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2. Timotheus, Kapitel 3

2. Timotheus, Kapitel 3

3:1 Das sollst du aber wissen, daß in den letzten Tagen werden greuliche Zeiten kommen.

3:2 Denn es werden Menschen sein, die viel von sich halten, geizig, ruhmredig, hoffärtig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, ungeistlich,

3:3 lieblos, unversöhnlich, Verleumder, unkeusch, wild, ungütig,

3:4 Verräter, Frevler, aufgeblasen, die mehr lieben Wollust denn Gott,

3:5 die da haben den Schein eines gottseligen Wesens, aber seine Kraft verleugnen sie; und solche meide.
Fromme Formen, aber leere Formen. Frömmigkeit der Schablonen, aber es geht keine Kraft von ihnen aus. Ich will nicht an die denken, die mit Absicht den Schein eines gottseligen Wesens borgen, um andern Sand in die Augen zu streuen, ohne daß sie die Kraft kennen; das sind arme Tropfe, die früher oder später entlarvt werden; die schaden auch nur sich. Gefährlicher für ihre Umgebung sind die andern, die wohl wissen, was es um die wahre Kraft der Gottseligkeit für eine herrliche Sache ist. Aber sie mochten den Einkaufspreis nicht bezahlen: die Hingabe der eigenen Persönlichkeit an Jesus. Darum begnügten sie sich mit dem billigeren Schein, den ein aufmerksamer Kopf sich schnell angewöhnen kann. Nun aber kommt der Betrug; sie lehren mit starker Betonung: das sei das gesunde, richtige Christentum, wie sie es haben. Wer darüber hinaus noch wirkliche Kraft Christi im praktischen Leben und im Überwinden der Sünde haben will, sei ein Schwärmer oder geistlicher Revolutionär. Da ihre Art der Nachfolge Jesu spielend leicht ist, gewinnen sie schnell an Ansehen und können als geistliche Führer weithin das Reich Gottes aufhalten.
In die Kraft statt Heuchelschein führe, Herr, die Deinen selbst von Tag zu Tag besser hinein. Lautlose Kraft statt klappernder Formen gib uns, Herr Jesu. Wir leben von deiner Kraft, wir sehnen uns nach deiner Kraft; offenbare du dich in unserm Leben. Amen. (Samuel Keller)

3:6 Aus denselben sind, die hin und her in die Häuser schleichen und führen die Weiblein gefangen, die mit Sünden beladen sind und von mancherlei Lüsten umgetrieben,

3:7 lernen immerdar, und können nimmer zur Erkenntnis kommen.

3:8 Gleicherweise aber, wie Jannes und Jambres dem Mose widerstanden, also widerstehen auch diese der Wahrheit; es sind Menschen von zerrütteten Sinnen, untüchtig zum Glauben.

3:9 Aber sie werden's in die Länge nicht treiben; denn ihre Torheit wird offenbar werden jedermann, gleichwie auch jener Torheit offenbar ward.

3:10 Du aber bist nachgefolgt meiner Lehre, meiner Weise, meiner Meinung, meinem Glauben, meiner Langmut, meiner Liebe, meiner Geduld,

3:11 meinen Verfolgungen, meinen Leiden, welche mir widerfahren sind zu Antiochien, zu Ikonien, zu Lystra. Welche Verfolgungen ich da ertrug! Und aus allen hat mich der HERR erlöst.

3:12 Und alle, die gottselig leben wollen in Christo Jesu, müssen Verfolgung leiden.

3:13 Mit den bösen Menschen aber und verführerischen wird's je länger, je ärger: sie verführen und werden verführt.

3:14 Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und dir vertrauet ist, sintemal du weißt, von wem du gelernt hast.

3:15 Und weil du von Kind auf die heilige Schrift weißt, kann dich dieselbe unterweisen zur Seligkeit durch den Glauben an Christum Jesum.
Mit großem Vertrauen hat Paulus Timotheus in seine Arbeit hineingeführt und sein Vertrauen hat sich darauf gestützt, dass Timotheus das Alte Testament kannte, nicht als Neuling, der sich erst mühsam in der Schrift zurechtfinden muss, sondern so, dass er von Jugend an beständig mit ihr lebte. Indem er ihm an seiner Arbeit teilgibt, verlangt er von ihm, dass er handeln könne. Wie schwer ist es aber, richtig zu handeln! Dazu ist uns Weisheit unentbehrlich. Weisheit ist diejenige Erkenntnis, die uns zum richtigen Handeln tüchtig macht. Gibt es etwas, was uns weise macht? Paulus sagt: Das tut dir die Schrift. Das ist ihr großes Thema, von dem sie überall redet, was Gerechtigkeit und Sünde sei, was Gottes Weg sei und wohin uns unsere eigenen Wege führen, wie wir gehorchen und wie wir fallen. Die Weisheit, die die Schrift uns gibt, bringt uns die Rettung. Die Gefahr, die aus unserem Handeln, auch aus unserem christlichen Handeln entsteht, ist die, dass wir uns verfehlen und verderben. Wir bedürfen daher diejenige Weisheit, die unseren Willen unter Gottes Willen stellt und unser Werk auf Gottes Werk gründet und uns dadurch vor dem Fall behütet und die Wege uns verschließt, auf denen wir uns verderben. Das schenkt uns die Schrift dadurch, dass sie uns in den Glauben führt. Ob sie von Gottes Werken erzählt oder Israels Irrwege beschreibt, ob sie mir das Gesetz vorhält oder von der kommenden Gnade weissagt, immer ist das ihr Ziel, dass ich mich glaubend zu Gott wende und an ihn mich halte. Der Grund zum Glauben und die Kraft zum Glauben werden mir dadurch gegeben, dass ich Jesus kenne. Wenn ich das, was das alttestamentliche Wort uns gibt, besitze und ihm gehorsam bin, dann wende ich mich nicht zwangsläufig von Jesus weg, sondern bin für die Begegnung mit ihm vorbereitet und fähig gemacht, in seinem Ruf die Stimme des guten Hirten zu hören, so dass sein Wort in mich eingeht und mein Eigentum wird. Hat mich die Schrift zum gläubigen Anschluss an Jesus gerüstet, so hat sie ihr Ziel in mir erreicht und ist für mich zur Spenderin der Weisheit geworden. Wenn mein Wirken in demjenigen Glauben geschieht, der in Christus seinen Grund und Inhalt hat, ist es Gott wohlgefällig, während alles, was nicht aus dem Glauben kommt, sündhaft bleibt.
Mit der ganzen Christenheit danke ich Dir, Vater, auch für das Wort, das Du einst den Alten gegeben hast. Viele Stimmen reden zu mir vom Menschen, seiner Lust und seinem Leib, seiner Heldenhaftigkeit und seiner Eitelkeit. Dein Wort spricht zu mir von Dir und Deiner uns selig machenden Gnade, die uns in Christus zum Glauben führt. Amen. (Adolf Schlatter)

3:16 Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Strafe, zur Besserung, zur Züchtigung in der Gerechtigkeit,
Die christliche Regel von Recht und Unrecht ist das Wort Gottes, die Schriften des Alten und Neuen Testaments; alles, was die Propheten und „die heiligen Vorväter“ schrieben, wie sie vom Heiligen Geist gelehrt wurden; die ganze Bibel, welche durch die Eingebung Gottes geschrieben wurde und nütze ist zur Lehre, d.h. zur Belehrung über den ganzen Willen Gottes; zur Strafe, d.h. zur Bestrafung alles dessen, was Gottes Willen entgegen ist; zur Besserung, zur Züchtigung in der Gerechtigkeit.
Dies ist eine Leuchte für eines Christen Fuß und ein Licht für alle seine Schritte. Dies allein nimmt er an als seine Richtschnur für Recht und Unrecht, oder für das, was wirklich gut oder was böse ist. Er achtet nichts für gut, als was ihm hier anbefohlen ist, entweder geradezu oder durch deutliche Folgerung, und er hält nichts für unrecht, als was hier verboten ist, entweder ausdrücklich oder durch unleugbare Folgerung. Was die Schrift nicht verbietet, und nicht befiehlt, ist für ihn gleichgültig; er hält es an und für sich weder für gut, noch für böse, da sie allein die ganze und einzige äußere Richtschnur ist, nach welcher sich sein Gewissen in allen Dingen richten soll.
Und wenn er sich in der Tat danach richtet, so hat er „den Bund eines guten Gewissens mit Gott.“ Ein gutes Gewissen ist, was sonst von dem Apostel „ein unverletztes Gewissen“ genannt wird. Einmal drückt er sich so aus: „Ich habe mit allem guten Gewissen gewandelt vor Gott, bis auf diesen Tag;“ Apg 23, 1. Ein andermal gebraucht er folgenden Ausdruck: „In demselbigen aber übe ich mich, zu haben ein unverletztes Gewissen, allenthalben gegen Gott und Menschen.“ (Apg 24, 16.)
Es wird aber hinsichtlich dessen schlechterdings gefordert, erstens, ein rechtes Verständnis von Gottes Wort, seines heiligen, wohlgefälligen und vollkommenen Willens, wie er uns in seinem Wort geoffenbart wird. Denn es ist unmöglich, unsern Wandel nach einer Richtschnur zu führen, ohne sie zu verstehen. Zweitens wird erfordert (und wie wenige haben es erreicht!) eine rechte Selbsterkenntnis, eine Kenntnis unseres Herzens und unseres Lebenswandels, unserer Gesinnungen und unseres Tuns und Treibens, da es ja unmöglich ist, solches mit einer Regel zu vergleichen, wenn wir dasselbe nicht kennen. Drittens ist erforderlich eine Übereinstimmung unseres Herzens und Lebenswandels, unserer Gemütsverfassung und Sprache, unserer Gedanken, Worte und Werke mit jener Regel, mit dem geschriebenen Worte Gottes, denn ohne diese Übereinstimmung muß, wenn wir wirklich ein Gewissen haben, dasselbe schlecht sein. Viertens wird gefordert eine innere Wahrnehmung der Übereinstimmung mit unserer Regel, und dieses beständige Wahrnehmen, dieses innere Bewußtsein selbst ist eigentlich ein gutes Gewissen (oder in der Sprache des Apostels ein unverletztes Gewissen gegen Gott und Menschen).
Die geschriebene Offenbarung ist das beste Mittel für vernünftige Überzeugung und jedem der außerordentlichen Mittel weit vorzuziehen, welche, wie viele meinen, weit wirksamer sein würden. Weisheit ist es daher von uns, dieselbe zu benützen, so daß sie eine Leuchte für unseren Fuß und ein Licht für alle unsere Schritte sein möge. Laßt uns daher dafür sorgen, daß unser ganzes Herz und Leben im Einklang damit stehe, daß es der beständige Leitfaden aller unserer Gesinnungen, Worte und Handlungen sei. So werden wir in allen Dingen das Zeugnis eines guten Gewissens gegen Gott bewahren, und wenn unser Lauf vollendet ist, werden wir auch durch Engel in Abrahams Schoß getragen werden. (John Wesley)

3:17 daß ein Mensch Gottes sei vollkommen, zu allem guten Werk geschickt.
Da sagt der Apostel, wozu die Bibel gut. Sie ist zunächst ein Lehrbuch, das meistentheils Geschichten enthält, Geschichten der täglich neuen Erbarmungen Gottes gegen ein gefallenes Geschlecht, oder auch Geschichten, wie ein Vater seinen verlornen Sohn sucht, und denen dann zur Seite die Predigt geht und die Stimme der Weissagung. Dadurch ist sie groß und mannichfaltig, wie die Natur, und o, daß wir nur Verständniß hätten für alle Gaben der Liebe, die Gott uns in seinem Worte niedergelegt hat! Nächst der Lehre übt die heilige Schrift an uns Allen ein Strafamt, sie weckt uns, dräut uns, beschämt uns, und zwar das Alles auf die wirksamste Weise, indem sie dies Alles nicht blos durch ihre Lehre thut, sondern auch durch ihre Geschichte und Exempel. Ihr dritter Ruhm ist die Besserung oder Bekehrung der Menschen, indem sie in ihnen die Bußfertigkeit aus Liebe und Gotteskindschaft aus dem Glauben weckt. Ihr vierter Ruhm ist endlich die Züchtigung oder Erziehung in der Gerechtigkeit, indem sie uns das Ziel deutlich vor Augen malt, und da es einmal ohne Straucheln nicht vorwärts geht, auf dem Wege uns tröstet durch die immer neue Sünderliebe des Herrn, wie durch die Tausende, welche, durch Straucheln hindurch am Ende doch zum Ziele gelangt sind. O köstliches Wort Gottes, wie bist du so reich, so mannichfaltig, so voll Kraft und Segen! Möchte ich nur immer demüthiger und gehorsamer Deine Gottesstimme hören und ihr folgen und mich ihr hingeben, immer treuer sie als das von Gott geordnete Mittel zu meinem Heil benutzen! Es giebt keinen größern Erzieher als den Herrn; Er wird machen, daß auch wir einst für die Ewigkeit werden singen können:
Aus der Enge in die Weite,
Aus der Tiefe in die Höh’
Führt der Heiland seine Leute,
Daß man seine Wunder seh’!
Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


Dem Menschen Gottes, den Gott macht und Gott mit sich in Verbindung hält und Gott als sein Werkzeug braucht, kann es nicht an einem Merkmal fehlen, das ihn kenntlich macht. Er ist, sagt Paulus, zu jedem gütigen, hilfreichen, heilsamen Werk geschickt. Er ist nicht träg; denn Gott ist der Wirkende. Er beschäftigt sich nicht nur mit Gedanken als Forscher und Redner; denn Gott ist nicht nur eine Idee oder ein Denker, sondern der Schaffende. Er betet nicht nur; denn er betet nicht umsonst, sondern empfängt, und weil er empfängt, handelt er. Er ist zu einem boshaften und schädlichen Werk nicht fähig. Wie sollte er andere verderben, wenn er Gottes ist? Er ist das Werkzeug der göttlichen Güte nicht bloß für einzelne Nöte und besondere Bedürfnisse, sondern zu jedem guten Werk bereit. Wirkliche Hilfe wird nicht durch teilweise, zersplitterte Gaben geleistet. Gott sorgt für den Leib und für den Geist; er tröstet und macht froh, heilt den Schaden und gibt Leben. Gibt es ein Mittel, durch das ein Mensch Gottes entsteht? Dankbar sah Paulus auf seine Bibel, weil sie aus uns die Menschen Gottes bereitet, die zu jedem Guten fähig sind. Darum ist sie reich und spricht nicht bloß in einem einzigen Ton zu uns. Sie straft, aber nicht allein, sondern sie lehrt auch. Jenes tut sie, damit wir wissen, was Sünde sei; dieses tut sie, weil sie uns Gottes guten Willen zeigt. Sie straft nicht nur, sondern sie richtet auch auf und erzieht und bildet uns. Sie übt unser Auge, daß wir sehen lernen, weckt unser Ohr, daß wir zum Hören gelangen, macht uns kampftüchtig, so daß wir für das Böse verschlossen sind, macht uns dankbar, so daß wir die Gaben der göttlichen Gnade erkennen und schätzen, macht uns gehorsam und macht uns reich, so daß wir zu geben und zu helfen imstande sind. Darum erwartet Paulus, daß wir alle, wenn wir unsere Bibel zu brauchen wissen, Menschen Gottes werden, die zu jedem guten Werk tüchtig sind. Dazu macht uns die Schrift dadurch, daß sie uns zu Christus führt und uns in ihm den zeigt, in dem wir den Glauben empfangen.
Was du tust, Vater, hat immer ein großes und herrliches Ziel. Darum gibst du allen, die du mit deiner Gnade beschenkst, einen vollen Beruf. Gibst du mir viel Arbeit, so habe ich auch viel zu bitten, und ich bringe dir, der du weißt, was ich bedarf, meine Bitten dar. Amen. (Adolf Schlatter)

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