Grotius, Hugo - An Maurier (Gesandten Frankreichs in Holland).

Grotius, Hugo - An Maurier (Gesandten Frankreichs in Holland).

Festung Löwestein, den 15. Jan. 1621.

Ich habe meine Sache schon so lange vor dem Gerichtshofe meines Gewissens, der mir heiliger, als alle Tribunale ist, geführt, und finde in den geheimsten Winkeln meines Herzens nichts anders, als daß es mir beständig Zweck gewesen, bei der Freiheit der Meinungen, die getheilt waren, die Einheit der Kirche zu erhalten. In der Staatsverfassung habe ich keine Neuerungen gewollt: mir lag das Recht derer zu schützen am Herzen, welchen mich die Natur zum Unterthanen, mein Amt zum Diener gemacht, und denen ich Treue gelobt hatte. Welche die Sache kennen, wissen, daß das unser einziges Verbrechen ist, daß wir den Staat nicht nach den Gesetzen lenkten, welche jene nach ihrem Zwecke bestimmen wollten. Wenn wir deßwegen der Güter, der Ehren und des Rufs beraubt sind, so ist das nicht ohne Beispiel. Aber das ist das Härteste, daß die Schwachheit meines Körpers der Luft, und die Traurigkeit meines Geistes des Trostes der Freunde entbehren muß. Doch auch dieß, und was noch Schlimmeres erdacht werden mag, will ich mit Gottes Beistand lieber erdulden, als Verzeihung suchen für Dinge, deren sich mein Herz nicht schuldig fühlt.

Quelle: Renner, C. E. - Auserlesene geistvolle Briefe der Reformatoren

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