Spurgeon, Charles Haddon - Ein Brunnen lebendigen Wassers - Kein Vergleich.

Spurgeon, Charles Haddon - Ein Brunnen lebendigen Wassers - Kein Vergleich.

Gehalten am Sonntag, den 7. Oktober 1888.

“Der Knecht sprach: Wie, wenn des Weib mir nicht wollte folgen in dies Land; soll ich dann deinen Sohn wieder bringen in jenes Land, daraus du gezogen bist? Abraham sprach zu ihm: Da hüte dich vor, dass du meinen Sohn nicht wieder dahin bringst. Der Herr, der Gott des Himmels, der mich von meines Vaters Hause genommen hat, und von meiner Heimat, der mir geredet hat, und mir auch geschworen hat, und gesagt: Dies Land will ich deinem Samen geben; der wird seinen Engel vor dir her senden, dass du meinem Sohne daselbst ein Weib nimmst, So aber das Weib dir nicht folgen will, so bist du des Eides quitt. Allein bringe meinen Sohn nicht wieder dahin.“
1 Mos. 24, 5-8.

Das erste Buch Mose ist beides: das Buch der Anfänge und das Buch der Führungen Gottes. Ihr wisst, welchen Gebrauch Paulus von Sara und Hagar, Esau und Jakob und Ähnlichem macht. Das ganze erste Buch Mose ist ein Buch, das den Leser über die Führungen Gottes mit den Menschen belehrt. Paulus sagt an einer Stelle: „Diese Dinge sind eine Allegorie“ (Gal. 4,24 n. d. engl. Übers.), womit er nicht meinte, dass sie nicht buchstäblich Tatsachen seien, sondern dass sie, obwohl buchstäblich Tatsachen, doch auch in lehrreicher Weise als Allegorie gebraucht werden könnten. Dasselbe darf ich von diesem Kapitel sagen. Es berichtet, was wirklich gesagt und getan ist; aber zugleich schließt es eine allegorische Belehrung über himmlische Dinge ein. Der wahre Prediger Christi gleicht diesem Elieser von Damaskus; er ist gesandt, ein Weib für seines Herrn Sohn zu suchen. Sein großer Wunsch ist, dass viele Christo am Tage seiner Erscheinung zugeführt werden mögen als die Braut, das Weib des Lammes.

Der treue Knecht Abrahams hielt, ehe er ausging, Zwiesprache mit seinem Herrn, und dies ist eine Lehre für uns, die wir mit unseres Herrn Botschaft ausgehen. Lasst uns, ehe wir die Arbeit beginnen, des Herrn Angesicht suchen, mit ihm reden und ihm alle Schwierigkeiten vortragen, die uns gerade in den Sinn kommen. Ehe wir ans Werk gehen, lasst uns wissen, was wir wollen und auf welchem Grunde wir dabei stehen. Lasst uns aus des Herrn eigenem Munde hören, was er von uns erwartet und wie weit er uns dabei helfen will. Ich bitte euch, meine Mitdiener am Wort, geht nie aus, um vor den Menschen Gottes Sache zu vertreten, ehe ihr zuerst vor Gott der Menschen Sache vertreten habt. Versucht nicht, eine Botschaft auszurichten, die ihr nicht zuerst von seinem heiligen Geist empfangen habt. Tretet aus der Kammer der Gemeinschaft mit Gott auf die Kanzel des Predigtamtes unter den Menschen, so wird eine Frische und eine Macht in euch sein, der niemand widerstehen kann. Abrahams Knecht sprach wie einer, der sich verpflichtet fühlte, genau das zu tun, was ihn sein Herr hieß und zu sagen, was ihm sein Herr befohlen; deshalb war seine einzige Sorge, das Wesen und den Umfang seines Auftrags kennen zu lernen. Während des Gesprächs mit seinem Herrn erwähnte er eines kleinen Punktes, bei dem sich ein Hindernis finden möchte; aber sein Herr hob ihn rasch über diese Schwierigkeit hinweg. Dieses Hindernis, das sich kürzlich in einem großen Maßstabe gezeigt und viele Knechte meines Herrn in Verwirrung gebracht hat, ist es, über das ich heute Morgen sprechen will; möge Gott geben, dass es zum Nutzen der ganzen Kirche Christi sei!

I.

, Beim Beginn unserer Predigt wollen wir euch zuerst bitten, an des Knechtes freudenvollen, aber gewichtigen Auftrag zu denken. Es war ein freudenvoller Auftrag, die Hochzeitsglocken klangen um ihn herum. Die Heirat des Erben sollte ein fröhliches Ereignis sein. Es war eine ehrenvolle Sache für den Knecht, dass ihm das Suchen nach einem Weibe für seines Herrn Sohn anvertraut wurde. Dennoch war es in jeder Hinsicht ein sehr verantwortungsvolles Geschäft, keineswegs leicht auszuführen. Versehen konnten schnell gemacht werden, ehe er dessen gewahr ward, und er musste all seinen Verstand zusammennehmen und noch etwas mehr als seinen Verstand für eine so zarte Angelegenheit. Er hatte weit zu reisen, über Länder ohne Fährte oder Straße; er hatte eine Familie aufzusuchen, die er nicht kannte und aus dieser Familie ein Weib herauszusuchen, das er nicht kannte, und das dennoch das rechte Weib für den Sohn seines Herrn sein sollte; alles dies war eine schwierige Sache.

Das Werk, das dieser Mann unternahm, war ein Geschäft, das seinem Herrn sehr am Herzen lag. Isaak war nun vierzig Jahre alt und hatte noch keine Vorbereitung zum Heiraten getroffen. Er war ruhigen, sanften Gemütes und bedurfte eines tätigeren Geistes, ihn anzutreiben. Der Tod Saras hatte ihm die Erquickung seines Lebens geraubt, die er in seiner Mutter fand und hatte ohne Zweifel das Verlangen nach einer Gefährtin in ihm geweckt. Abraham selbst war alt und hochbetagt und wünschte sehr natürlich den Anfang der Erfüllung jener Verheißung zu sehen, dass ihm in Isaak der Same sollte genannt werden. Deshalb gab er mit großer Besorgnis, die sich darin zeigte, dass er den Knecht einen Eid der feierlichsten Art schwören ließ, demselben den Auftrag, nach der alten Familienheimat in Mesopotamien zu ziehen und dort ein Weib für Isaak zu suchen. Obwohl diese Familie nicht ganz so war, wie man wünschen konnte, so war sie doch die beste, die er kannte; und weil noch einiges himmlische Licht dort weilte, so hoffte er, da das beste Weib für seinen Sohn zu finden. Jedoch war das Geschäft, das er seinem Knechte anvertraute, ein ernstes. Meine Brüder, es ist nichts im Vergleich mit dem Gewicht, das auf dem wahren Prediger Christi lastet. Es liegt dem Herzen des Vaters sehr an, Christo eine Kirche zu geben, die auf ewig sein Weib sein soll. Jesus darf nicht allein sein, seine Kirche muss seine teure Gefährtin sein. Der Vater wollte eine Braut für den großen Bräutigam, einen Lohn für den Erlöser, ein Labsal für den Heiland, deshalb legt er allen, die er zur Verkündigung des Evangeliums beruft, die Pflicht auf, Seelen für Jesum zu suchen und niemals zu ruhen, bis Herzen mit dem Sohne Gottes verbunden sind. O, dass wir Gnade hätten, diesen Auftrag auszuführen!

Diese Botschaft war umso gewichtiger durch die Person dessen, für den die Braut gesucht ward. Isaak war eine außerordentliche Persönlichkeit; in der Tat, für den Knecht war er einzigartig. Er war ein Mann, der nach der Verheißung geboren war; nicht nach dem Fleische, sondern durch die Macht Gottes, und ihr wisst, wie in Christo und in allen, die eins mit Christo sind, das Leben durch die Verheißung und die Macht Gottes kommt und nicht aus dem Menschen entspringt. Isaak war selbst die Erfüllung der Verheißung und der Erbe der Verheißung. Unendlich herrlich ist unser Herr Jesus als der Menschensohn! Wer will seines Lebens Länge ausreden! Wo soll eine Gehilfin für ihn gefunden werden? eine Seele, die geeignet ist, ihm vermählt zu werden? Isaak war geopfert worden, er war auf den Altar gelegt, und obgleich er nicht wirklich gestorben war, hatte doch seines Vaters Hand das Messer aus der Scheide gezogen, um ihn zu schlachten. Abraham hatte im Geiste seinen Sohn geopfert; und ihr wisst, wer der ist, von dem wir predigen und für den wir predigen, Jesus, der sein Leben zum Opfer für die Sünder dargegeben hat. Er ist als ein ganzes Brandopfer Gott dargebracht. O, bei den Wunden und bei dem blutigen Schweiß frage ich euch, wo sollen wir ein Herz finden, das geeignet ist, mit ihm verbunden zu werden? Wo sollen wir Männer und Frauen finden, die eine so erstaunliche, so göttliche Liebe würdig vergelten können, wie die Liebe dessen ist, der den Kreuzestod starb? Isaak war auch, in bildlicher Weise, von den Toten erweckt worden. Für seinen Vater war er so gut wie tot, (Hebr. 11, 12) wie der Apostel sagt, und er ward ihm von den Toten zurückgegeben. Aber unser hochgelobter Herr ist wirklich von einem wirklichen Tode erstanden und steht heute vor uns als der, der den Tod überwunden und dem Grabe den Raub genommen hat. Wer soll mit diesem Sieger vereint werden? Wer ist geeignet, in der Herrlichkeit mit diesem Herrlichen zu weilen? Man hätte denken sollen, jedes Herz würde nach solchem Glücke streben und jauchzen in der Aussicht auf solche unvergleichliche Ehre, und dass niemand davor zurückschrecken würde, ausgenommen aus einem Gefühl großer Unwürdigkeit. Ach! es ist nicht so, obgleich es so sein sollte.

Was für einen gewichtigen Auftrag haben wir zu erfüllen, diejenigen zu finden, die auf ewig in heiliger Vereinigung mit dem Erben der Verheißung, dem Geopferten und Erstandenen verbunden werden sollen! Isaak war für Abraham alles. Abraham würde zu Isaak gesprochen haben: „Alles, was mein ist, das ist dein.“ Das Gleiche gilt von unserem teuren Herrn, den er gesetzt hat zum Erben über alles, durch den er auch die Welt gemacht hat, denn es ist das Wohlgefallen des Vaters gewesen, dass „in ihm alle Fülle wohnen sollte.“ Was für eine Würde wird euch zu teil werden, die ihr mit Christo vermählt seid! Zu welcher Höhe des Ranges werdet ihr erhoben werden dadurch, dass ihr eins mit Jesu werdet! Prediger, was für ein Werk hast du heute zu tun, diejenigen herauszufinden, denen du die Armringe geben und an deren Antlitz du das Juwel hängen sollst! Zu wem soll ich sagen: „Willst du dein Herz meinem Herrn geben? Willst du Jesum als deine Zuversicht, dein Heil, dein alles in allem haben? Bist du willig, sein zu werden, auf dass er dein sei?“

Sagte ich nicht mit Wahrheit, dass es ein freudenvoller, aber gewichtiger Auftrag sei, wenn ihr daran denkt, was die sein musste, mit der seines Herrn Sohn verbunden werden sollte? Sie musste wenigstens willig und schön sein. „An dem Tage der Macht Gottes werden die Herzen willig gemacht.“ Es kann keine Vermählung mit Jesu stattfinden ohne ein Herz voll Liebe. Wo sollen wir dies willige Herz finden? Nur da, wo die Gnade Gottes es gewirkt hat. Ah, dann sehe ich, wie ich auch Schönheit unter den Menschenkindern finden kann. Entstellt wie unsere Natur durch die Sünde ist, kann nur der Heilige Geist jene Schönheit der Heiligkeit verleihen, welche es dem Herrn Jesu möglich machen wird, Lieblichkeiten in seinen Erwählten zu sehen. Ach! in unseren Herzen ist eine Abneigung gegen Christum und ein Widerwille, von ihm etwas anzunehmen und zu gleicher Zeit eine erschreckliche Untauglichkeit und Unwürdigkeit! Der Geist Gottes pflanzt eine Liebe ein, die himmlischen Ursprunges ist und erneuert das Herz durch eine Wiedergeburt von oben; und dann suchen wir, eins mit Jesu zu sein, aber nicht eher. Seht also, wie unsere Botschaft die Hilfe Gottes selbst erfordert.

Denkt daran, was die werden wird, die mit Isaak verheiratet ist! Sie soll seine Freude werden, seine liebevolle Freundin und Gefährtin. Sie soll Teilhaberin seines ganzen Reichtums sein und besonders eine Teilnehmerin an der großen Bundesverheißung, die Abraham und seiner Familie verliehen war. Wenn ein Sünder zu Christo kommt, was macht Christus aus ihm? Er hat Freude an ihm, er verkehrt mit ihm, er hört sein Gebet, er nimmt sein Lob an, er wirkt in ihm und mit ihm und verherrlicht sich in ihm. Er macht den Gläubigen zu einem Miterben alles dessen, was er hat und führt ihn in die Schatzkammer des Bundes ein, wo die Reichtümer und Ehren Gottes für seine Erwählten aufbewahrt werden.

Ah, liebe Freunde! es ist nach der Meinung einiger ein sehr geringfügiges Geschäft, das Evangelium zu predigen, und doch, wenn Gott mit uns ist, ist unser Dienst mehr als Engeldienst. In einfacher Weise erzählt ihr den Knaben und Mädchen in eurer Sonntagsschule von Jesu, und manche werden euch verachten als „bloß Sonntagsschullehrer“; aber euer Werk hat ein geistliches Gewicht, das den Versammlungen der Gesetzgeber unbekannt ist und den Beratungen der Kaiser fehlt. An dem, was ihr sagt, hangen Tod und Hölle und unbekannte Welten. Ihr arbeitet an den Geschicken unsterblicher Geister und kehret Seelen ab vom Verderben zur Herrlichkeit, von Sünde zur Heiligkeit.

„Es ist kein Werk, gering und klein,
Dem ihr sollt Lieb' und Sorgfalt weih‘n;
Ein Engelherz würd es mit Freud' erfüllen,
Der Heiland tat's nach seines Vaters Willen.“

Bei der Ausführung seines Auftrags durfte der Knecht keine Mühe sparen. Es ward von ihm gefordert, eine weite Reise zu machen, deren Richtung ihm zwar im Allgemeinen bezeichnet ward, doch ohne dass er den Weg kannte. Er musste göttliche Führung und Behütung haben. Wenn er den Ort erreichte, so bedurfte er viel gesunden Verstandes und zu gleicher Zeit einer vertrauensvollen Zuversicht auf die Güte und Weisheit Gottes. Es war ein Wunder der Wunder, wenn er je das erwählte Weib fand, und nur der Herr konnte es so lenken. Er hatte alle Sorgfalt und allen Glauben, die erforderlich waren. Wir haben die Erzählung gelesen, wie er reiste und betete und flehte. Wir würden ausgerufen haben: „Wer ist hierzu tüchtig?“ aber wir sehen, dass der Herr, Jehovah, ihn tüchtig machte und dass seine Sendung glücklich ausgeführt ward. Wie können wir uns in die rechte Stellung versetzen, um an die Sünder heranzukommen und sie für Jesum zu gewinnen? Wie können wir lernen, die rechten Worte zu sprechen? Wie sollen wir unsere Unterweisung dem Zustand ihrer Herzen anpassen? Wie sollen wir auf ihre Gefühle, ihre Vorurteile, ihre Leiden und ihre Versuchungen eingehen? Brüder, wir, die beständig das Evangelium predigen, mögen wohl ausrufen: „Wo nicht dein Angesicht geht, so führe uns nicht von dannen hinauf.“ Perlen auf dem Grunde des Meeres suchen, ist Kinderspiel, verglichen mit dem Suchen der Seelen in diesem gottlosen London. Wenn Gott nicht mit uns ist, so mögen wir uns die Augen ausschauen und unsere Zungen vergeblich abnutzen. Nur wenn der allmächtige Gott uns leitet und führt und beeinflusst und uns die Worte eingibt, können wir die ernste, uns anvertraute Aufgabe lösen; nur durch die göttliche Hilfe werden wir freudig zurückkommen und die Erwählten des Herrn mit uns bringen. Wir sind die Freunde des Bräutigams und wir freuen uns sehr an seiner Freude, aber wir seufzen und schreien, bis wir die erwählten Herzen gefunden haben, an denen er seine Lust haben will und die er erheben wird, um mit ihm auf seinem Throne zu sitzen.

II.

Ich möchte, dass ihr zweitens das vernünftige Bedenken erwägt, das hier geäußert wird. Abrahams Knecht sprach: „Wie, wenn mir das Weib nicht wollte folgen in dies Land?“ Dies ist eine sehr ernste, wichtige und gewöhnliche Schwierigkeit. Wenn das Weib nicht willig ist, kann nichts getan werden, von Zwang und Betrug kann nicht die Rede sein; es muss ein aufrichtiger Wille da sein, sonst kann in diesem Fall keine Heirat stattfinden. Hier lag die Schwierigkeit: es war ein Wille, mit dem er es zu tun hatte. Ah, meine Brüder! Dies ist immer noch unsere Schwierigkeit. Lasst mich dieselbe im Einzelnen beschreiben, wie sie dem Knecht erschien und wie sie uns erscheint.

Meine Erzählung mag keinen Glauben bei ihr finden oder keinen Eindruck auf sie machen. Wenn ich zu ihr komme und ihr sage, dass ich von Abraham gesandt bin, mag sie mir ins Gesicht blicken und sagen: Es gibt heutzutage viele Betrüger. Wenn ich ihr erzähle, dass meines Herrn Sohn ungemein schön und reich sei, und dass er sie gern zu sich nehmen würde, mag sie antworten: Sonderbare Märchen und Erdichtungen sind in diesen Tagen gewöhnlich, aber kluge Leute verlassen nicht ihre Heimat. Brüder, in unserem Falle ist dies eine traurige Tatsache. Der große evangelische Prophet rief vor alters aus: „Wer glaubt unserer Predigt?“ Wir rufen dieselben Worte aus. Die Menschen kümmern sich nicht um die Predigt von der großen Liebe Gottes zu den aufrührerischen Menschenkindern. Sie glauben nicht, dass der unendlich erhabene Herr die Liebe des armen, unbedeutenden Menschen sucht und sein Leben dahingegeben hat, sie zu gewinnen. Golgatha mit seinem Reichtum an Barmherzigkeit, Schmerz, Liebe und Verdienst wird geringe geschätzt. In der Tat, wir verkünden eine wundervolle Geschichte, und sie mag zu gut scheinen, um wahr zu sein, aber es ist sehr traurig, dass die Menge der Menschen Tändeleien nachgeht und diese großen Tatsachen für Träume hält. Mich beugt die Mutlosigkeit darnieder, weil meines Herrn große Liebe, die ihn sogar dahin führte, für die Menschen zu sterben, kaum von euch des Hörens wert geachtet wird, viel weniger des Glaubens. Hier ist eine himmlische Vermählung und eine königliche Hochzeit, zu der ihr gelangen könnt, aber mit einem Hohnlächeln wendet ihr euch ab und zieht die Zaubereien der Sünde vor.

Es war eine andere Schwierigkeit da; es wurde von ihr erwartet, dass sie Liebe für einen fühlen sollte, den sie nie gesehen. Sie hatte eben erst gehört, dass es einen solchen Mann wie Isaak gäbe, aber dennoch musste sie ihn genug lieben, um ihre Verwandten zu verlassen und in ein fernes Land zu ziehen. Dies konnte nur sein, weil sie den Willen Jehovahs in der Sache erkannte. Ah, meine lieben Freunde! Alles, was wir euch sagen, handelt von noch nicht gesehenen Dingen, und hier liegt unsere Schwierigkeit. Ihr habt Augen und ihr wollt alles sehen; ihr habt Hände und ihr wollt alles betasten; aber es ist einer da, den ihr noch nicht sehen könnt, der unsere Liebe gewonnen hat durch das, was wir von ihm glauben. Wir können mit Wahrheit von ihm sagen: „Den wir nicht gesehen und doch lieb haben und nun an ihn glauben, wiewohl wir ihn nicht sehen und uns freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude.“ Ich weiß, dass ihr auf unsere Bitte antwortet: Ihr verlangt zu viel von uns, wenn ihr fordert, dass wir einen Christus lieben sollen, den wir nie gesehen haben. Ich kann nur antworten: Es ist so, wir fordern mehr von euch, als wir zu empfangen erwarten. Wenn nicht Gott der Heilige Geist ein Wunder der Gnade an euren Herzen wirkt, werdet ihr euch nicht von uns überreden lassen, eure alten Verbindungen aufzugeben und euch mit unserem teuren Herrn zu vereinen. Und doch, wenn ihr zu ihm kämet und ihn liebtet, würde er euch mehr als befriedigen, denn ihr würdet in ihm Ruhe finden. für eure Seelen und einen Frieden, der höher ist als alle Vernunft. Abrahams Knecht hätte denken können: Sie mag zu einer so großen Veränderung nicht geneigt sein, wie die, Mesopotamien zu verlassen, um nach Kanaan zu ziehen. Sie war dort in geregelten Verhältnissen geboren und erzogen, und all ihre Verbindungen waren mit dem Hause ihres Vaters, und um Isaak zu heiraten, musste sie sich davon losreißen. So könnt auch ihr nicht Jesum haben und die Welt dazu haben; ihr müsst mit der Sünde brechen, um mit Jesu vereint zu werden. Ihr müsst hinwegkommen von der zügellosen Welt, der eleganten Welt, der wissenschaftlichen Welt und von der (sogenannten) religiösen Welt. Wenn du ein Christ wirst, so musst du alte Gewohnheiten, alte Beweggründe, alte Bestrebungen, alte Vergnügungen, alte Prahlereien, alte Denkweisen aufgeben. Alles muss neu werden. Du musst das verlassen, was du geliebt hast und vieles von dem suchen, was du bisher verachtet hast. Es muss eine so große Veränderung mit dir vorgehen, als wenn du gestorben und wiederum neu geschaffen wärest. Du antwortest: „Muss ich all dieses für einen erdulden, den ich nie gesehen und für ein Erbteil, das ich nie mit einem Fuße betreten habe?“ Es ist so. Obgleich es mich betrübt, dass ihr euch wegwendet, bin ich doch nicht im Geringsten überrascht, denn es ist nicht vielen gegeben, ihn zu sehen, der unsichtbar ist, oder den schmalen und engen Weg zu wählen, der zum Leben führt. Der Mann oder die Frau, die Gottes Botschafter folgen will, um mit einem so eigentümlichen Bräutigam vermählt zu werden, ist ein seltener Vogel.

Überdies hätte es eine große Schwierigkeit für Rebekka sein können, wenn sie überhaupt solche fühlte, dass sie fortan ein Pilgerleben führen müsse. Sie musste Haus und Hof aufgeben für Zelt- und Wanderleben. Abraham und Isaak fanden keine Stadt, in der sie wohnen konnten, sondern wanderten von Ort zu Ort, wohnten allein, als Pilger mit Gott. Ihre äußere Lebensart war vorbildlich für die Weise des Glaubens, durch den man in der Welt und doch nicht von der Welt ist. In jeder Hinsicht waren Abraham und Isaak aus der Welt heraus und lebten auf ihrer Oberfläche ohne dauernde Verbindung mit ihr. Sie waren des Herrn, und der Herr war ihr Besitztum. Er sonderte sich für sie aus und sie waren für ihn ausgesondert. Rebekka hätte wohl sagen können: Das wird mir nie gefallen. Ich will mich nicht selbst in die Acht tun. Ich kann nicht die Behaglichkeit eines festen Wohnsizes aufgeben, um über die Felder zu streifen, wo immer die Herden euch zum Herumziehen nötigen. Den meisten Menschen leuchtet es nicht ein, dass es eine gute Sache sein würde, in der Welt zu sein und doch nicht von ihr. Sie sind keine Fremdlinge in der Welt, sie sehnen sich danach, völliger in ihre „Gesellschaft“ zugelassen zu werden. Sie sind nicht Ausländer hier, deren Schatz im Himmel ist, sie trachten danach, eine gute runde Summe auf Erden zu haben und finden ihren Himmel darin, sich daran zu erfreuen und ihre Familien zu bereichern. Erdwürmer, wie sie sind, werden sie von der Erde befriedigt. Wenn ein Mann unweltlich wird und geistliche Dinge zu seinem einzigen Zwecke macht, so verachten sie ihn als einen träumerischen Schwärmer. Viele Menschen denken, dass religiöse Dinge nur dazu da sind, um davon zu lesen und zu predigen; aber dafür zu leben, hieße ein träumerisches, unpraktisches Dasein führen. Aber das Geistliche ist im Grunde das einzige Wirkliche: das Materielle ist in tiefster Wahrheit das Geträumte und Unwesentliche. Indessen sind wir nicht erstaunt, wenn die Menschen sich abwenden wegen der Beschwerden des heiligen Krieges und wegen der Geistlichkeit des gläubigen Lebens, denn wir haben kaum gehofft, dass es anders sein könnte. Wenn nicht der Herr das Herz erneuert, so werden die Menschen stets dieses Leben, den Vogel in der Hand, dem künftigen Leben, dem Vogel auf dem Dache, vorziehen.

Es hätte auch der Fall sein können, dass dem Weibe der Bund der Verheißung gleich gültig gewesen wäre. Wenn sie keine Achtung vor Jehovah und seinem geoffenbarten Willen hatte, so war es nicht wahrscheinlich, dass sie mit dem Manne ziehen und eine Heirat mit Isaak eingehen würde. Er war der Erbe der Verheißung und der Bundesvorrechte, die der Herr ihm mit einem Eide verheißen hatte. Seine Erwählte sollte die Mutter jenes auserwählten Samens werden, in dem Gott beschlossen hatte, die Welt alle Zeiten hindurch zu segnen, des Messias, des Weibessamens, der den Kopf der Schlange zertreten sollte.

Vielleicht würde das Weib nicht den Wert des Bundes einsehen und die Herrlichkeit der Verheißung nicht würdigen. Die Dinge, von denen wir zu predigen haben, solche wie das ewige Leben, Vereinigung mit Christo, Auferstehung von den Toten, Regieren mit ihm von Ewigkeit zu Ewigkeit, scheinen den trägen Herzen der Menschen müßige Fabeln zu sein. Erzählt ihnen von hohen Zinsen für ihr Geld, von großen Besitztümern, die durch ein Wagnis zu erlangen, oder von Ehren, die leicht zu gewinnen und Erfindungen, die zu machen sind, dann öffnen sie all ihre Augen und Ohren, denn hier ist etwas, was des Wissens wert ist; aber die Dinge Gottes, die ewigen, unsterblichen, schrankenlosen diese sind für sie von keiner Wichtigkeit. Sie könnten nicht bewogen werden, von Ur nach Kanaan zu gehen um solcher Kleinigkeiten willen, wie ewiges Leben, Himmel und Gott es sind.

So seht ihr unsere Schwierigkeiten. Viele glauben ganz und gar nicht, und andere mäkeln und machen Einwände. Eine noch größere Zahl will unsere Botschaft nicht einmal anhören; und von denen, die sie hören, sind die meisten sorglos und die andern tändeln damit und schieben die ernste Erwägung auf. Ach! wir reden nicht zu willigen Ohren.

III.

Drittens möchte ich über seine sehr natürliche Frage etwas sagen. Dieser vorsichtige Hausvogt sprach: „Wie, wenn das Weib mir nicht wollte folgen in dies Land, soll ich dann deinen Sohn wiederbringen in jenes Land, daraus du gezogen bist?“ Wenn sie nicht zu Isaak kommen will, soll Isaak zu ihr hinabgehen? Dies ist die Frage der Gegenwart: wenn die Welt nicht zu Jesu kommen will, soll Jesus seine Lehre der Welt anbequemen? Mit anderen Worten, wenn die Welt sich nicht zur Kirche erheben will, soll die Kirche dann nicht zur Welt hinabsteigen? Statt von den Menschen zu verlangen, dass sie sich bekehren und ausgehen von den Sündern und abgesondert von ihnen seien, lasst uns mit der ungöttlichen Welt uns verbinden, eine Vereinigung mit ihr eingehen, so dass unser Einfluss sie durchdringt, indem wir ihr erlauben, uns zu beeinflussen. Lasst uns eine christliche Welt haben.

Zu diesem Ende lasst uns unsere Lehren revidieren. Einige sind altmodisch, grimmig, strenge, unbeliebt, wir wollen sie fallen lassen. Gebraucht die alten Ausdrücke, um den hartnäckig Orthodoxen zu gefallen, aber gebt ihnen einen neuen Sinn, um die philosophischen Ungläubigen zu gewinnen, die hier umherstreichen. Feilt die Ecken unangenehmer Wahrheiten ab, und mildert den entschiedenen Ton der unfehlbaren Offenbarung; sagt, dass Abraham und Mose Versehen gemacht hätten und dass die Bücher, die man so lange mit Ehrfurcht betrachtet habe, voll Irrtümer seien. Untergrabt den alten Glauben und bringt den neuen Zweifel herbei; denn die Zeiten haben sich geändert und der Zeitgeist ist für das Aufgeben alles dessen, was zu streng gerecht und zu sicherlich von Gott ist.

Die trügerische Verfälschung der Lehre wird von einer Fälschung der Erfahrung begleitet. Den Menschen wird jetzt gesagt, dass sie von Geburt gut sind oder in ihrer Kindertaufe gut gemacht wurden, und so wird jener große Ausspruch: „Ihr müsset von neuem geboren werden“ seiner Kraft beraubt. Von der Buße will man nichts wissen, der Glaube ist wertlos im Vergleich mit dem „ehrlichen Zweifel“, und Traurigkeit über die Sünde, sowie Gemeinschaft mit Gott werden abgetan, um Raum zu machen für Abendunterhaltungen und Sozialismus und Politik verschiedener Schattierungen. Eine neue Kreatur in Christo Jesu wird als eine sauertöpfische Erfindung bigotter Puritaner angesehen. Es ist wahr, mit demselben Atemzug preist man Oliver Cromwell; aber 1888 ist auch nicht 1648. Was vor dreihundert Jahren groß und gut war, ist heute bloßes Geschwätz. Das ist, was das „Neuere Denken“ uns sagt; und unter seiner Führung wird alle Religion abgeschwächt. Geistliche Religion wird verachtet und eine weltförmige Moralität an ihre Stelle gesetzt. Ziehe dich sonntags ordentlich an, benimm dich anständig und vor allen Dingen, glaube alles, nur nicht, was in der Bibel steht, dann wirst du sein, wie du sein sollst. Sei ein Kind unserer Zeit und denke wie die der großen Masse, welche sich wissenschaftlich nennen - dies ist das vornehmste und größte Gebot der modernen Schule; das andere aber ist dem gleich: sei nicht absonderlich, sondern sei so weltlich wie deine Nächsten. So geht Isaak hinab nach Mesopotamien; so geht die Kirche hinab zur Welt.

Man scheint zu sagen es nützt nichts, auf dem alten Wege fortzugehen, hier den einen und da den andern aus herauszuholen. Wir wollen einen schnelleren Weg. Warten, bis die Leute wiedergeboren sind und Nachfolger Christi werden, ist ein langwieriger Prozess; lasst uns die Trennung zwischen den Wiedergeborenen und Unwiedergeborenen abtun. Kommt in die Kirche hinein, ihr alle, bekehrt oder unbekehrt. Ihr habt gute Wünsche und gute Entschlüsse, das ist genug; gebt euch keine Mühe um Weiteres. Es ist wahr, ihr glaubt nicht das Evangelium, aber wir tun es auch nicht. Ihr glaubt irgendetwas. Kommt mit; wenn ihr gar nichts glaubt, so tut das auch nichts; euer „ehrlicher Zweifel“ ist bei weitem besser, als Glaube. „Aber“, sagt ihr, „kein Mensch spricht so.“ Möglicherweise braucht man nicht dieselben Worte, aber dies ist die wirkliche Meinung der heutigen Religion; dies ist das Streben der Zeit. Ich kann die weitgehendste Behauptung, die ich aufgestellt habe, durch die Handlungen oder die Reden gewisser Prediger rechtfertigen, welche treulos unsere heilige Religion verraten unter dem Vorwand, sie diesem fortgeschrittenen Zeitalter anzupassen. Der neue Plan ist, die Kirche der Welt einzuverleiben, und so einen größeren Flächenraum in ihre Grenzen einzuschließen. Durch halb-dramatische Vorstellungen lässt man Gebetshäuser sich dem Theater nähern; man macht die Gottesdienste zu musikalischen Übungen und die Predigten zu politischen Reden oder philosophischen Abhandlungen in der Tat, man tauscht den Tempel gegen das Theater um und macht die Prediger Gottes zu Schauspielern, deren Geschäft es ist, die Menschen zu amüsieren. Ist es nicht so, dass des Herrn Tag immer mehr zu einem Tag der Erholung oder des Müßiggangs wird und des Herrn Haus entweder ein Götzentempel voll Götzenbilder ist oder ein politischer Klub, wo mehr Begeisterung für eine Partei ist, als Eifer für Gott? Ach! die Zäune sind niedergebrochen, die Mauern abgetragen, und für viele gibt es fortan keine andere Kirche als die, welche einen Teil der Welt bildet, keinen andern Gott, als eine unbekannte Kraft, durch welche die Naturgesetze wirken.

Dies also ist der Vorschlag. Um die Welt zu gewinnen, muss der Herr Jesus sich, sein Volk und sein Wort der Welt anbequemen. Ich will nicht länger bei einer so widerlichen Zumutung verweilen.

IV.

Beachtet viertens seines Herrn offene, gläubige Zurückweisung des Vorschlages. Er sagt kurz und scharf: „Da hüte dich vor, dass du meinen Sohn nicht wieder dahin bringst“. Der Herr Jesus Christus führt jene große Auswandererschar an, die ganz aus der Welt ausgegangen ist. Von seinen Jüngern spricht er: „Sie sind nicht von der Welt, gleich wie ich auch nicht von der Welt bin.“ Wir sind nicht von der Welt durch Geburt, nicht von der Welt im Leben, nicht von der Welt in unserem Ziel, nicht von der Welt in unserem Geiste, nicht von der Welt in irgendeiner Hinsicht. Jesus und die, welche in ihm sind, machen ein neues Geschlecht aus. Der Vorschlag zur Welt zurückzugehen, ist ein Gräuel für unsere besten Instinkte, ja, tödlich für unser edelstes Leben. Eine Stimme vom Himmel ruft: „Bringe meinen Sohn nicht wieder dorthin.“ Lasst nicht das Volk, das der Herr aus Ägypten heraufführte, in das Haus der Knechtschaft zurückkehren, sondern lasst ihre Kinder ausgehen und abgesondert sein, und der Herr, Jehovah, wird ihr Vater sein,

Beachtet, wie Abraham die Frage deutet. In Wirklichkeit lautet sein Schluss: „Dies hieße die göttliche Ordnung verlassen.“ „Denn“, sagt Abraham, „der Herr, der Gott des Himmels, hat mich von meines Vaters Haus genommen und von meiner Heimat.“ Wie denn, wenn er Abraham herausgeführt hat, soll Isaak zurückkehren? Das kann nicht sein. Bisher ist der Weg Gottes mit seiner Kirche der gewesen, ein Volk von der Welt auszusondern, das sein erwähltes sein sollte - ein Volk, das er für sich selber gemacht hat, zu verkündigen seinen Ruhm für und für. Geliebte, Gottes Plan ist nicht geändert. Er wird immer fortfahren, diejenigen zu berufen, die er verordnet hat. Lasst uns nicht dieser Tatsache ins Angesicht widersprechen und annehmen, dass wir die Menschen in größerer Anzahl erretten könnten, wenn wir den Unterschied zwischen den in Sünde Toten und den in Zion Lebendigen unbeachtet lassen. Wenn Gott beabsichtigt hätte, die Familie in Mesopotamien dadurch zu segnen, dass er seine Erwählten in ihrer Mitte wohnen ließe, warum berief er denn Abraham überhaupt heraus? Wenn Isaak Gutes hätte wirken können dadurch, dass er dort wohnte, warum ging Abraham dann fort? Wenn jetzt eine abgesonderte Kirche nicht nötig ist, was haben wir denn all diese Jahrhunderte lang getan? Ist das Blut der Märtyrer aus bloßer Torheit vergossen? Sind Bekenner und Reformatoren wahnsinnig gewesen, wenn sie für Lehren stritten, die, wie es jetzt scheinen möchte, von keinem großen Belang sind? Brüder, es sind zwei Samen der Same des Weibes und der Same der Schlange - und der Unterschied wird bis ans Ende fortbestehen, und wir dürfen ihn nicht unbeachtet lassen, um Menschen zu gefallen.

Wäre Isaak in Nahors Hause gegangen um eines Weibes willen, so hätte er einem Weibe den Vorrang vor Gott gegeben. Abraham beginnt sogleich mit Nennung Jehovahs, „dem Gott des Himmels“; denn Jehovah war alles für ihn und für Isaak auch. Isaak würde nie seinen Wandel mit dem lebendigen Gott aufgegeben haben, um ein Weib zu finden. Aber dieser Abfall ist heutzutage häufig genug. Männer und Frauen, die sich gottesfürchtig nennen, geben das auf, was sie zu glauben behaupten, um reichere Weiber und Männer für sich oder für ihre Kinder zu bekommen. Diese geldgierige Handlungsweise ist ohne Entschuldigung. Bessere Gesellschaft“ ruft man und meint mehr Reichtum und Vornehmheit. Dem aufrichtigen Mann ist Gott das erste - ja, alles in allem, aber von dem falschen Bekenner wird Gott ans letzte Ende gestellt und alles andere ihm voran. In dem Namen Gottes rufe ich euch, die Gott und seiner Wahrheit treu sind, zu, fest zu stehen, was ihr auch verliert und nicht abzuweichen, was ihr auch gewinnen. könntet. Achtet die Schmach Christi für größeren Reichtum denn. die Schätze Ägyptens. Uns tut Abrahams Gesinnung not, und wir werden diese haben, wenn wir Abrahams Glauben haben.

Abraham fühlte, dass er damit der Bundesverheißung entsagen würde. Seht, wie er es ausspricht: „Der Gott, der mich von meines Vaters Hause genommen hat, hat mir geschworen und gesagt: „Dies Land will ich deinem Samen geben.“ Sollen sie denn das Land verlassen und zurück zu dem Ort gehen, von dem der Herr sie wegberief? Brüder, wir sind auch Erben der Verheißung dessen, was wir noch nicht gesehen haben. Darum wandeln wir im Glauben und werden abgesondert von denen um uns her. Wir wohnen unter den Menschen, wie Abraham unter den Kanaanitern wohnte; aber wir sind von einer besonderen Rasse, wir sind durch eine neue Geburt geboren, leben unter andern Gesetzen und handeln aus anderen Beweggründen. Wenn wir zurück zu den Wegen der Weltlinge gehen und unter diese gezählt werden, so haben wir dem Bunde unseres Gottes entsagt, die Verheißung ist nicht länger unser, und das ewige Erbteil ist in anderen Händen. Wisst ihr dies nicht? Den Augenblick, wo die Kirche spricht: „Ich will sein wie die Welt“, hat sie sich mit der Welt verurteilt. Als die Söhne Gottes nach den Töchtern der Menschen sahen, wie sie schön waren und zu Weibern nahmen, welche sie wollten, da kam die Flut und nahm sie alle hinweg. So wird es wiederum geschehen, sollte die Welt die Kirche in ihre Arme nehmen: dann wird ein gewaltiges Gericht kommen, und mag sein, eine Flut von verzehrendem Feuer. Die Bundesverheißung und das Bundeserbe sind nicht länger unser, wenn wir hinabgehen zur Welt und das Pilgern mit dem Herrn aufgeben.

Außerdem, liebe Freunde, nichts Gutes kann danach kommen, wenn wir versuchen, uns der Welt gleichzustellen. Gesetzt, der Vorschlag des Knechtes wäre angenommen, und Isaak wäre hinab zu Nahors Haus gegangen, was wäre der Grund dafür gewesen? Rebekka den Schmerz der Trennung von ihren Verwandten und die Mühe des Reisens zu ersparen. Wenn dies sie hätte zurückhalten können, was wäre sie für Isaak wert gewesen? Die Probe der Trennung war heilsam und durfte keineswegs unterlassen werden. Es ist ein armseliges Weib, das nicht eine Reise machen kann, um den Gatten zu erreichen. Und alle Neubekehrten, welche die Kirche je dadurch gewinnen wird, dass sie ihre Lehren abschwächt und weltlich wird, werden keinen falschen Pfennig das Hundert wert sein. Wenn wir sie bekommen, wird die nächste Frage sein: „Wie können wir sie wieder los werden?“ Sie würden uns nicht das Mindeste nützen. Es vergrößerte die Zahl der Israeliten, als sie aus Ägypten kamen, dass viele aus den untersten Klassen der Ägypter mit ihnen zogen. Ja, aber diese gemischte Menge wurde eine Platz für Israel in der Wüste und wir lesen: „Das Pöbelvolk unter ihnen war lüstern geworden“. Die Israeliten waren schlecht genug, aber es war diese gemischte Menge, die stets voran im Murren ging. Warum ist so viel geistlicher Tod heutzutage? Warum wuchert die falsche Lehre in den Kirchen? Es kommt daher, weil wir ungöttliche Leute in der Kirche und im Predigtamt haben. Begierde nach großer Mitgliederzahl und besonders die Begierde, angesehene Leute aufzunehmen, hat viele Kirchen verderbt und sie lax in Lehre und Leben gemacht und ihnen Geschmack an albernen Vergnügungen gegeben. Dies sind die Leute, welche eine Gebetsstunde verachten, aber hinlaufen, um in ihren Schulstuben „lebende Bilder“ zu sehen. Gott rette uns vor Neubekehrten, die dadurch gewonnen werden, dass man einen niedrigeren Maßstab annimmt und die geistliche Herrlichkeit der Kirche trübt! Nein, nein, wenn Isaak eine Frau, die seiner würdig ist, haben soll, so muss sie von Laban und den Übrigen hinweggehen und eine Reise auf dem Rücken eines Kamels nicht scheuen. Wahrhaft Bekehrte werden nie durch Wahrheit oder Heiligkeit abgeschreckt. Dies sind in der Tat die Dinge, durch welche sie angezogen werden.

Überdies fühlte Abraham, dass es keinen Grund geben könnte, Isaak hinabziehen zu lassen, weil der Herr sicherlich ein Weib für ihn finden würde. Abraham sprach: „Er wird seinen Engel vor dir her senden, dass du meinem Sohne daselbst ein Weib nehmest.“ Seid ihr bange, dass die Predigt des Evangeliums keine Seelen gewinnen wird? Verzagt ihr am Erfolg, wenn ihr bei Gottes Weise bleibt? Ist dies der Grund, warum ihr nach gewandter Redekunst schmachtet? Warum ihr Musik und Architektur und Blumen und Putzsachen haben müsst? Soll es im Grunde doch „durch Macht und Kraft“ und nicht durch den Geist Gottes geschehen? So ist es nach der Meinung vieler. Geliebte Brüder, es gibt viele Dinge, die ich andern Gottesverehrern erlauben möchte, die ich aber mir selber versagt habe bei der Leitung des Gottesdienstes dieser Gemeinde. Ich habe seit lange vor euren Augen die Anziehungskraft des Evangeliums Jesu ohne jede andere Beihilfe erprobt und dargetan. Unser Gottesdienst ist von strengster Einfachheit. Kein Mensch kommt je hierher, um sein Auge an Kunst zu ergötzen oder sein Ohr an Musik. Ich habe all diese vielen Jahre euch nichts vor Augen gestellt als Christum den Gekreuzigten und die Einfachheit des Evangeliums; doch, wo wollt ihr eine solche Anzahl Menschen finden, wie die, welche hier heute Morgen versammelt ist? Wo wollt ihr eine solche Menge bei dem Gottesdienste Sonntag auf Sonntag, fünfunddreißig Jahre lang, finden? Ich habe euch nichts gezeigt als nur das Kreuz, das Kreuz ohne die Blumen der Beredsamkeit, das Kreuz ohne die blauen Lichter des Aberglaubens oder der Aufregung, das Kreuz ohne Diamanten hoher kirchlicher Würden, das Kreuz ohne die Strebepfeiler einer prahlerischen Wissenschaft. Es genügt reichlich, um die Menschen erst zu sich und dann zum ewigen Leben zu ziehen. In diesem Hause haben wir diese vielen Jahre hindurch erfolgreich die große Wahrheit bewiesen, dass das einfach gepredigte Evangelium Hörer gewinnt, Sünder bekehrt und eine Gemeinde aufbaut und erhält. Wir bitten und mahnen das Volk Gottes, zu beachten, dass es nicht nötig ist, zweifelhafte Mittel und fragliche Methoden zu versuchen. Gott will uns immer noch durch das Evangelium erretten; nur lasst es das Evangelium in seiner Reinheit sein. Dies gewaltige alte Schwert zersplittert eines Mannes Rückgrat und spaltet einen Felsen in zwei Hälften. Wie kommt es, dass es so wenig von seinem alten überwindenden Werk tut? Ich will es euch sagen. Seht ihr diese kunstvolle Scheide, so wundervoll gearbeitet? Sehr viele behalten das Schwert in dieser Scheide und deshalb wird seine Schneide niemals gebraucht. Zieht es aus der Scheide und werft das schöne Ding in den Hades und seht dann, wie in des Herrn Händen dieses herrliche, zweihändige Schwert Felder von Menschen niedermäht, gleichwie Schnitter das Gras mit ihren Sicheln ebnen. Es ist nicht nötig, nach Ägypten hinab zu gehen um Hilfe. Den Teufel einladen, Christo zu helfen, ist schmachvoll. So Gott will, werden wir noch gutes Gedeihen sehen, wenn die Kirche Gottes entschlossen ist, dies nie anders zu suchen, als auf Gottes Weise.

V.

Und nun fünftens, beachtet seine gerechte Freisprechung seines Dieners. „So aber das Weib dir nicht folgen will, so bist du des Eides quitt. Allein, bringe meinen Sohn nicht wieder dorthin.“

Wenn wir im Sterben liegen und treu das Evangelium gepredigt haben, so wird unser Gewissen uns nicht dafür anklagen, dass wir uns genau daran gehalten haben; wir werden nicht trauern, dass wir nicht den Narren oder den Politiker gespielt haben, um unsere Hörerzahl zu vergrößern. O nein! unser Herr will uns volle Absolution erteilen, selbst wenn wenige eingebracht sind, falls wir ihm nur treu gewesen sind. „So aber das Weib dir nicht folgen will, so bist du des Eides quitt. Allein, bringe meinen Sohn nicht wieder dahin.“ Versucht nicht Winkelzüge, welche die Religion erniedrigen. Bleibt bei dem einfachen Evangelium, und wenn die Leute dadurch nicht bekehrt werden, so werdet ihr schuldlos sein. Meine lieben Hörer, wie sehr sehne ich mich, euch errettet zu sehen! Aber ich möchte nicht mit meinem Herrn in Widerspruch geraten, nicht einmal um eure Seelen zu gewinnen, wenn sie so gewonnen werden könnten. Der wahre Knecht Gottes ist verantwortlich für Fleiß und Treue; aber er ist nicht verantwortlich für Erfolg oder Nichterfolg. Resultate sind in Gottes Händen. Wenn jenes liebe Kind in deiner Klasse nicht bekehrt wird, so wirst du doch nicht ohne deinen Lohn sein, falls du ihm das Evangelium Jesu Christi mit liebevollem, betendem Ernst vor die Augen gestellt hast. Wenn ich mit ganzer Seele die große Wahrheit predige, dass der Glaube an den Herrn Jesum Christum meine Hörer erretten wird, und wenn ich sie bitte und zu überreden suche, an Jesum zum ewigen Leben zu glauben und sie dies nicht tun wollen, so wird ihr Blut auf ihrem eigenen Haupte sein. Wenn ich zurück zu meinem Herrn gehe und treulich seine Botschaft von der freien Gnade und der sterbenden Liebe verkündet habe, so werde ich rein von Schuld sein. Ich habe oft gebetet, dass ich im Stande sein möchte, an meinem Ende zu sagen, was George Fox mit solcher Wahrheit sagen konnte: „Ich bin rein, ich bin rein!“ Es ist mein höchster Wunsch, rein von dem Blute aller Menschen zu sein. Ich habe Gottes Wahrheit gepredigt, soweit ich sie kenne und habe mich ihrer Eigentümlichkeiten nicht geschämt. Damit ich mein Zeugnis nicht selber zunichtemache, habe ich mich gänzlich von denen abgesondert, die vom Glauben abirren und selbst von denen, die sich mit diesen verbinden. Was kann ich mehr tun, um ehrlich mit euch zu sein? Wenn schließlich die Menschen Christum und sein Evangelium und seine Herrschaft nicht haben wollen, so ist es ihre eigene Angelegenheit. Wäre Rebekka nicht zu Isaak gekommen, so wäre sie ihres Platzes in der heiligen Stammlinie verlustig gegangen. Mein geliebter Hörer, willst du Jesum Christum haben oder nicht? Er ist in die Welt gekommen, um die Sünder selig zu machen und er stößt keinen hinaus. Willst du ihn annehmen? Willst du ihm vertrauen? „Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig. werden.“ Willst du ihm glauben? Willst du in seinem Namen getauft werden? Wenn das, so ist die Seligkeit dein, aber wenn nicht, so hat er selber gesprochen: „Wer aber nicht glaubt, der wird verdammet werden.“ O lauft nicht die Gefahr dieser Verdammnis! Aber, wenn ihr euren Sinn darauf gesetzt habt, so lasst mir die Gerechtigkeit widerfahren, dereinst, wenn der große weiße Thron in jenem Himmel gesehen wird und der Tag des Zornes gekommen ist, anzuerkennen, dass ich euch zu Jesu fliehen hieß und dass ich euch nicht mit neumodischen Theorien unterhalten habe. Ich habe weder Posaunen, Trompeten, Harfen, Geigen, Psalter, Lauten, noch irgendeine andere Art Musik gebracht, um euren Ohren zu gefallen, sondern ich habe Christum, den Gekreuzigten, euch vorgestellt und euch geheißen: Glaubt und lebt! Wenn ihr euch weigert, die Stellvertretung Christi anzunehmen, so habt ihr euch eures eigenen Glückes. geweigert. Sprecht mich frei an jenem Tage von aller Mitschuld an den neuen Erfindungen irregeführter Menschen. Und meinen Herrn bitte ich um die Gnade, treu zu sein bis ans Ende, gegen seine Wahrheit und gegen eure Seelen. Amen.

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