MacDuff, John Ross - Morgenwachen - 17. Morgen. Um einen Blick in die Ewigkeit.
Herr, mein Gebet kommt frühe vor Dich
„Deine Augen werden Jerusalem sehen.“
Jes. 33, 20.
Herr, durch Deine Güte bin ich abermals zu einem neuen Tage aufgestanden. Zerstreue mit der aufgehenden Sonne alle Wolken und Nebel der Sünde und des Unglaubens an dem Himmel meiner Seele, und lass mich einen Aufblick tun auf Dich, und auf die Herrlichkeit, die kein Auge gesehen, kein Ohr gehört hat.
Ich habe hier keine bleibende Stadt, mein Los in diesem Pilgerleben ist Veränderlichkeit und Unsicherheit. Möchte ich darum immer bereit stehen, abzuscheiden und bei dem Herrn zu sein. Mein Gott, entwöhne mich von dieser ungewissen Welt, lass mich in Hoffnung auf die zukünftige leben. Wie gern denke ich an die Menge der Auserwählten, die Niemand zählen kann, angetan mit weißer Kleidern und Palmen in ihren Händen, die da droben sicher wohnen in der ewigen Gemeinschaft ihres geliebten Herrn, der alle Tränen von ihren Augen abgewischt hat. Wie köstlich ist mir die Gewissheit, dass das teure vergossene Blut, dem sie ihre Kronen zu verdanken haben, auch mir frei und zugänglich ist.
Ach mein Heiland, gib mir doch die Gnade, dass ich mit gutem Grund sprechen kann: hinfort ist auch mir beigelegt die Krone des ewigen Lebens, welche der Herr, der gerechte Richter, mir an jenem Tage geben wird. Der Gedanke an diese endlose, sündlose, schmerzlose Seligkeit stärke mich unter den Leiden und Trübsalen dieser Erde. Herr, lass mich auch unter dem schwersten Kreuz nicht klagen, da eine solche Krone mir zugedacht ist, lass mich ohne Zagen durch den heißen Feuerofen gehn, der mich für diese über alle Maßen wichtige Herrlichkeit läutern und reinigen soll, lass mich in Gelassenheit und Gehorsam alles auf mich nehmen, was Dir gefällt. Das Weinen mag dann wohl den Abend lang währen, aber am Morgen kommt die Freude.
Herr, schaffe doch auch, dass mein Eifer zu Deinem Dienst und Ehre immer größer werde, je näher ich der Ewigkeit rücke, dass meine Lenden gegürtet sind und meine Lampe brennt. An jedem Tage, und auch an diesem Tage, möge ich so leben als sei er mein letzter, und je näher meine Sterbestunde kommt, desto besser möge sie mich zum Sterben bereit finden.
Was ich für mich bitte, das begehre ich auch für meine Lieben. Besprenge sie Alle mit dem Blut des Neuen Bundes, lass jedes Auge und jeden Fuß himmelwärts gerichtet sein. Und mögen wir an dem großen Gerichtstage nicht auf verschiedenen Seiten, von einander getrennt, erfunden werden. Herr, Du wollest doch Dein Volk immer mehr und mehr vereinigen warum sind wir doch so fremd gegen einander, und gehen kalt und zurückhaltend an einander vorüber, da wir doch den Einen Herrn bekennen, mit Einem Blute versöhnt sind, derselben Verheißung warten, auf dasselbe Erbe im Himmel hoffen? Lass mich nur immer näher mit Dir vereinigt werden, mein Heiland, dann werde ich auch allen Deinen Kindern näher stehen, und mit Freuden auf den herrlichen Tag warten, wo wir Alle einander Auge in Auge, und Herz in Herz sehen werden wo keine Trennung und Unterscheidung mehr gilt, und wir alle zusammen in das Triumphlied einstimmen werden: Halleluja! Heil und Preis, Ehre und Macht sei Gott unserm Herrn und dem Lamm, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Leucht uns selbst in jene Welt,
Du verklärte Gnadensonne,
Führ uns durch das Tränenfeld
In das Land der süßen Wonne,
Da die Lust die uns erhöht,
Nie vergeht.