Harms, Ludwig – Der Hebräerbrief - Das 13. Capitel.

Harms, Ludwig – Der Hebräerbrief - Das 13. Capitel.

Vers l-8.

Bleibet fest in der brüderlichen Liebe. Gastfrei zu sein vergesset nicht; denn durch dasselbe haben Etliche, ohne ihr Wissen, Engel beherberget. Gedenket der Gebundenen, als die Mitgebundenen, und derer, die Trübsal leiden, als die ihr auch noch im Leibe lebet. Die Ehe soll ehrlich gehalten werden in Allen, und das Ehebett unbefleckt; die Hurer aber und Ehebrecher wird Gott richten. Der Wandel sei ohne Geiz; und lasset euch begnügen an dem, das da ist. Denn Er hat gesagt: Ich will dich nicht verlassen, noch versäumen. Also, daß wir dürfen sagen: Der HErr ist mein Helfer; und will mich nicht fürchten. Was sollte mir ein Mensch thun? Gedenket an eure Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben, welcher Ende schauet an, und folget ihrem Glauben nach. Jesus Christus, gestern und heute, und derselbe auch in Ewigkeit.

Nachdem der heilige Apostel Paulus im 12. Capitel die Herrlichkeit des ewigen und unbeweglichen Erbes beschrieben hat, welches die Christen haben sollen, wenn sie ihren Lauf vollendet haben, so fügt er nun im letzten Capitel einige Ermahnungen hinzu und zeigt: So wandeln, so leben Christen, deren Ziel der Himmel ist. Diese Ermahnung zu einem christlichen Wandel wollen wir nun nach einander durchnehmen. Er sagt zuerst: Bleibet fest in der brüderlichen Liebe. Das ist es, was in allem unserm Wandel die Hauptsache sein muß, weßhalb auch die heilige Schrift über alle Gebote der zweiten Tafel das Wort stellt: Du sollst deinen Nächsten lieben als dich selbst. Wer dieses Wort erfüllt, der erfüllt sicherlich alle Gebote der zweiten Tafel. Die brüderliche Liebe ist das Kennzeichen des wahren Christenthums. Wo sie fehlt, da ist kein Glaube und darum kein Christenthum. Wo du sie findest, da findest du auch den wahren Glauben. Wie eng Glauben und Liebe miteinander verbunden sind, das zeigt der Apostel Johannes mit den Worten: Wer den liebt, der ihn geboren hat, der liebt auch den, der von ihm geboren ist. Wer Vater und Mutter lieb hat, der muß auch seine Brüder und Schwestern lieb haben; wer gegen sie lieblos ist, der hat auch seine Eltern nicht lieb. So ists auch im Geistlichen. Gott ist unser Vater, die Christen sind unsere Brüder und Schwestern. Lieben wir unsern himmlischen Vater, der uns durch die heilige Taufe zu Seinen Kindern gemacht hat, so müssen wir auch unsere Mitchristen lieben, die ebenfalls Gottes Kinder sind. Prüfet euch an diesem Stücke, und ich weiß, wer es aufrichtig von uns meint, dem muß dies Wort: Bleibet fest in der brüderlichen Liebe, wie ein Schwert durch die Seele gehen. Wie wenig Liebe findet man doch unter den Christen, sie beißen und fressen, sticheln und stacheln lieber, und weil sie keine Liebe zu den Brüdern haben, so fehlt auch die Liebe zu Jesu, sie lieben sich selbst. Wollt ihr solche Leute sein, die nach dem himmlischen Zion pilgern, so müßt ihr fest in der brüderlichen Liebe bleiben. Als Joseph seine Brüder heimschickte, daß sie seinem Vater die Freudenbotschaft bringen sollten: Dein Sohn Joseph lebt noch, da gab er ihnen die Ermahnung mit: Zanket nicht auf dem Wege. Diese Ermahnung gilt euch auch, die ihr nach dem himmlischen Zion pilgert: Beißet und fresset euch nicht, sondern habt Liebe unter einander. Der Apostel sagt weiter: Gastfrei zu sein vergesset nicht; denn durch dasselbe haben Etliche, ohne ihr Wissen, Engel beherbergt. Unsere brüderliche Liebe müssen wir beweisen durch die That. Klopft nun ein Bruder an unsere Thür, ist es da recht, daß wir ihn zurückweisen? Herberget gern sagt Paulus Röm. 12. Insonderheit sollen wir das gern thun bei Denjenigen, die gekommen sind Gottes Wort zu hören, oder die ihres Christenthums wegen verfolgt werden, oder die in Jammer und Noth sind. Sind wir dem Worte des Apostels gehorsam, da können wir noch Erfahrungen machen, wie Abraham sie einst gemacht hat im Haine Manne. Er hat nicht bloß Engel, sondern den HErrn Jesum beherbergt. Die beiden Engel gehen dann weiter nach Sodom, aber sie stehen auf der Straße, Keiner will sie in sein Haus nehmen. Da kommt Lot und beherbergt sie. Er weiß nicht anders, daß es fremde Männer sind und siehe, es sind Engel, die ihn aus der dem Untergange geweiheten Stadt erretten sollen. Wenn du jetzt Christenleute aufnimmst in dein Haus, so beherbergst du nicht bloß Engel, da jeder Christ seinen Engel bei sich hat, sondern du nimmst den HErrn Jesum selber auf, der auch zu dir sagen will: Was du an einem Meiner geringsten Brüder gethan hast, das hast du Mir gethan; und das sollte dir nicht eine Lust und Freude sein? Was ist es denn, das so viele Christen hindert am Herbergen? Was es ist? Lieblosigkeit, Eigennutz, Bequemlichkeit, das kostet sie zu viel; aber das sind doch keine Gründe, die den wahren Christen vom Herbergen abhalten können. Der Apostel fährt fort: Gedenket der Gebundenen, als die Mitgebundenen, und derer, die Trübsal leiden, als die ihr auch noch im Leibe lebet. Unsere Zeiten sind anders als jene, da Paulus dies schrieb. Damals war es etwas Alltägliches, wenn Jemand um seines Christenthums willen ins Gefängniß geworfen oder in Ketten und Banden gelegt wurde. Geschah das nun, wie sollten sich die andern Christen gegen ihre gefangenen Brüder benehmen? Sollten sie sich aus Furcht verkriechen? Sollten sie ihren Glauben abschwören, oder doch wenigstens Verstecken damit spielen? Sollten sie thun, als ob sie die Gebundenen nicht kennten, auf daß ihnen nicht ein Gleiches geschähe? Nein, sagt der Apostel, sondern ist Jemand gebunden um des Christenthums willen, so sollt ihr das ansehen, als ob ihr auch gebunden wäret. Ist die Folge auch davon, daß sie euch ins Gefängniß schleppen, so sollt ihr euch freuen, daß ihr um des HErrn willen leiden dürft. Eine größere Ehre gibt es nicht. Das haben die Christen treulich gethan. Man liest in der Kirchengeschichte, die zugleich eine Märtyrergeschichte ist, daß die Gefängnisse Tag und Nacht belagert waren; von wem? Von den Christen. Durften sie auch nicht in die Gefängnisse, so sprachen sie durch die Fenster, oder erhoben einen lauten Gesang, um die Gefangenen zu trösten und zu stärken. Wurden sie dann auch ins Gefängniß geworfen, so freueten sie sich, daß sie um des HErrn willen Schmach leiden dursten. War es ihnen möglich, so wurden die Gefangenen auch leiblich erquickt. Oeffentlich wurde in der Kirche für sie gebetet und sonderlich im Hause. Daher kam es, daß die ersten Christen so unüberwindlich waren, daß so selten einer den HErrn Jesum verleugnete. Wenn mein Bruder Trübsal leidet, so fühle ich das auch nach dem Worte des Apostels: Wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit. Wird also ein Christ von Kreuz und Widerwärtigkeit betroffen, so strecken alle Christen ihre Hände aus zum Helfen. Wird Einer krank, die Christen besuchen, erquicken und trösten ihn. Hat Einer Mangel, die Christen geben von ihrem Ueberflusse. Die helfende Liebe der Christen muß immer bei der Hand sein. Trifft heute die Trübsal Jenen, kann sie morgen dich nicht treffen? Hast du dem Bruder nicht geholfen, ihn nicht getröstet, was willst du für Hülfe und Trost erwarten? Steht nicht geschrieben: Mit dem Maaße, mit welchem ihr messet, wird man euch wieder messen? Weiter: Die Ehe soll ehrlich gehalten werden bei Allen, und das Ehebett unbefleckt; die Hurer aber und Ehebrecher wird Gott richten. Der HErr, unser Gott, hat den Ehestand eingesetzt. Gott hat Mann und Frau zusammengegeben, diese beiden haben sich vor Gott den Eid der Treue geschworen. Darum ist es eine so scheußliche Sünde, - ich kenne keine scheußlichere - wenn Eheleute ihren Eid brechen und Ehebrecher werden. Sie sind weiter nichts wie meineidige Schurken und solche Hurer und Ehebrecher wird Gott richten. Und meine Lieben, braucht der Apostel den Christen dies Gebot nicht zu geben? Sind das Sünden, die in der Christenheit nicht mehr vorkommen? Ich sage euch, unter den Christen sind viele Ehebrecher, die, wie die Schrift sagt, in ihrer Brunst umherlaufen wie die tollen Hengste. Wo sie nur ein Mädchen oder eine Frau finden, mit der sie huren können, da stöhnen sie dieser Sünde; die Huren werden ordentlich für Geld gehalten. Man trifft so manche Familien, wo nichts vorwärts will, Alles geht den Krebsgang. Wenn euch Gott die Augen öffnete, dann würdet ihr finden, daß Ehebruch der Bann ist, der auf der Familie ruht. Da treiben die Leute Ehebruch und dann gehen sie hin und wischen sich das Maul und sagen: Wer weiß es? Aber Gott weiß es, der hat es gesehen, Er wird die Hurer und Ehebrecher richten. Vielleicht stellt dich Gott hier noch an den Pranger; aber thut Er das auch nicht, so wird doch am jüngsten Tage Alles offenbar werden. Weiter: Der Wandel sei ohne Geiz; und lasset euch begnügen an dem, das da ist. Denn Er hat gesagt: Ich will dich nicht verlassen, noch versäumen. Darum fürchten wir uns auch nicht, denn wir dürfen sagen: Der HErr ist mein Helfer; und ich will mich nicht fürchten. Was sollte mir ein Mensch thun? Unser Wandel soll ohne Geiz sein. Ihr wißt ja alle, was das Geld für ein herrschender Götze ist in dieser Welt, und Geld sammeln gegen Gottes Willen, das ist der Geiz. Diesen Geiz findet man weit und breit in der ganzen Christenheit, einige dienen ihm ohne Wissen, die andern mit Wissen. Viele Geizhälse lügen sich vor, daß sie nicht geizig seien, ihren Geiz nennen sie edle Sparsamkeit und sie ziehen ihm ein schönes Kleid an. Führt nicht das Geld fast allenthalben das Regiment? Ich will nehmen, da ist ein frommer ehrbarer Christ, aber Geld hat er nicht, gilt der was? Nun ja, man läßt ihn passiren, das ist aber auch Alles. Da ist aber ein reicher Mann, der viel Geld hat, vor dem dienern Alle, der gilt zehn Mal mehr als der Arme, selbst dann noch wenn er gottlos ist. Nicht Frömmigkeit gibt Ansehen und Ehre, sondern der Reichthum. Der Geiz ist nicht nur eine Sünde, sondern die Wurzel vieler Sünden. Ich weiß keine Sünde, der der Geiz nicht das Wort redet. Wenn der Geizige zwei Pfennige gewinnen kann, so kann er darum lügen. Er kann den Hungrigen vor seiner Thür sehen und den Leidenden im Elend, aber er hilft nicht, obgleich er Kisten und Kasten voll hat. Er ist mit dicken Ketten an sein Vermögen gebunden. Bei dem wahren Christen ist es anders, er läßt sich begnügen an dem, was da ist. Dem Christen verbietet der HErr das Sammeln von Schätzen. Wenn wir Nahrung und Kleidung haben, so sollen wir zufrieden sein; denn es ist offenbar, daß wir nichts mit auf die Welt gebracht haben und daß wir nichts mit hinausnehmen können. Ist es denn auch der Reichthum werth, daß man sich so sehr darum abmüht? Wahrlich nicht, denn mitnehmen kann man nichts davon, er kann uns nur den Abschied von dieser Welt sauer machen. Aber wenn du nun zufrieden bist mit dem, das da ist, wirst du da nicht mitunter Hunger und Kummer leiden müssen? Niemals, denn es steht geschrieben: Ich will dich nicht verlassen, noch versäumen. Einen solchen Gott hast du, deß tröste dich. Aber du mußt auch das Deine thun, mußt treulich beten und fleißig arbeiten, dann thut Gott auch das Seine. Darum sollen wir sagen: Der HErr ist mein Helfer, ich will mich nicht fürchten; was sollte mir ein Mensch thun? Ist der nicht reich genug, deinen Hunger zu stillen, deinen Leib zu kleiden, der dir das Leben gegeben hat? Und ob du die ganze Welt zum Feinde hättest, dennoch wird dich dein Gott versorgen. Elias von Allen verlassen, war dem Hungertode nahe, da sendet ihm Gott Speise durch Raben und die Wittwe zu Zarpath mußte ihn versorgen. Gott kann die Frommen nicht umkommen lassen. Versorgt Er doch Seine Feinde, sollte Er denn nicht Seinen Kindern ein Gleiches thun? Weiter: Gedenket an eure Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben, welcher Ende schauet an, und folget ihrem Glauben nach. Zwischen Predigern und Gemeinen soll die innigste Verbindung des Glaubens und der Liebe sein, und wo wir diese Verbindung finden, da steht es gut, da kann der Teufel nicht viel ausrichten. Wird dies Glaubens- und Liebesband erst gelockert, dann ist die feste Burg dahin, und von allen Seiten kann der Satan eindringen in die Gemeine. In herzlicher Liebe soll die Gemeine ihrer Prediger gedenken, anschauen soll sie ihr Ende, nachfolgen ihrem Wandel, dann steht sie mit ihm in der rechten Gemeinschaft, auch dann noch, wenn er lange schon eingegangen ist in die ewige Ruhe. Diese Gemeinschaft geht noch weiter, sie schlingt sich auch um den, der das Haupt der Kirche ist, darum sagt der Apostel zum Schluß: Jesus Christus, gestern und heute, und derselbe auch in Ewigkeit. Amen.

Vers 9-16.

Lasset euch nicht mit mancherlei und fremden Lehren umtreiben; denn es ist ein köstliches Ding, daß das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade, nicht durch Speisen, davon keinen Nutzen haben, die damit umgehen. Mir haben einen Altar, davon nicht Macht haben zu essen, die der Hütte pflegen. Denn welcher Thiere Blut getragen wird durch den Hohenpriester in das Heilige für die Sünde, derselben Leichname werden verbrannt außer dem Lager. Darum auch Jesus, auf daß Er heiligte das Volk durch Sein eigenes Blut, hat Er gelitten außen vor dem Thor. So lasset uns nun zu Ihm hinausgehen, außer dem Lager, und Seine Schmach trägen. Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir. So lasset uns nun opfern, durch Ihn, das Lobopfer Gott allezeit; das ist, die Frucht der Lippen, die Seinen Namen bekennen. Wohl zu thun und mitzutheilen vergesset nicht; denn solche Opfer gefallen Gott wohl. An das Wort: Jesus Christus, gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit knüpft der heilige Apostel die Mahnung: Lasset euch nicht mit mancherlei und fremden Lehren umtreiben; denn es ist ein köstliches Ding, daß das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade, nicht durch Speisen, davon keinen Nutzen haben, die damit umgehen. Es steht dieser Vers im genauen Zusammenhange mit dem vorigen. Wir fragen zuerst: Was sind mancherlei oder fremde Lehren? Denkt zurück an den Vers: Jesus Christus, gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit, damit ihr die Lehren erkennen könnt, davor der Apostel warnt. Das sind nämlich die Lehren, die in gar keiner Beziehung zu Jesu stehen. Bei solchen Lehren soll der Christ sagen: Was soll ich mit dem Zeug, das nützt nicht zur Seligkeit, weil es nicht von Jesu handelt. Das ist nicht die rechte Predigt, die nicht von Jesu handelt, das ist nicht die rechte Lehre, darin Jesus nicht vorkommt. Hört ein Beispiel. Zu jener Zeit wurde viel darüber gestritten, ob die Christen Fleisch essen dürften, ob sie sich noch beschneiden lassen sollten. Aber sagt mir, was hat das mit dem HErrn Jesu zu thun? Gar nichts. Darum weg damit, das sind fremde Lehren, die den Christen nichts angehen. Wenn irgend eine fremde Lehre euch gebracht wird, wenn Menschen euch dazu überreden wollen, so fragt nur: In welcher Beziehung steht diese Lehre zu Christo? und hat sie zu Christo keine Beziehung, dann sagt: Packe dich, das Zeug nutzt nichts, ich habe keine Zeit dazu. Durch mancherlei und fremde Lehren wird das Herz verwirrt und darin besteht eben das Gefährliche derselben; über solche Neuigkeiten wird das Eine, was noth ist, vergessen. In unserer Zeit wird so viel gestritten über das tausendjährige Reich, die Einen sagen: Ja es kommt noch; die Andern sagen: Nein, es kommt nicht. Fragt ihr mich: Was sagst du dazu? so antworte ich: Was hat das tausendjährige Reich mit Jesu und der Seligkeit zu thun? Darum packe dich mit deinem tausendjährigen Reiche, ich habe genug daran, wenn ich den HErrn Jesum habe und selig werde. Wir Lutheraner sind gut daran, wir haben den kleinen lutherischen Katechismus, der Alles enthält, was noth ist zur Seligkeit und den ein jeder lutherische Christ auswendig wissen soll. Kommt nun eine fremde Lehre zu dir, so prüfe sie an deinem kleinen Katechismus und findest du dieselbe darin, dann nimm sie an und freue dich darüber; findest du sie aber nicht darin, so sage dem, der sie dir bringt: Das will ich den Gelehrten überlassen, daß die sich die Zähne daran ausbeißen können, ich will bei dem bleiben, was noth ist zum heiligen Leben und seligen Sterben. Bleibst du bei dem kleinen Katechismus, saugst du daran, wie ein Kind an der Mutter Brust, dann wird dein Herz fest und mit solchem festen Herzen unterscheidest du auf den ersten Blick, was noth ist zur Seligkeit, und was nicht noth dazu ist, dann kannst du siegreich die Seltner, die dich verführen wollen, aus dem Felde schlagen. Lasset das, meine Lieben, eure tägliche Weise sein, daß ihr Gottes Wort mit Gebet leset, nehmet aber auch jeden Tag euer Gesangbuch vor euch, denn das Gesangbuch ist weiter nichts als Gottes Wort in Versen und nehmet vor euch jeden Tag euren Katechismus und meinet ja nicht, daß der bloß ein Buch für Kinder ist. Der Mann, der der Lehrer Deutschlands genannt wird, Melanchthon, sagt: Täglich sauge ich an Luthers Katechismus. Thut ihr das treu, so werdet ihr fest werden durch Gottes Gnade und kein Satan kann euch euren Glauben rauben. Streitet ihr aber um Sachen, die euch nichts angehen, z. B. ob man Fleisch oder Kraut essen soll, so zersplittert ihr eure Kraft, und kommt nicht weiter. Darum sagt der Apostel: Nicht durch Speisen, davon keinen Nutzen haben, die damit umgehen rc.; und daran knüpft er dann weiter den Unterricht, daß die Christen nichts mehr zu thun haben mit dem Judenthum. Er sagt: Wir haben einen Altar, davon nicht Macht haben zu essen, die der Hütte pflegen. Die Hütte, das ist die Stiftshütte oder der Tempel zu Jerusalem, und die der Hütte pflegen, das sind die Priester und die Juden überhaupt. Nun sagt der Apostel: Wir haben einen Altar, von dem die Juden nicht essen dürfen, das ist der Altar der christlichen Kirche, wo uns Jesu Leib und Blut zu essen und zu trinken gegeben wird. Diese Speise und diesen Trank dürfen nur die Christen genießen, sonst weder Juden noch Heiden. Daraus sehet ihr, daß die christliche Religion nur allein die seligmachende ist. Das bezeugt auch der Apostel Petrus Ap.-Gesch. 4: Es ist in keinem Andern Heil, ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, darinnen sie können selig werden, als allein der Name Jesus Christus. Es ist daher unmöglich, daß ein Jude als Jude, ein Heide als Heide, ein Türke als Türke, ein Abendmahlsverächter als Abendmahlsverächter selig werden kann, denn die ersteren dürfen nicht von unserem Altar essen, und letztere wollen es nicht. O da bedenket recht, welche Gnade und Seligkeit euch als Christen gegeben ist, ihr habt Macht von dem Altar des neuen Testaments zu essen, ihr habt Macht selig zu werden; für Vieles habt ihr Gott zu danken, aber hierfür am allermeisten. Darum müßt ihr aber auch eure Kirche so hoch und theuer achten, daß ihr Gut und Blut dafür hingeben könnt. Der Apostel fährt fort: Denn welcher Thiere Blut getragen wird durch den Hohenpriester in das Heilige für die Sünde, derselben Leichname werden verbrannt außer dem Lager. Darum auch Jesus, auf daß Er heiligte das Volk durch Sein eigenes Blut, hat Er gelitten außen vor dem Thor. Wenn ein Thier bei den Juden geopfert und das Blut dieses Thieres in das Allerheiligste getragen wurde, so brachte man den Leichnam desselben vor das Lager, um ihn daselbst zu verbrennen. So ist's auch mit dem HErrn Jesu. Sein Blut sollte in das Allerheiligste des Himmels gebracht werden, um dort zu erscheinen für uns, um uns mit Gott zu versöhnen, aber Sein Leib mußte vor die Stadt gebracht werden, Er durfte nicht in der Stadt, nicht beim Tempel getödtet werden, sondern auf Golgatha. Was folgt daraus für uns? So lasset uns nun zu Ihm hinausgehen außer dem Lager, und Seine Schmach trägen. Damit will der Apostel sagen: Ihr Juden, wollt ihr selig werden, so verlasset euer Heiligthum und eure Stadt, denn damit hat Christus nichts mehr zu thun, geht zu Ihm und nehmet Seine Schmach auf euch. Doch das sagt der Apostel auch uns, daß wir Christi Schmach trägen sollen. Denn Christus ist heute noch der von aller Welt Geschmähete und Verachtete. Viele Christen halten es jetzt für eine Ehre, wenn sie zu den Aufgeklärten gehören, wenn sie den HErrn Jesum noch einmal mit ihren Händen zerreißen und mit ihren Füßen zertreten können. Bist du ein treuer Christ, so hält dich die Welt für einen Narren und Verrückten, sie verspottet und verhöhnt dich und wischt ihre Füße an dir ab. Ja blutige Verfolgungen werden kommen und zur Tageslosung gehören, und die Verfolger werden meinen, daß sie Gott einen Gefallen damit thun, wenn sie die Christen tödten. Bist du ein wahrer Christ, so schreckt dich das nicht; du schauest deinen HErrn und Meister an, der auf Golgatha gekreuzigt ist, du schauest die heiligen Apostel an, die auch den Märtyrertod erlitten haben. Wenn du die Kirchengeschichte liesest, was findest du da? Die Juden, Heiden und Ungläubigen haben die wahren Christen verfolgt und getödtet, so daß die Märtyrer nach Millionen zu zählen sind. Diese Schmach Christi mußt du auch auf dich nehmen, und zwar willig und gern, es muß dir eine Ehre sein zu leiden, wie Christus, die Apostel und die Märtyrer gelitten haben. Kannst du das mit Freuden, so hast du darin ein Kennzeichen, daß du ein wahrer Christ bist, Solches Leiden wird auch nicht schwer, denn: Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir. Wie lange währt unser Leben auf dieser Erde? Moses sagt im 90. Psalm: Höchstens siebenzig bis achtzig Jahre. Was sind die gegen die lange Ewigkeit? Gar nichts. Und ein paar lumpige Jahre wolltest du nicht für Jesum leiden, um ein paar lumpiger Jahre willen wolltest du Jesum verleugnen? Aber wenn sie mich gleich tödten? sagst du. Nun das kann dir nicht schwer sein, denn desto eher kommst du zu Jesu und das muß dich nur freuen, desto eher kommst du in die himmlische Heimath. Der Weg in die ewige Heimath ist dem Christen das liebste, das Bleiben in der Pilgrimschaft das Schwerste. Darum sagt er: Ich habe Lust abzuscheiden und bei Christo zu sein. Der Märtyrertod wird dem Christen nicht schwer, denn der bringt ihn in die ewige Heimath. Und welch eine Seligkeit ist dort! Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was in keines Menschen Herz gekommen ist, das hat Gott bereitet denen, die Ihn lieb haben. Wenn man täglich den sauren Kampf dieser Pilgrimschaft mit Satan, Welt und Fleisch auf den Schultern trägt und sieht die himmlische Heimath vor sich, dann freut man sich, daß der Apostel sagt: Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir. Einem solchen wird es aber auch nicht schwer, Jesu nachzufolgen. Steht nun unser ganzes Herz nach dem Himmel, so sollen wir das durch zwei Stücke beweisen: 1. wir sollen Gott Lob opfern, und 2. wir sotten uns im Wohlthun üben. Das soll der Beweis sein, daß wir den Himmel als unsere Heimath ansehen. Also 1. wir sollen Gott Lob opfern. Der Apostel sagt: So lasset uns nun opfern, durch Ihn, das Lobopfer Gott allezeit; das ist die Frucht der Lippen, die Seinen Namen bekennen. Die Schrift sagt: Ich glaube, darum rede ich; weß das Herz voll ist, deß geht der Mund über. Der HErr Jesus sagt: Wer Mich bekennt vor den Menschen, den will Ich wieder bekennen vor Meinem himmlischen Vater. Was der HErr also vor allen Dingen von uns verlangt, das ist das Bekenntnis? Seines heiligen Namens. Und das sollen wir thun mit fröhlichem Herzen, solch fröhliches Bekenntniß soll Gott ein Lobopfer sein. Wir bekennen schon dadurch den HErrn, wenn wir fleißig und treulich zur Kirche und zum heiligen Abendmahl gehen, das ist ein thatsächliches Bekenntniß. Doch das ist noch nicht genug, du mußt ihn auch mit deinen Lippen bekennen. Dein Heiland wird z. B. gelästert, da mußt du offen sagen, daß Du Ihn ehrest. Wenn Leute sagen, daß sie ihren Glauben über Bord geworfen haben, so mußt du ihnen zeigen, daß Jesus dein Heiland ist, daß Er wahrer Mensch und wahrer Gott ist, gelobt in Ewigkeit. So mußt du Jesum bekennen durch Wort und Wandel, aber auch im Leiden und Sterben, daß du getrost alle Trübsal und Ungemach trägst und mit Freuden eingehest zu der himmlischen Herrlichkeit. Und 2. wir sollen uns im Wohlthun üben. Der Apostel sagt: Wohlzuthun und mitzutheilen vergesset nicht; denn solche Opfer gefallen Gott wohl. Der wahre Christ soll seine Freude daran haben, daß er Gutes thue an den Armen, Kranken, Elenden, Verlassenen und besonders an den Heiden, daß er also mit seinen Liebesarmen die ganze Welt umfasse, und helfe und rette, wo es nöthig ist. Und das muß er thun aus Lust und Freude, nicht aus Zwang. Sind wir denn nicht alle Glieder an dem Leibe, von dem Christus das Haupt ist? So wie der Christ daran erkannt wird, daß er Jesum bekennt, obgleich die ganze Welt darüber spottet, so wird er nicht minder daran erkannt, wenn er Liebe übt gegen die Brüder und gegen die armen Heiden. Solches Bekennen und Liebeüben ist davon ein Beweis, daß Christus durch den Glauben in unserm Herzen wohnt und durch die Liebe fest eingewurzelt und gegründet ist. Amen. =====Vers 17-25.===== Gehorchet euren Lehrern, und folget ihnen; denn sie wachen über eure Seelen, als die da Rechenschaft dafür geben sollen, auf daß sie das mit Freuden thun, und nicht mit Seufzen, denn das ist euch nicht gut. Betet für uns. Unser Trost ist der, daß wir ein gutes Gewissen haben und fleißigen uns guten Wandel zu führen bei Allen. Ich ermahne euch aber zum Ueberfluß, solches zu thun, auf daß ich aufs schierste wieder zu euch komme. Gott aber des Friedens, der von den Todten ausgeführet hat den großen Hirten der Schafe, durch das Blut des ewigen Testaments, unsern HErrn Jesum, der mache euch fertig in allem guten Werk, zu thun Seinen Willen, und schaffe in euch, was vor Ihm gefällig ist, durch Jesum Christum; welchem sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. Ich ermahne euch aber, liebe Brüder, haltet das Wort der Ermahnung zu gute; denn ich habe euch kurz geschrieben. Wisset, daß der Bruder Timotheus wieder ledig ist; mit welchem, so er bald kommt, will ich euch sehen. Grüßet alle eure Lehrer, und alle Heiligen. Es grüßen euch die Brüder aus Italien. Die Gnade sei mit euch Allen! Amen.**

Der heilige Apostel hatte, wie wir zuletzt gehört haben, die Hebräer ermahnt, sie sollten dem HErrn Jesu nachfolgen von ganzem Herzen und Seine Schmach trägen; wenn sie das aber thun wollten, so müßten sie gänzlich herausgehen aus ihrem Lager und keine Gemeinschaft mit den Kindern der Welt mehr haben. Der Dank, den sie Jesu bringen sollten, bestehe darin, daß sie freimüthig Jesum bekannten und durch Werke der Barmherzigkeit bewiesen, daß die Liebe Gottes in ihrem Herzen wohne. Nun eilt er zum Schluß seines Briefes, den wir heute betrachten wollen. Er sagt: Gehorchet euren Lehrern, und folget ihnen; denn sie wachen über eure Seelen, als die da Rechenschaft dafür geben sollen; auf daß sie das mit Freuden thun, und nicht mit Seufzen, denn das ist euch nicht gut. Es pflegt unter den Christen häufig der Grundsatz zu gelten: Unser Pastor kann predigen, was er will, und wir wollen thun, was uns gefällt. Die Leute meinen, weil der Pastor keine Landdragoner hinter sich hat, die seinem Worte Geltung verschaffen, so können sie thun, was er sagt, und können es auch lassen. In einer Beziehung habt ihr Recht, es zwingt euch Niemand, dem Wort der Predigt gehorsam zu sein, dem Pastor stehen nicht Galgen und Rad, Henkersknechte und Scheiterhaufen zu Gebote, um die Ungehorsamen zu strafen, er soll nur bitten und ermahnen im Namen Gottes: Lasset euch versöhnen mit Gott. Aber ich frage: Brauchst du dem Pastor um deßwillen, weil er kein Amtmann ist, nicht zu gehorchen? Der Apostel sagt einfach: Gehorchet euren Lehrern. Seid ihr solche Freiherren, daß ihr dem lieben Gott nicht zu gehorchen braucht? Seid ihr ungehorsam, so habt ihr wohl von Galgen und Rad nichts zu furchten, aber weit schwerere Strafe ist euch gedroht. Gehorchet ihr euren Lehrern nicht, so verachtet ihr Gott, und Verächter Gottes können nicht selig werden. Weil du Gott verachtet hast, so wird Er dich wieder verachten; weil du Gottes Wort mit Füßen getreten hast, so wird dich Gott mit Füßen in die Hölle stoßen. Der HErr Jesus sagt: Wer euch, d. h. die Gottes Wort predigen, verachtet, der verachtet Mich. Da hast du zugleich die Antwort auf die Frage: Wer ist ein rechter Prediger? Nicht der ist ein rechter Prediger, der Menschen Wort, sondern M Gottes Wort predigt; und nicht dem ersten, sondern dem zweiten sollst du gehorsam sein. Prüfe recht, ob dein Pastor Gottes Wort predigt, und thut er das, so gehorche ihm, dann wirst du selig; gehorchst du ihm aber nicht, so gehest du verloren. Aber nicht nur die Pflicht, sondern auch die Liebe soll uns zum Gehorsam gegen unsere Lehrer treiben; denn der Apostel sagt: Gehorchet euren Lehrern, auf daß sie mit Freuden und nicht mit Seufzen Rechenschaft geben können über eure Seelen. Sorgt dein Prediger für deine Seele, als der sich bewußt ist, daß er Rechenschaft dafür geben soll am jüngsten Tage, kannst du ihn dann wohl verachten? Kannst du den betrüben, der dir Gottes Wort predigt und der dich so lieb hat, daß er sein Leben für dich lassen könnte? Bedenket weiter, gehorcht ihr ihm nicht, so muß er sein Amt mit Seufzen ausüben, - und das sollte euch gut sein? War es für Absalom gut, daß sein Vater David, war es für Judas gut, daß Jesus über ihn seufzen mußte? Gewiß nicht. Sollte es denn für euch gut sein, wenn euer Pastor über euch seufzen muß? Ebenso wenig. Diese Seufzer steigen empor zu Gott und holen Gottes Strafgerichte auf euch herab. Nach solcher ernsten Ermahnung fährt der Apostel nun fort: Betet für uns. Unser Trost ist, daß wir ein gutes Gewissen haben und fleißigen uns, guten Wandel zu führen bei Allen. Ich ermahne euch aber zum Ueberfluß, solches zu thun, auf daß ich aufs Schierste wieder zu euch komme. Der heilige Apostel war eben dazumal aus der zweijährigen Gefangenschaft zu Rom erlöset und hielt sich in Italien auf, von einer Gemeine zur andern reisend, und wartend auf Gelegenheit, daß er die andern Gemeinen in Asien auch besuchen könne. Nun ermahnt er die Hebräer zum Gebet, daß der HErr alle Hindernisse aus dem Wege räumen möge, dann wolle er hinüber kommen nach Asien. Sehet daraus, welch ein kindlicher Beter der Apostel ist. Er darf nicht bloß beten um Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit, sondern auch darum, daß er nach Asien hinüber könne, ja, daß das recht bald geschehen möge. Um das Kleinste darf der Christ bitten. Fehlen dir z. B. zwei Pfennige, so darfst du den HErrn eben so gut darum bitten, als um die ewige Seligkeit, und Gott wird dein Gebet erhören. Wenn ihr Hebräer treulich betet, will Paulus sagen, dann komme ich eher zu euch, und davon habt ihr sowohl den Segen, als ich. Merket euch, wer solche Zuversicht im Gebet haben will, der darf keine Brandmale im Gewissen haben. Darum sagt der Apostel: Unser Trost ist der, daß wir ein gutes Gewissen haben. Er will sagen: Könnten mir Gott und Menschen nicht bezeugen, daß ich einen guten Wandel führe, so könnte ich nicht so freudig beten. Darum hast du einen Bann auf deinem Herzen, so trachte darnach, daß der wegkommt, und ist der weg, dann bitte im Glauben was du willst, und Alles soll dir gegeben werden. Sehet z. B. den König David an, als er die scheußlichen Sünden des Mords und Ehebruchs begangen hatte, da werdet ihr finden, daß er mit völlig verhärtetem Herzen ein ganzes Jahr hinging, ohne zum Bewußtsein und zur Erkenntniß seiner Sünde gekommen zu sein, weßhalb er auch auf dem geraden Wege zur Verdammniß war. In dieser Zeit hören wir kein Gebet von ihm, wohl aber finden wir, daß er wie ein Teufel unter seinen Feinden gewüthet hat. Da half weiter nichts, der Bann mußte erst weg von seinem Herzen. Der Prophet Nathan kam und hielt ihm im Aufträge Gottes eine Bußpredigt, dem bekannte David seine Sünde, und die Vergebung der Sünden nahm den Bann weg von seinem Herzen. Nun konnte David wieder beten, und er betete den 51. Psalm. Oder Paulus verfolgte die Christen und meinte, Gott einen Dienst damit zu thun; aber er verhärtete sich dadurch gegen den HErrn, also daß der HErr ihn in Seiner Reichsarbeit nicht brauchen konnte. Erst als der Bann, der dadurch auf ihn gekommen war, weggenommen wurde durch Vergebung der Sünden, erst da konnte ihn der HErr zum Missionar unter den Heiden gebrauchen. Oder du bist mit deinem Nächsten in Streit gerathen, was ja so leicht zwischen Männer und Weiber kommen kann, und ihr Kettet und beißt euch nun fortwährend. Sollte unter solchen Umständen wohl Gottes Segen auf eurem Thun ruhen können? Ehe der Bann der Unversöhnlichkeit nicht fort ist, hilft dir dein Beten, Kirchengehen und Bibellesen gar nichts. Darum dankt der Apostel mit solcher Freudigkeit dem HErrn, daß er ein gutes Gewissen habe. Dabei fällt ihm aber nicht ein, daß er kein armer Sünder sei. Hat jemals Jemand vor Gott täglich als ein armer Sünder gestanden, so ist es der Apostel Paulus gewesen. Aber trotz seiner täglichen Buße kann er sagen: HErr, das weißt du, mit Wissen und Willen habe ich nichts gegen Deine heiligen Gebote gethan. Nur ein solcher Christ kann mit voller Zuversicht der Erhörung beten, wie man das deutlich bei einem Kinde sehen kann. Hat das Kind etwas ausgefressen, so hat es keinen Muth Vater und Mutter um etwas zu bitten, es schult um Vater und Mutter herum und mag nicht sagen, was es wünscht. Ist aber der Bann weg durch Bekenntniß und Vergebung der Sünde, dann bittet das Kind die Eltern und nimmt, was es bittet. Nun laßt uns weiter gehen: Gott aber des Friedens, der von den Todten ausgeführet hat den großen Hirten der Schafe durch das Blut des ewigen Testaments, unsern HErrn Jesum Christum, der mache euch fertig in allem guten Werk, zu thun Seinen Willen, und schaffe in euch, was vor Ihm gefällig ist durch Jesum Christum; welchem sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. In diesen beiden Versen ist ein Wort noch köstlicher als das andere. Aus dem Worte: der Gott des Friedens, siehst du, welche Gedanken Er mit dir hat. Er will dir den Frieden geben, innerlich durch Vergebung der Sünden, äußerlich, indem Er dir das Herz erfüllt mit Liebe gegen Jedermann. Darauf kommt es zunächst nicht an, daß die Menschen dich lieben, daß sie mit dir Frieden halten, sondern daß du sie liebest und mit ihnen im Frieden lebst. Dieser Gott des Friedens ist dein Gott, Er vergibt dir täglich alle deine Sünden. Ich weiß, daß dies Wort einen tollköpfigen Mann und eine tollköpfige Frau so zerschlagen hat, daß sie fortan ihren Zorn bändigen konnten; und wollte einmal das alte Wesen wieder auftauchen und durchbrechen, so gedachten sie dieses Wortes und der alte Sinn war überwunden. Vor diesem Gott des Friedens schämt man sich doch, daß man nicht gegen den Nächsten stichelt und stachelt oder grob gegen ihn ist. Aber der Apostel weiset auch hin auf die glorreiche Auferstehung Jesu Christi. Christus wird genannt der Hirt der Schafe, und so ist es auch. Wer ist es, der uns weidet auf der grünen Aue Seines Worts? Es ist der HErr Jesus Christus. Auch wenn ein treuer Prediger dir Gottes Wort verkündigt, so ist der nur der Unterhirt, Christus ist der Oberhirt oder Erzhirt Seiner Heerde. Er hat diesen Namen, weil Er die Seinen auf der grünen Aue Seines Worts durch Predigt und Sakramentsverwaltung weidet, und wer sich von Ihm weiden läßt, der gehört zu Jesu Schafen. Wenn es heißt: Durch das Blut des ewigen Testaments, so sehet zuerst daraus, daß Jesu Blut ein unschuldiges ist, und was dann weiter daraus folgt, daß es das vollgültige Opfer und Lösegeld ist für unsere Sünde. Aus diesen beiden Gründen konnte Er auch nicht im Grabe bleiben. Weil nun Gott unsern HErrn Jesum auferwecket hat aus dem Grabe, so folgt daraus für uns, daß wir mit Ihm in einem neuen Leben wandeln sollen. Wer mit Christo gestorben und auferstanden ist, der hat auch die Kraft einen Wandel in der Furcht Gottes zu führen. Der auferstandene Christus zieht uns sich nach und glauben wir an Ihn, so müssen wir ebensowohl aus dem Grabe der Sünde auferstehen, wie Er aus dem irdischen Grabe auferstanden ist. Einen solchen füllt der HErr mit Seiner Kraft, und der thut nun, was vor Ihm gefällig ist. Darum sagt der Apostel: Er macht uns fertig zu allem guten Werk. Wenn nun der HErr das thun will, so sagt mir, was sind das für Leute, die da sagen: Ich bin zu schwach dem HErrn in Heiligkeit und Gerechtigkeit zu dienen? Lügner sind sie, die sich auf die faule Bärenhaut legen. Also du bist zu schwach; wie kann denn der Apostel sagen: Christus macht euch fertig zu allem guten Werk? Einer von euch beiden muß lügen, und da der heilige Apostel nicht lügen kann, so bist du der Lügner. Und woher kommt dein Lügen? Aus deiner Faulheit. Ist Jesus nicht dein Heiland? Bist du nicht eine Rebe an Ihm? Ist Er nicht wahrer Gott? Gießt Er nicht Seinen heiligen Geist aus über Seine Kinder, daß sie auffahren mit Flügeln wie die Adler? Thue es doch deinem Heiland nicht zu Leide, daß du sagst: Ich kann Ihm nicht dienen durch einen guten Wandel. Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt. Du kannst es nicht aus dir, aber Jesus will es thun, der der allmächtige Gott ist.

Nachdem der Apostel solches gezeigt hat, nimmt er von den Hebräern, an die er schreibt, Abschied und sagt nun in seiner liebenswürdigen Müde: Ich ermahne euch aber, liebe Brüder, haltet das Wort der Ermahnung zu gute; denn ich habe euch kurz geschrieben. Er will sagen: Nehmet es nicht übel, daß ich so kurz geschrieben habe und entschuldigt, daß der Brief nicht besser geworden ist. Dann fährt er fort: Wisset, daß der Bruder Timotheus wieder ledig ist; mit welchem, so er bald kommt, will ich euch sehen. Ihr könnt leicht denken, welch einen Jubel dieser Brief hervorgerufen hat, erstlich durch den Brief selbst und dann durch die Nachricht, daß Paulus und Timotheus kommen wollen. Dann richtet er die Grüße aus und bittet, Grüße zu bestellen. Dann wünscht und theilt er den Segen mit und so kann er getrost und fröhlich den Brief an die Hebräer beschließen. Amen.

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