Anselm von Canterbury - Gebet 9 - Gebet in Kriegszeiten.

Anselm von Canterbury - Gebet 9 - Gebet in Kriegszeiten.

O Gott, der du Macht hat über die Geister Aller, die Fleisch sind, der du groß von Rath und unbegreiflich in deinen Gedanken bist, dessen Augen offen stehen über alle Wege der Kinder Adams, daß du einem Jeglichen vergeltest nach seinen Werken und nach der Frucht seines Wandels, wir armen elenden Sünder werfen uns nieder zu den Füßen deiner göttlichen Majestät, und bekennen uns schuldig aller Sünden aller Menschen, die von Anfang der Welt bis auf diese Stunde begangen worden sind, und bitten um ihrer aller willen demüthig um Gnade.

O Herr, gedenke nicht der Sünden unserer Jugend; eile uns beizustehen nach deiner Barmherzigkeit, denn wir sind arm und elend. O Herr, strafe uns nicht in deinem Zorn, und züchtige uns nicht in deinem Grimm. So du willst, Herr, Sünde zurechnen, wer wird bestehen? Herr, kehre dich doch wieder zu uns und sei deinen Knechten gnädig. O Herr, der du stärker bist, als alle Bosheit der Menschen, wir erkennen und beweinen unsere Missethaten, mit denen wir dich zum Zorn gereizet und gar wohl verdienet haben alles das Uebel, das über uns gekommen ist und kommen wird, daß die Feinde in unser Land brechen und wollen dein Erbtheil zu nichte machen und zu Boden schlagen dein Volk, das nach deinem Namen genannt ist.

O Herr, wir leiden, was wir verdient haben, denn wir haben gesündigt gegen unsern Bruder, gegen Christum unsern Herrn, wir haben gegen sein Leiden und sein Verdienst uns undankbar bewiesen, und sein nicht so gedacht, wie wir sollten. Aber du Herr, der du nicht willst den Tod des Sünders, sondern daß er sich bekehre und lebe, siehe uns an mit den Augen deiner Barmherzigkeit, und laß dein Erbtheil nicht in die Schmach gerathen, und laß nicht über uns herrschen diese ehebrecherische Art.

Du, Herr, hat über uns aufgehen lassen das Licht des evangelischen Glaubens, der schon die Apostel erfüllte, du hast ihn unseren Vätern gegeben und unsere Väter haben ihn uns verkündigt. Um des Bekenntnisses willen unseres Glaubens verfolgen uns jene, die wollen uns von der Erde vertilgen, und die Erkenntniß deines heiligen Namens mit der Wurzel ausrotten. Aber du, Herr, weißt, daß sie auf Böses sinnen, darum verwirre sie durch deine Kraft, und ende deinen guten Engel vor uns her, daß sie erschrecken vor deinem gewaltigen Arm, und daß sich fürchten, die mit Lästern daherziehen gegen dein heiliges Volk, wirf zu Boden, die uns unterdrücken und mit hohen Worten uns schmähen, und schirme dein Erbtheil.

Barmherziger Gott, Heiliger Vater, wir sagen dir Dank für diese Züchtigung, die wir als deine Söhne von deiner Hand empfangen und durch die du deine sonderliche Liebe gegen uns erweisest, denn du willst in der Anfechtung unsern Glauben bewähren und uns den Willen stärken für dich zu leiden. Weiß doch jeder, der dich liebt, aufs Gewisseste, daß der Mann, der die Anfechtung erduldet hat, gekrönet und aus der Trübsal er rettet wird. Denn du hast nicht Lust an unserm Verderben, sondern nach dem Ungewitter machst du es ganz stille, und nach dem Weinen und Klagen erfüllest du uns mit Freuden. Du bist gerecht, Herr, du bist gerecht, und alle deine Gerichte sind gerecht, und alle deine Wege sind Barmherzigkeit und Wahrheit. Und nun, Herr, gedenke unserer im Besten, und strafe uns nicht um unserer Sünden willen, und gedenke nicht unserer und unserer Väter Missethaten. Denn weil wir deinen Geboten nicht gehorcht haben, darum sind wir dahin gegeben zum Raube, zum Gefängniß und zum Tode und Gespötte. Nun, Herr, schwer sind deine Gerichte, weil wir nicht nach deinen Geboten gethan und nicht rechtschaffen gewandelt haben vor dir. Aber du, Herr, sei gnädig unsern Sünden um deines Namens willen, nach dem wir genannt sind, den wir in guten und in bösen Tagen mit Herz und Mund bekennen. Nur verleihe uns Beständigkeit und Muth, denn es liegt nichts an unserem Wollen und Laufen, Alles aber, o Herr, an deinem Erbarmen.

Jene kommen zu uns mit Wagen und Rossen, mit Schwert und Spieß, wir aber hoffen auf deinen Namen, laß nicht zu schanden werden, die auf deinen Namen und deine Wahrheit trauen.

Ihre Gottlosigkeit und Blindheit erbarmt uns, o Herr; und wir bitten deine milde Güte, ists möglich, so gib ihnen ein bußfertiges, erleuchtetes, demüthiges Herz, daß sie dich, den wahren Gott erkennen und den du um unseres Heiles willen gesandt hat, Jesum Christum, für den wir unser ganzes Blut zu vergießen bereit sind, gleich wie er das seine vergossen hat um unserer Sünden und unseres Heiles willen.

Da wir aber Menschen sind, die eingedenk sind ihrer menschlichen Schwachheit, so bekennen wir, daß wir nichts vermögen aus uns selber, denn alle unsere Kraft und Stärke kommt von dir; darum bitten wir, sende uns Hülfe von deinem Heiligthum, lege uns an die Waffen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, daß wir allen unsern Feinden Widerstand thun können; daß uns keine Versuchung, keine Trübsal, keine Noth von dir trennen möge, o gütiger Gott.

Wer will uns scheiden von der Liebe Gottes? Trübsal oder Angst, oder Blöße, oder Hunger, oder Fährlichkeit, oder Verfolgung, oder Schwert? In dem Allem überwinden wir weit, um des willen, der uns geliebt hat, und hat uns gewaschen mit seinem Blute und uns berufen zur Hoffnung des ewigen Erbes; ihm sind wir schuldig tausend Verfolgungen, tausend Nöthe, tausend Tode zu leiden. Ja, auch den Tod wollen wir, wenn es noth thut, gern und fröhlich für dich erleiden, und ihn dir als eine Gabe darbringen, die wir dir schuldig sind.

Dein Wille, o Herr, geschehe hier in der Zeit und dort in Ewigkeit. Wir sind deine Gefäße; was ists, wenn du uns zerbricht? Nur mache uns aus Sterblichen zu Unsterblichen, aus Irdischen zu Himmlischen. Es geschehe dein Wille, er geschehe, weil wir ihm nicht widersprechen können und wollen und dürfen; das aber ist unser Gebet, daß wir nach dem Elende dieses Lebens ruhen mögen in dir, der du das Leben bist und die ewige Ruhe. Amen.

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