Agricola, Stephan - Schlußreden von der rechten betrachtung des leydens Christi.
- Das leyden Christi ist vnser ainiger schatz aller hilff.
- Das leyden Christi kommt so vil zu nutz zu gutt vmb hilff als vil es recht glaubt/ gliebt vnd geschetzt wirt.
- Das leyden Christi soll sein vnser weysung/ das wir jm folgen/ das wir es lieben/ angesehen vnnser erledigung von grossem ellend dardurch allain beschehen.
- Der hat das leyden Christi recht lieb der die wunden Jesu Christi baß befindt dann die sein wunden/ wie der schacher der sprach wir leyden billich aber der mensch hat kain vbel gethan.
- Der recht lieb hatt das leyden Christi/ Dem thutt nicht wirser dann das da hat beschmertzigt Christum vnd das Christo ist ain leyden gewest das ist im auch ainleyden mit Christo.
- Aber Christo hat das creütz oder leyden gemacht/ das der mensch mer aigne lieb het dann gottes lieb.
- Aigne lieb ist die wurtzel vnd anfang aller sünd.
- Die sünd mit jrer mutter der aygne lieb sein allayn Christo vrsach gewest zu leyden vnd zu sterben.
- Als vil in mir ist der aygne lieb vnnd als vil sünd/ darauß geflossen sein vnd fliessen/ als vil bin ich schuldig am blut Christi/ ja als vil ernewer ich sein creützigung/ got sey es klagt.
- Darumb wer recht/ das leyden Christi batracht dem ist alle begird des flaysch vnd der welt/ ain creütz vnd am schmertzen.
- Diser schmertzen laß nichts in dem hertzen vor got/ oder mit gott geliebt werden ja liebt alle ding/ allain zu gottes lob und willen.
- Die betrachtung des leydens Christi on solche lieb vnnd schmertzen/ wie gesagt ist/ wenig oder nichts nutz.
- Die gelert haben vil dem leyden Christi zu beeten/ on solch lieb vnd schmertzen haben das volck betrogen/ das leyden Cristi will haben nachfolgung vnd nit vil klaffs.
- Als Christus erhöcht ist vom erdtrich am creütz also sollen wir auch vnns hie erhöhen vonn aller yrdischer lieb/ die da Christo das creütz gemacht hat.
- Wann du hörst leytten die groß glogken am Freytag zu der betrachtung des leydens Christi rat ich dir nit das du fünff oder zehen pater noster betest.
- Ich radt dir aber das du die schönen waffen Christi damit er den teuffel vnnd als leyden vber wunden hat/ von Gott bitst. Dise waffen seind:
- Gehorsam gottes willens. Rechte gentzliche lieb gottes In allem leyden gedult. In allem gutten verharrung. Rechte ware demütigkait. In allen dingen gelassenhait.
- Dise tugent sein das recht creütz mit Christo biß inn todt zu tragen.
- Dise best betrachtung des leydens Christi ist/ mit Christo dem herrn/ aigner lieb vnnd aller begird des flayschs vnnd der sünd sterben/ vnd in gentzlich widersagen/ wie an der tauff beschehen ist.
- Vnd dise betrachtung hat auffgesetzt vnser herr Christus an dem abent essen/ So er das hochwirdig Sacrament seynes leybs vnd blut eynsetzt/ da er sprach als offt jr das thut/ so thut es in meiner gedächtnus.
- Wer das Sacrament on solche sterbung der sünden vnd dem flaysch handlet oder wandlet der thut wider die auff setzung Christi.
- Es ist dem Sacrament ain klaine Eer alles was mann thut mit liechtern vnnd mit vmbgengen/ onn solche sterbung der sünd vnd dem flaisch.
- Der täglich Meß helt/ der soll täglich von sünden vnnd dem flaysch sterben sonst spot er gottes vnd seins leydens.
- Also auch wer teglich Meß hört onn solche betrachtung vnd nachuolgung des leydens Christi begert der lesteret got vnd verspot sein testament.
- Wer recht betrachten wil die gröst vnd schörpff des leydens Christi/ der muß ansehen/ diie grösse/ der lieb gotes an der wirdigsten seel Christi.
- Aber die selbig ist grösser dann aller creatur maß begreyffen kan/ quia datus est eispiritus non ad mensuram.
- Der muß auch an sehen/ die größ der grawsamigkait vnd der boßhayt des teuffels wider den Christus gefochten hat mit seinem leyden.
- Nichts seyner grawsamkayt hat der teüffel vnderlassen wider Christum zu erwecken.
- Christus hat allain mit leyden vnnd gedult ja gelassenheit den teuffel müssen vberwinden.
- Ye grösser ist die lieb gottes in ainer seel/ ye grösser ist der schmertzen von wegen der belaydigung gottes.
- Christus ist von gott verlassen gewest nach der menschhyat/ von wegen kainer hilff in dem leyden/ aber nit das er wer vberwunden wodern von dem leyden.
- Allain mit geduldigem leyden nach gottes willen/ überwindt man den teuffel darumb schat dem teuffel meer ain gedultig lamb dann ain bröllender leo.
- Owol gewiß vnd groß ist es gewesen die lieb gottes gegen vnns/ das er sein Sun in solchen kampff mit leyden allain wider alle boßhayt/ des teuffels zu vberwinden gegeben hat.
- O wie groß ist sein lyeb gewesen gegen vnns/ das solch vberwindung in vnd mit dem angenommen menschen beschehen ist/ vnd der ellend mensch in Christo ain herr über den teüffel wordenn/ vnnd all sein listigkayt mit leyden vberwundenn hat.
- Durch leyden allain ist Christus worden/ der erst geborn auß der vrstent der todten.
- Die größ aller angst betrübenus trawrigkaytt/ Vnnd schmertzen/ ja verlassung hatt der teüffel wider die seel Christi bewegt/ wann es stet/ von Christo geschriben/ das er ist geben worden/ aller vergessenhayt vnd verlassenhait.
- Es haben wider die seel Christi gestritten all teuffel/ darumb sprach der herr am ölberg das ist ewer stund/ vnd gewalt der finsternuß.
- O aller ellendest lämlin/ Du wirdigste seel Christi/ wye bist du allain den wolffen/ gelassen on alle hilff/ vnd bitest danocht für sy die vonn den wolffen besessen waren/ Sprechendt vatter verzeych vnnd vergib jn/ sy wyssend nit was sy thondt.
- O wie ganz ist es gewesen/ die seel Christi das sy von gedult in leyden nye bewegt ward.
- Den englen gotttes ist nach der freüd Gottes nyessung kain grössere/ dann von dem leyden Christi das vberwunden hat den teuffel gots feyndt.
- Es thut vnnß nit so wee das fewer als/ dem Teuffell ain pein vnd wyettung macht das leyden Christi/ dardurch er überwunden ist.
- Alle knye der teuffel naygen sich vnnd müssen das thon gegen dem leyden Jhesu/ Das da ist der sig Christi vnnd des menschen.
- Des thut dem teuffell wee/ das er sicht/ das er selber das gemacht hat/ darmit Jhesus vnd der mensch sein herr ist worden/ wann er hat das leyden Christi erweckt inn dem hertzenn der bösen.
- O wol ain macht ist es dem lyden Christi geben/ das S. Paulus/ daruon sagt es hat got gefallen das er durch das creütz alle ding vergentz in hymel vnd auff erden.
- O wie groß ist des leydens Christi mechtigkayt/ das es die vnergrifflichen/ gerechtigkayt gottesvergleycht vnd genaigt hat.
- Darauff man mercken muß/ das entlich grösser ist/ dye macht des leydens Christi dann alle mechtigkayt der sünd.
- Wann ainer bürg wirt für yemandt/ So muß er denselb schuldner vertretten mit der bezalung/ wa es der schuldner nit bezalen mag/ also hatt gethan Christus vnnser schuldsein gemacht.
- O wie seind das groß lugner die vns geleert haben für die sünd gnug thon/ sy stelen dem leyden Christi sein macht.
- Christi leyden ist grösser gwesen dann die schuld aller sünd warumb auch nit denn die pein aller sünd.
- O wie groß ist sein lieb geweset/ das er nit allain hat wollen der sünd größ mit gleycher größ des leydens vergleychens/ sonder mit gehauffter vnd vberflissiger maß für die sünd gnug thon.
- Es ist ain grosse belaydigung gots beschehn in der sünd. Aber wie der sand des Mörs ist grösser über vns worden gotes gunst durch das leyden Christi.
- Es hat also lieb got der vatter die erkantnus des leydens Christi in gentz des glaubens/ vnd lieb/ das er sich nit enthalten mag/ er gieß eyn sein gayst in das gemüt des erkanten.
- Wann der Bapst möcht solliche erkantnus des leydens Chrsti in glauben vnd lieb geben/ villeycht möcht er auch den schatz Christi geben wem er wölt.
- Die erkantnus Christi leydens in glauben vnd lieb/ ist die schlang von Mose auff gehenckt in der wüste wider das gifft der beyssenden schlangen.
- O Es ist ain groß leyden dem teuffel das er alweg sehen muß den sig des leydens Christi den er alweg nit sehen wolt.
- Die recht erkantnus Christi leydens macht das man jm anhangt jm nachuolgt vnd es ob alle dingen liebt.
- Das seind gleych die/ da von Johannes sagt/ die jr klaid waschen/ vm blut dem lemlin gots.
- Die erkantnus des leydens Christi wie gesagt ist enzündt das recht fegfewer vnd ringert die größ des leydens darinn.
- Als groß da ist die aignen lieb im teuffel als groß ist sein feyndtschafft gegen dem leyden Christi welchs alle aygne lyeb vertreybt/ vnd gibt gottes lieb allain.
In Summa
- Zu Jhesu Christo kompt nyemandt dann durch Jhesum Christum.
- Zu Jhesu kompt nyemant/ dann nach der leer Jesu.
- Mit Jhesu wirt nymant ewig leben dann der hie lebt.
- Nyemant lebt hie dann der Jehsum liebt.
- Es ist ain edels zu trincken auß dem kelch Christi.
- Der kelch ist das new Testament das trincken darauß haißt vnd ist glauben.
- On dises zu trincken ist kain hayl noch leben.
- Das testament zaigt an/ den tod des/ der des testament geben vnd gelassen hat.
- Darumb ist kain hayl noch leben/ on den todt des testamentgebers.
- Mit dem testamentgeber wirt nyemandt leben/ dann der den testamentgeber warhafftigklich liebt.
- Der testamentgeber ist selber das testament.
- Der Testamentgeber zeücht alle ding mit begir ann sich erhöcht vom erdtrich.
- Der da begert das leben/ vnd das hayl der wirt gezogen von dem erdtrich/ aber wir allain von dem testamentgeber.
- Als vil an dir ist der begird zu dem leben der lieb/ als fast bist du gebunden/ an das zug sayl des testators.
- Der herr sprach wer da glaubt in mich den wirt nymmer dürsten in ewigkayt/ das glauben ist sein blut trincken.
- Jhesus sprach/ Der da kompt zu mir den wirdt nymmer hungern in ewigkait.
- Kommen zu dem herren haißt in jn glauben.
- Glauben in jnm ist jn essen wann er ist das brott des lebens.
- Neymant kompt zu dem herrn dann der vatter ziech jn.
- Das zyehen ist von dem vatter durch eynsprechen inn das hertz gelert werden das Jhesus sey Christus.
- Das wort des herren hören/ ist hymel vnd engel speyß essen.
- Die wort sprach Christus/ Die ich red seindt gayst vnnd leben.
- Sant Petter lustet da zu schlemmen da er sagt/ Herr wo sollen wir hin geen/ du hast die wort des lebens.
- Alle tag zwiret soll der mensch zu disem brassen eylen wie er zwiret speyßt den leyb.
- So man glaubt in Christum so ißt man sein flaisch vnnd trinckt sein blut/ der glauben ist das essen vnd trincken.
- Glauben in Christum ist die speyß die ewig werdt.