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Stockmayer, Otto - Römer 16

Stockmayer, Otto - Römer 16

(Ein Auszug aus seinem Buch „Aus Glauben in Glauben“)

XLVII. Des Apostels Fürsorge und Grüsse

Es hat dieses Schlusskapitel des Römerbriefes seine besondere Bedeutung, seine besondere Herrlichkeit und einen besonders lieblichen Charakter durch die Mannigfaltigkeit von Lebensbeziehungen, in die wir hinein blicken und die uns zeigen, wie der Apostel bei seinem weiten Blick und den vielen seiner Pflege anvertrauten Gemeinden die Einzelnen im Auge hatte. Immer wieder tauchen neue Gestalten vor ihm auf, für die er je und je ein besonderes Wort, einen besonderen Gruss und einen besonderen Dank hat für das, was sie in der Gemeinde und in der Verwandtschaft für den Herrn tun.

Obenan steht ihm da in Vers 1 eine Diakonissin, namens Phöbe, welche ist im Dienst der Gemeinde von Kenchräa. Sie war dort Diakonissin, Gemeindeschwester in der Hafenstadt zu Korinth.

„Ich befehle euch“ sagt er, dass ihr sie aufnehmt in dem Herrn, wie es sich für Heilige gebührt und tut ihr Beistand in allem Geschäfte, darin sie euer bedarf; denn sie hat auch vielen Beistand getan, auch mir selbst.„

Die Gemeinde soll sich nicht nur dienen lassen, sondern die Kinder Gottes innerhalb der Gemeinde sollen ihrerseits auch Beistand den Anderen tun. Die Gemeinden gehören zum Leib Christi. In einem Leib aber arbeitet das eine für das andere. Man lässt sich nicht nur bedienen von den Diakonissen, sondern man dient auch ihnen und der Apostel verlangt das umsomehr in diesem Fall, als Phöbe nicht nur ihm, dem Apostel selbst, sondern der Gemeinde insgesamt treu gedient hatte. Immer wieder zeigt sich, wie dem Apostel in besonderer Weise am Herzen liegt, dass die verschiedenen Gemeinden und die einzelnen Gemeindeglieder eng miteinander verbunden seien. Wer in der Gemeinde dient und dem Herrn Jesu Christi dient, hat auch Anspruch darauf, dass man ihm seitens der Gemeinde zu Hilfe kommt, wo dies Not tut. Da erwähnt Paulus zwei Personen, die ihm besonders nahe standen.

Vers 3: „Grüsset die Priscilla und den Aquila, meine Gehilfen in dem Herrn.“ Dieselben waren in schwerer Zeit vor Gericht für den Apostel eingestanden, als er sich öffentlich zu verantworten hatte. Bei seiner Ankunft in Korinth arbeitete er mit ihnen zusammen, denn sie waren Zeltmacher, wie er selbst. Es waren offenbar hervorragende Leute, sozusagen die Lehrer des Apollos, der bei seiner ersten Begegnung mit ihnen nur die Taufe des Johannes kannte und noch kein eigentliches Geisteskind war. Sie haben ihn tiefer in die Fülle des Evangeliums eingeführt und das ist ja von grossem Werte, wenn abgesehen von den Predigern, Leute in den Gemeinden sind, die die jüngeren Glieder tiefer in die Heilswahrheiten einführen können Männer in Christo, Väter und Mütter in Christo.

Vers 3-5: „Grüsset die Priscilla und den Aquila…welche haben für mein Leben ihren Hals dargegeben, welche nicht allein ich danke, sondern alle Gemeinden unter den Heiden. Auch grüsset die Gemeinde in ihrem Hause. Grüsset Epänetus, meinen Lieben, welcher ist der Erstling unter den in Achaja in Christo.“ Korinth war eine grosse Stadt und da dürfen wir nicht meinen, eine Versammlung habe der anderen das Wasser abgeleitet, oder es seinen da irgend welche Spaltungen. Es waren aber lokale Zusammenkünfte in den verschiedenen Stadtvierteln. In jedem Stadtviertel fanden sich die Gotteskinder zusammen. Es war eine örtliche Verschiedenheit, aber eine innere Scheidung und wohl uns, wenn das auch bei uns der Fall ist. So soll es sein, wenn ich die Sache recht verstehe. Die Kinder Gottes sind ja ganz natürlich durch äussere Gesichtspunkte, Handelsinteressen und dergleichen in der Wahl ihres Wohnsitzes geleitet und das ist ganz in der Ordnung; dann sollen sie sich aber auch erbauen mit denen, die ihnen örtlich am Nächsten sind und sollen nicht die Nachbarn beiseite lassen, weil deren Charakter und Art ihnen nicht passen, weil sie die Heilige Schrift nicht in allen Punkten so verstehen wie wir. Die Kinder Gottes sollen über alle Besonderheiten und Absonderlichkeiten hinüber sich gegenseitig hoch achten und von einander lernen; aber es ist nicht nach Gottes Sinn, dass sie nebeneinander Gruppen bilden, weil sie etwa in untergeordneten Fragen nicht die gleiche Auffassung haben. Wer einmal Jesus kennt, soll Gemeinschaft pflegen mit allen, die auf gleichem Boden stehen, welche Differenzen auch die einzelnen Punkte sein mögen.

Vers 6: „Grüsset Maria, die viel Arbeit und Mühe mit uns gehabt hat,“ und Vers 7: „Grüsset den Andronikus und den Junias, meine Gefreundeten und meine Mitgefangenen, welche sind berühmte Apostel und vor mir gewesen in Christo.“ Es gibt Apostel im engeren Sinn des Wortes, aber auch Apostel im weiteren Sinne, die besondere Aufgaben haben, Abgesandte darunter sind Andronikus und Junias besonders hervorgehoben. Sie waren schon vor Paulus zum Herrn gekommen und waren lautere Geschwister im Geiste. Vers 8+9: „Grüsset Amplias, meinen Lieben in dem Herrn . Grüsset Urban unseren Gehilfen in Christo und Stachys, meinen Lieben und Apelles, den Bewährten in Christo.“ Es ist bedeutungsvoll und viel wert, wenn ein Kind Gottes sich einmal in Trübsal bewährt hat als echt, treu und tief gegründet im Herrn. Der Apostel hat den Apelles als einen Mann anerkannt, der seine Proben bestanden und daher ein besonderes Anrecht in der Hochachtung seiner Mitmenschen hat.

„Grüsset, die da sind von des Aristobolus Gesinde. Grüsset Herodian, meinen Gefreundeten. Grüsset die da sind von des Narzissus Gesinde in dem Herrn.“ Man kann nicht im Herrn sein, ohne für den Herrn zu arbeiten und wohl denen, die nicht nur in dem Herrn, sondern für den Herrn arbeiten! Eine Arbeit die nicht in und durch Ihn getan wird, kann nicht Ewigkeitsfrüchte tragen sondern ist wie Heu, Stroh und Stoppeln, die verbrennen müssen, wenn die Probe kommt.

Vers 12+13: „Grüsset die Tryphäna und die Tryphosa, welche in dem Herrn gearbeitet haben! Grüsset die Persis, meine Liebe, welche in dem Herrn viel gearbeitet hat,“ Es heisst nicht, dass sie sich viel zu Schaffen gemacht hat, was oft Unordnung bringt, sondern sie hat viel gearbeitet im Herrn und was im Herrn getan wird, bringt die Kinder Gottes einander näher, anstatt sie von einander zu trennen. Es bringt alles unter eine höhere Einheit.

„Im Herrn sein“ ist noch mehr, als „im Herrn zu arbeiten“. Eins ruft dem anderen und das „im Herrn sein“ wird lahm, fruchtlos, wenn sich nicht ein Dienst damit verbindet. In der Gemeinde hat bekanntlich jedes Glied seine Arbeit, die einen haben einen verborgenen Dienst, die anderen einen sehr äusserlichen, jedes an seinem Ort, wenn nur wie in einem Leibe alle Glieder zusammenarbeiten unter der Leitung des Hauptes. Dann nennt Paulus eine Persis, die ebenfalls viel gearbeitet hat. Möge auch uns das Zeugnis werden, dass wir viel gearbeitet haben in dem Herrn, nur darf es nicht geschehen in eigener Kraft; denn fruchtbar ist die Arbeit nur, wenn sie unter der Leitung des Herrn geschieht.

Hierauf nennt der Apostel noch verschiedene Gruppen. Er hat ein gutes Gedächtnis, nicht Kopf oder Herzensgedächtnis. Er, der sein Leben für den Herrn und seine Brüder und Schwestern hingegeben hat, erkennt dankbar jeden ihm erwiesenen Dienst an. In der Missionsarbeit in den fremden Ländern lernt man jeden Liebesdienst besonders schätzen; da ist einem ein warmer Händedruck inmitten der mancherlei Schwierigkeiten, die man durch zu machen hat, eine besondere Erquickung.

Vers 14-17: „Grüsset Asynchritus, Phlegon, Hermas, Patrobas, Hermes und die Brüder bei ihnen. Grüsset Philologus und die Julia, Nereus und seine Schwester und Olympas und alle Heiligen bei ihnen. Grüsset euch untereinander mit dem heiligen Kuss. Es grüssen euch die Gemeinden Christi.“

Der Apostel schliesst dann mit Grüssen an alle. Er war das Bindeglied zwischen den schon damals weithin zerstreuten Gemeinden.

XLVIII. Pauli Leid und Freude

Nun kommt aber das Gegenstück. Überall findet sich Unkraut neben dem Weizen, überall sind auflösende, trennende Elemente, Unaufrichtige. Vor ihnen warnt der Apostel, wenn er sagt: Vers 17: „Ich ermahne euch aber, liebe Brüder, dass ihr achtet auf die, die da Zerstreuung und Ärgernis anrichten, neben der Lehre, die ihr gelernt habt und weichet von ihnen. Von allen sektirischen Bewegungen, Strömungen, Brüder und Schwestern soll man sich abwenden, sich nicht beflecken. Ja, gewiss soll man sie warnen; aber es sind eben irdisch Gesinnte, seelische, wenn nicht gar dämonische Leute und solche dienen nicht dem Herrn Jesus Christus, wenn sie sich gleich zu den Christen zählen.

Vers 18: „Denn sie dienen nicht dem Herrn Jesu Christo, sondern ihren Bauche; und durch süsse Worte und prächtige Reden verführen sie die unschuldigen Herzen.“ Sie dienen ihren eigenen Interessen. Durch schöne Reden wollen sie sich Anhang verschaffen, indem sie die Herzen der Arglosen, die nicht Böses denken, verführen.

Wo ein Werk Gottes ist, lässt auch der Teufel seinen Unkrautssamen ausstreuen. Er ist ein Feind, der in der Nacht arbeitet und es gilt sich zu hüten denen gegenüber, die Ärgernis anrichten, sonst greift die Sache um sich wie ein Krebsgeschwür. Der Apostel warnt vor Leuten, die im tiefsten Grunde nicht dem Herrn Jesus dienen, sondern in ihrem sinnlichen Wesen etwas gelten wollen, eine Rolle zu spielen suchen. Sie sind Verführer.

In Vers 19 fährt Paulus fort. „Denn euer Gehorsam ist bei Jedermann kund geworden; deshalb freue ich mich über euch; ich will aber, dass ihr weise seid zum Guten, aber einfältig gegenüber dem Bösen.“ Die Glieder der römischen Gemeinde waren nach dem Zeugnis des Apostels als solche bekannt, die im Gehorsam, in den Linien des Evangeliums wandelten.

„Daher freue ich mich eurethalben.“ sagt er. Damit ist aber noch nicht alles gewonnen. Es gilt nun Weisheit, Vorsicht, weise zu sein zum Guten.

„Einfältig zum Bösen,“ für Böses haben sie keinen Kopf, kein Herz, keinen Sinn. Sie sind einfältig wie die Tauben. Auf alles was nicht lauter, nicht durchsichtig, nicht keusch ist, lassen sie sich nicht ein. Auf solche Dinge brauchen Gottes Kinder sich nicht einzulassen; sie sind Schmutz und wer Schmutz anrührt, besudelt sich.

Vers 20: „Aber der Gott des Friedens zertrete den Satan unter eure Füsse in kurzem. Die Gnade unseres Herrn Jesu sei mit euch.“ Nur dadurch kann der Friede Gottes die Herzen erfüllen und bewahren. Es gibt Zeiten des Kampfes, wo Satan in besonderer Weise Widerstand geleistet werden muss, jedoch nicht auf die Dauer. Er hat Zwiespalt anzurichten gesucht, aber der Gott des Friedens wird sein Werk zerstören und ihn unter die Füsse der Heiligen treten. Das letzte Gericht über Satan ist ja noch nicht ergangen. Er wird gebunden werden tausend Jahre lang, ehe er für immer in den Abgrund geworfen wird. Einstweilen muss er zur Ausreifung der Heiligen beitragen.

Die Sichtung über Satan, seine Angriffe und Hetzereien müssen dazu dienen, dass sich die Kinder Gottes unter die Flügel Gottes bergen, wie die Kücken unter die Flügel ihrer Mutter, dass sie sich tiefer und immer tiefer bergen unter dem Schatten des Kreuzes und unter der Besprengung des Blutes Jesu. Alle Hetzereien des Feindes müssen dazu dienen uns tiefer einzuführen in die Lauterkeit, Wahrheit und Einfalt des Evangeliums.

„Der Gott des Friedens wird in kurzem Satan unter eure Füsse treten.“ Der Herr wird euch Sieg geben. „Er wird dem Feind das Handwerk legen“, wie die Miniaturbibel übersetzt. Das sagt der Apostel ja wohl noch nicht im Blick auf die Zeit, wo der Satan in den Abgrund geworfen wird, sondern der Gott des Friedens wird jetzt schon, wenn ihr euch bewährt habt, dem Spiel Satans ein Ende machen.

Der Gott des Friedens gewinnt immer wieder die Oberhand in der Gemeinde. Er wird, je weniger wir uns irre machen lassen durch die Schwierigkeiten in der Gemeinde, den Sieg davontragen und Satan unter unsere Füsse treten. Ehe Gott den Satan endgültig vernichtet, macht er ihn unfähig uns zu schaden.

„Die Gnade des Herrn Jesu Christi sei mit euch!“ Eigentlich ist der Brief damit zu Ende. Der Apostel sendet nur noch Grüsse von den Seinigen.

Vers 21 fährt er fort: „Es grüssen euch Timotheus, mein Gehilfe und Licius und Jason und Sosipater, meine Gefreundeten.“ Offenbar ebenfalls Kinder Gottes. Man sieht wie weit verzweigt die Beziehungen des Apostels waren und dass er auch gläubige Verwandte hatte, die Grüsse an die Gemeinde in Rom schicken konnten.

Vers 22: „Ich, Tertius, grüsse euch, der ich diesen Brief geschrieben habe in dem Herrn.“ Noch immer kann Paulus nicht schliessen. Sein Herz ist voll und ehe er von der Gemeinde Abschied nimmt, muss er noch einmal seinen Gott preisen. Immer wieder treibt es ihn zurück zu seinem Gott, von dem alles kommt und zu dem alles geht.

Vers 25: „Dem aber, der euch stärken kann laut meines Evangeliums und der Predigt von Jesus Christus, durch welche das Geheimnis geoffenbart ist, das von der Welt her verschwiegen gewesen ist.“ Er wendet sich nach oben zu dem, der allein die Gemeinde festigen und vollenden und das Evangelium vom Herrn Jesus Christus besiegeln und verriegeln kann. Dem aber, der euch zu festigen mag und tatsächlich alle festigt, die ihre Ohnmacht erkennen und ihrem Herrn keine Schande machen wollen. Sie stellen sich unter die Zucht der Gnade, um fest zu werden; denn „es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade.“

„Laut meines Evangeliums und meiner Predigt, von Christo Jesu, durch welche das Geheimnis geoffenbart ist, dass von der Welt her verschwiegen gewesen ist.“ Welches ist dieses Geheimnis, das man früher nicht kannte? Das nicht nur die Juden Gottes Volk sind, sondern dass sich Gott ein Volk sammelt aus allen Nationen. „Nun aber geoffenbart durch der Propheten Schriften.“ Es war schon liedergelegt in den prophetischen Schriften, aber noch versiegelt.

Vers 26: „Nun aber geoffenbart, auch kund gemacht durch der Propheten Schriften auf Befehl des ewigen Gottes, den Gehorsam des Glaubens aufzurichten unter allen Heiden,“ und Vers 27: „Demselbigen Gott, der allein weise ist, sei Ehre durch Jesus Christus in Ewigkeit Amen.“ Wir haben keine Weisheit in uns. Was der Apostel an Weisheit hatte, das hatte er von Gott und was den Gemeinden gegeben werden musste, das musste von Gott kommen. Eine Weisheit, die nicht von Gott kommt, ist keine wirkliche Weisheit, sondern Selbstbetrug und Einbildung.

„Dem allein weisen Gott sei Ehre,“ Herrlichkeit, nicht nur jetzt, sondern in alle Ewigkeit. Darunter wollen auch wir in aller Demut unser „Amen“ setzen und den Herrn bitten, dass auch in unserem Leben uns Dienst die göttliche Weisheit offenbar werde zum Lobe der Gnade Gottes, zum Lobe dessen der uns von Gott zur Weisheit gemacht worden ist. Durch alle Schatten im Gemeindeleben hindurch, durch alles Zurückbleiben hindurch betet der Apostel seinen Gott an in der festen Zuversicht, dass alles noch ausschlagen wird zur Verherrlichung Gottes des Vaters in Christo Jesu bis in alle Ewigkeit. Amen.

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