn dem Gesette wol volkomlick (wo gesecht) gehorsam sey?
VOr dem Val mochten wy idt wol, överst nha dem Val, in disser gebroken Natur, mögen wy idt nenerley wyse. Wente das Gesette is Geistlick, unde wy sint swack unde Fleischlick, under de Sünde verkofft.

22. Sechstu von allen Minschen, dat erer nemandt dem Gesette kan vollenkomlick gehorsam syn?
AHne twyvel, överst dar is wol ein anfanck, flydt unde Wille thom Gehorsam des Gesettes in den Gelövigen, dorch de krafft des hilligen Geystes, jedoch nene vollenkomenheit, de im Gesette Gades besthan kan, umme dardorch dat Levent tho erlangen.

23. Nach dem wy nhu van wegen unser verdorven Natur, dem Gesette nicht könen genoch dohn, noch dorch unse Wercke dat ewige Leven overkomen, warumme hefft GOdt denn uns armen verdorven Minschen dat Gesette gegeven?
Thom ersten, dat idt uns klaerlick vor Ogen helde, wodane wy wesen, unde wat wy dohn unde laten schölen. Thom andern, unde am meisten, dat idt uns betüge, dewyle wy in uns de Gerechticheit Gades, im Gesette uthgedrucket, nicht hebben, dat wy mit recht uth uns sulvest vam ewigen Levende entfrömbdet, dem torn Gades, Flöck, Dodt unde Verdömnisse, unser Sünde halven underworpen sint.

24. War schal denn disse arme unde verdömede Minsche, also dorch dat Gesette erschrocken, trost söken?
NIcht an sick sulvest, noch an enige ander Creatur im Hemmel effte up Erden, Sunder allene dorch den Geloven an den enigen Middeler unde Heilandt JEsum Christum, de uns dorch de lehre des Hilligen Evangelii geopenbaret wert, tho welckem uns GOdt dorch dat Gesette, als dorch einen Tuchtmeister leidet, enget unde drenget.

25. Wat underscheit makestu twisschen dem Gesette unde Evangelio?
Dat Gesette lehret uns, wodane wy wesen, unde wat wy dohn edder laten mothen, unde vordert vollenkomen Gehorsam van uns, verdömet ock alle de jenne, de neen vollenkomen Gehorsam bewysen, Belovet wol Barmherticheit unde Levent, jedoch nemandt, ahne alleine den Werdigen. Dat Euangelium överst lehret uns, dat wy alle unwerdich syn, unde belobet den Bothverdigen, so verne se gelöven, vergeves, umme JEsu Christi willen, Vergevinge der Sünde, thorekeninge der Gerechticheit, den Hilligen Geist, unde dat ewige Levent.

26. So mothen wy denn beneven der LEhre des Gesettes, suß verne verklaret, ock in JEsum Christum gelöven?
Jatrouwen, wente idt unmöglick is, ahne den Geloven Gade tho behagende, unde darher kumpt twar de nye Gehorsam der guden Werkken, in den Kindern Gades, dem se thor Ehren Gades, unde nütte des Negesten, mit flyte stedes nhatrachten.

27. Wat is de Ware Gelove?
EIn gewisse Thoversicht edder Vertruwen, uth Gades Wordt, dorch, den Hilligen Geist in unsen Herten erwecket, van der guden unde Salichmakenden Gunst des Hemlischen Vaders jegen uns, dorch de Verdensten unses enigen Midlers JEsu CHristi erworven.

28. Wat schöen wy gelöven?
Eben dat jenne, dat in einer korten Summa, uth der Hilligen Schrifft, uppet aller dütlichste, in den twölff Articulen unses Christlicken, Gelovens, vervatet is.

29. Wo luden de Articulen?
ICk gelöve an GOdt den Vader Allmechtich, Schepper Hemmels unde der Erden.

De ander Artickel.
Ick gelöve an JEsum CHristum, synen enigen SÖn unsen HEren.

De drüdde.
De entfangen is van dem Hilligen Geiste, gebaren van der Junckfrow Maria.

De veerde.
De geleden hefft under Pontio Polato, gecrütziget, gestorven, unde begraven, neddergevaren tho der Hellen.

De vöffte.
De am drüdden dage wedder upgestan is van den Doden.

De söste.
Upgevaren tho Hemmel, sittende tho der Rechten Handt Gades, des Almechtigen Vaders.

De sövende.
Van dar her he thokamende is, tho richten de Levendigen unde de Doden.

De achte.
Ick gelöve an den Hilligen Geist.

De negende.
Ein hillige Christlicke Kercke, Gemeinschap der Hilligen.

De teinde.
Vergevinge der Sünde.

De elffte.
Upstandinge des Fleisches.

De twölffte.
Unde ein ewich Levent.

30. Wat gelövestu in dem ersten Hövet Artickel van Godt dem Vader?
DAt de ware, ewige unde levendige Godt, uns unde alle Creaturen geschapen hefft, unde erholdet, unde dat he uns in Christo Jesu, vor Kinder upgenomen hefft, unde ein genedich Vader is.

31. Wat gelövestu in dem andern Hövet Artickel von CHristo JEsu?
DAt JEsus CHristus sy de ware, ewige, unde Eingeboren Sön des Vaders, ware GOdt mit GOdt, dorch welcken alle dinck geschapen sint, den ick derhalven, dat he uns erlöset hefft, vor unsen HEren unde Verlöser erkenne.

32. Wo hefft he dat werck unser Verlösinge uthgerichtet?
Even wo de nhavolgende Artickeln melden.

33. Wat gelövestu nha lüdt des Artickels: De entfangen is van dem hilligen Geist, geboren van der Junckfrouwen Maria?
ICK gelöve, dat de Söne Gades, in der bestemmeden tydt, nha de belofften Stadt Abrahe, van der Junckfrouwen Maria, rein ahne alle befleckinge der Sünde, dorch de Krafft des Hilligen Geistes, hefft angenomen, unde is de ware belavende Frucht der Lenden David, des Fleisches unde Blodes, dat de Kinder hebben, deelhafftich geworden, unde also ein ware Minsche, uns in allen gelyck, uthgenomen de Sünde, geboren, So dat he nhu ware Godt unde Minsche, in ein Person, unse enige unde ewige Middeler unde Hogeprester is.

34. Wat hefft JEsus CHristus alse unse Middeler unde Hogeprester, tho unser Erlösinge gedan?
HE hefft geleden, under dem Richter Pontio Pilato, gecrütziget, gestorven, unde begraven, onde is neddergevaren tho der Hellen.

35. Wat gelövestu hyrinne?
ICK gelöve dat JEsus Christus myn Hogeprester, sick sulvest tho myner Erlösinge am holte des Crützes geoffert, unde an synem Lyve, den aller gruwlicksten Dodt unde straffe, (der wy nha dem Gesette schuldich weren) geleden hefft.

36. Wat mehr?
DAt he ock dardeneven in der anvechtinge des uthherlicken tydtlicken Lydendes, inwendich an syner Seelen, den Torn Gades unde Pyne der Hellen gesmecket, unde my van dersülvigen erlöset hefft, unde is thor sekerheit synes Dodes, und Hilliginge myner Begreffnisse begraven.

37. Hefft unse Hogeprester ock mehr tho unser Erlösinge uthgerichtet?
JA, he is am drüdden dage wedder upgestan van den Doden.

38. Wat gelövestu hyrinne?
ICk gelöve unde bekenne, dat nhademale CHristus JEsus dat Gesette ock vollenkomlick geholden hadde, unde em derhalven uha de Belofften des Gesettes das ewige Levent thoqueme, dat syn Lyff in dem Grave nicht verrottet is: Sunder dat he sin Seele (wo recht unde billick) am drüdden dage, dorch syn Godtlicke levendige Krafft, wedder tho sick genomen, unde van den Doden upgestan, sick also ein Overwinner der Sünde, des Dodes, unde der Hellen bewyset, unde uns de ware Gerechticheit sampt dem ewigen Levende wedder gebracht hefft.

39. Wat gelövestu wyder van CHristo, dat he tho unsem nütte unde Salicheit schal gedahn hebben?
He is upgevaren tho Hemmel, unde hefft sick gesettet thor Rechten Gades synes Almechtigen Vaders.

40. Wat gelövestu hyrinne?
ICk gelöve, dat myn HEre JEsus CHristus, nha syner Minschlicken natur, nicht mehr lyfflick hyr up Erden, sunder van der Erden in de Wolcken upgenomen, by synem Vader im Hemmel ist, unde in der Glorie und Herlickheit aver alle Creaturen herschet: Darher he ock dorch synen Geist unde Godtlicke Krafft, stedes jegenwordich, syn Gemene beth thom uthgange der Werlt erhöret, regeret, beschüttet unde beschermet.

41. Wat wert CHristus wyder tho unser Salicheit dohn edder uthrichten?
HE wert van dar her komen, tho richtende de Levendigen unde de Doden.

42. Wat gelövestu hyrinne?
ICk gelöve dat he am Jungsten dage, mit synem verklareden Lyve, darinne he upgevaren is, in de Herlickheit des Vaders, mit synen Engelen in den Wolcken des Luchtes, wesentlick unde sichtlick (wo he vor den Ogen syner Junger wechgenamenn was) wedder kommen wert, tho richten de Jennen, de als denn in syner thokumpft noch levendich syn werden, unde de vam anfange der Werlt Lifflick gestorven sint.

43. Wat gelövestu in dem drüdden Hövet Artickel, von dem Hilligen Geist?
DAt de Hillige Geist, mit Gade dem Vader, unde dem Söne, ein enich unde ewich GOdt is, unde my sampt allen de Christo thokomen hilliget, unse Herten tho dem Geloven erwecket, unde also tho einem nyen Levent, unde levendige Hapen unser Salicheit weddertelet, in allen anliggendenn nöden tröstet, starcket, lehret, vermanet, unde in alle Warheit vöret.

44. Sint disse dre Personen, Vader, Sön unde Hillige Geist, ein warhafftich GOdt?
Bewißlicken, wente so lehret uns de gantze Schrifft unde unse Döpe, in welckerer wy in nenen andern, alse in einen GOdt, unde dennoch nha dem bevele CHristi, in den namen des Vaders, unde des Söns, unde des Hilligen Geistes gedöfft werden.

45. Wat gelövestu in dem nhafolgenden Artickel, Ein Hillige Christlicke Kercke edder Gemene?
ICk gelöve dat myn HEre JEsus Christus, uth disser verdorven böse Werldt, dorch den Hilligen Geist, unde stemme des Hilligen Euangelions, sick van anbeginne der Werlt, ein ewige hillige, blyvende Kercke edder Gemene der Utherweelden hefft versamlet, unde erholdt, van welckerer Gemene ick my ein Lidtmate tho syn bekenne.

46. Wat gudes erlanget disse Gemene?
EVen dat jenne dat de nhavolgende wörde unde Artickeln betügen, nämlicken, Gemeenschap der Hilligen, Vergevinge der Sünde, Upstandinge des Fleisches unde ein ewich Levent.

47. Wo versteistu de wörde: Gemeenschap der Hilligen?
ICk verstha se also, dat gelyck wo de ware Lidtmaten der Gemene CHristi, eres Hövedes unde aller syner Woldaden undereinander Gemeinschap hebben: Dat se ock also dorch de Leve, ere Gaven thor upbouwinge gemeen hebben.

48. Wat gelövestu in dem Artickel, Vergevinge der Sünde?
ICk gelöve dat in der Gemene CHristi sy eine ware unde ewige Vergevinge der Sünde, vor den Bothverdigen unde Gelövigen, allein uth lutter Genaden, dorch den einigen Middeler JEsum CHristum unsen HEren.

49. Wat gelövestu in den twen lesten Artickeln, Upstandinge des Fleisches, Unde ein ewich Levent?
ICk gelöve dat ein itzlick Lidtmate der Gemene CHristi, van anbeginne der Werlt, wo verachtlick idt hyr ock gewest onde gestorven is, am Jüngesten Gericht, in synem egen Lyve, dar ydt hyr in gelevet hefft, thor unuthsprecklicken herlickheit, schal van dem Lychamelicken Dode wedder upsthan, unde hat ewige Levent, mit synem Hövede, am Lyve unde Seele erven unde besitten.

50. Wat schal den Unbothverdigen, Godtlosen unde Ungelövigen, de CHristum unde syne Gemene hyr verachtet hebben, weddervaren?
DE werden ock wol in erem Lyve, van dem tydtlicken Dode wedderumme upsthan, överst tho erer ewigen Schande, unde werden also mit erem Hövede dem Düvel, am Lyve unde Seele, im affgrundt der Hellen verstot, unde ewich verdömet werden.

51. Mach ock de rechte ware Gemene CHristi wol utherlick erkant werden, efft se schön in de gantze Werlt verstrouwet is?
GOdt de HEre hefft in syner Kercken einen sekeren Denst verordent, alse de reine Predige des hilligen Godtlicken Wordes, den rechten gebruck der hilligen Sacramenten, unde de utherlicke Kerckentucht.
Welcken Denst de ware Christlicke Gemene stedes underholdet, so verne alse den recht unde rein hebben unde averkamen kan, unde wert dorch densulven van allen Godtlosen Versamlingen affgesundert.

52. Warinne steit de reine Predige des Hilligen Gödtlicken Wordes?
IN der rechten Verklaringe des Gesettes unde des Hilligen Euangelions, darvan beth hertho in dissem Catechismo geredet is.

53. Wat sint de Sacramenten der Christlicken Gemene?
IDt sint Hillige Handlingen, edder uterlicke Ceremonien, van dem HEren JEsu CHristo in syner Gemene verordent, unde beneven der Lehre des Hilligen Euangelions, unser swackheit halven ingesettet.

54. Tho wat ende?
Thom ersten, dat se uns de thosagen des Hilligen Euangelions, van der unverdeenden vergevinge der Sünde, unde gemeenschap der Gerechticheit Christi, uppet aller dütlickste vor Ogen stellen, betügen, unde versegelen, unde unsen Gelovan an de gude gunst Gades unde vordenst Christi öven unde starcken. Thom andern dat se uns wedderumme unses plichtes jegen Godt unde unsen Negesten vermanen, unde thor Danckbarheit, Leve, Truwe unde gehorsam synes willens bewegen.

55. Wo vele sint dar sodane Sacramenten?
TWe, nämlick de Döpe unde dat Nachtmal, uns alle beide van dem HEren JEsu Christo sehr ernstlick bevolen.

56. Wo ludet dat bevel der Döpe?
MY is gegeven alle Gewalt im Himmel unde op Erden. Darumme gaet hen in de gantze Werlt, unde lehret alle Völcker, unde döpet se in dem Namen des Vaders, unde des Söns, unde des Hilligen Geistes, unde lehret se holden allent wat ick i uw bevolen hebbe. Dar he vordan syne thosage anhanget unde secht: Wol dar gelövet unde gedöfft wert, de wert salich werden: Wo överst nicht gelövet, de wert verdömet werden.

57. Wat is de Döpe?
EIn hillige insettinge Gades, dorch welcke, alle Lidtmaten der Gemeine CHristi, so wol de unmündige Kinderken, alse de volwassene Gelövigen, mit Water, in dem Namen des Vaders, unde des Söns, unde des Hilligen Geistes, recht gedöfft werden.

58. Wartho hefft Godt de Döpe entlick ingesettet?
VOrnemlick tho dem ende, dat he my unde allen Lidtmaten der Gemene Christi, dardorch krefftigen vor Ogen stelle, betüge unde versegele, efft wy schon van Natur Sünders, unrein unde Kinder des Torns sint: Dat wy dennoch so gewißlick van unse Sünde, uth Genaden dorch Christum gewasschen, mit siner gerechticheit bekledet, unde van Gade vor Kinder upgenomen sint, alse unse Lyve in der Döppe mit Water gedöfft, besprenget edder gewasschen werden.

59. Betüget uns dann de Döpe alleine de Vergevinge unser angeboren unde vörigen Sünden, de wy vor der Döpe gedahn hebben?
Neen: Sunder ock gewisse unde stedige Vergevinge aller unser Sünden, de wy dorch dat gantze Levent uth Swackheit mögen begahn, unde deren wy vergevinge dorch JEsum CHristum, im Geiste unde Geloven, van Gade dem HEren bidden werden.

60. Tho wat ende is de Döpe wyder ingesettet?
DAt se uns vermane, wo wy alle dage unses Levnedes van sündigende schölen uphören, unde unse verdorven Fleisch, mit allen synen Lüsten döden, unde in vernyinge des Levendes wanderen.

61. Warher bewysestu, dat men de Kinder der Gemene ock döpfen schal?
NAch dem de thom Verbunde, unde tho der Gemene Gades hören, unde en uth Genaden de Gemeenschap des Vaders, unde des Söns, unde des Hilligen Geistes, sampt der ewigen Salicheit thokumpt: Item, dewyle de Döpe is ingesettet thor versegelinge solcker unde dergelycken Genade, alse dorch welcke se vor Kinder upgenomen, vor Bothverdich, Gelövich, Hillich, unde ock vor de de dat Rycke Gades annemen, van Gade gerekent werden; Item, nhademale wy alle de thom Lyve hören, ohne underscheidt der Lidtmaten, in ein Lyff gedöfft werden, unde Christus syne Gemene gelevet hefft, unde is ock vor de Kinder der Gemene gestorven: So mach men se van der Döpe nicht mehr alse de Volwassene wehren.

62. De Kinderken versthan dennoch van der Döpe Geheimenisse nicht?
DAt is wol wahr: Averst hyr moth men weten: Thom ersten, dat de angeboren Swackheit unde feil der Natur (De CHristus gedragen hefft, unde en umme JEsu CHristi willen nicht thogerekent wert) nicht wehren kan, dat GOdt en syne Genade versegele, alse idt in der Besnydinge geschach, an welckerer stede de Christlicke Gemene de Döpe van dem HEren entfangen hefft. Thom andern, dat umme der Kinder unverstandt willen, de Döpe en gegeven nicht unnütte sy: Suß moste idt unnütte gewesen syn, dat CHristus de unverstendige Kinder segende, unde de Hende up se lede.

63. Wo ludet de insettinge des Nachtmals?
UNse HERE JEsus CHristus in der Nacht do he verraden wart, nam he dat Brodt, danckede unde brack idt, unde gaff idt synen Jüngeren unde sprack: Nemet, etet, dat is myn Lyff, dat vor juw gegeven edder gebraken wert. Solckes doth tho myner gedechtnisse. Dessulven gelyken nam he ock den Kelck, nha dem aventetende, unde gaff en den unde sprack: Drincke alle daruth: Dat is de Kelck dat Nye Testament in mynem Blode, dat vor juw unde vor velen vergaten wert, thor Vergevinge der Sünde: Solckes doth so vaken alse ghy idt drincken tho myner gedechtnisse. Unde se hebben dar alle uth gedruncken.

64. Wat is dat Nachtmal CHristi?
IDt is ein hillige Handel, in sick vatende (nha syner geheimnisse) de gemeinschap des waren Lyves unde Blodes CHristi JEsu, van dem HEren JEsu CHristo sulvest, in der genetinge des Brodes unde Wynes, tho syner gedechtnisse ingesettet, umme in der Versamlinge, nha synem Bevele, beth dat he kumpt, tho underholden.

65. Wartho isset denn vornemlicken ingesettet?
THom ersten, dat idt allen Gelövigen (dorch de Krafft des Hilligen Geistes) betüge, versekere unde versegele, de Salige Gemeinschap des Lyves unde Blodes Christi, mit allen Früchten unde Gaven, de he uns dorch syn Lyff unde Blodt verworffen hefft.

66. Warher bewysestu dat?
UTh den wörden des Nachtmals: Wente als he uns gebüt syn Lyff tho ethen, unde syn Blodt tho drincken, dat is, dorch den Geloven unse Spyse unde Dranck thom ewigen Levende, van synem Lyve unde Blode tho nemende, hanget he daran, dat vor iuw gegeven wert: Item: dat vor iuw vergaten wert thor vergevinge der Sünde.

67. Wat versteistu daruth?
DEwyle wy synes Lyves unde Blodes deelhafftich syn, Fleisch van synem Fleische, unde Knaken van synen Knakenen, he unse Hövet unde wy syne Lidtmaten dorch den Geloven, so verstha ick daruth, dat wy ock deelhafftich syn alle des, dat he dorch synes Lyves Offer, unde verstortinge synes Blodes verworffen hefft, nämlicken versöninge mit GOdt dem Vader, vergevinge der Sünde, de Gerechticheit unde dat ewige Levendt.

68. Wartho isset wyder ingesettet?
DAt idt den Dodt CHristi in stediger gedechtnisse holde, unde uns vermane, dat wy den HEren JEsum CHristum vor sodane grote Woldadt laven unde dancken, unde unse Danckbarheit dorch affstervinge der Sünde (das CHristus umme gestorven is) unde vernyinge des Levendes bewysen.

69. Erinnert uns dat Nachtmal ock etwas anders?
JA, dat wie uns under einander nha dem Exempel CHristi leven unde denen, uns an de Ceremonien unde bekentnisse Christi holden, unde dardorch uns van allen Secten unde valschem Gades denste affsunderen schölen. Thom lesten, dat wy uns ock thom Crütz unde Lydende, im gehorsam, gedult unde bestendicheit, bereiden schölen.

70. Wo ludet de insettinge der Kerckentucht?
SUndiget dyn Broder an dy, so gha hen unde straffe en twisschen dy unde em allene: Höret he dy, so heffstu dynen Broder gewunnen. Höret he dy nicht, so nim noch einen edder twe tho dy, up dat alle sake bestha up tweer edder dreer Tüge Munde. Höret he de nicht, so segge idt der Gemene. Höret he de Gemene nicht, so holdt en als einen Heiden unde Tolner. Warliken ick segge juw, wat ghy up Erden binden werden, dat schal ock im Hemmel gebunden syn: Unde wat ghy up Erden uplösen werden, dat schal ock im Hemmel loß syn.

71. Wat is de utherlicke Kerckentucht?
IDt is ein insettinge CHristi, dorch welcke ein itzlick Lidtmate der gantzen Gemene plichtich is, synen gevallen Broder, ordentlick nha Gades Wordt tho vermanen unde tho straffen: Dar wedderumme ein yder de gevallen is, de Vermaninge unde Straffe, mit Bothverdigen Herten, ganz willichlicken, tho syner verbeteringe schal upnemen.

72. So jemandt alle Ordninge der Vermaninge, mit unbothverdigen Herten verachtede, Wo schal men denn vortvaren?
SO mothen de Dener sampt den Oldesten, mith bewilliginge der Gemene, den ungehorsamen unde halstarcken uthsluten unde Bannen. Averst so he nha der uthslutinge vermanet, sick tho dem HEren worde bekeren, unde der Gemene genoch dhon, wedderumme annemen.

73. Warumme hefft CHristus disse Kerckentucht ingesettet?
DAt de arme Sünder dardorch bekeret, alle Ergernisse uth der Gemene gewehret, unde de Gemene in gesunder LEhre unde Levende erholden werde, unde ock Gades Name by den de dar buten sint, nicht gelastert werde.

74. Is dar ock enige ander Straffe der Bösen, van Gade in der Christlicken Gemene verordent?
JA, die Straffe der Overicheit. Wente se drecht dat Swerdt nicht vergeves, unde is Gades Denerinne, ein Wrekerinne thor straffe over den de quaet dhon, thom guden överst unde lave den framen.

75. Sint idt wol alle Kinder Gades, de sick tho disser utherlichen Gemene CHristi vögen, effte dersulvigen Lidtmate gerekent werden?
NEnerley wyse: Wente dar sint wol vele Hüchelers manck. Averst dat sint allene Kinder Gades, unde levendige Lidtmaten der Gemene CHristi, de sick in den vorgedachten stücken, mit gelövigen Herten öven, tüchtich holden, unde GOdt den HEren dachlickes, umme vermehringe der Godtsalicheit bidden.

76. Is uns thor Christlicken Religion ock etwas anders nödich, alse de reine LEhre im Gesette unde Euangelio vervatet, unde de rechte gebruck der hilligen Sacramenten, sampt der utherlicken Kerckentucht?
Dat Bedeut, welckes de HEre JEsus CHristus synen Christen, als ein remedye jegen ere swackheit, hefft nhagelaten unde bevolen: Umme alle gudt, dat se billick begeren mögen, dardorch tho erlangen, und alle quaet edder schaden dardorch tho entghan.

77. Wat orsaken schölen uns thom Gebede bewegen?
THom ersten: Unse Elende, nodt unde gebreken. Darnha de Güdicheit Gades, de uns belavet, allent wat wy recht bidden, tho geven. Thom lesten: Dat bevel Gades, dat uns thom Gebede enget.

78. Welcker is dann ein rechtschapen Gebedt, dat Godt verhören wil?
DAt wy in dem Namen CHristi, im Geist unde Warheit, van Gade dem Hemlischen Vader bidden.

79. Wat schölen wy bidden?
DAt wert uns alle, ein nha dem andern, ordentlick in dem Vader unse, van dem HEren JEsu CHristo vervatet. Wente datsulve hefft he synen Jüngern, als ein volkomen vorbildt aller Christlicken Gebeden nhagelaten: So dat alle Gebeden, de mit dissem vorbilde nicht stemmen, mit recht als unchristlicke Gebeden geachtet unde verworpen werden.

80. Wo lüdet dat Gebet uns van CHristo gelehret unde nhagelaten?
UNse Vader de du bist im Hemmel. Dyn Name werde gehilliget. Dyn Rycke komme. Dyn wille geschee up Erden, als im Hemmel. Unse dachlick Brodt giff uns hüden. Vergiff uns unse schulde, als wy unsen Schuldenern vergeven. Unde vöre uns nicht in Versökinge: Sunder erlöse uns van dem bösen. Wente dyn is dat Rycke, unde de Krafft, unde de Heerlickheit in ewicheit. Amen.

81. Wat lerestu uth der anropinge, alse du sechst: Unse Vader de du bist im Hemmel?
DAt ick den Almechtigen GOdt im Hemmel, de in CHristo JEsu myn genedige Vader is, mit Kindtlickem vertruwende bidden, unde derhalven van syner Vederlicken Gunst unde Almögende Kraft, alles wat ick nha unde umme CHristi willen bidde, verwachten unde erlangen schal.

82. Wat biddestu im ersten Gebede, wenn du sechst: Gehilliget werde dyn Name?
DAt de Name Gades, dorch de reine Predige des Godtlicken Wordes, in de gantze Werldt recht erkant, unde dardorch grodt unde hillich in aller Minschen Herten geholden, unde vor den Minschen bekennet werde.

83. Wat biddestu im andern Gebede, wenn du sechst: Dyn Rycke kome?
DA de Hillige Geist Gades, mit synen Gaven unde denst, rycklick in unde manck uns allen wohne, uns regere, unde in synem Rycke hyr erholde, beth dat wy mit dem Lyve unde der Seelen syn ewige Rycke erven.

84. Wat biddestu im drüdden Gebede, wenn du sechst: Dyn wille geschee up Erden also im Hemmel?
DAt wy in averwinninge unses Fleisches, tho dem guden willen Gades (im Gesette und Euangelio openbaret) mögen lust unde leve hebben, unde in unser Gade wolgefellige beropinge, in vollenkomen gehorsam wandern, wo de Engel im Hemmel.

85. Biddestu denn in dissen dren Gebeden tho gelick, allent wat thor Ehren Gades unde thor wolvart unser Salicheit höret?
JA: Wente my könen nicht bidden, dat Gades Ehre in uns unde by uns gefordert werde, effte wy bidden mede allent wath tho unser Salicheit nödich is: Alse Gelove, Hopninge unde Leve, war dorch Gades Ehre by uns, unde ock unse Salicheit gesocht wert.

86. Wat biddestu im vehrden Gebede wenn du sechst: Giff uns hüden unse dachlicke Brodt?
DAt wy alles, wat thor nodtrufftigen underholdinge, unde wolvart des tydtlicken Levnedes, vor uns unde unsen negesten denet, alse Kost unde Kleder, Frede unde gesuntheit, mögen erlangen, so ferne idt uns Salich is.

87. Wat vermanen dy de wörde disses Gebedes?
THom ersten, dat wy alle dage bidden schölen. Thom andern, dat wy unses Lyves nodtrufft nicht egentlick van unser arbeit, krafft edder wyßheit, sunder van Gades Handt verwachten schölen. Thom drüdden, dat wy ock nicht sorchfoldich vor unse lydtlicke nodtrüfft syn, sunder mit deme dat GOde uns dachlickes gifft, tho freden syn schölen, unde den Armen van unse overflodt mede delen.

88. Wat biddestu in den nhavolgenden Gebeden?
WO ick in den vörigen vehr stucken gebeden hebbe, alles wat uns am Lyve unde der Seelen nödich is the erlangen: So bidde ick in den nhavolgenden Gebeden, dat Godt ock alles wat uns nhu edder in thokomenden tyden, am Lyve, Seelen edder an tydtlicken güderen schadelick is, wehre unde geringer make, edder darinne gedult nha synem willen geve.

89. Wat biddestu denn im vöfften Gebede wenn du sechst: Vergiff uns unse Schulde, als wy vergeven unsen Schuldneren?
THom ersten, dat GOdt de Hemlische Vader, uns dorch JEsum CHristum unse Sünde, unde de straffe dersulven vergeve. Thom andern, dat uns GOdt vordan ein Bottverdich Herte verlehne, umme de Sünde unde alle orsaken der Sünde tho haten unde tho myden. Thom drüdden, dat he dorch syne güdicheit unse Herte also stedes hen wederumme bewege, dat wy unses Negesten swackeit dragen, unde em syne feile jegen uns, van Herten vergeven könen.

90. Wat Biddestu im sesten Gebede wenn du sechst: Vöre uns nicht in versökinge?
DAt unse genedige Vader uns nhu vortan, vor alle schadelicke versökinge Lyves unde der Seelen wolde behöden: Edder uns dorch syne Allmögende krafft, dorch alle anvechtinge, beide in vorspoet unde wedderspoet hendorch vören, dat wy dar nicht in bliven, sunder dorch den Geloven de overwinninge beholden.

91. Wat biddestu im sövenden Gebede, wenn du sechst: Verlöse uns van dem Bösen?
NAch dem de Düvel ein orsake unde Fontein, aller bösen Versökinge, ja alles böses is: So bidden wy, dat de starcke GOdt unse Hemlische Vader, uns vam Düvel unde aller syner Mordtlicken gewalt, van der Sünde, Dodt unde allem övel beide Lyves unde der Seelen, genedichlick redde unde erlöse.

92. Wat willen de Wörde de CHristus am ende dar an hanget: Wente dyn is dat Ryke, de krafft, unde de Herlickheit in Ewicheit?
NAch dem unsem Gade alleine, dat Ryke, alle gewalt unde Ehre thokompt, unde wy uns ock in unsen Gededen alleine up syne macht unde güdicheit dorch CHristum verlaten: So vermanen wy en dorch disse wörde, dat he unse Gebeden tho synes Namens pryß erhöre, unde uns entlick vam Düvel, synem unde Byende, de sick alle gewalt unde Ehre thoschrifft, wil erlösen.

93. Wat versteistu dorch dat wördeken Amen, dat men billick an ein itzlick Gebedt hangen schal?
DAt het so veel, alse idt werde wahr, edder idt geschee, effte ock, idt wert gewißlyck gescheen.

94. Wat vermanet uns disse bedüdinge?
DAt wy alle unse Gebeden, mit vürigen begeerten unde gelövigen HGerten, tho GOdt richten schölen, unde getröstet up de thosage Gades, nicht twyelen, Godt de Vader hebbe unse Gebedt, dorch synen Son Christum verhöret.

Aus der Einleitung des Buches "Die Bekenntnisschriften der reformirten Kirchen Deutschlands"

IX. Als Bekenntnis der reformirten Kirche Ostfrieslands galt seit 1554 der in diesem Jahre erschienene, hauptsächlich von Johann a Lasko ausgearbeitete Emdener Katechismus2). Wie in den Schriften Laskos überhaupt, so erscheint auch hier der reformirte Geist von der Systematik Calvins fast völlig unberührt. Die Lehrsätze des Prädestinatianismus werden in dem Katechismus vergebens gesucht. Eine particulare Gnade kennt derselbe nicht; vielmehr wird das Gebet um die Verherrlichung des Namens Gottes für eine Bitte um Erleuchtung aller Menschenherzen durch das Wort Gottes erklärt. Auch ist zu beachten, daß (Fr. §. 45) das im Katechismus redende Ich wol bekennt zu glauben, daß es ein lebendiges Glied der Kirche sei, aber dabei nicht, wie es im Heidelberger Katechismus geschieht, hervorhebt, daß es dasselbe auch ewig bleiben werde.

Mit Recht wird daher der Embder Katechismus als eine reformirte Auslegung der Augsburgischen Confession bezeichnet. Denn schon vor dem Augsb. Religionsfrieden wurde in Ostfriesland die Augsburgische Confession als die eigentliche Grundlage des Kirchenbekenntnisses, und die reformirte Auffaßung derselben als Fortführung der von Melanchthon repräsentirten gemein kirchlichen Lehrüberlieferung aufgefaßt. Eine Denkschrift des reformirten Coetus zu Emden vom Jahre 1576 betont es daher nachdrücklich, daß man sich mit dem von Melanchthon ausgeprägten Lehrtypus vollkommen eins wisse, und wird nicht müde den Lutheranern vorzuhalten, wie sie durch Aufstellung der Concordienformel mit der gemein protestantischen Tradition gebrochen hätten.

Allerdings fand die Calvinische Präderstinationslehre in Ostfriesland frühzeitig, und zwar schon ehe daselbst i. J. 1583 der Heidelberger (und der Emder) Katechismus als öffentliche Lehrnorm recipirt und bestätigt wurde, Eingang. Auch wurde in Ostfriesland i.J. 1594 eine Lehrschrift aufgestellt, welche Calvins Prädestinatianismus ganz entschieden vertrat. Diese Schrift wurde allerdings den Disputationen des Coetus zu Grunde gelegt; indeßen symbolische Auctorität erhielt dieselbe in Ostfriesland niemals. In den Concordaten von 1599, durch welche die kirchlichen Angelegenheiten des Landes regulirt wurden, und durch welche die confessionelle Haltung der reformirten Kirche Ostfrieslands bis auf diesen Tag bestimmt worden ist, wird die Bekenntnisschrift von 1594 mit keiner Sylbe erwähnt, vielmehr wird die reformirte Kirche des Landes als eine Kirche der Augsburgischen Confession anerkannt und es wird ihr das Recht der bisherigen (melanchthonischen) Auffaßung der Augsburgischen Confession garantirt.

Quelle: Heppe, Heinrich - Die Bekenntnisschriften der reformirten Kirchen Deutschlands

1)
Anmerkung: Im Buch, aus dem dieser Text übernommen wurde, wird durchgehend die Bezeichnung „Emdener Katechismus“ verwendet. Ein Freund hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass es richtig „Emder Katechismus“ hieße. Daher habe ich in der Überschrift diese Bezeichnung gewählt, im Text jedoch die Bezeichnung aus dem Buch beibehalten. Andreas
2)
Da ein Exemplar der Originalausgabe des Emdener Katechismus nirgends, selbst in Ostfrießland nicht aufzutreiben war, so habe ich denselben hier nach dem Abdruck, der sich in dem „Ostfrießlandisch Klenodt“ des Emdener Predigers Eilshemius von 1612 vorfindet, mitgeteilt.
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