Augustinus, Aurelius - Soliloquien - XXI. Von dem Ermessen der himmlischen Güter aus der Betrachtung der zeitlichen.

Augustinus, Aurelius - Soliloquien - XXI. Von dem Ermessen der himmlischen Güter aus der Betrachtung der zeitlichen.

Lass mir nun Deine große Barmherzigkeit eröffnet werden durch Dein Licht! Ich bitte, erleuchte mich je mehr und mehr, damit sie mir desto mehr bekannt werde! Aus diesen allergeringsten Dingen können wir Deine großen Dinge begreifen, und aus diesen sichtbaren Deine unsichtbaren, o HErr, Du unser heiliger GOtt und gütiger Schöpfer. Denn so Du, o mein HErr, diesem schlechten und verweslichen Leibe so große und unzählbare Wohltaten erweist vom Himmel her und von der Luft, von der Erde und dem Meer, vom Licht und von der Finsternis, durch Wärme und Kälte, durch Tau und Nässe, durch die Winde und gedeihliche Regen, von Vögeln und Fischen, von wilden Tieren und Bäumen, durch viele und mancherlei Kräuter und Gewächs der Erden, und durch den Dienst aller Deiner Kreaturen, die uns dienen, ein jegliches zu seiner Zeit, auf dass wir nicht etwa eines Dinges überdrüssig werden: sage mir doch, welcherlei und wie große und unzählbare Güter werden erst die sein, die Du denen, die dich lieben, bereitet hast, in jenem himmlischen Vaterland, da wir Dich von Angesicht zu Angesicht schauen werden? Wenn Du so Großes bei uns tust, so lange wir noch hier im Kerker sitzen, was wirst Du uns im Palast erst zeigen? Groß und unzählbar sind Deine Werke, o HErr, Du König der Himmel. Denn so alle Dinge sehr gut und fein sind, die Du sowohl den Guten und Bösen insgemein übergeben hast, wie herrlich werden erst die sein, die Du allein den Guten vorbehalten hast! Wenn Deine Gaben, die Du jetzt den Freunden und Feinden zugleich mitteilst, so viele und mancherlei sind, wie groß und viele, wie süß und anmutig werden die sein, welche Du allein Deinen Freunden geben willst! Lässt Du uns in diesem Jammertal so großen Trost schon widerfahren, wie groß und herrlich wird er dann erst auf dem hochzeitlichen Tage sein müssen! Wenn der Kerker so große Lust bringen kann, was wird das rechte Vaterland vermögen! Gott, kein Auge hat es gesehen ohne Dich, was Du bereitet hast denen, die Dich lieben! Denn nach der großen Fülle Deiner Allmacht richtet sich auch die große Fülle Deiner Gnaden, welche Du verborgen hast denen, die Dich fürchten!

Denn Du, HErr mein GOtt, bist groß und unermesslich, es ist auch Deiner Größe kein Ende, Deiner Weisheit ist keine Zahl, Deiner Milde und Freundlichkeit kein Maß, Deiner Vergeltung weder Zahl noch Maß! Nein, so groß Du bist, so groß sind auch Deine Gaben; denn Du selbst bist der Lohn und das Geschenk aller Deiner wahrhaftigen streitbaren Helden! Amen.

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