Caspari, Karl Heinrich - Des Gottesfürchtigen Freud und Leid - Wochenpredigt zu Psalm 1

Caspari, Karl Heinrich - Des Gottesfürchtigen Freud und Leid - Wochenpredigt zu Psalm 1

Der 1. Psalm.

1. Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen,
Noch tritt auf den Weg der Sünder,
Noch sitzt, da die Spötter sitzen;

2. Sondern hat Lust zum Gesetz des Herrn,
Und redet von seinem Gesetz Tag und Nacht,

3. Der ist wie ein Baum gepflanzt an den Wasserbächen,
Der seine Frucht bringt zu seiner Zeit,
Und seine Blätter verwelken nicht,
Und was er macht, das gerät wohl.

4. Aber so sind die Gottlosen nicht,
Sondern wie Spreu, die der Wind verstreut.

5. Darum bleiben die Gottlosen nicht im Gerichte,
Noch die Sünder in der Gemeine der Gerechten.

6. Denn der Herr kennt den Weg der Gerechten,
Aber der Gottlosen Weg vergeht.

Predigt

Gewiss nicht ohne Grund steht der soeben vorgelesene Psalm am Anfang des Psalmbuches. Einmal fasst er in kurzen Worten das zusammen, was der Hauptinhalt aller Psalmen ist, dass nämlich allen Frommen Heil und Segen, allen Gottlosen aber Fluch und Verderben beschieden ist; er legt somit allen denen, welche ihn hören oder lesen, Leben oder Tod zur Wahl vor. Und zum andern tut er dies in besonders einfachen, klaren und herzlichen Worten. Wie der Heiland in der Bergpredigt sein Lehramt mit Seligpreisungen anfängt und neunmal hintereinander spricht: „Selig sind“, so beginnt David mit unserm heutigen Psalm das Psalmbuch, indem er mit dem Ruf: „Wohl dem“ diejenigen zu schildern anhebt, welche den Herrn liebhaben. Hier wie dort soll den Menschen das Herz abgewonnen werden, um sie auf den rechten Weg zu führen; hier wie dort sollen sie daran gefasst werden, woran der Mensch sich am liebsten fassen lässt - an dem Streben nach der Erkenntnis dessen, was ihn vor Weh bewahren und allein zur rechten Wohlfahrt führen kann. Hören wir daher, wie unser Psalm

I. die Gottlosen,

II. die Frommen,

III. das Los, das beide erwartet,

uns zeichnet.

Der Herr aber tue uns die Augen auf, dass wir schauen die Wunder an seinem Gesetze, und uns weisen lassen von seinem Geist auf den Weg des Lebens. Amen!

I.

Unser Psalm kennt, wenn wir ihn näher ins Auge fassen wollen, dreierlei Arten gottloser Menschen; und indem er die glücklich preist, welche nicht wandeln im Rat der Gottlosen, noch treten auf den Weg der Sünder, noch sitzen, da die Spötter sitzen, indem er somit diejenigen glücklich preist, welche in Wahrheit sagen können, dass sie nicht zu ihnen gehören, bezeichnet er jene Gottlosen gleich von vorneherein als Unglückskinder.

Mit den Worten: „Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen, noch tritt auf den Weg der Sünder, noch sitzt, da die Spötter sitzen“, wird uns die Gottlosigkeit in ihrer allmähligen Entwicklung von ihren ersten noch schüchternen Anfängen an bis zur fertig vollendeten Bosheit gezeichnet; und wenn wir den Sinn betrachten, welchen die Worte des Psalmisten für die Gottlosen haben, so ist's gerade, als ob er spräche: „Wehe dem, der wandelt im Rat der Gottlosen, zweimal wehe dem, der tritt auf den Weg der Sünder, und dreimal wehe dem, der da sitzt, wo die Spötter sitzen.“

Ein Mensch, der getauft ist und einigermaßen Unterricht in Gottes Wort empfangen hat, wird weder mit einem Mal zum frechen Spötter noch auch zum gewissenlosen Sündenknecht; fängt es an, mit ihm abwärtszugehen, so besteht dieser Anfang darin, dass er zuerst bloß im Rat der Gottlosen wandelt. Er hat zuerst noch eine Scheu vor Gott und seinem Gericht, er schämt sich noch, etwas zu tun, wodurch er sich selbst von der Gemeinschaft gottesfürchtiger Menschen ausschließt. Der Gedanke, sich sagen zu müssen: du bist nun nicht mehr ihres Gleichen, hat für ihn etwas Beängstigendes. Wenn er nun aber Gottes Wort nicht von Herzen lieb hat, so fängt doch jene Scheu und Scham und jene innere Stimme des Gewissens allmählig an, immer schwächer und geringer zu werden. Wie Eva nach dem Baum der Erkenntnis, so blickt er bereits nach der Sünde - und sie sieht ihm lustig aus; er hört mit weniger Angst als sonst auf einen gewissenlosen Vorschlag; er horcht mit Behagen, mit innerer Herzensfreude auf die Schilderung der Sünde, wie etwa Andere sie machen, die bereits in der Gottlosigkeit es weiter als er gebracht haben; er hört mit gleichem Wohlgefallen auf die leichtfertige Art, mit welcher Andere von Gottes Gesetz und Evangelium sprechen; den Abfall, welcher anfangs nur innerlich geschehen war, vollzieht er nunmehr auch äußerlich. Zwar hie und da folgt er noch dem Gesetz Gottes: aber so weit ist's doch schon mit ihm gekommen, dass ein Rat, wie er von gottlosen Menschen oder von den Lüsten seines eigenen, Gott bereits entfremdeten Herzens ausgeht, auch eine Gewalt über ihn hat. Zwar ist er noch äußerlich rechtschaffen, geht zur Kirche und auch vielleicht noch zum heiligen Abendmahl, und hält sich darum noch lange nicht für gottlos; aber ein andermal tut er wie die Gottlosen zwar noch immer geheim und ohne, dass er's recht haben will, aber die eigentliche rechte Gottesfurcht ist weg: er geht ab und zu bei der Gottlosigkeit, er wandelt im Rat der Gottlosen und ist darum bereits selbst ein Gottloser. Denn wer auch nur im Halben gottlos ist, ist ganz des Teufels.

Auf einen ehrbaren Schein halten nun zwar Manche trotz ihrer inneren Gottlosigkeit dennoch zeitlebens; diesen wenigstens wollen sie nicht verlieren. Andre aber gehen weiter. Sie zeigen sich auch vor der Welt als Knechte des Lasters eines oder mehrerer. Sie meinen vielleicht noch manche gute Seite an sich zu haben, durch die ihre Laster aufgewogen werden; sie wissen allerlei Entschuldigungen dafür, dass sie gefallen sind: bald ist's die Not, die sie zur Sünde getrieben, bald die Arglosigkeit ihres Herzens, das sie in guter Meinung verführt werden ließ; bald ist's die Ungerechtigkeit, welche Eltern oder Geschwister an ihnen geübt, bald ist's ihr Stand und Beruf, der ihre Sünden verantworten soll, der Umgang mit schlechter Gesellschaft, dem die Arbeit im Beruf sie ausgesetzt und dem sie sich nicht entziehen konnten, das schlimme Beispiel, das sie vor Augen hatten. Aber nun, nachdem sie einmal geworden, was sie sind, wollen sie sich auch durch keinen Zaum und Zügel mehr halten lassen; sie kehren sich von Gottes Wort, dessen warnenden Zuruf sie geringschätzen und verachten; sie haben sich bereits eine Fertigkeit im Sündigen erworben und sind damit auf den Weg der Sünder getreten: nun gehen sie mit Entschlossenheit und Beharrlichkeit auf dem breiten Weg, der sie zum Verderben führt, und denken nicht ans Ende.

Unser Psalm hält uns aber noch eine dritte Art der Gottlosigkeit vor Augen, indem er weiter von solchen spricht, die da sitzen, wo die Spötter sitzen. Das sind diejenigen, welche entweder durch ein fortgesetztes Sündenleben oder durch einen frevelhaften Hochmut dahin gekommen sind, dass sie nicht bloß von Gott sich abgekehrt haben, wie die soeben geschilderten Sünder, sondern auch voll Hohn und Hasses sich wider Gott kehren. Sie spotten der Kirche, des Gesangbuches, der Bibel, des Evangeliums, und was ferner von den andern Gottlosen sie unterscheidet - nicht genug, dass sie ihre eigene Seele verderbt haben, sie wollen auch andere verderben: jeder gläubige Christ, jede Erfahrung, dass das Christentum noch etwas gilt, ist ihnen ein Dorn im Auge; und weil bei den meisten Menschen, so schwach sind die Leute! Spott mehr zu schaden vermag als selbst Hass und Anfeindung, so suchen sie alles, was an Gottesfurcht und Glaube erinnert, zu einem Gegenstand des Gelächters zu machen. Auch das ist in unserem Text nicht umsonst gesagt, dass sie beisammen sitzen - es ist von ihnen nicht bloß jeder für sich und auf seine eigene Faust gottlos, sondern sie halten zusammen, sie arbeiten miteinander, sie verbinden sich miteinander, sie er mutigen sich, und wie uneinig auch sonst, wenn es gegen den Heiland und sein Wort geht, werden sie einig, machen sie gemeinsame Sache und der im Himmel wohnt, lacht ihrer! Nun hört zum Zweiten,

II.

wie unser Psalm die Frommen beschreibt. Er zählt hier nicht etwa die Eigenschaften auf, die ein frommer Mensch an sich haben muss, er redet nicht von den Tugenden, die man bei Frommen voraussetzt, denn die Frömmigkeit, die vor Gott gilt, ist viel mehr und hat einen viel tieferen Grund, - sondern er kommt gleich auf die Hauptsache, auf den tiefen festen Grund zu sprechen, auf welchem alle Frömmigkeit sich auferbauen muss, er schildert den Frommen mit dem kurzen Worte: „Er hat Lust zum Gesetz des Herrn.“ Unter dem Gesetz des Herrn ist hier nicht bloß zu verstehen, was der Herr gebietet, sondern ebenso auch was der Herr verheißt. Gewiss, ohne die Verheißung wäre das Gebot, ohne Evangelium wäre das Gesetz nur ein hartes Joch, daran Niemand seine Lust haben könnte. Wer aber diese von unserem Psalm geforderte innerliche Lust zum Worte Gottes nicht hat, der ist, und wenn er sonst auch die besten Eigenschaften an sich hätte, doch kein frommer Mensch; ihm würde darum auch die Verheißung nicht gelten, welche der Psalm den Frommen gibt. Zu einem frommen Menschen gehört vor Allem, dass er Gottes Wort liebhabe, gerne höre, fleißig lerne, es immer vor Augen habe, in diesem Worte sich übe, und dass er sich herzlich freue über jedes neue Licht, das ihm in Gottes Wort aufgeht, über jeden Sieg, den Gottes Wort gewinnt. Diese Lust des Herzens verbirgt sich nicht der Fromme redet, wie es in unserm Psalm weiter heißt, von dem Gesetz des Herrn Tag und Nacht. Er redet davon zuerst mit sich selbst in seinem Herzen, so dass er in keiner Versuchung, in keiner Freude, in keinem Unglück desselben vergisst; und er redet davon dann auch mit den Menschen: mit den Kindern, mit dem Hausgesinde, mit den Freunden, die ihm wohlwollen, mit den Feinden, die ihm übelwollen. Seine Rede sieht nicht aus wie Heuchelei oder Prahlerei, sondern wie Wahrheit: wes das Herz voll ist, des geht der Mund über. Man merkt ihm an, dass er von solchem redet, was er an sich selbst erfahren und erlebt hat: ich glaube, darum rede ich; seinen Rat muss daher selbst der Gottlose, der ihn nicht befolgt, als gut anerkennen. Der Sünder bekommt in seiner Nähe den Eindruck, dass es um die Gottesfurcht doch auch etwas Schönes sei; und selbst der Spötter kann ihm heimlich seine Achtung nicht versagen.

Also Lust zum Wort des Herrn und ungescheutes Bekennen vor der Welt oder, wollen wir's recht deutlich ausdrücken: Aufnahme des göttlichen Wortes ins Herz, Liebe zu demselben, Treue gegen dasselbe, ein innerer Trieb, sich und Andere darin zu befestigen und zu erbauen, - das macht einen frommen Menschen! Ihr wartet, Geliebte, darauf, dass ich noch etwas Weiteres nenne; ihr fragt: doch auch ein rechter Wandel, Tugenden, Taten, Werke, denn auf diese kommt ja zuletzt Alles an? Ja, allerdings! Aber die folgen von selbst. Wollt ihr wissen, wie? Unser Text fährt fort: der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit. Der Mensch ist wie ein Baum. Der Gottlose ist auch wie ein Baum, aber wie ein Baum in dürrem Erdreich, im Wüstensand; wie der Baum, in dessen Wurzeln der Wurm nagt: ein solcher Baum verdorrt und erfreut Niemand mit seinen Früchten. Wie schad' ist's um so manches jugendliche Gemüt, das mit allen Gaben und Fähigkeiten reichlich ausgestattet war, um Diejenigen nicht zu täuschen, welche sich Frucht davon versprachen; und doch hat es die schönen Hoffnungen getäuscht; aber es konnte nicht anders sein: der Baum, welchem kein Saft zuströmt, kann, wie stolz er auch anfangs emporwachse, keine Frucht und keinen Schatten geben. Gottes Wort und die Freude an Gottes Wort ist für den Menschen dasselbe, was der volle Bach, der mit seinen frischen Wassern dahingleitet, für den Baum ist. Solch ein an den Wasserbächen gepflanzter Baum ist weder kahl, noch treibt er bloß Blätter, sondern er bringt Frucht zu seiner Zeit, oder ohne Bild: wer eine herzliche Freude an Gottes Wort hat, der beweist alle Frömmigkeit, die Gott und Menschen von ihm erwarten; der beweist Liebe, Glauben, Vertrauen, Geduld, Ergebung, Selbstverleugnung, Freundlichkeit, Sanftmut, Versöhnlichkeit, Ehrlichkeit, Treue und Redlichkeit, und zwar zu seiner Zeit, d. h., wie sich gerade die Gelegenheit gibt, wie es die Umstände fordern, wie er nach der Prüfung, die Gott über ihn verhängt, sie beweisen muss; er wird Allen Alles, ex stellt sich, wie der Apostel sagt, zum Vorbild guter Werke mit unverfälschter Lehre und mit Ehrbarkeit; Wort und Tat, Glaube und Wandel stimmt bei ihm zusammen - an ihm wird Niemand sich betrügen und Niemand irre werden.

Was die Beschreibung, welche der Psalm von den Gottlosen einerseits und von den Gottesfürchtigen andererseits gibt, schon von vorneherein ahnen lässt, dass es nämlich besser sei, zu diesen als zu jenen zu gehören, das legt er uns auch noch in einer klaren und ausdrücklichen Schilderung dar, indem er zum dritten

III.

das Los beschreibt, welches beide zu er warten haben. Wir müssen uns das Bild, unter welchem der Psalm den Frommen darstellt, noch einmal ansehen. Der Fromme gleicht einem Baum an den Wasserbächen; von einem solchen Baume heißt es nun weiter, dass er nicht bloß Frucht bringt, sondern auch, dass seine Blätter nicht verwelken. Er steht fest. Sturm und Hitze können ihm nicht schaden. Auch hierin gleicht der Fromme, der da Lust hat zum Wort des Herrn, einem solchen Baume. Auch ihm ist gegeben, fest zu stehen; mag Sturm kommen, mögen plötzliche, unvorhergesehene Unfälle hereinbrechen, in welchen ein schwacher Mensch alle Besinnung zu verlieren, Gefahr läuft, oder mag Hitze, drückende, lähmende, allmählig alle Kraft aussaugende Widerwärtigkeit sich einstellen, Gottes Wort ist ihm in alle dem ein Strom der Gnade: so oft er von seiner Trübsal zu Gottes Wort sich kehrt, erlangt er auch immer neue Freudigkeit, neues Licht, neue Kraft, neues Leben. Bei Sturm und Hitze wurzelt er sich nur umso tiefer ein; von Gottes Wort gestärkt und getröstet übersteht er auch die Tage, die ihm nicht gefallen.

Es gibt aber nicht bloß eine Gegenwart, sondern auch eine Zukunft, für die man Verheißung braucht. Und auch diese fehlt dem Frommen nicht. David denkt in unserm Psalm an den Palmbaum, der Sommer und Winter grün bleibt; von einem solchen an den Wasserbächen gepflanzten Palmbaum sagt er: seine Blätter verwelken nicht. Seine Blätter verwelken nicht, sagen auch wir von dem Frommen; was er anfängt, das gerät wohl, er bringt's in allem zu einem guten Ende; er plagt sich, arbeitet, hofft und freut sich nicht vergebens, seine Werke trotzen allen Hindernissen und überdauern auch den Tod. Sagt doch der Heiland : Wer meine Worte hält, der wird den Tod nicht sehen ewig. Seine Blätter verwelken nicht das gilt auch von dem Andenken, welches er auf Erden hinterlässt. Seine Blätter verwelken nicht, schrieben unsere Vorfahren unter das Bild Luthers, das sie seinen Werken vorsetzten; so kann auch von den Büchern noch mancher anderer gottseliger Männer unserer Kirche gesagt werden, von den Gebetbüchern und erbaulichen Schriften eines Arnd, Spener, Starke, Sturm, Scriver, oder von den Liedern eines Paul Gerhardt. Ja von jedem wahren Christen, dem Gott auch nur ein geringeres Werk aufgetragen hat, von einem frommen Vater, einer gottseligen Mutter, einem treuen Lehrer, einem tätigen Freund gottseliger Unternehmungen kann gesagt werden, dass ihr Beispiel oder ihr Wort wie ein immergrünes, nie welkendes Blatt noch lange nach ihrem Tod fortlebt und den Nachkommen immer und immer zum Segen gereicht, - dass auch sie einst an den Wasserbächen gepflanzte Bäume waren, welche noch immer einen Schatten haben, unter dem Kinder und Kindeskinder sitzen und sich wohl fühlen. Sie sind gestorben und leben noch, kann man von solch' frommen Christen sagen, mag man ihnen nun in den Himmel nachsehen, wohin sie eingegangen sind zu ihres Herrn Freude, oder mag man die Früchte ihrer Werke auf Erden betrachten. Dies erwarten zu dürfen, ist eine große Verheißung. Wohl dem, welchem Gott gibt, in einem christlichen Leben zu sein wie ein Baum gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht, und was er macht, das gerät wohl.

Nun aber folgt ein schweres „Aber“ für die, welche wohl auch solche Verheißungen möchten, aber die Zucht des göttlichen Wortes hassen. „Aber so sind die Gottlosen nicht“, nicht stark, nicht festgewurzelt, nicht eines gesegneten Erfolges sicher, „sondern wie Spreu, die der Wind verstreut.“ All' ihr Tun, ihr Mühen und Trachten, hat keinen Erfolg, kein Gedeihen; das gute Samenkorn ist nicht darin, das Wurzel schlagen und in die Höhe und Tiefe wachsen könnte; es bedarf nur eines Windstoßes, und all' ihr Glück ist dahin und es bleibt nichts. Sie selbst und alle ihre Werke sind tote Spreu. Wenn sie recht stolz einhergehen und recht sicher gebaut zu sein meinen, wenn sie zu Geld und Ehren und zu einem reichlichen Auskommen gelangt sind, wenn sie ein angesehenes Haus gegründet haben und nun Wunder meinen, was sie mit ihrer Klugheit und Vorsicht gewonnen haben und wie sie es sicher auf ihre Kinder bringen wollen, so ist es doch alles wie Spreu; es kommt unausbleiblich der Tag, wo sie oder die Ihrigen es erleben, wie die Gerichte des Herrn die Spreu hinwegfegen. Die Gottlosen bleiben nicht im Gericht, sie werden zu Schanden überall, wo es eine Probe gilt, zu Schanden vor ihrem Gewissen, zu Schanden unter den Trübsalen des Lebens, zu Schanden im Tode und zu Schanden nach dem Tode. Die Sünder bleiben nicht in der Gemeine der Gerechten, und die Spreu verfliegt; ihre Stätte kennt man nicht mehr.

Geliebte in dem Herrn! Manchmal scheinen die Frommen wie Spreu und die Gottlosen wie der Baum an den Wasserbächen zu sein; aber zuletzt muss sich's finden. Denn so schließt unser Psalm nachdrücklich: „Der Herr kennt den Weg der Gerechten, aber der Gottlosen Weg vergeht.“ Er kennt den Weg der Gerechten, das ist, er kennt ihn als Freund und Beschirmer, wie es bei dem Propheten heißt: er ist gütig, und eine Feste zur Zeit der Not, er kennt die so auf ihn trauen; er billigt, fördert und segnet ihr Werk. Aber der Gottlosen Weg vergeht - es muss ihnen der Boden weichen unter den Füßen, ihre Leuchte verlischt mitten in der Finsternis, der Weg ist zu Ende, - und nun tun sie einen tiefen Fall.

Dies ist die doppelte Aussage unseres Psalms über die Frommen und über die Gottlosen. Wohl dem, so sagen auch wir, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen, noch tritt auf den Weg der Sünder, noch sitzt da die Spötter sitzen; wohl dem, dem es ein heiliger Ernst ist, Gott zu bitten: Prüfe mich Gott und erforsche mein Herz und erfahre, wie ich's meine; wohl dem, der den Herrn Herrn fürchtet und auf seinen Wegen geht - er wird es gut haben, er wird ein Baum der Gerechtigkeit sein, der Früchte bringt dem Herrn zum Preis und den Menschen zum Segen. Amen.

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