MacDuff, John R. - Der Bogen in den Wolken - 14ter Tag. - Offenes Geheimnis

MacDuff, John R. - Der Bogen in den Wolken - 14ter Tag. - Offenes Geheimnis

Meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken.

“Was ich tue, das weißt du jetzt nicht, du wirst es aber hernach erfahren.“
Joh. 13, 7.

Die Schickungen Gottes machen uns hienieden. oft beschämt und bestürzt. „Wie!“ so möchten wir manchmal ausrufen „hätte der Kelch nicht weniger bitter, die Versuchung nicht weniger hart und der Pfad nicht weniger rau und schrecklich sein können?“ „Stille deine Zweifel!“ spricht der gnädige Gott, „und klage nicht über meine Führungen, denn sie sind recht. Es wird einst Alles offenbar und klar werden im Lichte der Ewigkeit!“

Was ich tue! siehe, es ist Alles mein Tun, meine Anordnung. Du verstehst von diesen Schickungen nur ein gar geringes Teil, du siehst sie nur mit deinem getrübten und verblendeten Auge an. Du vermagst nichts zu sehen, als nur Pläne, die sich einander durchkreuzen, als Kürbisse, die abgefallen, und herrliche Stäbe, die zerbrochen sind1).

Aber Ich sehe es Alles von Anfang bis zu Ende. Wie sollte der, welcher da richtet den ganzen Kreis des Erdbodens, denn nicht Recht tun?

Du wirst es erfahren. Warte nur, es wird dir hernach offenbar werden! Ein irdischer Vater belästigt sein Kind nicht mit Worten, welche demselben zu schwer und mit Aufgaben, welche es nicht lösen kann. Er wartet vielmehr bis das Kind zu einem reiferen Alter gelangt ist, und dann macht er ihm Alles klar. Ebenso verfährt auch der Herr. Wir sind noch unmündige Kinder, die nur mit schwachem Lallen von seinen Wegen zu reden wissen. Erst im Mannesalter der Ewigkeit werden wir erforschen die Tiefen der Gottheit2). Hier zeigt sich der Herr oft nur hinter dem Gitter3) ein Schimmer, und Er ist verschwunden! aber der Tag wird kommen, an dem wir Ihn sehen werden, wie Er ist4) - dann, wenn jedes Dunkel gelichtet und jedes Rätsel im Buche der Vorsehung gelöst sein wird.

Bedenke doch, lieber Leser, wie unbillig es ist, wenn man über ein Gemälde ein Urteil fällt, welches erst halb fertig ist, oder wenn man einen Plan meistert oder verwirft, den man nicht ganz kennt. Wohl ist's wahr, wie irgendeiner sagt: „Wir sehen nur abgebrochene Glieder von der Kette der Vorsehung Gottes.“ Was wollen wir dagegen sagen, dass der Töpfer den Ton bildet wie er will? Aber ein Strom des Lichts wird sich über uns ergießen vom saphiernen Stuhl5) in deinem Lichte, o Gott, sehen wir das Licht!6) Jenes „Wo es sein soll“7) welches uns noch in einen dunklen Schleier gehüllt, wird uns dann nach seinem ganzen Sinn vertraut und klar werden im Lichte der ewigen Liebe.

Wohl möglich, dass wir nicht bis zum Morgen der Ewigkeit auf die Erfüllung dieser Verheißung zu warten brauchen; denn vielleicht werden wir sie diesseits schon erfahren. Finden wir ja oft schon in dieser Welt, dass dunkle Schickungen auslaufen in einen Segen, den wir zu ahnen nicht im Stande waren. Würde z. B. Jakob seinen Joseph ja nimmer gesehen haben, wenn er sich nicht von seinem Benjamin getrennt hätte. So würde auch oft die gläubige Seele den treuen Joseph nicht gesehen haben, wäre sie nicht aufgefordert worden, sich von dem teuersten ihrer Lieben zu scheiden. Jetzt muss sie oft mit dem Erzvater sagen: Ich muss sein wie Einer, der gar beraubet ist! es gehet Alles über mich8)! Allein das, was ihm so widerwärtig vorkam, erwies sich nachher als das Mittel, welches ihm dazu verhalf, dass seine Augen, ehe sie sich schlossen, den himmlischen König sahen in seiner Schöne9). Wohl wird uns vom Herrn Manches zugeschickt, auf dass Er uns demütige und versuche,10) und mag's uns auch dermalen nicht wohl tun, aber wir haben die Verheißung: es wird's hernach tun11).

Ich will dem Herrn nicht vorschreiben, welche Wege Er mich leiten soll. Der Kranke schreibt auch seinem Arzte nichts vor, auch weist er dessen Verordnungen. nicht von sich, weil die Arznei bitter ist - er weiß, sie dient zu seiner Besserung und nimmt sie getrost. Dem Glauben. gebührt's, sich vertrauensvoll unter die Schickungen Gottes zu beugen. O, dass ich seiner Liebe doch kein Unrecht tun oder seine Treue nicht verkennen möchte durch den Argwohn, dass in dem Kelch, welchen sein Liebesrat mir darreicht, irgendein Tropfen unnötig oder zu viel wäre! Jetzt erkenne ich es stückweise, dann aber werde ich es erkennen, gleichwie ich erkannt bin12)!

Und wenn es kommt, dass ich Wolken über die Erde führe, so soll man meinen Bogen sehen in den Wolken.

1)
Jer. 48, 17.
2)
1 Kor. 2, 10.
3)
Hohel. 2, 9.
4)
1 Joh. 3, 2.
5)
Hoh. 1,26
6)
Psalm 36, 10.
7)
1. Pet. 1,6
8)
1 Mos. 43, 14., 42, 36.
9)
Jes. 33, 17.
10)
5 Mos. 8, 2.
11)
5 Mos. 8, 16.
12)
1 Kor. 13, 12.
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autoren/m/macduff/macduff_regenbogen/macduff_der_bogen_in_den_wolken-tag_14.txt · Zuletzt geändert: von aj
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