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Calvin, Jean - Psalm 134.

Calvin, Jean - Psalm 134.

Inhaltsangabe:

Der Psalm ist eine Aufforderung zum Lobe Gottes, insonderheit an Priester und Leviten gerichtet, doch auch für alle Gläubigen.

Ein Stufenlied.

1 Siehe, lobet den Herrn, alle Knechte des Herrn, die ihr stehet des Nachts im Hause des Herrn! 2 Hebet eure Hände auf im Heiligtum, und lobet den Herrn! 3 „Der Herr segne dich aus Zion, der Himmel und Erde gemacht hat.“

V. 1. Siehe, lobet den Herrn. Einige Ausleger wollen neben den Leviten auch an andere dem Dienst des Heiligtums geweihte Personen denken. Es gab ja hie und da Leute aus dem Volk, die, von besonderem Eifer beseelt, die Nacht im Tempel zubrachten. So lesen wir von der Witwe Hanna (Luk. 2, 37), dass sie Gott diente mit Fasten und Beten Tag und Nacht. Aber aus dem Schluss des Psalms ergibt sich, dass der Prophet bei seiner Aufforderung doch bloß die Priester im Sinne hat. Er legt ihnen nämlich einen Segensspruch in den Mund, womit sie für das Wohl des Volkes beten sollen, und das war allein der Priester Amt. Nach meiner Auffassung werden also die Leviten um des Dienstes willen, der ihnen oblag, Knechte des Herrn genannt. War es doch auch gerade ihre Sache, im Tempel über Nacht zu bleiben, und zwar abwechselnd, wie wir das aus der biblischen Geschichte wissen (vgl. 3. Mos. 8, 35). Und deswegen werden sie durch das hinweisende „Siehe“ gleichsam an Ort und Stelle hingeführt, denn der beständige Anblick des Tempels musste sie noch mehr anspornen zu ihren gottesdienstlichen Übungen.

Aber was hat der Prophet dabei, dass er sie so nachdrücklich zum Lobe Gottes anspornt? Gerade bei den äußeren religiösen Handlungen liegt der Missbrauch so nahe. Und so hätten viele von den Leviten denken können, mit ihrem Dienst fertig zu sein, wenn sie, ohne etwas zu tun, nur im Tempel gestanden hatten. Auf diese Weise wäre der Hauptzweck versäumt worden. Da zeigt uns der Prophet, wie der gesamte Dienst der Leviten, das nächtliche Wachehalten im Tempel, das Anzünden der Lichter, die Besorgung der Opfer, nur unnütze Spielerei wäre, wenn sie nicht lernten, Gott im Geiste zu dienen und all die äußeren Gebräuche in Beziehung zu bringen zu dem einen Hauptopfer, dem Lobe Gottes. Er will sagen: Das kommt euch mühsam vor, dass ihr, während andere daheim schlafen, im Tempel stehen sollt und wachen; ja freilich, einen anderen, vortrefflicheren Dienst fordert Gott, nämlich dass ihr sein Lob dem ganzen Volke vorsingt. Im zweiten Vers wird auch noch eine Gebärde genannt, die mit der Anrufung Gottes verbunden ist: Hebet eure Hände auf! Wozu tut man dies beim Gebet? Doch nur, damit die Herzen zu Gott gerichtet werden. Durch die Worte des Propheten mussten also diejenigen sich gestraft fühlen, die im Tempel entweder untätig blieben oder mit Scherzen und Schwatzen den Gottesdienst entweihten.

V. 3. Der Herr segne dich usw. Dieser Vers lässt meines Erachtens eine andere Auslegung des Psalms nicht zu als von den Priestern und Leviten, die nach dem Gesetz allein die Aufgabe hatten, das Volk zu segnen (4. Mos. 6, 23). Erst hat der Prophet sie aufgefordert, Gott zu loben, jetzt fügt er das andere, das zu ihrem Amt gehört, hinzu: sie sollen im Namen Gottes das Volk segnen. Jedoch hatte Gott das nicht in der Meinung angeordnet, dass die anderen sich um gar nichts kümmern sollten – wie im Papsttum die Leute meinen, es sei schon ein rechter Gottesdienst, wenn die Mönche bloß in den Tempeln ihre Gebete herleiern – vielmehr sollten die Priester nur die Vorbeter sein, und jeder sollte es dann zu Hause ähnlich machen, wie es im Tempel geschah. Diesen Auftrag, das Volk zu segnen, hatten sie, weil sie an Christi Statt dastanden.

Ferner hat es seinen guten Grund, dass diese zwei Stücke hier ausdrücklich angeführt werden: Gott, der Himmel und Erde gemacht hat,möge segnen aus Zion. Der Schöpfername soll die Gläubigen auf die Macht Gottes hinweisen, damit sie sich ein Herz fassen, alles von ihm zu erwarten. Denn was ist die Welt anders als ein Spiegel seiner unbegrenzten Kraft? Es ist allzu große Beschränktheit, wenn man sich nicht will genügen lassen an der Gnade dessen, der, wie man mit Augen sieht, über alle Dinge herrscht und alle Macht und Mittel in der Hand hat. Viele jedoch trauen sich, wenn sie bloß vom Schöpfer hören, nicht recht zu Gott hin, als müssten sie ihn in weiter Ferne suchen. Deshalb stellt der Prophet das Wahrzeichen seiner Nähe, d. i. seine Wohnung auf Zion, vor ihre Augen hin, damit sie es begreifen, dass er sie freundlich zu sich einladet und gleichsam seinen Vaterschoß ihnen offen hält, und damit sie so ein Herz fassen, mit Vertrauen und Freimütigkeit ihm zu nahen. Also an dem Himmel nehmen sie die Macht Gottes wahr, an der Wohnung in Zion seine väterliche Liebe.

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