Calvin, Jean - An Gaspard de Coligny in Paris.

Nr. 668 (C. R. – 3436)

Calvin, Jean - An Gaspard de Coligny in Paris.

Mit dem, der der erste sein sollte, meint Calvin den König von Navarra; der „verrückte Narr“ ist vielleicht dessen Vetter, Herzog Louis de Bourbon-Montpensier, oder Herzog Jacques de Nemours. Unerkennbar ist, wen Calvin mit dem jungen Soldaten meint.

Im Reformationswerk brauchts Geduld.

Monseigneur, so wünschenswert es wäre, dass das Reich Gottes in Frankreich größere Fortschritte machte und das Evangelium friedlicher seinen Weg fände, so dürfen wir es doch nicht sonderbar finden, wenn der, der alles nach seinem wunderbaren Rate führt, die Geduld der Seinen prüfen will und deshalb ihre Kampfzeit verlängert, wenn nur dann alle die, die auf der guten Seite stehen, sich recht ins Geschirr legen und standhaft und freimütig, wie es sich gehört, arbeiten am Bau des Tempels Gottes. Sie werden bald erfahren, dass er über unser Verstehen hinaus dafür sorgt, dass sein Werk gedeiht. Nur dürfen wir nicht müde werden; denn wenn auch die Frucht unseres Wirkens jetzt noch nicht zu sehen ist, - zur rechten Zeit wird sie erscheinen. Selbst die Anstrengungen, die die Gegner der Wahrheit machen, sollen Ihnen ein Anlass zur Ermutigung sein, damit solche Frechheit und Anmaßung mattgesetzt und überwunden wird durch die Festigkeit, die Gott Ihnen verleiht. Es ist schon viel, sicher sein zu können, dass der Ausgang trotz aller Belästigungen durch die Feinde für Sie glücklich sein und den Gegner zur Beschämung gereichen wird. Gott hält Ihnen auch darin ein schönes Vorbild zur Ermutigung hin, dass die armen Gläubigen in ganz Frankreich mitten unter allen fürchterlichen Drohungen nicht müde werden, ihren Weg zu wandeln. Die Zustände sind ja allerdings in arger Verwirrung; aber wir hoffen, Gott wird die ganz Schlauen enttäuschen und in ihren eigenen Netzen fangen. Der der erste sein sollte, ist so kalt, wie er nur sein kann. Die Feinde sind wütender als je, alles zu zerstören, wenn Gott sie nicht im Zaum hielte. Der verrückte Narr, der mehrmals mit Ihnen in Fehde lag und noch kürzlich bei Chinon dreihundert Gefangene gemacht hat, hat ja strengen Befehl erhalten, alle loszulassen und unverzüglich an den Hof zu kommen, und man hat ihm scharf gedroht, falls er den störrischen Esel spielen wollte. Das ist wenigstens ein Trost, den Gott seinen Kindern gibt. Und für Sie, Monsieur, ist das nun das Mindeste, dass Sie nicht an denen Gefallen haben, die ihre Pflicht schlecht erfüllen, sondern sich vielmehr bemühen, sie zu beschämen und ihre Feigheit dadurch zu bestrafen. Welche Hindernisse Ihnen der Satan auch in den Weg legt, - überwinden Sie alles durch die Kraft dessen, der uns verheißen hat, dass unser Glaube die Welt überwinden soll. Denken Sie auch daran, dass Sie nicht nur offenen Feinden zu widerstehen haben, sondern auch solchen im eigenen Hause, die sich unter falschem Namen einschleichen. Ja, gerade jetzt im Anfang wird man umso schärfere Zucht halten müssen, je mehr leichtsinnige und maßlose Geister sich Freiheiten herausnehmen wollen. Ich habe einen jungen Soldaten aus Frankreich kennen gelernt, der, glaube ich, seinesgleichen nicht hat in Selbstüberschätzung; er wird sich ohne Zweifel in alles mischen und alles durcheinander bringen wollen, so weit er kann. Wenn solche Leute nicht niedergehalten werden, so wird bald eine Zersplitterung eintreten, die nicht wieder gutzumachen ist. Aber ich hoffe, überall und in allen Dingen wird Gott Sie ausrüsten mit Klugheit und Stärke, damit glücklich vollendet wird, was er Sie in Gnaden hat beginnen lassen.

Monseigneur, indem ich mich Ihrer Gewogenheit ergebenst empfohlen halte, bitte ich den lieben Gott, er wolle die Gaben seines Geistes mehr und mehr in Ihnen zunehmen lassen, damit sein Name dadurch verherrlicht werde; auch wolle er alle Ihre Taten glücken lassen und Sie in seiner Hut halten.

Genf, 11. Juli 1561.

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