Müller, Heinrich - Von der Liebe des Himmlischen.

Müller, Heinrich - Von der Liebe des Himmlischen.

Ich bin nicht, wo ich bin.

Ich leb auf Erden und lieb im Himmel. Die Seele ist nicht da sie lebt, sondern da sie liebt. Der Leib im Kerker, die Seel im Himmel; gebunden und doch frei. Vom Zornigen sagt man, er habe sich verloren. Ist recht geredet, denn im Grimm ist man nicht bei sich selbst. Aber so gehts allen Weltkindern, sie verlieren ihre Seele im Irdischen, weil sie das Irdische lieben. Da steckt ihr Geist im Koth, ein köstlich Kleinod in der Dreckpfütze. - Ich liebe, was im Himmel ist, da ist mein Schatz, da ist auch mein Herz. Willst du mich suchen, da findest du mich, den Himmel in mir, und mich im Himmel. Der Himmel muß ja besser sein, als die Erde, denn Gott hat ihn für sich und seine Freunde bereitet. Ist nicht der Schöpfer über sein Geschöpf? Sind nicht die Freunde Gottes edler als die Feinde? Die Augen sind Führer zur Liebe, sagt man. Wird nicht der Himmel mehr gesehen, als die Erde? Wenig Meilen kann ich nur auf Erden sehen, da ich den halben Himmel beinah auf einmal sehe zugleich. Die Erde hat mir Gott gelegt unter meine Füße, den Himmel aber gebaut über mein Haupt. Warum? Daß ich das Irdische verachten und zertreten, das Himmlische aber lieben und suchen soll. Man hält dafür, daß die Erde in steter Bewegung sei, der Himmel in der Ruhe. Auf Erden hab ich meine Bewegung, Mühe, Arbeit und Trübsal; im Himmel find ich die wahre Ruhe. Was die Erde gibt, ist beweglich, läuft von einem zum andern, heut hab ichs, morgen hast du es; was der Himmel gibt, bleibt ewig. Denn der im Himmel wohnt, ist keiner Veränderung unterworfen. Ich wills machen wie Paulus, die Erde hinten, den Himmel vorne stellen, mich in die Mitte, und sagen: Ich vergesse was dahinten ist, und strecke mich zu dem, das da vorne ist. Phil. 3,13. Welt, ich mag dein nicht.

Im Himmel ist das Gut,
Darin mein Herze ruht;
Hinauf steht mein Verlangen,
Dich, Jesu, zu umfangen;
Ach, nimm mich aus der Welt
Zu dir ins Himmels Zelt!

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