Ursinus, Zacharias - Catechismus oder Christlicher Underricht ...

Ursinus, Zacharias - Catechismus oder Christlicher Underricht ...

… / wie der in Kirchen und Schulen der Churfuerstlichen Pfaltz getrieben wirdt

Den Text gibt es als kostenloses eBook in der Lesekammer

Gedruckt in der Churfuerstlichen Stad Heydelberg / durch Johannem Mayer. 1563.

Wir Friderich von Gottes Genaden Pfaltzgrafe bey Rhein / des heiligen Roemischen Reichs Ertztruchses und Churfuerst / Hertzog in Bayern / etc. Entbieten allen und jeden unsern Superintendenten / Pfarherrn / Predigern / Kirchen und Schuldienern Unsers Churfuerstenthumbs der Pfaltzgrafenschafft bey Rhein / unser genad und gruß / Und fuegen euch hiemit zu wissen /

Nach dem wir uns auß erinnerung Goettlichs Worts / auch natürlicher pflicht und verwandnuß schuldig erkennen / Und endlich fuergenommen / Unsere von Gott befohlen Ampt / beruff und regierung / nicht allein zu friedlichen / rüigem wesen / auch zu erhaltung züchtigen auffrichtigen und Tugentsamen wandels und lebens Unserer underthanen / zurichten und anzustellen: Sonder auch und fürnemlich dieselbige zu rechtschaffener erkantnuß und forcht des Allmechtigen / und seines seligmachenden Worts / als dem einigen fundament aller Tugenten und gehorsams / je lenger je mehr anzuweisen und zu bringen. Auch also sie zur ewigen und zeitlichen wolfart ungesparts vleiß von grund unsers hertzens gern befuerdern / und so viel an uns / darbey erhalten helffen wolten.

Und aber gleich anfangs in eintrettung Unserer regierung erfaren: Wiewol von Unsern lieben Vettern und Vorfarn / Pfaltzgrafen / Churfuersten / etc. loeblicher seliger gedechtnuß / allerhand Christliche und nützliche ordnungen und vorbereitungen / zu befuerderung solcher ehre Gottes / und erhaltung Bürgerlicher zucht und policey auffgericht und fuergenommen:

Daß doch demselbigen nicht mit dem ernst / wie es sich wol gebüret / allenthalben nachgesetzt / viel weniger die verhoffte und begerte frucht darauß gefolgt und gespürt worden. Welches uns denn verursacht / nicht allein dieselbige widerumm zu ernewern: sonder auch / da es die nothwendigkeit erfordert / in verbesserung zu richten / zu erleutern / und weitere fuersehung zu thun. Also wir auch in dem nicht den geringsten mangel befunden / daß die blüende jugend allenthalben / beides in Schulen und Kirchen Unsers Churfuerstenthumbs in Christlicher Lehre sehr fahrlessig / und zum theil gar nit / zum theil aber ungleich / und zu keinem bestendigen / gewissen und einhelligen Catechismo / sonder nach eines jeden fuernemen und gutdüncken angehalten und underwiesen worden.. Darauß denn neben andern vielfaltigen grossen unrichtigkeiten erfolgt / daß sie offtermalen ohne Gottes furcht und erkanntnuß seines Worts auffgewachsen / keine eintrechtige underweisung gehabt / oder sonst mit weitleufftigen unnotdürfftigen fragen / auch bißweilen mit widerwertiger lehre beschweret worden ist.

Wenn nun beid Christliche und weltliche ämpter / Regiment und haußhaltungen / anderst nicht bestendglichen erhalten werden / auch zucht und erbarkeit und alle andere gute tugenten bey den underthanen zunemen und auffwachssen mügen / Denn da die jugendt gleich anfangs / und vor allen dingen zu reiner / auch gleich foermiger lehr des heiligen Evangelij und rechtschaffener erkanntnuß Gottes angehalten / und darinnen stetigs geübt wird:

So haben wir fuer ein hohe notdurfft geachtet / auch hierinnen / als dem vornemsten stück eins Unsers Regiments / gebürlichs einsehens zu thun / die unrichtigkeit und ungleichheit abzuschaffen / und notwendige verbesserung anzustellen.

Und demnach mit rhat und zuthun Unserer gantzen Theologischen Facultet allhie / auch aller Superintendenten und fuernemsten Kirchendienern / einen Summarischen underricht oder Catechismum unserer Christlichen Religion auß dem Wort Gottes / beides in Deutscher und Lateinischer Sprach verfassen und stellen lassen. Damit fuerbaß nicht allein die jugendt in Kirchen und Schulen / in solcher Christlicher Lehre / Gottseliglichen underwiesen / und darzu einhelliglichen angehalten: sondern auch die Prediger und Schulmeister selbs ein gewisse und bestendige form und maß haben moegen / wie sie sich in underweisung der jugendt verhalten sollen / und nicht jres gefallens tegliche enderungen fuernemen / oder widerwertige lehre einfueren.

Euch hiemit alle und einem jeden besonder gnediglichen und ernstlichen ermanend und befehlende / jr wollet angeregten Catechismum oder Underricht / umb der ehre Gottes / und Unserer underthanen / auch ewerer seelen selbs nuz und bestem willen / danckbarlich annemen / auch den selbigen nach jrem rechten verstand der jugend in schulen und Kirchen / auch sonst auff der Cantzel dem gemeinen Man vleissig und wol einbilden / darnach lehren / thun und leben: Ungezweiffelter hoffnung und zuversicht / wenn die jugendt anfangs im wort Gottes also mit ernst underwiesen und aufferzogen: es werde der Allmechtig auch besserung des lebens / zeitliche und ewige wolfart verleihen und widerfaren lassen. Das wollen wir Uns / wie oblant / zu geschehen zu euch endlichen versehen.

Datum Heydelberg auff Dinstag den neuntzehenden Monats tag Janurarij / Nach Christi unsers lieben Herrn und Seligmachers geburt / im Jar / tausend / fuenffhundert drey und sechtzig.

Catechismus.

Frag.
Was ist dein einiger trost in leben und in sterben?

Antwort.
Daß ich mit Leib und Seel / beyde in leben und in sterben / nicht mein / sonder meines getrwen Heilands Jesu Christi eigen bin / der mit seinem thewren blut / fuer alle meine suenden volkomlich bezalet / und mich auß allem gwalt des Teufels erloeset hat / und also bewaret / daß ohne den willen meines Vaters im himmel / kein haar von meinem haupt kan fallen / ja auch mir alles zu meiner seligkeit dienen muß. Darumb er mich auch durch seinen heiligen Geist des ewigen lebens versichert / und jm forthin zu leben von hertzen willig und bereit macht.

Frag.
Wieviel stück seind dir noetig zu wissen / daß du in diesem trost seliglich leben und sterben moegest?

Antwort.
Drey stück. Erstlich wie groß meine suende und elend seyen. Zum andern / wie ich von allen meinen suenden und elend erloeset werde. Und zum dritten / wie ich Gott fuer solche erloesung soll danckbar sein.

Der erste Theil. Von des menschen elend:

Frag.
Woher erkennestu dein elend?

Antwort.
Auß dem Gesetz Gottes.

Frag.
Was erfordert denn das Goettlich gesetz von uns?

Antwort.
Diß lehret uns Christus in einer summa / Matth. am 22. Du solt lieben Gott deinen Herren / von gantzem hertzen / von gantzer seelen / von gantzem gemüth und allen krefften. Diß ist das fuernembste und das groeste Gebot: Das ander aber ist dem gleich / Du solt deinen Nechsten lieben als dich selbs. In diesen zweyen Gebotten hanget das gantze Gesetz und die Propheten.

Frag.
Kanstu diß alles volkomlich halten?

Antwort.
Nein: Denn ich bin von Natur geneigt Gott und meinen Nechsten zu hassen.

Frag.
Hat denn Gott den menschen also boeß und verkert erschaffen?

Antwort.
Nein: sonder Gott hat den menschen gut / und nach seinem ebenbild erschaffen / das ist / in warhafftiger gerechtigkeit und heiligkeit / auff daz er Gott seinen schoepffer recht erkennte / und von hertzen liebte / und in ewiger seligkeit mit jm lebte / jn zu loben und zu preisen.

Frag.
Woher kompt denn solche verderbte art des menschen?

Antwort.
Auß dem fall und ungehorsam unser ersten Eltern Adams und Even im Paradeis / da unser Natur also vergifftet worden / daß wir alle in suenden empfangen und geboren werden.

Frag.
Seind wir aber dermassen verderbt / daß wir gantz und gar untüchtig seind zu einigem guten / und geneigt zu allem boesen?

Antwort.
Ja: Es sey denn / daß wir durch den Geist Gottes widergeboren werden.

Frag.
Thut denn Gott dem menschen nicht unrecht / daß er in seinem gesetz von jm fordert / das er nicht kan thun?

Antwort.
Nein: Denn Gott hat den menschen also erschaffen / daß er es kondte thun: der Mensch aber hat sich und alle seine nachkommen / auß anstifftung des Teufels / durch mutwilligen ungehorsam derselbigen gaben beraubt.

Frag.
Wil Gott solchen ungehorsam und abfall ungestrafft lassen hingehen?

Antwort.
Mit nichten: sonder er zürnet schrecklich / beyde uber angeborne und würckliche suenden / und wil sie auß gerechtem urtheil zeitlich und ewig straffen / wie er gesprochen hat: Verflucht sey jederman / der nicht bleibet in allem dem / das geschrieben stehet in dem buch des Gesetzes / daß ers thue.

Frag.
Ist denn Gott nicht auch barmhertzig?

Antwort. Gott ist wol barmhertzig / er ist aber auch gerecht / derhalben erfordert seine gerechtigkeit / daß die suende / welche wider die allerhoechste maiestet Gottes begangen ist / der ewigen straff an leib und seel gestrafft werde.

Der ander Theil. Von des Menschen Erloesung.

Frag.
Dieweil wir denn nach dem gerechten urtheil Gottes zeitliche und ewige straff verdient haben: wir moechten wir dieser straff entgehen / und widerumb zu gnaden kommen?

Antwort.
Gott wil daß seiner gerechtigkeit genug geschehe / derwegen müssen wir derselben entweder durch uns selbst / oder durch einen andern volkomene bezalung thun.

Frag.
Koennen wir aber durch uns selbst bezalung thun?

Antwort.
Mit nichten: sonder wir machen auch die schuldt noch teglich groesser.

Frag.
Kan aber irgendt eine blosse Creatur fuer uns bezalen?

Antwort.
Keine: Denn erstlich wil Gott an keiner andern Creatur straffen / das der mensch verschuldet hat. Zum andern / so kan auch kein blosse Creatur den last des ewigen zorns Gottes wider die suende ertragen / und andere darvon erloesen.

Frag.

Was müssen wir denn fuer ein Mittler und Erloeser suchen?

Antwort.
Einen solchen / der ein warer / und gerechter mensch / und doch stercker denn alle Creaturen / das ist / zugleich warer Gott sey.

Frag.
Warumb muß er ein warer und gerechter mensch sein?

Antwort.
Darumb / daß die gerechtigkeit Gottes erfordert / daß die menschliche natur / die gesuendiget hat / fuer die suende bezale: und aber einer / der selbst ein suender were / nicht koendte fuer andere bezalen.

Frag.
Warumb muß er zugleich warer Gott sein?

Antwort.
Daß er auß krafft seiner Gottheit / den laßt des zorns Gottes / an seiner menschheit ertragen / und uns die gerechtigkeit / und daß leben erwerben / und widergeben moechte.

Frag.
Wer ist aber derselbe mittler / der zugleich warer Gott / und ein warer gerechter mensch ist?

Antwort.
Unser Herr Jesus Christus / der uns zur volkommenen erloesung und gerechtigkeit geschenckt ist.

Frag.
Woher weistu das?

Antwort.
Auß dem heiligen Evangelio / welchs Gott selbst anfenglich im Paradeis hat offenbaret: folgends durch die heilige Ertzveter und Propheten lassen verkündigen / und durch die opffer und andere ceremonien des gesetzes fur gebildet / Endlich aber durch seinen eingeliebten Son erfuellet.

Frag.
Werden denn alle menschen widerumb durch Christum selig / wie sie durch Adam sind verloren worden?

Antwort.
Nein: sonder allein die jenigen / die durch waren glauben jm werden eingeleibet / und alle seine wolthaten annemen.

Frag.
Was ist warer glaub?

Antwort.
Es ist nicht allein ein gewisse erkanntnuß / dardurch ich alles fuer war halte / was uns Gott in seinem wort hat offenbaret: sonder auch ein hertzliches vertrawen / welches der heilige Geist durchs Evangelium in mir würcket / daß nicht allein andern / sondern auch mir vergebung der Sünden / ewige gerechtigkeit und seligkeit von gott geschenckt sey / auß lauter gnaden / allein umb des verdiensts Christi willen.

Frag.
Was ist aber einem Christen noth zu glauben?

Antwort.
Alles was uns im Evangelio verheissen wirt / welchs uns die Artickel unsers algemeinen ungezweiffelten Christlichen Glaubens in eienr summa lehren.

Frag.
Wie lauten dieselben?

Antwort.
Ich glaub in Gott Vater / den allmechtigen / Schoepffer himmels und der erden. Und in Jesum Christum / seinen eingebornen Son unsern Herrn / der empfangen ist von dem heiligen Geist / geboren auß Maria der Jungfrawen / gelitten under Pontio Pilato / gecreutziget / gestorben und begraben / abgestiegen zu der Hellen / am dritten tage wider aufferstanden von den todten / auffgefaren gen Himmel / sitzet zu der Rechten Gottes des allmechtigen Vaters / von dannen er komen wird / zu richten die lebendigen und die todten. Ich glaub in den heiligen Geist / eine heilige allgemeine Christliche Kirche / die gemeinschafft der Heiligen / vergebung der suenden / aufferstehung des fleisches / und ein ewigs leben.

Frag.
Wie werden diese Artickel abgetheilt?

Antwort.
In drey theil. Der erst ist von Gott dem Vater / und unser erschoepffung. Der ander von Gott dem Son / und unser erloesung. Der dritt von Gott dem heiligen Geist / und unser Heiligung.

Frag.
Dieweil nur ein einig Goettlich wesen ist: warumb nennestu drey / den Vater / Son und heiligen Geist?

Antwort.
Darumb daß sich Gott also in seinem wort geoffenbaret hat / daß diese drey underschiedliche Personen / der einig warhafftig ewig Gott seind.

Von Gott dem Vater.

Frag.
Was glaubestu / wenn du sprichst / Ich glaub in Gott Vater / den allmechtigen / Schoepffer himmels und der erden?

Antwort.
Daß der ewig Vater unser Herrn Jesu Christi / der Himmel und Erden sampt allem was drinnen ist / auß nichts erschaffen / auch dieselbigen noch durch seinen ewigen that und fürsehung erhelt und regieret: umb seines Sons Christi willen / mein Gott und mein Vater sey / auff welchen ich also vertrawe / daß ich nicht zweiffel / er werde mich mit aller notdurfft leibs und der seelen versorgen / auch alles ubel / so er mir in diesem jamerthal zuschicket / mir zu gut wenden: dieweil ers thun kan / als ein almechtiger Gott: und auch thun wil als ein getrewer Vater.

Frag.
Was verstehestu durch die fuersehung Gottes?

Antwort.
Die allmechtige und gegenwertige krafft Gottes / durch welche er himmel und erde / sampt allen Creaturen / gleich als mit seiner hand noch erhelt / und also regiert / daß laub und graß / regen und dürre / fruchtbare und unfruchtbare jar / essen und trincken / gesundheit und kranckheit / reichthumb und armuth / und alles / nicht ohne gefehr / sonder von seiner väterlichen hand uns zukomme.

Frag.
Was fuer nutz bekommen wir auß erkanntnuß der schoepffung und fürsehung Gottes?

Antwort.
Daß wir in aller widerwertigkeit gedultig / in glueckseligkeit danckbar / und auffs zukünfftig guter zuversicht zu unserm getrewen Gott und Vater sein sollen / daß uns keine Creatur von seiner liebe scheiden wird / dieweil alle Creaturen also in seiner hand sind / daß sie sich one seinen willen auch nicht regen noch bewegen koennen.

Von Gott dem Son.

Frag.
Warumb wirdt der Son Gottes Jesus / das ist / seligmacher genannt?

Antwort.
Darumb daß er uns selig macht von unsern suenden / und daß bey keinem andern einige seligkeit zu suchen noch zu finden ist.

Frag.
Glauben denn die auch an den einigen seligmacher Jesum / die jre seligkeit und heil bey heiligen / bey jnen selbst / oder anderstwo suchen?

Antwort.
Nein: sonder sie verleugnen mit der that den einigen Seligmacher und Heiland Jesum / ob sie sich sein gleich rhümen. Denn entweder Jesus nit ein volkommener Heiland sein muß: oder die diesen heiland mit warem glauben annemen / müssen alles in jm haben / daß zu jrer seligkeit vonnoeten ist.

Frag.
Warumb ist er Christus / das ist / ein gesalbter genannt?

Antwort.
Daß er von Gott dem Vater verordnet / und mit dem heiligen Geist gesalbet ist / zu unserm obersten Propheten und Lehrer / der uns den heimlichen rhat und willen Gottes von unser erloesung volkomlich offenbaret: Und zu unserem einigen hohen Priester / der uns mit dem einigen opffer seines leibs erloeset hat / und jmerdar mit seiner fuerbit fuer dem Vater vertrit: Und zu unserm ewigen Koenig / der uns mit seinem wort und Geist regiert / und bey der erworbenen erloesung schützet und erhelt.

Frag.
Warumb wirst aber du ein Christ genennt?

Antwort.
Daß ich durch den glauben ein glied Christi / und also seiner salbugn theilhafftig bin / auff daß auch ich seinen Namen bekenne / mich jm zu einem lebendigen danckopffer darstelle / und mit freyem gewissen in diesem leben wider die suende und Teufel streite / und hernach in ewigkeit mit jm uber alle Creaturen hersche.

Frag.
Warumb heist er Gottes eingeborner Son / so doch wir auch kinder Gottes sind?

Antwort.
Darumb daß Christus allein der ewig natürlich Son Gottes ist: wir aber umb seinet willen auß gnaden zu kindern Gottes angenommen sind.

Frag.
Warumb nennestu jn unsern Herrn?

Antwort.
Daß er uns mit leib und seel von der suenden / und auß allem gewalt des Teufels / nicht mit golt oder silber / sonder mit seinem thewern Blut / jhm zum eigenthumb erloeset und erkaufft hat.

Frag.
Was heist / daß er empfangen ist von dem heiligen Geist / geborn auß Maria der Jungfrawen?

Antwort.
Daß der ewige Son Gottes / der warer und ewiger Gott ist und bleibet / ware menschliche natur / auß dem fleisch und blut der Jungfrawen Maria / durch würckung des heiligen Geistes an sich genomen hat / auff daß er auch der ware samen Davids sey / seinen brüdern in allem gleich / außgenommen die suende.

Frag.
Waß nutz bekomestu auß der heiligen empfengnuß und geburt Christi?

Antwort.
Daß er unser mittler ist / und mit seiner unschuld und volkommenen heiligkeit meine suende / darin ich bin empfangen / fuer Gottes angesicht bedecket.

Frag.
Was verstehestu durch das woertlein gelitten?

Antwort.
Auff daß er unschuldig under dem weltlichen Richter verdamt würde / und uns damit von dem strengen urtheil Gottes / das uber uns gehen sollte / erlediget.

Frag.
Ist es etwa mehr / daß er ist gecreutziget worden / denn so er eines andern todts gestorben were?

Antwort.
Ja / Denn dardurch bin ich gewiß / daß er die vermaledeyung die auff mri lage / auff sich geladen habe / Dieweil der tod des Creutzes von Gott verflucht war.

Frag.
Warumb hat Christus den tod müssen leiden?

Antwort.
Darumb / daß von wegen der gerechtigkeit und warheit Gottes / nicht anderst fuer unsere suenden moechte bezalet werden / denn durch den todt des Sons Gottes.

Frag.
Warumb ist er begraben worden?

Antwort.
Darmit zu bezeugen / daß er warhafftig gestorben sey.

Frag.
Weil denn Christus fuer uns gestorben ist / wie kompts daß wir auch sterben müssen?

Antwort.
Unser tod ist nit ein bezalung fuer unsere suend: sonder nur ein absterbung der suenden / und eingang zum ewigen leben.

Frag.
Was bekommen wir mehr fuer nutz auß dem opffer und todt Christi am Creutz?

Antwort.
Daß durch seine krafft unser alter mensch mit jm gecreutziget / getoedtet und begraben wird / auff daß die boesen lüste des fleisches nicht mehr in uns regieren / sonder daß wir uns selbst jhm zur dancksagung auffopffern.

Frag.
Warum folget abgestiegen zu der hellen?

Antwort.
Daß ich in meinen hoechsten anfechtungen versichert sey / mein HERR Christus habe mich durch seine unaussprechliche angst / schmertzen und schrecken / die er auch an seiner seelen / am Creutz und zuvor erlitten / von der hellischen angst und pein erloeset.

Frag.
Was nützet uns die Aufferstehung Christi?

Antwort.
Erstlich hat er durch seine Aufferstehung den tod uberwunden / daß er uns der gerechtigkeit / die er uns durch seinen todt erworben hat / koendte theilhafftig machen. Zum andern werden auch wir jetzunder durch seine krafft erwecket zu einem newen leben. Zum dritten ist uns die Aufferstehung Christi ein gewisses pfand unserer seligen aufferstehung.

Frag.
Wie verstehestu daß er ist gen himmel gefaren?

Antwort.
Daß Christus fuer den augen seiner Jünger / ist von der erden auffgehaben gen himmel / und uns zu gut daselbst ist / biß daß er widerkompt zu richten die lebendigen und die todten.

Frag.
Ist denn Christus nit bey uns biß ans ende der welt / wie er uns verheissen hat?

Antwort.
Christus ist warer Mensch und warer Gott: Nach seiner menschlichen natur / ist er jetzunder nicht auff erden: aber nach seiner Gottheit / Maiestet / genad und Geist / weicht er nimmer von uns.

Frag.
Werden aber mit der weiß die zwo naturen in Christo nit von einander getrennet / so die menscheit nicht uberal ist / da die Gottheit ist?

Antwort.
Mit nichten: Denn weil die Gottheit unbegreiflich und allenthalben gegenwertig ist: so muß folgen / daß sie wol ausserhalb jrer angenommenen menschheit / und dennoch nichts desto weniger auch in derselben ist / und persönlich mit jr vereiniget bleibt.

Frag.
Was nützet uns die Himmelfart Christi?

Antwort.
Erstlich / daß er im himmel fuer dem angesicht seines Vaters / unser fuersprecher ist. Zum andern / daß wir unser fleisch im himmel zu einem sichern pfand haben / daß er als das haupt / uns seine glieder auch zu sich werde hinauff nehmen. Zum dritten / daß er uns seinen Geist zum gegenpfandt herab sendet / durch welches krafft wir suchen was droben ist / da Christus ist / sitzend zu der rechten Gottes / und nicht das auff erden ist.

Frag.
Warumb wird hinzu gesetzt / daß er sitze zur rechten Gottes?

Antwort.
Daß Christus darumb gen himmel gefaren ist / daß er sich daselbst erzeige / als das haubt seiner Christlichen kirchen / durch welches der Vater alles regiert.

Frag.
Was nützet uns diese herrligkeit unsers haupts Christi?

Antwort.
Erstlich daß er durch seinen heiligen Geist / in uns seine glieder / die himlischen gaben außgeust. Darnach / daß er uns mit seinem gewalt wider alle feind schützet und erhelt.

Frag.
Was troestet dich die widerkunfft christi zu richten die lebendigen und die todten?

Antwort.
Daß ich in allem trübsal und verfolgung mit auffgerichtem haupt / eben des Richters der sich zuvor dem gericht Gottes fuer mich dargestelt / und alle vermaledeiung von mir hinweg genomen hat / auß dem himmel gewertig bin / daß er alle seine und meine feinde / in die ewige verdamnuß werffe: mich aber sampt allen außerwelten zu jhm in die himlische freud und herrligkeit neme.

Von Gott dem heiligen Geist.

Frag.
Was glaubstu vom hiligen Geist?

Antwort.
Erstlich daß er gleich ewiger Gott mit dem Vater und dem Son ist. Zum andern / daß er auch mir gegeben ist / mich durch einen waren glauben / Christi und aller seiner wolthaten theilhafftig machet / mich troestet / und bey mir bleiben wird biß in ewigkeit.

Frag.
Was glaubstu von der heiligen allgemeinen Christlichen Kirchen?

Antwort.
Daß der Son Gottes auß dem gantzen menschlichen geschlecht / jhm ein außerwelte gemein zum ewigen leben / durch sein Geist und wort in einigkeit des waren glaubens / von anbegin der welt / biß ans end versamle / schütze und erhalte / und daß ich derselben ein lebendiges glied bin / und ewig bleiben werde.

Frag.
Was verstehestu durch die gemeinschafft der Heiligen?

Antwort.
Erstlich / daß alle und jede glaubigen / als glieder an dem Herrn Christo / und allen seinen schetzen und gaben / gemeinschafft haben. Zum andern / daß ein jeder seine gaben zu nutz und heil der andern glieder / willig und mit freuden anzulegen sich schuldig wissen soll.

Frag.
Was glaubstu von vergebung der Sünden?

antwort.
Daß Gott umb der gnugthuung Christi willen / aller meiner suenden / auch der suendlichen art / mit der ich mein lebenlang zu streiten habe / nimmermehr gedencken wil: sonder mir die gerechtigkeit Christi auß gnaden schencket / daß ich ins gericht nimmermehr soll kommen.

Frag.
Was troest dich die aufferstehung des fleisches?

Antwort.
Daß nicht allein meine seel nach diesem leben als bald zu Christo jrem haupt genommen wird: sonder auch daß diß mein fleisch durch die krafft Christi aufferweckt / wider mit meiner seelen vereiniget / und dem heiligen leib Christi gleichformig werden sol.

Frag.
Was troest dich der Artickel vom ewigen leben?

Antwort.
Daß / nachdem ich jetzunder den anfang der ewigen freude in meinem hertzen empfindt / ich nach diesem leben volkommene seligkeit besitzen werde / die kein aug gesehen / kein ohr gehoeret / und in keines menschen hertz nie komen ist / Gott ewiglich darin zu preisen.

Frag.
Was hülfft es dich aber nun / wenn du diß alles glaubest?

Antwort.
Daß ich in Christo fuer Gott gerecht / und ein Erb des ewigen lebens bin.

Frag.
Wie bistu gerecht fuer Gott?

Antwort.
Allein durch waren glauben in Jesum Christum. Also: daß ob mich schon mein gewissen anklagte / daß ich wider alle Gebot Gottes schwerlich gesuendiget / und derselben keines nie gehalten hab / auch noch jmerdar zu allem boesen geneigt bin: doch Got ohn alle meine verdienst / auß lauter gnaden / mir die volkomne gnugthuung / gerechtigkeit und heiligkeit Christi schencket und zurechnet / als hette ich nie keine suende begangen noch gehabt / und selbst allen den gehorsam vollbracht / den Christus für mich hat geleistet / wenn ich allein solche wolthat mit glaubigen hertzen anneme.

Frag.
Warumb sagstu daß du allein durch den glauben gerecht seyest?

Antwort.
Nicht daß ich von wegen der wirdigkeit meines glaubens Gott gefalle: sonder darumb / daß allein die gnugthuung / gerechtigkeit und heiligkeit Christi / meine gerechtigkeit fuer Gott ist / und ich dieselbe nicht anderst / denn allein durch den glauben annemen / und mir zueigen kan.

Frag.
Warumb koennen aber unsere gute werck nit die gerechtigkeit fuer Gott / oder ein stück derselben sein?

Antwort.
Darumb / daß die gerechtigkeit / so fuer Gottes gericht bestehen sol / durchauß volkomen / und dem Goettlichen Gesetz gantz gleichformig sein muß / und aber auch unsere beste werck in diesem leben alle unvolkomen / und mit suenden befleckt sind.

Frag.
Verdienen aber unsere gute werck nichts / so sie doch Gott in diesem und zukünfftigen leben wil belohnen?

Antwort.
Die belohnung geschicht nit auß verdienst / sonder auß gnaden.

Frag.
Macht aber diese lehre nicht sorglose und verruchte leut?

Antwort.
Nein / Denn es unmoeglich ist / daß die / so Christo durch waren glauben sind eingepflantzt / nit frucht der danckbarkeit sollen bringen.

Von den heiligen Sacramenten.

Frag.
Dieweil denn allein der glaub uns Christi / und aller seiner wolthaten theilhafftig macht: woher kompt solcher glaube?

Antwort.
Der heilig Geist würcket denselben in unsern hertzen / durch die predig des heiligen Evangelions / und bestetiget den durch den brauch der heiligen Sacramenten.

Frag.
Was seind die Sacrament?

Antwort.
Es seind sichtbare heilige warzeichen und Sigill / von Gott darzu eingesetzt / daß er uns durch den brauch derselben / die verheissung des Evangelions desto besser zuverstehen gebe / und versiegele: Nemlich / daß er uns von wegen des einigen opffers Christi / am Creutz volbracht / vergebung der suenden / und ewiges leben auß gnaden schencke.

Frag.
Seind denn beyde das wort und die Sacrament dahin gericht / daß sie unsern glauben auff das opffer Jesu Christi am Creutz / als auff den einigen grund unserer seligkeit weisen?

Antwort.
Ja freylich: Denn der heilig Geist lehret im Evangelio / und bestetiget durch die heiligen Sacrament / daß unsere gantze seligkeit stehe in dem einigen opffer Christi / fuer uns am Creutz geschehen.

Frag.
Wieviel Sacrament hat Christus im newen Testament eingesetzt?

Antwort. Zwey: Den heiligen Tauff / und das heilig Abendmal.

Vom heiligen Tauff.

Frag.
Wie wirstu im heiligen Tauff erinnert und versichert / daß das einige opffer Christi am Creutz dir zu gut komme?

Antwort.
Also: daß Christus diß eusserlich wasserbad eingesetzt / und darbey verheissen hat / daß ich so gewiß mit seinem blut und geist / von der unreinigkeit meiner seelen / das ist / allen meinen suenden gewasschen sey / so gewiß ich eusserlich mit dem wasser / welches die unsauberkeit des leibs pflegt hinzunemen / gewasschen bin.

Frag.
Was heist mit dem Blut und Geist Christi gewasschen sein?

Antwort.
Es heist vergebung der suenden von Gott auß gnaden haben / umb des bluts Christi willen / welchs er in seinem opffer am Creutz fuer uns vergossen hat: Darnach auch durch den heiligen Geist ernewert / und zu einem glied Christi geheiliget sein / daß wir je lenger je mehr der suenden absterben / und in einem Gottseligen / unstreflichen leben wandlen.

Frag.
Wo hat Christus verheissen / daß wir so gewiß mit seinem blut und geist als mit dem tauffwasser gewasschen seind?

Antwort.
In der einsetzung des Tauffs / welche also lautet. Gehet hin / und lehret alle Voelcker / und tauffet sie / im namen des Vaters und des Sons / und des heiligen Geists: wer da glaubet und getauffet wird / der wird selig werden: wer aber nicht glaubt / der wird verdampt werden. Diese verheissung wirdt auch widerholet / da die schrifft den Tauff das bad der widergeburt / und abwasschung der suenden nennet.

Frag.
Ist denn das eusserlich wasserbad / die abwasschung der suenden selbst?

Antwort.
Nein / Denn allein das blut Jesu Christi / und der heilige Geist reiniget uns von allen suenden.

Frag.
Warumb nennet denn der heilige Geist den Tauff das bad der widergeburt / und die abwasschung der suenden?

Antwort.
Gott redet also nit one grosse ursach: Nemlich / nit allein daz er uns damit wil lehren / daß / gleich wie die unsauberkeit des leibs durch wasser / also unsere suenden durchs blut und geist Christi hinweg genomen werden: sonder viel mehr / daz er uns durch diß Goettlich pfand und warzeichen wil versichern / daz wir so warhafftig von unsern suenden geistlich gewaschen sind / als wir mit dem leiblichen wasser gewaschen werden.

Frag.
Sol man auch die jungen kinder tauffen?

Antwort.
Ja: Denn dieweil sie so wol als die alten in den Bundt Gottes und seine gemein gehoren / und jhnen in dem blut Christi die erloesung von suenden / und der heilig Geist / welcher den glauben würcket / nit weniger denn den alten zugesagt wird: so sollen sie auch durch den tauff / als des Bunds zeichen / der Christlichen Kirchen eingeleibt / und von der unglaubigen kinder underscheiden werden / wie im alten Testament durch die beschneidung geschehen ist / an welcher stat im newen Testament der Tauff ist eingesetzt.

Vom heiligen Abendmal Jesu Christi.

Frag.
Wie wirstu im heiligen Abendmal erinnert und versichert / daß du an dem einigen opffer Christi am Creutz / und allen seinen gütern gemeinschafft habest?

Antwort.
Also / daß Christus mir und allen glaubigen von diesem gebrochnen brod zu essen / und von diesem Kelch zu trincken befohlen hat / und darbei verheissen / Erstlich daß sein leib so gewiß fuer mich am Creutz geopffert und gebrochen / und sein blut für mich vergossen sey / so gewiß ich mit augen sehe / daß das brod des Herrn mir gebrochen / und der Kelch mir mitgetheilet wird. Und zum andern / daß er selbst meine seel mit seinem gecreutzigten leib und vergossnen blut so gewiß zum ewigen leben speise und trencke / als ich auß der hand des Dieners empfange / und leiblich niesse das brod und den Kelch des Herrn / welche mir als gewisse warzeichen des leibs und bluts Christi gegeben werden.

Frag.
Was heist den gecreutzigten leib Christi essen / und sein vergossen blut trincken?

Antwort.
Es heist nit allein mit glaubigen hertzen das gantze leiden und sterben Christi annemen / und dardurch vergebung der suenden und ewiges leben bekommen: Sonder auch darneben durch den heiligen Geist / der zugleich in Christo und in uns wonet / also mit seinem gebenedeyten leib je mehr und mehr vereiniget werden: daß wir / obgleich er im himmel / und wir auff erden sind: dennoch fleisch von seinem fleisch / und bein von seinen beinen sind / und von einem geist (wie die glieder unsers leibs von einer seelen) ewig leben und regieret werden.

Frag.
Wo hat Christus verheissen / daß er die glaubigen so gewiß also mit seinem leib und blut speise und trencke / als sie von diesem gebrochnen brod essen / und von diesem Kelch trincken?

Antwort.
In der einsatzung des Abendmals / welche also lautet: Unser HERR Jesus / in der nacht da er verrhaten ward / nam er das brodt / dancket und brachs und sprach / Nemet / esset / das ist mein leib / der fuer euch gebrochen wirdt / Solchs thut zu meiner gedechtnuß. Desselben gleichen auch den Kelch / nach dem Abendtmal / und sprach: Dieser Kelch ist das newe Testament in meinem blut / solches thut / so offt jrs trincket / zu meiner gedechtnuß: Denn so offt jr von diesem brod esset / und von diesem Kelch trincket / solt jr des HERREN todt verkündigen / biß daß er kompt. Und diese verheissung wirdt auch widerholet durch S. Paulum / da er spricht: Der Kelch der dancksagung / damit wir dancksagen / ist er nit die gemeinschafft des bluts Christi? Das brodt das wir brechen / ist das nicht die gemeinschafft des leibs Christi? Denn ein brod ists / so seind wir viel ein leib / dieweil wir alle eines brods theilhafftig seind.

Frag.
Wird denn auß brod und wein der wesentlich leib und blut Christi?

Antwort.
Nein: sonder wie das wasser in dem Tauff / nit in daz blut Christi verwandlet / oder die abwasschung der suenden selbst wird / deren es allein ein Goettlich warzeichen und versicherung ist: also wirdt auch daz heilig brod im Abendmal nit der leib Christi selbst / wiewol es nach art und brauch der Sacramenten / der leib Christi genennet wird.

Frag.
Warumb nennet denn Christus das brod seinen leib / und den Kelch sein blut / oder das newe Testament in seinem blut / und S. Paulus / die gemeinschafft des leibs und bluts Jesu Christi?

Antwort.
Christus redet also nit one grosse ursach. Nemlich / daß er uns nit allein damit wil lehren / daß gleich wie brod und wein das zeitliche leben erhalten / also sey auch sein gecreutzigter leib und vergossen blut / die ware speiß und tranck unserer seelen / zum ewigen leben: sonder viel mehr daß er uns durch diß sichtbare zeichen und pfand wil versichern / daß wir so warhafftig seines waren leibs und bluts durch wirckung des heiligen Geists teilhafftig werden / als wir diese heilige warzeichen / mit dem leiblichen mund zu seiner gedechtnuß empfangen: und daß all sein leiden und gehorsam so gewiß unser eigen sey / als hetten wir selbst in unser eigen person alles gelitten und gnug gethan.

Frag.
Was ist fuer ein underscheid zwischen dem Abendmal des HERRN / und der Bäbstlichen Meß?

Antwort.
Das Abendmal bezeuget uns / daß wir volkomene vergebung aller unserer suenden haben / durch das einige opffer Jesu Christi / so er selbst einmal am creutz volbracht hat. Und daß wir durch den H. Geist Christo werden eingeleibt / der jetzund mit seinem waren leib im himmel zur Rechten des Vaters ist / und daselbst wil angebettet wreden. Die Meß aber lehret / daß die lebendigen und die todten nicht durch das leiden Christi vergebung der suenden haben / es sey denn daß Christus noch täglich fuer sie von den Meßpriestern geopffert werde. Und daz Christus leiblich under der gestalt brods und weins sey / und derhalben darin sol angebettet werden. Und ist also die Meß imm grund nichts anders / denn ein verleugnung des einigen opffers und leidens Jesu Christi / und ein vermaledeite Abgoetterey.

Frag.
Welche sollen zu dem Tisch des HERREN kommen?

Antwort.
Die jnen selbst umb jrer sünden willen mißfallen / und doch vertrawen / daß dieselbige jhnen verziehen und die ubrige schwachheit mit dem leiden und sterben Christi bedeckt sey / begeren auch je mehr und mehr jhren glauben zu stercken und jr leben zu bessern. Die unbußfertigen aber und heuchler / essen und trincken jnen selbst das gericht.

Frag.
Sollen aber zu diesem Abendmal auch zugelassen werden / die sich mit jrer bekanntnuß und leben / als unglaubige und Gottlose erzeigen?

Antwort.
Nein: denn es wirdt also der Bundt Gottes geschmecht / und sein zorn uber die gantze gemein gereitzet. Derhalben die Christliche Kirch schuldig ist / nach der ordnung Christi und seiner Aposteln / solche / biß zu besserung jres lebens / durch daz ampt der Schlüssel außzuschliessen.

Frag.
Was ist das ampt der Schlüssel?

Antwort.
Die Predig des heiligen Evangelions / und die Christliche Bußzucht / durch welche beyde stück / daz Himmelreich den glaubigen auffgeschlossen / und den unglaubigen zugeschlossen wird.

Frag.
Wie wird das Himmelreich durch die predig des heiligen Evangelions auff und zugeschlossen?

Antwort.
Also daß nach dem befelch Christi allen und jeden glaubigen verkündigt und offentlich bezeuget wird / daß jnen so offt sie die verheissung des Evangelions mit warem glauben annemen / warhafftig alle jre sünden von Gott / umb des verdiensts Christi willen / vergeben sind. Und herwiderumb / allen unglaubigen und heuchlern / daß der zorn Gottes und die ewige verdamnuß auff jnen ligt / so lang sie sich nit bekeren: Nach welchem zeugnuß des Evangelij / Gott beide in diesem und zukünfftigen leben vertheilen wil.

Frag.
Wie wirdt das Himmelreich zu und auffgeschlsosen / durch die Christliche Bußzucht?

Antwort.
Also: daß nach dem befelch Christi / die jenigen so under dem Christlichen namen / unchristliche lehr oder wandel fueren / nach dem sie etlich mal brüderlich vermanet sein / und von jren jrthumen oder lastern nit abstehen / der kirchen / oder denen so von der kirchen darzu verordnet sind / angezeigt / und so sie sich an derselben vermanung auch nit keren / von jnen durch verbietung der heiligen Sacrament auß der Christlichen gemein / und von Gott selbst / auß dem Reich Christi werden außgeschlossen: und widerumb als glieder Christi und der kirchen / angenomen / wenn sie ware besserung verheissen und erzeigen.

Der dritte Theil: Von der danckbarkeit.

Frag.
Dieweil wir denn auß unserm elendt one alle unsere verdienst / auß gnaden durch Christum erloeset seind / warumb sollen wir gute werck thun?

Antwort.
Darumb / daß Christus / nach dem er uns mit seinem blut erkaufft hat / uns auch durch seinen heiligen Geist ernewert zu seinem ebenbildt / ddaß wir mit unserm gantzen leben uns danckbar gegen Gott fuer seine wolthat erzeigen / und er durch uns gepriesen werde / Darnach auch / daß wir bey uns selbst unsers glaubens auß seinen früchten gewiß sein / und mit unserm Gottseligen wandel / unsere nechsten auch Christo gewinnen.

Frag.
Koennen denn die nicht selig werden / die sich von jrem undanckbaren unbußfertigen wandel zu Gott nicht bekeren?

Antwort.
Keins wegs: denn / wie die schrifft saget: Kein Unkeusscher / Abgoettischer / Ehebrecher / Dieb / Geitziger / Trunckenpoltz / Lesterer / Rauber und dergleichen / wird das reich Gottes erben.

Frag.
In wieviel stücken stehet die warhafftige Buß oder bekerung des menschen?

Antwort.
In zweyen stücken: In absterbung des alten / und aufferstehung des newen menschen.

Frag.
Waß ist die Absterbung des alten menschen?

Antwort.
Im die suende von hertzen lassen leidt sein / und dieselbige je lenger jehr mehr hassen und fliehen.

Frag.
Was ist die aufferstehung des newen menschen?

Antwort.
Hertzliche freud in Gott / und lust und lieb haben nach dem willen Gottes / in allen guten wercken zu leben.

Frag.
Welches seind aber gute werck?

Antwort.
Allein die auß warem Glauben / nach dem Gesetz Gottes jhm zu ehren geschehen: und nicht die auff unser gutdüncken oder menschen satzung gegründet sein.

Frag.
Wie laut das Gesetz des HERRN?

Antwort.
Gott redet alle dise wort.

Das Erste Gebot.
Ich bin der HERR dein Gott / der ich dich auß Egyptenland / auß dem Diensthauß gefueret habe. Du solt kein ander Goetter fuer mir haben.

Das Ander.
Du solt dir kein Bildnuß noch jrgend ein gleichnuß machen / weder deß / das oben im Himmel / noch deß / das unden auff Erden / oder deß / das im wasser under der erden ist / Du solt sie nicht anbeten / noch jnen dienen. Denn ich der HERR dien Gott / bin ein starcker eyveriger Gott / der die missethat der Väter heimsucht an den Kindern / biß ins dritte und vierde glied / deren die mich hassen: und thue barmhertzigkeit an viel tausenden die mich lieben / und meine Gebot halten.

Das dritte.
Du solt den Namen des HERREN deines Gottes nicht mißbrauchen / Denn der HERR wird den nicht ungestrafft lassen / der seinen Namen mißbraucht.

Das vierde.
Gedenck des Sabbaht tags / das du jhn heiligest. Sechs tag soltu arbeiten / und alle deine werck thun / aber am sibenden tage ist der Sabbath des HERREN deines Gottes / da solt du keine arbeit thun / noch dien Son / noch deine Tochter / noch dein Knecht / noch deine magt / noch dein Vieh / noch der frembling der in deinen thoren ist. Denn in sechs tagen hat der HERR himmel und erden gemacht / und das mehr / und alles was drinnen ist / und rhuete am sibenden tage / darum segnete der HERR den Sabbath tag / und heiliget jn.

Das Fünffte.
Du solt dein Vater und deine Mutter ehren / auff das du lang lebest im Land / das dir der HERR dein Gott gibt.

Das Sechste.
Du solt nit toedten.

Das Sibente.
Du solt nit Ehebrechen.

Das Achte.
Du solt nit stelen.

Das Neünde.
Du solt kein falsch zeugnuß reden wider deinen nechsten.

Das Zehende.
Laß dich nit gelüsten deines nechsten Hauß / Laß dich nit gelüsten deines nechsten weibs / noch seines Knechts / noch seiner Magd / noch seines Ochsen / noch seines Esels / noch alles das dein Nechster hat.

Frag.
Wie werden diese Gebot geteilt?

Antwort.
In zwo Tafeln / deren die erste in vier gebotten lehret / wie wir uns gegen Gott sollen halten. Die ander in sechs gebotten / was wir unserm nechsten schuldig sein.

Frag.
Was erfordert der HERR im ersten Gebot?

Antwort.
Daß ich bey verlierung meiner seelen heil und seligkeit alle abgoetterey / zauberey / aberglaubische segen / anruffung der Heiligen oder anderer Creaturen / meiden und fliehen sol / Und den einigen waren Gott recht erkennen / jm allein vertrawen / In aller demuth und gedult von jm allein alles guts gewarten / und jn von gantzem hertzen lieben / fuerchten und ehren. Also daß ich ehe alle creaturen ubergebe / denn in dem geringsten wider seinen willen thue.

Frag.
Was ist Abgoetterey?

Antwort.
An stat des einigen waren Gottes / der sich in seinem wort hat offenbaret / oder neben dem selbigen etwas anderst dichten oder habe / darauff der mensch sein vertrawen setzt.

Frag.
Was wil Gott im andern Gebot?

Antwort.
Daß wir Gott in keinen weg verbilden / noch auff jrgend eine andere weise / denn er in seinem wort befohlen hat / verehren sollen.

Frag.
Sol man denn gar kein bildnuß machen?

Antwort.
Gott kan und sol keines wegs abgebildet werden: die Creaturen aber / ob sie schon moegen abgebildet werden: so verbeut doch Gott derselbigen bildnuß zu machen und zu haben / daß man sie verehre oder jm damit diene.

Frag.
Moegen aber nicht die bilder als der Leyen bücher / in den Kirchen geduldet werden?

Antwort.
Nein: Denn wir nit sollen weiser sein denn Gott / welcher seine Christenheit nit durch stumme goetzen / sonder durch die lebendige predig seines worts / wil underwiesen haben.

Frag.
Was wil das dritt Gebot?

Antwort.
Daß wir nicht allein mit fluchen / oder mit falschem ayde: sonder auch mit unnoetigem schweren / den Namen Gottes nicht lestern oder mißbrauchen / noch uns mit unserm stilschweigen und zusehen solcher schrecklichen suenden theilhafftig machen / Und in summa / daß wir den heiligen Namen Gottes anderst nicht / denn mit forcht und ehrerbietung gebrauchen / auff daß er von uns recht bekent / angeruffen / und in all unsern worten und wercken gepriesen werde.

Frag.
Ist denn mit schweren und fluchen Gottes Namen lestern / so eine schwere suend / daß Gott auch uber die zürnet / die / soviel an jnen ist / dieselbe nicht helffen wehren und verbieten?

Antwort.
Ja freylich / Denn keine suende groesser ist / noch Gott hefftiger erzürnet / denn lesterung seines Namens. Darumb er sie auch mit dem todt zu straffen befohlen hat.

Frag.
Mag man aber auch Gottselig bey dem Namen Gottes einen Ayd schweren?

Antwort.
Ja: Wenn es die Oberkeit von jhren underthanen / oder sonst die noth erfordert / trewe und warheit zu Gottes ehre und des nechsten heil dardurch zuerhalten und zu fuerdern. Denn solches aydschweren ist in Gottes wort gegründet / und derhalben von den Heiligen im alten und newen Testament recht gebrauchet worden.

Frag.
Mag man auch bey den Heiligen oder andern Creaturen ayd schweren?

Antwort.
Nein: Denn ein rechtmessiger ayd ist ein anruffung Gottes / daß er als der einig hertzkündiger / der warheit zeugnuß woelle geben / und mich straffen / so ich falsch schwere / welche ehre denn keiner creaturen gebüret.

Frag.
Was will Gott im vierdten Gebot?

Antwort.
Gott wil erstlich / daß das Predigampt und schulen erhalten werden / und ich sonderlich am feiertag zu der gemeine Gottes vleissig komme / daz wort Gottes zu lernen / die heiligen Sacrament zu gebrauchen / den HERRN offentlich anzuruffen / und das Christlich almoß zugeben. Zum andern / daß ich alle tage meines lebens von meinen boesen wercken feyere / den HERRN durch seinen Geist in mir würcken lasse / und also den ewigen Sabbath in diesem leben anfange.

Frag.
Was wil Gott im fuenfften Gebot?

Antwort.
Daß ich meinem Vater und Mutter / und allen die mir fuergesetzt sein / alle ehre / liebe und trewe beweisen / und mich aller guten lehr und straff / mit gebürlichem gehorsam underwerffen / und auch mit jren gebrechen gedult haben sol / dieweil uns Gott durch jhre hand regieren wil.

Frag.
Was wil Gott im sechsten gebot?

Antwort.
Daß ich meinem nechsten weder mit gedancken / noch mit worten oder geberden / viel weniger mit der that / durch mich selbst oder andere schmehen / hassen / beleidigen / oder toedten: sonder alle raachgirigkeit ablegen / auch mich selbst nit beschedigen / oder mutwillig in gefahr begeben sol. Darumb auch die Oberkeit / dem todschlag zu weren / das Schwert tregt.

Frag.
Redet doch diß gbebot allein von toedten?

Antwort.
Es wil uns aber Gott durch verbietung des Todtschlags lehren / daß er die wurtzel des todschlags / als neid / haß / zorn / Rachgirigkeit / hasset / und daß solches alles fuer jhm ein heimlicher todtschlag sey.

Frag.
Ists aber damit gnug / daß wir unsern nechsten / wie gemelt / nit toedten?

Antwort.
Nein. Denn in dem Gott neid / haß und zorn verdampt: wil er von uns haben / daß wir unsern nechsten lieben als uns selbst / gegen jhm gedult / friede / sanfftmuth / barmhertzigkeit und freundligkeit erzeigen / seinen schaden / soviel uns moeglich / abwenden / und auch unsern feinden guts thun.

Frag.
Was wil das siebende Gebot?

Antwort.
Daß alle unkeuscheit von Gott vermaledeyet sey / und daß wir darumb jhr von hertzen feind sein / und keusch und züchtig leben sollen / es ey im heiligen Ehestandt oder ausserhalb desslben.

Frag.
Verbeut Gott in diesem gebot nichts mehr denn Ehebruch und dergleichen schanden?

Antwort.
Dieweil beyde unser leib und seel tempel des heiligen Geists sein / so wil er / daß wir sie beyde sauber und heilig bewaren. Verbeut derhalben alle unkeusche thaten / geberden / wort / gedancken / lust / und was den menschen darzu reitzen mag.

Frag.
Was verbeut Gott im achten Gebot?

Antwort. Er verbeut nicht allein den diebstal und rauberey / welche die Oberkeit strafft: sonder Gott nennet auch diebstal alle boese stück und anschleg / damit wir unsers nechsten gut gedencken an uns zu bringen / es sey mit gewalt oder schein des rechtens: als unrechtem gewicht / Elln / maß / wahre / müntz / wucher / oder durch einiges mittel / das von Gott verbotten ist: Darzu auch allen geitz / und unnütze verschwendung seiner gaben.

Frag.
Was gebeut dir aber Gott in diesem Gebot?

Antwort.
Daß ich meines nechsten nutz / wo ich kan und mag / fuerdere / gegen jhm also handle / wie ich wolte daß man mit mir handlete / und trewlich arbeite / auff daß ich dem dürfftigen in seiner noth helffen moeg.

Frag.
Was wil das neund gebot?

Antwort.
Daß ich wider niemand falsche zeugnuß gebe / niemand seine wort verkere / kein affterreder und lesterer seye / Niemand unverhoert / und leichtlich verdammen helffe: sonder allerley liegen und triegen / als eigene werck des Teufels / bey schwerem Gotteszorn vermeide / In gerichts und allen andern handlungen die warheit liebe / auffrichtig sage und bekenne / auch meines nechsten ehre und glimpff nach meinem vermoegen rette und fuerdere.

Frag.
Was wil das zehend Gebot?

Antwort.
Daß auch die geringste lust oder gedancken wider irgend ein gebot Gottes / in unser hertz nimmermehr komen: sonder wir fuer und fuer von gantzem hertzen aller suende feind sein / und lust zu aller gerechtigkeit haben sollen.

Frag.
Koennen aber die zu Gott bekeret sind / solche gebot volkoemlich halten?

Antwort.
Nein: sonder es haben auch die aller heiligsten / so lang sie in diesem leben sind / nur einen geringen anfang dieses gehorsams: doch also / daß sie mit ernstlichem fuersatz / nicht allein nach etlichen / sonder nach allen gebotten Gottes anfangen zu leben.

Frag.
Warumb lest uns denn Gott also scharff die zehen Gebot predigen / weil sie in diesem leben niemand halten kan?

Antwort.
Erstlich auff daz wir unser gantzes lebenlang unser suendliche art je lenger je mehr erkennen / und soviel desto begiriger vergebung der suenden und gerechtigkeit in Christo suchen. Darnach daß wir ohne underlaß uns befleissen / und Gott bitten umb die gnade des heiligen Geists / daß wir je lenger je mehr zu dem ebenbild gottes ernewert werden / biß wir das ziel der volkommenheit nach diesem leben erreichen.

Vom Gebet.

Frag.
Warumb ist den Christen das Gebet noetig.

Antwort.
Darumb / daß es das fuernembste stück der danckbarkeit ist / welche Gott von uns erfordert / Und daß Gott seine genade und heiligen Geist allein denen wil geben / die jhn mit hertzlichem seufftzen ohne underlaß darumb bitten / und jm darfuer dancken.

Frag.
Was gehoeret zu einem solchen gebett das Gott gefalle / und von jm erhoeret werde?

Antwort.
Erstlich daß wir allein den einigen waren Gott / der sich uns in seinem wort hat offenbaret / umb alles daß er uns zu bitten befohlen hat / von hertzen anruffen. Zum andern / daß wir unsere noth und elend recht gründlich erkennen / uns fuer dem angesicht seiner Maiestet zu demütigen. Zum dritten / daß wir diesen festen grund haben / daß er unser gebett / unangesehen daß wirs unwirdig seind / doch umb des HERRN Christi willen gewißlich woelle erhoeren / wie er uns in seinem wort verheissen hat.

Frag.
Was hat uns Gott befohlen von jm zu bitten?

Antwort.
Alle geistliche und leibliche notdurfft / welche der HERR Christus begriffen hat in dem Gebett / das er uns selbst gelehret.

Frag.
Wie lautet dasselbe?

Antwort.
Unser Vater der du bist in himmeln. Geheiliget werde dein Name. Dein Reich komme. Dein wil geschehe / auff erden wie im himmel. Unser teglich brod gib uns heut. Und vergib uns unser schult / als auch wir vergeben unsern schuldigern. Und füre uns nicht in versuchung / sonder erloese uns vom boesen. Denn dein ist das reich / und die krafft / und die herrlichekti in ewigkeit / Amen.

Frag.
Warumb hat uns Christus befohlen Gott also anzureden / Unser Vater?

Antwort.
Daß er gleich im anfang unsers gebetts in uns erwecke die kindliche furcht und zuversicht gegen Gott / welche der grund unsers gebets sol sein: Nemlich / daß Gott unser Vater durch Christum worden sey / und woelle uns viel weniger versagen / warumb wir jhn im glauben bitten / denn unsere Väter uns jrdische ding abschlagen.

Frag.
Warumb wird hinzugethan / Der du bist in himmeln.

Antwort.
Auff daß wir von der himlischen Maiestet Gottes / nichts jrdisch gedencken / und von seiner allmechtigkeit alle nothdurfft leibs und der seelen gewarten.

Frag.
Was ist die erste Bitt?

Antwort.
Geheiliget werde dein Name / daß ist / gib uns erstlich daß wir dich recht erkennen / und dich in allen deinen wercken / in welchen leuchtet deine allmechtigkeit / weißheit / güte / gerechtigkeit / barmhertzigkeit und warheit / heiligen / rhümen und preisen. Darnach auch daß wir unser gantzes leben / gedancken / wort und werck dahin richten / daß dein Name umb unsert willen nit gelestert / sonder geehret und gepriesen werde.

Frag.
Was ist die ander Bitt?

Antwort.
Zukom dein Reich / das ist / Regiere uns also durch dein wort und geist / daß wir uns dir je lenger je mehr underwerffen: erhalt und mehre deine kirchen / und zerstoere die werck des Teuffels / und allen gewalt der sich wider dich erhebt / und alle boese rahtschlege / die wider dein heiliges wort erdacht werden / biß die volkommenheit deines Reichs hertzu komme / darin du wirst alles in allen sein.

Frag.
Was ist die dritte Bitt?

Antwort.
Dein Wil geschehe auff erden wie im himmel / das ist / verleihe daß wir und alle menschen unserm eigenen willen absagen / und deinem allein guten willen one alles widersprechen gehorchen / daß also jederman sein ampt und beruff so willig und trewlich außrichte / wie die Engel im himmel.

Frag.
Was ist die vierde Bitt?

Antwort.
Gib uns heut unser teglich brod / das ist / wollest uns mit aller leiblichen notdurfft versorgen / auff daß wir dardurch erkennen / daß du der einig ursprung alles guten bist / und daß one deinen segen / weder unsere sorgen und arbeit / noch deine gaben uns gedeien / und wir derhalben unser vertrawen von allen Creaturen abziehen / und allein auff dich setzen.

Frag.
Was ist die fünffte Bitt?

Antwort.
Vergib uns unsere schuld / als auch wir vergeben unsern schuldigern / das ist / wollest uns armen suendern alle unsere missethat / auch das boese / so uns noch jmmerdr anhenget umb des bluts Christi willen nit zurechnen / wie auch wir diß zeugnuß deiner gnad in uns befinden / daß unser gantzer fuersatz ist / unserm nechsten von hertzen zuverzeihen.

Frag.
Was ist die sechste Bitt?

Antwort.
Und fuer uns nit in versuchung / sonder erloese uns vom boesen / das ist / dieweil wir auß uns selbst so schwach sein / daß wir nit einen augenblick bestehen koennen / und darzu unsere abgesagte feind / den Teufel / die welt / und unser eigen fleisch / nit auffhoeren uns anzufechten: so wollest uns erhalten und stercken durch die krafft deines heiligen Geistes / auff daz wir jnen moegen festen widerstand thun / und in diesem geistlichen streit nit unden ligen / biß daß wir entlich den sieg volkomlich behalten.

Frag.
Wie beschleust du diß Gebet?

Antwort.
Denn dein ist das Reich / die krafft / und die herrligkeit in ewigkeit / das ist / Solchs alles bitten wir darumb von dir / daß du als unser Koenig / und aller ding mechtig / uns alles guts geben wilst / und kanst / und daß dadurch nicht wir / sonder dein heiliger Name ewig sol gepriesen werden.

Frag.
Was bedeut das woertlein / Amen.

Antwort.
Amen heist / das sol war und gewiß sein. Denn mein gebet viel gewisser von Gott erhoeret ist / denn ich in meinem hertzen fuele / daß ich solches von ihm begere.

Verzeichnis der fürnemsten Text / wie die ordentlich im vorgehenden Catechismo erkleret sein.

Summa des Goettlichen Gesetzes / Darauß wir unser Suend und elendt erkennen.

Du solt lieben Gott deinen HERREN von gantzem hertzen / von gantzer seelen / von gantzem gemüth und allen krefften / diß ist das fuernembste und das groeste gebot. Das ander aber ist dem gleich: Du solt deinen nechsten lieben als dich selbst. In diesen zweyen Geboten hanget das gantze Gesetz und die Propheten. Verflucht sey jederman / der nicht bleibt in allem dem / das geschrieben stehet / in dem buch des Gesetzes / das ers thue.

Die Artickel unsers Christlichen glaubens / Oder Summa des Evangelions / Auß dem wir lernen unser erloesung.

Ich glaub in Gott Vater / den Allmechtigen / Schoepffer himmels und der erden. Und in Jesum Christum / seinen eingebornen Son / unsern HERREN / der empfangen ist von dem heiligen Geist / geboren auß Maria der Jungfrawen / gelitten under Pontio Pilato / gecreutziget / gestorben und begraben / abgestiegen zu der Hellen / am dritten tag wider aufferstanden von den todten / auffgefaren gen himmel / sitzet zu der rechten Gottes / des allmechtigen Vaters / von dannen er kommen wird / zu richten die lebendigen und die todten. Ich glaub in den heiligen Geist / eine heilige allgemeine Christliche Kirch / die gemeinschafft der Heiligen / vergebung der Suenden / aufferstehung des fleisches / und ein ewiges leben.

Einsatzung der heiligen Sacrament / Durch welche der heilige Geist uns diese erloesung versiegelt und versichert.

Einsatzung des heiligen Tauffs.

Gehet hin / und lehret alle Voelcker / und tauffet sie im namen des Vaters / und des Sons / und des heiligen Geists. Wer da glaubt und getaufft wirdt / der wirdt selig werden: wer aber nicht glaubt / der wird verdampt werden.

Einsatzung des heiligen Abendmals Christi.

Unser HERR Jesus in der nacht da er verrhaten ward / nam er das brod / dancket und brachs und sprach: Nemet esset / das ist mein leib / der fuer euch gebrochen wird / Solchs thut / zu meiner gedechtnuß. Desselben gleichen auch den Kelch / nach dem Abendmal / und sprach: Dieser Kelch ist das newe Testament in meinem blut / solchs thut / so offt jrs trinckt / zu meiner gedechtnuß: Denn so offt jr von diesem brod esset / und von diesem Kelch trinckt / solt jr des HERRN todt verkündigen / biß das er kompt. Und der heilige Paulus in der ersten an die Corinther im 10. cap. spricht also: Der kelch der dancksagung / damit wir danck sagen / ist er nit die gemeinschafft des bluts Christi? Das brodt das wir brechen / ist das nit die gemeinschafft des leibs Christi? denn ein brod ists / so seind wir viel ein leib / dieweil wir alle eines brods theilhafftig seind.

Das Gesetz oder die zehen Gebot Gottes.

Auß welchen wir lernen / wie wir Gott fuer solche wolthat sollen in unserm gantzen leben danckbar sein.

Gott redet alle dise wort.

Das erst Gebot.
Ich bin der HERR dein Gott / der ich dich auß Egypgenland / auß dem Diensthauß gefueret habe. Du solt kein ander Goetter fuer mir haben.

Das ander Gebot.
Du solt dir kein Bildnuß noch jrgendt ein gleichnuß machen / weder deß / das oben im Himmel / noch deß / daz unden auff Erden / oder deß / das im wasser under der erden ist / Du solt sie nicht anbeten / noch jnen dienen / denn ich der HERR dein Gott / bin ein starcker eyveriger Gott / der die missethat der Väter heimsucht an den Kindern biß ins dritt und vierd glied / deren die mich hassen / und thue barmhertzigkeit an viel tausenden die mich lieben / und meine Gebot halten.

Das dritte Gebot.
Du solt den Namen des HERREN deines Gottes nicht mißbrauchen / Denn der HERR wird den nicht ungestrafft lassen / der seinen Namen mißbraucht.

Das vierde Gebot.
Gedencke des Sabbath tags / das du jhn heiligest. Sechs tag soltu arbeiten / und alle deine werck thun / aber am siebenden tage ist der Sabbath des HERREN deines Gottes / da solt du keine arbeit thun / noch dein Son / noch deine Tochter / noch dein Knecht / noch deine magt / noch dein Vieh / noch der frembdling der in deinen thoren ist. Denn in sechs tagen hat der HERR himmel und erden gemacht / und das Meer / und alles was drinnen ist / und rhuete am sibenden tage / darumm segnete der HERR den Sabbath tag / und heiligte jn.

Das fünfft Gebot.
Du solt dein vater und deine Mutter ehren / auff daß du lang lebest im Land / das dir der HERR dein Gott gibt.

Das sechst Gebot.
Du solt nit toedten.

Das siebend Gebot.
Du solt nit Ehebrechen.

Das acht Gebot.
Du solt nit stelen.

Das neunde Gebot.
Du solt kein falsch zeugnuß reden wider dienen nechsten.

Das zehende Gebot.
Laß dich nit gelüsten deines nechstesn Hauß / Laß dich nit gelüsten deines nechsten weibs / noch seines Knechts / noch seiner Magd / noch seines Ochsen / noch seines Esels / noch alles das dein nechster hat.

Das Christliche Gebet

Welchs uns Christus selbst gelehret / unser danckbarkeit fürnemlich damit gegen Gott zuerzeigen / und alle notdurfft Leibs und der Seelen von jhm zuerlangen.

Unser Vater der du bist in himmeln. Geheiliget werde dein Name. Dein Reich komme. Dein will geschehe / auff erden wie im himmel. Unser teglich brod gieb uns heut. Und vergieb uns unser schult / als wir vergeben unsern schuldigern. Und fuere uns nicht in versuchung: sonder erloese uns vom boesen. Denn dein ist das Reich / und die krafft / und die herrligkeit in ewigkeit / Amen.

An den Christlichen Leser.
Was jm ersten truck ubersehen / als fürnemlich folio 55. Ist jetzunder auß befelch Churfürstlicher Gnaden addiert worden. 1563.

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