Rieger, Carl Heinrich - Kurze Betrachtungen über die Psalmen – Der 18. Psalm.

Rieger, Carl Heinrich - Kurze Betrachtungen über die Psalmen – Der 18. Psalm.

1. Ein Psalm vorzusingen, Davids, des HErrn Knechts, welcher hat dem HErrn die Worte dieses Liedes geredet zur Zeit, da ihn der HErr errettet hatte von der Hand seiner Feinde und von der Hand Sauls, 2. Und sprach: Herzlich lieb habe ich dich, HErr, meine Stärke; 3. HErr, mein Fels, meine Burg, mein Erretter, mein GOtt, mein Hort, auf den ich traue, mein Schild und Horn meines Heils, und mein Schutz. 4. Ich will den HErrn loben und anrufen, so werde ich von meinen Feinden erlöst. 6. Denn es umfingen mich des Todes Bande, und die Bäche Belials erschreckten mich, 6. Der Höllen Bande umfingen mich, und des Todes Stricke überwältigten mich. 7. Wenn mir angst ist, so rufe ich den HErrn an, und schreie zu meinem GOtt: so erhört er meine Stimme von seinem Tempel, und mein Geschrei kommt vor ihn zu seinen Ohren. 8. Die Erde bebte, und ward bewegt, und die Grundfeste der Berge regten sich, und bebten, da er zornig war. 9. Dampf ging auf von seiner Nase, und verzehrend Feuer von seinem Mund, dass es davon blitzte, 10. Er neigte den Himmel und fuhr herab, und Dunkel war unter seinen Füßen. 11. Und er fuhr auf dem Cherub, und flog daher, er schwebte auf den Fittigen des Windes. 12. Sein Gezelt um ihn her war finster, und schwarze dicke Wolken, darinnen er verborgen war. 13. Vom Glanz vor ihm trennten sich die Wolken, mit Hagel und Blitzen, 14. Und der HErr donnerte im Himmel, und der Höchste ließ seinen Donner aus mit Hagel und Blitzen. 15. Er schoss seine Strahlen, und zerstreute sie, er ließ sehr blitzen, und schreckte sie. 16. Da sah man Wassergüsse, und des Erdbodens Grund ward aufgedeckt, HErr, von deinem Schelten, von dem Odem und Schnauben deiner Nase. 17. Er schickte aus von der Höhe, und holte mich, und zog mich aus großen Wassern. 18. Er errettete mich von meinen starken Feinden, von meinen Hassern, die mir zu mächtig waren, 19. Die mich überwältigten zur Zeit meines Unfalls; und der HErr ward meine Zuversicht. 20. Und er führte mich aus in den Raum, er riss mich heraus, denn er hatte Lust zu mir. 21. Der HErr tut wohl an mir, nach meiner Gerechtigkeit, er vergilt mir nach der Reinigkeit meiner Hände. 22. Denn ich halte die Wege des HErrn, und bin nicht gottlos wider meinen GOtt. 23. Denn alle seine Rechte habe ich vor Augen, und seine Gebote werfe ich nicht von mir. 24. Sondern ich bin ohne Wandel vor ihm, und hüte mich vor Sünden. 25. Darum vergilt mir der HErr nach meiner Gerechtigkeit, nach der Reinigkeit meiner Hände vor seinen Augen. 26. Bei den Heiligen bist du heilig, und bei den Frommen bist du fromm, 27. Und bei den Reinen bist du rein, und bei den Verkehrten bist du verkehrt. 28. Denn du hilfst dem elenden Volk und die hohen Augen niedrigst du. 29. Denn du erleuchtest meine Leuchte; der HErr, mein GOtt, macht meine Finsternis Licht. 30. Denn mit dir kann ich Kriegsvolk zerschmeißen, und mit meinem GOtt über die Mauer springen. 31. GOttes Wege sind ohne Wandel, die Reden des HErrn sind durchläutert. Er ist ein Schild Allen, die ihm vertrauen. 32. Denn wo ist ein GOtt, ohne der HErr? Oder ein Hort, ohne unser GOtt? 33. GOtt rüstet mich mit Kraft, und macht meine Wege ohne Wandel. 34. Er macht meine Füße gleich den Hirschen, und stellt mich auf meine Höhe. 35. Er lehrt meine Hand streiten, und lehrt meinen Arm einen ehernen Bogen spannen, 39. Und gibst mir den Schild deines Heils, und deine Rechte stärkt mich; und wenn du mich demütigst, machst du mich groß. 87. Du machst unter mir Raum zu gehen, dass meine Knöchel nicht gleiten. 38. Ich will meinen Feinden nachjagen, und sie ergreifen, und nicht umkehren, bis ich sie umgebracht habe. 39. Ich will sie zerschmeißen, und sollen mir nicht widerstehen; sie müssen unter meine Füße fallen. 40. Du kannst mich rüsten mit Stärke zum Streit; du kannst unter mich werfen, die sich wider mich sehen, 41. Du gibst mir meine Feinde in die Flucht, dass ich meine Hasser verstöre. 42. Sie rufen, aber da ist kein Helfer, zum HErrn, aber er antwortet ihnen nicht. 43. Ich will sie zerstoßen, wie Staub vor dem Winde, ich will sie wegräumen, wie den Kot auf der Gasse. 44. Du hilfst mir von dem zänkischen Volk, und machst mich ein Haupt unter den Heiden; ein Volk, das ich nicht kannte, dient mir. 46. Es gehorcht mir mit gehorsamen Ohren; ja den fremden Kindern hat es wider mich gefehlt. 46. Die fremden Kinder verschmachten, und zappeln in ihren Banden. 47. Der HErr lebt, und gelobt sei mein Hort; und der GOtt meines Heils müsse erhoben werden. 48. Der GOtt, der mir Rache gibt und zwingt die Völker unter mich; 49. Der mich errettet von meinen Feinden, und erhöht mich aus denen, die sich wider mich sehen; du hilfst mir von den Frevlern. 50. Darum will ich dir danken, HErr, unter den Heiden, und deinem Namen lobsingen, 51. Der seinem König großes Heil beweist, und wohltut seinem Gesalbten, David, und seinem Samen ewig.

Der 18. Psalm hat 1) eine umständliche Überschrift: Ein Psalm vorzusingen, Davids, des HErrn Knechts, welcher hat dem HErrn die Worte dieses Liedes geredet zur Zeit, da ihn der HErr errettet hatte von der Hand seiner Feinde und von der Hand Sauls. Hieraus kann man die Absicht des Psalmen genugsam erkennen, dass es nämlich ein Loblied gegen seinen GOtt sein soll, für das große Heil, so Er an David bewiesen, und so gibt es nun auch der weitere Inhalt, denn da bezeugt nun David 2) sein gutes Vorhaben, seinen erweckten Herzenssinn, in welchem er stehe, V. 2. 3. Sodann bezeugt er 3) seine Not and sein Bezeugen darinnen zwar kurz, aber sehr nachdrücklich, V. 5. 6. 7. 4) Aber am ausführlichsten stellt er nun die Hilfe GOttes vor, samt allen dabei vorkommenden Wunderführungen, und beschreibt dabei jeden Hauptumstand, besonders z. B. die große Anstalt, so GOtt dazu gemacht, V. 3- 17. Es gibt denkwürdige Exempel in der Schrift, was GOtt den Seinen für wunderbare Hilfe, auch durch Wetter, verschafft habe, z. E. im 2. Buch Mose 9,23. der HErr ließ Hagel regnen über Ägyptenland; welches im 77. Psalmen V. 16. zur gewaltigen Erlösung des Volkes gerechnet wird. Josua 10,11. ließ der HErr einen großen Hagel fallen über die Könige der Amoriter und ihr Heer, dass ihrer mehr vom Hagel starben denn vom Schwert. 1. Bach Sam. 7,10. ließ der HErr einen großen Donner donnern über die Philister, und schreckte sie, dass sie geschlagen wurden u. s. w. Desto weniger darf es einem unglaublich vorkommen, dass auch bei dem an David bewiesenen Heil GOttes solche Umstände vorgefallen, wie er im Psalmen beschreibt. David ist auch nicht der Letzte gewesen, dem zu lieb GOtt Sein Zeughaus so aufgeschlossen hat. Offenb. Joh. 8, 5. steht, wie auf die Gebete der Heiligen, Stimmen, Donner, Blitz und Erdbeben geschehen seien, und nach dem 16. Kap. V. 17-24. stehen noch mehr dergleichen bevor. Daher darf ein gläubiges Kind GOttes auch die gewöhnlichen Wetter als ein Angeld auf seine und aller Auserwählten GOttes zukünftige Erlösung ansehen. Sodann wie Ps. 2. beschrieben, die auf solche gemachte Anstalt wirklich geschehene Hilfe V. 12 - 21. Gleichwie aber an allen Werken GOttes das Köstlichste und für das Menschen-Herz das Brauchbarste ist, auf den köstlichen Grund in GOttes Rat und Willen zu sehen, aus welchem Alles geht, so breitet sich nun David im Psalmen weiter aus, den Grund darzulegen, aus dem es bei GOtt gegangen, und der wie alle Gedanken GOttes so köstlich ist, V. 21-30. Wenn einer aus solchen Demütigungen, Angstpressen und Todesgefahren, und Erfahrungen der Macht und Gnade GOttes herauskommt, so mag sich wohl sein geläutertes Gewissen mit solcher Freudigkeit darlegen, wie David tut, und zum Lob GOttes bezeugen, wie man die Gottesfurcht und Herzensredlichkeit so wohl zu genießen habe nach den gesegneten Folgen und Wirkungen davon, V. 30-38.; und davon macht er nun auch den Schluss aufs Weitere, was die Hilfe GOttes an ihm austragen werde, V. 38-47. Endlich wird mit fröhlichem Lob GOttes über das Vergangene und mit weiterem guten Vorsatz und Vertrauen auf das Zukünftige beschlossen. O! siehe aus diesem Allem, was der Teufel immer für einen Zorn gehabt, und wie sich die Feindschaft des Schlangen-Samens wider den Weibes-Samen immer an die Personen und Häuser vornehmlich gehängt hat, an welche GOtt Seine Verheißungen anknüpfte. Siehe aber auch, wie beim Weibes Samen, bei David und seinem Samen, mitten unter erlittenen Fersen-Stichen, es sich doch immer zum Sieg hinüber gelenkt hat. Halleluja!

Das Wort und die Rede GOttes wird uns im Leiben gegeben, und da leidet es gleichsam mit uns, und beweist sich bei allen demütigenden Erfahrungen als durchläutert.

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