Hauser, Markus - Blicke in die Ewigkeit - 16

Hauser, Markus - Blicke in die Ewigkeit - 16

Es ist köstlich, mein Teurer, in der Erkenntnis Christi wachsen zu dürfen. Er wird uns immer größer, rückt uns immer näher, nimmt uns immer völliger ein, wenn uns die Augen geöffnet sind, Ihn völliger zu erkennen. Die Heilige Schrift redet viel von Gottes Herrlichkeit, und da Jesus unser Haupt ist, so interessiert uns seine Herrlichkeit sehr. Die innige Gemeinschaft mit dem Herrn bringt uns auch seine Herrlichkeit nahe; es kann ja diese von Ihm nicht getrennt werden, sie gehört zu seinem Wesen und bildet die Sphäre, in der Er lebt und wirkt. Würde die Lehre von der Herrlichkeit Christi die Köpfe und Herzen der Christen mehr erfüllen, würden sie den Herrn der Herrlichkeit erkennen, so müsste die vergängliche Welt ihre Anziehungskraft für sie verlieren; über dem Höheren könnten sie das Niedrige, über dem Wesenhaften könnten sie das Zerstiebende fahren lassen.

In Jesus wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig (Kol. 2,9). Seine Herrlichkeit ist eine leibliche, körperliche. Nach seiner Auferstehung trat Er leiblich, körperlich unter seine staunenden Jünger. Die Sphäre, in der Er lebt und wirkt, die Er Johannes 17 als die seine bezeichnet, ist eine leibliche, körperliche. Wir haben es da mit etwas Sichtbarem und Tastbarem zu tun. Sie ist aber nicht nur eine leibliche und körperliche, sie ist zugleich auch eine Geistesherrlichkeit. Geist und Natur sind da immer unzertrennlich beisammen; das Leben wird sichtbar, wird körperlich. Es wohnt ihm die Eigenart inne, sich darzustellen. Und weil die Herrlichkeit Christi eine leibliche und zugleich eine lebendige, eine ganz durchgeistete Herrlichkeit ist, darum ist sie auch eine unvergängliche, unzerbrüchliche und unverwelkliche Herrlichkeit. Vom Leben unaufhörlich durchflutet, kann sie nicht erbleichen, ermatten, abnehmen. Sie ist deshalb eine wahre und bleibende Herrlichkeit.

Dass Jesus der ewige Sohn Gottes, dass Er das Ebenbild und der Widerschein des unsichtbaren Gottes, dass Er der leibhafte Gott und das ewige Leben ist, das gehört zu seiner persönlichen Herrlichkeit. Gleichwie der Vater das Leben in Ihm selber hat, so hat auch der Sohn das Leben in Ihm selber, Er ist das ewig quellende Leben. Welche Herrlichkeit schließt doch dies in sich! Er kann alle seine Glieder mit wahrem, ewigem Leben ohne Unterlass erfüllen. Durch Ihn erlangen sie lebendige Leiber, Geistleiber. Er ist die Auferstehung und das Leben. Und Er ist dies für seine Glieder, für seine Gemeinde.

Zur Herrlichkeit Christi gehören auch die sieben Geister, die vor seinem Thron sind. Diese sieben Geister werden auch als sieben Feuerfackeln und als die sieben Augen Gottes bezeichnet, mit denen Er alle Lande durchschaut. In Offenbarung 1, 4 empfängt die Gemeinde Jesu auf Erden Grüße von den sieben Geistern, die vor seinem Thron sind. Demnach sind sie selbstständige, aber in engster Beziehung mit dem Herrn stehende Personen. Sie gehören Ihm an, wie die Finger unserer Hand uns angehören. Er wirkt und entfaltet seine Herrlichkeit durch sie, Er sendet sie aus über die ganze Erde, aber wo immer sie sich auch befinden, sie sind doch von Ihm ungetrennt. Sie sind gleichsam sieben Organe des Herrn, mit denen Er alles Bestehende durchdringt und die zugleich doch sieben Personen sind. Diese Sieben Geister sind im Himmel, und sie sind zugleich auf Erden; sie sind überall da, wo der Herr gegenwärtig sein und seine Herrlichkeit offenbaren will. – Zur Herrlichkeit Christi gehört ferner sein Thron, der Thron seiner Herrlichkeit. Dieser Thron zählt zu den größten Wunderwerken des Himmels. Er ist der Glanzpunkt der Stadt Gottes. Der Thron selbst ist ein lebendiger Thron und ruht auf einem lebensvollen Thronwagen und wird beständig von vier Lebewesen getragen; es gehören diese zum Thron, sie sind ein Teil desselben, aber sind zugleich lebendige Wesen. Der hohe und erhabene Thron unseres Herrn ist also auch geistleiblich. Alles, was zum Thron gehört, ist körperlich, aber lebendig. Die Träger des Thrones sind gleichsam selbstbewusste Füße desselben. Das Ganze ist durchgeistet, durchwohnt und durchflammt von dem ewiglich Thronenden. Alle Teile des Thrones sind Widerschein der Herrlichkeit Christi.

Wiederholt war es Menschen vergönnt, diesen Thron des Herrn zu sehen. In Hesekiel 1 wird er uns folgendermaßen beschrieben: „Ich schaute, und siehe, ein Sturmwind kam von Norden her, eine große Wolke und loderndes Feuer, von einem Strahlenglanz umgeben; aus seiner Mitte aber glänzte es wie Goldschimmer, mitten aus dem Feuer. Und mitten aus diesem erschien die Gestalt von vier lebendigen Wesen, und dies war ihr Aussehen: Sie hatten Menschengestalt. Und jedes von ihnen hatte vier Gesichter, und jedes von ihnen hatte vier Flügel. Ihre Füße standen gerade, und ihre Fußsohlen glichen der Fußsohle eines Kalbes, und sie funkelten wie der Schimmer von blankem Erz. Unter ihren Flügeln befanden sich Menschenhände an ihren vier Seiten, und alle vier Seiten hatten ihre Gesichter und ihre Flügel. Ihre Flügel waren miteinander verbunden; wenn sie gingen, wandten sie sich nicht um; jedes ging gerade vor sich hin. Ihre Gesichter aber waren so gestaltet: vorn das Gesicht eines Menschen; auf der rechten Seite, bei allen vieren, das Gesicht eines Löwen; zur Linken, bei allen vieren, das Gesicht eines Stieres; hinten aber hatten alle vier das Gesicht eines Adlers. Ihre Gesichter aber und ihre Flügel waren nach oben ausgebreitet; je zwei Flügel waren miteinander verbunden, und zwei bedeckten ihre Leiber. Und jedes ging gerade vor sich hin; wo der Geist hingehen wollte, da gingen sie hin; sie wandten sich nicht um, wenn sie gingen. Und dies war die Gestalt der lebendigen Wesen: Ihr Aussehen war wie brennende Feuerkohlen, wie das Aussehen von Fackeln; und die Feuerkohle fuhr zwischen den lebendigen Wesen hin und her; und das Feuer hatte einen strahlenden Glanz, und von dem Feuer gingen Blitze aus. Die lebendigen Wesen aber liefen hin und her, sodass es aussah wie Blitze. Als ich nun die lebendigen Wesen betrachtete, siehe, da war je ein Rad auf der Erde neben jedem der lebendigen Wesen, bei ihren vier Gesichtern. Das Aussehen der Räder und ihre Gestaltung war wie der Schimmer eines Chrysoliths, und alle vier hatten die gleiche Gestalt. Sie sahen aber so aus und waren so gemacht, als wäre ein Rad mitten in dem anderen Rad. Wenn sie gingen, so liefen sie nach ihren vier Seiten hin; sie wandten sich nicht um, wenn sie gingen. Und ihre Felgen waren hoch und furchtgebietend; und ihre Felgen waren voller Augen ringsum bei allen vier. Und wenn die lebendigen Wesen gingen, so liefen auch die Räder neben ihnen, und wenn sich die lebendigen Wesen von der Erde erhoben, so erhoben sich auch die Räder. Wo der Geist hingehen wollte, da gingen sie hin, wohin der Geist gehen wollte; und die Räder erhoben sich vereint mit ihnen, denn der Geist des lebendigen Wesens war in den Rädern. Wenn jene gingen, so gingen auch sie, und wenn jene stillstanden, standen auch sie still; und wenn jene sich von der Erde erhoben, so erhoben sich auch die Räder vereint mit ihnen; denn der Geist des lebendigen Wesens war in den Rädern. Und über den Häuptern des lebendigen Wesens befand sich etwas, das einer Himmels-Ausdehnung glich, wie der Anblick eines Kristalls, ehrfurchterregend, ausgebreitet oben über ihren Häuptern. Und unter der Himmels-Ausdehnung waren ihre Flügel ausgestreckt, einer zum anderen hin: Jedes hatte zwei Flügel, womit sie ihre Leiber auf der einen Seite, und zwei, womit sie sie auf der anderen Seite bedeckten. Und ich hörte das Rauschen ihrer Flügel wie das Rauschen großer Wasser und wie die Stimme des Allmächtigen; wenn sie gingen, so gab es ein Geräusch wie das Getümmel eines Heerlagers; wenn sie aber stillstanden, ließen sie ihre Flügel sinken. Und es kam eine Stimme oben von der Himmels-Ausdehnung her, die über ihren Häuptern war; wenn sie stillstanden, ließen sie ihre Flügel sinken. Und oberhalb der Himmels-Ausdehnung, die über ihren Häuptern war, war das Gebilde eines Thrones, anzusehen wie ein Saphirstein. Oben auf dem Gebilde des Thrones aber saß eine Gestalt, anzusehen wie ein Mensch. Ich sah auch etwas wie Goldschimmer, wie das Aussehen eines Feuers inwendig ringsum; von der Erscheinung seiner Lenden nach oben hin und von der Erscheinung seiner Lenden nach unten hin sah ich wie das Aussehen eines Feuers, und ein Glanz war rings um ihn her. Wie der Bogen aussieht, der an einem Regentag in den Wolken erscheint, so war auch der Glanz ringsum anzusehen. So war das Aussehen der Erscheinung der Herrlichkeit des HERRN. Als ich sie sah, fiel ich auf mein Angesicht; und ich hörte die Stimme von einem, der redete.“

Welch einen tiefen Eindruck muss doch diese Geistherrlichkeit, dieser vom Geist des Lebens durchwohnte Thron auf alle machen, die ihn umstehen dürfen! Wir kennen hienieden nichts, das demselben vergleichbar wäre. Was uns besonders anzieht, das ist die Tatsache, dass der Thron des Lammes in allen seinen Teilen vom Geist des Lebens beseelt ist. Wie mag uns zumute sein, wenn wir des Herrn auf seinem erhabenen Thron werden sitzen sehen! „Vater, ich will, dass sie meine Herrlichkeit sehen“, hat Er gesagt. Zu dieser seiner Herrlichkeit gehört besonders auch sein lebendiger Thron.

Eine wunderbare Pracht, ein Strom von Licht und Leben muss vom Thron der Herrlichkeit ausgehen. Die Stätte dieses Thrones ist der Himmel der Himmel, das Reich der Wonne. Auch dieser Himmel, der Ort, da der Thron steht, gehört zur eigentümlichen und besonderen Herrlichkeit Christi. Die Heilige Schrift redet an vielen Stellen von mehreren Himmeln. Ich will dir, mein Lieber, in Kürze meine Gedanken hierüber mitteilen.

In Psalm 102, 26.27 lesen wir: „Du hast vorzeiten die Erde gegründet, und die Himmel sind das Werk deiner Hände. Sie werden vergehen, du aber bleibst; sie alle werden wie ein Kleid zerfallen, wie ein Gewand wirst du sie wechseln, und sie werden verschwinden.“ In Jesaja 51, 6 lesen wir: „Erhebt eure Augen zum Himmel und schaut auf die Erde drunten; denn die Himmel werden vergehen wie ein Rauch, und die Erde wird wie ein Kleid zerfallen.“ Ganz ähnlich spricht Petrus sich aus (2. Petr. 3, 7): „Die jetzigen Himmel aber und die Erde werden durch dasselbe Wort aufgespart und für das Feuer bewahrt bis zum Tag des Gerichts und des Verderbens der gottlosen Menschen.“ Und im 10. Vers: „Es wird aber der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb in der Nacht; dann werden die Himmel mit Krachen vergehen, die Elemente aber vor Hitze sich auflösen und die Erde und die Werke darauf verbrennen.“ Dieses alles stimmt überein mit den Worten des Herrn: „Bald aber nach der Trübsal jeder Tage wird die Sonne verfinstert werden, und der Mond wird seinen Schein nicht geben, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden erschüttert werden“ (Mt. 24, 29). Die Sonne mit all den Himmelskörpern, die mit ihr im Zusammenhang stehen, bilden offenbar den ersten Himmel. Und dieser Himmel ist der Vergänglichkeit anheimgefallen, er veraltet, er wird im Feuer aufgelöst werden. Es steht dieser Himmel im engsten Zusammenhang mit der Erde; sie fallen auch demselben Los anheim. Diese Himmelskörper tragen die Spuren des Falles wie unsere Erde; und sie sind deshalb auch dem Gerichte aufgespart. Diese Himmelsräume nun sehe ich als Vorhöfe des Himmels Christi an. Ich vermute, dass von der Erde weg manche dorthin versetzt werden. Jene Bleibstätten werden ihrem Wesen und ihrer Natur entsprechen, bis sie befähigt sind, in höhere Lichtssphären emporzusteigen. Beim Gericht werden aber diese niederen Himmel geräumt, und sie werden samt der Erde geläutert, geschmolzen, umgewandelt und vermutlich nur noch zu einem Körper geformt, der dann als neue Erde die Heimat der Seligen sein wird. Die herrlichen Fixsternsonnen mit allen ihren Verbindungen sehe ich als den zweiten Himmel an. Hier auf diesen Lichtgefilden dürften wohl unzählige Engelheere ihre Heimat haben. Von Hoheiten, Fürstentümern und Gewalten in den Himmeln ist öfter die Rede. Es gibt also verschiedene Engelreiche und wohl viele Engelwelten, die zusammen einen Himmel bilden. Der Himmel der Himmel aber, die hocherhabene Herrlichkeit Jesu Christi ist die jeglichem Fernglas entrückt und verborgen. Er ist das Allerheiligste, in das Jesus einging, nachdem Er nach seiner Auferstehung durch den Himmel hindurchgegangen war.

Zur Herrlichkeit Jesu Christi zähle ich ferner seine Machtsphäre. Er ist der Allmächtige, Er ist das Haupt aller Hoheiten und Gewalten. Alle Himmel mit allen ihren Reichen haben Ihn zum Haupt. Ihm ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden. Nicht nur Reiche, Welten, und nicht nur Welten, sondern ganze Himmel voller Welten stehen unter seiner Macht. Er ist der König der Könige und der Herr der Herrschenden.

Und diesen majestätischen Herrn und Gott mit allen seinen Herrlichkeiten sind wir zu sehen berufen. Vor sein Angesicht sollen wir gestellt werden; ja, die Gemeinde Jesu bildet gar einen Teil seiner Herrlichkeit, die Braut des Lammes ist seine Ehre und seine Herrlichkeit. Mit Freuden, mit Frohlocken und unsträflich will Er seine Auserwählten vor sein Angesicht stellen. Die Überwinder sollen mit Ihm auf seinem Thron sitzen. Wie eine Braut ein besonderes Interesse hat an allem dem, was ihr Bräutigam sein eigen nennt, so haben Jesu Heilige und Geliebte ein gar hohes Interesse für alles, was zu seiner Herrlichkeit gehört. Sie werden sich ja bald in seinem königlichen Hause bewegen und mit Ihm leben, herrschen und regieren. Als des Lammes Braut haben sie ja Teil an seiner Herrlichkeit, darum steht ihnen dieselbe so nahe. Sollten sie mit ihrem Geist nicht da hineinragen, wo ihr Bürger- und Heimatrecht ist? Losgewurzelt hienieden, gekreuzigt dieser Welt, erfüllt vom Herrn, sollte die Herrlichkeit Christi, die leibhafte Gottesfülle, alle seine geheiligten Glieder beständig erfüllen. Die Himmel sollten ihnen unendlich näher sein und ihre Sinne und Gedanken mehr in Anspruch nehmen als die vergänglichen, niedrigen Dinge dieser Staubwelt. Wer mit Sehnsucht und Liebe den Gnadenthron hier oft umkniet, den wird der Herr vor Fehltritten behüten und ihn unsträflich vor seine Herrlichkeit stellen mit Frohlocken.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/h/hauser/hauser-blicke/hauser_blicke_16.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain