Harms, Ludwig – Der Hebräerbrief - Das 9. Capitel.

Harms, Ludwig – Der Hebräerbrief - Das 9. Capitel.

Vers 1-12.

Es hatte zwar auch das Erste seine Rechte des Gottesdienstes und äußerlichen Heiligkeit. Denn es war da aufgerichtet das Vordertheil der Hütte, darinnen war der Leuchter, und der Tisch, und die Schaubrode; und diese heißt das Heilige. Hinter dem andern Vorhang aber war die Hütte, die da heißt das Allerheiligste; die hatte das goldene Rauchfaß, und die Lade des Testaments, allenthalben mit Gold überzogen, in welcher war die goldene Gelte, die das Himmelbrod hatte, und die Ruthe Aarons, die gegrünet hatte, und die Tafeln des Testaments, Oben darüber aber waren die Cherubim der Herrlichkeit, die überschatteten den Gnadenstuhl i von welchen jetzt nicht zu sagen ist insonderheit. Da nun solches also zugerichtet war, gingen die Priester allezeit in die vorderste Hütte, und richteten aus den Gottesdienst. In die andere aber ging nur einmal im Jahr allein der Hohepriester, nicht ohne Blut, daß er opferte für sein selbst und des Volks Unwissenheit. Damit der heilige Geist deutete, daß noch nicht geoffenbaret wäre der Weg zur Heiligkeit, so lange die erste Hütte stände, welche mußte zu derselben Zeit ein Vorbild sein, in welcher Gaben und Opfer geopfert wurden, und konnten nicht vollkommen machen nach dem Gewissen den, der da Gottesdienst thut, allein mit Speise und Trank, und mancherlei Taufen und äußerlicher Heiligkeit, die bis auf die Zeit der Besserung sind aufgelegt. Christus aber ist gekommen, daß Er sei ein Hoherpriester der zukünftigen Güter, durch eine größere und vollkommnere Hütte, die nicht mit der Hand gemacht ist, das ist, die nicht also gebauet ist; auch nicht durch der Böcke oder Kälber Blut, sondern Er ist durch Sein eigenes Blut einmal in das Heilige eingegangen, und hat eine ewige Erlösung erfunden.

Der Apostel hat bisher gezeigt, daß das Priesterthum der Leviten und das des HErrn Jesu himmelweit verschieden ist, weil das erstere unvollkommen, das letztere aber vollkommen ist. Dies führt er hier nun noch weiter aus und zeigt es zuerst an dem Gebäude des Tempels oder der Stiftshütte, sowie den Geräthschaften, die darinnen sind, daß sie nur Vorbilder von Christi vollkommenem Priesterthum sind; sodann zeigt er es an dem Opfer selbst. Zuerst vergleicht er nun den irdischen Tempel oder die Stiftshütte, in welchem das alte Hohenpriesterthum diente, mit dem wahren und himmlischen Tempel, von dem der irdische ja nur ein Vorbild war und theilt ihn in zwei Theile. Es hatte zwar auch das erste seine Rechte des Gottesdienstes und äußerlichen Heiligkeit. Wie der himmlische Hohepriester einen himmlischen Tempel hat, so hatte der irdische Hohepriester einen irdischen Tempel, und wie der himmlische Hohepriester ein himmlisches Amt hat, so hatte der irdische Hohepriester ein irdisches Amt. Von vornherein bemerkt der Apostel aber, daß das Amt des irdischen Hohenpriesters nur äußerliche Rechte und Heiligkeit habe, daß aber bei Christi Priesterthum die wahre, himmlische Heiligkeit sei. Alle Theile des irdischen Gottesdienstes aber haben ihr Bild in dem himmlischen, wovon sie also nur ein Schatten sind. Der Tempel oder die Stiftshütte zerfiel in zwei Abtheilungen, in das Heilige und Allerheiligste. Zuerst beschreibt nun der Apostel das Heilige; er nennt es das Vordertheil der Hütte. Darinnen war der Leuchter, der Tisch und die Schaubrote; und diese heißt das Heilige. Der Tempel war gebaut vom Westen nach Osten; kam man vom Westen an den Tempel heran, so ging man erst durch den Vorhof, wo die Juden zusammen kamen, denn kein Jude durfte in das Heilige gehen, darin hatten nur die Priester zu thun. Wollte man also vom Westen in den Tempel hineingehen, so war da eine einzige Thür, deren Eingang zwischen großen Säulen war. Ging man durch diese Thür, so trat man in ein Gemach, das zwei Drittel des Tempels ausmachte. Dieses Gemach war nämlich vierzig Ellen lang und zwanzig Ellen breit, während das Allerheiligste nur zwanzig Ellen lang und zwanzig Ellen breit war. Der ganze Tempel war also sechzig Ellen lang und zwanzig Ellen breit. Die Räume des Tempels waren also viereckig, nicht rund, deren Wände die Mauern des Tempels waren. Die Wände, der Fußboden und der obere Boden waren mit Cedernholz getäfelt, und darüber war Goldblech geschlagen, darin Rosen, Lilien u. dgl. künstlich gezeichnet waren. Dieses Tempelgebäude hatte keine Fenster, es war dunkel darin, außer etwas Licht, das etwa durch die Thür kam. Und doch war es hell, denn es brannten darin die Leuchter von feinem Golde mit sieben Armen, welche mit heiligem Oele gefüllt waren, Tag und Nacht. Die Priester hatten dafür zu sorgen, daß das Licht Tag und Nacht nicht ausging. -

Außer diesen Leuchtern waren noch der Tisch und die Schaubrote im Heiligen. Dies ist hier auch ganz richtig der Reihenfolge nach genannt. Er nennt den Rauchaltar, oder Räuchertisch, Tisch. Die Schaubrote lagen auf einem Tische von Akazienholz, mit dickem Gold überzogen. Die Schaubrote waren von den Erstlingen oder Zehnten des Korns; sie lagen da, zwölf an der Zahl, nach den zwölf Stämmen Israels, von einem Freitag Abend bis zum andern, und wurden dann von den Priestern abgenommen und durften nur von ihnen gegessen werden. Diese Schaubrote sollten Israel daran erinnern, Gott stets Dank darzubringen. -

Vor dem Vorhang stand der Tisch oder Rauchaltar, mit dickem Golde überzogen, auf dem der Priester des Nachmittags um drei Uhr das Rauchopfer anzündete von dem köstlichsten Räuchwerk. Während der Priester das Räuchwerk anzündete, lag das Volk draußen auf den Knieen und betete. War dies vollendet, so ging der Priester hinaus und segnete das Volk mit dem aaronitischen Segen. Daß dies Alles etwas Irdisches war, sehen wir leicht ein. Die Leuchter waren golden, das Brot war von irdischem Korn, der Weihrauch oder das Räucherpulver war ebenfalls irdisch. Aber alle diese Dinge bedeuten etwas. Der goldene Leuchter bedeutet das Wort Gottes oder die Predigt des Evangeliums; die Schaubrote bedeuten das himmlische Gut des heiligen Abendmahls, den Leib und das Blut Christi; der Rauchaltar bedeutet das priesterliche Gebet der Gläubigen. So werden die himmlischen Güter der Christen durch dies Alles vorgebildet. -

Hinter dem Heiligen, durch einen Vorhang getrennt, war das Allerheiligste, welches halb so groß war als das Heilige, ebenfalls mit Cedernholz getäfelt und mit Gold überzogen. Darin waren: Das goldene Rauchfaß, die Lade des Testaments, allenthalben mit Gold überzogen, in welcher war die goldene Gelte, die das Himmelsbrot hatte, und die Ruthe Aarons und die Tafeln des Testaments. Als Moses Befehl erhielt, den Weihrauch oder das Räucher-Pulver zu machen, befahl der HErr ebenfalls, ein goldenes Rauchfaß zu machen, dahinein sollte er etwas von dem zuerst angefertigten Räucherpulver thun, um es zum Andenken aufzubewahren und den Nachkommen zu zeigen, wie es gemacht wurde. Es stand darin die Bundeslade mit den beiden steinernen Tafeln, welche Moses aus dem Felsen gehauen und in welche Gott mit Seinem Finger das Gesetz geschrieben hatte. Außerdem die goldene Gelte, das goldene Gefäß, worin das Manna aufbewahre ward; denn Gott hatte geboten, von dem ersten Manna zu sammeln und es in ein goldenes Gefäß zu thun zum ewigen Andenken. Ferner die Ruthe Aarons, die gegrünet hatte. Bei dem Murren des Volkes mußte jeder Stamm einen Stab von Mandelholz bringen, und welches Stammes Stab in einer Nacht grünen, blühen und Früchte bringen würde, dem Stamme sollte das Priesterthum gehören. Da brachten sie zwölf Stäbe aus Mandelholz, nach der Zahl der Namen der zwölf Stämme Israels, und auf den zwölften wurde der Name Aarons statt Levi geschrieben. Den andern Morgen waren alle Stäbe dürre geblieben, aber Aarons Stab grünte, blühete und trug Früchte. Das waren also die Dinge, die im Allerheiligsten waren: Das Rauchfaß, die Lade, die Gelte und die Ruthe Aarons. Auch damit wird angezeigt, wie wir es schon im vorigen Capitel gesehen, wie das Irdische auf das Wahre und Himmlische hindeutet. Im alten Bunde ist das Gesetz auf steinerne Tafeln geschrieben, im neuen Bunde aber in das Herz; im alten Bunde hat das Brot den Leib gespeiset, im neuen Bunde haben wir das wahre Himmelsbrot des Leibes und Blutes Christi, welches Leib und Seele speiset. -

Auf der Bundeslade im Allerheiligsten war der Gnadenthron. Die Bundeslade war mit einem goldenen Deckel überdeckt und dieser Deckel hieß der Gnadenthron. Auf demselben waren die Cherubim ausgebreitet, die von einem Ende des Allerbeiligsten bis zum andern reichten. Die Bundeslade stand der Länge nach vor dem Vorhang. Auf der einen Langseite stand ein Cherub so, daß die auswärtsgekehrten Flügel die Wände des Allerheiligsten berührten. Auf dem goldenen Gnadenthron, unter den Flügeln der Cherubim, war die eigentliche Wohnung des HErrn. Da wohnte Er, da hatte Er gleichsam Sein Feuer und Seinen Herd. Von da aus gab Er auch Antwort in wichtigen Angelegenheiten auf die Fragen, die an Ihn gerichtet wurden. Wollte ein König oder ein Anderer in wichtigen Angelegenheiten des Reiches Gottes Antwort vom HErrn haben, was er thun sollte, so sagte er dem Hohenpriester, was er fragen sollte. Dann legte der Priester seine Priesterkleider an, that das Amtsschildlein um mit den zwölf Edelsteinen, darin die Namen der zwölf Stämme Israels gegraben waren, und das Licht und Recht, und so trat er vor den Vorhang, denn ins Allerheiligste durfte er nicht gehen, und fragte den HErrn, der ihm auch Antwort gab. Darum heißt es so oft in der heiligen Schrift: Wir wollen Gott fragen. Das ist also kurz die Beschreibung der Stiftshütte oder des Tempels. Da nun solches also zugerichtet war, sagt der Apostel, gingen die Priester allezeit in die vorderste Hütte und richteten aus den Gottesdienst. Das ganze Jahr hindurch war Gottesdienst, Tag für Tag, Sabbath für Sabbath. In der vordersten Hütte, oder im Heiligen z. B., mußten jeden Tag die Leuchter nachgesehen, mit heiligem Oel gefüllt und in Brand gehalten werden; jeden Tag mußten die Schaubrote nachgesehen werden und jeden Nachmittag um drei Uhr trat der Priester vor den Rauchopferaltar und opferte das Rauchopfer, während das Volk betete. Alle andern Opfer wurden im Vorhof geopfert. Die Vorbedeutung dieser drei Dinge haben wir erst schon kennen gelernt. Du fragst vielleicht: Wozu war denn aber das Allerbeiligste da, da doch im ganzen Jahre der Gottesdienst im Vordertheil oder Heiligen gehalten wurde? Im Allerheiligsten wohnte Gott der HErr, und wenn nun auch die gewöhnlichen Gottesdienste im Heiligen gehalten wurden, so ging aber doch einmal im Jahre, am großen Versöhnungstage, der Hohepriester ins Allerheiligste, um da zu opfern; jeden andern Tag aber, wenn er hineingegangen wäre, wäre er mit dem Tode bestraft worden. Nur am großen Versöhnungstage mußte der Hohepriester nach dem Gesetze den Vorhang von einander thun und hineingehen ins Allerheiligste. An diesem Tage versammelte sich das ganze Volk in Jerusalem. Konnten auch nicht Alle kommen, so war doch kein Ort, kein Dorf, aus dem nicht Einige geschickt wurden; war es aber irgend möglich, so gingen sie Alle Hin. Da war Jerusalem dann ein Lager des Volkes, wie auch an andern hohen Festen. Nicht bloß alle Häuser in Jerusalem waren dann voll, sondern es waren auch Zelte auf den Straßen und um die Stadt her, um das lagernde Volk aufzunehmen. Der große Versöhnungstag war so recht das Vorbild von unserm Charfreitag. Da wurde zuerst das Opferthier geschlachtet für den Hohenpriester, denn der Hohepriester war selbst ein Sünder und mußte versöhnt werden. War das Opferthier geschlachtet, so ging er mit dem Blute ins Allerheiligste, besprengte den Gnadenstuhl und dann sich selbst, und damit war er versöhnt. Dann wurden zwei Böcke gebracht, der eine war zum Sündopfer bestimmt und hieß der Sündenbock, der andere war der ledige Bock. Auf den sogenannten Sündenbock legte der Priester die Sünde des ganzen Volks, der ledige Bock wurde in die Wüste gejagt, als der frei geworden war. Der Sündenbock ward geschlachtet und das Blut in einem goldenen Gefäß aufgefangen. Dann ging der Hohepriester in das Allerheiligste, tunkte einen Ysopstengel in das Blut und besprengte den Gnadenstuhl; dann ging er wieder heraus, tunkte abermal den Stengel in das Blut und besprengte nun mit dem Blute das Volk. Damit war das Volk mit Gott versöhnt. In das Allerheiligste also ging der Hohepriester nur einmal im Jahr, nicht ohne Blut, daß er opferte für sein selbst und des Volkes Unwissenheit. Nicht allem für die Sünden, welche sie wußten, sollte geopfert werden, sondern auch für die Sünden, die sie nicht wußten; denn außer den Sünden, die wir wissen, haben wir noch viele, viele Sünden, die wir nicht wissen. Darum mußte auch für diese geopfert werden nach dem Worte des HErrn: HErr, wer kann merken, wie oft er fehle, verzeihe mir auch die verborgenen Fehler. Darum sollte der große Versöhnungstag auch diese wegnehmen, damit keine Sünde ungesühnt blieb. Es versteht sich ganz von selbst, will der Apostel sagen, daß damit die Sache nicht abgemacht war, denn wie kann Thierblut Sünden wegnehmen? Wozu geschah denn aber das Opfer am großen Versöhnungstage, fragst du wohl, wenn es die Sünden nicht wegnahm? Es geschah, um durch das hinfließende Thierblut hinzuweisen auf das Blut des Lammes Gottes; um darauf hinzuweisen, daß durch das Blut des Messias alle Sünden der ganzen Welt weggenommen werden sollten. Darum mußte es alle Jahre erneuert werden, um immer wieder an das Blut des Messias zu erinnern. Darum, wenn der gläubige Ismaelit das fließende Blut sahe, dachte er an das Blut des Messias; wenn er den Hohenpriester sich nähern sahe mir dem Blute, so dachte er an das Blut des Sohnes Gottes, das Gott mit der Welt versöhnt. Sehet, darum wurde dies Opfer jährlich wiederholt, damit die Israeliten immer wieder an den Messias erinnert würden, in dem wir und sie allein wahren Frieden und Vergebung der Sünden finden können. Jedenfalls aber zeigte der heilige Geist damit an, daß noch nicht geoffenbaret wäre der Weg zur Heiligkeit, so lange die erste Hütte stände, sondern daß diese Opfer nur ein Vorbild auf Christum wären, bis Er selbst erschiene und damit diese vorbildlichen Opfer aufhören würden. Da sehen wir auch wieder die Grundlehre der ganzen heiligen Schrift: Willst du selig werden, so glaube an den HErrn Jesum Christum, denn das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, macht uns rein von aller Sünde. Das gilt also sowohl für die im alten als im neuen Testamente. Also alle Opfer, und auch dieses am großen Versöhnungstage, welche ja wiederholt werden mußten, deuteten darauf hin, daß der Weg zur Heiligkeit noch nicht geoffenbaret war, sondern daß noch etwas Höheres nachkommen sollte. Darum sagt der Apostel: Diese Hütte mußte zu derselben Zeit ein Vorbild sein, in welcher Gaben und Opfer geopfert wurden, und konnten nicht vollkommen machen nach dem Gewissen den, der da Gottesdienst thut. Also die erste Hütte ist nur ein Vorbild, nicht das Wesen selbst, sie soll nur auf das Wesen hinweisen und hindeuten. Es wurden in der ersten Hütte wohl Gaben und Opfer geopfert, aber sie konnten nicht vollkommen machen den, der Gottesdienst thut. Gesetzt den Fall, es märe da ein Mensch hingetreten, der hätte für seine Sünde, Mord oder Diebstahl Opfer gebracht, um die Sünde zu versöhnen. Er hätte etwa ein Schaf gebracht, und der Priester hätte das Schaf geschlachtet und mit seinem Blute den sündigen Menschen besprengt; hätte der Mensch sagen können: Das Blut des geschlachteten Thieres hat meine Sünden weggenommen? Es ist unmöglich. Wenn er dies hätte sagen wollen, so hätte er gegen sein eigenes Gewissen angehen müssen, welches ihn eines Andern belehrt hätte. Die Opfer hatten keine Kraft, von Sünden zu reinigen; sie konnten nur hinweisen auf das Blut des Sohnes Gottes, auf das Opfer Jesu Christi, welches das Gewissen reinigen kann. So war es auch mit den andern Opfern; denn es waren nicht bloß blutige Opfer, es gab auch Opfer von Speise und Trank, die nannte man Speisopfer. Ferner gab es Opfer, die mit mancherlei Taufen verbunden waren; zu solchen Waschungen und Reinigungen war ja das eherne Meer. Aber, sagt der Apostel, das waren nur äußerliche Reinigungen. Wurde Jemand gewaschen und getauft im ehernen Meer, so konnte ihn das nicht reinigen, sondern nur hinweisen auf die Taufe Jesu Christi, dadurch er rein werden konnte von Sünden. Mochten es also Opfer sein von Blut, Speisen oder Taufen, sie wiesen nur bin auf Christi Taufe, Abendmahl und Blutvergießen. Das ist der Grund, warum jeder gläubige Israelit mit solcher Sehnsucht auf den Messias wartete und es zu seinem täglichen Gebete machte, daß der Messias doch kommen möchte. Nun sagt der Apostel gleichsam triumphierend: Nun ist Christus aber gekommen, daß Er sei ein Hoherpriester, der zukünftigen Güter, durch eine größere und vollkommnere Hütte, die nicht mit der Hand gemacht ist, das ist, die nicht also gebauet ist. Das ist aber der wahrhastige Hohepriester, der die zukünftigen Güter gibt, nämlich: Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit. Sehet, das sind die zukünftigen Güter, die wir haben sollen. Schon im alten Testamente sind sie verkündigt, in Christo sind sie erschienen und durch den heiligen Geist werden sie uns täglich mitgetheilt. Nun schauen wir, was die Väter im alten Testamente hofften, Jesum, der Sein Blut für uns vergossen hat, der durch Sein eigenes Blut einmal in das Heilige gegangen ist und hat eine ewige Erlösung erfunden. Sein eigenes Blut ist Gottes Blut, das ist die Versöhnung für die Sünden der ganzen Welt. Ströme von Thierblut können nicht, was ein Tropfen Gottesblut vermag, nämlich die Sünden der ganzen Welt versöhnen. Mit diesem Blute ist Er eingegangen in das Heilige, auf daß Alle, die an Ihn glauben, Vergebung der Sünden und ein ewiges Leben haben sollen. Jesus ist der Hohepriester der zukünftigen Güter, Er theilt mit Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit. Mit Seinem Blute ist Er eingegangen in das Heilige, das nicht mit Händen gemacht ist, und alle Sünde ist getilget durch das Blut Jesu Christi und es schreiet noch fortwährend für uns: Barmherzigkeit, Barmherzigkeit! - Wir brauchen also nur zu glauben an Christi Blut, so haben wir die zukünftigen Güter, deren Hoherpriester Jesus Christus ist. Gott der HErr gebe uns Allen Seinen heiligen Geist, daß Er in uns den Glauben anfange, stärke und mehre, so haben wir in der Wirklichkeit, wornach die Gläubigen des alten Testaments sich täglich sehnten, nämlich: Nicht bloß ein Schattenwesen und äußerliche Reinigkeit, sondern das wahre Wesen und die rechte Reinigkeit der Seelen, Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit in dem Blute Jesu Christi unsers HErrn, Amen.

Vers 13-28.

Denn, so der Ochsen und der Böcke Blut, und die Asche von der Kuh gesprenget, heiliger die Unreinen zu der leiblichen Reinigkeit; wie vielmehr wird das Blut Christi, der sich selbst ohne allen Wandel durch den Heiligen Geist Gott geopfert har, unser Gewissen reinigen von den todten Werken, zu dienen dem lebendigen Gott? Und darum ist Er auch ein Mittler des neuen Testaments, auf daß durch den Tod, so geschehen ist die Erlösung von den Uebertretungen, die unter dem ersten Testament waren, die, so berufen sind, das verheißene ewige Erde empfangen. Denn wo ein Testament ist, da muß der Tod geschehen deß, der das Testament macht. Denn ein Testament wird fest durch den Tod, anders hat es noch nicht Macht, wenn der noch lebet, der es gemacht hat. Daher auch das erste nicht ohne Blut gestiftet ward. Denn als Moses ausgeredet hatte von allen Geboten, nach dem Gesetz, zu allem Volk, nahm Kälber- und Bocksblut, mit Wasser und Purpurwolle und Ysop, und besprengte das Buch und alles Volk, und sprach: Daß ist das Blut des Testaments, das Gott euch geboten hat. Und die Hütte und alles Gerüche des Gottesdienstes besprengte er desselben gleichen mit Blut. Und wird fast alles mit Blut gereiniget nach dem Gesetz. Und ohne Blutvergießen geschiehet keine Vergebung. So mußten nun der himmlischen Dinge Vorbilder mit solchem gereiniget werden; aber sie selbst, die himmlischen müssen bessere Opfer haben, denn jene waren, Denn Christus ist nicht eingegangen in das Heilige, so mit Händen gemacht ist, (welches ist ein Gegenbild des wahrhaftigen) sondern in den Himmel selbst, nun zu erscheinen vor dem Angesicht Gottes für uns. Auch nicht, daß Er sich oftmals opfere, gleichwie der Hohepriester gebet alle Jahre in das Heilige mit fremden Blut. Sonst hätte Er oft müssen leiden vom Anfang der Welt her. Nun aber am Ende der Welt ist Er einmal erschienen, durch Sein eigenes Opfer die Sünde aufzuheben. Und wie den Menschen ist gesetzt einmal zu sterben, darnach aber das Gericht; also ist Christus einmal geopfert, wegzunehmen vieler Bünden. Zum andern Mal aber wird Er ohne Sünde erscheinen denen, die auf Ihn warten, zur Seligkeit.

Wir haben in dem Vorigen gesehen, daß das Thierblut und der alttestamentliche Gottesdienst keine wahre Reinigkeit und Heiligkeit geben konnten. Der Gottesdienst hatte nur eine äußerliche Heiligkeit und sollte nur ein geringes Abbild sein von dem Urbilde eines größeren und vollkommneren, wo Christus der Hohepriester ist. Was darum das Blut der Thieropfer nicht vermochte, das ist geschehen durch das Blut Jesu Christi. Die Thieropfer konnten nur hindeuten aus die Erlösung Jesu Christi, das Blut Christi hat die Erlösung aber vollbracht. So ist Christus, der wahre Hohepriester, durch Sein Blut die Ursache der ewigen Erlösung geworden. Wer an Ihn glaubt, der wird rein gewaschen von allen seinen Sünden. - Es gibt, sagt der Apostel nun, im alten und neuen Testament verschiedene Reinigkeiten und Unreinigkeiten. So gab es eine levitische Reinigkeit und Unieinigkeit. Es gab sehr viele Dinge, die den Menschen levitisch unrein machten, wo man aber vor Gott nicht unrein war, z. B. einen Todten anrühren, mit Aussatz behaftet sein, machte den Menschen levitisch unrein, oder irgend ein äußerliches Gesetz der Opfer-Ceremonie übertreten, machte sofort den Menschen levitisch unrein, ohne vor Gott unrein zu sein. Aber ein solcher levitisch unreiner Mensch mußte doch gereinigt werden; das geschah durch die Asche von der rothen Kuh. Die rothe Kuh wurde ganz zu Asche verbrannt, und diese Asche ward mit Wasser vermischt, damit die levitisch Unreinen besprengt und äußerlich gereinigt wurden, dabei aber der Mensch innerlich ganz derselbe blieb. Man kann nicht innerlich unrein werden, wenn man einen Todten berühret und ebensowenig geistlich gereinigt werden von Sünden durch die Asche von der rothen Kuh. Nun sagt der Apostel, das Blut Christi thut etwas ganz anderes: Es reinigt das Gewissen und gibt ein gutes Gewissen. Das kann keine Asche der rothen Kuh, sondern nur das Blut Christi thun. Er hat sich selbst ohne allen Wandel Gott geopfert durch den heiligen Geist. Sein Opfer ist allein rein und fleckenlos, ist ohne Wandel. Er hat dies Opfer nicht allein Seiner Menschheit nach gebracht, sondern auch nach Seiner Gottheit, in Kraft des heiligen Geistes. Sehet, darum hat Sein Blut auch die Kraft, uns zu reinigen von den tobten Werken, zu dienen dem lebendigen Gott. Das Blut Christi reinigt uns sowohl von den groben Sünden, als auch von den todten, selbstgerechten Werken. Denn wenn unser Gewissen erwacht, verklagt es uns nicht bloß wegen unseren groben Sünden, sondern auch als Heuchler wegen unserer selbstgerechten Werke. Davon kann nur Jesu Blut reinigen, daß wir darnach Gott recht dienen. Darum gibt es auch keinen Mittler außer Jesu, denn, sagt Luther: Es ist Keiner vom Himmel gekommen, es ist Keiner sonst Gott und Mensch, es hat Keiner sonst sein Blut für uns vergossen, darum gibt es keinen andern Mittler. Sollte das Testament, das Jesus mit uns gemacht hat, gelten, so mußte Er als Stifter des neuen Testaments sterben und durch Seinen Tod das Testament gleichsam versiegeln. Er wollte uns damit erlösen, von den Uebertretungen. Die Uebertretungen aber rühren vom ersten Testamente her, denn im ersten Testament war das Gesetz. Weil das Gesetz uns aber verdammte, so mußte Jesus uns erlösen vom Fluche des Gesetzes und nun können wir das verheißene ewige Erbe empfangen; denn durch Vergebung der Sünden, die wir in Jesu haben, steht uns der Himmel offen, der ohne Vergebung der Sünden uns verschlossen wäre. Darum also mußte Jesus sterben, daß das Testament versiegelt und ein unwandelbares werde. Das Testament, welches Christus mit dem Volke des neuen Bundes gemacht hat, damit es Vergebung der Sünden und das ewige Leben erlange, ist bestätigt worden und also versiegelt durch den Tod Jesu. Denn erst durch den Tod dessen, der das Testament gemacht, wird es bestätigt, da es ja erst nach seinem Tode Gültigkeit erlangt. Wenn Jemand ein Testament gemacht hat und es gefällt ihm nachher nicht, was er darin geschrieben hat, so kann er es vor seinem Tode noch wieder zurück nehmen. Darum aber ist das Testament des neuen Bundes so fest, weil es bestätigt ist durch den Tod unsers HErrn Jesu Christi. Dies begründet der Apostel noch näher: Denn ein Testament wird fest durch den Tod, anders hat es noch nicht Macht, wenn der noch lebet, der es gemacht hat. So ist es schon bei jedem Testament auf Erden; so lange der lebet, der es gemacht hat, gilt es nicht; erst durch den Tod gewinnt das Testament Gültigkeit. So ist es aber auch mit dem religiösen Testament, mit dem Testament des alten und neuen Bundes. Daher auch das erste nicht ohne Blut gestiftet ward, nämlich das im alten Bunde durch Gott gestiftete. Auch dies Testament konnte erst durch Blutvergießen bekräftigt werden: Denn nachdem Mose ausgeredet hatte von allen Geboten nach dem Gesetz, zu allem Volk, nahm er Kälber- und Bocksblut mit Wasser und Purpurwolle und Ysop und besprengte das Buch und alles Volk und sprach: Das ist das Blut des Testaments, das Gott euch geboten hat. Erst nachdem Mose ausgeredet hatte und Blut gesprengt, war es das Testament, das Gott durch ihn dem Volke gab. Ein Testament hat ja einen bestimmten Inhalt und ist an verschiedene Bedingungen geknüpft. Das Gesetz mit seinen verschiedenen Geboten hat die Bedingung, daß das Volk sich verpflichtete, Alles zu halten. Gott sagt zu dem Volk: Weil ihr Mein Volk heißet, so sollt ihr Mein Gesetz halten. Indem wir nun einen gegenseitigen Bund machen, daß Ich den Bund mache und ihr ihn haltet, so knüpft Ich die Verheißung daran: Ich will euch segnen, wenn ihr Mein Gesetz haltet; Ich will euch verfluchen, wenn ihr Mein Gesetz übertretet. Dazu sagte das Volk: Amen, d. h. daß es den Segen erben wollte, wenn es das Gesetz hielte und daß es den Fluch auf sich nehmen wollte, wenn es das Gesetz überträte. Nachdem Moses dies Alles ausgeredet hatte zu dem Volk, mußte das Testament durch Blut bestätigt werden. Darum nahm er Kälber- und Bocksblut, mit Wasser und Purpurwolle und Ysop und besprengte das Buch und alles Volk. Dies war nun weder Moses noch Gottes Blut, sondern Kälber- und Bocksblut; aber es sollte im alten Testament auch ja nur Thierblut sein, weil es auf Jesum Christum hinweisen sollte. So wurde also durch das Kälber- und Bocksblut das Testament bestätigt und das Volk sammt dem Buche, in welchem das Gesetz stand, mit Blut besprengt und damit durch Mose der Bund Gottes mit dem Volke Israel bestätigt. Gott bestätigte Seinen Bund, indem das Buch mit dem Blute besprengt wurde. Dabei sagte Gott: Das ist das Blut des Testaments, das Ich euch geboten habe. Dadurch ist das Testament bestätigt und an dem das geschehen ist, erkennt Gott Folgendes an: Eigentlich sollte Ich euer Blut fordern, weil ihr das Gesetz nicht gehalten habt; Ich begnüge Mich aber mit dem Blute des Opfers, das soll gelten für euer Blut, und darum soll euer Blut nicht vergossen werden. Werdet ihr aber aufhören, dem Gesetze gehorsam zu sein, so wird euch das Blut des geschlachteten Opferthieres verdammen, weil es vergebens vergossen ist. So ist es aber auch urbildsweise im neuen Testamente. Da ist das Blut Jesu Christi vergossen, um den Bund der Gnade zu bestätigen. Aber wenn wir das Blut nicht annehmen, oder mit andern Worten, wenn wir die Gnade, welche Gott .uns anbietet, verachten, so kommt uns das Blut Jesu nicht zu gute. Obgleich Alles durch das Blut geheiligt und gereinigt wird, so doch immer unter der Bedingung des Glaubens und Gehorsams. Darum ist die unverbrüchliche Bedingung der wahre Glaube und der kindliche Gehorsam. So ist es mit Allem. Auch die heilige Taufe macht von Sünden rein und wäscht sie ab, aber sie kommt nur dem Gläubigen zu gute. Das heilige Abendmahl nimmt die Sünden weg, aber es kommt nur den Gläubigen zu gut. Daher haben nur die Gläubigen Antheil an dem Blute Christi, weil sie es im Glauben annehmen und in Gehorsam Christo nachfolgen. -

So wie also durch Blut das Testament bestätigt ist, so wurde auch durch Blut alles Unreine und Irdische gereinigt. Darum sagt der Apostel: Und die Hütte und alles Geralde des Gottesdienstes besprengte er desselben gleichen mit Blut. Und wird fast Alles mit Blut gereiniget nach dem Gesetz. Denn ohne Blutvergießen geschiehet keine Vergebung. Wir lesen im alten Testamente, als die Stiftshütte fertig war, und alle Stücke zusammengefügt und aufgerichtet waren, da wurde sie eingeweiht. Es mußten aber alle Geräthe des Gottesdienstes mit Blut gereinigt werden und damit wurden sie aus dem gemeinen Gebrauche heraus in den heiligen Gebrauch genommen. Denn Einweihung ist nichts anderes, als etwas aus dem gemeinen Gebrauch in heiligen Gebrauch nehmen. Darum wird eine Kirche erst geweiht und dann zum Gottesdienst gebraucht. Darum werden Häuser, in denen Christen wohnen sollen, erst geweiht, dann mögen Christen darin wohnen. Das geschah im alten Testament Alles durch Besprengung mit Blut. Die Hütte, der Leuchter, der Tisch, die Bundeslade, die Kleider der Priester alles wurde mit Blut besprengt. Darum sagt der Apostel mit vollem Rechte: Und wird fast Alles mit Blut gereinigt nach dem Gesetz. Woher kommt das? Ohne Blutvergießen geschieht keine Vergebung. Jeder Mensch hat durch seine Sünden den Tod verdient, darum müßte eigentlich jeder sterben und getödtet werden. Wenn Gott nun will, daß dem Sünder die Sünden abgenommen und vergeben werden sollen, so ist das nur möglich durch Blutvergießen. Würde man aber dem Sünder sein Blut vergießen, so ist es aus mit ihm und er fährt in die Verdammniß; es muß also ein anderes Blut für ihn vergossen werden, wenn sein Blut gespart werden soll. Das geschah vorbildlich im alten Testament durch das Thierblut. Keine Sünde, sie sei wissentlich oder unwissentlich, mit Vorsatz oder ohne Vorsatz geschehen, kann ohne Blutvergießen vergeben werden. Das Einzige, wodurch die Sünde vergeben werden kann, ist aber das Blut Christi. Christi Tod für unfern Tod, Christi Blut für unser Blut, sonst ist keine Vergebung möglich. Es steht geschrieben: Die Seele ist im Blute. Sehet, die Seele thut eigentlich die Sünde, nicht der Körper, darum wird das Blut vergossen, weil die Seele im Blute wohnt. - Die Geräthe des Gottesdienstes waren Vorbilder der himmlischen Dinge, darum mußten sie auch mit Blut gereinigt werden. Der Tempel war das Vorbild von der Kirche und von dem himmlischen Tempel, darum mußte auch die Reinigung mit Blut geschehen. Der Leuchter war das Vorbild des Evangeliums, die Schaubrote waren ein Vorbild vom heiligen Abendmahl, der Rauchaltar vom Gebete der Gläubigen. Alle diese Geräthe wurden mit Thierblut gereinigt, aber die himmlischen Dinge mußten bessere Opfer haben und für die ist das Blut Christi. Dieses bestätigt der Apostel, indem er sagt: Denn Christus ist nicht eingegangen in das Heilige, so mit Händen gemacht ist, nicht in den irdischen Tempel, welcher ist ein Gegenbild des wahrhaftigen, sondern in den Himmel selbst, nun zu erscheinen vor dem Angesichte Gottes für uns. Wir sehen ja, als Christus gekreuzigt ist, da ist Er nicht in den Tempel gebracht, sondern außer der Stadt nach Golgatha. Er hat nicht Sein Blut in den Tempel gebracht, wie sonst der Priester das Blut des Opfers in den Tempel brachte; das Blut Christi ist das wirkliche Versöhnungsblut und konnte daher nicht zu den Vorbildern kommen. Er ist mit Seinem Blute in den Himmel eingegangen, zu erscheinen vor dem Angesichte Gottes für uns. Das Blut Christi schreiet nun um Barmherzigkeit für uns Alle, welches als Gottesblut die Kraft hat, die Sünden der ganzen Welt zu versöhnen. Das ist also der Mittelpunkt des Glaubens: Das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes macht uns rein von aller Sünde. Wir sind theuer erkauft, nicht mit vergänglichem Gold oder Silber, sondern mit dem theuren Blute Christi, als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes. Unsere Erlösung und Versöhnung ist durch das Blut Christi geschehen, das ist die Grundlehre der ganzen Bibel, das lehrt der Apostel auch hier. Ohne Blutvergießen geschiehet keine Vergebung, weil die Seele im Blute wohnt; darum mußte Jesus in den Himmel eingehen und Sein Blut vor Gott bringen zum Lösegeld für die Sünden der ganzen Welt. Darum sagt der Apostel, kann Jesus Sich nur einmal opfern, während der Hohepriester des alten Bundes alle Jahr in das Heilige gehen mußte. Denn der Hohepriester ging mit fremden Blut in das Heilige, als Erinnerung an Jesu Blut, das Er einst vergießen sollte. Darum mußte es alle Jahre wiederholt werden, weil es keine wirklich versöhnende Kraft hatte. Jesus aber braucht Sich nicht oftmals zu opfern, sondern Sein vollgültiges Opfer gilt vom Anfang bis zum Ende der Welt. Wäre Jesu Opfer wie das Opfer des Hohenpriesters, hätte Er auch alle Jahr leiden müssen, so wäre es ein sicheres Zeichen gewesen, daß Sein Opfer kein vollkommenes, sondern nur eine Erinnerung an das vollkommene Opfer gewesen wäre. Nun aber am Ende der Welt ist Er einmal erschienen, durch Sein eigenes Opfer die Sünde aufzuheben. Sein Opfer weist zurück auf die Sünde von Adam an bis auf Christum, und es erstreckt sich von Christo an bis auf das Ende der Welt für alle Sünde und ihre Greuel. Wir können uns also das Opfer, von Christo dargebracht, gar nicht groß und herrlich genug denken. Sehen wir auf die Person, so ist er der wahre Gott selbst, der die Welt geschaffen und regiert, die zweite Person in dem einigen, göttlichen Wesen. So viel größer nun als Gott größer ist als die Welt, soviel ist auch Sein Blut größer als die Welt, daß es die Sünde der Welt hunderttausend Mal wegnehmen kann, denn was sind alle Geschöpfe gegen ihren Schöpfer? Darum ist Sein Blut das allgenugsame Lösegeld für die Sünde der ganzen Welt; darum ist Er auch nur einmal erschienen, durch Sein eigenes Opfer die Sünden der Welt wegzunehmen. Und wie den Menschen ist gesetzt einmal zu sterben, darnach aber das Gericht: Also ist Christus einmal geopfert, wegzunehmen Vieler Sünden. Zum andern Mal aber wird Er ohne Sünde erscheinen denen, die auf Ihn warten zur Seligkeit. Es ist den Menschen gesetzt einmal zu sterben, darnach aber das Gericht. In diesen Worten zeigt uns der Apostel an: Die Unvermeidlichkeit des Sterbens um der Sünde willen und die Unvermeidlichkeit des Gerichts, ebenfalls um der Sünde willen. Weil die Menschen Sünder sind, müssen sie sterben und weil sie Sünder sind, müssen sie vor das Gericht. Auch das sehen wir aus dieser Stelle, daß nach dem Sterben keine Veränderung des Zustandes mehr sein wird, denn unmittelbar nach dem Sterben ist das Gericht; es ist da kein Zwischenzustand, darin die Menschen noch besser oder schlechter werden könnten. Wer sich also bekehren will, der thue es hier, nach dem Sterben kann er sich nicht mehr bekehren, dann folgt das Gericht. Das ist nicht das Weltgericht, sondern das Gericht über die einzelne Seele. Dann kommt es darauf an, ob du durch Christum gerechtfertigt bist oder nicht; bist du gerechtfertigt, so fällt das Gericht zu deinem Nutzen oder zu deiner Seligkeit aus, bist du nicht durch Christum gerechtfertigt, so fällt es zu deinem Schaden oder zu deiner Verdammnis aus. So ist Christus auch geopfert einmal, wegzunehmen Vieler Sünden; zum andern Mal wird Er ohne Sünde erscheinen denen, die auf Ihn warten zur Seligkeit. Auch bei Ihm hängt das Sterben mit dem zukünftigen Gericht zusammen. Er ist gestorben, um die Welt zu richten. Es steht ausdrücklich in der heiligen Schrift, daß Er die Welt richten soll, weil Er des Menschen Sohn ist. Er ist den Menschen ganz gleich geworden, nur nicht in der Sünde, darum kennt Er alle ihre Zustände, äußerlich und innerlich. Spricht Er die Menschen selig, so sind sie mit Recht selig gesprochen, verdammt Er die Menschen, so sind sie mit Recht verdammt, weil Er alle Zustände der Menschen sowohl innerlich als äußerlich recht beurtheilen kann. Bei dem Gericht kommt es aber lediglich darauf an, wie du dich zum Opfer Jesu Christi stellest. Hast du das Opfer, welches Er für dich gebracht hat, angenommen, so ist Er dir erschienen zur Seligkeit; hast du es aber nicht angenommen, wird Er dir erscheinen zur Verdammniß. Die auf Ihn warten, die wird Er richten zur Seligkeit; die gerne sähen, daß Er ausbliebe, die wird Er richten zur Verdammniß. Glaube du darum an den HErrn Jesum Christum, so wirst du gewiß selig. Denn alles was die Seligkeit betrifft, hängt- vom Glauben an Jesum ab. Aus Gnaden seid ihr selig worden durch den Glauben; und dasselbe nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; nicht aus den Werken, auf daß sich nicht Jemand rühme. Nur nach dem Glauben wird Er sehen, findet Er den bei dir, so bist du selig, findet Er ihn nicht, so gehörst du zu den Verdammten. Gott gebe uns Seinen heiligen Geist, daß wir das Opfer Christi im Glauben ergreifen, so wird Er uns erscheinen zur Seligkeit, weil wir im Glauben Seiner warten. Amen.

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