Jesaja, Kapitel 45

45:1 So spricht der HERR zu seinem Gesalbten, dem Kores, den ich bei seiner rechten Hand ergreife, daß ich die Heiden vor ihm unterwerfe und den Königen das Schwert abgürte, auf daß vor ihm die Türen geöffnet werden und die Tore nicht verschlossen bleiben:

45:2 Ich will vor dir her gehen und die Höcker eben machen; ich will die ehernen Türen zerschlagen und die eisernen Riegel zerbrechen
Dies war für Cyrus; aber es ist immerdar das Erbteil aller geistlichen Diener des Herrn. Laßt uns nur im Glauben vorwärts gehen, und der Weg wird für uns gebahnt werden. Krümmungen und Wendungen menschlicher Schlauheit und satanischer List sollen für uns gerade gemacht werden; wir sollen es nicht nötig haben, ihren Irrgängen und Windungen zu folgen. Die ehernen Türen sollen zerschlagen und die eisernen Riegel, womit sie befestigt waren, zerbrochen werden. Wir sollen keines Mauerbrechers noch Hebeisens bedürfen: der Herr selbst will das Unmögliche für uns tun, und das Unerwartete soll geschehen.
Laßt uns nicht in feiger Furcht niedersitzen. Laßt uns auf dem Pfade der Pflicht vorwärts eilen; denn der Herr hat gesprochen: „Ich will vor dir hergehen.“ Unsre Sache ist nicht, zu fragen warum? Unsre Sache ist, zu wagen und vorwärts zu dringen. Es ist des Herrn Werk, und Er wird uns in den Stand setzen, es zu tun: alle Hindernisse müssen vor Ihm weichen. Hat Er nicht gesagt: „Ich will die ehernen Türen zerschlagen“? Was kann Seinen Zweck hindern oder Seine Ratschlüsse vereiteln? Die, welche Gott dienen, haben unendliche Hilfsquellen. Der Weg ist dem Glauben klar, obgleich der menschlichen Kraft versperrt. Wenn Jahwe spricht: „Ich will,“ wie Er es in dieser Verheißung zweimal tut, so dürfen wir nicht zweifeln. (Charles Haddon Spurgeon)

45:3 und will dir geben die heimlichen Schätze und die verborgenen Kleinode, auf daß du erkennest, daß ich, der HERR, der Gott Israels, dich bei deinem Namen genannt habe,

45:4 um Jakobs, meines Knechtes, willen und um Israels, meines Auserwählten, willen. Ja, ich rief dich bei deinem Namen und nannte dich, da du mich noch nicht kanntest.

45:5 Ich bin der HERR, und sonst keiner mehr; kein Gott ist außer mir. Ich habe dich gerüstet, da du mich noch nicht kanntest,

45:6 auf daß man erfahre, von der Sonne Aufgang und der Sonne Niedergang, daß außer mir keiner sei. Ich bin der HERR, und keiner mehr;

45:7 der ich das Licht mache und schaffe die Finsternis, der ich Frieden gebe und schaffe das Übel. Ich bin der HERR, der solches alles tut.
Daß gute und böse Zeiten, Tage und Jahre auf Erden miteinander abwechseln, ist bekannt. Auch der heutige Tag ist ohne Zweifel für Viele ein Tag des Friedens oder der ruhigen Wohlfahrt, für Viele aber eine Zeitfrist, da ihnen Uebels widerfährt. Man darf einem Christen nicht zumuthen, daß er den Frieden und das Uebel für gleichgültig halte, und gegen beide unempfindlich sei: denn Abraham machte selber zwischen den Schicksalen des reichen Mannes und des armen Lazarus einen Unterschied, daß er sagte: jener habe sein Gutes in seinem Leben empfangen, Lazarus hingegen habe Böses empfangen. Wenn das Böse dem Guten und das Uebel dem Frieden entgegengesetzt wird, so ist damit nicht von der Plage, die ein jeder Tag hat, oder von der Unvollkommenheit der menschlichen Glückseligkeit die Rede: sondern das Uebel ist eine empfindliche Noth, ein wehthuender Jammer, ein überwiegender Schmerz, der Friede aber eine ruhige Wohlfahrt, bei welcher der Mensch ungeachtet aller Unvollkommenheit derselben vergnügt ist, und sich gute Tage zu haben dünkt. Es liegt aber sehr viel daran, daß man weder den Frieden, oder die ruhige Wohlfahrt, noch das Uebel, oder die empfindliche Noth, als ein Schicksal, das ungefähr entstünde, oder auch nur als ein Gemächt der Menschen ansehe: denn Gott sagt selber, daß Er Frieden gebe, und das Uebel schaffe, und setzt hinzu: Ich bin der HErr, der solches Alles thut.
Die Menschen sind zwar auch sehr thätig, und arbeiten darauf los, daß sie Frieden geben, und das Uebel schaffen. Wer zur Zeit des Jeremias lebte, konnte denken, der König Nebukadnezar sei allein derjenige, der alles Uebel über Jerusalem und Juda bringe, und wer zur Zeit Serubabels lebte, konnte dem Cores die Befreiung aus der babylonischen Gefangenschaft zuschreiben, ohne an Gott zu denken. Aber eben deßwegen sagte Er durch den Jesajas sehr ernstlich: ich bin der HErr, der solches Alles thut. Er braucht freilich die Menschen als Knechte und Werkzeuge: aber Er ist’s auch, der ihren Geist erweckt, und ihnen hingegen den Muth nimmt, wenn Er will. Er gibt ihnen Gesundheit und Kräfte, etwas auszurichten, und nimmt, wenn Er will, ihren Odem weg, da dann alle ihre Anschläge verloren sind. Er schickt auch sehr viele andere Zufälle, die gar nicht in ihrer Macht stehen, welche aber sehr viel austragen, und ihr Vornehmen entweder hindern oder fördern. Leute, welche den größten Welthändeln und wichtigsten Thaten großer Helden weislich zugesehen haben, können bezeugen, daß dieses wahr sei.
Ich will Gott bitten: erhebe Dein Angesicht über mich, und gib mir Frieden; auch will ich bitten, daß Er mit dem Uebel schaffe, daß mich’s nicht bekümmere (1 Chron. 4,10.). Ich will mich nicht weigern, Böses in diesem Leben zu empfangen, wie Lazarus, wenn es mich nur nicht bis zum Unglauben bekümmert, und von Gott, der ewigen Liebe, scheidet. Aber mitten unter diesem Bösen oder unter dieser Drangsal kann ich in Jesu Frieden haben, und die Verheißung genießen: daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen. Es ist also nicht nöthig, daß das Herz bald trotzig und bald verzagt sei, sondern es kann und soll fest sein durch Gnade, und durch die Kraft des Evangelii bei allen Abwechslungen des Schicksals in einem gleichen Sinn das Ziel der ewigen Ruhe erreichen.
Mel.: Valet will ich dir geben.(Magnus Friedrich Roos)

45:8 Träufelt, ihr Himmel, von oben und die Wolken regnen Gerechtigkeit. Die Erde tue sich auf und bringe Heil, und Gerechtigkeit wachse mit zu. Ich, der HERR, schaffe es.
1)

45:9 Weh dem, der mit seinem Schöpfer hadert, eine Scherbe wie andere irdene Scherben. Spricht der Ton auch zu seinem Töpfer: Was machst du? Du beweisest deine Hände nicht an deinem Werke.

45:10 Weh dem, der zum Vater sagt: Warum hast du mich gezeugt? und zum Weibe: Warum gebierst du?

45:11 So spricht der HERR, der Heilige in Israel und ihr Meister: Fragt mich um das Zukünftige; weist meine Kinder und das Werk meiner Hände zu mir!

45:12 Ich habe die Erde gemacht und den Menschen darauf geschaffen. Ich bin's, dessen Hände den Himmel ausgebreitet haben, und habe allem seinem Heer geboten.

45:13 Ich habe ihn erweckt in Gerechtigkeit, und alle seine Wege will ich eben machen. Er soll meine Stadt bauen und meine Gefangenen loslassen, nicht um Geld noch um Geschenke, spricht der HERR Zebaoth.

45:14 So spricht der HERR: Der Ägypter Handel und der Mohren und der langen Leute zu Seba Gewerbe werden sich dir ergeben und dein eigen sein; sie werden dir folgen, in Fesseln werden sie gehen und werden vor dir niederfallen und zu dir flehen; denn bei dir ist Gott, und ist sonst kein Gott mehr.

45:15 Fürwahr, du bist ein verborgener Gott, du Gott Israels, der Heiland.
Jesaias sah im Geist und weissagte, daß das Volk Israel von den Chaldäern überwältigt und in die Gefangenschaft weggeführt werden, und hernach als zerstreut, verachtet, gehaßt und gedrückt, unter den Heiden kümmerlich leben werde. Der Fall des jüdischen Reiches und die Gefangenschaft Israels konnte Vielen ein Anstoß werden; denn wer die Wege und Gerichte Gottes nicht erkannte, konnte es damals für erwiesen halten, daß die Götzen der Heiden mächtiger seien, als der Gott Israels, und vermuthen, daß die jüdische Religion, welche mehr äußerliche Anstalten als die christliche erforderte, bald gar verlöschen werde, und zugleich dafür halten, der Ruhm der Juden von göttlichen Verheißungen, die ihnen gegeben worden seien, und von dem Messias, der unter ihnen zu Bethlehem geboren werden sollte, sei nichtig und eitel. Es ist auch kein Zweifel, daß viele Israeliten wider den Unglauben werden zu kämpfen gehabt haben. Wo sollte nun eine Hülfe herkommen? Das chaldäische Reich war sehr mächtig, und seine Hauptstadt Babel eine sehr feste Stadt. So lange aber Babel herrschte, konnte Zion nicht aufkommen. Was that aber der HErr? Er erweckte, nachdem das chaldäische Reich nur 70 Jahre gewährt hatte, den Geist des Königs eines armen und geringen Volkes, nämlich den Geist des Kores, des Königs der Perser, und gab ihm Sieg über Sieg, daß er das chaldäische Reich überwältigen und Babel einnehmen konnte. Auch lenkte Er ihm das Herz, daß er schon im ersten Jahre seiner Regierung den Juden die Erlaubniß gab, in ihr Land umzukehren, und den Tempel des HErrn wieder zu bauen. Nun war Alles wieder in’s rechte Geleis gebracht; nun sah man, daß alle Verheißungen an den Juden bis auf die letzte Weltzeit hinaus erfüllt werden würden. Jesaias rief, nachdem er dieses Alles geweissagt und überdacht hatte, aus: fürwahr Du bist ein verborgener Gott, Du Gott Israels, der Heiland. Das hätte Niemand gedacht, Niemand vermuthen, Niemand voraussagen können, daß es so gehen werde. Die chaldäischen Wahrsager haben dem Reich Babels eine ewige Dauer verkündigt; sie wurden aber durch den Erfolg zu Schanden gemacht. Der verborgene Rath Gottes aber, der nie fehlt, ist erstlich den heiligen Propheten geoffenbart, und hernach durch die Erfüllung Jedermann kund worden. Er ist Israels Heiland: wie Er’s aber sein wolle, war, ehe Er’s offenbarte, der ganzen Welt verborgen.
Zu allen Zeiten ist Gott ein verborgener Gott, und zugleich der Heiland derer, die Ihm vertrauen. Er will helfen; wie aber und wann Er helfen werde, und durch was für Werkzeuge Er helfen werde, kann vorher Niemand errathen. Unerwartete Wege und Gerichte Gottes kommen immer zum Vorschein. Ja wenn Gott auch etwas von den Propheten hat vorher verkündigen lassen, so ist doch die Erfüllung einer jeden Weissagung in solche Umstände eingewickelt, die sich vorher Niemand hat vorstellen können. Wenn ich also denke: ich sehe nicht hinaus, ich sehe keinen Weg vor mir; wenn es mich dünkt, es sei Alles abgeschnitten, Alles verloren, so soll ich mich erinnern, daß Gott ein verborgener Gott sei, und mich nicht vorher errathen lasen wolle, was Er thun werde. Aus Seiner verborgenen Tiefe wird aber Eines nach dem Andern hervorkommen, zur Erfüllung Seiner Verheißungen; und ich werde hintennach sagen können: Sein Rath ist wunderlich, und Er führet es herrlich hinaus. Selig sind also, die nicht voraus sehen, und doch glauben. (Magnus Friedrich Roos)

45:16 Aber die Götzenmacher müssen allesamt mit Schanden und Hohn bestehen und miteinander schamrot hingehen.

45:17 Israel aber wird erlöst durch den HERRN, durch eine ewige Erlösung, und wird nicht zu Schanden noch zu Spott immer und ewiglich.

45:18 Denn so spricht der HERR, der den Himmel geschaffen hat, der Gott, der die Erde bereitet hat und hat sie gemacht und zugerichtet, und sie nicht gemacht hat, daß sie leer soll sein, sondern sie bereitet hat, daß man darauf wohnen solle: Ich bin der HERR, und ist keiner mehr.

45:19 Ich habe nicht in Verborgenen geredet, im finstern Ort der Erde; ich habe nicht zum Samen Jakobs vergeblich gesagt: Suchet mich! Denn ich bin der HERR, der von Gerechtigkeit redet, und verkündigt, was da recht ist.
Großer Trost kann uns aus der Betrachtung dessen erwachsen, was Gott nicht gesagt hat. Was Er gesagt hat, ist unsäglich voll Trost und Wonne; was Er nicht gesagt hat, gewährt uns kaum weniger reiche Erquickung. Es war eines dieser „Nicht gesagt,“ welches in den Tagen Jerobeams, des Sohnes Joas, das Königreich Israel bewahrte und schützte, denn „der Herr hatte nicht geredet, daß Er wollte den Namen Israel austilgen unter dem Himmel,“ 2 Kön. 14, 27. In unsrer Schriftstelle tritt uns die Versicherung entgegen, daß Gott Gebet erhören will, weil Er nicht gesagt hat zum Samen Jakobs: „Vergeblich suchet ihr mich.“ Ihr, die ihr euch selber alles Bittere vorwerft, solltet des eingedenk sein, trotz aller Einreden eurer Zweifel und Befürchtungen, daß kein Grund und Raum zur Verzweiflung vorhanden ist, weil Gott selber euch nicht von seiner Gnade ausgeschlossen hat; denn die Stimme eures Gewissens ist von wenig Gewicht, wenn die Stimme Gottes sie nicht bestätigt. Über das zittere, was Gott gesagt hat! Aber gib nicht zu, daß deine grundlosen Einbildungen dich mit Trostlosigkeit und sündlicher Verzweiflung überwältigen. Viele zaghafte Seelen sind von dem Verdacht geängstigt worden, daß in Gottes Vorsatz etwas stehen möchte, das sie von aller Hoffnung ausschließe; hier aber haben wir eine vollständige Widerlegung dieser unseligen Befürchtung, denn keiner, der um sein Heil bekümmert ist, ist zum ewigen Zorn bestimmt. „Ich habe nicht in das Verborgene geredet, im finsteren Ort der Erde; ich habe nicht zum Samen Jakobs gesagt, auch nicht einmal im Verborgenen meines unausforschlichen Ratschlusses: Vergeblich suchet ihr mich.“ Gott hat deutlich geoffenbaret, daß Er das Gebet derer hören will, die Ihn anrufen, und diese Zusicherung kann Er nicht verleugnen. Er hat so bestimmt, so wahrhaftig, so aufrichtig gesprochen, daß für den Zweifel nirgends Raum bleibt. Er offenbart seinen Wunsch und Willen nicht in unverständlichen Worten, sondern Er redet offen und bestimmt: „Bittet, so wird euch gegeben.“ Glaube, zitternde, zaghafte Seele, glaube diese gewisse Wahrheit, daß das Gebet, wenn's nur ernstlich gemeint ist, erhört wird, und daß der Herr nie spricht: „Vergeblich suchet ihr mich.“ (Charles Haddon Spurgeon)

45:20 Laß sich versammeln und kommen miteinander herzu die Entronnenen der Heiden, die nichts wissen und tragen sich mit den Klötzen ihrer Götzen und flehen zu dem Gott, der nicht helfen kann.

45:21 Verkündiget und machet euch herzu, ratschlaget miteinander. Wer hat dies lassen sagen von alters her und vorlängst verkündigt? Habe ich's nicht getan, der HERR? und ist sonst kein Gott außer mir, ein gerechter Gott und Heiland; und keiner ist außer mir.

45:22 Wendet euch zu mir, so werdet ihr selig, aller Welt Enden; denn ich bin Gott, und keiner mehr.2)
Da sieht man, wie allgemein die Gnade Gottes ist; er ladet Alle ein, Alle, von einem Ende der Erde bis zum andern; Alle sollen kommen, Alle sind berufen, Alle werden angenommen. Denn Gott würde ihnen ja nicht rufen: Kommet von aller Welt Ende, wenn er nur Einen nicht annehmen wollte, wenn er nur Einen zum Verderben bestimmt hätte. Nein, aller Welt Ende sollen nach seiner Absicht und Bestimmung selig werden. Wer es nicht wird, schließt sich selber aus, wird es nicht, weil er selbst nicht will, nicht weil Gott nicht will. Er ruft dich ja, komm nur! Warum sind noch so viele Menschen, die dieser gnädigen Einladung nicht folgen? Es sollte ja keiner mehr auf Erden wohnen, der nicht längst in die offenen Gnaden-Arme Gottes sich begeben hätte. Warum sagt es nicht Einer dem Andern? Ach, daß sie es Alle wüßten, wie selig er sie machen möchte! gewiß, sie würden Alle Christen. O, er umfaßt mit den Armen seiner Liebe und Barmherzigkeit nicht nur Ein Volk, sondern alle Völker, nicht nur einige, sondern alle Menschen von einem Ende des Himmels bis zum andern! Wie groß, wie weit sind diese Arme! Seele, meinst du, daß nicht auch Platz für dich darin wäre? Gnade, Heil und Seligkeit ist Allen in seinem Schoose bereitet, der sich so weit aufthut, daß jeder Mensch, der kommt, freundliche Aufnahme findet, und wenn sie Alle kommen, Alle Raum genug, Heil genug finden. So weit der Himmel und die Wolken gehen, geht ein Weg, eine Bahn zur Gnade Gottes in Christo. So lange du noch unter dem Himmel und unter den Wolken wandelst, bist du noch immer unter dem Gnadenhimmel; so lange reicht die Gnade auch bis zu dir. Seh' ich den Himmel, die Wolken, so sehe ich noch Gnade, einladende, berufende, beseligende Gnade. Der Himmel und die Wolken verkündigen mir die Gnade ihres und meines Gottes, wo ich sie sehe. Und so darfst du auch jedem Menschen, der unter dem Himmel und unter den Wolken wohnt, bezeugen, daß Gnade für ihn vorhanden sei, und bis an ihn reiche; daß sie für ihn nicht zu kurz wäre, denn sie reicht so weit der Himmel reicht. Miß den Himmel, und du hast die Gnade noch nicht gemessen; denn sie ist größer als der Himmel; wie der, der den Himmel machte, und die Gnade spendet, größer ist als Alles, was er gemacht hat. (Johannes Goßner)


Dies ist die Verheißung der Verheißungen. Sie liegt unsrem geistlichen Leben zu Grunde. Die Errettung kommt durch einen Blick auf Ihn, der „ein gerechter Gott und Heiland“ ist. Wie einfach ist die Anweisung! „Blicket auf mich.“ Wie sehr der Vernunft angemessen ist die Forderung! Gewiß, das Geschöpf sollte auf den Schöpfer blicken. Wir haben lange genug anders wohin geblickt, es ist Zeit, daß wir allein auf Ihn blicken, der uns zur Erwartung auffordert und verheißt, uns sein Heil zu geben.
Nur ein Blick! Wollen wir nicht sogleich blicken?
Wir sollen nichts in uns selber bringen, sondern nach außen und nach oben blicken, nach unsrem Herrn auf seinem Throne, zu dem Er vom Kreuze hinauf gegangen ist. Ein Blick erfordert keine Vorbereitung, keine gewaltsame Anstrengung: es ist weder Witz noch Weisheit, weder Reichtum noch Kraft dazu nötig. Alles, des wir bedürfen, ist in dem Herrn, unsrem Gott, und wenn wir alles von Ihm erwarten, soll dies alles unser sein, und wir sollen errettet werden.
Kommt, ihr Fernstehenden, blickt hierher! Ihr Enden der Erde, wendet eure Augen nach dieser Seite! Wie von den entferntesten Gegenden die Menschen die Sonne sehen und sich ihrer erfreuen können, so könnt ihr, die ihr am Rande des Todes, gerade vor den Pforten der Hölle lieget, durch einen Blick das Licht Gottes empfangen, das Leben des Himmels, die Errettung des Herrn Jesu Christi, welcher Gott ist, und deshalb zu erretten vermag. (Charles Haddon Spurgeon)

45:23 Ich schwöre bei mir selbst, und ein Wort der Gerechtigkeit geht aus meinem Munde, dabei soll es bleiben: Mir sollen sich alle Kniee beugen und alle Zungen schwören

45:24 und sagen: Im HERRN habe ich Gerechtigkeit und Stärke. Solche werden auch zu ihm kommen; aber alle, die ihm widerstehen, müssen zu Schanden werden.
Der HErr hatte hier eben gesagt und geschworen: „Mir sollen sich alle Knie beugen und alle Zungen schwören und sagen: Im HErrn habe ich Gerechtigkeit und Stärke.“ Aber da sind, weil es immerhin noch Widerstehende gibt, nur alle Gott suchenden Seelen gemeint, nur solche, die eben auch einen Gott wollen! Diese werden einst alle keinen andern Gott mehr anbeten als den HErrn, wie Er sich im Alten und Neuen Testament geoffenbart hat.
Leider gibt es immer viele, die dem HErrn widerstehen, d. h. dem HErrn, der sich geoffenbart hat. Denn ihr Widerspruch ist eben der, daß sie nicht anerkennen, sie hätten's wirklich mit dem HErrn zu tun in dem, was von Ihm gesagt wird. Sie widerstehen, weil sie denken, es sei nicht so, wie man sage, und der HErr habe nicht geredet. Wenn sie wirklich die Überzeugung hätten, daß es der HErr sei, der dies und das gesagt, getan, verkündigt, befohlen, verboten habe: so würden sie es kaum wagen zu widerstehen. Deswegen sagt auch Petrus zu den Juden (Apg. 3,17): „Ich weiß, daß ihr's aus Unwissenheit getan habt wie auch eure Obersten“, - daß ihr nämlich den HErrn gekreuzigt habt. Ebenso sagt auch Paulus (1.Kor.2,8) von der„ verborgenen Weisheit Gottes, welche keiner von den Obersten dieser Welt erkannt hat; denn wenn sie die erkannt hätten, hätten sie den HErrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt.“
Aber so ganz unschuldig sind die Widerstehenden deswegen nicht. In der Regel ist es das, daß sie die Finsternis lieber haben als das Licht oder in einem natürlichen Trotz und Übermut stehen, bei dem sie im Gefühl eigener Kraft und Weisheit sich die Augen gewaltsam verschließen, um es nicht zu sehen, nicht zu erkennen, nicht zu merken, es nicht glauben zu müssen, daß sie's mit dem HErrn zu tun haben. Sie mögen oft Eindrücke bekommen - die sie aber nicht gelten lassen und in sich unterdrücken. Sie lassen sich von allerlei Dingen dieser Welt die Augen blenden, von Leidenschaften hinreißen, wie von Selbstsucht, Stolz, Geiz, Unreinigkeit, Neid, Ärger, Eigensinn, irdischen Sinn überhaupt. Je nachdrücklicher das Wort an sie kommt, desto mehr können sie über die Gottgetreuen im Unmut poltern, schreien, lachen, scherzen, spotten, höhnen - wie wenn sie's nur mit dummen Leuten zu tun hätten, die verstandlos glauben würden, niemals aber mit dem HErrn und Seiner Person Selbst! Da sieht man's aber, daß sie den Stachel der Wahrheit zwar fühlen, gegen ihn jedoch mutwillig ausschlagen. Sie selbst könnten's schon an dem merken, daß sie verkehrt sind und daß der Lügengeist sie beherrscht: daß sie nur gar zu oft auch der Mordgeist einnimmt; denn es kann bei ihnen oder ihresgleichen in grausame Verfolgungswut ausarten. Dann widerstehen die Verkehrten noch in anderer Weise dem HErrn, sofern sie schnurgerade Seine ins Herz geschriebenen Gebote, die Gebote der Liebe und Menschlichkeit, aus den Augen setzen.
Aber zuschanden müssen sie werden, alle, die Ihm widerstehen! Eine Weile läßt Gott sie machen; und oft dürfen sie obenan stehen - als ob Gott sehen wollte, wieweit sie's doch auch treiben würden! In der letzten Zeit räumt ihnen der HErr sogar noch viel ein, so daß es scheint, als ob sie's gewinnen dürften und müßten. Aber sie könnten's, wenn sie nicht blind wären, drunterhinein schon merken, daß sie's nicht hinausführen werden. Und sie werden sie doch zuletzt erschrecken und zuschanden werden, wenn „Ihn sehen werden alle Augen und die Ihn gestochen haben“ (Off. 1, 7)! Der Sieg ist des HErrn!
Aber bei den Seinen erfordert's Geduld und Ausdauer, um festzustehen. Denn oft müssen vor Augen eben sie zuschanden werden und Narren heißen mit dem, was sie glauben!
Nur fortgeglaubt und ausgeharrt! Der HErr läßt's den Seinen nicht fehlen. „Das Feld wird Er behalten!“
Die Widerstehenden
Mitunter können es auch dem Anschein nach fromme Leute sein - wir sehen's ja an den Pharisäern -, die dem HErrn und Seinem Tun widerstehen, indem sie letzteres nicht erkennen wollen und darum mit ihrer Vernunft, mit ihrem natürlichen Verstand darüber herfahren. Es paßt ihnen nicht, darum sagen sie freihin: „Fort damit!“ So hat der Hohe Rat - der heilig gehaltene! - lauter Gotteswunder gesehen, zuerst an dem HErrn selbst und dann an den Aposteln! Aber jenen haben sie gekreuzigt, und diesen waren sie stets bis auf den Tod aufsässig. Wie fromm aber gebärdeten sie sich dann wieder andererseits zu Haus und im Tempel!
Wie aber die Widerstehenden oft vorläufig schon zuschanden werden - wenigstens Ursache hätten, sich zu schämen -, davon gibt uns auch die Schrift Beispiele. So hatte der Hohe Rat einmal die Apostel ins Gefängnis gesperrt (Apg. 5, 18ff.). Diese wurden, als man sie vor Gericht stellen wollte, hinter den verschlossenen Türen nicht mehr gefunden. Wie wurden die Ratsherren da betreten, was doch werden wolle! Endlich kommt einer und sagt: „Sehet, die Männer, die ihr ins Gefängnis geworfen habt, sind im Tempel, stehen und lehren!“ Wie hatten sich doch da die Ratsherren mit ihrem Eifer so lächerlich gemacht! Und wie hätten sie sich vor dem verborgen waltenden Gott schämen sollen! Aber sie waren schon über die Scham hinaus und dachten dennoch daran, die Apostel zu töten - wohl um sich nicht ferner schämen zu müssen! übrigens war's damals, daß Gamaliel es wagen konnte zu sagen: „Lasset ab von diesen Menschen und lasset sie fahren! Ist der Rat oder das Wort von Menschen, so wird's untergehen. Ist's aber aus Gott, so könnet ihr's nicht dämpfen, auf daß ihr nicht erfunden werdet als die wider Gott streiten wollen!“ Zu jener Stunde gaben sie denn wohl nach - aber vom Widerstehen konnten sie doch nicht lassen. (Christoph Blumhardt)

45:25 Denn im Herrn wird gerecht aller Same Israels und wird sich sein rühmen.3)

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