Zuletzt angesehen: Galater, Kapitel 5

Galater, Kapitel 5

Galater, Kapitel 5

5:1 So bestehet nun in der Freiheit, zu der uns Christus befreit hat, und lasset euch nicht wiederum in das knechtische Joch fangen.
Diese „Freiheit“ macht uns frei zur Aneignung der himmlischen Botschaft in Gottes Wort. Hier, liebe gläubige Seele, ist eine köstliche Schriftstelle für dich: „So du durchs Wasser gehest, will ich bei dir sein.“ Das ist dir frei geschenkt. Hier eine andre: „Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen; aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der Herr, dein Erbarmer;“ auch das ist dir frei geschenkt. Du bist ein willkommener Gast bei dem Abendmahl der Verheißungen. Die Heilige Schrift ist eine unerschöpfliche Schatzkammer, gefüllt mit unabsehbaren Reichtümern der Gnade. Sie ist die Wechselbank des Himmels, du kannst Wechsel auf dieselbe ziehen, so viel und so hoch du nur immer willst, es wird dir alles ohne Abzug oder Einsprache ausbezahlt. Komm nur im Glauben, so bist du willkommen geheißen zum Empfang jeder Bundesgnade. Es gibt keine Verheißung im Wort, deren Erfüllung dir verweigert würde. In den tiefsten Trübsalen kann solche Freiheit dich aufrichten; inmitten der Wogen der Traurigkeit kann sie dich erquicken; wenn dich Pfeile umschwärmen, sei sie dein Trost. Sie ist deines Vaters Liebeszeichen; dir steht alles zu jeder Zeit offen. Du hast auch freien Zugang zum Gnadenthron. Welches auch unsre Wünsche, unsre Nöte seien, so dürfen wir alles offen vor Ihm dalegen. Es ist einerlei, wie viel oder wie schwer wir gesündigt haben, so dürfen wir dennoch stets um Vergebung flehen und darauf zählen, dass sie uns zuteil wird. Es hat nichts zu sagen, wie arm wir seien, wir dürfen uns auf seine Verheißung berufen, dass Er in allem Nötigen für uns sorgen will. Wir haben Erlaubnis, zu jeder Zeit und Stunde zu seinem Gnadenstuhl hinzutreten, es sei in der dunkeln, mitternächtigen Stunde oder in des Mittags brennender Schwüle. Brauche dein Recht, gläubiger Christ, und lebe auf der Höhe deiner Freiheit. Du hast freien Anteil an allem, was in Christo von Schätzen angesammelt ist: Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung. Es kommt nicht darauf an, was du bedarfst, denn in Christo ist Fülle die Genüge, und sie ist in Ihm für dich vorhanden. O, welch eine Freiheit ist dir geschenkt! Freiheit von der Verdammnis, Freiheit zur Aneignung aller Verheißungen, freier Zugang zum Thron der Gnade, und endlich Freiheit, den Himmel zu ererben! (Charles Haddon Spurgeon)

5:2 Siehe, ich, Paulus, sage euch: Wo ihr euch beschneiden lasset, so nützt euch Christus nichts.

5:3 Ich bezeuge abermals einem jeden, der sich beschneiden läßt, daß er das ganze Gesetz schuldig ist zu tun.

5:4 Ihr habt Christum verloren, die ihr durch das Gesetz gerecht werden wollt, und seid von der Gnade gefallen.

5:5 Wir aber warten im Geist durch den Glauben der Gerechtigkeit, auf die man hoffen muß.

5:6 Denn in Christo Jesu gilt weder Beschneidung noch unbeschnitten sein etwas, sondern der Glaube, der durch die Liebe tätig ist.
Paulus hat seinen Gemeinden gesagt: für eure Verbundenheit mit dem Christus trägt weder eure jüdische noch eure griechische Art etwas aus. Sie einigt euch nicht mit ihm und trennt euch nicht von ihm. Durch Christus ist euch einzig der Glaube, der Christus anhängt, zum Quell der Kraft und des Lebens, zum Bund mit Gott und zum Anteil an seinem Reich gemacht. Nun haben wir aber auch eine Aufgabe an den Menschen. Wie steht es mit ihr, wenn der Glaube meinen Blick zum Vater emporhebt und mein Verlangen zu seinem Sohn hinzieht und mich der Leitung seines Geistes gehorsam macht? Würde mich der Glaube, weil er das sucht, was droben ist, untätig machen, so machte er mich unfähig für das, was meine Stellung in der Welt von mir verlangt. Aber diese Sorge ist töricht. Denn der Glaube macht jeden, der ihn hat, tätig, weil er eine Gehilfin bei sich hat, die zu jeder Arbeit willig und tüchtig ist. Das ist die Liebe. Sie wird in uns geboren, sowie uns der Glaube gegeben ist. Christus gibt sie jedem, den Er im Glauben an sich zieht. Dadurch zieht er mich ja weg von dem, was ich selber bin, nimmt meinem eigensüchtigen Willen die Herrschaft über mich, zeigt mir Gottes Herrlichkeit, bringt mir Gottes Liebe und gewährt mir Gottes Gaben. Liegt der Grund meines Lebens nicht mehr in mir, sondern über mir, so ist auch das Ziel meines Handelns aus mir heraus verlegt und über mich emporgestellt. Die Liebe ist aber ein tätiger Wille; sie sucht nicht nur Ziele und Mittel zum Werk, sondern sie findet sie auch. Denn sie gibt mir das sehende Auge, das sich wach zu den anderen wendet, und füllt mir die gebende Hand, die ihnen reicht, was heilsam ist. Darum weil der Glaube die Liebe bei sich hat, gibt er uns die Tüchtigkeit, die in treu vollbrachter Arbeit unseren Beruf erfüllt.

Alles, was ich bedarf, wird mir, mein Gott, in Deinem Wort gezeigt und durch Deine Hilfe geschenkt. Vor Dir brauche ich den festen Stand, den Stand des Kindes in Deinem Haus. Du gibst ihn mir, weil ich Dir glauben darf. Ich brauche aber auch Trieb und Kraft für mein Werk. Du gibst sie mir, weil Du die Liebe bist und sie denen gibst, die Dich kennen. Ich begehre nach Deinen Gaben. Fülle meine Tage mit einem redlichen Werk, das Deinen Willen tut. Amen. (Adolf Schlatter)

5:7 Ihr liefet fein. Wer hat euch aufgehalten, der Wahrheit nicht zu gehorchen?

5:8 Solch Überreden ist nicht von dem, der euch berufen hat.

5:9 Ein wenig Sauerteig versäuert den ganzen Teig.

5:10 Ich versehe mich zu euch in dem HERRN, ihr werdet nicht anders gesinnt sein. Wer euch aber irremacht, der wird sein Urteil tragen, er sei, wer er wolle.1)

5:11 Ich aber, liebe Brüder, so ich die Beschneidung noch predige, warum leide ich denn Verfolgung? So hätte ja das Ärgernis des Kreuzes aufgehört.

5:12 Wollte Gott, daß sie auch ausgerottet würden, die euch verstören!

5:13 Ihr aber, liebe Brüder, seid zur Freiheit berufen! Allein sehet zu, daß ihr durch die Freiheit dem Fleisch nicht Raum gebet; sondern durch die Liebe diene einer dem andern.

5:14 Denn alle Gesetze werden in einem Wort erfüllt, in dem: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“

5:15 So ihr euch aber untereinander beißet und fresset, so seht zu, daß ihr nicht untereinander verzehrt werdet.
Zerbrochenes, zersplittertes Wesen hat nicht Gottes Art an sich. Er ist Einer und hat auch unser inwendiges Leben in eine starke Einheit zusammengebunden, die der Zerstückelung in eine Menge von Anliegen widerstrebt. Darum bewährt das göttliche Gesetz seine göttliche Art dadurch, dass es durch ein einziges Gebot zu uns spricht, weil alles, was Gott von mir begehrt, aus einer einzigen Wurzel kommt. Diese Wurzel für jede richtige Tat ist die Liebe. Das Gesetz stellt jede Bosheit, durch die ich die anderen schädige und verderbe, unter sein verdammendes Urteil. Wo aber die Liebe ist, entstehen nicht Bosheiten; sie schädigt nicht, sondern hilft. Das Gesetz verbindet uns zur Gemeinschaft durch das Recht. Wenn ich aber in der Liebe handele, wird alles, was die Gerechtigkeit verlangt, von mir getan. Denn die Liebe zerreißt die Gemeinschaft nicht, aus der das Recht der anderen entsteht, sondern erhält sie und stellt sie auch da her, wo sie noch nicht ist oder zerbrochen worden ist. Auch das, was das Gesetz uns als unseren Gottesdienst vorschreibt, hat darin sein Ziel, dass wir einander lieben wie uns selbst und zwischen uns keine bösen Unterschiede aufrichten, weil wir Gottes Gabe nicht nur für uns selber suchen und empfangen können. Gott umfasst uns alle mit derselben Gnade und gibt einem jeden seine Gaben dazu, damit er mit ihnen den anderen diene. Tun wir dies, so ist das Gesetz erfüllt.
Du, Herr, unser Gott, gabst mir meinen Platz unter den Meinen, gabst mir meine Stelle in unserem Volk und gabst mir Heimatrecht in unserer Kirche. Du gabst mir dadurch Nächste, denen ich nahe sein darf. Nun gib mir zur Pflicht auch den Willen, zum Beruf die Kraft, zur Arbeit die Liebe, ohne die sie ein totes Werk und leere Mühsal bleibt. Bei Dir klopfe ich an; fülle meine leeren Hände. Amen. (Adolf Schlatter)

5:16 Ich sage aber: Wandelt im Geist, so werdet ihr die Lüste des Fleisches nicht vollbringen.
Bist du ein geistgesalbter Jünger des Herrn geworden, so wandelst du im Geiste. Wie das Wasser dazu da ist, dass du deinen Durst damit stillest, also ist auch der Heilige Geist da, deinen Durst und Hunger zu stillen, dich zu sättigen mit dem Leben Gottes. So ist das Wort deine unentbehrliche Nahrung, es ist täglich die Weide und Freude deiner Seele. Es ist wunderbar, wie direkt der Herr mit dir verkehren will. Die Verbindungslinie ist hergestellt. Du darfst beten im Geiste und in der Wahrheit, und Gott hat Macht und Einfluss über dich gewonnen. Er kann dir Seinen Willen kundtun, dich belehren, dir wunderbare Kräfte mitteilen und dich leiten nach Seinem Wohlgefallen. „Jünger“ ohne Salbung glauben auch an die Gegenwart Gottes, aber sie merken diese nicht; sie haben kein tatsächliches Bewusstsein davon. Sie können noch Dinge tun, die sie gewiss nicht täten, wenn sie ihren Herrn gegenwärtig wüssten. Gesalbten Jüngern kann der Herr antworten auf die Gebete, ihnen kann Er sich als der Lebendige offenbaren. Still harren auf Gott und auf Seine Winke achten, das ist köstlich. Es ist gewiss, dass alle aufrichtigen Jünger Christi sich sehnen nach tieferem Leben aus dem Geiste und es ist noch viel gewisser: der große Erzieher ist unablässig bemüht, sie so zu gründen in der Gnade, dass sie die Lüste dieser Welt überwinden. O, mache es deinem Herrn möglich, dich zu erfüllen mit Seinem Geiste! Eine größere Freude könntest du Ihm nicht bereiten. Er harrt deiner; lass Ihn wirken. (Markus Hauser)


Geh, sagt mir Paulus, geh dahin, wohin dich der Geist leitet. Bleibe nicht unbeweglich liegen, obwohl du siehst, was recht und gut ist, weil der Geist dein Auge hell macht, und obwohl sich der Wunsch deines Herzens vom Geist bewegt nach dem streckt, was er dir zeigt. Bewege dich, weil der Geist dich bewegt. Wolle, weil und wie der Geist das Wollen in dir schafft. Handle, da der Geist dir dazu das Vermögen gab. Den Geist zu haben, hilft dir nicht, sondern der Leitung des Geistes zu gehorchen und dem reinen Trieb des Glaubens und der Liebe untertan zu bleiben, entschlossen und ganz, das ist die Lösung der Frage, die ernst und groß aus meinem Christenstand entsteht. Das ist der herrliche Abschluss des apostolischen Evangeliums und seine Verschiedenheit von jeder anderen Frömmigkeit, dass es mir etwas Heiliges und Göttliches zeigen kann, das mir inwendig gegenwärtig und mir selbst gegeben ist, von dem ich mich leiten lassen darf in der dankbaren Zuversicht, es führe mich sicher auf Gottes Weg.
Ich bete zu Dir, Herr Gott, damit mein Wille Dir untertan sei, eins mit Deinem guten Willen. Ich fürchte, dass ich Deine heilsame Gabe ungebraucht lasse und mich gegen Deine Leitung sträube. Weil ich vor mir mich fürchte, komme ich zu Dir und bitte Dich: Führe mich mit jedem Tag einen Schritt voran auf Deinem Weg. Amen. (Adolf Schlatter)

5:17 Denn das Fleisch gelüstet wider den Geist, und der Geist wider das Fleisch; dieselben sind widereinander, daß ihr nicht tut, was ihr wollt.
In jeder gläubigen Seele ist ein beständiger Kampf zwischen dem alten und neuen Menschen. Der alte Mensch ist gar rührig und nimmt jede Gelegenheit wahr, wo er mit den tödlichen Waffen seiner furchtbaren Rüstung gegen die neugeborne Gnade zu Felde ziehen kann, während auf der andren Seite der neue Mensch stets auf der Hut ist, wie er seinem Feinde kräftigen Widerstand zu leisten und ihn zu vernichten vermöchte. Die Gnade in uns ficht mit den Waffen des Gebets, des Glaubens, der Hoffnung, der Liebe, um das Böse niederzuwerfen; sie ergreift den „Harnisch Gottes“ und ringt aus aller Kraft. Diese beiden feindseligen Naturen hören nicht auf, miteinander zu kriegen, solange wir in der Welt leben.
Der Kampf des Pilgers „Christ“ mit dem Riesen „Apollyon“ dauerte drei Stunden, aber der Kampf des Christen mit sich selber währt die ganze Reise hindurch von der „engen Pforte“ an bis zum Jordanstrom. Der Feind hat sich in uns so fest verschanzt, dass er nicht kann vertrieben werden, solange wir im Leibe sind; aber obgleich wir eng eingeschlossen sind, und häufig in schwere Kämpfe verwickelt werden, so haben wir doch einen allmächtigen Helfer und Heiland, Jesum, den Herzog unsrer Seligkeit, welcher allezeit bei uns ist und uns die Versicherung gibt, dass wir in dem allen weit überwinden um seinetwillen. Mit einem solchen Verbündeten ist die neugeborne Natur ihren Feinden weit überlegen. Kämpfst du heute mit deinem Widersacher? Stehen Satan, Welt und Fleisch gegen dich? Werde nicht matt noch mutlos! Kämpfe fort! denn Gott selbst stehet dir bei: Jehovah Rissi ist dein Panier, und Jehovah Rophi ist der Herr, dein Arzt, der Heiler deiner Wunden. Fürchte dich nicht, du musst überwinden; denn wer kann wider den Allmächtigen bestehen? Kämpfe fort, im „Aufsehen auf Jesum“; und sei der Streit auch lang und hart, siehe, so wird dein Sieg herrlich, und dein Verheißungslohn lieblich sein. (Charles Haddon Spurgeon)

5:18 Regiert euch aber der Geist, so seid ihr nicht unter dem Gesetz.
Wer aus einem gesetzlichen Standpunkte auf seinen Gemütszustand und Wseine geistliche Stellung blickt, muss sich nicht nur eGntesmetüzetnsz,u wsteannnd eur nand den Schluss seiner Abrechnung kommt, sondern wenn ihm nicht Weis- heit mangelt, so erschrickt er schon im Anfang; denn wenn wir sollten gerichtet werden nach dem Maßstab des Gesetzes, so würde kein lebendiges Fleisch gerecht. Wie köstlich darum, dass wir wissen, wir wohnen im Reiche der Gnade und nicht des Gesetzes! Wenn ich vor Gott meines Zustandes eingedenk bin, so lautet die Frage nicht: „Bin ich in mir selber vollkommen vor dem Gesetz?“ sondern: „Bin ich ein vollkommener Mensch in Christo Jesu?“ Das ist ein sehr großer Unterschied. Wir brauchen nicht zu fragen: „Bin ich von Natur sündlos?“ sondern: „Bin ich abgewaschen in dem Born, der uns geöffnet ist wider die Sünde und Unreinigkeit?“ Es heißt nicht: „Bin ich aus eigenem Verdienst Gott angenehm?“ sondern: „Bin ich angenehm gemacht in dem Geliebten?“ Der Christ betrachtet vielleicht die Gründe für seine Seligkeit vom Gipfel des Berges Sinai herab und wird bange für seine Erlösung; es wäre besser, wenn er seine Heilsversicherung unter dem Strahl des Kreuzes läse. „Siehe,“ spricht er, „mein Glaube ist mit Zweifeln vermischt, er kann mich unmöglich erretten.“ Hätte er aber statt seines Glaubens den Gegenstand seines Glaubens ins Auge gefasst, so würde er gesagt haben: „Es ist kein Tadel an Ihm, und darum bin ich wohl geborgen.“ Er seufzt über seine Hoffnung: „Ach, meine Hoffnung ist befleckt und verdüstert von einer ängstlichen Sorge um das Zeitliche; wie kann ich angenehm sein?“ Hätte er auf den Grund seiner Hoffnung geblickt, so hätte er gesehen, dass Gottes Verheißung fest steht, und dass trotz aller unsrer Zweifel sein Eid und seine Zusage nimmer ausbleiben. Ach, gläubige Seele, es ist für dich immer besser, wenn du vom Heiligen Geist zur evangelischen Freiheit geführt wirst, als wenn du die Fesseln des Gesetzes trägst. Halte dich an das, was Christus ist, und nicht an das, was du bist. Der Satan möchte gern deinen Frieden zerstören und erinnert dich an deine Sünden und Mängel; du kannst seinen Anklagen nichts andres entgegenhalten, als dass du treu festhältst am Evangelium. (Charles Haddon Spurgeon)

5:19 Offenbar sind aber die Werke des Fleisches, als da sind: Ehebruch, Hurerei, Unreinigkeit, Unzucht,

5:20 Abgötterei, Zauberei, Feindschaft, Hader, Neid, Zorn, Zank, Zwietracht, Rotten, Haß, Mord,

5:21 Saufen, Fressen und dergleichen, von welchen ich euch zuvor gesagt und sage noch zuvor, daß, die solches tun, werden das Reich Gottes nicht erben.
Es werden hier aber zu den Werken des Fleisches nicht blos solche gezählt, die auf gröbliche Weise gegen das sechste Gebot sind, nicht blos die Unkeuschheitssünden im ehelichen und ledigen Stande, sondern auch viele andere, welche die Welt nicht dazu rechnet, zum Beispiel: Abgötterei, Zauberei, Feindschaft, Hader, Neid, Zorn, Zank, Zwietracht, Rotten, Haß. Wohl zu merken ist auch, daß uns hier nicht ein vollständiges Namen-Verzeichniß sämmtlicher Werke des Fleisches gegeben wird, sondern daß es nach Aufzahlung dieser böser Siebenzehn heißt: „und dergleichen;“ wodurch es unserm Nachdenken überlassen wird, was den aufgezählten Werken gleich und ihnen zuzuzählen sei. Vor allem aber ist wohl zu beachten, wie der Apostel von solchen und dergleichen Werken zuvorgesagt hat, und noch zuvorsagt, „daß, die solches thun, das Reich Gottes nicht ererben werden.“ Darum lasse sich doch keiner verführen mit vergeblichen Worten, womit die Kinder der Welt das Schädliche und Schändliche solcher Werke überhaupt, oder doch unter gewissen Umständen sich ausreden. Es lasse sich vielmehr ein jeder durch diese Warnung in eine heilsame Scheu und Abscheu vor solchen Werken versetzen, die für ihn den Verlust des ewigen Erbes nach sich ziehen. Fliehet die Werke des Fleisches, ihr, die ihr geistlich gesinnet seid! Alle Unkeuschheit in Gedanken, Worten und Werken, alle die stummen Sünden, die auch sogar schändlich sind zu sagen, werden euch um eure Kindschaft bei Gott, um euer herrliches Kindestheil und Kindeserbe bringen. Alle Götzendiener und Zauberer will der Herr aus seinem Volke ausrotten; darum hütet euch, daß ihr eures Herzens Furcht, Liebe und Vertrauen nicht von dem lebendigen Gott ab und auf etwas anderes im Sichtbaren oder Unsichtbaren wendet; denn Ungehorsam ist eine Zaubereisünde, und Widerstreben ist Abgötterei und Götzendienst; verflucht ist der Mann, der sich auf Menschen verläßt, und hält Fleisch für seinen Arm, und mit seinem Herzen vom Herrn weicht. Alle Feindschaft, die das Herz hegt gegen irgend einen; aller Hader, der in böse Worte ausbricht; aller Neid, der dem andern sein Gutes mißgönnt; aller Zorn, der nicht thut was recht ist; aller Zank, der da ist ein stätiges Tricksen; alle Zwietracht, die über dem Unfrieden hält; alle Rotten, da man sich absondert, zu thun, was ihm gelüstet und sich setzet wider alles, was gut ist; aller Haß, auf dem der Mord sitzt, wie der Baum auf seiner Wurzel; alles Fressen und Saufen zur Wollust und Zeitvertreib; und dergleichen was zur Augenlust, zur Fleischeslust und zum hoffärtigen Leben gehört - das gebieret den Tod, das lasset nicht von euch gesagt sein, nachdem euch zuvor gesagt ist, daß, die solches thun, das Reich Gottes nicht ererben werden. Darum sehet zu, daß ihr durch den Geist des Fleisches Geschäfte tödtet, so werdet ihr leben (Röm. 8, 13.). So ermahnet euch durch des Apostels Mund die wesentliche Weisheit, welche auch zu euch warnend spricht: „Wer an mir sündiget, der verletzet seine Seele. Alle, die mich hassen, lieben den Tod“ (Spr. Sal. 8, 36.). (Carl Johann Philipp Spitta)

5:22 Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit. 2)
Was aus dem Fleische, aus der verderbten sündlichen Adamsnatur kommt, das nennt der Apostel Werke des Fleisches; was aber aus dem neuen Leben eines mit Christo verbundenen Menschen kommt, das nennet er nicht Werk, sondern Frucht; denn es ist wie die Frucht eines Baumes, gepflanzet an den Wasserbuchen; es ist nichts Erzwungenes und Gemachtes daran, sondern leichte, freie Aeußerung des Geistestriebes im Herzen des wiedergeborenen Menschen. Auch redet er nicht von Früchten als von verschiedener Art, sondern von Frucht als von einerlei Art an einem Baume, wenn schon in mancherlei Gestalt und Farbe wachsend. Es ist ja auch ein Herr und ein Geist, und also auch einerlei Frucht, allen gemeinsam, die des Herrn und seines Geistes theilhaftig sind. Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Liebe Gottes und des Nächsten; denn wer da liebet den, der ihn geboren hat, der liebet auch den, der von ihm geboren ist. Wo aber Liebe ist, da ist auch Freude, heilige, innige, herzliche Freude an des lieben Gottes Wort, Willen, Geboten und Wegen, so wie an allen seinen guten und vollkommenen Gaben. Da ist auch Friede, ein Friede Gottes, höher denn alle Vernunft, ein Friede von dem, der da ist und der da War und der da kommt, der also das Herz stillet nicht nm wegen dessen, was da ist, sondern auch wegen dessen, was vergangen und zukünftig ist Da ist auch Geduld, die unter der Last, die Gottes verborgene Güte oder der Menschen offenbare Gebrechlichkeit zu tragen auslegt, still und hoffend dahingeht. Da ist auch Freundlichkeit, die als ein Wiederschein des von der Freundlichkeit des Herrn angestrahlten Herzens, nicht nur mit freundlichem Anblick, freundlichem Wort und freundlicher Handreichung den Nächsten erfreuet, sonder n ihn auch freundlich schlagen und strafen kann, daß es ihm so wohl thut, als ein Balsam auf seinem Haupt. Da ist auch Gütigkeit nach dem Vorbilde dessen, der gütig ist über die Undankbaren und Boshaftigen, der da einfältiglich giebt jedermann und rücket's niemand auf. Da ist auch Glaube, nämlich Treue oder Glaube in dem Sinne, wie es Ps. 146, 6. von Gott heißt, daß er Glauben ewiglich hält; oder wie von jenen redlichen Arbeitern gerühmt wird (2 Kön. 12, 15.): „sie handelten auf Glauben,“ also Zuverlässigkeit, die ohne Wandel einhergeht und recht thut, und redet die Wahrheit von Herzen. Da ist auch Sanftmuth, welche die Bösen trägt und den Fehlenden zurecht hilft; welche ohne Heftigkeit sich verantwortet und ohne Bitterkeit das Unrecht leidet; die ihre Weise nicht von der Welt, sondern von dem lernet, der da sanftmüthig und von Herzen demüthig ist. Da ist endlich auch Keuschheit, die sich von aller Befleckung des Geistes und des Fleisches reinigt; sich alles dessen enthält, was wider die Seele streitet; vielmehr das Fleisch kreuziget sammt den Lüsten und Begierden; die, weil sie bedenkt, wie theuer wir erkauft sind, Gott preiset an ihrem Leibe und in ihrem Geiste, welche sind Gottes. Das ist die Frucht des Geistes. O Herr Jesu, laß uns in dir bleiben, und bleibe du in uns, damit wir viel Frucht des Geistes bringen. Außer dir bringen wir Frucht, welcher wir uns schämen müssen. Aber in dir gepflanzet und eingewurzelt, werden wir genannt werden Bäume der Gerechtigkeit, Pflanzen des Herrn, zum Preise (Jes. 61, 3.). (Carl Johann Philipp Spitta)


Die Früchte des Geistes sind von Ihm selbst unzertrennlich. Wo Er ist, da sind auch die Früchte; wo Er nicht ist, da sind auch Seine Früchte nicht. Selbsterrungenes hält in dieser Hinsicht nicht lange; nur was ein Ausfluss des innewohnenden Heiligen Geistes ist, trägt den Stempel des Göttlichen und ist ein bleibendes Gut. Die selbsterhaltende Kraft des Geistes wohnt solchen Schäden inne. Sobald der Heilige Geist von einem Gläubigen zu weichen genötigt ist, verschwinden auch Seine köstlichen Früchte; sie fallen ab, weil dem dürre gewordenen Baume der Lebenssaft mangelt. Je völliger der Heilige Geist einen Christen erfüllt, desto reichlicher zeigen sich auch die Früchte. Liebe, Freude, Friede, Trost, Gewissheit, Wahrhaftigkeit, Reinheit, Gebetsdrang, Lob und Anbetung, das sind einige Früchte des Geistes. Das unentwegte Festhalten an Jesus, dem seligmachenden Heil, ist auch eine Frucht der empfangenen Geistestaufe. Das Zweifeln und Schwanken hört auf, wo Er das Herz erfüllt. Wer die Früchte nicht bei sich findet, ist unglücklich, weil eben das Wort Gottes es jedem Aufrichtigen klarmacht, dass sie vorhanden sein sollten. Es ist aber vergebliche Mühe, sein Auge auf die Früchte zu richten und nach diesen zu ringen. Des Herzens Sehnen geht nach dem Geiste Er ist es, der vollkommen befriedigt. Um denselben zu bitten, leitet uns der Herr an; und Er selbst, der Heilige Geist, liebt uns und will uns völlig und bleibend erfüllen. Wiedergeborene müssen also nicht nach einzelnen Früchten, sondern nach dem Heiligen Geiste selbst trachten. (Markus Hauser)

5:23 Wider solche ist das Gesetz nicht.

5:24 Welche aber Christo angehören, die kreuzigen ihr Fleisch samt den Lüsten und Begierden.
Paulus hatte Gal. 5,19.20.21. siebenzehn Gattungen von offenbaren Werken des Fleisches namhaft gemacht, unter welchen die vier ersten so beschaffen sind, daß der Mensch dadurch an seinem eigenen Leibe sündiget, 1 Kor. 6,18. Das fünfte Werk des Fleisches ist unmittelbar wider Gott gerichtet, die zehn folgenden aber unmittelbar wider den Nächsten, denn was in unserer Bibel Zauberei heißt, ist eigentlich heimliche Vergiftung. Durch die zwei letzten aber ist eine Versündigung, wodurch man theils wider seine eigene Natur wüthet, theils den Seinigen Unrecht anthut, angedeutet. In Ansehung aller dieser Werke des Fleisches sagt Paulus, daß, die solches thun, das Reich Gottes nicht ererben. Hernach aber spricht er: welche aber Christo angehören, halten ihr Fleisch sammt den Leidenschaften und Begierden gekreuzigt. Wenn man diese Worte auch nur obenhin ansieht, so kann man daraus abnehmen, daß diejenigen, die Christo angehören, jene Werke des Fleisches nicht thun. Paulus redet aber hier von dem Fleisch, und von seinen Leidenschaften und Begierden. Das Fleisch, dessen Werke die V. 19.20.21. benannten Sünden sind, und welchem V. 22. der Geist entgegengesetzt wird, ist die verderbte menschliche Natur, welche auch noch von denen, die Christi sind, oder Christo angehören, empfunden wird. Die verderbte Natur hat ihre Leidenschaften und Begierden. Jene sind weniger willkürlich als diese, wiewohl die Verschuldung des Menschen, welcher die Leidenschaften bei sich hat entstehen lassen, sehr groß ist. Eine jede Begierde wird zu einer Leidenschaft, wenn sie oft ausgeübt wird, und durch die oftmalige Ausübung erstarkt und heftiger wird. Wer die Unreinigkeit und Unzucht, von welcher Paulus V. 18. redet, mehrmals ausübt, ja wer auch gewohnt ist, im Ehestand unmäßig zu handeln, geräth in die Lustseuche oder in eine Leidenschaft der Lust hinein, 1 Thess. 4,5. Welch‘ eine Gewalt hat nicht der Neid, der Zorn, die Sauflust über die Menschen, wenn sie sich diesen Sünden durch eine lange Gewohnheit ergeben haben! Wenn nun diejenigen, die Christo angehören, sich vor ihrer Bekehrung dergleichen Leidenschaften zugezogen haben, welche bei vorkommenden Gelegenheiten wieder aufwachen wollen, und wenn sie überdieß böse Begierden, welche nicht so heftig sind, in sich spüren, so halten sie ihr Fleisch sammt den Lüsten und Begierden gekreuziget. Warum aber gekreuziget? Darum weil der glaube an Christum den Gekreuzigten, und der Eindruck, den man bei dem Aufschauen auf Ihn von Seinem Leiden, Kreuz und Tod bekommt, das einzige kräftige Mittel sit, die bösen Leidenschaften und Begierden des Fleisches zu dämpfen. Paulus sagt deßwegen Gal. 6,14. auch in Ansehung der Welt, die locken und schrecken kann: es sei ferne von mir rühmen, denn allein von dem Kreuz unsers HErrn Jesu Christi, durch welchen mir die Welt gekreuziget ist, und ich der Welt. Wer also kein Sklave seiner bösen Affecte und Begierden werden, und gegen die verführerische Welt gesichert sein will, muß im Glauben an den gekreuzigten Heiland leben, und darf sich von diesem Heiland mit seinem Herzen nie entfernen. (Magnus Friedrich Roos)

5:25 So wir im Geist leben, so lasset uns auch im Geist wandeln.
Das Allerwichtigste in unserem Christentum ist das Leben des Glaubens und der Wandel des Glaubens. Wer beides recht verstehen will, ist nicht weit davon, ein Meister in der Erfahrung über göttliche Dinge zu sein, denn es sind Lebensfragen für einen Christen. Du findest nie wahren Glauben ohne wahre Gottesfurcht; auf der andern Seite begegnest du nie einem wahrhaft heiligen Leben, das nicht in einem lebendigen Glauben an die vollkommene Gerechtigkeit Christi wurzelt. Wehe denen, die das eine suchen ohne das andre! Es gibt manche, die den Glauben bauen und die Heiligung vergessen; sie sind vielleicht in der richtigen Erkenntnis sehr weit gefördert, aber sie stecken tief in der Verdammnis, denn sie halten die Wahrheit auf in Ungerechtigkeit; und es gibt andre, die nach der Heiligkeit des Lebens trachten, aber den Glauben verleugnen, wie vorzeiten die Pharisäer, von denen der Herr sagt, sie wären „übertünchte Gräber“. Wir müssen Glauben haben, denn das ist der Grundstein; wir müssen ein heiliges Leben führen, denn das ist der Aufbau. Wozu nützt einem Menschen die bloße Grundfeste eines Hauses zur Zeit des Ungewitters? Kann er sich darin bergen? Er bedarf eines Hauses, das ihn deckt, gleichwie das Haus selber eines Grundes bedarf. Ebenso bedürfen wir den Oberbau des geistlichen Lebens, wenn wir in den Tagen des Zweifels wollen Trost und Ruhe finden. Aber sucht kein heiliges Leben ohne Glauben, denn das hieße ein Haus aufrichten, das keinen dauernden Schutz verleiht, weil es nicht auf den Fels gegründet ist. Lass Glauben und Leben zusammenwirken, so werden sie wie die beiden Widerlager eines Brückenbogens, unsrer Frömmigkeit Festigkeit und Dauer gewähren. Gleichwie Licht und Wärme von derselben Sonne ausstrahlen, so sind beide, Glauben und Leben, gleich segensreich. Gleich den beiden Säulen des Tempels, Jachin und Boas, sind sie ein Schmuck der Herrlichkeit. Sie sind zwei Ströme, die dem Born der Gnade entspringen; zwei Lampen, mit dem Öl des Heiligtums gefüllt; zwei Ölbäume, vom Tau des Himmels befeuchtet. O Herr! schenke uns heute das innere verborgene Leben aus Dir, so wird es sich nach außen offenbaren zu Deiner Verherrlichung! Gib uns die Gnade, dass wir im Geiste leben, so werden wir auch im Geiste wandeln und Dir Früchte des Geistes tragen, als Reben an Dir, dem Weinstock! (Charles Haddon Spurgeon)


Wir müssen alles vermeiden, was das Geistesleben hemmen, lahmen und einschränken könnte. Bitten wir mehr um den Heiligen Geist, so wird unser Umgang mit Gott inniger; wir können Ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten, und Er findet uns offen, wenn Er sich uns offenbaren und mitteilen will. Es ist gar nicht gleichgültig, ob wir das Leibesleben oder das Geistesleben in den Vordergrund stellen. Des Heiligen Geistes Kraft strömt uns zu, die Lichtwelt Gottes tritt uns nahe, und so wird unser inneres Leben gepflegt und genährt. Steht der erneuerte Geist mit dem Heiligen Geiste in reger und inniger Gemeinschaft, so gibt es ein rechtes Wachstum des geistlichen Lebens. Leib und Seele werden von Gottes Geiste beherrscht. Alle Bekehrten müssen echte Geistliche werden; geistlich, nicht fleischlich müssen Gotteskinder sein. Sie sind fleischlich, wenn die Seele auf die sinnlichen Dinge gerichtet ist, und geistlich, wenn der Heilige Geist die Seele beherrscht, so dass dieses Geistesleben deutlich zu erkennen ist. Was Ruhe in Gott und was Friede ist, das wissen wir erst recht, wenn Geist, Seele und Leib von Gottes Geist so durchweht sind, dass wir Gott im Geiste dienen. Werde dir über die Bestimmung des Leibes, der Seele und des Geistes recht klar und stelle dich unter die Zucht und unter die Leitung des Heiligen Geistes. Er will Leib, Seele und Geist der Vollendung entgegenführen. Aber nur denen, die im Geiste wandeln, kann Er sich offenbaren. (Markus Hauser)

5:26 Lasset uns nicht eitler Ehre geizig sein, einander zu entrüsten und zu hassen.
Hier sehe ich, was erfordert wird, wenn ich ein Christ sein und dem Heilande angehören will: kreuzigen mein Fleisch sammt den Lüsten und Begierden. Unter Fleisch ist die Erbsünde zu verstehen oder das ganze innere Verderben, und Lüste und Begierden sind die Regungen und Gedanken, welche aus der bösen Lust und Erbsünde entstehen, der Stolz, die Wollust, die Eigenliebe, der Zorn, die irdische Weltliebe. Diese Lüste und Begierden soll ich kreuzigen, d.h. nicht blos verhüten, daß sie in keine bösen Thaten ausbrechen, sondern sie auch nicht einmal im Herzen leiden; nicht blos sie unterdrücken und andere bessere Gedanken ihnen entgegenstellen, sondern sie gänzlich ausrotten durch die Kraft der Gnade. Ein Gekreuzigter hat keine Freiheit, er ist angenagelt und kann sich nicht mehr bewegen; er empfindet Schmerzen, und endlich stirbt er nach und nach durch eine Verblutung. Dies ist aber so wenig leicht, wie eine Kreuzigung, sondern vielmehr sehr schmerzhaft. Geistesschmerzen sind stärker wie Leibesschmerzen. Ich muß den Tod meiner Begierden oft an einem Tage wiederholen. Kaum bin ich von einer Seite ruhig, so fällt mich von der andern etwas an. Böse Regungen bleiben bis ans Ende, aber jeder Tag nimmt ihnen einen Theil von ihrem leben. Der Gekreuzigte stirbt auch nicht gleich, aber er wird, wenn er nur erst am Kreuze hängt, schon von den weltlichen Gerichten als ein Gestorbener angesehen. O wenn ich es nur erst so weit gebracht habe, daß ich durch die Gnade ein feines, schnelles Gefühl erlange, welches gleich jede unlautere Regung merkt, gleich dawider sich sträubt, gleich die Waffen in die Hand nimmt und sie bekriegt. Wenn ich es erst nur so weit brächte, daß ich mich selbst kennete und nichts in mir entschuldigte. Ich will daher täglich auf mich und mein Innerstes Achtung geben. Seid denn gekreuzigt, ihr Lüste und Begierden! Jesu Tod verpflichtet mich dazu, und Er wird mir Kraft zum Siege geben. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
bibel/nt/09_gal/gal_kapitel_5.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain