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Psalm 120

Psalm 120

120:1 Ein Lied im höhern Chor. Ich rufe zu dem HERRN in meiner Not, und er erhört mich.

120:2 HERR, errette meine Seele von den Lügenmäulern, von den falschen Zungen.

120:3 Was kann mir die falsche Zunge tun, was kann sie ausrichten?

120:4 Sie ist wie scharfe Pfeile eines Starken, wie Feuer in Wachholdern.

120:5 Wehe mir, daß ich ein Fremdling bin unter Mesech; ich muß wohnen unter den Hütten Kedars.
Als Christ mußt du inmitten einer gottlosen Welt leben und wohnen, und es nützt dir wenig, wenn du rufst: „Wehe mir.“ Der Herr Jesus hat nicht gebeten, daß du möchtest von der Welt genommen werden, und was Er nicht für dich gebeten hat, brauchst du auch nicht zu wünschen. Weit besser, du gehst der schweren Prüfung entgegen in der Kraft des Herrn, und verherrlichst Ihn durch deinen Kampf. Der Feind ist allezeit auf der Lauer, um in deinem Wandel Fehler und Gebrechen zu entdecken; sei darum recht heilig. Bedenke, daß aller Augen auf dich gerichtet sind, und daß mehr von dir verlangt wird als von andern Menschen. Bestrebe dich, keinen Anlaß zum Tadel zu geben. Laß deine Aufrichtigkeit in Wort und Wandel den einzigen Vorwurf sein, den man dir machen kann. Wie Daniel nötige deine Widersacher, von dir zu sagen: „Wir werden keine Sache an diesem Daniel finden, ohne über seinen Gottesdienst.“ Trachte ferner nicht nur standhaft zu bleiben, sondern auch im Segen zu wirken. Vielleicht denkst du: „Wenn ich in einer günstigen Lage wäre, so könnte ich der Sache des Herrn dienen, aber da, wo ich jetzt bin, kann ich das Gute, das ich wirken möchte, nicht vollbringen;“ aber je schlimmer die Leute sind, unter denen du wohnst und lebst, um so nötiger sind ihnen deine Ermahnungen; sind sie verschroben, so ist's um so notwendiger, daß du sie gerade streckst; sind sie verkehrt, so mußt du um so mehr ihr stolzes Herz der Wahrheit zuzuwenden suchen. Wo ist der Arzt an seiner rechten Stelle, wenn nicht da, wo's viele Kranke gibt? Wo anders erringt der Krieger Ehre, als im heißesten Feuer des Kampfes? Und wenn du des Kampfes mit der Sünde müde bist, die dir von allen Seiten entgegentritt, so bedenke, daß alle Heiligen diese Prüfung haben bestehen müssen. Sie fuhren nicht auf weich gepolsterten Ruhebetten gen Himmel, und du darfst nicht erwarten, daß du deine Reise bequemer machst als sie. Sie gaben ihr Leben dem Tode preis auf den Höhen des Schlachtfeldes, und auch du wirst die Krone nicht empfangen, wenn du nicht ebenfalls als ein guter Streiter Jesu Christi schwere Kämpfe bestanden hast. Darum „wachet, stehet im Glauben, seid männlich und seid stark.“ „Kämpfe den guten Kampf des Glaubens; ergreife das ewige Leben, dazu du auch berufen bist, und bekannt hast ein gutes Bekenntnis.“ (Charles Haddon Spurgeon)

120:6 Es wird meiner Seele lang, zu wohnen bei denen, die den Frieden hassen.

120:7 Ich halte Frieden; aber wenn ich rede, so fangen sie Krieg an.
1)
Beide Psalmen (120 und 122) ergänzen sich gegenseitig, der 120. schildert unsern Nothstand hienieden, wo wir Fremdlinge und Pilger sind, fern vom Vaterlande, unter streitsüchtigen und gehässigen Menschen, der 122. giebt den Trost der Wallfahrer: daß es ja nach Jerusalem gehe, der prächtig gebauten Friedensstadt mit ihren Festen und Versammlungen. Wir Christen haben aber ein doppeltes Jerusalem, ein irdisches und ein himmlisches; beides ist unser Trost und unsre Erquickung. Jenes ist die Kirche Christi, gegründet auf den Fels des Heils, Jesum Christum, unsern Herrn, fest und unzerstörbar und mit viel herrlicheren Vorrechten und Gütern ausgestattet, als das alttestamentliche Jerusalem; denn unsere Bundeslade ist das Evangelium, unser Gnadenstuhl das Kreuz Christi, unser Tempel das Reich Gottes, durch Erde und Himmel verbreitet. Sie ist die Pflanzstätte aller wahren Freuden und Tugenden; kein Uebel kann so gefährlich, kein Schmerz so empfindlich, keine Anfechung so groß sein, wofür dieser Berg des Herrn nicht heilsame Kräuter darreichen sollte. Von ihr gilt im höchsten Sinne das Wort Ps. 87: „Herrliche Dinge werden von dir gesagt, Stadt gottes“ und Ps. 84: „Wie lieblich sind Deine Wohnungen, Herr Zebaoth! Meine Seele sehnet sich nach Deinen Vorhöfen.“ In ihren Mauern ist der wahre Friede und das bleibende Glück, es geht wohl ihren Bewohnern und kommt nichts als Segen über alle ihre Freunde. Und doch ist auch sie nur Vorbild des zweiten, des himmlischen Jerusalems, des Jerusalems da droben, die unser Aller Mutter ist, mit ihren ewigen Friedenshütten. Wer ist nicht entzückt, wenn er an sie gedenkt und an ihre Schönheit und Heiligkeit, an ihre Sicherheit und Lust, an ihre Pracht und Beständigkeit? Herr, erhalte uns auf dem schmalen Wege zu diesem Ziele; stärke, was schwach; verwahre, was gering; richte auf, was träge und matt ist; gönne uns vor allem den geistlichen Frieden mit Dir und hilf uns widerstehen allen Versuchungen der Welt, bis wir am Ziel sind und in Dein himmlisches Jerusalem eingehen mit Freuden. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

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