Rieger, Carl Heinrich - Über die zwölf kleinen Propheten - Hosea - Das fünfte Kapitel

Rieger, Carl Heinrich - Über die zwölf kleinen Propheten - Hosea - Das fünfte Kapitel

hat die nämliche Einrichtung wie das vorhergehende vierte Kapitel, dass nach einem zur Aufmerksamkeit auffordernden Eingang wieder eine stete Abwechslung zwischen der Sünden-Schuld und Sünden-Strafe gehalten wird.

I. Der Eingang spricht nachdrücklich alle in den unterschiedlichen drei Ständen sich Befindenden um ihre Aufmerksamkeit an.

1. So hört nun dies, ihr Priester, und merke auf, du Haus Israel, und nimm es zu Ohren, du Haus des Königs;

Wann der HErr redet, so sollen auch die vor Ihm stille sein, die sich sonst in der Kirche hören lassen; und auch der gemeine Mann sich aus seiner durch Gewohnheit zugezogenen Unachtsamkeit aufwecken lassen; aber auch Könige und ihre Gewaltige, wann sie noch so lange ihr Ohr von der Wahrheit abgekehrt haben, sich wieder gewinnen lassen.

II. Sodann wird überhaupt angekündigt, wie ihre Sünden-Schuld Sünden-Strafe nach sich ziehe.

Denn es wird eine Strafe über euch gehen, die ihr ein Strick zu Mizpa und ein ausgespanntes Netz zu Thabor geworden seid.

2. Mit Schlachten vertiefen sie sich in ihrem Verlaufen; darum muss ich sie allesamt strafen.

Sonderlich machen sich Diejenigen zur Strafe reif, die teils Andern zum Versuchungs-Strick werden, teils ihre Irrtümer und Verunreinigungen noch für eine Tiefe und Geheimnis ausgeben, und das mit Diejenigen noch leichter verführen, die ihren Weg nicht bewahren. Vergleiche Offenb. 2, 24.

III. Ihre fortgesetzte, offenbar getriebene Abgötterei, da sie immer über frischer Tat ergriffen werden konnten, aber kraft ihres Geistes noch Recht haben wollten.

3. Ich kenne Ephraim wohl, und Israel ist vor mir nicht verborgen, dass Ephraim nun eine Hure ist, und Israel ist unrein.

4. Sie denken nicht darauf, dass sie sich kehrten zu ihrem GOtt; denn sie haben einen Hurengeist in ihrem Herzen, und lehren vom HErrn nicht.

Bei aller Sünde und einreißendem Verderben, hat man nicht nur aufs äußerliche Werk, sondern auf die dahinter steckende Macht der Finsternis, auf den Geist, auf das Behändeste und Feinste daran zu sehen, das noch am Verschmitztesten Recht haben und seine Sachen behaupten will.

IV. Scharfe und weit um sich greifende Strafe.

5. Darum soll die Hoffart Israels vor ihrem Angesicht gedemütigt werden; und sollen beides Israel und Ephraim fallen, um ihrer Missetat willen; auch soll Juda samt ihnen fallen.

6. Alsdann werden sie kommen mit ihren Schafen und Rindern, den HErrn zu suchen, aber nicht finden; denn er hat sich von ihnen gewendet.

Schreckliches Gericht, wenn GOtt die Hand so abzieht. Aber auch gemeine Ursache, warum selbst unter dem Schrecken, den die einbrechenden Strafen gleichwohl verursachen, nicht gründlicheres Gute geschafft wird, weil die Menschen so leicht vom vorigen Unglauben und Ungehorsam nun in Aberglauben verfallen, und es mit dem Äußerlichen und dessen Beobachtung ausrichten wollen, wie hier ihr Opfern, nicht ohne gerechte Verachtung, ein Kommen mit Schafen und Rindern heißt, weil das vornehmste Augenmerk des göttlichen Wohlgefallens, nämlich der geängstete Geist und das zerschlagene Herz fehlte.

V. Noch einmal genau ineinander geflochtene Sünden - Schuld und Sünden-Strafe.

7. Sie verachten den HErrn, und zeugen fremde Kinder; darum wird sie auch der Neumond fressen mit ihrem Erbteil.

Wer zwei Herren dienen will, muss über dem Anhangen am Einen, den Andern verachten; sonderlich nimmt der eifrige GOtt das unreine Teilen des Herzens als eine Verachtung Seiner angetragenen reinen Liebe an, und damit wird freilich eines Menschen ganzer übriger Gottesdienst eitel.

VI. Da die bisherigen Vorstellungen und Warnungen nichts gründlich Fruchtbares unter ihnen ausrichteten, so will sie doch GOtt durch die nachdrücklichste Ankündigung Seiner Gerichte unentschuldbar machen, und ihnen zeigen, wie alle bei Menschen gesuchte Hilfe so vergebens sein werde, Er aber doch im Verborgenen auf ihre endliche gründliche Demütigung zielen und warten wolle.

8. Ja blast Posaunen zu Gibea, ja trompetet zu Rama, ja rufet zu Beth Aven, hinter dir, Benjamin.

9. Denn Ephraim soll zur Wüste werden zu der Zeit, wenn ich sie strafen werde. Davor habe ich die Stämme Israel treulich gewarnt.

10. Die Fürsten Juda sind gleich denen, die die Grenze verrücken; darum will ich meinen Zorn über sie ausschütten, wie Wasser.

11. Ephraim leidet Gewalt und wird geplagt, daran geschieht ihm recht; denn er hat sich gegeben auf (Menschen) Gebot.

12. Ich bin dem Ephraim eine Motte, und dem Hause Juda eine Made.

13. Und da Ephraim seine Krankheit, und Juda seine Wunden fühlte, zog Ephraim hin zu Assur, und schickte zum Könige zu Jareb; aber er konnte euch nicht helfen, noch eure Wunden heilen.

14. Denn ich bin dem Ephraim wie ein Lowe, und dem Hause Juda wie ein junger Löwe. Ich, Ich zerreiße sie, und gehe davon, und führe sie weg, und Niemand kann sie erretten.

15. Ich will wiederum an meinen Ort gehen, bis sie ihre Schuld erkennen und mein Angesicht suchen; wenn es ihnen übel geht, so werden sie mich frühe suchen müssen (und sagen):

So lange der unter die Zucht GOttes genommene Mensch irgend noch meint, Hilfe zu finden, und sich sein Elend durch Trost von Kreaturen zu lindern, so verläuft er sich, als in seiner Irre, weiter von der lebendigen Quelle, und möchte sich der Hauptdemütigung, nämlich der Erkenntnis seiner Schuld erwehren. Menn aber GOtt mit seiner schweren Hand über ihn anhält, und nirgends kein Retter ist, da wacht doch oft noch ein zuvor schon von GOttes guter Hand ins Herz gelegte Sämlein auf, und dabei verhält sich der liebe GOtt, wie ein Mensch, der Samen auf sein Land gesät hat, er geht hin an seinen Ort, und lässt es darauf ankommen, was mit der Zeit und nach dem rauen Winter sich vom Samen zeigen wird.

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autoren/r/rieger_k/12_kleine_propheten/hosea/rieger_-_hosea_5.txt · Zuletzt geändert: von aj
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