Comenius, Johann Amos - Das wiedergefundene Paradies - Das 11. Capitel.

Comenius, Johann Amos - Das wiedergefundene Paradies - Das 11. Capitel.

Von der Sicherheit Gottergebener Herzen.

Ob wohl in der Welt nichts so entblößt, und mancher Gefahr unterworfen zu seyn scheinet, als das Häuflein derer Frommen; obgleich der Teufel und die Welt auf dasselbe garstig sehen, stossen, schlagen: So sahe ich sie doch sehr wohl verwahret. Denn auch selbst ihre Gemeinschaft war öffentlich umgeben mit einer feurigen Mauer, welche, als ich näher trat, sahe, daß sie sich bewegete: Denn sie war nichts anders, als eine Wagenburg von viel tausend Engeln um sie her. Und darinn konnte ihnen unmöglich ein Feind beykommen. Ausser diesem hatte noch ein jeder einen besondern von Gott ihm zugegebenen und bestimmten Schutzengel, daß er auf ihn Acht habe, und ihn für aller Gefahr und Schaden, Gruben und Fallstricken bewahrete. Denn sie sind (wie ich wahrgenommen) Liebhaber der Menschen, als ihrer Mitknechte, weil sie selbige ihre Pflicht und Schuldigkeit, wozu sie von Gott erschaffen sind, abwarten sehen; und solchen dienen sie gerne, und beschützen sie wieder den Teufel, böse Menschen und unglückselige Zufälle; ja sie tragen sie auf den Händen, wo es noth ist, daß sie sie für Anstoß behüten. Allhier habe ich gesehen, wie an der Gottseligkeit, so viel gelegen sey, weil diese schöne und reine Geister nur da, wo sie den Geruch der Tugend spüren, sich aufhalten; hingegen aber mit dem Gestank der Sünden und Unreinigkeiten vertrieben werden.

Ich sahe auch, (welches ich nicht verschweigen kann, noch einen andern Nutzen dieser heiligen und unsichtbaren Gesellschaft, daß sie nemlich nicht nur als unsere Wächter, sondern auch als unsere Lehrmeister uns gegeben sind; indem sie den Auserwehlten von manchen Dingen oftmals heimlichen Unterricht ertheilen, ja sie auch von den tiefsten göttlichen Geheimnissen belehren. Denn weil sie auf das Angesicht des allwissenden Gottes unverwandt sehen, so kann ihnen nichts von allen dienen, die ein frommer Mensch zu wissen verlangen kann, verborgen seyn. Was sie nun also selbst erkennen, und den Gläubigen nöthig und nützlich seyn könnte, das offenbaren sie ihnen, wenn es ihnen Gott erlaubet. Daher kommts, daß oft das Herz derer Frommen, auch was an andern Orten geschiehet, fühlet, und in betrübten Sachen sich traurig, in erfreulichen aber sich freudig befindet. Daher kommts auch, daß durch Träume und Gesichte, oder auch verborgene Eingebungen dieses oder jenes, was entweder schon geschehen, oder jetzt geschiehet, oder noch geschehen wird, sich in ihrem Gemüth vorstellen. Daher man auch oft nicht weiß, woher sich so vielerley Gaben Gottes in uns vermehren, und durch scharfsinniges Nachsinnen vielerley wunderbare und nützliche Erfindungen hervorkommen, welche öfters des Menschen Begriff und Verstand übersteigen. O glückselige Schule der Kinder Gottes! Und das ist es, was öfters alle weltliche Weisheit zum Erstaunen bringet, wenn sie sehen, daß oft ein geringer Mensch wunderbare Geheimnisse redet, künftige Veränderungen der Welt und der Kirchen, als wenn er sie schon vor Augen hätte, vorher verkündiget, Könige und Häupter der Welt, die noch nicht auf die Welt geboren, mit Namen anzeiget, auch andere Dinge, die man mit keiner Sterneseherkunst, noch auf andere Art mit Menschenverstande zu erforschen vermögend war, zuvor saget.

Welches alles so beschaffen ist, daß wirs Gott, unserm Schöpfer und Erhalter, nicht gnugsam verdanken, und diese himmlische Lehrmeister nicht gnugsam lieben können. Aber wir wollen uns wieder zu der Sicherheit der Gläubigen wenden.

Ich sahe ferner, daß ein jeglicher unter ihnen nicht nur mit englischem Schutz, sondern auch mit der glorwürdigsten Gegenwart Gottes umgeben war, also, daß daher ein Schrecken von ihnen auf diejenigen gieng, welche sie wider den Willen Gottes antasten wollten.

An etlichen wurde ich offenbare Wunder Gottes gewahr; wenn sie ins Wasser, Feuer, imgleichen den Löwen und andern grausamen Thieren zur Speise vorgeworfen, und nichts desto weniger nicht beschädiget wurden. Auf etliche stürmete menschliche Wuth entsetzlich los; die Schaaren der Tyrannen und Henkersknechte umgaben sie mit einer Menge anderer Helfershelfer; also, daß öfters mächtige Könige und ganze Königreiche sich vergeblich bemüheten sie zu vertilgen, und doch nichts ausrichten konnten: Denn sie giengen und stunden getrost, und warteten ihren Beruf mit Freuden ab. Allhier habe ich erkannt, was das sey, Gott zu seinem Schild zu haben, welcher wenn er seinen Dienern etwas gewisses zu verrichten befiehlet, und sie dasselbe getrost ausrichten, in ihnen und um sie herum ist, und sie als seinen Augapfel bewahret, damit sie nicht eher, bis nach verrichteter Sache, warum sie auf die Welt gesandt worden, weggeräumet werden könnten.

Solches erkennen sie denn auch, und auf diesen Schutz des Höchsten verlassen sie sich getrost. Daher ich allhier etlich sich rühmen hörete, daß sie sich nicht fürchteten, wenn auch der Schatten des Todes vor ihren Augen stünde; wenn tausendmal tausend sich um sie herum lagerten; wenn sich die ganze Welt empörete; wenn sich die Erde mitten ins Meer stürzete; ja, wenn diese Welt voll Teufel wäre rc. O überaus glückselige und in der Welt unerhörte Sicherheit, wenn der Mensch in der Hand Gottes also eingeschlossen und aufgehoben, daß er allen andern Dingen aus ihrer Gewalt mächtig entrissen ist! Ach! laßt uns doch, die wir wahre Diener Christi sind, dieses recht beherzigen, daß wir einen so wachsamen Beschirmer haben, Gott den Allmächtigen selbst O selig und überselig sind wir!

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