Arndt, Friedrich - 59. Andachten zum 2. Petrusbrief

Arndt, Friedrich - 59. Andachten zum 2. Petrusbrief

2. Petrus 1.

Wer muß nach Lesung solcher Worte sich nicht freuen des festen Grundes, auf dem sein Glaube erbaut ist? Licht und Grund desselben ist ja 1) das Zeugniß der Apostel, die bei ihren Berichten nicht klugen Fabeln, Ahnungen und Sagen, deren das ganze Alterthum voll war, gefolgt waren, sondern einfach und wahrheitstreu mittheilen, wovon sie Augen- und Ohrenzeugen gewesen, die Herrlichkeit Jesu Christi in seinem Leben und Wandel, die sie selbst gesehen, die Verklärung auf Thabor, deren Eindrücke noch nicht in dem hohen Alter, da er dem Eingange in die ewigen Hütten so nahe war, in der Seele Petri erstorben waren; 2) das Zeugniß Gottes vom Himmel über seinen verklärten Sohn, das Siegel der höchsten Ehre und Liebe, das, wie beim Eintritt in sein heiliges Amt, so jetzt am Ende seines Amtes Ihm ertheilt wurde, und womit Er selbst zu der tiefen Schmach seines Leidens gestärkt und eingeweiht ward, als zu einem gewissen Hingang von der Welt zum Vater, durch Leiden zu Herrlichkeit; 3) das Zeugniß der Propheten in seiner wunderbaren Uebereinstimmung mit der Botschaft des Gekommenen. Welche Wolke von Zeugen, von Helden des Glaubens, von Märtyrern der Wahrheit, von Ueberwindern der Welt! Welch ein festes, prophetisches Wort, das da scheinet in den dunkeln Ort unseres Herzens, bis der Tag in ihm anbricht und der Morgenstern aufgeht! Herr, sprich auch zu meiner Seele: es werde Licht! verscheuche alle Nacht und Blindheit meines Innern; mache mich immer fester in Deinem Worte; werde Du selbst, Herr Jesu, mein heller Morgenstern, meine ewige Lebenssonne, und strahle mir in dem Lichte Deiner Gnade, werde mein und ich Dein, bis jede Finsterniß in mir untergegangen und es völliger Tag geworden ist in meinem Herzen. Durch die Propheten zu den Aposteln, durch die Apostel zu Christo, durch Christum zur ewigen Seligkeit beim Vater: das sei der Gang meiner Lebensgeschichte. Amen.

2. Petrus 2.

Gott, der Du wohnest in einem Licht, da Niemand zukommen kann, unaussprechlicher Gott, höchstes Gut, zu Dir rufe ich. An Dir habe ich auch heute gesündigt und übel vor Dir gethan. Menschen scheute ich mehr, als Dich; denn ich war blind, und hatte fleischliche Augen. Ach, wo soll ich nun hingehen vor Deinem Geist, und wo soll ich hin fliehen vor Deinem Angesicht? Herr, ich habe keine Hülfe denn allein bei Dir. Erbarme Dich meiner, nicht nach Deiner geringern Barmherzigkeit, nach welcher Du in leiblichen Nöthen hilfst, sondern nach Deiner großen Barmherzigkeit, wonach Du Missethaten vergibst, und mit der Du die Welt also überschüttet hast, daß Du Deinen eingebornen Sohn für sie in den Tod gabest. Tief sind meine Sünden, o Herr, aber tiefer ist Deine Gnade. So verschlinge denn ein Abgrund den andern, die Tiefe Deiner Barmherzigkeit verschlinge die Tiefe meiner Dürftigkeit. Eile entgegen, lieber Vater, Deinem verlornen Kinde, das sich aus fernem Lande zu Dir aufgemacht hat; komm, Du guter Samariter, und hilf mir Armen, der ich bis in den Tod verwundet bin. Tröste mich wieder, mein Gott, mit Deiner Hülfe, und Dein freudiger Geist belebe mich. Halte es mir vor, daß jede Sünde sich selber straft, daß jede Sünde ein Uebel ist, auch wenn wir ihre Strafe nicht gleich empfinden, und daß jedes Gute sich selbst belohnt durch Ruhe und Hoffnung. Bewahre mich aber namentlich vor Rückfällen; denn der Apostel sagt es ja, daß es besser ist, den Weg der Gerechtigkeit nicht erkannt zu haben, denn ihn zu kennen und sich zu kehren von dem heiligen Gebote, und es ist ja allemal eine schnödere Gewissensverletzung, von der erkannten Wahrheit abzufallen, als sie nicht erkennen wollen, und zieht deshalb schwerere Gerichte nach sich. Ewige Barmherzigkeit, die Du Niemanden verdammst, als der sich selbst in die Verdammniß stürzt, hilf mir, daß ich mich nicht selbst verdamme! Ewige Gerechtigkeit, die du schon hier deine Schrecken so mächtig in der Brust des verstockten Sünders offenbarst, hilf mir, daß ich nicht in deine ewigen Gerichte falle. Amen.

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