Xenus, Georg - Prob: Ob die Papisten die Bilder anruffen / und derwegen auch billich Götzendiener mögen genandt werden.
Durch Georgium Xenum /M.g.
Levit. 25.
Ir solt Euch keinen Götzen machen / noch Bild / und solt Euch keine Seulen auffrichten / das jr darvor anbettet / denn ich bin der Herr Ewer Got.
Getruckt zu Laugingen1) / durch Philipp Ulhart
Es befindet sich zweierley gebrauch der Bildtnussen. Erstlich ain Historischer / da man durch die Bilder sich erinneret / der abwesenden Personen oder der Historien / so sich zu der zeit haben zugetragen / welche man durch solche abbildung und gemahl wider in frische gedächtnuß bringt. Solche Bildtnussen und gemalte Historien verwerffen die Evangelischen / so der Augspurgischen Confession mit warheit zugethon / ganz und gar nicht / wa sy anderst nicht zu der Abgötterey gebraucht werden. In bedencken / wie Ezechias die Ehrine Schlang zur gedechtnuß als lang behalten hat / biß sy zur abgötterey gerathen wolt. Es bezeugt Eusebius / das die Bildtnussen Christi und der Aposteln seyend bey den Christen auffbehalten worden / aber nitt zur Verehrung / sonder allain zur gedächtnuß. Wie dann Arnobius und Cyrillus / so nach der Apostel zeit wider die Haidnische Abgötterey ernstlich geschriben / bekennen / das die Christen die Biltnuß des Creutzes Christi haben / aber nit das sie solche verehren / wie sie von den Hayden bezüchtiget wurden.
Der ander gebrauch ist ain Abgöttischer / da man den Bildnussen ausser Gottes befelch oder verhaissung sonderliche gaistliche krafft und wirckung zulegt / auch sie mit gebeet verehret / die knye vor inen beuget / und andere ceremonien gebraucht / dadurch jnen und durch sie den abgebildeten gedienet solle werden. Dann ob man schon fürgibt / das die ehr / so man den Bildern beweiset / fürnemblich den abgebildeten personen müsse zugelegt werden / so ist es doch zur entschuldigung des Götzendiensts nit genugsam. Dann auch die Israeliten / als sy das guldin Kalb giessen liessen / wol wußten / das es von jrem geschmeid her kam / aber sy wolten dardurch Gott ehren / unnd gaben für / sie wolten des Herren Fest halten : Noch dannoch war es von Gott für ain grewliche Abgötterey gerechnet. Also auch im buch der Richter / ward das gelt dem Herrn gesgnet / so zur Bildtnuß solte gebraucht werden. Ja die Hayden selbs (wie Lactantius unnd Epiphanius bezeugen ) haben durch jre Bilder zum tail dem höchsten Got wollen dienen / zum thail jre unsichtbare Götter darducht wollen verehren: welches dannoch ain grosse Abgötterey gewesen ist.
Disen Abgöttischen gebrauch der Bilder unnd jrem dienst ist Gott der Allmächtig hoch zuwider / wie wir lesen inn nachvolgenden sprüchen Exod. 20. Du solt dir kain bildtnuß noch irrgent ain gleichnuß machen / bette sie nit an / und ehre sie nit. Levit. 25. Ir sollet euch keinen Götzen machen / noch bild / und solt euch keine Seül auffrichten / das ir darvor anbetet / denn ich bin der Herr eweer Got / Deut. 7.12.27. Verflucht sey / der ain Götzen oder gegossen bild machet / ain grewel des Herren / ain werck der Werckmeister hende / und setzet es verborgen ec. In disen und andern sprüchen / verbeut Gott zwey ding / als vil alle menschen hierin belanget: Erstlich die innerliche anmutung und ehrerbietung des hertzens / als die anruffung und vertröstung leibs unnd der seelen hail ist. Darnach schaffet sy ab die eusserliche gebärd / als das knye biegen / hend auffheben / oder dergleichen dienstlicher ceremonien.
Zu dem andern / haben auch die Propheten ernstlich darwider gepredigt / und das volck umb solcher Götzendienst willen gestrafft / als sie anzaygent / wie es ain grewel vor Gottes angesicht sey / da ain vernunfftiger mensch / vor ainem unvernünfftigen und unbeweglichen bild nider knyet und bettet / welches oren hat und gehört nichts / auch augen und gesicht nichts. Darvon mag man lesen Esai. 42.44.46. cap. Hier. 10. Habac. 2. Sap. 14. Psal. 125.
Zu dem dritten / so befindt man in dem Newen Testament kain wort Christi unnd der lieben Aposteln oder Evangelisten von der verehrung der Bilder / sonder Johannes in seiner ersten Epistel im 5. Cap. manet uns / das mir dem Götzendienst flüchen sollen.
Es haben auch die lieben Aposteln jre zuhörer nirgent zu den Bildern gewisen / dardurch underricht zunemmen / sonder zu der hailigen schrifft / Ro.1. 2. Timot. 3. Oder zu dem gepredigten wort Gottes / Rom. 10. dardurch man Gott möge recht lernen erkennen / Dann wa das erkandtnuß Gottes nit zuvor auß Gottes offenbarung / in hailiger schrifft verfasset / wirt begriffen / so werden die Bilder uns nichts underrichten künden / dann sie allein zur gedächtnuß der vor bekandten sachen dienend / oder zur weytern nachforschung der Historien / in der schrifft oder anderst wa bekandt.
Zum vierdten / so bezeugen die Historien / das über die dreyhundert jaren nach Christi geburt die Bilder nicht seind inn die Kirchen zu verehrung gesetzet worden / Sie seind erst bey den Griechen inn der zeyt des Bischoffs Gregorii Nyseni / unnd bey den Latinia zur zeyt Pontii Paulini / so bey vier hundert jar nach Christo gelbet haben / in der Kirchen gebraucht worden.
Zu dem fünfften / so seind auch die alte Vätter der verehrung der Bilder zuwider gewesen / Cyrillus schreibt wider den Julianum / und entschuldiget die Christen / das sie wol die Bildtnuß des Creutzes Christi haben / aber doch nicht verehren oder anbetten. Wie auch Arnobius dasselbig gleichßfals bestätigt. Augustinus schreibt also: Ich waiß vil / welliche die Begrebtnussen und Bildtnussen anbetten / dise verdampt die Kirch / und begere sie darvon ab zuweylen. Gregorius Magnus im Jar Christi 600. schreibt / das der Bischof Serenus recht hab gethon / und zu loben sey / das er die anruffung der Bilder abgeschaft hab / wie wol er die Bilder für sich selbs wol hete mögen bleiben lassen. Man lese hievon Lectantiam lib. 2. cap. 2. Clementem Alexandrinum lib. 6. stromatum. Originem lib. contra Celsum: Claudium Episcopum Taurinensem adversus Theodemirum Abbatem ec.
Ich will hiemit vermelden was für streit die Griechische und Römische Kirchen nach Gregorii Magni zeit der Bilder halben gehabt haben / wie ain thail / als die Griechen die Bilder abgeschafft / der ander sy in der Kirchen haben hat wollen. Ja das Concilium Elibertinum, Constantinopolitanum unnd Ephesium habent die Bilder und jr verehrung gantz und gar verdampt. Welche hernach erst durch den Bapst Stephanum 3. und Hadrianum 1. im 781. Jar nach Christi geburt seind wider approbiert unnd in die Kirchen gestelt und verehret worden / wie Platina und Volatz bezeugend.
Zu dem sechsten / so seind etlich Ketzer gewesen / die sich der Bilder durch die verehrung mißbraucht haben / welches in jnen ist gestrafft worden. Ireneus schreibt / das die Junger Basilidis des Ketzers / die Bilder verehrt haben. Item der Ketzer Carpocrates sampt seinen Jundern / die Gnostici genandt warden / haben Christi und der Apostlen Bildtnuß gereuchert / und sie verehret / als sonderlich Marcellina beklagt wirt. Darvon Augustinus des heresibus und Epiphanius Tom 2. lib. 1. Heres. 17. meldung thon.
Zuletst / so müß ain yeder Christ bekennen / wie diß ain grewlicher mißbrauch der Bilder sey zu unnser zeyten eingerissen / in dem man sie in der Kirchen / in heusern / und auf der strassen für Patronen und nothelffer auffgeworffen hat / als wann die hailger / so dardurch abgebildet / darbey Göttliche würckungen und wunder erzaigten: Man hanget inn ansehung der Bilder / mit den gedancken an der form des Bilds mer / als an dem / so dardurch abgebildet / daher der gedanck unnd das gebeet nicht geschaiden werden: Man kumbt in den falschen wahn / als wann das gebeet von den Bildern mehr erhört werde / als anderstwa / darvon Gottes wort nichts waißt: Man verehret durch das Bild mit Göttlicher ehr der anruffung die personen der abgestorbnen Hailigen / welcher leib im grab verfaulet ligt / unnd allain die seel bey Gott ist / da man dannoch die gantze person anrufft. Legt hiemit den Hailigen zu durch das gebett die Allmächtigkait / dann sie für nothelffer angeruffen werden. Item die allwissenhait und erforschung der hertzen / als die der anruffenden hertzen seufftzer erkennet: Ferner gibt man den Hailigen auch zu die gegenwertigkait an allen orten / wa man sie anrufft als patronen / und wirt also der Christenliche glaub durch solche anruffung / so Got allain zugehörig / auf die verstorbne Hailigen / durch die ehr der Bildtnuß / gewendet / welliches ain grewel ist. Unnd ist zumal spöttlich / das ain mensch vor dem / das geringer als er ist / und mit kainer vernunfft noch leben begabt / sich bucket / naiget / und anbettet / auch zuweylen kusset und halset. Wer nun ain Christenlich hertz unnd gemüt hat / wirt umb Gottes ehr und seines ernstlichen befelchs willen / die verehrung der Bilder gäntzlich als ain Abgötterey fliehen und meyden.
Hie entsteht aber ain frag: Ob die Papisten auch die Bilder anruffen und jnen dienent / umb welches willen sie mögen mit der warhait Götzendiener genandt werden. Darauff mag ain Christ solchen ainfältigen / unnd doch warhafftigen Bericht fassen und mercken / Das alle die / so den Bildern besondere gaistliche krafft leibs und der seelen hail von jnen zu bekommen / zulegend / (darvon doch Gottes wort nichts meldet.) Auch jnen mit Göttlicher ehrerbietung oder anruffung / neben anderen underwürflichen Ceremonien dienen / die seind Abgöttische und rechte Götzendiener Exod. 20.
Die Papisten aber thund diß alles / wie jre schrifften / und die tägliche erfarung mit sich bringt / und hernach oslle probiert werden. Derhalben sie billich als Abgöttische unnd Götzendiener sollen erkendt werden.
1. Prob
Das die Papisten den Bildern Göttliche krafft und und hail leibs und der seel zulegend.
In dem Römischen Pontificali wirt das Creutz mit disen worten geweyhet unnd gesegnet. Wir bitten dich / hailiger Vatter / Allmächtiger ewiger Gott / das du genadigklich segnen wollest das holtz deines Creutz / das es sey ain hailsame artzney dem menschlichen geschlecht / ain stercke des glaubens / fürdernuß und hilff zu guten wercken / und der seelen erlösung / ain trost / schutz und schirm wider die grimmige pfeyl der feinden / durch unnseren Herren Jesum Christum / Amen.
Im Antidotario:
Das zaichen des Creutzes bewar mich von allem ubel.
Weyhung der Bildtnuß Marie.
O Gott / hailige dise Bildtnuß der Junckfrawen Marie / darmit solche Bildtnuß dem glaubigen zu hailsamer hilf diene / so donner und plitz einbrechen / dester belder abgeschaffen werden / das den wassergissen / unnd den Kriegßempörungen dardurch geweret werde.
Item im Pontifical.
Wer vor disem Bild die Künigin der barmhertzigkait verehren thut / das er von obligenden gefahr errettet / von sünden erlediget / und möge in gegenwertigkait die gnaden / deren er notdurfftig ist / und auffs zukünfftig / das ewige hail mit allen außerwölten / verdienen.
Segen der Bildtnuß Johannis des Evangelisten.
Gib Herr / das alle die solches Bild mit ehrerbietung ansehen / und darvor betten / wa für sie gebettet haben / mögen gewäret werden / as durch solliche Bildtnuß die Teufel außgetriben / die Engel beruffen / die glaubigen geschützet / und das fürbitt an disem ort mächtig und krefftig sey.
Ain Gebeet vor Sant Veronica Bild / so Christi Angesicht in ainem thuch gemalet hat.
Gegrüsset seyest du hailiges Angesicht / inn das Thuch getrucket / du wollest uns von unseren mangel und fehl rainigen / unnd zu der gesellschafft der seeligen bringen. Füre uns in das vatterland. O du selige gestallt / auff das mir Christi raines angesicht mögen anschawen. Mir bitten / du wollest unnser guter gehilff sein / ain leibliche erquickung und trost / damit uns des feindes Beschwernuß nit schad / sonder mir uns der rhuwe gebrauchen mögen.
Merck lieber Christ / den zeuberischen segen unnd den mißbrauch des gebets / auch des namen Gottes wol / da sy wollen die leiblichen creaturen auß jrer natur und aigenschafft / so sy von Gott haben / zu anderen gaistlichen aigenschafften / als zum hail leibs und der seel / zur vergebung der sünden unnd andern durchs gebeet verkeren / so sie doch kain befelch noch verhaissung Gottes darvon haben / und derhalben nit auß glauben solches thun / Rom. 4.14. Was nit auß glauben herkumbt / ist sünd.
2. Prob
Das die Bilder angeruffen werden im Bapstumb
Thomas Part. 3. Qu. 25. Art. 3. schreibt also: Alle Bildtnussen seind zu verehren / wie das / dessen Bildtnuß es ist. So dann Christus angebett wirt auff solche weiß / die der Götlichen Maiestet allain gebürt / so volget / das auch sein Bildtnuß mitt derselbigen Götlichen anbetung solle verehrt werden.
Item Bonaventura super sent. lib. 3. D.9.q.2. schreibt. Alle verehrung und andacht / so dem Creutz Christi beschicht / wirt Christo erzaiget und angebotten / Daher dann auch dem Bildtnuß Christi gebürt die Götliche ehr / damit Got selbs geehrt wirt.
Item
Die Cölnische Theologi und Jesuiter / im buch so sie wider den Catechismum Monhemii haben geschriben / in dem 55.65.66. und 68. bletter / bestätigent / das die Bilder sollend verehrt und angebetten werden / Coli & adorari ec.
III: Prob.
Das die Papisten den Götzen dienen
Die Papisten lerend / das den lieben Hailigen die ehr gebir / welche bey den Griechen (Dulia) ain dienst / genannt wirt / darinn man sich ainem Hailigen underthänig ergibt / und jn verehret / dann Valla und andere geleerten bezeugen ? das es als vil bedeut / als das wörtlin (latria ) ain Gottsdienst / darauß schliessen mir / weyl man die Bilder soll verehren / wie das abgebildet / mit der ehr (dulias) das ist / mit gaistlichem dienst / das die Papisten der Bilder oder Götzen diener seind. Dann wann man die Götzen und den dienst zusamen setzet / so wirt ain Götzendienst darauß.
Darneben ist er mänigklich bekandt / und kinden die Papisten solches nit leugnen / wie sie den Götzen offentlich mit vil Ceremonien und ehrerbietung dienen / inn dem sie vor den Bilder das haupt entblössen / vor jnen sie bucken unnd niderknyeen / die händ gegen jnen aufheben / vor jn betten / sie kussen (auch den Esel nicht außgenommen) mit geschmeid unnd kleider sie zieren / jnen opfferen / relichieren / Kertzen brennen / zu den Bildern glübde thun / unnd Wallfarten verrichten / sie tragen inn prceßionibus solliche Bildtnuß vor jnen herumb / wie die Chaldeer das Feuer / der hoffnung / das sie glück an seel unnd leib / oder hab unnd gütter dardurch bekommen mögen: Es hat auch ain yede Kirch jren Patronen / und besondern Nothelffer / zu welches Bildtnuß man lauffet / und hifftuchet / man hellt jm Fest und Feyrtag / man thailt Ablaß auß / denen so solche Bilder angeruffen / und darbey Meß gehört haben / und dem Fest seine recht thon habend.
Wa ainer ain schaden hat / an ainem glid des leibs / so gelobt er so vil Wax dem Hailigen in ain Kirchen zu hencken / formiert es dem glid gleich / oder so es jm zu vil / lasset ers auß holtz schnitzlen / Es hangend Schleyr / Zöpff / und etlich sachen / die ich ehrn halben nit melden darff / damit sie anzaigend / wie durch disen Hailigen jm geholffen sey worden. Wa auch ain Vich in schaden gerath / da verhaißt man etwas dem Hailigen / darumb so vil Roßeysen / auch andere liederliche sachen in die Kirchen gehenckt / und an die Thüren genaglet werden. Will yetz geschweygen / was die Götzen zuschaffen haben / wann man die Closterfrawen gar einschläffe / da sie die statt aines Breutigams verwesen und anders / so ja wol zu beklagen ist / das es bey Christen solle dermassen getrieben und gespilet werden.
Hierauß kan nun ain Christ erkennen / wie den Papisten nit unbillich wirt zugelegt / das sie die Götzen anbetten / und derwegen auch Götzendiener genennt sollen werden.
Der Allmächtig Gott wolle jnen solche grewliche Agötterey zu erkennen geben / damit sie darvon abstehn / und rechtschaffne buß thun / unnd mir hergegen / so der Evangelischen leer / in der Augspurgerischen Confession verfasset / mitt warhait zugethon / bey derselbigen in warem glauben nicht allain biß an das end mögen verharren / sonder auch Got loben und danck sagen / der unns auß sollicher blindthait gnädigklich erlöset hat.
Amen.
Getruckt zu Laugingen / bey Philipp Ulhart.
Aus dem Original abgeschrieben