Rieger, Carl Heinrich - Über die zwölf kleinen Propheten - Hosea - Das zwölfte Kapitel

Rieger, Carl Heinrich - Über die zwölf kleinen Propheten - Hosea - Das zwölfte Kapitel

hat in der Mitte V. 7. eine kräftige Ermahnung zur Buße, und zu dieser wird im vorhergehenden der Weg gebahnt, und durch das nachfolgende wird sie wie mit weiteren Spießen und Nägeln in den Herzen angeheftet.

I. GOtt macht dem Volk Israel ihr sündiges Abweichen von Ihm um so mehr sündig, weil sie an ihren rechtschaffenen Stammvater Jakob so ein ganz anderes Exempel vor sich hatten, und auch an ihren Brüdern in Juda noch immer eine Handleitung, zum rechten heiligen Gottesdienst umzukehren, hätten nehmen können.

1. In Ephraim ist allenthalben Lügen wider mich, und im Hause Israel falscher Gottesdienst. Aber Juda hält noch fest an GOtt, und am rechten heiligen Gottesdienst. 2. Ephraim aber weidet sich vom Winde, und läuft dem Ostwinde nach, und macht täglich der Abgötterei und des Schadens mehr; sie machen mit Assur einen Bund, und bringen Balsam in Ägypten. 3. Darum wird der HErr die Sache Juda führen, und Jakob heimsuchen nach seinem Wesen, und ihm vergelten nach seinem Verdienst. 4. Ja (sagen sie)

Durch diese eingeschlossenen Worte (sagen sie) bekommt das folgende die Gestalt, als ob die ausgearteten Nachkommen selber auf dies Exempel berufen, und darüber einen fleischlichen Ruhm gesucht hätten, der ihnen hiermit niedergeschlagen würde, nach der Art Johannis des Täufers: denkt nur nicht, dass ihr wollt sagen, wir haben Abraham zum Vater. Es scheint aber dem Zusammenhang gemäßer zu sein, wenn man es als eine Rede im Namen GOttes fortlaufen lässt, womit Er durch die ihrem Vater Jakob vormals in Bethel wiederfahrene Offenbarung den, nunmehrigen Missbrauch dieses Orts durch den Kälberdienst zu Bethel desto gräulicher darstellen will!

Er hat in Mutterleibe seinen Bruder untertreten, und von allen Kräften mit GOtt gekämpft. 5. Er kämpfte mit dem Engel und siegte, denn er weinte und bat ihn: daselbst hat er ihn ja zu Beth-El gefunden, und daselbst hat er mit uns geredet. 6. Aber der HErr ist der GOtt Zebaoth; HErr ist Sein Name.

Der Ausdruck: mit uns geredet, hat dem seligen Luther vermutlich Anlass gegeben, es so als eine Rede des Volks anzunehmen; wann man es aber im Namen GOttes den Propheten so reden lässt, so findet das doch statt, und bleibt der ganze Vortrag also eine schickliche Vorbereitung auf die sogleich folgende Ermahnung zur Buße, deren Kraft man nach dem Exempel unsers lieben Heilandes kurz in das zusammenfassen dann wäret ihr Abrahams (Jakobs) Kinder, so tätet ihr auch Abrahams (Jakobs) Werke.

II. Die Erweckung zur Buße, um die es in dem ganzen Vortrag hauptsächlich zu tun ist.

7. So bekehre dich nun zu deinem GOtt, halte Barmherzigkeit und Recht, und hoffe stets auf deinen GOtt.

Da hat man Buße und die rechtschaffenen Früchte derselben kurz beisammen. Was unser lieber Heiland gegen die Pharisäer und Schriftgelehrten als das Schwerste am Gesetz, oder als das Wichtigste an der ganzen Lehre GOttes behauptet, die Barmherzigkeit, das Gericht und den Glauben - auf das dringt hiermit diese Ermahnung. GOtt kann uns nicht nachgeben zum Schaden Seiner Wahrheit; aber wir können zu Ihm umkehren, und dann geht es erst auch mit dem Vertrauen zu Ihm, und Hoffen auf Ihn vor sich, das in einem unreinen Gewissen durchaus nicht aufkommen kann.

III. Um diese Buß-Ermahnung nun mit desto stärkerer Macht auf ihre Herzen zu treiben, zeigt ihnen GOtt, wie auch ihre verborgenen und von ihnen mit Rechthaberei bedeckten Sünden im Licht vor Seinem Angesicht stehen, und wie sie sich ihres im Äußerlichen weiter gebrachten Wohlstandes gar nicht zu rühmen hätten, da es der Kraft der Gottseligkeit nach bei ihrer Väter geringen Umständen besser gestanden sei.

8. Aber der Kaufmann hat eine falsche Wage in seiner Hand, und betrügt gerne., 9. Denn Ephraim spricht: Ich bin reich, ich habe genug; man wird mir keine Missetat finden in aller meiner Arbeit, das Sünde sei. 10. Ich aber, der HErr, bin dein GOtt aus Ägyptenland her; und der Ich dich noch in den Hütten wohnen lasse, wie man zur Jahreszeit pflegt; 11. Und rede zu den Propheten; und Ich bin es, der so viel Weissagung gibt, und durch die Propheten mich anzeige. 12. In Gilead ist es Abgötterei, und zu Gilgal opfern sie Ochsen vergeblich; und haben so viele Altäre, als Mandeln (Kornhäuser) auf dem Felde stehen. 13. Jakob musste fliehen in das Land Syrien, und Israel musste um ein Weib dienen, um ein Weib musste er hüten. 14. Aber hernach führte der HErr Israel aus Ägypten durch einen Propheten, und ließ seiner hüten durch einen Propheten. 15. Nun aber erzürnt ihn Ephraim durch ihre Götzen; darum wird ihr Blut über sie kommen, und der HErr wird ihnen vergelten ihre Schmach.

O was ist doch durch alle vorigen Zeiten hindurch Israel wiederfahren zum Vorbild, und uns geschrieben zur Warnung, wie soll doch Keiner aus der Gnade eine Schuldigkeit machen, oder tun, als ob er sie verpachtet hätte; wie soll man sich seines äußerlichen Wohlstandes nicht mit solchem Wohlgefallen annehmen, dass man darüber, GOttes Verheißungen verachtete, oder meinte, man könnte selbiger entbehren. Durch was muss es jetzt mit Israel bis auf den heutigen Tag hindurch, ehe GOtt bei der Vollendung Seines Geheimnisses ihnen wieder solche Zeiten der Erquickung senden kann, wie es bei ihrer Ausführung aus Ägypten gegeben hat.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/r/rieger_k/12_kleine_propheten/hosea/rieger_-_hosea_12.txt · Zuletzt geändert: von aj
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain