Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe - 99. Vollkommene Wiederherstellung.
„Denn ich erbarme mich ihrer, und sollen sein wie sie waren, da ich sie nicht verstoßen hatte; denn ich, der Herr, ihr Gott, will sie erhören.“ Sach. 10, 6.
Die Art und Weise, wie den Sündern Hoffnung werden kann: „ich erbarme mich ihrer.“ In Gottes Herzen bleibt die Barmherzigkeit, nachdem die Hoffnung darauf aus der menschlichen Brust bereits gewichen ist.
Der Beweis davon, dass Gottes Erbarmen kommt und bereits gekommen ist, ist das Gebet. „Siehe, er betet“, ist das sichere Anzeichen. von der kommenden Errettung. Apg. 9, 11. Gott hatte das Gebet bei ihnen bemerkt, denn Er sagte: „Ich will sie erhören.“
Das Resultat des sich erweisenden Erbarmens ist überaus wonnig: sie sollen sein wie sie“ rc.
Diese Verheißung kann angeeignet werden:
I. Im allgemeinen allen bußfertigen Sündern.
Gottes Erbarmen bringt die Menschen in vielerlei Weise zu ihrer verlorenen Stellung, und in manchem Sinne selbst zu ihrem ursprünglichen Zustand vor dem Falle zurück.
- Die Vergebung der Sünden und die Rechtfertigung durch den Glauben machen sie so angenehm, als ob sie nie übertreten hätten.
- Die Erneuerung der Natur durch das wiedergebärende Werk des Heiligen Geistes schafft ein so reines, inneres Leben, wie Adam es nur haben konnte.
- Zurückbringung zum Paradiese. Selbst jetzt sind wir bei Gott in einem gesegneten Zustande, denn Gott hat uns samt Christo auferweckt und samt Ihm in das himmlische Wesen versetzt.
- Erlösung vom Fluch. Der Fluch ist auf immer beseitigt durch Ihn, der ein Fluch ward für uns. Gal. 3, 13. Der Zorn Gottes ist auf immer aufgehoben.
- Einstellung in den Dienst. Wir sind ehrenvoll beschäftigt, und könnten es nicht mehr sein, wenn wir nie gesündigt hätten.
- Gemeinschaft mit Gott. Diese genießen wir so wirklich, wie die nicht gefallene Menschheit sie nur genießen könnte. In der Tat, in den Wiedergeborenen wohnt der Geist Gottes, und das ist von Adam nicht gesagt worden.
- Ewiges Leben. Wir sind vor dem Tode als Strafe bewahrt. Wie Jesus lebt, so auch wir. Joh. 14, 9. Wir haben nicht zu fürchten, dass wir essen und sterben werden, denn der Herr hat uns das ewige Leben gegeben, und wir werden nimmermehr umkommen. Joh. 10, 28.
Die weitere Ausführung der Gleichheit zwischen dem Zustande der Geretteten und dem des Adam im Garten könnte höchst lehrreich werden.
II. Insbesondere bußfertigen Abtrünnigen.
Bekehre dich nur zu Gott und lebe in seiner Furcht, und du sollst alle Seligkeit deines besten geistlichen Zustandes genießen.
Du sollst dich wieder erfreuen:
- Der vollständigen Wegnahme deiner Schuld und wirst nicht mehr das quälende Bewusstsein von der Sünde haben. So kommt deine Seele wieder zur Ruhe.
- Erneuerter Freude wie in den Tagen deiner ersten Liebe.
- Wieder hergestellter Reinheit des Herzens wie in der Zeit, ehe du abirrtest.
- Frischer Gemeinschaft mit Gott und der Leitung seines Heiligen Geistes. Ist nicht dein Gebet: „Nimm Deinen Heiligen Geist nicht von mir?“! Ps. 51, 11.
- Erneuter Nützlichkeit. Du wirst die Übeltäter die vergebenden Wege Jehovahs lehren. Ps. 51, 13.
- Der Wiederaufnahme in die Gemeinde, von der du ausgeschlossen werden musstest. Deine Brüder werden sich über dich freuen, wie auch dein Gott.
- Der ferneren Bewahrung. Du wirst um so ernstlicher gegen die Versuchungen wachen und durch die Gnade um so fester stehen. Gott kann deinen unglücklichen Fall dazu gebrauchen, dir viele köstliche Lehren zu geben.
Denke dir, diese Einladung, zum Herrn zurückzukehren, würde abgewiesen! Das wäre eine leichtsinnige Abweisung freigebiger Liebe, denn ein günstigeres Anerbieten gibt es nicht. Die Abweisung würde die Unruhe eines schuldigen Gewissens vergrößern und würde Grund zu der Befürchtung geben, dass der Verächter nicht zu den Erwählten des Herrn gehört.
Von dir erwarten wir Besseres. Wir wünschen sehnlichst, dass du den Tag der Gnade nicht verscherzest. Bekenne sogleich deine Sünde und berufe dich in aller Demut auf das Wort des Herrn: „Ich erbarme mich ihrer.“ Dann rufe Ihn im Gebet an, denn es steht geschrieben: „Ich will sie erhören.“ Dann verlass; dich im Glauben an den Namen Jesu auf die Verheißung: „Sie sollen sein wie sie waren, da ich sie nicht verstoßen hatte.“
Wir ermahnen dich durch die Barmherzigkeit Gottes, sein Angesicht sogleich, aus aufrichtigem Herzen, entschlossen und eindringlich zu suchen.
Ausgewähltes.
Der Fall ist ein größeres Geheimnis als die Erlösung. Wer die Erfahrung des einen gemacht hat, kann die Offenbarung der anderen gern annehmen. C. Vaughan.
Das Ziel des Evangeliums ist Leben und Vollkommenheit . Es geht dahin, uns des Ebenbildes Gottes in Gerechtigkeit und Heiligkeit teilhaftig zu machen. Cudworth.
Ein Mann, der auf seiner Reise seine Geldbörse verloren hatte, wurde von seinem Mitreisenden gefragt, wo er sie zuletzt noch gehabt habe. „O,“ erwiderte er, „ich vermute, dass ich sie, als ich in der und der Stadt, in einem großen Gasthause war, aus der Tasche gezogen habe.“ „Nun,“ sagte der andere, „dann weiß ich keine bessere Weise, sie wieder zu erlangen, als dass du nach dem Ort zurückkehrst, wo du sie zuletzt hattest.“ Das ist die Lage, in welcher sich viele Menschen in dieser lockeren, unsicheren Zeit befinden; seitdem sich bei ihnen Korn, Wein und Öl vermehrt hat, haben sie ihre Liebe zu Christo und zu seiner Wahrheit verloren; seitdem ihnen zeitliche Dinge in Fülle geboten wurden, haben sie das Licht von Gottes Angesicht vernachlässigt. Da sie arm waren, suchten sie spät und früh Gottes Angesicht, und nichts war ihnen lieber und köstlicher, als die Wahrheit Gottes. Was muss nun geschehen, um diese verlorene Liebe zu Christo wieder zu erlangen? Gehe direkt wieder zurück dahin, wo du sie zuletzt hattest! Zurück zu dem gebrochenen und zerknirschten Herzen! Da war es, wo du sie in guten Worten und in noch besseren Taten zeigtest, und obwohl sie seitdem in dem Getriebe weltlicher Beschäftigungen verloren gegangen ist, ist sie dort und nirgendwo anders sicherlich wieder zu finden. Spencer.