Markus Hauser - Blicke in die Ewigkeit – 8

Markus Hauser - Blicke in die Ewigkeit – 8

Seligkeit a: Unsere Heimat

Wir sind Pilgrime, Gäste und Fremdlinge hienieden. Unsere Heimat ist am Throne. Und wenn man auf der Reise ist, beschäftigt man sich gerne mit dem Vaterhause. Was schliesst doch dieses süsse Wort alles in sich! Je mehr uns sein Inhalt klar ist, desto deutlicher sehen wir hinein in das Leben in der seligen Ewigkeit. „Suchet was droben ist“, ruft uns Paulus, der Apostel Jesu Christi zu. Und er selbst, der Herr des Himmels, versichert Seine Jünger: Der Vater hat euch lieb und im Vaterhaus sind viele Wohnungen. Er mahnt uns Schätze im Himmel zu sammeln und sagt: Wo euer Schatz ist, daselbst wird auch euer Herz sein. Und in der Tat, seit er selbst unser grösster und teuerster Schatz, ja seit er unser alleiniger Schatz geworden ist, verspürt unser Herz einen mächtigen Zug noch oben. Ist's nicht so, mein Lieber? Es erhöht unser Glück uns von dem zu unterhalten, was der Herr bereitet hat, denen, die Ihn lieben. Ist er doch unser Haupt, sind wir doch Seine Glieder; darum sollten wir denn mit bei solch' herrlicher und inniger Verbindung am allerliebsten an das denken, was uns in Ihm geschenkt ist. Es wird mir immer wieder wohl, wenn ich das Verhältnis betrachte, in dem Jesus auf Erden, in dem Jesus auf Erden zu Seinen Jüngern stand. Alle ihre Schwachheiten, hinderten Ihn nicht, sie herzlich und innig zu lieben. Noch nach Seiner Auferstehung nannte er sie Brüder. Eine besonders tiefen und bleibenden Eindruck machte mir das Wort: „Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.“ Joh. 20,17. Hier fühlen wir Sein Herz, hier wird es den Jüngern sonnenklar: Er ist unser wir sind Sein. Jesu Reden nach Seiner herrlichen Auferstehung lassen es uns ahnen, zu welch' inniger und völliger Gemeinschaft mit Ihm wir berufen sind.

Worin besteht hauptsächlich und wesentlich die Seligkeit im Vaterhause? Wenn wir diese Frage erwägen wollen, fällt das eben ausgesprochene sehr ins Gewicht. Ja es lag mir so oben auf, als ich mich mit der Jünger Seligkeit zu vertiefen begann. Der Herr und die Seinen standen sich so nahe, dass ein Blick in Seine Herrlichkeit einem Blick in die Zukunft der Gottes Kinder gleich kommt. Und es ist uns hierüber nicht wenig geoffenbart. Von Seinem Vater hat er sich's auserbeten, dass wir einst Seine Herrlichkeit sehen sollen. Ja wo Er ist, da soll Sein Diener auch sein und was Ihm der Vater gegeben hat, das gibt er auch den Seinen. Sie sind Gottes Erben und Miterben Christi.

Das ist der Seligkeit Hauptstück, dass unser Gang durch's dunkle Tal, durch's Tal der Todesschatten, ein Weg zum Anschauen Gottes ist. Wir werden Jesum sehen, wie er ist! –

Müde von heissen Kämpfen, müde von des Lebens viel bewegter Reise, kommt da ein Knecht Gottes an am Ufer der Ewigkeit. Heim, heim! Oh Jesus hol mich zu Dir! Das sind seine Seufzer. Eine freundliche Lichtgestalt winkt ihm. So umweht in Heimatluft, schon beim Gang durch's dunkle Tal. Aufwärts führt ihn sein himmlischer Begleiter. Welch ein Friede ist in sein Herz ausgegossen! Hinter ihm liegt ein Leben der Leiden, vor ihm die Welt der Herrlichkeit. Ein unbekanntes Land? - Oh nein! Wo der Vater ist, da ist das Kind nicht unbekannt. „Mein Heiland, mein Herr, mein Gott, mein teurer Erlöser, mein wahrer Bruder!“ tönt's im Herzen. Sollte ich da das Gefühl haben, als wäre ich fremd? Hat er mir nicht einen freundlichen Boten gesandt, mich am Ufer der Ewigkeit abzuholen?„ Dass es der Heimat zugeht, dass er nichts zu fürchten und viel zu hoffen hat, das wird beim Emporsteigen immer gewisser. Wie leicht schwebt er dahin! Alles Beengende hat aufgehört. Von ferne erglänzt ein Licht; er selbst wird zusehends heller, lichter, verklärter. Sie nahem dem Vaterhause. Oh welch eine Pracht hüllt die Seele ein! Der ewige Morgen hat sie aufgenommen. Der Pilger trägt sein Pilgerkleid nicht mehr. Er ist selbst eine Lichtgestalt. Nun sind sie in einem wunderschönen Saale. Alles ist festlich geschmückt. Etliche Selige begrüssen den Ankommenden. Sie fallen ihm um den Hals, sie küssen ihn, sie reden Worte innigster Liebe. Es sind solche, die er einst zu Jesus geführt hatte. Sie kennen sich, die Freude ist überwältigend. Jetzt sieht er sich plötzlich von fröhlichen Kindern, des Vaterhauses umgeben. Sie schliessen einen Kreis um ihn. Oh welch' eine herzliche Freude, welch' ein natürliches, ungekünsteltes Wesen! Sie stimmen ein Hallelujah an. Da ist es, als ob ein Vorhang sich höbe. Der Kreis öffnet sich. - Jesus naht - Jesus naht, unwillkürlich fällt Ihm sein getreuer Knecht zu Füssen, da vernimmt er den bekannten Ostergruss: Friede sei mit dir¨. Der Herr fällt ihm um den Hals, küsst ihn, nennt ihn - Bruder. Er fühlt es, er ist daheim. Liebe, nichts als Liebe atmet seine Seele ein.

Jesus ich unser Friede, Er ist unsere Seligkeit. Da ist eine Seele, die ihn erkannt hat, als den wahrhaften Gott und als das ewige Leben. Sie glaubt an den, der die Gottlosen gerecht macht. Das Opfer auf Golgatha, das vergossene Blut Jesu Christi, die Liebe und der Geist des Herrn erfüllt sie. Sie lebt im Herrn, mit dem Herrn und für den Herrn. - Nun tritt sie in die Ewigkeit ein. Wie Lazarus von Engeln getragen in Abrahams Schoss, so wird auch sie von einem gesandten Gottes abgeholt und ins Vaterhaus geleitet. Sollet sie sich hier auch nur einen Augenblick fremd fühlen? Oh wie schnell werden sich die Erlösten hier einleben. Es wird ihnen sein, als ob sie nicht schon längst hier gewesen wären. Was man gerne vergisst, dass vergisst man leicht und schnell. Der Erde Nöte und Schmerzen und alle Leiden der Pilgerschaft werden den Himmelsbürgern schnell entschwinden. Sie geniessen wahre, volle, stärkende, Geist und Gemüt labende Freude, - und es ist ihnen, als ob es immer so gewesen wäre. Da, wo man die Sünde vergessen darf, da, wo man von ihrem Stachel frei ist, da, wo man der Sünde Folgen nicht kosten und tragen muss, da kann man auch alles Kreuz und Leid vergessen. Es ist, als ob alles alte mit dem Leibe begraben wäre. Jesus ist so sehr der Gegenstand der Sehnsucht, dass er ganz unser Herz ausfüllt, wenn wir einmal bei Ihm sind und Sein Angesicht sehen. Da wird sich's herrlich erwahren: „Ich kenne die Meinen und ich werde von den Meinen erkannt.“ Wenn wir irgendwo durch Andere einen Freund gewonnen haben, wen wir nun mit demselben in brieflichen Verkehr getreten sind, wenn und viel Gutes von ihm gesagt und manches Köstliche von ihm zu Gesichte gekommen ist, so ist unsere Freude sehr gross, wenn wir ihm die Hände drücken und nun einmal mündlich mit ihm verkehren dürfen.

Manche Jünger des Herr lesen schon seit Jahren sein Wort und sie verkehren täglich öfters betend mit Ihm; wie unaussprechlich gross muss nun ihr Glück sein, wenn sie Ihn sehen dürfen wie Er ist! Oh der mündliche Verkehr ist für solche, die sich innig lieben, doch das Köstlichste! Jetzt schon ist Seine Gegenwart unser Leben, wenn wir mit Ihm reden, fühlen wir es, dass er mit uns in Verbindung tritt und das Kraft von Ihm ausgeht; wir werden erquickt, getröstet, wunderbar gestärkt. Was aber wird erst unser Herz empfinden, wenn wir unsere Hand in die Seine legen und Angesicht zu Angesicht mit Ihm reden? - Es war für die Jünger eine grosse Seligkeit, als der Gekreuzigte und Gestorbene wieder lebend in ihrer Mitte war. Da freuten sie sich, Ihn wieder zu sehen und wieder Seine holde Stimme hören zu dürfen.

Und wenn sie das lesen, was sie, getrieben vom Heiligen Geist, uns hinterlassen haben, so zieht sich durch alles hindurch der Jubel: „Er wird wieder kommen, wir werden vereinigt werden mit Ihm, wir werden Ihn wieder sehen.“ Aller Jünger Sehnsucht geht auf den Herrn. Die Vereinigung mit Ihm ist Seligkeit. Der treue Kämpfer Paulus ruft aus: „Ich habe Lust abzuscheiden, um bei Christo zu sein.“ Aber los von sich selber, los von der Sünde, los von der Welt, los vom Teufel müssen Diejenigen sein, die den Herrn sehen wollen, wie Er ist. Zwischen Ihm, der hohem Majestät und dem Herzen, das sich Ihm verbunden glaubt, darf nichts trennendes und scheidendes, nichts was Seiner Liebe und Heiligkeit zuwider ist, liegen. Wenn Jesus immer wieder an Sein Herz uns zieht und wenn wir diesem Zuge mit Freuden folgen, wenn ein beständiges und inniges Gebetsleben uns zur anderen Natur geworden ist, so wird ausser Zweifel die Gegenwart Christi eine solche Macht auf uns ausüben, dass wir dadurch mehr und mehr zubereitet werden Sein Angesicht zu schauen. Im Erdenleben strömt am meisten Seligkeit uns zu, wenn der Herr uns nahe tritt, wenn Er uns erfüllt, wenn wir betend vor Ihm liegen, wenn wir während unserer Arbeit kindlich mit Ihm reden und alles tun im Namen Jesu; darum ist es uns klar, dass jenseits des Grabes der persönliche Umgang mit Ihm die süsseste Seligkeit ist.

Freude ist im Himmel, wenn auf Erden ein Sünder Busse tut. Offenbar sind sie dort gut unterrichtet von dem von dem, was hienieden im Weinberge des Herrn vor sich geht. Welche Freude wird die Seligen durchdringen, wenn die Kunde durch ihre Reihen geht, dieser Bruder, jene Schwester kommt heute heim! Wie nach Tagen der Trennung Kinder auf die Rückkehr ihres Vaters sich freuen, so freuen sich die himmlischen auf den Heimgang der Gotteskinder. - Sollte nicht ihr Erlöser, Heiland und Seligmacher vor Allem sich freuen? - Gewiss ist es Ihm Wonne, Sein Schäflein in die sicheren Hürden aufzunehmen.

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