Tersteegen, Gerhard – Briefe in Auswahl – Was dem Herrn getan wird, geschieht nie vergebens, wie gering es auch sein mag. In großen und außerordentlichen Dingen will man, wie man sich vorstellt, Gott dienen, da man ihm doch in Allem, was uns augenblicklich begegnet, weit besser behagen könnte. Alles von Gott an nehmen, Alles um Gottes Willen leiden und Alles für Gott tun, ist der Stein der Weisen, den der Schreiber sucht.

Tersteegen, Gerhard – Briefe in Auswahl – Was dem Herrn getan wird, geschieht nie vergebens, wie gering es auch sein mag. In großen und außerordentlichen Dingen will man, wie man sich vorstellt, Gott dienen, da man ihm doch in Allem, was uns augenblicklich begegnet, weit besser behagen könnte. Alles von Gott an nehmen, Alles um Gottes Willen leiden und Alles für Gott tun, ist der Stein der Weisen, den der Schreiber sucht.

In dem Herrn Jesus, der in Deiner Seele lebe, sehr werte und herzlich geliebte Schwester!

Deinen mir angenehmen Brief vom 8. September habe ich erhalten. Ich danke Dir für Deine Mühe und Zuneigung. Was dem Herrn getan wird, geschieht nie vergebens, wie gering es auch sei; unsre wichtigsten Sachen sind ja nur Kleinigkeiten vor Gott. Das reine Gott denken, das einfältige Auge nach ihm macht Alles groß und gut. Dies kennen die Seelen nicht; man sieht auf die Dinge, die man tut, und nicht auf den Grund, aus dem man sie verrichtet. In großen Dingen ist durchgängig mehr vom Menschen und weniger von Gott, als man denken sollte. Man will Gott dienen in großen und außerordentlichen Dingen, wie man sich vorstellt, und könnte ihm doch weit besser gefallen in allen den kleinen Ereignissen und Sachen, welche uns die Vorsehung jeden Augenblick in die Hände gibt. Die Scheidekünstler sagen, dass auch in den schlechtesten Metallen, Blei und Eisen, etwas Gold ist, und glauben daher Gold machen zu können. Ich sage aber, dass auch in den kleinsten und schlechtesten Dingen etwas von Gott ist, und dass man darum, Alles von Gott nehmend, Alles um Gott leidend und Alles für Gott tuend, Alles göttlich machen kann. Diese Kunst, um dergestalt wahrhaftiges Gold aus allen Metallen zu machen, will ich gerne lernen. Die einfältigen Kindlein sind wohl am fähigsten dazu. Der Herr macht sie untüchtig für große Dinge, damit sie nicht durch den äußern Glanz verführt werden, sondern desto sicherer in ihrer Einfalt wandeln unter Werken, auf Wegen und in Dingen, die klein und niedrig zu sein scheinen, aber Gott teuer sind und zu seiner Verherrlichung führen. O, der Herr verberge uns recht in sich, auf dass wir nicht uns und das Unsrige, sondern ihn allein in Allem sehen und finden mögen.

Ich grüße Dich herzlich im Geiste der Liebe und bleibe

Dein in Liebe verbundener Bruder.

Mülheim, den 13: Oktober 1744.

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autoren/t/tersteegen/briefe_in_auswahl/tersteegen-briefe-79.txt · Zuletzt geändert: von aj
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