Ahlfeld, Johann Friedrich - Das Leben im Licht des Wortes Gottes - Die Konfirmationszeit - ein Advent Jesu Christi zu den Kindern.

Ahlfeld, Johann Friedrich - Das Leben im Licht des Wortes Gottes - Die Konfirmationszeit - ein Advent Jesu Christi zu den Kindern.

Jesaias, Kap. 44, V. 1 - 5:
So höre. nun, mein Knecht Jacob, und Israel, den ich erwählet habe. So spricht der Herr, der dich gemacht und zubereitet hat, und der dir beistehet von Mutterleibe an: Fürchte dich nicht, mein Knecht Jacob, und du Frommer, den ich erwählet habe. Denn ich will Wasser gießen auf die Durstigen, und Ströme auf die Dürren; ich will meinen Geist auf deinen Samen gießen, und meinen Segen auf deine Nachkommen, dass sie wachsen sollen wie Gras, wie die Weiden an den Wasserbächen. Dieser wird sagen: Ich bin des Herrn; und jener wird genannt werden mit dem Namen Jacob; und dieser wird sich mit seiner Hand dem Herrn zuschreiben, und wird mit dem Namen Israel genannt werden.

Herr Jesu, gib uns Treue, recht um die Seelen der Konfirmanden zu bitten. Mache uns Seelsorger alle recht gläubig, einfältig und klein, auf dass wir wahr und lebendig mit den Kindern reden können. Du Held aus Israel, durchbohre die Ohren, erobere die Herzen dieser Kinder, mache dir da die Tore weit und die Türen hoch, damit du eingehen könnest. Ja, Herr, erweiche die Herzen mit deiner Liebe. Lass die Kinder unter der Sonne der Gnade warm werden. Behüte die Eltern, dass sie den Funken in ihnen nicht durch Gleichgültigkeit oder Widerspruch gegen dein heiliges Wort auslöschen. Schließe die Türen der Kinderherzen zu vor der Weltlust, damit der Feind der Seelen den Samen in ihnen nicht zertrete. Erwecke und ziehe dir eine neue gläubige Gemeinde. Mache deine Gnade groß an den Tausenden von Kindern, welche dir, wenn du in Jerusalem einziehest, die Palmen ihres Bekenntnisses auf den Weg streuen wollen. Bereite dir eine Macht aus dem Munde dieser Kinder, zu widerstehen dein Feinde und dem Rachgierigen. Schreibe deinen Namen und deine Ehre auf alle Zeit in diese jungen Seelen. Ach Herr, erhöre uns um deiner Liebe willen. Amen.

In Christo Jesu geliebte Leser. Die Kirche Christi lehrt einen vierfachen Advent, einen vierfachen Einzug unseres Herrn Jesu Christi in die Welt. Er ist in der Weissagung gekommen zu den hoffenden Vätern, und diese Weissagung ist erfüllet in jener Nacht, da die Himmel troffen von Barmherzigkeit und die Engel auf dem Felde bei Bethlehem sangen: „Ehre sei Gott in der Höhe, Friede auf Erden, und dem Menschen ein Wohlgefallen.“ Da ward er geboren, da ruhte er in der Krippe, das ist seine Zukunft in der Niedrigkeit. - Er wird wiederkommen am Ende der Tage. Dann zieht er ein in seiner Macht und Herrlichkeit. Die heiligen Engel geben ihm das Ehrengeleite und wollen als seine Diener die Welt richten helfen Auf seinen allmächtigen Ruf stehen alle Toten auf und treten samt den Lebendigen vor sein Gericht. Das ist seine Zukunft in der Herrlichkeit. - Diese beiden großen Tatsachen sind das A und O seines Heilswerkes, jede ist beschlossen in einen Tag. Zwischen diesen beiden Grenzsteinen der irdischen Gnadenzeit ruhet die vierte Zukunft des Herrn, sein stetes Kommen durch die verordneten Gnadenmittel im heiligen Geist, sein stetes Kommen zu den Gläubigen in der Kirche. Nach diesem letzten Kommen oder vielmehr nach der Aufnahme des Herrn bei demselben empfangen die drei andern Advente in jeder Seele ihre Gestalt. Für den Ungläubigen ist die Weissagung auf den Herrn ein Missverstand in der Auslegung der Propheten, die Geburt des Herrn eine mit Fabeln umhüllte dunkle Tatsache, und die Wiederkunft des Herrn ein Märlein, das er mit allen Künsten fleischlicher Klugheit aus der Geschichte wegdisputieren möchte. Für den lauen Christen ist der erste Advent eine uralte vergangene Geschichte, die er dahingestellt sein lässt, und der letzte Advent eine Verheißung, nach deren Erfüllung oder Nichterfüllung er nicht viel fragt. Für den Gläubigen, der sich durch das stete Kommen des Herrn im Wort und Sakrament ihm hat ans Herz ziehen lassen, ist der erste Advent der Angelpunkt seines Heils, und der letzte das Ziel seiner Hoffnung und Freude, wenn er sich auch freuet mit Zittern. Also von der gläubigen oder ungläubigen Aufnahme des Herrn in seinem steten Kommen hängt Alles ab. Von daher bekommt das A und O seine goldene Farbe, da werden die Loblieder samt den Hoffnungspsalmen geboren. Horcht, geliebte Leser, Alles kommt darauf an, dass wir ja den Herrn, der von Jahr zu Jahr und von Tag zu Tag an die Tür unseres Herzens klopft, in demütigem Glauben aufnehmen. Und damit wir Solches tun, sind der ganzen Kirche .außer den lieben Sonntagen noch besonders die Festtage verordnet. Damit wir es ja tun, ist für die liebe Jugend, von welcher bis jetzt unsere Andachten gehandelt, noch der Konfirmationsunterricht beim Übergange in das reifere Kindesalter eingerichtet. Er soll ganz besonders dazu dienen, dem Herrn den Weg in die Herzen der Kinder zu bahnen. Ja, der Herr, der uns gemacht und zubereitet hat, der uns beistehet von Mutterleibe an, der will in uns und unsern Kindern Wohnung machen. Er verheißt dies mit klaren Worten in unserem Texte: „Ich will meinen Geist auf deinen Samen gießen, und meinen Segen auf deine Nachkommen.“ Und durch Joel weissagt er: „Nach diesem will ich meinen Geist ausgießen auf alles Fleisch, und deine Söhne und Töchter sollen weissagen, und deine Ältesten sollen Träume haben, und deine Jünglinge sollen Gesichte sehen.“ Er will aber seinen Geist und seine Gnade geben durch Wort und Sakrament. Er hat sich herabgelassen und beschränkt, er hat sich an diese Mittel gebunden. Mit dem heiligen Sakrament der Taufe fängt nun das Christenleben an. Darnach soll das Wort von Jugend auf fleißig gelehrt werden. Das Haus soll eine Schule Gottes, und die Schule soll ein Haus Gottes sein. So Viel muss jedes nur leidlich begabte Kind aus der Schule mitbringen, dass es seinen Katechismus fest inne hat, dass es in der biblischen Geschichte gut Bescheid weiß und einen guten Schatz von Sprüchen und Liedern auswendig kann. Acht Jahre treuen und zweckmäßigen Unterrichts müssen das leisten. Wenn die Kinder mit solchem Schatze die Schule nicht verlassen, haben entweder die Kinder oder deren Eltern oder die Lehrer gesündigt. Ja, sie können noch weiter gekommen sein. Jener Schatz als ein heiliger Same kann schon lebendig geworden sein.

War es bei dem Lehrer nicht kalte Schulweisheit, sondern wahre Lebensweisheit, floss sein Unterricht aus einem gläubigen Herzen, konnte er mit den Kindern beten und ihnen die heilige Geschichte aus eigener innerer Erfahrung erzählen: dann sind die Kinder weiter gekommen. Sie haben dann auch schon Etwas von der Heilsgeschichte erfahren, der Geist Gottes hat sich niedergesenkt auf die Wasser, Stunden der ersten Liebe und Freude in dem Herrn sind in die Seelen gekommen. - Das sind die besten Konfirmanden, die solchen Schatz schon mit in den Unterricht bringen. Die Sehnsucht nach tieferer Begründung lebt in ihnen. Sie kommen als die Durstigen, auf die der Herr sein Wasser gießen will, als die Dürren, auf die er Strome gießen will. Was sie bekommen haben, hat sie nicht gesättigt. Sie wollen mit den zehn Pfunden gern noch zehn andere erwerben. In jenen Weihestunden - denn das soll der Konfirmandenunterricht sein - will er seinen Geist über die Kinder ausgießen. Der soll über sie kommen als ein Regen und Tau, als Sonnenschein und Frühlingswind und als ein heiliges Feuer. - Damit dies nun geschehe, sollen jene Durstigen und Dürren selbst recht brünstig beten. Konfirmanden ohne fleißiges Gebet sind Undinger. Ihr Glaube soll befestigt werden. Der Herr allein kann diesen befestigen. Er kann ihn aber nur in dem befestigen, der sich nach solcher Befestigung sehnt. Ein Sehnen ohne Bitten ist aber gar nicht denkbar. Wie der Ackersmann in dürren Zeiten zum Himmel aufschaut, ob keine Wolken kommen, und wie er bittet, dass sie nicht ohne Regen vorüberziehen, so muss jeder Konfirmand auch bitten. In dem er lernt, legt er die Samenkörner in das Herz. Die müssen auch da sein. Wenn der Herr aber nicht darauf tauen und regnen lässt, wenn sie nicht keimen und aufgehen, helfen sie nicht. - Doch liegt diese heilige Betarbeit keineswegs den Kindern allein ob. Sie läge sonst auch in zu schwachen Händen. Die Eltern und Paten sollen ihnen darin zur Seite stehen. Die Paten haben sich dazu verpflichtet, der Gnade, welche in der Taufe in die Kinder gelegt ist, zum Leben zu helfen. Sie samt den Eltern sind als Gärtner für das junge Bäumchen bestellt. Gerade jetzt in der Zeit des Konfirmandenunterrichts haben sie ihre rechte Arbeit. Wir möchten wohl wissen, wie viele Paten in unserer großen Stadt jetzt ihre Kinder dem Herrn aufs Neue auf betenden Armen darbringen! Ob es wohl viele sind? Und ihr Eltern sollt auch täglich eure Kinder im Gebet vor den Herrn bringen. Es ist nicht genug, dass ihr sie zum Seelsorger geführt habt. Der Herr ist mehr als sein armer Knecht. An seine Tür könnt ihr Tag und Nacht anklopfen, sie ist euch näher als das Pfarrhaus, sie stehet Tag und Nacht offen. Nicht wahr, geliebte Leser, es ist doch eine gar große Sache, dass euer Kind in dem Herrn fest begründet wird, und dass es mit der gläubigen Gemeinde singen lernt:

„Ich habe nun den Grund gefunden,
Der meinen Anker ewig hält,
Wo anders als in Jesu Wunden?
Da lag er vor der Zeit der Welt:
Der Grund, der unbeweglich steht,
Wenn Erd' und Himmel untergeht.“

Ist das aber euer ernstlicher Wunsch, dann sollt ihr auch Alles wegräumen, was das Wachstum der heiligen Pflanze im Kinde hindern kann. Wie oft ist mir im Leben die Frage vorgelegt: „Darf ich meinem Kinde während des Konfirmandenunterrichts Tanzunterricht geben lassen?“ Ich kann immer wieder nur mit Nein antworten. Der Herr kann dann nicht Herr im Kinde werden. Die heilige Stille wird gebrochen, die Einheit des Gedankens und inneren Lebens wird gestört. Und wie solche Übung soll auch jede andere Luft, welche die Seele des Kindes stark hinnimmt, aus der Zeit verbannt sein. Ja wie das Jahr der Konfirmation selbst soll auch noch das nächste der Stille angehören. Der Tau Gottes soll sich erst recht an die Wurzeln ziehen. Es wäre zu wünschen, dass jedes Kind nach der Konfirmation, also in schon etwas reiferem Alter, noch ein Jahr an dem Unterrichte Teil nähme. - Für dies Alles haben die Eltern zu sorgen. - Und was liegt der Gemeinde ob? Wiederum das fleißige Gebet für die Konfirmanden. Sie sollen eben Glieder dieser Gemeinde und auch der ganzen christlichen Gemeinde werden. Der Gemeinde muss daran liegen, dass ihre jungen Glieder wohl gegründet in dem Herrn aus der Schule heraus und in die reifere Gemeinde eintreten. O betet mit, ihr Alten, wenn Ostern auch keins eurer Kinder an den Stufen des Altars erscheint.

Kann ein einiges Gebet
Einer gläub'gen Seelen,
Wenn's zum Herzen Gottes geht,
Seines Zwecks nicht fehlen:
Was wird's tun,
Wenn wir nun
Alle vor ihn treten,
Brünstig zu ihm beten.

Wie ringet doch Abraham um seinen Sohn Ismael, dass der auch vor Gott Gnade finden möge! Wie schreiet David, dass sein Kind von der Bathseba leben möge! So ringet ihr auch, Eltern und Paten, haltet dem Herrn seine Gnade und seine Verheißungen vor, und sagt ihm ins Angesicht: „Du musst das gute Werk, das du in diesem Kinde angefangen hast, vollenden. Es ist dein Kind. Du musst es bereiten zu einem lebendigen Steine in deinem heiligen Tempel.“ - Und welches ist die Arbeit der Seelsorger? Auch auf ihrer Seite ist der beste Teil der Arbeit das Gebet. O dass wir darin recht treu wären! Dazu kommt ferner die Unterweisung im Heilswege. Diese soll aber nicht dürr und hölzern sein. Jeder Seelsorger soll mit den Kindern den Heilsrat und die Heilstat durchleben. Mit inniger Ermahnung, mit Zügen aus dem Leben der Heiligen Gottes soll er den Kindern das Heil ans Herz bringen. Er soll nicht allein für sie, sondern auch mit ihnen beten. Darunter senkt sich der heilige Geist am Ersten in die Herzen ein. Jedes Gemüt soll angesehen und in seiner Art besonders angefasst werden; an jeder Tür soll gerüttelt werden, ob sie nicht aufgehen wolle, ob dem Herrn nicht der Eingang gestattet werde. Gott der Herr gebe uns dazu Gnade, Weisheit, Einfalt, Freundlichkeit und Treue. - Da steht denn zu hoffen, dass solche gemeinsame Arbeit nicht ohne Frucht bleibe. Und welche Frucht soll sie denn fördern? Zuerst Klarheit in der Heilserkenntnis. Jedes Kind muss den Heilsweg wissen und über seinen Glauben und den Grund seiner Hoffnung Rechenschaft geben können. Jedes evangelische Kind, wenn es anders auf seinem Heilswege klar vorwärts wandern soll, muss den Unterschied von Gesetz und Evangelium kennen, es muss klar sein über seine Erlösung, über die Rechtfertigung durch den Glauben, über die heiligen Sakramente, die Heiligung, und die Hoffnung seines Christenberufs. Leider bringen es jetzt dahin nur wenige. Ganz anders war es in den ersten Jahrhunderten der Kirche. Da kannte jeder Christ mit Klarheit den Grund und die Hoffnung seines Heils. Ganz anders war es auch in den beiden ersten Jahrhunderten nach der Reformation. Da konnten die Eltern selbst ihre Kinder klar und einfältig in dem Heile erbauen. Wie viele können es denn jetzt? Wie viele wissen denn nur zu sagen, was es heißt, ein evangelischer Christ sein? Auf den Visitationsreisen, die ich vor etlichen Jahren auf Befehl unseres hohen Kirchenregiments gemacht habe, trat uns in einem Dorfe ein Alter mit der Klage entgegen: „Es wird immer schlechter in der Gemeinde. Die jüngeren Mütter können zum großen Teil ihre Kinder nicht beten lehren, weil sie selbst nicht beten können.“ Das ist ein furchtbares Zeugnis über unser Geschlecht. Dasselbe weiß Allerlei, aber von dem, was Not ist, herzlich wenig. - Doch das Wissen tut es nicht allein. Das Wissen blähet auf, aber die Liebe bauet auf. Das Wort ist der Same, welchen der Herr vom Himmel auf die Erde gegeben hat. Ist das Wort gelernt, so ist dieser Same in das Herz gestreut, aber er ruhet. Bleibt es bei diesem Ruhen, so verwest er endlich, oder die Vögel des Himmels fressen ihn auf. Daher geht der Landmann, wenn er im Frühjahr gesät hat, so gern am Sonntage Nachmittag von einem seiner Felder zum andern und schauet, ob der Same noch nicht aufgehe. O ihr Väter und Mütter, eurer Kinder Herzen sollen euch doch in der Tat noch liebere Felder sein, als dem Landmann sein Acker. Achtet doch ja recht darauf, ob der Same da aufgehe. Er muss aufgehen! Der Same des göttlichen Wortes ist nicht taub und nicht tot. Er muss aufgehen, denn sonst grünet es auf diesen Feldern nie zu eurer Freude, nie zur Ernte^ Ihr könnt ihn allerdings nicht beleben. Ihr könnt zwar pflanzen und begießen, aber der Herr muss das Gedeihen dazu geben. Doch könnt ihr dieses Wasser, diese Ströme durch fleißige Fürbitte und Ermahnung auf die Kinder herniederrufen. Eure Nachkommen sollen ja wachsen wie das Gras, wie die Weiden an den Wasserbuchen. Das ist das Ziel des Konfirmationsunterrichts, dass das Kind gläubig, fröhlich und selig werde in seinem Herrn. Es muss fühlen, welche Gnade ihm schon geschenkt ist und welche es noch zu hoffen hat. Der Mund muss ihm aufgehen zum Loben und Preisen. Welche Freude erfüllte jene hoffenden Glieder des alten Bundes, als sie den Heiland gefunden, als sie die Weissagungen der Propheten in dem Jesus von Nazareth erfüllt gesehen hatten! Keiner konnte schweigen. Einer rief es dem Andern zu. - Wenn aber in dieser Zugendzeit das Herz nicht weich wird, bleibt es oft für immer hart. In wen da der Herr nicht hinein kann, der bleibt ihm oft ewig verschlossen. Nahe hinter dieser Zeit liegen ja die Tage, wo Mühe, Beruf, Arbeit, Lüste und Träume der Jugend das Herz verstricken. Darum kann auf diese Arbeit nicht Treue und Fleiß genug verwandt werden. Hat das Kind da Etwas vom Herrn in sich erfahren, so kann es allerdings auch wieder kalt werden, es können hinter dieser grünen Aue in seinem Leben auch wieder dürre Steppen folgen. Aber dieses letzte Jahr der Kindheit wird doch nicht vergessen. Es ist die Grenzscheide zwischen der harmlosen Jugend und dem mühsamen Leben. Wie wir im Leben oft zurückdenken an den Tag, wo wir vom Eltern-Hause Abschied nahmen, so besuchen wir später, es gehe uns nun wie es wolle, gewiss auch fleißig diese letzte grüne Aue der Jugend in der Erinnerung fleißig wieder. Es knüpfen sich auch gerade an diese Zeit so manche Freundschaften, welche die Kinderjahre überdauern und welche uns später gar leicht in jene Zeit zurückkehren. Da erwacht denn auch in dem Erkalteten die Erinnerung an die selige Freude, welche damals das Herz erfüllte. Er schüttelt vielleicht einmal den Kopf und denkt: „Das waren Kinderträume, darüber bin ich hinweg.“ Aber der Herr steht hinter ihm und ruft: „So ihr nicht werdet wie die Kinder, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen.“ Wie die Blumen, die wir in der Kindheit gezogen haben, für alle Zeit des Lebens ihren Reiz behalten, so können auch jene Lilien nicht verwelken. Sie blühen aus der Vergangenheit in die Gegenwart herüber. Sie mahnen uns so lange mit dem Duft ihres Friedens, bis in uns die Sehnsucht erwacht: „Wenn sie doch wiederkäme, diese Morgenstunde, wo ich glauben und beten konnte, wo ich in der Sünde keine Ruhe hatte, bis ich sie dem Herrn gebeichtet und seine Vergebung gefunden hatte.“ So bekehret die Jugend das Alter zum Herrn. Viel neues Leben ist Gott Lob und Dank gleich in der Zeit des Konfirmandenunterrichts geboren, und vieles ist in späterer Zeit aus dem damals gestreuten Samen erwachsen. - Diese Zeit soll auch den Kindern den Mund aufschließen zum Bekenntnisse ihres Heils und ihres Heilandes. „Dieser wird sagen:. „„Ich bin des Herrn,“„ und Jener wird genannt werden mit dem Namen Jacob; und dieser wird sich mit seiner Hand dem Herrn zuschreiben und wird mit dem Namen Israel genannt werden,“ sagt der Prophet. Es ist nicht genug mit dem armen Ja, welches die Kinder bei der Konfirmation am Altare aussprechen. Es reicht auch nicht hin, dass wir unsern Christenstand durch den Besuch der Kirche und durch Teilnahme am heiligen Sakrament bekennen. Die stumm gewordene Gemeinde muss wieder reden lernen. Wir müssen uns wieder rühmen der unaussprechlichen Wohltat der freien Gnade. Wir müssen wieder eine bekennende Gemeinde haben. Das Bekenntnis muss mitgehen ins Leben. Schäme dich des Evangelii von Jesu Christo nicht, es ist eine Kraft Gottes, selig zu machen Alle, die daran glauben. Wer den Herrn bekennet vor den Menschen, den will er wieder bekennen vor seinem himmlischen Vater und vor den Engeln Gottes. Wenige haben den Mut, sich der stolzen Welt gegenüber in Einfalt als Jünger des Herrn zu bekennen. Die Meisten machen dabei der vornehmen Weisheit des Fleisches wenigstens einige Zugeständnisse. Bei den Kindern muss es wieder anfangen, dass sie dem Herrn die Ehre geben. Aus einem neuen Geschlechte wolle uns der Herr eine Gemeinde ziehen, die es offen aussagt: „Wir stehen unter dem Worte Gottes. Dieses ganze Wort ist die Richtschnur unseres Glaubens und die Leuchte unseres Fußes. Der Gekreuzigte ist unser Heil und Teil, wir wollen ihm das Kreuz nachtragen.“ Wer solchen heiligen Mut nur erst etliche Jahre bewährt hat, in dem wächst er. Haben die Christen sich auch unter dem Schwerte und auf dem Scheiterhaufen zu ihrem Herrn bekannt, sind sie in der Kraft des Glaubens Märtyrer, Zeugen, Blutzeugen geworden, so können wir es doch wohl mit dem Worte tun. In jeder Blödigkeit und in allem Handeln mit der Welt geben wir ihr eigentlich Recht, und machen unsern einigen Hohenpriester zu einem allenfalls geduldeten Winkelpriester, und unsern König der Ehren zu einem Rebellen gegen das stolze Regiment des Fürsten dieser Welt. Das muss anders werden! Herz und Mund müssen wieder frei werden! Das größte Heil muss auch am Freiesten bekannt werden! Die Palme wächst kühn über alle andern Bäume hinaus. - So mag es denn grünen in den Seelen der Konfirmanden wie im Frühlinge auf den Saatfeldern. Mag der himmlische Same tiefe Wurzeln schlagen. Christen, denkt an eure Kinder, bittet, dass sie dem Herrn in Wahrheit und Lauterkeit zu Ostern das Hosianna vorsingen. Eltern, denkt an eure Kinder, bittet, dass das Kind Gottes bei ihnen einziehe und sie zu rechten Kindern Gottes mache. Uns Seelsorgern gib Treue, du gnadenreicher Herr, dass wir dir in die jungen Seelen die Tür öffnen helfen. Und du, lieber Herr, gedenke deiner Lämmer. Du willst dich in dieser Zeit deiner Heerde selbst annehmen. Führe und ziehe dieselben, lass sie sich freuen auf deiner Weide und darauf bleiben, bis du sie führest auf die ewig grünen Auen, über die keine Dürre und kein Winter mehr kommt. Ja, Herr Jesu. Amen.

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