Farel, Wilhelm - Zehn Thesen über die Rechtfertigung durch den Glauben und die daraus sich ergebenden Folgen in Bezug auf das Wesen der Kirche und des Gottesdienstes
- Die heilige Schrift kennt keinen anderen Weg der Rechtfertigung, als den durch den Glauben an den einmal für uns dahingegebenen Christus; diesen täglich opfern wollen, heißt seine Kraft und sein Verdienst verkennen.
- Dieser gekreuzigte, auferstandene und zur Rechten des Vaters erhobene Christus ist der einzige Hohepriester, Mittler und Herr der Kirche.
- Die Kirche Christi besteht aus denen, die glauben, daß sie blos durch das Blut Christi erkauft sind, und die seinem Worte allein vertrauen.
- Diese Kirche erkennt man an den durch Christum eingesetzten Anstalten, Taufe und Abendmahl, welche Sacramente heißen, weil sie Symbole und Zeichen der Gnade Gottes sind.
- Sie erkennt keine andern Diener an, als solche, welche das Wort rein predigen und die Sacramente recht verwalten.
- Sie kennt keine andere Beichte, als die, welche vor Gott geschieht, und keine andere Absolution, als die, welche Gott ertheilt.
- Sie kennt keinen andern Gottesdienst, als einen geistigen, der weder der Ceremonien noch der Bilder bedarf.
- Sie kennt keine andere Obrigkeit, als die der Laien; dieser ist der Christ Gehorsam schuldig, insofern sie nichts gegen Gott befiehlt.
- Die Ehe ist kein Hinderniß der Heiligkeit irgend eines Standes.
- Was die gleichgültigen Dinge (media) betrifft, wie Speise, Trank, Beobachtung gewisser Zeiten, so ist der Fromme frei zu handeln, wie es ihm gut dünkt, sofern es nur in Liebe geschieht.