Luther, Martin - Von dem Papsthum zu Rom, wider den hochberühmten Romanisten zu Leipzig

Luther, Martin - Von dem Papsthum zu Rom, wider den hochberühmten Romanisten zu Leipzig

Vorrede.

Es ist aber etwas Neus auf den Plan kummen, nachdem es diese Jahre wohl geregnet, und viele neuer Zeit erwachsen. Viel haben mich bisher mit Schmachworten und herrlichen Lugen antastet; wilchen es nit fast gelungen.

Nu thun sich allererst die tapfern Helde erfur, zu Leipzk auf dem Markt, die sich nit allein wollen lassen ansehen, sondern auch Idermann mit Streit bestehen. Sie sein fast wohl gerustet, dass mir dergleichen nit sein furkummen.

Die Eisenhut haben sie an den Fussen, das Schwert auf dem Kopf, Schild und Krebs hangen auf dem Rucken, die Spies halten sie bei der Schneiden, und steht ihn der ganz Harnisch gar fein reuterisch an, auf die neu Manier; und wollen damit je beweisen, dass sie nit (wie von mir geschuldigt ) in Traumbuchern ihr Zeit vorloren, und nie nits gelehret haben, sondern ein solchen Preis erjagen, als die in der heiligen Schrift empfangen, geborn, gesäugt, in der Wiegen gelegen, gespielt, erzogen und erwachsen sein.

Es wäre je billig, dass man sich fur ihn furchte, wer es thun künnte, dass sie die Muhe und gute Meinung nit vorgebens hätten. Hat Leipzk sulch Riesen tragen, muss das Land einen reichen Boden haben.

Dass du aber vorstahest, was ich meine, so merk drauf: Sylvester, Cajetanus, Eck, Emser, und nu Coln und Loven haben ihre ritterliche That redlich an mir erzeigt, Ehr und Ruhm, wie vordient, erlanget, des Pabsts und Ablass Sache wider mich also beschutzt, dass sie wollten, es wäre ihn besser gerathen.

Zuletzt haben sich Etlich lassen dunken, das beste sein, mich anzugreifen, wie die Pharisäi Christum (Matt 22,35), einen aufgeworfen, und gedacht: Gewinnet der, so haben wir Alle gewonnen; wird er uberwunden, so ist er allein verloren.

Und achtet der hochgelart fursichtiger Neidhard, ich soll es nit merken. Nu wohlan, dass ihn nit alle Ding misslinge, will ich mich eben stellen, wie verstund ichs Spiel gar nichts; bitt, sie wollten wiederumb, so ich auf den Sack werd schlahen, nit merken, dass ich den Esel hab wollt treffen.

Und wo sie diese Bitt nit wollen erhoren, so bedinge ich zuvor: wo ich wurd etwas wider die neuen romanistischen Ketzer und Schriftlästerer sagen, dass sichs nit allein annehm der arm unmundig Schreiber zu Leipzk im Barfusserkloster, sondern vielmehr die grossherzigen Fähnrichen, die nicht durfen an Tag sich geben, und doch gern wollten sieghaftig werden, unter eins Andern Namen.

Ich bitt, ein iglich frumm Christenmensch wollt mein Wort also aufnehmen, ob sie vielleicht spottisch oder spitzig sein wurden, als aus einem Herzen gesprochen, das sich hat musst mit grossem Wehe brechen, und Ernst in Schimpf wandeln, angesehen dass zu Leipzk, da doch auch frumm Leut sein, die die Schrift und Gottis Wort mit Leib und Seel erretten, ein solcher Lästerer offentlich redt und schreibt, der die heiligen Gottis Wort nit hoher acht und handelt, dann als hat sie ein Stock- oder Geldnarr in der Fastnacht fur ein Mährlin erdichtet.

Dieweil dann mein Herr Christus und sein heiliges Wort, so theuer mit seinem Blut erkauft, fur ein Spott und Narrnrede wird geacht, muss ich den Ernst fahren lassen, und vorsuchen, ob ich auch narren und spotten gelernet habe. Du weisst je, mein Herr Jesu Christe, wie mein Herz steht gegen solche deine Erzlästerer; da vorlass ich mich auf, und lass es walten in deinem Namen, Amen. Sie werden dich je einen Herren bleiben lassen, Amen.

Ich merk, dass solche arme Leut nit mehr suchen, dann dass sie an mir einen Namen ubirkummen, hängen sich an mich, wir Koth an das Rad; wollen ehr mit Schanden ein Geschrei haben, dann sie daheim bleiben; und der bose Geist solcher Menschen Furnehmen darzu braucht, dass er mich nur an bessern Dingen vorhindere.

Doch lasse ich mir die Ursach willkummen sein, von der Christenheit etwas fur die Laien zu verklären, und den vorfuhrischen Meistern zu begegnen. Darumb ich auch gedenk, mehr die Sach an ihr salb handeln, dann ihrem Geschwätz antworten, und ihre Namen schweigen, auf dass sie nit erlangen, das sie suchen, oder hoffärtig werden, als wären sie würdig gewesen, mit mir zu handeln in der Schrift.

Was der Handel und die Sach sei.

Wir handeln ein Sach, die, so viel an ihr selb, unnothig ist, ohn wilcher Erkundung ein Iglicher wohl Christen blieb; aber unser Mussiggänger, die alle Häuptsachen des Christen-Glaubens selb mit Fussen treten, mussen solch Sache treiben, und andere Leut bemuhen, auf dass sie nit ombsonst auf Erden leben.

Nämlich ist die Sach: Ob das Papstthum zu Rom, wie es in berugiger Besitzung der Gewalt ist uber die ganz Christenheit (wie sie sagen), herkummen sei von gottlicher oder menschlicher Ordnung? Und wo dem so wäre: Ob man christlich sagen muge, dass alle andere Christen in der ganzen Welt Ketzer und Abtrunniger sein, ob sie gleich dieselben Tauf, Sacrament, Evangelium und alle Artikel des Glaubens mit uns einträchtiklich halten, ausgenommen, dass sie ihre Priester und Bischofe nit von Rom bestätigen lassen, oder, wie itzt, mit Geld kaufen, und wie die Deutschen, sich äffen und narren lassen, als da sein die Moscowiten, weisse Russen, die Griechen, Böhemen, und viel andere grosse Ländere in der Welt?

Dann diese alle gläuben wie wir, täufen wie wir, predigen wie wir, leben wie wir, halten auch den Pabst in seinen Ehren, ohn dass sie nit Geld geben fur ihre Bischof und Priester zu bestätigen; wollen sich auch mit Ablass, Bullen, Blei, Pergamen, und was der römischen Waar mehr sein, nit lassen schinden und schänden, wie die trunken, vollen Deutschen thun; sein auch bereit das Evangelium zu horen von dem Pabst oder Pabsts Botschaften, und mag ihn doch nit widerfahren.

Ist nu die Frag, ob diese alle billig Ketzer werden gescholten (denn von diesen allein, und keinen andern rede und handele ich), von uns Christen; oder ob wir billiger Ketzer und Abtrunniger sein, dass wir solche Christen allein umb Gelds willen Ketzer und Abtrunniger schelten? Dann wo der Pabst nit das Evangelium oder Botschaft desselben zu ihn sendet, die sie gerne wollten haben und aufnehmen, ists am Tag, dass durch Bischof und Priester Bestätigung nur ein unnutz Gewalt und Geld gesucht wird, darein sie nit vorwilligen, und also Ketzer und Abtrunniger gescholten werden.

Nu hab ich gehalten, und halt noch, dass dieselben nit Ketzer noch Abtrunniger sein, und vielleicht besser Christen dann wir, nit alle gleich, wie wir nit alle gute Christen sein. Dawider streit nu noch den andern auch das feine barfussische Buchle von Leipzk, und geht daher auf den Holzschuhen, ja auf Stelzen; lässit sich dunken, es tret fur allen allein nit in den Kath; wollt vielleicht auch gerne tanzen, wer ihm ein Pfeifen käufte. Ich muss etwas daran vorsuchen.

Und sag erstlich: Niemand soll so närrisch sein, dass er gläub, es sei des Pabsts und aller seiner Romanisten und Schmeickler ernste Meinung, seine gewältige Ubirkeit sei aus gottlicher Ordnung. Das merke dabei: Alles, was gottlicher Ordnung ist, dess wird zu Rom nit das kleiniste Buchstablin gehalten, ja es wird vorspottet wie ein Thorheit, so sein Jemand gedenkt; wie das am hellen Tag ist.

Sie mugen auch leiden, dass in aller Welt das Evangelium und Christ- Glaube zu Boden sink,und gedenken nit ein Haar drumb zu vorlieren; darzu alle bose Exempel geistlicher und weltlicher Bufferei aus Rom, als aus einem Meer aller Bosheit, fleusset in alle Welt. Dess wird alles zu Rom gelachet, und wer draumb trauret, der ist ein Bon Christian, das ist, ein Narr.

Wo nu ihn Ernst an Gottis Ordnung gelegen wäre, hätten sie viel tausend nothiger Sach zu treiben, und zuvor der sie itzt lachen und spotten. Dieweil dann St. Jacob (2,10): Wer ein Gottis Ordnung nit hält, der stosset an alle andere. Wer will so unsinnig sein, dass er gläub, sie suchen Gottis Ordnung an einem Stuck, so sie die andern alle vorspotten? Es ist nit muglich, dass Jemand eine gottliche Ordnung recht zu Herzen gahe, den nit die andern alle zum wenigsten bewegen.

Nu sein ihr so viel, die uber päbstlicher Gewalt mit solchem Ernst halten, wilcher doch keiner ein Wort dran waget, dass der andern viel grosser, nothiger Ordnung auch eine zu Rom nit so lästerlich vorspottet und vorschmacht wurd.

Weiter, wenn Deutschland alle auf ihre Knie fielen und beteten, dass der Pabst und die Romer an sich nähmen dieselbe Gewalt, und unsere Bischof und Priester ohne Geld, umbsonst bestätigeten, wie das Evangelium sagt: Gratia accepistis, gratis date: Gebt umbsonst, denn ihr habts auch umbsonst, (Matt 10,8) und sollten alle Kirchen mit guten Predigern vorsorgen, sintemal sie doch ubrig reich sein, und gnug haben, dass sie mochten Geld zugeben; und so man drauf drung, es gebuhret ihn zu aus gottlicher Ordnung: gläub sicherlich, wir wurden erfinden, dass sie allesampt stärker wurden drob sein, dass nit gottlicher Ordnung wäre, solche Muhe ohn Geld zu haben, dann je Jemand gewesen ist; wurden bald ein Glosslin finden, damit sie sich eraus wickelten, wie sie itzt finden, dass sie sich hinein flechten; wurden sich mit aller Bitt nit lassen darzu treiben. Aber dieweil es Geld gilt, so muss es gottlich Ordnung sein, was sie nur gedenken durfen.

Mänzer Bisthum hat bei Menschen Gedenken fast acht Bischofmäntel aus Rom kauft, der ein iglicher bei dreissig tausend Gulden gesteht; ich schweig die andern unzähligen Bisthumb, Prälaturen und Lehn. Also soll man uns deutschen Narrn die Nasen schneutzen, und darnach sagen, es sei gottlich Ordnung, keinen Bischof ohn romischen Gewalt zu haben.

Mich wundert, dass Deutschland, dass je de Hälft (so nit mehr) geistlich ist, noch einen Pfennig hat, fur den unaussprechlichen, unzähligen, unträglichen romischen Dieben, Buben und Räubern. Man spricht, der Endchrist soll die Schätz der Erden finden. Ich mein, die Romanisten haben sie funden, dass uns Leib und Leben weh thut. Werden das die deutschen Fursten, und der Adel, nit mit tapferm Ernst in der Kurz darzu thun, so wurd Deutschland noch wust werden, oder sich selb fressen mussen. Das wäre auch den Romanisten die hochste Freud, die uns nit anders dann Bestien halten, und ein Sprüchwort von uns zu Rom gemacht, also: Man soll den deutschen Narren das Gold ableckern, wie man kann.

Diese lästerliche Buberei wehret der Pabst nit, sehen all durch die Finger; ja, sie halten uber solchen Häuptweltbuben hoher, dann uber dem heiligen Evangelium Gottis, und geben fur, als wären wir zu tod Narren, es sei gottlich Ordnung, dass der Pabst in allem Sod sein Hand hab, mach was er mit Jdermann will, als wäre er ein Gott auf Erden, der doch Jdermann (so er der Ubirst wollt sein oder wäre), sollt dienen umbsonst. Aber ehr sie das thäten, sie liessen diess Gewalt viel ehr fallen, und nit gottlich Ordnung sein, dann kein andere Ordnung.

Sprichst du dann: Warumb fechten sie dann ob der Sach so hart wider dich? Antwort: Ich hab etlich hoher Ding antastet, dass den Glauben und Gottis Wort angaht; das haben sie nit mogen umbstossen, auch gesehen, dass sich Rom solcher guter Sachen nichts annimpt, haben sie die auch lassen fallen, und mich ergriffen bei dem Ablass und päbstlichen Gewalt, vorhofft hie den Preis erjagen. Denn sie wohl gewüsst, wo es Geld antrifft, dass die Häuptbubenschul zu Rom wurd ihn zufallen, und nit still bleiben.

Nu ist D. Luther ein wenig hoffärtig, und giebt nit viel auf der Romanisten runzen und grunzen; das will ihn das Herz brechen: da fragt mein Herr Christus nit nach, D. Luther auch nichts, und meinen, das Evangelium muss und soll furtgahn. Nu frag ein Lai solch Romanisten, und lass Antwort geben, warumb sie alle gottliche Ordnung vorwusten und vorspotten, und ob dieser so greulich wuthend, die sie doch nit mugen anzeigen, wozu sie nutz, gut und noth sei?

Dann seint dass sie standhaftig ist worden, ist nit anders, dann eitel Vorderben der Christenheit draus erstanden, und mag Niemand anzeigen ein gut nutzlich Stuck, das eraus kommen sei. Davon ich weiter sagen will, wenn dieser Romanist widerkumpt, und den heiligen Stuhl zu Rom an Tag bringen, ob Gott woll, wie er würdig ist.

Diess hab ich gesagt, nit dass ich damit pestlichen (päbstlichen) Gewalt bestritten haben, als mir gnugsamer Ursach; sondern dass ich anzeige die vorkahrte Meinung, der, die die Mucken fahen, und Elephanten lassen fahren (Matt 23,26) sehen den Stab in des Nähsten Aug, und lassen ihre Balken stehn (Matt 7,3) nur dass sie mit ubrigen unnothigen Sachen andere, so sie mochten todten, und so sie nit mugen, doch Ketzer, und wie sie wollen, lästern; wilcher einer ist dieser zarter, frummer Romanist zu Leipzk, den wolln wir nu besehen.

Ich befind drei starke Grund, aus wilchen mich angreifet das furchtbar edle Buchle des Romanisten von Leipzk. Der erst und allerstärkist, dass er mich schilit einen Ketzer, unsinnigen, blinden Narren, Besessenen, Schlangen, vorgiften Wurm, und derselben Namen viel mehr, nicht einmal, sondern fast durchs ganz Buchlen an allen Blättern.

Diess Scheltwort, Schmach und Lästerungen gelten in andern Buchern nichts; aber wo ein Buch zu Leipzk im Barfusser kloster wird gemacht, von einem Romanisten, in der hohen heiligen Observanz St. Francisci, da sein es nit allein gute Wort der Mässikeit, sondern auch stark Grund, des Pabst Gewalt, Ablass, Schrift, Glauben und die Christenheit zu vorfechten: und es ist nit noth, dass dess eines werd mit Schrift oder Vornunft beweiset; sondern ist gnug, dass sie bloss daher gesetzt werden von einem Romanisten und heiligen Observanter St. Francisci.

Dieweil dann dieser Romanist auch selbst schreibt, dass die Juden mit solchem Grund Christum selbs am Kreuz ubirwunden haben, (Matth. 27,41. 42) muss ich auch gefangen geben, und bekennen, dass, so viel schelten, vormaledeien, schmähen und lästern gilt, hat der Romanist Doctor Luthern gewisslich uberwunden, und muss ihm diesen Grund lassen bleiben.

Der ander Grund, dass ichs mit kurzen Worten begreif, ist naturlich Vernunft, laut also: A. Ein igliche Gemein auf Erden, soll sie nit zufallen, muss haben ein leiblich Häupt, unter dem rechten Häupt Christo. B. Dieweil dann die ganz Christenheit ist ein Gemeine auf Erden, muss sie ein Häupt haben, und das ist der Papst.

Diesen Grund hab ich mit den Buchstaben A, B, vorzeichnet umb klares Vorstands willen, auch anzuzeigen, dass dieser Romanist das Abece schier kann bis auf das B. Antwort ich nu zu diesem Grund: Dieweil diese Sach darinnen steht, ob des Pabsts Gewalt aus gottlicher Ordenungen bestehe, ists nit ein wenig lästerlich, dass man die Vornunft, von zeitlicher Dingen Brauch geschöpft, will anziehen und dem gottlichen Gesetz gleichen, sonderlich so dieser arm vormessener Mensch sich vorspricht, mit gottlichem Gesetz wider mich handeln.

Dann was weltlich Ordnung und Vornunft weiset, ist gar weit unter dem gottlichen Gesetz. Ja, die Schrift vorbeut, man soll nit folgen der Vornunft, (5. Mos. 12,8): Du sollt nicht thun, was dich recht dunk; dann die Vornunft allzeit wider Gottis Gesetze strebet, wie (1. Mos. 6,5): Alle Gedanken und Sinn des menschlichen Herzen stehn zu dem ärgisten allezeit. Darumb mit Vornunft sich unterstehen Gottis Ordnung zu grunden oder schutzen, sie sei dann mit Glauben vorhin gegrundet und erleuchtet, so ists, als wenn ich die helle Sonne mit einer finstern Lantern wollt erleuchten, und einen Fels auf ein Rohr grunden.

Dann Esaias (c. 7,9.) setzt die Vornunft unter den Glauben, und spricht: Es sein dann, dass ihr glaubt, so werdet ihr nicht vorständig oder vornunftig sein. Er spricht nit also: es sei dann, dass ihr vornunftig seid, werdet ihr nit glaubig sein.

Darumb hätt dieser Schreiber sein vorkehret Vornunft wohl daheim behalten, oder sie vorhin in Spruch der Schrift ergrundet, auf dass er nit so lächerlich und vorkehrlich furgebe, den Glauben und gottliche Gesetz mit blosser Vornunft zu grunden. Dann so diese Vornunft schleusset, dass, wie ein leiblich Gemein muss haben ein leiblichen Uberherrn, oder wird nit bestehn: so schleusset sie auch weiter, dass, wie ein lieblich Gemein nit bestehet ahn Weiber, also musst man auch der Christenheit ein leiblich gemein Weib gehen, dass sie nit vorgehe; das wird je ein weidliche Hure sein mussen.

Desselben gleichen, ein leiblich Gemein besteht nit ahn ein gemeine leiblich Stadt, Haus und Land; so musst man der Christenheit auch ein gemeine Stadt, Haus und Land geben. Wo will man das finden? Und furwahr, zu Rom trachten sie frisch darnach; dann sie haben je die Welt fast ihr eigen gemacht. Item, so musst auch die Christenheit haben ein gemein leiblich Gut, Knecht, Magd, Viehe, Futter und dessgleichen; dann kein Gemeine mag bestehen ohn diese Ding. Nu sieh, wie fein gaht diese Vornunft auf ihren Stelzen.

Solch ungeschickte Ding sollt ein Lesemeister vorhin betracht haben, und gottlich Werk oder Ordnung mit der Schrift, und nit mit zeitlichen Gleichnissen und weltlicher Vornunft bewähren. Dann es geschrieben steht, dass gottliche Gebot werden gerechtfertiget in und durch sich selbs, (Ps. 19,10.) nit von anderer äussern Hulf. Item, von der Weisheit Gottis saget der weis Mann (Sprüchw. 11,2): Die Weisheit hat alle Ubirmuthigen nieder gedruckt mit ihrer eigen Gewalt, (Weish. 10, 18.19).

Es ist gar schimpflich, dass wir Gottis Wort wollen mit unser Vornunft vorfechten, so wir durch das Wort Gottis sollen uns wider alle Feind wehren, wie St. Paulus lehret (Ephes. 6,17.). Wäre das nit ein grosser Narr, der im Streit seinen Harnisch und Schwert wollt schutzen mit blosser Hand oder Kopf? So ists auch, wenn wir Gottis Gesetz, das unser Wappen sein, mit unser Vornunft schutzen wollen.

Aus diesem, hoff ich, sei es klar, dass der faule Grund dieses Plauders gar niederliegt und grundlos erfunden wird, mit allem, das er drauf bauet. Doch dass er sein Fastnachtspiel selbs bass vorstehe, ob ichs gleich zuliesse, dass ein Vornunft grundlich bestund ohn Schrift; so besteht doch dieser kein Stuck wider das erst A, noch das ander B. Das wollen wir sehen.

Zum Ersten, das A sagt: Es muss ein iglich Gemein auf Erden ein einiges leiblich Häupt haben unter Christo. Ist doch das nit wahr. Wie viel sieht man Furstenthum, Schloss, Städt, Häuser, da zween Bruder oder Herrn gleicher Gewalt regieren? Hat sich doch das römisch Reich lange Zeit, und viel andere Reich in der Welt ohn ein einiges Häupt aufs best regieret? Wie regieren itzt die Eidgenossen? Item, in weltlichem Regiment ist kein einiger Uberherr, so wir doch alle ein menschlich Geschlecht von einem Vater Adam kommen sein.

Das Kunigreich von Frankreich hat seinen Kunig, Ungern seinen, Polen, Dänen, und ein iglich seinen eigen; und sein doch alle ein Volk des weltlichen Stands in der Christenheit, ohn ein einiges Häupt, und zurfallen drumb dieselben Reich nit. Und ob schon keinis Regiment so wäre, wer wollt wehren, dass nit ein Gemein ihr selb viel Uberherrn, und nit einen allein erwähle zu gleicher Gewalt? Drumb ist das ein schlechte Furgeben von solchem weltlichem, unbeständigem Gleichniss, etwas in Gottis Ordenung zu messen, so es in menschlichen Ordnung nichts schafft.

Und so ich abermal gleich zuliesse dem Träumer seinen Traum wahr sein, dass kein Gemein muge ohn ein einig leiblich Häupt bestehen: wie will das folgen, auch in der Christenheit also sein mussen? Ich sehe wohl, dass der arme Träumer meinet in seinem Sinn, christlich Gemein sei gleich einer andern weltlichen Gemein. Damit er offentlich an Tag giebt, dass er noch nie gelernet hat, was die Christenheit oder christlich Gemein heiss.

Und solchen groben, dicken, storrigen Irrthumb und Unwissen hätt ich nit gemeinet, dass in irgend einem Menschen wäre, vielweniger in einem leipzischen Heiligen; darumb muss ich zuvor erklären diesem groben Hirn, und andern, so durch ihn vorfuhret, was doch heiss, die Christenheit, und ein Häupt der Christenheit. Ich muss aber grob reden, und der Wort gebrauchen, so sie haben gezogen in ihren wilden Vorstand.

Die Schrift redet von der Christenheit gar einfältiglich, und nur auf eine Weis; ubir wilche sie haben zwo andere in den Brauch bracht. Die erste Weise noch der Schrift ist, dass die Christenheit heisset eine Vorsammlunge aller Christgläubign auf Erden; wie wir im Glauben beten: Ich gläub in den heiligen Geist, eine Gemeinschaft der Heiligen. Dies Gemeine oder Sammlung heisset aller der, die im rechten Glauben, und Hoffnung Lieb leben, also, dass der Christenheit Wesen, Leben und Natur sei nit eine leiblich Vorsammlung der Herzen in einem Glauben, wie Paulus sagt Ephes. 4, (5): Ein Tauf, ein Glaub, ein Herr. Also, ob sie schon sein leiblich von einander theilet tausend Meil, heissen sie doch ein Vorsammlung im Geist, dieweil ein Iglicher prediget, glaubt, hoffet, liebet und lebet, wie der ander.

Wie wir singen vom heiligen Geist: der du hast allerlei Sprach in die Einikeit des Glauben vorsammlet. Das heiss nu eigentlich ein geistliche Einikeit, von wilcher die Menschen heissen ein Gemeine der Heiligen: wilche Einikeit alleine gnug ist, zu machen eine Christenheit, ohn wilche kein Einikeit, es sei der Statt, Zeit, Person, Werk oder was es sein mag, ein Christenheit machet.

Hiebei mussen wir nu Christus Wort horen, der, fur Pilato von seinem Kunigreich gefragt, antwortet also: Mein Reich ist nit von dieser Welt, (Joh. 18, 36.). Das ist je ein klarer Spruch, damit die Christenheit wird aufgezogen von allen weltlichen Gemeinen, dass sie nit leiblich sei. Und dieser blind Romanist macht ein leibliche, gleich den andern, Gemeine draus. Er sagt noch klärer Luc. 17, (20. 21): Das Reich Gottis kumpt nit mit einer äusserlichen Weise, und wird Niemand sagen: sieh da, oder hie ist es. Dann nehmt wahr, das Reich Gottis ist in euch inwendig.

Mich wundert, dass solch stark, klare Spruch Christi so gar fur Fastnachtlarven gehalten werden von diesen Romanisten. Aus wilchen klärlich Idermann vorsteht, dass das Reich Gottis (so nennet er seine Christenheit,) ist nit zu Rom gebunden, wider hie noch da; sondern wo da inwendig der Glaub ist, der Mensch sei zu Rom, hie oder da. Also, dass es erlogen und erstunken ist, und Christo als einem Lugener widerstrebt, wer do saget, dass die Christenheit zu Rom, oder an Rom gebunden sei; viel weniger dass das Häupt und Gewalt da sei aus göttlicher Ordnung.

Uber das, so hat er Matth. 24, (23. 26.) gleich vorkundiget die Vorfuhrung, die itzt unter der romischen Kirchen Namen regiert, und sagt: Viel falscher Christen und Propheten werden in meinem Namen kommen, und sagen, sie sein Christus; werden viel vorfuhren und Zeichen thun, dass sie auch die Auserwähleten mochten vorfuhren; drumb so sie euch werden sagen: sieh hie in den Häusern ist Christus, sollt ihrs nit gläuben: siehe da, draussen in der Wusten; sollt ihr nit hinausgahn. Nehmpt wahr, ich habs euch vorkundigt.

Sollt nu das nit ein grausamer Irrthum sein, dass die Einikeit der christlichen Gemein, von Christo selbs aus allen leiblichen, äusserlichen Städten und Ortern gezogen und in die geistliche Ort gelegt, wird von diesen Traumpredigern unter die leibliche Gemeine, wilch von Noth muss an Stätt und Ort gebunden sein, erzählet? Wie ist muglich, wilchs Vornunft mags begreifen, dass geistliche Einikeit, und leibliche Einikeit ein Ding sei? Viel sein unter den Christen in der leiblichen Vorsammlung und Einikeit, die doch mit Sunden sich aus der innerlichen, geistlichen Einikeit schliessen.

Drumb, wer do sagt, dass ein äusserliche Vorsammlung oder Einikeit mach ein Christenheit, der redt das Seine mit Gewalt; und wer die Schrift drauf zeiht, der fuhret die gottliche Wahrheit auf seine Lugen, und macht Gott zu einem falschen Gezeugen, wie dieser elend Romanist thut, der Alles, was von der Christenheit geschrieben steht, zeiht auf den äusserlichen Pracht romischer Gewalt: so er doch nit leugen mag, dass das mehrer Theil dieses Haufens, und sonderlich zu Rom selbs, nit sein in der geistlichen Einikeit, das ist, in der rechten Christenheit, umb ihres Unglaubens und boses Lebens willen.

Dann wo das wahre Christen machte, dass man in der äusserlichen romischen Einikeit ist, so wäre kein Sunder unter ihn, durften auch des Glaubens nit, noch Gottis Gnaden, davon sie Christen wurden, sondern wär gnugsam dieselb äusserliche Einikeit.

Daraus folget, und muss folgen, dass, gleichwie unter der romischen Einikeit sein, nit Christen macht; also muss aussen derselben Einikeit sein, nit Ketzer noch Unchristen machen: und will horen, wer mir das will auflosen. Dann was noth ist zu sein, dass muss einen rechten Christen machen. Macht es aber nit einen rechten Christen, so muss es nit noth sein, gleichwie es mich nit einen rechten Christen macht, ich sei zu Wittemberg oder zu Leipzik.

Nu ists klar, dass die äusserliche Einikeit romischer Vorsammlung macht nit Christen; so macht die Aeussernung gewisslich auch kein Ketzer oder Abtrunniger. Darumb muss auch nit wahr sein, dass es gottlich Ordnung sei, unter der romischen Gemein zu sein. Dann wer ein gottlich Ordnung hält, der hält sie alle, und mag kein ohn die andern gehalten werden (Jac. 2,10.).

Also muss es ein offentliche, lästerliche Lugen sein in den heiligen Geist, wer da sagt, dass die äusserliche Einikeit romischer Gewalt sei Erfullung einiger gottlicher Ordnung, so also viel drinnen sein, die kein gottliche Ordnung achten noch erfullen. Daher kompt es, dass nit Ketzerei macht, hie oder da sein; sondern nit recht glauben, das macht Ketzer.

Nu ists klar, dass unter der romischen Sammlung sein, ist nit im Glauben, und draussen sein, ist nit im Missglauben sein: anders wären alle gläubig und selig, die drinnen sein, dieweil kein Stuck ahn andere alle Stuck des Glaubens geglaubt wird. Derhalben alle, die christenliche Einikeit oder Gemeine leiblich und ausserlich machen, andere Gemeinen gleich, sein rechte Juden. Dann dieselben warten auch ihres Messias, dass er soll auf benannten äusserlichen Ort, nämlich zu Jerusalem, ein äusserlich Reich aufrichten, und also den Glauben, der allein Christi Reich geistlich und innerlich macht, fahren lassen.

Item, so alle leiblich Gemein einen Namen hat von ihren Häupt, wie wir sagen: die Stadt ist churfurstlich, diese ist herzoglich, die ist frankisch; sollte billig die ganz Christenheit auch romisch oder petersch oder päbisch heissen. Warumb heisset sie dann Christenheit, warumb heissen wir Christen, als von unserm Häupt, und sein doch noch auf Erden? Damit wird angezeigt, dass der ganz Christenheit kein ander Häupt ist, auch auf Erden, dann Christus, dieweil sie keinen andern Namen hat, dann von Christo. Drumb schreibt St. Lucas (Apostelg. 11, 26) dass die Junger haben vorhin Antiocheni geheissen; ist aber bald gewandelt, und sein Christen genannt worden.

Weiter folget das: Wie der Mensch ist von zweien Naturen, Leib und Seel, also wird er nit nach dem Leibe gerechnet ein Gliedmass der Christenheit, sondern nach der Seelen, ja nach dem Glauben. Anders mocht man sagen, dass ein Mann ein edler Christen wäre dann ein Weib; wie die leibliche Person eins Mannes besser ist, denn des Weibs.

Item, ein Mann grosser Christen, denn ein Kind; ein Gesunder stärker Christen, denn ein Siecher; ein Herr, Frau, Reicher und Mächtiger, ein besser Christen, denn ein Knecht, Magd, Armer und Unterthaniger; da doch Paulus widerspricht Gal. 3, (27. 28): In Christo ist kein Mann, kein Weib, kein Herr, kein Knecht, kein Jud, kein Heid; sondern was die leiblich Person antrifft, ists Alles gleich.

Wer aber mehr gläubt, hoffet und liebet, der ist ein besser Christen, also, dass es offenbar ist, Christenheit ein geistlich Gemein ist, die unter die weltliche Gemeine nit mag gezählet werden, also wenig als die Geiste unter die Leib, der Glaub unter die zeitliche Guter. Das ist wohl wahr, dass gleichwie der Leib ist ein Figur oder Bild der Seelen, also ist auch der leiblich Gemein ein Furbild dieser christenlichen, geistlichen Gemeine; dass, gleichwie die leiblich Gemein ein leiblich Häupt hat, also auch die geistlich Gemein ein geistlich Häupt hat.

Wer kunnt aber so unsinnig sein, der do wollt sagen, dass die Seel musste haben ein leiblich Häupt? Das wäre gleich als wenn ich spräch: Ein lebendig Thier musste an seinem Leib auch ein gemalet Häupt haben. Hätt dieser Buchstaber, (Buchschreiber sollt ich sagen,) vorstanden, was ein Christenheit ist, er hätt sich ohn Zweifel geschämet, solchs Buchs zu gedenken. Was ists nu Wunder, dass aus einem finstern, irrigen Kopf kein Licht, sondern eitel schwarz Finsterniss kommen? Also sagt St. Paul Col. 3, dass unser Leben sei nit auf Erden, sondern mit Christo in Gott verborgen.

Dann so die Christenheit wäre ein leiblich Vorsammlung, so kunnt man einem Iglichen an seinem Leib ansehen, ob er ein Christen, Turk oder Jude wäre; gleich als ich kann an seinem Leib ansehen, ob er ein Mann, Weib oder Kind, schwarz oder weiss sei. Item, in weltlicher Vorsammlung kann ich sehen, ob er zu Leipzk, Wittemberg oder hie oder da mit andern vorsammlet ist, aber gar nicht, ob er gläub oder nit.

Drumb hab das fest, wer nit irren will, dass die Christenheit sei ein geistlich Vorsammlung der Seelen in einem Glauben, und dass Niemand seins Leibs halben werd fur ein Christen geachtet; auf dass er wisse, die naturlich, eigentlich, rechte, wesentliche Christenheit stehe im Geiste, und in keinem äusserlichen Ding, wie das mag genennet werden.

Dann alle andre Ding mag haben ein Unchristen, die ihn auch nimmermehr einen Christen machen, ausgenommen den rechten Glauben, der allein Christen macht. Darumb heisset auch unser Name, Christgläubigen, und am Pfingsttag wir singen: Nu bitten wir den heiligen Geist umb den rechten Glauben allermeist. Auf diese Weis red die heilig Schrift von der heiligen Kirchen und Christenheit, und hat kein andere Weis zu reden.

Ubir dieselben ist nu ein ander Weise von der Christenheit zu reden. Nach der heisset man Christenheit ein Vorsammlung in ein Haus, oder Pfarr, Bissthum, Erzbissthum, Papstthum, in wilcher Sammlung gahen die äusserlichen Geberden, als singen, lesen, Messgewand. Und vor allen Dingen heisset man hie den geistlichen Stand die Bischof, Priester und Ordensleut: nit umbs Glaubens willen, den sie vielleicht nit haben, sondern dass sie mit äusserlichen Salben gesegnet sein, Kronen tragen, sonderlich Kleider tragen, sonder Gebet und Werk thun, und Mess halten, zu Chor stehen, und alles desselben äusserlichen Gottisdienst scheinen zu thun.

Wiewohl nu dem Wortlein geistlich, oder Kirchen, hie Gewalt geschicht, dass solch äusserlich Wesen also genannt wird, so es doch allein den Glauben betrifft, der in der Seelen recht wohrhaftige Geistliche und Christen macht, hat doch der Brauch uberhand genommen, nit zu kleiner Vorfuhrung und Irrthumb vieler Seelen, die do meinen, solchs äusserlich Gleissen sei der geistliche und wahrhaftige Stand der Christenheit oder Kirchen.

Von dieser Kirchen, wo sie allein ist, steht nit ein Buchstab in der heiligen Schrift, dass sie von Gott geordenet sei; und embiete allhie Trotz allen den, die diess lästerlich, vordampt, ketzerisch Buchlen gemacht oder beschutzen wollen, mit allem ihrem Anhang, ob auch alle Universitäten mit ihn hielten; mugen sie mir anzeigen, dass ein Buchstab der Schrift davon sagt, so will ich alle mein Rede widerrufen haben. Ich weiss aber, dass sie mirs nit thun werden.

Das geistlich Recht und Menschengesetz nennen wohl solch Wesen ein Kirch oder Christenheit; aber davon handeln wir itzt nicht. Drumb, umb mehres Vorstands und der Kurz willen wollen wir die zwo Kirchen nennen mit unterscheidlichen Namen. Die erste, die naturlich, grundlich, wesentlich und wahrhaftig ist, wollen wir heissen ein geistliche, innerliche Christenheit. Die andere, die gemacht und äusserlich ist, wollen wir heissen ein leibliche, äusserliche Christenheit: nit dass wir sie von einander scheiden wollen; sondern zugleich, als, wenn ich von einem Menschen rede, und ihn nach der Seelen ein geistlichen, nach dem Leib ein leiblichen Menschen nenne; oder wie der Apostel pflegt innerlichen und äusserlichen Menschen zu nennen.

Also auch die christliche Vorsammlung, nach der Seelen, ein Gemeine in einem Glauben einträchtig: wiewohl nach dem Leib sie nit mag an einem Ort vorsammlet werden, doch ein iglicher Hauf an seinem Ort vorsammlet wird. Diese Christenheit wird durchs geistlich Recht und Prälaten in der Christenheit regiert. Hierein gehoren alle Päpste, Cardinal, Bischof, Prälaten, Priester, Monich, Nonnen, und alle, die im äusserlichen Wesen fur Christen gehalten werden, sie sein wahrhaftig grundlich Christen oder nit.

Dann ob wohl diese Gemeine nit macht einen wahren Christen, dieweil bestehn mugen alle die genännten Stände ohn den Glauben: so bleibet sie doch nimmer ohn Etlich, die auch daneben wahrhaftige Christen sein. Gleichwie der Leib mag nit, dass die Seele lebt, doch lebet wohl die Seele im Leibe, und auch wohl ahn den Leib. Die aber ohn Glauben und ahn die ersten Gemeine in dieser ander Gemeine sein, sein todt fur Gott, Gleisner, und nur wir hulzene Bilde der rechten Christenheit. Und also ist das Volk von Israel ein Figur gewest des geistlichen Volks, im Glauben vorsammlet.

Der dritte Weise zu reden, heisset man auch Kirchen, nit die Christenheit, sondern die Häuser, zu Gottisdienst erbauen. Und weiter streckt man das Wortlein geistlich in die zeitlichen Guter, nit der, die wahrhaftig geistlich sein durch den Glauben, sondern die in der andern leiblichen Christenheit sein, und heissen derselben Guter geistlich, oder der Kirchen. Wiederumb, der Laien Guter heissen sie weltlich, ob gleich die Laien in der ersten geistlichen Christenheit viel besser sein, und recht geistlich.

Nach dieser Weise gehn itzt fast alle Werk und Regiment der Christenheit, und ist der Nam, geistlich Gut so gar in das weltlich Gut gezogen, dass man itzt nichts anders dadurch vorstehet, so lang bis dass sie wider die geistlich noch leibliche Kirche mehr achten, umb das zeitlich Gut hadern und streiten, wie die Heiden, und sprechen, sie thun es umb der Kirchen und geistlichen Guter willen. Solch vorkehret Missbrauch der Spruch und der Dinge, hat aufbracht das geistlich Recht und Menschen gesetz, zu unsaglichem Verderben der Christenheit.

Nu wollen wir sehen von dem Häupt der Christenheit. Aus dem Allen folget, dass die erste Christenheit, die allein ist die wahrhaftige Kirch, mag und kann kein Häupt auf Erden haben, und sie von Niemand auf Erden, noch Bischof noch Pabst, regiert mag werden; sondern allein Christus im Himmel ist hie das Häupt, und regieret allein.

Das bewähret sich zum Ersten also: Wie kann hie ein Mensch regieren, das er nit weiss noch erkennet? Wer kann aber wissen, wilcher wahrhaftig gläubt oder nit? Ja, wenn sich hieher päbstlich Gewalt streckte, so kunnt er den Christenmenschen ihren Glauben nehmen, fuhren, mehren, wandlen wie er wollt, wie Christus kann.

Zum Andern, bewähret sichs aus der Art und Natur des Häupts. Dann eins Iglichen eingeleibet Häupts Natur ist, dass es in sein Gliedmass einfliesse, alles Leben, Sinn und Werk; wilchs auch in weltlichen Häupter beweiset wird.

Dann ein Furst des Lands einfleusset in seine Unterthanen, Alles, was er in seinem Willen und Sinn hat, und macht, dass alle sein Unterthanen ihm ein gleichen Sinn und Willen empfahen, und thun also das Werk, das er will. Wilchs Werk dann wahrhaftig heisst aus dem Fursten geflossen in sein Unterthanen; denn ohn ihn hätten sie das nit than. Nu mag kein Mensch des andern noch seiner eigen Seelen den Glauben und alle Sinn, Willen und Werk Christi einfliessen, dann allein Christus. Dann kein Papst, kein Bischof, mag so viel thun, dass der Glaub, und was ein christlich Gliedmass haben soll, in eines Menschen Herzen erstehe.

Nu muss ein Christen den Sinn, Muth und Willen haben, den Christus im Himmel hat, wie 1. Cor. 2, (16.) der Apostel sagt. Darzu geschicht es, dass ein christlich Gliedmass den Glauben hat, den doch wider Papst noch Bischof hat; wie sollt er dann desselben Häupt sein? Auch wenn er ihm selb nit mag das Leben geben der geistlichen Kirchen, wie will er's einem andern einfliessen.

Wer hat je ein Thier lebendig gesehen mit einem todten Kopf? Das Häupt mus das Leben einfliessen. Darumb ists klar, dass auf Erden kein ander Häupt ist der geistlichen Christenheit, dann allein Christus. Auch wo ein Mensch hie das Häupt wäre, so musst die Christenheit so oft fallen, so oft der Papst sturbe. Dann der Leib mag nit leben, wo das Häupt todt ist.

Weiter folget, dass Christus in dieser Kirchen mag keinen Vicarien haben; drumb ist der Papst noch Bischof nimmermehr, mag auch nit werden Christus Vicarius oder Statthalter in dieser Kirchen. Das bewähret sich also: Dann ein Statthalter, so er seinem Herren gehorsam ist, wirkt, treibt und einfleusset eben dasselb Werk in den Unterthanen, das der Herr selb einfleusset. Wie wir das sehen in weltlichem Regiment, dass ein Will und Meinung ist des Herren, Statthalter und Unterthanen. Aber der Papst mag nit Christus seines Herren Werk (das ist, Glaub, Hoffnung und Lieb, und alle Gnade mit Tugend) einfliessen oder machen in einem Christenmenschen, wenn er gleich heiliger wär, dann St. Peter.

Und ob solch Gleichniss und Bewährung den Stich nit hielten, die doch gegrund sein in der Schrift, so steht doch stark und unbeweglich St. Paulus Ephes. 4, do er der Christenheit nur ein Häupt giebt, und spricht: Lasst uns wahrhaftig werden, (das ist, nit äusserliche, sondern grundlich wahrhaftige Christen sein,) und wachsen mit allen Dingen, in dem, der das Häupt ist, Christus. Aus wilchem alle Glied und der ganz Korper zusammen gefugt, und ein Glied am andern hangt, in allen Gelenken, durch wilche eins dem andern dienet und hilft, ein iglichs nach der Maass seines eigen Werks, mehret es denselben Korper, und bessert sich selb, dass eins das ander je mehr und mehr lieb gewinnet.

Hie spricht der Apostel klar, dass die Besserung und Vormehrunge der Christenheit, wilch ein Korper ist Christi, kumme allein aus Christo, der ihr Häupt ist. Und wo mag ein ander Häupt erfunden werden auf Erden, dem solch Art zugeeignet mag werden? Sintemal dieselben Häupter das mehrermal selbs nichts haben, noch von Lieb, noch von Glauben. Darzu hat er diese Wort ihm selbs, St. Peter und Idermann gesagt. Und wo ein ander Häupt wär noth gewesen, hätt er gar untreulich dasselb vorschwiegen.

Ich weiss wohl Etlich, die zu diesem und dergleichen Spruch sagen duren, Paulus hab geschwiegen, und damit nit gleugnet, dass auch St. Peter ein Häupt sei; sonder er hab den Unvorständigen geringe Milchspeise gegeben (1. Cor. 3,1). Hie sich zu, sie wollen, dass es noth sei zur Selikeit, Peter fur ein Häupt haben; und sein so frech, dass sie duren sagen, Paulus hab die Ding geschwiegen, die zur Selikeit noth sein. Also mussen die unvornunftigen Bocke Paulum und Gottis Wort ehr lästern, ehe sie ihren Irrthum liessen uberwunden sein.

Und heissen das Milchspeis, wann man von Christo prediget, und stark Speis, wenn man von St. Peter prediget; gerad als wäre Petrus ein hoher, grosser, schwerer Ding zu vorstehen, dann Christus selbs. Das heisset die Schrift ausgelegt und D. Luthern uberwunden. So muss man den Regen entlaufen, und ins Wasser fallen. Was sollten solch Schwätzer ausrichten, so wir wider die Böhemen und Ketzer sollten disputiren? Furwahr, nichts mehr, dann dass wir damit uns alle zu Spott machten und ihr Ursach gäben, dass sie uns alle fur unsinnige, tobende Kopf hielten, und ihren Glauben durch solch der Unsern Narrheit nur fester hielten.

Fragist du aber: So die Prälaten wider Häupter noch Statthälter sein uber diese geistliche Kirchen, was sein sie dann? Da lass dir die Laien auf antworten, die do sagen: St. Peter ist ein Zwölfbot, und andere Aposteln sein auch Zwölfboten. Warumb will sich der Papst schämen ein Bote zu sein, so St. Peter nit hoher ist? Seht euch aber fur, ihr Laien, dass euch die hochgelehrten Romanisten nit als Ketzer vorbrennen, dass ihr den Papst wollt einen Boten und Briefträger machen. Aber ihr habt währlich einen guten Grund: dann Apostolus auf Griechisch, heisst ein Bot auf Deutsch; und so nennet sie das ganz Evangelium.

So sie dann alle Boten sein eines Herren Christi, wer will so närrisch sein, dass er sag, ein solch grosser Herr, in solcher grosser Sache zur ganzen Welt, hab nur einen Boten, und derselb mache darnach andere eigene Boten? So musst man St. Peter nit ein Zwölfboten, sondern ein einigen Boten nennen, und bliebe keiner ein Zwölfbot, sondern wären alle St. Peters Eilfboten. Wo ist der Brauch an Herrnhofen? Ists nit wahr, dass ein Herr viel Boten hat? Ja, wann geschicht das, dass viel Boten mit einer Botschaft an einem Ort geschickt werden, wie itzt uber eine Stadt, Pfarrherr, Bischof, Erzbischof und Papst sein, ohn was noch mehr Mitteltyrannen darzwischen regieren?

Also hat Christus alle Aposteln mit gleicher Gewalt in die ganze Welt gesendet, mit seinem Wort und Botschaft, wie St. Paulus sagt (2 Cor. 5,20): Wir sein Botschaften fur Christum. Und 1. Cor 3: Was ist Petrus? was ist Paulus? Diener, durch wilche ihr seid gläubig worden. Dies Botschaft heisst nu, weiden, regieren, Bischof sein, und dergleichen. Dass aber der Papst alle Boten Gottis ihm selbs unterwirft, ist eben als wenn eins Fursten Bote die andern alle aufhielt und sie nach seinem Willen sendete, und er selbs nirgend hinliefe, wurd das dem Fursten wohlgefallen, er wurd es wohl innen.

Mochtest du sagen: Ja, es mag aber wohl ein Bot uber den andern sein; sag ich: Einer mag besser und geschichter sein, dann der ander, gleichwie St. Paul war kegen Petro. Aber dieweil sie einerlei Botschaft bringen, kann keiner des Ampts halben uber den andern sein. So ist aber St. Peter kein Zwölfbot, sondern der Eilfboten Herr und ein sonder Bote. Was sollt einer von dem andern haben, wenn sie alle gleich einerlei Botschaft und Gewerbe von einem Herren haben?

Drumb dieweil alle Bischofe nach gottlicher Ordenung gleich sein, und an der Aposteln Statt sitzen, mag ich wohl bekennen, dass aus menschlicher Ordenung einer uber den andern ist, in der äusserlichen Kirchen. Dann hie einfleusset wohl der Papst, was er im Sinn hat, als da ist sein geistlich Gesetz und Menschenwerk, da mit äusserlich Pompen der Christenheit wird regiert; aber davon werden keine Christen, wie gesagt ist; sein auch keine Ketzer, die nit unter denselben Gesetzen und Pompen oder menschlicher Ordnung sein. Dann so manch Land, so manch Sitten.

Das wird Alls bestätigt durch den Artikel: Ich gläub in den heiligen Geist, ein heilige christliche Kirche, Gemeine der Heiligen. Niemand spricht also: Ich gläub in den heiligen Geist, ein heiliger romische Kirch, ein Gemeinschaft der Romer; auf dass es klar sei, die heilige Kirche nit an Rom gebunden, sondern so weit die Welt ist, in einem Glauben vorsammlet, geistlich, und nit leiblich. Dann was man gläubt, das ist nit leiblich noch sichtlich. Die äusserlich romische Kirche sehen wir alle; drum mag sie nit sein die rechte Kirche, die gegläubt wird, wilche ist ein Gemeine oder Sammlung der heiligen im Glauben: aber Niemand sieht, wer heilig oder gläubig sei.

Die Zeichen, dabei man äusserlich merken kann, wo dieselb Kirck in der Welt ist, sein die Tauf, Sacrament und das Evangelium, und nit Rom, diess oder der Ort. Dann wo die Tauf und Evangelium ist, da soll Niemand zweifeln, es sein Heiligen da, und solltens gleich eitel Kind in der Wiegen sein. Rom aber oder päpstlich Gewalt ist nit ein Zeichen der Christenheit; dann dieselb Gewalt macht keinen Christen, wie die Tauf und das Evangelium thut; drumb gehoret sie auch nichts zur rechten Christenheit und ist ein menschlich Ordnung.

Darumb rat ich diesem Romanisten,dass er nach ein Jahr in die Schul gahe, und lerne, was doch heisse ein Christenheit oder ein Häupt der Christenheit, ehe er die armen Ketzer mit solchen hohen, tiefen, breiten und langen Schriften vortreibt. Es thut mir aber in meinem Herzen wehe, dass wir leiden mussen von solchen tollen Heiligen, dass sie die heiligen Schrift also frech, frei und unvorschampt zureissen und lästern, sich unterstehn die Schrift zu handeln, so sie nit gnugsam sein, dass sie der Säu huten sollten.

Ich hab bisher gehalten, wo man etwas mit der Schrift soll bewähren, musste dieselb Schrift eigentlig zur Sach dienen. Aber nu lerne ich, dass es gnug sei, viel Schrift rips raps zusammen werfen, es reime sich oder nit. Wenn die Weise gilt, so will ich aus der Schrift wohl bewähren, dass Rastrum besser sei dann Malmesier.

Also ist das auch gethan, dass er schreibt im Latinischen und Deutschen, dass Christus sei ein Häupt der Turken, der Heiden, der Christen, der Ketzer, der Räuber, der Huren und Buben. Es wäre nit Wunder, dass alle Stein und Holz im Kloster den Unseligen zu tod ansehen und anschreieten, umb solcher graulicher Lästerung. Was soll ich sagen? Ist Christus nu ein Hurwirth wurden aller Hurhäuser, ein Häupt aller Morder, aller Ketzer, aller Schälk? Weh dir, du unseliger Mensch, dass du deinen Herrn also zu Lästerung fur alle Welt setzist.

Der arm Mensch will schreiben von dem Häupt der Christenheit, und vor grosser Tollheit meinet er, Häupt und Herr sei ein Ding. Christus ist wohl ein Herr aller Dinge, der Frummen und der Bosen, der Engel und der Teufel, der Jungfrauen und der Hurn; aber er ist nit ein Häupt, dann allein der frummen, gläubigen Christen, in dem Geist vorsammlet. Dann ein Häupt muss eingeleibet sein seinem Korper, wie ich aus St. Paul Eph. 4, (15. 16) bewähret hab und mussten die Gliedmass aus dem Häupt hangen, ihr Werk und Leben von ihm haben. Darumb mag Christus nit sein ein Häupt irgend einer bosen Gemein, ob dieselben ihm wohl unterworfen ist, als einem Herrn. Gleichwie sein Reich, die Christenheit, ist nit ein leiblich Gemein oder Reich; doch ist ihm Alles unterworfen, was geistlich, leiblich, höllisch und himmelisch ist.

Also haben wir, dass dieser Lasterschreiber im ersten Grund hat mich gelästert und geschmächt; in diesem andern Grund hat er Christum viel mehr dann mich gelästert. Dann ob er wohl sein heiliges Gebet und Fasten kegen mich armen Sunder grosse achtet, hat er mich dennoch nit zum Hurnwirth und Häuptbuben gemacht, wie er Christo thut.

Nu folget der dritte Grund, da muss die hohe Majestät Gottes herhalten, und der heilig Geist ein Lugner und Ketzer werden, dass nur die Romanisten wahr bleiben. Der dritte Grund ist aus der Schrift genommen, gleichwie der ander aus der Vornunft, und der erst aus der Unvornunft, dass es je ordentlich zugehe; und laut also: Das alte Testament ist gewesen ein Figur des neuen Testamentis.

Dieweil dann dasselb hat ein leiblichen ubirsten Priester gehabt; so muss je das neu auch einen solchen haben, wie wollt anders die Figur erfullet werden? so doch Christus hat gesagt (Matth. 5, 18): Nit ein Buchstaben, nit ein Tuttel soll vorgehen von dem Gesetz, es muss Alles erfollet werden. Haec ille.

Närrischer, thorichter, blinder Buch ist mir nie forkommen. Es hat vorhin auch einer dasselb wider mich geschrieben, so grob närrisch, dass ichs hab mussen vorachten. Aber weil sie noch nit witzig sein worden, muss ich mit groben Kopfen groblich reden. Ich sehe wohl, der Esel vorsteht das Saitenspiel nit, muss ihm Disteln furlegen.

Zum Ersten, ist das offentlich, dass Figur und Erfullung der Figuren haben sich kegenander wie ein leiblich und geistlich oder äusserlich und innerlich Ding, dass Alles, was man in der Figur hat, mit leiblichen Augen gesehen, dess Erfullung muss man allein mit dem Glauben sehen, oder ist nit Erfullung. Das muss ich mit Exempel bewähren. Das judisch Volk ist leiblich aus den leiblichen Land Egypten durch viel Wunderzeichen gangen, wie im Exodo steht (2 Mos. 17,37).

Diese Figur bedeut nit, dass wir auch leiblich aus Egypten gahn sollen; sondern unser Seelen durch einen rechten Glauben geht aus von den Sunden und geistlicher Gewalt des Teufels; dass gleich des judischen Volks leiblich Vorsammlung bedeut die geistlich innerliche Vorsammlunge des Christenvolks im Glauben. Also haben sie trunken Wasser von einem leiblichen Fels, und gessen leiblich Himmelbrod, mit leiblichem Mund, (1 Cor 10, 3. 4.) So trinken und essen wir mit dem Mund des Herzen von dem geistlichen Fels, den Herrn Christo, wenn wir in ihn gläuben.

Item, Mosis hieng ein Schlangen auf ein Holz, wer die ansach, ward gesund (Joh. 3, 14. 4 Mos 21,8). Das bedeut Christum am Kreuz; wer an denselben gläubt, wird selig. So fortan, das ganz alte Testament, was es hat in leiblichen, sichtlichen Dingen, bedeut im neuen Testament geistlich, innerlich Ding, die man nit sehen kann, sondern im Glauben allein besitzt.

Also vorstund St. Augustin die Figuren auch, da er sagt uber Joh. 3: Unter der Figur und ihr Erfullung ist solch Unterscheid, dass die Figur gab zeitlich Gut und Leben; aber die Erfullung giebt geistlich und ewiges Leben. Nu mag der äusserlich Pracht romischer Gewalt wider zeitlich noch ewig Leben geben; drumb ist er nit allein kein Erfullung der Figur, sondern auch geringer denn die Figur Aaron, wilche war aus gottlicher Ordnung.

Dann so das Papstthum das ewig oder zeitlich Leben gäbe, so wären alle Päpste selig und gesund. Aber wer Christum hat, und die geistliche Kirche, der ist währlich selig, und hat die Figur Erfullung; doch nur im Glauben. Dieweil denn des Papst äusserlich Pracht und Einikeit mit den Augen mag gesehen werden, und wir das alle sehen, so ists nit muglich, dass er sollt irgend einer Figur Erfullung sein. Dann Erfullung der Figuren mussten nit gesehen, sondern geglaubt werden.

Nu siehe, sein das nit feine Meistere, die den ubirsten Priester im alten Testament machen ein Figur des Papstis, der auch ja mehr in leiblicher Pracht ist, denn Jener, und soll also ein leiblich Ding leiblich Figur erfullen? Das wäre nit anders, dann dass Figur und Erfullung wären gleich ein, wie das ander. Soll nu die Figur bestahn, so muss der neu Hohpriester geistlich sein, sein Zierde und Geschmuck geistlich sein. Das haben auch die Propheten gesehen, da sie von uns gesagt haben, Ps. 132 (9): Deine Priester werden anzogen sein mit dem Glauben oder Gerechtikeit, und deine Geweiheten werden mit Freuden geziert sein.

Als sollt er sagen: Unser Priester sein Figur, sein mit Seiden und Purpur gekleidet äusserlich; aber deine Priester werden mit Gnaden inwendig gekleidet sein. Also liegt hie hernieder der elend Romanist mit seiner Figur, und umbsonst so viel Schrift zusammen wirft. Denn der Papst ist ein äusserlich Priester, und wird von ihnen noch äusserlicher Gewalt und Schmuck vorstanden, drumb mag und kann Aaron nit sein Figur gewesen sein, wir mussen einen andern haben.

Zum Andern, dass sie doch greifen, wie weit sie von der Wahrheit sein: wenn sie schon jo klug wären, dass sie der Figur hätten eine geistlich Erfullung geben, dennocht bestund es nit; sie hätten denn einen offentlichen Spruch der Schrift, der die Figur und geistlich Erfullung zusammen truge; sonst mocht ein Ider draus machen, was er wollt, als: dass die Schlangen, durch Mosen aufgehangen, Christum bedeut, lehret mich das 3. Cap. Joh. Evangelii (v. 14).

Wo das nit wäre, sollt mein Vornunft aus derselben Figur gar seltsam wild Ding erdichten. Item, das Adam ist gewesen ein Figur Christi, muss ich nit von mir selbs, sondern aus Paulo Röm. 5, (14.15) lehren. Item, dass der Fels in der Wusten bedeute Christum, sagt nit die Vornunft, sondern Paulus 1 Cor. (10,4). Also dass Niemand anders die Figur auslege, dann der heilige Geist selb, der die Figur gesetzt und Erfullung than hat, auf dass Wort und Werk, Figur und Erfullung, und beider Vorklärung, Gottes selber, nit der Menschen sein, auf dass unser Glaub auf gottliche, nit menschliche Werk und Wort gegrundet sei.

Was vorfuhret die Juden, dann dass sie die Figuren fuhren nach ihrem Kopf, ohne Schrift? Was hat viel Ketzer vorfuhret, dann die Figurn ohn Schrift ausgelegt? Wenn nu schon der Papst ein geistlich Ding wäre, so gilt es dennoch nichts, dass ich Aaron wollt seine Figur machen, es sei dann ein Spruch vorhanden, der offentlich sage: sieh da, Aaron ist ein Figur gewesen des Papsts. Wer wollt mir sonst wehren, dass ich sowohl mochte halten, der Bischof zu Prage wär figurirt durch Aaronem? Das hat St. Augustinus gesagt, dass die Figuren gelten nichts im Hader, wo nit Schrift daneben ist.

Nu gebrichts diesem armen Plauderer an beiden, hat keinen geistlichen, innerlichen Hohenpriester, darzu keinen Spruch der Schrift; fällt blind daher, aus eigenem Traum, und nimpt fur einen Grund, dass Aaron sei St. Peter Figur gewesen, da die grosste Macht an liegt zu grunden und bewähren; plappert mit vielen Worten, das Gesetz muss erfullet werden und kein Buchstab nachbleiben. Lieber Romanist, wer hat daran gezweifelt, dass das alt Gesetz und seine Figuren mussen im neuen erfullet werden? Man durft deiner Meisterschaft hierinnen nichts.

Aber hie solltest du dich lassen sehen, und beweisen deine hohe Kunst, dass dieselb Erfullung durch Petrum oder den Papst gescheh; da schweigst du wie ein Stock, da zu reden, und schwätzist, da nit noth zureden ist. Hast du dein Logica nit bass gelernt? Du probierst die Majores, die Niemand anficht, und nimmest fur gewiss die Minores, die Idermann anficht, und schleissist, was du willt.

Hor mir zu, ich will dich dein Logica bass lehren, und sage mit dir einträchtlich: Alles, was im alten Hohenpriester ist figurirt, muss im neuen erfullet werden, wie Paulus sagt 1 Corinth. 2. So ferne sein wir der Sachen gar eins. Nu sagest du weiter: St. Peter, oder der Papst, ist figurirt worden durch Aaronem. Hie sag ich nein. Was willt du nu thun? Sei fast gelehret, nimm zu Hulf alle Romanisten auf einen Haufen, und bring einen Buchstaben oder Tutel aus der Schrift darzu, so will ich sagen, du seiest ein Held. Auf was Grund hast du nu gebauet? Auf deinen eigen Traum, und ruhmest dich, du wollest mit Schriften wider mich handeln. Es wäre dir ohn Noth gewesen, so zu narren kegen mir, ich hatt dennocht wohl einen Narren ubirkommen.

Nu hore mir auch weiter zu: Ich sag, dass Aaron ist gewesen ein Figur Christi, und nit des Papst. Das sag ich nit aus meinem Kopf, wie du: ich wills beide recht grunden, dass wider du, noch alle Welt, noch alle Teufel sollen umbstossen. Zum Ersten ist Christus ein geistlicher, innerlicher Priester; dann er sitzt im Himmel, und bittet für uns als ein Priester, lehret uns innwendig im Herzen, und thut Alles, was ein Priester thun soll, zwischen Gott und uns, wie St. Paulus Röm 3, (25, c. 8,34) Ebr. per totum sagt: und also ist die Figur Aaron leiblich und äusserlich, die Erfullung aber ist geistlich und innwendig, und concordiert zusammen.

Zum Andern, dass ich dieselbe nit aus meinem Kopf zusammen trag, so hab ich den Spruch Psalm 110, (4): Gott hat geschworen, und wird ihn nimmer gereuen: du sollt sein ein Priester ewiglich, nach der Weis Melchisedech. Bring du auch einen solchen Spruch von St. Peter oder dem Papst. Dann, dieser Spruch von Christo gesagt ist, halt ich, wirst du nit leugken, so ihn St. Paulus Ebr 5 (v.2) und viel Orten mehr, und der Herr Christus selbs Matth. 22, von ihm selbs anzeigt. Also sehen wir, wie fein die Romanisten mit der Schrift handeln, machen draus, was sie nur wollen, als wäre sie ein wächsern Nasen, die man hin und her ziehen mocht.

Nu haben wir, dass Christus der ubirste Priester ist im Neuen Testament, bestätiget mit Schriften. Uber das noch klärer hält sie beide gegenander, Aaronem und Christum, Paulus Ebr 9, (6ff), und sagt also: In das erste Tabernakel gingen die Priester alle Tag, zu vollnbringen die Opfer; aber in das ander ging der Hohpriester des Jahres nur einmal, nit ohn Blut, das er fur seine und des Volks Sund opferte. Damit der heilig Geiste bedeute, dass nach nit offenbar wäre der Weg zum rechten heiligen Tabernakel, dieweil dasselb Tabernakel währet; wilchs war ein Bild oder Figur, die zu der Zeit noth war.

Aber Christus der ist kommen ein Hoherpriester in zukunftigen geistlichen Gutern, und ist in ein grossers und viel weiters Tabernakel, das nit mit der Hand gemacht ist, das ist, nit des zeitlichen Gebäues; auch nit mit Bocks- oder Ochsenblut, sondern mit seinem eigen Blut nur einmal eingangen, hat damit erfunden ein ewige Erlosung.

Was sagest du hierzu, du hochgelahrter Romanist? Paulus spricht, Christus sei durch den Hohenpriester bedeut; du sagsts, St. Peter. Paulus spricht, dass Christus sei nit in ein zeitlich Gebäu gangen. Du sagst, er sei in zeitlichen Gebäu zu Rom. Paulus spricht, er sei einmal eingangen, und hat ewiglich Erlosung erfunden; macht die Figur ganz geistlich und himmlisch, die du irdenisch und leiblich machst. Was willt du nu thun? Ich will dir einen Rath geben: nimm die Faust, schlag ihn ins Maul, und sag, er hab gelogen, er sei ein Ketzer, ein Vorgifter, wie du mir thuest; so wirst du deinem Vater Zedechia ähnlich sein, der Micheam auch ins Maul schlug. Siehest du schier, du elender Gottislästerer, wo dich deine tollen Sinn und deine Rathgeber hingefuhret haben.

Wo sein sie nu, die grossen Hansen, die mein Sermon von beider Gestalt aufhuben; es ist ihn recht geschehen. Sie wollten das Evangelium nit horen noch leiden; so sollen sie nu des bosen Geistes Lugen und Lästerung dafur horen, wie Christus zu den Juden sagt, Joh. 5, (43): Ich bin kommen in meines Vaters Namen, und habt mich nit aufgenommen; ein Ander wird kommen in seinem namen, den werdet ihr aufnehmen.

Mochst aber sagen: Es wäre neben Christo auch St. Petrus figurirt durch Aaron. Sag ich, willt du es nit lassen, magst sagen, es sei der Turk durch Aaronem figurirt, wer kann dies wehren? weil du so gerne unnutz plauderst. Aber du hast dich vorsprochen, mit Schriften zu fechten, das thu, und lass dein Traum daheimen. Darzu, wo man umb den Glauben streitet, muss man nit mit wankenden Schriften streiten, sondern die do gewisslich, einfältiglich, klärlich zur Sach dienen; sonst sollt uns der bos Geist hin und her werfen, dass wir nit wüssten, wo wir zuletzt blieben; wie vielen geschehn ist in den Wortlin, Petrus und Petra, Matt. 16. (V. 18).

Es wäre etwas weniger Lugen und Lästerung, wo du gesagt hättest, Aaron wäre Christus Figur gewesen, daneben auch Petri. Aber nun schreiest du mit vollem Maul, und sagist: Aaron sei nit Christi, sondern Petri Figur gewesen; mit frechen Worten St. Paul ins Angesicht schlägst. Und dass je nit nachbleib etwas der vollkommen Unsinnikeit, sprichst du: Moses sei ein Figur Christi gewest; und dasselb nit allein ohn alle Schrift, Ursach und Anzeigung, gerad als wärest du mehr denn Gott, dass Alles, was du speiest, fur Evangelium gehalten sollt werden; sondern auch wider alle Schrift, die Mosen macht ein Figur des Gesetzes, wie St. Paulus thut 2. Cor 3, (7.).

Davon itzt nit noth ist weiter zu reden, du schlugist ihn vielleicht noch einmal ins Maul, als frech und frevel du bist. Solch Gift hast du von dem Emser gesogen, in seinem ketzrischen und Lästerbuchlin, dem ich, ob Gott will, wenn Junker Eck mit seiner Jugend kompt, vordienet Antwort geben will. Ihr werdets mir nit so hinaus fuhren, lieben Romanisten. Kann ichs mit Gewalt nit erwehren, sollt ihr mir doch je kein Schrift fur euch bringen. Ich kann noch wohl, Gott Lob! ubirs Gras laufen.

Nun mein ich, es sei klar, dass der dritt Grund dieses Romanisten sei ketzerisch und lästerlich, als der Gott dem heiligen Geist offentlich widerspricht, ihn lügen heisst, Paulum ganz vornichtet. Dann sintemal Christus ist durch Aaron bedeut, so mag nit St. Peter dadurch bedeut sein. Dann was die Schrift Christo zueigent, das muss man keinem Andern zueigen, auf dass beständig bleib die Schrift in einem gewissen, einfältigen, unzurtheiligen Vorstand, darauf sich unser Glaub ohn alles Wanken muge bauen.

Das lass ich geschehen, dass Petrus sei der zwölf Edelgestein einer, (2. Mos. 28,5) die Aaron auf der Brust trug; damit bedeut sein mag, dass die zwölf Apostel, in Christo gewisslich erwählet, und von Ewikeit erkennet, das höhst und liebst Stuck der Christenheit sein: aber ich lass ihn in keinen Weg Aaron werden. Item, ich lass zu, dass St. Peter sei der zwölf Löwen einer, die Salomon an seinem kuniglichen Stuhl hatt, (1. Kön. 10,19.20) aber Christus allein muss mir der einige Kunig Salomon bleiben.

Ich lass die zwölf Aposteln sein die zwölf Brunnen in der Wusten Elim, (2. Mos. 16,1.) so doch, dass mir die lichte Wolken und die feurige Säule nichts anders dann Christus selbst sei. Als wenig nu Gewalt unter den Zwölfen einis uber das ander hat; so wenig Gewalt hat St. Peter ubir die andern Apostel, und der Papst ubir andere Bischoff und Pfarrer, aus gottlicher Ordnung.

Noch eins, ihr lieben Romanisten, und damit ein End. Ich bitt umb ein gnädigs richtiges Antwort: Ist Aaron gewesen ein Figur des Papsts, in leiblicher Ubirkeit, Kleidung und Statt: warumb ist er nit auch ein Figur gewesen in allen andern leiblichen Dingen; gilt Ein leiblich Ding, warumb gelten nit alle andere?

Es steht geschrieben, dass der ubirst Priester sollt nit eine Witwe oder eine vorwaiste, sondern allein ein Jungfrau zur Ehe nehmen, (3. Mos. 21, 14) warumb giebt man dann dem Papst nit auch ein Jungfrau zur Ehe, auf dass die Figur erfullet werde?

Ja, warumb vorbeut der Papst der ganzen Priesterschaft den ehelichen Stand, nit allein wider die Figur, sondern auch wider Gott, wider Recht, wider Vornunft und Natur, dess er keinen Fug, Gewalt noch Recht hat, das die Kirch noch nie geboten, noch gebieten mag, und macht aus eigenem Muthwillen, ohn Noth und Ursach, die Christenheit voll Hurn, Sunder und elend Gewissen, wie St. Paul von ihm sagt, 1. Timoth. 4, (1.2.3): Es werden in den letzten Zeiten kommen, die von dem Glauben treten und anhangen den Lehren der Teufel, in Heuchlerei mit falschen erdichten Worten, und Gewissen haben mit Malzeiten vorzeichnet, die werden vorbieten den ehelichen Stand, und gebieten nit zu essen, was Gott geschaffen hat etc.

Hat nit hie St. Paul troffen die geistlichen romischen Gesetz, da der Priesterschaft vorboten ist der ehelichen Stand, und geboten allen Christen, nit Butter, nit Eier, nit Milch, nit Fleisch essen auf benannte Tage? so doch frei Willkohre gelassen ist von Gott selber allen Christenständen, essen, ehelich werden, wie sie wollen. Wo bist du nu Romanist von der Observanz, der du so fast plärrest, es muss nit ein Buchstab der Figur nachbleiben, es muss Alles erfullet werden? Ja, wo ist der Papst, St. Peters Nachfolger, welcher ein Weib hat, auch St. Pauel und alle Apostel?

Weiter, der alt Hohepriester musst sein Haar nit lassen abscheren (3. Mos. 21,5). Warumb lässt ihm der Papst denn ein Platten machen, und alle andern Priestern? Wo wird hie die Figur erfullet bis auf einen Buchstaben? Item, der alte Hohepriester musste kein Theil des Lands Israel haben, sondern lebt allein von dem Opfer des Volks von Israel. Warumb tobet denn der romisch Stuhl itzt nach der ganzen Welt, und hat nit allein Land, Stadt, ja Furstenthum und Kunigreich gestohlen und geraubet, sondern vormisset sich auch, alle Kunige und Fursten zu machen, setzen, absetzen und wandeln, wie er will, als wäre er der Endchrist? Wo wird hie die Figur erfullet?

Item, der alte Hohepriester ward von den Kunigen regiert, als ein Unterthaner; warumb lässit denn der Papst ihm seine Fusse kussen, und will Kunig aller Kunige sein, das Christus selbs nit thät? Wo erfullet sich hie die Figur? Item, der Hohepriester war beschnitten. Und dass ichs ein End mach, wenn das heisst die Figur erfullen, dass leiblich zugehe im neuen Testament, wie im alten; warumb werden wir nit wiederumb Juden, und halten das ganze Gesetz Mosi? Mussen wirs in einem Stuck halten, warumb nit in allen? so nit in allen, warumb in einem?

Und so man je will das neue Testament erheben in zeitlicher Pracht, mehr und hoher dann das alte, wäre es denn nit der Vornunft gleich, dass im neuen Testament mehr dann ein Hoherpriester wäre, damit es ehrlicher und prachtlicher wäre, denn das alte, das nit mehr dann einen hält? Sollt die Vornunft hie richten, und ihr selb folgen, was meinst du, dass sie thun wurd? Item, es sein zur Zeit des alten Hohenpriesters viel heilige Menschen gewesen, die nit unter ihm waren, als Job mit den Seinen; denn er ist je nit allein gewesen.

Item, der Kunig zu Babylonien, die Kunigin von Saba, die Wittwe von Sarepta, der Furst Naaman aus Syrien, und viel ander kegen dem Aufgang der Sonnen, mit den Ihren, die alle gelobt sein in der Schrift. Warumb hält hie nit die Figur in allen Buchstaben? Und will der Papst keinen lassen Christen sein, er sei ihm dann unterworfen, und käuf ihm Blei und Wachs abe, wie theur sein Romanisten wollen? Oder haben die Romanisten Gewalt, Figur zu deuten, wie und wie viel sie wollen, ohn alle Schrift?

Siehest du noch nit, lieber Romanist, wie gar blind Neid und Hass dich und deines Gleichen gemacht hat? Wäre dirs nit fein angestanden, du hättist in deinem Kloster blieben, deine Vigilien betet, bis man dich zur Sachen berufet oder getrieben hätte? Du weissest nit, was Figur ist oder heisset, und ruhmest dich der ganzen heiligen Schrift ein offentlichen Meister. Ja freilich einen Meister, sie zu vorderben, Gott zu lästern, und alle Wahrheit zu schmahen. Kumm nach einmal wieder, lieber Romanist, so will ich dich mit Maien bestecken, und denen, die dich gesandt haben, zum neuen Jahr schenken.

Ich will auch einis aussen der Schrift sagen. In allen Ständen, die Gott vorordent hat, sein allzeit etlich, die do heilig und selig werden, und ist kein Stand ohn lebendigen Heiligen auf Erden, wie Christus lautet Luc. 17: Werden zwei in einem Bett sein; eins wird angenommen, das ander vorlassen etc. Wenn nu der Papststand aus Gott wäre, so wäre es nit muglich, dass ein Papst vordampt wurde, dieweil nur ein Person allzeit in demselben Stand ist, und wurd also seiner Selikeit gewiss, wer do Papst wurd; das doch wider alle Schrift ist.

Nu lasset uns sehen, wie die frummen Leut die heiligen Wort Christi in dieser Sach handlen. Christus sagt zu St. Peter Matth. 16 (18.19): Du bist oder heissest Petrus; und auf den Petram (das ist, auf den Fels,) will ich bauen meine Kirchen. Und dir will ich die Schlussel des Himmelreichs geben, was du wirst binden auf Erden, soll gebunden sein im Himmel; und was du wirst auflosen auf Erden, soll los sein im Himmel.

Aus diesen Worten haben sie die Schlussel allein St. Petro zugeeigent; aber derselb St. Matthäus am 18, (18) hat diesen irrigen Vorstand vorleget, da Christus zu Allen in gemein sagt: Fürwahr sag ich euch, was ihr werdet binden auf Erden, soll gebunden sein im Himmel; und was ihr werdet auflosen auf Erden, soll los sein im Himmel. Hie ists klar, dass Christus sich selb auslegt, und in diesem 18. Cap. das vorige 16. Cap. vorkläret, dass St. Petro an Statt der ganzen Gemein, und nit fur sein Person, die Schlussen geben sein.

Also auch Johan. ult. er hat ihn eingeblasen und gesagt: nehmet hin den heiligen Geist; welchen ihr werdet die Sunde vorlassen, den sein sie vorlassen; wilchen aber ihr sie behaltet, den sein sie behalten. In diesen zween Spruchen gegen dem einigen, haben viel sich bemuhet, damit St. Petrus einige Gewalt zu erhalten; aber es ist das Evangelium zu klar am Tag, habens bisher mussen lassen bleiben, dass St. Peter im ersten Spruch (Matth. 16) nichts besonders fur sein Person geben sei.

Und also habens vorstanden viel der alten heiligen Väter. Auch weisen es aus die Wort Christi, ehe er die Schlussel St. Peter gab; do fragt er nit allein Petrum, sondern allesampt, und sprach: Was haltet ihr von mir? Do antwort Petrus fur sie Alle und sprach: Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottis. (Matth. 16,15.16)

Darumb muss man die Wort Christi (Matth. 16) vorstehen nach den Worten am 18. und Joh. ult. und einen Spruch nit kegen zween stärken, sondern einen durch zween recht vorklären. Es ist ein stärker Bewährung, wo zween, dann wo nur einer ist, und einer billig zweien, und nit zween einem folgen oder weichen. Drumb so liegt es hie am Tag, dass alle Apostel Petro gleich sein in aller Gewalt. Das beweiset auch das Werk neben den Worten. Dann Petrus hat nie keinen Apostel erwählet, gemacht, bestätiget, gesendet, geregieret: das doch hätt musst sein, so er von gottlicher Ordnung ihr Oberer wär gewesen, oder wären allesamet Ketzer gewesen.

Ubir das mochten alle Apostel sämptlich nit machen St. Matthiam und St. Paul zu Aposteln, sondern mussten vom Himmel gemacht werden, wie Apg. 1, (24.26) und 13 (2.) steht, wie mocht dann St. Peter allein ubir alle ein Herr sein? Und diess Nusslin hat noch niemand aufgebissen, werden auch mir so gnädig sein, ohn ihrn Willen, und dasselb noch ein Weil wohl ganz lassen.

Und wie dieser Romanist ruhmt, dass der romisch Stuhl blieben ist, ob er wohl an seiner Gewalt ist oft angefochten, ruhme ich wiederumb, dass der romisch Stuhl auch vielmahl und noch bisher strebt und tobet nach solcher Gewalt; er hat sie aber noch nie ubirkommen, und wird sie, ob Gott will, nimmermehr ubirkommen. Und ist ein rechter Fastnachtsruhm, dass sich einer ruhmen dar, es sei ihm blieben beständiglich, das er noch nie gehabt hat. Warumb ruhmet sich der liebe Romanist nit auch, das ihm die Stadt zu Leipzik noch nie genommen ist, doran er doch nit ein Haus hat? Es wäre je ein gleicher Ruhm. So plaudert man ein hin; was nur ins Maul fället, das muss eraus.

Drumb sag ich, die romische Tyrannen haben wohl wider das Evangelium gestritten, aus der gemeinen Gewalt ein eigene zu machen; aber Christus Wort ist blieben, da er sagt (Matth. 16,15): Die Gewalt der Höllen sollen nichts dawider vormugen. Wäre es nu aus gottlicher Ordnung gewesen, so hätte es Gott nit lassen, es wäre einmal erfullet werden. Aber romischer Gewalt ist noch nie ein Buchstab erfullet, ubir die ganz Christenheit.

Es hilft auch nit, dass man sagt, es sei nit der Romer, sondern der Ketzer Schuld, dass nit erfullet werd. Ketzer hin, Ketzer her; was gottlich Ordnung und Zusagen ist, vormugen die Pforten der Höll nit wehren noch hindern, schweig dann die Ketzer; er ist wohl so stark, dass er es erfullen kann und will, ohn aller Ketzer Dank. Dieweil er es dann nie gethan hat, und lässet es noch unerfullet, unangesehen so grossen Ernst, Fleiss, Muhe und Arbeit, List und Schalkeit darzu, die die Romer dabei than haben, ists, hoff ich, gnugsam beschlossen, was des Papsts Gewalt ist vur andern Bischoffen und Pfarrern; ist menschlich und nit gottlich Ordnung. Christus Reich ist durch die ganz Welt allzeit gewesen, wie im andern Psalm (v 8) und 19: (v. 5.6.7.) steht: es ist aber nie kein Stund ganz unter dem Papst gewesen: trotz, der anders sage.

Wiewohl diess alls grundlich wahr ist, wollen wir doch weiter auch ihre unnutz Fabeln zunicht machen, und sag also: Wenn schon das nit gulte, dass die zween Spruch Matthäi und Johannis, welche die Schlussel gemein machen, sollten vorklären den einen Spruch Matthäi, der do lautet, als Petro die Schlussen allein gegeben sein; so wird die Sach doch nit weiter kommen, dann dass es Zweifel ist, ob der eine Spruch den zweien, oder die zween dem einigen folgen sollen; und trozte ich mit zweien Spruchen so stark, als sie mit einem.

Und in dem Zweifel sein wir aber sicher, und stehet an uns, dass wir den Papst mugen fur ein Häupt haben oder nit. Dann wo etwas im Zweifel hangt, da ist niemand kein Ketzer, er halte diess oder das, wie sie alle selb sagen. Und so liegt abermal ernieder ihren Grund, und mugen nit aufbringen, denn einen solchen ungewissen Zweifel. Darumb mussen sie entweder diese Spruche stätigen, dieweil sie im Zweifel weben; oder mussen andere Spruch fuhren, die uns offentlich weisen, dass die zweene dem einigen sollen folgen; das sollen sie mir lassen, und biet ihn Trotz darzu.

Ich will aber Spruch fuhren, damit ich beweise, dass der eine Spruch soll folgen den zween. Dann also spricht das Gesetz, und Christus zeucht es an Matth. 18, (16. Aus den 17. Cap. des 5 Buchs Mosis): Ein igliche Sache soll bestehn durch den Mund zweer oder dreier Gezeugen, und niemand soll sterben von eins Gezeugen wegen allein. Dieweil dann ich zween Zeugen hab wider einen, so muss mein Sach vorgahn, und der ein Spruch zweien folgen, dass Petrus nit als Petrus, sondern anstatt der Gemein die Schlussel empfangen habe, wie Matthæ 18 und Joh. 20 sagt klärlich, und nit allein Petrus, wie Matthæ 16 scheinet sagen.

Ueber das wundert mich fast solch hohe Vormessenheit, dass sie aus der Schlussel Gewalt wollen ein regierende Gewalt machen, das sich doch fuget zusammen, wie Winter und Summer. Dann regierende Gewalt ist weit mehr dann Schlusselgewalt. Schlussel gewalt reicht nur aufs Sacrament der Buss, die Sund zu binden und losen, wie der klare Text steht Matth 18 und Joh ult, aber regierende Gewalt steht auch uber die, die frumm sein, und nit haben, das man bind oder auflose, und hat unter sich predigen, vormahnen, trosten, Messhalten, Sacrament geben und dergleichen.

Drumb fuget sich der dreier Spruch keiner zur Gewalt des Papsts ubir die ganz Christenheit, man wollt dann nur einen Beichtvater, oder Pönitentarien, oder Bannmeister draus machen, dass er allein uber die Bosen und Sundere regiere; das sie doch nit wollen. Auch wo diess Wort sollen päpstlichen Gewalt bestätigen uber alle Christen, wollt ich gerne wissen, wenn der Papst sundiget, wer ihn absolviren muge? so diese Wort, wie sie sagen, dem Papst Idermann unterwerfen. Er muss freilich in Sunden bleiben; und taug auch nit, dass er seine Gwalt einem Andern gebe uber sich, er wurd anders ein Ketzer, als ein Handler wider gottlich Ordnung.

Es haben wohl etlich erdichtet, dass Person und Ampt am Papst zweierlei Ding sein, als mug die Person sich untergeben, und nit das Ampt. Es gleisset das; es hält aber wie die gleissende Waar pfleget. Dann sie haben in ihren Gesetzen selbs so mit grossem Geschrei und Pracht vorboten, dass kein unterer Bischof mug einen Papst bestätigen, darinnen doch nit das Ampt, sondern die Person ins Ampt gesetzt wird.

So dann hie die Person niemand unterthan ist, ist sie gewisslich in dem Absolviren auch nit unterthan; aber sie haben in allen ihren Händel, Sachen, Glossen, Vorstand, ein Schwindelgeist, dass sie itzt sonst, itzt so sagen; und dieweil sie die Gottis Worte zwingen, vorlieren sie den rechten Vorstand, dass sie nit wissen, wo sie bleiben, und gahn also selbst irr, wollen doch die ganz Welt regieren.

Drumb halt ein iglich Christenmensch, dass in diesen Spruchen wider St. Peter noch den Aposteln Gewalt geben ist zu regieren, oder oben zu schweben. Was ist dann drinnen geben? Das will ich dir sagen. Die Wort Christi sein eitel gnädige Zusagunge, der ganzen Gemein aller Christenheit gethan, wie gesagt ist, dass die armen sundige Gewissen einen Trost haben sollen, wo sie durch einen Menschen werden aufgelost oder absolvirt; und reichen also die Wort nur auf die sundige, blode, betrubte Gewissen, wilch dadurch sollen gestärkt werden, so sie anders gläuben. So nu die trostlich Wort Christi, allen armen Gewissen der ganzen Gemein zu gute gesetzt, werden gezogen auf päpstliche Gewalt zu stärken und grunden, will ich dir sagen, wie michs gemahnet.

Es gemahnet mich eben als wenn ein reicher, milder Furst seine reichen Schätze aufthät, und Freiheit gäbe den armen Durftigen, zu holen was sie durften. Und käme daher einer unter denselben Durftigen ein Schalkhaftiger, nahm sich der Freiheit allein an, liess niemand zu, man geb sich dann ihm gefangen nach allen seinem Willen, fur zu und deutet die Wort des Fursten dahin, es wäre ihm allein die Freiheit geben. Kannst du merken, was der mild Furst denken wurd auf den Schalk?

Kannst du es nit denken, so hore wie St. Matthäus (c. 24, 48-51) sagt, von demselben Knecht: Wo der schalkhaftige Knecht wird sagen in seinem Herzen: Ha, mein Herr bleibt lang aussen; hebt an und schlägt seine Mitdiener, isst und trinket mit den Prassern, so wird kommen der Herr desselben Knechts, an den Tage, da er nit meinet, und zu der Stund, die er nit weiss, wird ihn zutheilen und seinen Lohn geben unter den Gleissnern; da wird sein Heulen und Zähneklappern.

Nu sieh, wie dieser Knecht seines Herrn Meinung deutet, also deuten die Romanisten auch die Gottis Wort; und dennocht nit ehr, dann wo sie aufs allerbest deuten. Dann wo sie gar toll sein, thun sie gleich, als wenn derselb Knecht nit allein seins Herren Mildikeit in seinen Nutz verkauft; sondern als wenn er die Guter wandelt, und fur Korn, Spreu und Triestern; fur Gold, Koppfer; fur Silber, Blei; fur Wein, Gift gebe.

Also ists dennoch ein Gnad, dass sie die Schlussel dem Papst also eigen, dass wir sie doch mit Geld, und Alles was wir haben, erkäufen mugen. Aber wenn sie ihre Gesetz, Gewalt, Bann, Ablass und dergleich anstatt des Evangelii predigen, da regiert alle Ungluck. Das heisset der Herr die Mitdiener von dem bosen Knecht geschlagen werden, der sie mehr speisen sollt.

Dass nu ein Iglicher einen rechten Unterscheid des rechten und falschen Vorstands hab in diesen Worten Christi, so gib ich ein grob Gleichniss. Der Hohepriester im alten Testament hätt aus gottlicher Ordnung ein sonderlich Kleid, das er zu seinem Ampt brauchen sollt. Da sich Kunig Herodes erhub uber das Volk von Israel, nahm er zu sich dasselb Kleid; und wiewohl er sein nit braucht, nahm er doch ihm selb Gewalt uber desselben Kleids Brauch, und mussten ihm das abkäufen, dazu sie von Gott Recht hätten.

Also itzt auch; die Schlussel sein der ganzen Gemein geben, wie droben beweiset ist. Nu fahren die Romanisten daher, und wiewohl sie ihr nimmer selb brauchen, noch ihr Ampt uben, nehmen sie doch ihn selb einen Gewalt uber denselben Brauch der Schlussel, und man muss ihn mit Geld abkaufen, das unser eigen ist, von Christo geben: lassen ihn dran nit genugen; sondern die Wort, die Christus von den Schlusseln sagt, deuten sie nit auf die Schlussel, noch Schlussel Brauch, sondern auf ihre angenommen Macht und Gewalt ubir die Schlussel. Dass also die Gewalt der Schlussel, von Christo frei geben, nu gefangen ist in die Gewalt der Romanisten, und soll beide Gewalt mit einerlei Wort Christi vorstanden werden: gerad als wenn Herodes hätt gesagt, dass Moses hätt von seiner Gewalt geredt, da er von dem Kleid des Hohenpriester redt.

Also mocht auch ein Tyrann etwa ein Testament zu sich reissen, und die Wort, damit dem Erben das Gut bescheiden ist, dahin ziehen, dass ihm die Gewalt wäre geben ubir dasselb Testament, ob er es dem Erben wölle folgen lassen umbsonst, oder verkaufen. Eben so ist es auch mit der Schlussel Gewalt, und des Papsts Ubirkeit, durch einerlei Wort vorstanden; so die zwei Ding nit allein unterschiedlich sein, sondern auch die Ubirkeit mehr ist, dann der Schlussel Gewalt, noch muss es eins Dings sein.

Dass sie aber sagen, die leiblichen Ubirkeit des Papsts sei in denen Worten gesetzt, da Christus sagt: Auf den Fels will ich bauen meine Kirche, (Matth 16,18) vorstehn durch den Fels St. Peter und sein Ubirkeit; hab ich vielmal vorlegt, und itzt kurzlich sage: Zum Ersten, dass sie es mussen bewähren, dass der Fels heisse ein Ubirkeit. Das thun sie nit, und kunntens auch nit thun; noch schätzen sie daher aus eigenem Kopf, und soll Alles gottlich Ordnung heissen, was sie geifern.

Zum Andern, der Fels noch St. Peter, noch sein Ubirkeit mag heissen, umb des Wortis Christi willen, das do folget, und spricht: Und die Pforten der Hölle sollen nit wider sie etwas vormugen. Nu ists am klaren Tag, dass niemand dadurch erbauet wird in der Kirchen, noch den Pforten der Höllen widersteht, dass er in der äusserlichen Ubirkeit des Papsts ist.

Dann das mehrer Theil der, die do hart halten auf des Papsts Ubirkeit, und drauf sich bauen, sein besessen mit aller Gewalt der Hölle, voller Sund und Bosheit, darzu etlich Päpst selbst Ketzere gewest, ketzerich Gesetz geben, sein doch in der Ubirkeit blieben. Drumb muss der Fels nit heissen Ubirkeit, wilch nit mag wider die Pforten der Hölle bestehen; sondern allein Christum und den Glauben, wider wilche keine Gewalt etwas vormag.

Dass aber die Ubirkeit bleibt, ob wohl Etlich dawider fechten, das heisst nit wider die höllischen Pforten bestanden. Dann so ist auch blieben der Grichsche Kirche, und alle andere Christen in der Welt; bleiben auch noch die Moscowiten und Böhmen, ja auch das Kunigreich von Persenland, mehr dann zwei tausend Jahr, und der Turk nu schier tausend Jahr, ob wohl dawider gefochten ist mannichfältiglich.

Und dass ich dir mehr sage, dess du dich als ein hochvorständiger Romanist billig sollt vorwundern: Die Welt in ihrer Bosheit ist von Anbeginn bestanden, und besteht bis an den jungsten Tag, und ewiglich, ob wohl Gott selb mit allen heiligen engeln und Menschen ohn Unterlass wider sie prediget, schreibt und wirkt. Dunkt dichs, lieber Romanist, so beut Gott und allen Engeln Trotz, dass die Welt sei bestanden wider alle ihre Wort und Werk.

Solltest du elender, blinder Romanist nit vorhin lernen, ehe du etwas schriebest, was doch hiesse wider die Pforten der Hölle bestahn? Ist ein iglich Bestahen so viel, als wider die höllischen Pforten bestahen, so besteht des Teufels Reich mit grosserm Haufen, dann Gottis Reich. Das heisst aber bestahn wider die höllischen Pforten, nit in äusserlicher Gemein, Gewalt, Ubirkeit oder Sammlung leiblich bleiben, als du plauderst von der romischen Gemein und Einikeit, sondern in einem festen, rechten Glauben auf Christo, dem Fels, erbauet, dass denselben nit muge unterdrucken irgend ein Gewalt des Teufels, ob sie wohl einen grossern Haufen hat, und unzählige Streit, List, Gewalt, dawider braucht.

Nun ist der mehrer Theil der romischen Gemein, und etlich Päpst selbst, muthwillig ohn Streit vom Glauben getreten, und leben in Gewalt des Teufels; wie das am Tag ist, und also das Papstthumb oft der höllischen Pforten unterworfen gewest. Und sollt ich recht eraus sagen, so ist dieselb romische Ubirkeit, seint der Zeit sie sich vormessen hat, uber alle Christenheit zu schweben, nit allein nie darzu kommen, sondern auch ein Ursach worden fast aller abtrunnigen Ketzerei, Zwietracht, Secten, Missglauben und alles Jammers, das in der Christenheit ist, und noch nie los worden von der Pforten der Hölle.

Und wenn kein andrer Spruch wäre, der do bewähret, dass romische Ubirkeit aus menschlicher und nit gottlicher Ordnung sei, so wäre eben dieser Spruch allein genug, da Christus sagt: die Pforten der Hölle sollten nit vormugen wider sein Gebäu auf den Fels. Nu haben die Pforten der Höllen das Papstthumn oft innen gehabt, der Papst nit frumm gewesen, und dasselb Ampt das mehrermal ohn Glauben, ohn Gnad, ohn gut Werk gestanden; wilchs Gott nimmermehr liess geschehen, wenn in Christus Worten dasselb Papstthumb vorstanden wäre durch den Fels. Dann so wäre er nit wahrhaftig in seiner Zusag, und erfullet nit sein eigene Wort; drumb muss der Fels und das Gebäu Christi drauf gegrundet, viel ein anders sein, dann das Papstthum und sein äusserliche Kirche.

Demnach sag ich mehr, es ist oft der romisch Bischof von andern Bischoffen abgesetzt und eingesetzt. Wann dann sein Ubirkeit aus Gottis Ordnung und Zusagen bestund, so hatt Gott dasselb nit zugelassen; dann es wäre wider sein Wort und Vorsprechen. Und wo Gott in einem Wort wurd erfunden unbeständig, do ginge unter Glaub, Wahrheit, Schrift und Gott selbs. So dann Gottis Wort beständig sein, mussen sie mir beweisen, dass der Papst noch nie einmal sei gewesen unter dem Teufel noch Menschen.

Hie mocht ich gerne horen, was meine lieben Romanisten dawider sagen mugen. Ich hoff, sie sein mit ihrem eigen Schwerdt geschlagen, wie Goliath (1 Sam 17,51). Dann ich kann beweisen, dass Papstthum nit allein unter dem Teufel, sondern auch unter Bischoffen, ja auch unter weltlicher Gewalt gewesen ist unter den Kaisern. Wo ist hie der Fels bestanden wider die Pforten der Höllen? Ich lass ihn die frei Wahle, das Papstthum liegt in diesen Worten darnieder, oder Gott ist ein Lugener. Lass sehen, wilchs sie erwählen.

Auch ists nit gnug, dass du wolltest dich ausdrehen mit Worten und sagen: ob das Papstthum wohl unter dem Teufel etwan ist, so sein doch unter ihm frumm Christen allzeit blieben. Sag ich: dass auch unter dem Turken Christen bleiben, dazu in aller Welt: wie vorzeiten unter Nerone und andere Tyrannen. Was hilft das? Das Papstthum und der Papst selbst mussen nimmermehr unter dem Teufel sein, soll Christus Wort von ihn gesagt sein, dass es ein Fels sei wider die Pforten der Höllen. Sich, so fuhren unser Romanisten die Schrift nach ihren tollen Larven. Was Glauben heisst, muss ihn Ubirkeit heissen; was geistlich bauen heisst, muss ihn äusserlich prangen heissen; wollen dennocht nit Ketzer sein, alle Ander Ketzer machen. Es sein Romanisten.

Noch einen Spruch fuhren sie auf ihren Theil, da der Herr zu Petro dreimal sagt: weide mir meine Schafe (Joh 21, 15.16.17). Hie sein sie allererst trefliche Meister, und sprechen: Dieweil Christus zu Petro sonderlich sagt: Weide mir meine Schafe, hab er ihm die Ubirkeit fur allen geben. Hie wollen wir sehen, was sie fur Noth, Muhe und Erbeit haben, dass sie dasselb erhalten.

Zum Ersten mussen wir wissen, was sie durch weiden vorstehen. Weiden auf Romisch heisset, die Christenheit mit vielen menschlichen, schädlichen Gesetzen beschweren, die Bischofmäntel aufs theurist vorkäufen, Annaten von allen Lehnen reissen, alle Stiftung zu sich ziehen, alle Bischoff mit greulichen Eiden zu Knechten machen, Ablass vorkäufen, mit Briefen, Bullen, Blei, Wachs die ganzen Welt schätzen, vorbieten das Evangelium zu predigen, alle Welt mit Bullen von Rom besetzen, alle Hader zu sich bringen, Zänk und Hader mehren; kurzumb, niemand lassen zur Wahrheit frei kummen, und Fried haben.

Sprechen sie aber, sie vorstehn durch weiden nit solche Missbrauch der Uberkeit, sondern die Ubirkeit an ihr selbst; das ist nit wahr. Das bewähre ich also: Dann wo man wider solch Missbrauch nur mucket ein wenig, mit aller Erbietung der Gewalt, so toben sie und dräuen mit Blixen und Donner; schreien, es sei Ketzerei, und wider die Ubirkeit geredt, man wolle den unzurtheiligen Rock Christi zurreissen; wollen Ketzer, Aufruhrische, Abtrunniger und alle Welt vorbrennen. Daraus klar wird, dass sie weiden nit anders halten, dann solch Wolferei und Schinderei. Doch wollen dieweil denken, als hiess weiden nit solche Wolferei, und sehen was es sei.

Ein scharfe, hohe, subtile Rede haben sie (als sie dunkt), wenn sie sagen, dass Person und Ampt nit ein Ding sein, und das Ampt dennoch bleibt und gut ist, ob schon die Person bos ist. Aus dem sie schliessen, und muss auch folgen, dass das Wortlein Christi, weide mir mein Schaf, heisset ein Ampt und äusserliche Gewalt, wilche wohl ein boser Mensch mag haben, und das Ampt niemand heilig macht. Wohlan, das sei uns willkommen, und wollen fragen die Romanisten: Wer Christus Wort hält und erfullet, der ist gewisslich gehorsam und frumm, wird auch selig; denn seine Wort sein Geist und Leben (Joh 6, 68).

So dann weiden heisset obenan sitzen, und ein Ampt haben, ob er schon ein Bube ist: so folget, dass, wer obenan sitzt, und Papst ist, der weidet. Wer do weidet, der ist Christo gehorsam. Wer gehorsam ist in einem Stuck, ist in allen Stucken gehorsam und ist heilig. So muss wahr sein, dass, wer Papst ist, und sitzt obenan, der ist Christo gehorsam und heilig, er sei ein Bube, Schalk, oder wie er will. Dank habt ihr lieben Romanisten! Nu merk ich allererst, warumb der Papst Sanctissimus heisset. So soll man Christus Wort auslegen, dass man Buben und Schälk zu heiligen, gehorsamen Dienern Christi mache, gleichwie ihr droben Christum zum Häuptbuben und Hurnwirth machet.

Weiter, so dann weiden heisset, obenan sitzen, so muss wiederumb geweidet werden heissen, unterthan sein, dass, gleichwie weiden heisset, äusserlich regieren; so muss geweidet werden heissen, geregiert werden, und, wie sie sagen, in der romischen Einikeit leben. So muss auch gewisslich wahr sein, dass Alle, die in romischer Einikeit sein, sie sein bose oder gut, mussen eitel Heiligen sein, darumb, dass sie Christo gehorsam sein, und lassen sich weiden. Dann Christo mag niemand gehorsam sein in einem Stuck, er sei dann in allen Stucken gehorsam, wie St. Jacob sagt (kap 2,10).

Ist nu das nit ein feine Kirche unter der romischen Gewalt, da kein Sunder sein, und eitel Heiligen. Wo will nu das arm Ablass bleiben, so sein niemand mehr darf in der romischen Einikeit? Wo bleiben die Beichtväter? Wo will man nu die Welt mit schätzen, so die Buss abgeht? Ja, wo bleiben die Schlussel, so man ihr nit mehr darf? Sein aber noch Sunder unter ihn, so mussen sie nit geweidet sein, und Christo ungehorsam sein.

Was wollt ihr hie sagen, lieben Romanisten? Pfeifet auf. Siehest du nu, dass weiden muss etwas anders heissen, denn Ubirkeit haben; geweidet werden, etwas anders, denn äusserlich unterthan sein der romischen Gewalt, und wie närrisch der Spruch Christi, weide mir meine Schaf, wird gezogen zu romischer Ubirkeit, und ausserlich Einikeit oder Sammlunge zu befestigen.

Auch Christus sagt Joh 14 (v. 23.24): Wer mich lieb hat, der hält meine Wort; wer mich nit lieb hat, der hält meine Wort nit. Recket die Ohren herzu, lieben Romanisten. Ihr ruhmet doch, dass das Wort Christi, weide meine Schaf, sei ein Gebot und Wort Christi: fragen wir, wo sein sie, die es halten? Ihr sagt, dass es halten auch die Bussen und Schälk. Christus sagt: es halte niemand, er liebe dann und sei frumm.

Werdet der Sachen eins mit Christo, dass wir wissen, ob ihr, oder er, Lugen zu strafen sei. Drumb, wilcher Papst nit liebet, noch frumm ist, der weidet nit, und hält Christi Wort nit; so ist er auch kein Papst, hat kein Gewalt, noch etwas, das in dem Wortlin, weiden, begriffen ist, es sei, was es will. Dann Christus steht hie fest, und spricht: Wer mich nit liebt, der hält mein Wort nit; so weidet er auch nit, das ist, er ist kein Papst, wie sie es auslegen. Also kumpt es, dass eben die Spruch wider das Papstthun sein, die man fur das Papstthum fuhret. Das geschicht billig denen, die das heilig Gottis Wort handel nach ihrem tollen Kopf, als wärens Narrenrede, wollen draus machen, was ihn wohlgefället.

Mochtest aber sagen: Kann doch wohl ein Unterthaner weltlicher Ubirkeit gehorsam sein, ob dieselb Ubirkeit nit frumm sei; warumb sollt dann auch nit unter des Papsts Ubirkeit Jemand gehorsam sein? Drumb muss weiden und geweidet werden, nit vonnothen Gehorsam in sich begreifen. Antwort: Weltliche Ubirkeit nennet die Schrift nit weiden, ist auch kein offentlich Spruch Gottis zu Jemand geschehen, dass er weltlich regieren solle im neuen Testament; wiewohl kein Gewalt ohn sein heimliche Ordnung sich erhebt. Drumb heisset St. Petrus dieselben Ubirkeiten menschliche Ordnungen, (1. Pet 2,13) dass sie ohn Gottis Wort, doch nit ohn Gottis Rath, regieren; drumb ist auch nit noth, dass sie frumm sein.

Aber dieweil hie Gottis Wort ist, weide meine Schaf; so kann wider der Weider, noch die Schaf diesem Wort gnugthun, er sei dann Gott gehorsam und frumm. Drumb lass ich Bischof, Papst, Pfarr, sein was sie wollen; wenn sie Christum nit lieben und frumm sein, so geht sie das Wort, weiden, nichts an; sein auch ein ander Ding, dann Hirten und Weider, die in diesem Wort bedeut werden. Derhalben leidet sichs nit, dass solch Wort Christi werden gezogen zur äusserlichen Gewalt, die ohn ihr selbst mag gehorsam und ungehorsam sein: weiden kann nit anders, dann gehorsam sein.

Das hat auch Christus gewollt. Dann da er zu Petro dreimal sagt: Weide meine Schaf, fragt er ihn zuvor dreimal, ob er ihn auch lieb hätte; und Petrus dreimal antwort, er hätt ihn lieb. Dass es offenbar ist: wo nit Liebe ist, da ist kein Weiden. Derhalben muss das Papstthum Liebe sein, oder muss nit weiden sein; und wo das Wortlein (weide meine Schaf) den Papstuhl setzet, so folget, dass, so viel Päpste sein, so viel der sein, die Christum lieben und die Schaf weiden. Das ist auch wahr; dann so hiessen vorzeiten alle Bischof, Päpste, das nu nur dem Romischen ist zugeeigent.

Aber hie siehe zu, was unser Romanisten thun, so sie fur diesen Worten Christi nit kunnten uberkummen, und mussen mit grossen Unwissen zulassen, dass weiden niemand kann, er hab dann Christum lieb, wie die klar ausgedruckt Wort Christi da stehen. O wie gern wollten sie ihn lügen heissen oder leugnen; doch, so sie hart fur den Kopf gestossen werden, dass ihn das Gehirn schwindelt, hor, was sie sagen.

Sie sprechen: dass Christus wohl fodere die Lieb am Papstampt; doch nit die hohen Liebe, die sie vordienstlich heissen zum ewigen Leben, sondern sei gnug sie gemeine Liebe, wie ein Knecht seinen Herrn liebt. Siehe da, solch Comment von der Lieb reden sie frei daher, aus eigenem Kopf, ohn alle Schrift: und wollen doch gesehen sein, mit mir in der Schrift handeln. Sagt mir lieben Romanisten, all aus einen Haufen geschmelzt, wa steht ein Buchstab in der Schrift von der Liebe, da euch von träumet? Wenn Rastrum zu Leipzk reden kunnt, er wurd solch Schwindelkopf leichtlich ubirwinden und bass von der Liebe reden.

Doch lass weiter sehen. So dann je eine Lieb muss im Papstthum sein, wo bleibts dann, so ein Papst ganz nichts Christum liebt, allein seinen Nutz und Ehre am Papstthum sucht, wie derselben viel gewesen, ja fast allesampt, seint der Zeit es angefangen hat? Noch bist du nit entlaufen, du musst bekennen, dass Papstthum nit allzeit sei, sondern vielmal gefallen, dieweil es ohne Liebe gewesen. Wäre es dann aus gottlicher Ordnung in diesen Worten Christi gesetzt, so wäre es nit gefallen. Wende dich hin, wo du willt, so geben diese Wort kein Papstthum; oder muss Papstthum so oft nit sein in der Christenheit, so oft kein Lieb im Papst ist.

Nu hast du selbs gesagt, dass die Person mug bos sein, und das Ampt dennoch bleiben; hiewiederumb bekennest du, und musst bekennen, dass das Ampt nichts sei, wo die Person bos ist, oder musst weiden lassen etwas anders dann Papstthum sein. Und das ist wahr; lass sehen, was du dakegen magst aufbringen. Aber ein Jeglicher hute sich fur den vorgiften Zungen und Teufelsglossen, die solch Lieb erdenken.

Christus redet von der hochsten, stärkisten, besten Lieb, die do sein mag. Er will nit mit falscher halber Lieb geliebt sein; es muss hie ganz und aufs best, oder nichts geliebt sein. Und die Meinung Christi ist, dass er in St. Peters Person alle Prediger unterweiset, wie sie sollen geschickt sein; als sollt er sagen: Siehe Peter, sollt du predigen mein Wort, und damit meine Schaf weiden, so wird sich gegen dich erheben Höll, Teufel, Welt und Alles, was nur in der Welt ist, und musst dran setzen Leib, Leben, Gut, Ehre, Freund, und Alles, was du hast; das wirst du nit thun, du habest mich dann lieb, und hangest fest an mir.

Solltest du dann anfangen zu predigen, und die Schäflin nu die Weide empfingen, und wo die Wolf zu dir einrissen, und du wolltest als ein Miethlinger fliehen, das Leben nit dran wogen, die Schaf ohn Weid den Wolfen lassen, hättest du mir viel lieber nie angefangen zu predigen und weiden. Dann so der fället, der das Wort prediget, der an den Spitzen stehen soll, so ist Idermann geärgert, das Wort Gottis zur hochsten Schach gesetzt, und geschicht den Schäflin ubeler, dann da sie keinen Weider hätten. Es ist Christo ein Ernst umb die Weide der Schaf, achtet nichts, wie viel Kronen der Papst träget, wie er sich in aller Pracht ubir alle Kunige der Welt erhebt.

Nu sag, wer do kann, ob das Papstthum solche Liebe habe, oder ob Christus mit solchen Worten ein mussige Ubirkeit eingesetzt habe, wie das Paphstthum ist? Ohn Zweifel ists ein Papst, wer mit solcher Lieb prediget, aber wo sein sie? Ich hab auch keinen Spruch, der mir so Leide macht in meinem predigen, als eben dieser thut; der Lieb spur ich nit viel, mit predigen bin ich uberladen. Sie geben mir Schuld, ich sei beissig und rachselig; ich hab Sorg, dass ich ihm viel zu wenig gethan hab.

Ich sollt den ressenden Wolfen bass in die Wolle griffen haben, die nit aufhoren die Schrift zureissen, vorgiften und vorkehren, zu grossem Vorderben der elenden, armen Schäflin Christi, wilche so ich gnugsam lieb hätte, sollt ich mich billig anders kegen dem Papst und seine Romanisten erzeigt haben, die uns mit ihrem Gesetzen, und Geschwätzen, Ablassbriefen und der Narrnwerk viel mehr, Gottis Wort und den Glauben zunicht machen; machen Gesetz ubir uns, wie sie wollen, damit sie uns fangen, und darnach uns dieselben wieder vorkäufen umb Geld; kunnten mit dem Maul Geldstricke flechten, ruhmen sich, sie sein Hirten und Weider, so sie wahrhaftig Wolf, Dieb und Morder sein, wie der Herr Johann. 10 sagt.

Ich weiss fast wohl, dass das Wortlein (Lieben) den Papst und seine Romanisten blod, mud und matt macht, wollten auch nit gerne, dass man hart drauf drunge, dann es stosset das Papstthum zu Boden. Es ward Doctor Eck zu Leipzk auch matt daran, und wer sollt nit matt dran werden, so Christus Petro strackshin kein weiden befiehlt, es sei dann Liebe da? Er will Liebe haben, oder weiden soll nichts sein. Ich will auch noch wohl ein Weile warten, und zusehen, wie sie den Stich heilen wollen. Stechen sie mich mit Weiden, so stech sie viel härter mit Lieben; lass sehen, wilchs furdringe.

Dass ist die Sach, warumb etliche Päpste in ihren geistlichen Rechten so kunstlich schweigen das Wort, Lieben, und so gross aufblasen das Wort, Weiden; meinend, sie haben den trunken Deutschen damit geprediget, die nit merken sollen, wie sie der heisse Brei im Maul brennet: dieselb Sach ist auch, dass Papst und Romanisten nit mugen leiden Frag und Erforschung des Grunds päpstlicher Gewalt, und muss ärgerlich, frevelich und ketzerlich handeln, wer nit an ihren schlechten Worten benugt, nach dem Grund fragt.

Aber dass man fragt, ob Gott Gott sei, und alle sein Heimlikeit erforschet mit unträglichem Frevel, das mugen sie wohl leiden, und gaht sie nichts an. Woher kompt das vorkehret Spiel? Daher, dass, wie Christus sagt Johann. 3. (V.20): Wer ubel handelt, der furcht das Licht. Wilcher Dieb oder Räuber hats gerne, dass er fleissig erforschet werde? Also, kein bos Gewissen mag leiden das Licht, aber die Wahrheit hat das Licht lieb, und ist feind der Nacht, wie Christus auch daselben saget: Wer mit der Wahrheit umgaht, der kompt ans Licht (Joh. 3,21).

Nu sehen wir, dass die zween Spruch Christi, zu Petro gethan, darauf sie das Papstthum bauen, stärker wider das Papstthum sein, denn kein andere, und die Romanisten nichts mugen aufbringen, das sie nit zu Spott mache.

Ich wills hie bleiben lassen, und was der elend Romanist mehr in seinem Buchlen speiet, fahren lassen, dieweil ichs vorhin vielmal, und nu auch etlich Ander im Latein haben kräftig umbstossen. Ich finde nichts drinnen, dann dass er die heiligen Schrift mit seinem unnutzen Geifer begeifert, wie ein rotzigt Kind, ist an keinem Ort seiner Wort mächtig oder selb vorständig.

So ist mein Meinung von dem Papstthum also gethan, dieweil wir sehen, dass der Papst ist ubir alle unsere Bischoff in voller Gewalt, dahin er ohn gottlichen Rath nit ist kummen, (wiewohl ichs nit acht, dass aus gnädigem, sondern mehr aus zornigem Rath Gottis dazu kummen sei, der zur Plag der Welt zulässit, dass sich Menschen selbs erheben, und andere unterdrucken), so will ich nit, dass Jemand dem Papst widerstreb, sondern gottlichen Rath furchte, dieselb Gewalt in Ehren habe und trage mit aller Geduld, gleich als wenn der Turk uber uns wäre, so kann sie ohne Schaden sein. Ich streit aber nur umb zwei Ding.

Das erst, ich wills nit leiden, dass Menschen sollen neu Artikel des Glaubens setzen, und alle andere Christen in der ganzen Welt schelten, lästeren und urtheilen fur Ketzer, Abtrunnige, Ungläubige, allein dass sie nit unter dem Papst sein. Es ist gnug, dass wir den Papst lassen Papst sein, ist nit noth, dass umb seinenwillen werden vorlästert Gott und seine Heiligen auf Erden.

Das ander Allis, was der Papst setzt, macht und thut, will ich also aufnehmen, dass ichs zuvor nach der heiligen Schrift urtheile. Er soll mir unter Christo bleiben, und sich lassen richten durch die heiligen Schrift.

Nu fahren die romischen Buben daher, und setzen ihn uber Christum, und machen aus ihm einen Richter ubir die Schrift, sprechen, er muge nit irren; und Allis, was ihn nur zu Rom träumet, ja Alles, was sie nur durfen furnehmen, wollen sie uns zu Artikel des Glaubens machen. Daran nit gnug, wollen ein neue Weis des Glaubens aufsetzen, dass wir das sollen glauben, das wir leiblich sehen, so doch der Glaub von Natur ist der Dinge, die niemand sieht, noch empfindt, wie St. Paulus Ebr. 11 (1) sagt.

Romische Ubirkeit und Gemeine ist je leiblich, und sicht Jdermann: und da Gott fur sei, wo der Papst dahin käme, so wollt ich frei sagen, dass er der rechte Endchrist wäre, davon alle Schrift saget.

Wo nu mir diese zwei bleiben, will ich den Papst lassen, ja helfen so hoch machen, als man immer will. Wo nit, so soll er mir wider Papst noch Christen sein; wer es nit lassen will, mach ein Abgott draus, ich will ihn aber nit anbeten.

Uber das mocht ich wohl leiden, dass Kunig, Fursten, und aller Adel darzu griff, dass den Buffen von Rom die Strass nieder wurd gelegt, die Bischofmäntel und Lehen eraussen blieben. Wie kumpt der romische Geiz dazu, dass er alle unsere Väter Stiftung, Bissthumb, Lehen zu sich reisset? Wer hat solche unaussprechliche Räuberei je gehoret oder gelesen? Haben wir nit auch Leut, die ihr durfen, dass wir die Maultreiber, Stallknecht, ja Hurn und Buben zu Rom mit unserm Armuth reich machen mussen, die uns doch nit anders dann Stocknarrn halten, und darzu spotten aufs allerschmählichst?

Es ist landruchtig, dass die Reussen haben begehret unter die romischen Sammlung zu kommen, da haben die heiligen Hirten zu Rom dieselben Schaf Christi also geweidet, dass sie sie nit wollten annehmen, sie vorpflichten sich dann vorhin ewiger Zins, ich weiss nit wie vielmal hundert tausend Ducaten. Der Weide mochten sie nit essen, und bleiben, wie sie sein, sprechen: So sie Christum käufen sollen, wollen sie's sparen, bis sie fur den Himmel kummen zu ihm selb. Also thust du, du rothe Hur von Babylonien, wie dich St. Johannes nennet, (Offenb. 17,1ff) machst aus unserm Glauben ein Spott fur aller Welt, und wilt den Namen haben, als wolltist du Jdermann Christen machen.

Es ist zurbarmen, dass Kunig und Fursten so schlecht Andacht haben zu Christo, und sein Ehre sie so wenig bewegt, dass sie solche greuliche Schande der Christenheit lassen ubirhand nehmen, und sehen doch, dass sie zu Rom nit gedenken, dann nur fur und fur unsinnig zu werden, und allen Jammer mehren, dass kein Hoffnung nit mehr ist auf Erden, dann bei der weltlichen Gewalt. Davon, so der Romanist wiederkumpt, ich mehr sagen will, itzt sei es zum Anheben gnug gewesen, Gott helf uns, dass wir die Augen einmal aufthun. Amen.

Die Lästerunge und Schmachwort, damit mein Person ist antastet, wiewohl ihr viel sein, will ich unverantwort meinem lieben Romanisten geschenkt haben. Sie fechten mich auch nichts an, ich hab mir nie furgenommen, mich an denen zu rächen, die mein Person, mein Leben, mein Werk, mein Wesen schmähen. Ich weiss selbs fast wohl, dass ich nit Lobens werth bin. Dass ich aber scharfer und hitziger bin uber die Schrift zu erhalten, wenn etlich leiden mugen, soll mir niemand billig vorweisen, ich wills auch nit abgahn.

Schelte, lästere, richte mein Person und mein Leben nur frisch, wer do will, es ist ihm schon vorgeben. Aber niemand warte von mir noch Huld noch Geduld, wer meinen Herrn Christum, durch mich geprediget, und den heiligen Geist zu Lugenern machen will. Es liegt nichts an mir, aber Christus Wort will ich mit frohlichem Herzen und frischem Muth vorantworten, niemands angesehen: darzu mir Gott einen frohlichen, unerschrocken Geist geben hat, den sie mir nit betruben werden, hoff ich ewiglich.

Dass ich aber Leipzk habe nennet, soll niemand achten, dass ich die loblich Stadt und Universität damit will in einen Schimpf setzen. Es hat mich zwungen der aufgeblasen, hochmuthige, erdichte Titel dieses Romanisten, der sich ruhmet, offentlich Leser der ganzen heiligen Schrift zu Leipzk, welche Titel die ganz Christenheit in aller Welt nie hat ihr zugeschrieben; und wo er sein Affenbuchle nit hätt ins Deutsch geben, die armen Laien zu vorgiften, wär er mir viel zu gering angesehen. Dann das grobe Mullersthier kann noch nit sein Ika, Ika singen, und legt sich unberufen in solch Sach, die der romische Stuhl selb mit allen Bischoffen und Gelehreten in tausend Jahren nit haben mugen ausfuhren.

Ich hätt auch gedacht, Leipzik sollt billig zu kostlich in seinen Augen gewesen sein, solcher loblichen, beruhmbten Stadt seinen Geifer und Rotz anzuschmieren; aber er lässit sich dunken, er sei nit ein schlechter Fritzsch. Ich siech wohl, sollt ich den groben Kopfen alle ihren Muthwillen gestatten, würden zuletzt auch die Badmaid wider mich schreiben.

Ich bitt aber, dass, wer an mich will, sich mit der Schrift ruste. Was hilfts, dass sich ein armer Frosch aufbläset? Wenn er gleich sollt bersten, wird er doch keinem Ochsen gleich. Ich wäre gern aus der Sache, so nothigen sie sich selb hinein; ich hoff, Gott werd uns beide erhoren, mir eraus helfen, und sie drinnen lassen, Amen. Allein Gott sei Ehr und Lob in Ewikeit. Amen.

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