Gerok, Karl von - Andachten zum Psalter - Psalm 135.
(1) Halleluja. Lobt den Namen des Herrn, lobt, ihr Knechte des Herrn, (2) Die ihr steht im Hause des Herrn, in den Höfen des Hauses unseres Gottes. (3) Lobt den Herrn, denn der Herr ist freundlich, lobsingt seinem Namen, denn er ist lieblich. (4) Denn der Herr hat sich Jakob erwählt, Israel zu seinem Eigentum. (5) Denn ich weiß, dass der Herr groß ist, und unser Herr vor allen Göttern. (6) Alles, was er will, das tut er, im Himmel, auf Erden, im Meer, und in allen Tiefen. (7) Der die Wolken lässt aufgehen vom Ende der Erde, der die Blitze samt dem Regen macht, der den Wind aus heimlichen Örtern kommen lässt. (8) Der die Erstgeburten schlug in Ägypten, beides der Menschen und des Viehes, (9) Und ließ seine Zeichen und Wunder kommen über dich, Ägyptenland, über Pharao und alle seine Knechte. (10) Der viele Völker schlug, und tötete mächtige Könige, (11) Sihon, der Amoriter König, und Og, den König zu Basan, und alle Königreiche in Kanaan; (12) Und gab ihr Land zum Erbe, zum Erbe seinem Volk Israel. (13) Herr, dein Name währt ewiglich, dein Gedächtnis, Herr, währt für und für. (14) Denn der Herr wird sein Volk richten, und seinen Knechten gnädig sein. (15) Der Heiden Götzen sind Silber und Gold, von Menschenhänden gemacht. (16) Sie haben Mäuler, und reden nicht; sie haben Augen, und sehen nicht; (17) Sie haben Ohren, und hören nicht; auch ist kein Odem in ihrem Munde. (18) Die solche machen, sind gleich also; alle, die auf solche hoffen. (19) Das Haus Israel lobe den Herrn; lobt den Herrn, ihr vom Hause Aarons; (20) Ihr vom Hause Levis, lobt den Herrn; die ihr den Herrn fürchtet, lobt den Herrn. (21) Gelobt sei der Herr aus Zion, der zu Jerusalem wohnt, Halleluja.
Ein schöner Lobpsalm auf den lebendigen Gott. Man zählt im Psalter etwa dreißig Lob- und Dankpsalmen gegen sechzig Bitt- und Klagpsalmen. Und auch auf unserem Herzenspsalter, auch in unserem Gebetskämmerlein wird im besten Fall das etwa das Verhältnis sein: auf zwei Bitt- oder Klagegebete ein Lob- und Dankgebet. Warum dieses Verhältnis, das ist nicht schwer zu sagen.
Darum fürs erste: weil des Leids auf Erden mehr ist als der Freude, weil's zum Klagen mehr Anlass gibt in diesem Tränental als zum Jubilieren. Fürs zweite aber auch darum: weil das Menschenherz ein selbstsüchtiges, undankbares, unzufriedenes, vergessliches Ding ist, zum Bitten viel eher geneigt als zum Danken, zum Klagen viel schneller bei der Hand als zum Loben; ein Ding, von dem es wohl heißt, wie der Prophet sagt: „Herr, wenn Trübsal da ist, so sucht man dich, wenn du sie züchtigst, so rufen sie ängstig“; aber das, wenn die Not weg ist, wenn die Hilfe da ist, so leicht den vergisst, der aus der Not errettet, der die Hilfe gesendet hat, so dass der barmherzige Helfer im Himmel noch immer klagen und fragen muss, wie dort der Heiland, als von zehn Aussätzigen, die er gesund gemacht, nur einer wieder kam um zu danken: Wo sind aber die Neune? Hat sich sonst keiner gefunden, der wieder umkehrte und gäbe Gott die Ehre, denn dieser Fremdling?
Ja, wo sind die Neune? Auf ein dankbares Kind Gottes neun undankbare; auf neun Bitt- und Klagegebete, die wir zum Himmel hinaufschicken, ein recht herzlicher Lob- und Dankpsalm so wird etwa bei uns das Verhältnis herauskommen, wenn wir uns ernstlich prüfen. Aber ist das recht? ist das billig? Gibt's denn so wenig zu danken in unserem Leben, wenn wir denken an soviel geistlichen und leiblichen Segen, der uns allen, auch dem Ärmsten und Geplagtesten unter uns zufließt vom Geber aller guten Gaben? Wenn wir denken an soviel väterliche Behütungen und Bewahrungen, Führungen und Regierungen unseres treuen Gottes von Kind an bis auf diese Stunde, ja nur an einem einzigen Tag unseres Lebens, wie zum Beispiel an dem, der jetzt mit diesem Abend wieder zu Ende geht?
Und wenn's nicht immer Ursache gibt zum danken für das, was der Herr uns selber Gutes getan: haben wir nicht wenigstens Grund, Gott zu loben für das, was er an andern tut, für das, was er uns wenigstens Gutes, Schönes, Großes sehen lässt von seinen herrlichen Eigenschaften und löblichen Werken, sei's in der Natur, sei's in seinem Wort, sei's in der Regierung der Welt und in der Führung der Menschen? In einem Jahr zum Beispiel, das der Herr so mit Segen krönt wie das heurige, in einem so reichen Herbst wie der jetzige o wieviel Danklieder nicht nur sollten da emporsteigen zum Geber aller guten Gaben von denen, welchen er ihr Feld, ihre Bäume, ihre Weinberge mit seinem Segen überschüttet hat; nein wieviel Loblieder auch sollten ihm da geweiht werden von uns allen, auch wenn wir keinen Fußbreit Landes besitzen, wenn keine einzige Ähre, kein einziger Apfel, keine einzige Traube uns selber wächst, weil wir ja doch alle Gottes herrliche Werke sehen und im Segen dieses Jahres seine löblichen Eigenschaften wieder erkennen dürfen: die Allmacht, Weisheit und Güte des lebendigen Gottes.
Darum ist's uns allen gesagt: „Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist seinen heiligen Namen; lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“ Darum sei uns auch dieser Lobpsalm willkommen, den wir vorhin gelesen; und wenn auch manches unter uns, als es hier hereinkam, vielleicht nicht gerade aufgelegt war zum Loben und Danken, zum Jubilieren und Triumphieren, so lasst uns sehen, ob nicht durch den mächtigen Klang der Davidsharfe, den wir hier vernehmen, wir alle können geweckt werden zum Preise des Herrn, dass ehe wir heimgehen, noch ein fröhliches Halleluja aus unser aller Herzen emporklinge durch die nächtlichen Wolken. Also wir haben vor uns:
Ein Loblied auf den lebendigen Gott,
und können im Psalm außer dem Eingang und Schluss, worin die ganze gläubige Gemeinde Israels aufgefordert wird zum Lobe des Herrn, drei Teile unterscheiden, indem Gott als der Lebendige und Anbetungswürdige erwiesen und gepriesen wird:
1) Zuerst aus den Werken der Schöpfung, 2) dann aus der Geschichte Israels und endlich 3) aus der Vergleichung mit den toten Götzen.
Also zuerst im Eingang, V. 1-4, wird ganz Israel aufgefordert zum Lobe des Herrn.
„Halleluja!“ das heißt: Lobt den Herrn! So lautet schon das erste Wort, und mit diesem ersten kräftigen Griff in die Harfe gibt der Psalmist den Ton an für den ganzen Psalm, den Ton des Lobes und Preises. Aber ganz Israel soll nun einstimmen in diesen Ton.
V. 1. 2: „Lobt den Namen des Herrn, lobt ihr Knechte des Herrn, die ihr steht im Hause des Herrn, in den Höfen des Hauses unseres Gottes.“ Dass unter den Knechten des Herrn, die in seinem Hause stehen, zunächst die Diener des Heiligtums gemeint sind, die Priester und Leviten, dass zunächst das geistliche Amt hier ermuntert wird, voranzugehen mit dem Preise des Herrn, dessen werden vielleicht einige unter euch, meine Lieben, noch aus dem vorigen 134. Psalm sich erinnern, den wir in der letzten Frühbetstunde miteinander betrachteten. Aber auch dessen werdet ihr euch erinnern, dass in der neutestamentlichen Gemeinde von dem schönen Anruf, ein Knecht und eine Magd des Herrn zu sein und sein Lob zu verkünden in der Welt, kein Gläubiger sich ausschließen kann und darf, auch wenn er nicht im geistlichen Amte steht. Darum werden nun hier in unserem Psalm zum Lobe des Herrn nicht nur seine Knechte aufgerufen, die da stehen im Hause des Herrn, der Hohepriester im Allerheiligsten, die Priester und Leviten im Heiligtum, sondern auch ihr, die ihr steht in den Höfen des Hauses unseres Gottes, d. h. die ganze Gemeinde bis zum letzten Mann, bis zum Geringsten im Volk.
V. 3: „Lobt den Herrn, denn der Herr ist freundlich;“ ja wenn schon das Volk des alten Bundes sehen und schmecken durfte, wie freundlich der Herr ist, wieviel mehr wir, denen die Freundlichkeit und Leutseligkeit Gottes, unseres Heilandes, erschienen ist in Jesu Christo, seinem lieben Sohn! „Lobsingt seinem Namen, denn er ist lieblich;“ ja wenn schon dem alten Israel der Name seines Gottes lieblich war bei all seiner furchtbaren Erhabenheit: o wieviel lieblicher noch muss er uns sein, denen er seinen lieblichsten und süßesten Namen geoffenbart und geschenkt hat, die wir ihn in Jesu Christo anrufen dürfen: Abba, lieber Vater! Und wenn der Psalmist seiner Ermunterung zum Lobe Gottes den Grund beifügt:
V. 4: „Denn der Herr hat sich Jakob erwählt, Israel zum Eigentum,“ sollten dann wir, das Volk des neuen Bundes nicht mit hoher Freude und demütigem Danke gedenken an unsere Berufung ins Reich Gottes, an unsere Erwählung zum Volke des Eigentums nicht bloß für diese Zeit, sondern für eine selige Ewigkeit? Sollte uns dann neben der Mahnung des Psalmisten: „Lobt den Namen des Herrn“, nicht ins Gedächtnis kommen die Erinnerung des Apostels: „Sagt Dank dem Vater, der uns tüchtig gemacht hat zu dem Erbteil der Heiligen im Licht, welcher uns errettet hat von der Obrigkeit der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich seines lieben Sohnes, an welchem wir haben die Erlösung durch sein Blut, nämlich die Vergebung der Sünden.“ Also die Ermunterung zum Lobe Gottes, sie gilt wahrhaftig uns so gut und noch mehr als dem Volk des alten Bundes. - Nun im Verlauf des Psalms wird Gott gepriesen und erwiesen als der Lebendige und Anbetungswürdige:
1) Aus der Natur, V. 5-7.
V. 5: „Denn ich weiß,“ spricht der Psalmist, aus meiner Augen Zeugnis, aus meines Herzens Erfahrung, aus eigener lebendiger Überzeugung weiß ich: „dass der Herr groß ist und unser Herr vor allen Göttern.“ Wen du dir auch vorstellen magst unter diesen Göttern, seien's nach dem Sprachgebrauch des alten Testaments die Erdengötter, die menschlichen Hoheiten und Majestäten, Fürsten und Gewaltige, oder seien's die Geisterfürsten, die Engel und Erzengel, oder seien's die erdichteten Götter der Heiden, die wesenlosen Ausgeburten des Aberglaubens hoch über denen allen wohnt und thront der eine, der wahrhaftige, der lebendige Gott, dem auch wir zujauchzen: Der Herr ist Gott und keiner mehr, wer ist ihm gleich, wer ist wie er so herrlich, so vollkommen? So zeigt er sich vor allem in den weiten Gebieten der Schöpfung:
V. 6: „Alles was er will, das tut er, im Himmel, auf Erden, im Meer und in allen Tiefen.“ Durch alle Gebiete der Schöpfung waltet er als der lebendige, allmächtige Gott. Er waltet im Himmel. Die Himmel erzählen die Ehre Gottes und die Feste verkündigt seiner Hände Werk, die strahlende Sonne verkündet's am Tag und die funkelnden Sterne erzählen bei Nacht von dem allmächtigen Weltregenten, dessen Reich durch alle Himmel geht, von dem himmlischen Vater, in dessen Hause viele Wohnungen sind. Er waltet auf Erden. Die Blumen des Frühlings und das goldene Ährenfeld im Sommer, der rotbackige Apfel am Baum und die dunkelblaue Traube unterm Laub es sind Werke seiner Hand, es sind Gaben seiner Liebe; die Fehljahre wie das Jahr des Segens, sie hängen an seinem Wink, sie folgen sich nach seinem Willen. Er waltet im Meer. Wer einmal das Meer gesehen hat in seiner erhabenen Majestät, sei's dass es in feierlicher Ruhe als ein dunkelblauer Spiegel daliegt und sich hinausdehnt ins Unermessliche, oder dass es aufgewühlt vom Sturm in schäumenden Wogen sich türmt - o der bekommt gewiss einen Eindruck ins Herz von der Größe und Erhabenheit des lebendigen Gottes, wie sonst nirgends. Da ist's uns, als schwebe noch der Geist Gottes über den Wassern, wie einst in den Tagen der Schöpfung; auf dem Meer lernt man beten, wie's im Sprichwort heißt, beten zum allmächtigen, lebendigen Gott, und auch wer hundert Stunden vom Meer wohnt, wie wir, wenn wir von solch schrecklichen Unglücksfällen lesen auf dem Meer wie in diesen Tagen, wo ungeheure Schiffe mit hunderten von Menschen in einem Nu verschlungen wurden von den Wogen - wir beben vor der Allmacht Gottes, wir schaudern im Gefühl unserer Ohnmacht und Vergänglichkeit. Auch in allen Tiefen waltet er. In den stillen Tiefen des Meers, wohin kein Senkblei reicht, in den verborgenen Gründen der Erde, wohin kein Bergmann steigt, in soviel verschlossenen Tiefen der Schöpfung, die kein Naturforscher erforscht, wohnt und waltet er, der Lebendige, Allgegenwärtige, Alleingewaltige. Und wie in der Tiefe, so in der Höhe:
V. 7: „Der die Wolken lässt aufgehen vom Ende der Erde, der die Blitze samt dem Regen macht, der den Wind aus heimlichen Örtern kommen lässt.“ Auch in jenen luftigen Regionen, wohin keines Menschen Fuß sich noch verstiegen hat; auch in jenen rätselhaften Witterungswechseln, die kein Mensch berechnen kann, auch da waltet er, der lebendige Gott. Der Wind bläst, wo er will, spricht der Herr, und du hörst sein Sausen wohl, aber du weißt nicht, von wannen er kommt und wohin er fährt; der Herr aber weiß es, der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn, und im säuselnden Sommerwind wie im brausenden Herbststurm ist er uns nahe, geht er an uns vorüber. „Aus der Wolke strömt der Regen, quillt der Segen; aus der Wolke ohne Wahl zuckt der Strahl,“ spricht der Dichter. Aber ob ein sanfter Abendregen herniederquillt aus mild leuchtendem Gewölk, oder ob die schwarze Wetterwolke in Blitz und Hagel verheerend sich entladet über Stadt und Land, der Herr ist's, der da beides schickt; er macht Winde zu seinen Engeln und Feuerflammen zu seinen Dienern. Darum lobt den Namen des Herrn, der schon im Reich der Natur sich offenbart als den lebendigen und alleingewaltigen, als den majestätischen und doch so huldreich segnenden, so gnädig verschonenden Gott.
Himmel, Erde, Luft und Meer zeugen von des Schöpfers Ehr;
Meine Seele, singe du, und bring auch dein Lob herzu!
Und nicht minder:
2) In der Führung und Regierung seines Volks, V. 8-14, zeigt er sich als den lebendigen, anbetungswürdigen Gott.
V. 8-12: „Der die Erstgeburten schlug in Ägypten, beides der Menschen und des Viehes, und ließ seine Zeichen und Wunder kommen über dich, Ägyptenland, über Pharao und alle seine Knechte. Der die Völker schlug und tötete mächtige Könige, Sihon, der Amoriter König, und Og, den König zu Basan, und alle Königreiche in Kanaan; und gab ihr Land zum Erbe, zum Erbe seinem Volk Israel.“ Da mahnt der Psalmist sein Volk an die ewig denkwürdigen Allmachtswunder und Gnadentaten, die der Herr an ihm getan in den Tagen der Vorzeit: wie er die Erstgeburt der Ägypter schlug beim Auszug aus Ägypten, um Pharaos verstocktes Herz zu erschüttern; wie er Heidenkönige und Kanaanitervölker schlug beim Einzug ins gelobte Land, damit sein Volk Besitz nehme von dem verheißenen Erbe. Fürwahr dieses Volk hatte eine Geschichte wie sonst keines und wohl durfte es bei ihm heißen im Rückblick auf solch große Taten Gottes, V. 13: „Herr, dein Name währt ewiglich, dein Gedächtnis, Herr, währt für und für.“ Wohl durfte man nach solchen Erfahrungen auch in schwerer Zeit vertrauen auf den lebendigen Gott, der einst Israel durchs rote Meer geführt, und voll Zuversicht sprechen, V. 14: „Der Herr wird sein Volk richten und seinen Knechten gnädig sein.“ Aber galt das alles bloß dem Volk des alten Bundes? Hat der Herr nicht auch in der bald zweitausendjährigen Geschichte des neuen Bundes, der christlichen Gemeinde sich erwiesen als den lebendigen Gott, als den Allmächtigen, der die gewaltigsten Feinde in den Staub wirft, als den Gnädigen, der durchs heißeste Gedränge seinem Volke hindurchhilft? Gibt es da in der Geschichte der christlichen Kirche nicht auch zu erzählen von Widersachern, so gewaltig wie Pharao in Ägypten und Sihon, der Amoriter König, und Og, der König zu Basan und doch ist ihre Macht zerschellt gegenüber der Kirche Christi, die auch die Pforten der Hölle nicht überwältigen sollen? Gibt's da nicht auch zu erzählen von Durchzügen durchs rote Meer, von Errettungen aus großer Gefahr und Wunderhilfen des Herrn, der den Seinen verheißen: Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende? Fährt nicht der Allmächtige fort bis auf diesen Tag, seinem Volk, dem Christenvolk, die Erde zum Erbe zu geben trotz allem Widerstand und Empörung der Widersacher, und sein Reich auszubreiten bis an der Welt Enden? Ja Herr, dein Name währt ewiglich, dein Gedächtnis währt für und für. So singt man lobpreisend auch im Volk des neuen Bundes über allem, was der Herr getan in der Geschichte seines Reichs. Und nun denk auch jedes dabei an seine Lebensgeschichte und an die Liebeswunder und Gnadenführungen des lebendigen Gottes, an die Trübsalsmeere, durch die er uns hindurchgeführt, an die Anfechtungswüsten, durch die er uns Bahn gemacht, an die Widersacher, gegen die er uns geholfen, an die Gefahren, aus denen er uns errettet, an die Gnadengaben, womit er uns gesegnet, an die Wunderwege, darauf er uns geführt in den zwanzig oder vierzig oder sechzig Jahren unserer Erdenpilgrimschaft. Wäre auch nur eines von uns allen heute noch da ohne seine Gnade und Barmherzigkeit? Hat er nicht in unser aller Leben sich erwiesen als den lebendigen Gott? Müssen wir nicht allesamt Lobpreisend bekennen:
Mich hast du auf Adlersflügeln oft getragen väterlich,
In den Tälern, auf den Hügeln wunderbar errettet mich;
Schien mir alles zu zerrinnen, ward ich doch der Hilfe innen.
Tausend, tausendmal sei dir, großer König, Dank dafür!
Und diesen lebendigen Gott sollten wir verlassen um der toten Götzen willen? Als der lebendige Gott wird er vom Psalmisten erwiesen auch:
3) Gegenüber den toten Götzen, V. 15-18: „Der Heiden Götzen sind Silber und Gold, von Menschenhänden gemacht. Sie haben Mäuler und reden nicht; sie haben Augen und sehen nicht; sie haben Ohren und hören nicht; auch ist kein Odem in ihrem Munde. Die solche machen, sind gleich also; alle, die auf solche hoffen.“ Dieses Stück ist eine wörtliche Wiederholung aus dem 115. Psalm, wo auch der lebendige Gott gepriesen wird gegenüber den toten Götzen. Aber wenn wir das auch schon einmal gehört haben, ja wenn es auch nicht not tut, uns zu warnen vor dem groben Götzendienst der Heiden, dennoch wollen auch wir es uns gesagt sein lassen: Der Heiden Götzen sind Silber und Gold, von Menschenhänden gemacht; und wollen uns dadurch aufs neue warnen lassen vor allem feinen Götzendienst, vor aller Abgötterei des Herzens, sei's dass man Silber und Gold zu seinem Götzen macht, wie die Geizigen und Habsüchtigen, die da reich werden wollen und fallen in Stricke und Versuchungen. Oder dass man Fleisch für seinen Arm hält und Menschen zu seinem Abgott macht, sterbliche, sündhafte Menschen, die uns doch nicht helfen können in Zeit und Ewigkeit. Oder dass man an irgend etwas Zeitliches und Vergängliches sein Herz hängt und vergisst darüber den lebendigen Gott, der allein eine Seele selig machen kann in Zeit und Ewigkeit. Ja, was sind alle Güter der Erde, was sind alle Freuden der Welt, was ist aller Menschentrost gegen den Trost, den Gott gibt und sein Wort, gegen die Schätze, die in Christo Jesu den Gläubigen geschenkt sind, gegen die Seligkeit, da ein Kind Gottes spricht: Meine Seele freut sich in dem lebendigen Gott? Darum lobt seinen Namen ihr alle, die ihr ihn kennt! Lobe ihn, seine gläubige Gemeinde! Mit solcher Aufforderung an Israel schließt der Psalm:
V. 19. 20: „Das Haus Israel lobe den Herrn; lobt den Herrn, ihr vom Hause Aarons; ihr vom Hause Levis, lobt den Herrn; die ihr den Herrn fürchtet, lobt den Herrn.“ Das heißt: Hoch und Nieder, Geistlich und Weltlich, Alt und Jung, Mann und Frau, lobt den Herrn, damit durch seine gläubige Gemeinde sein Lob je mehr und mehr ausgebreitet werde in aller Welt:
V. 21: „Gelobt sei der Herr aus Zion, der zu Jerusalem wohnt, Halleluja.“ Aus Zion soll das Lob Gottes erschallen ins ganze Land, ja in alle Welt. Wie jetzt bei unsern Abendgottesdiensten, wenn hier ein kleines Häuflein versammelt ist zum Lobe des Herrn, die erleuchteten Kirchenfenster hinausschimmern in die nächtlichen Straßen und unser Gesang hinaustönt in die Straßen umher, dass da und dort eins im Vorübergehen stehen bleibt und dem Gesange zuhört, vielleicht auch eins eintritt durch die offene Tür und mit uns sich erbaut und mit uns anbetet vor dem lebendigen Gott, so soll von Zion, von der Gemeinde der Gläubigen das Lob Gottes hinaustönen in die Welt, dass sein heiliger Name je mehr und mehr gepriesen werde in allen Landen. Aber das Haus Israel vor allem, die gläubige Gemeinde, lobe den Herrn.
Rühmt, ihr Menschen, den hohen Namen
Des, der so große Wunder tut;
Alles, was Odem hat, rufe Amen
Und bringe Lob mit frohem Mut!
Ihr Kinder Gottes, lobt und preist
Vater und Sohn und heil‘gen Geist!
Halleluja, halleluja!
Amen.