Spurgeon, Charles Haddon - Der größte Kampf in der Welt

Mögen alle Gebete, die schon dargebracht sind, reichlich und baldigst erhört werden! Möge noch mehr solches Flehen dem folgen, in dem wir vereinigt gewesen sind! Der denkwürdigste Teil früherer Konferenzen war immer die heilige Gemeinschaft gläubigen Gebets, und ich hoffe, wir werden in dieser Beziehung nicht lässiger werden, sondern stets brünstiger und mächtiger in der Fürbitte. Auf seinen Knien ist der Gläubige unüberwindlich.

Mir liegt diese Ansprache schwer auf dem Herzen, viele Monate ehe die Zeit dafür herankommt: sicherlich ist sie für mich das Kind vieler Gebete. Ich möchte im Stande sein, gut zu sprechen bei einer Gelegenheit, welche der besten Rede würdig wäre; aber ich wünsche, wie unser Bruder es in seinem Gebet ausdrückte, ganz und gar in des Herrn Händen zu sein, in dieser Sache wie in jeder andern. Ich wäre willig, mit stammelnder Zunge zu sprechen, wenn Gottes Zweck völliger dadurch erreicht werden könnte; und ich würde sogar gern alle Macht der Rede verlieren, wenn Sie, weil Sie Mangel an menschlichen Worten litten, sich dadurch umso besser von jener geistlichen Speise nähren könnten, die allein in Ihm gefunden wird, der das fleischgewordene Wort Gottes ist.

Ich darf zu Ihnen als Prediger sagen, dass ich überzeugt bin, wir sollten uns mit Fleiß vorbereiten und versuchen, in unsers großen Meisters Dienst unser Allerbestes zu tun.

Ich meine gelesen zu haben, dass, als eine Handvoll löwenartiger Griechen den Pass gegen die Perser verteidigte, ein Spion, der gekommen, um zu sehen, was sie täten, zurückging und dem großen König erzählte, es wären armselige Geschöpfe, denn sie wären damit beschäftigt, ihr Haar zu kämmen. Der Despot sah die Sachen im wahren Lichte, als er lernte, dass Leute, die ihr Haar vor der Schlacht ordnen konnten, großen Wert auf ihre Häupter setzten und sie nicht eines Feiglings Tode beugen wollten. Wenn wir große Sorge tragen, bei der Verkündigung ewiger Wahrheiten die Beste Ausdrucksweise zu gebrauchen, so können wir es unsern Gegnern überlassen, daraus zu schließen, dass wir für die Wahrheiten selber noch größere Sorge tragen werden. Wir dürfen keine nachlässig gekleideten Krieger sein, wenn wir einen großen Kampf vor uns haben, denn das würde wie Verzagtheit aussehen. Zur Schlacht gegen falsche Lehre und Weltlichkeit und Sünde rücken wir vor, ohne Furcht in Betreff des schließlichen Ausgangs; und darumsollte unsere Rede nicht die der ungeordneten Leidenschaft, sondern die wohlerwogener Grundsätze sein. Es ist nicht unsere Sache, schlotterig zu sein, da wir zu triumphieren hoffen. Tun Sie Ihr Werk gut zu dieser Zeit, damit alle Menschen sehen, dass Sie sich nicht davon wegtreiben lassen wollen. Der Perser sagte, als er bei einer andern Gelegenheit eine Handvoll Krieger vorrücken sah: „Diese kleine Handvoll Männer! Gewiss, sie können nicht beabsichtigen, zu fechten!“ Aber einer der Umstehenden sagte: „Ja, das tun sie, denn sie haben ihre Schilde poliert und ihre Rüstung glänzend gemacht.“ Menschen nehmen es ernst, davon seien Sie überzeugt, wenn sie sich nicht durch Eile in Unordnung hinein treiben lassen Es war die Weise der Griechen, wenn sie einen blutigen Tag vor sich hatten, die ernste Freude der Streiter dadurch zu zeigen, dass sie sich schmückten. Ich denke, Brüder, wenn wir ein großes Werk für Christum zu tun haben und beabsichtigen, es zu tun, so werden wir nicht auf die Kanzel oder auf die Rednerbühne treten und das Erste sagen, was uns auf die Lippen kommt. Wenn wir für Jesum sprechen, so sollten wir sprechen, so gut wir nur können, obgleich selbst dann die Menschen nicht durch den Glanz der Schilde oder durch die Glätte des Haars der Krieger getötet werden; es gehört eine höhere Kraft dazu, durch Panzerhemden zu hauen. Zu dem Gott der Heerscharen blicke ich hinauf. Möge Er das Recht verteidigen! Aber nicht mit nachlässigem Schritt rücke ich vor die Fronte, und ebenso wenig überfällt mich ein Zweifel. Wir sind schwach, aber der Herr, unser Gott ist mächtig, und der Kampf ist des Herrn, viel mehr als unser.

Nur Eine Furcht habe ich bis zu einem gewissen Grade. Mir ist bange, dass mein tiefes Gefühl der Verantwortlichkeit die Wirksamkeit meiner Rede schwächen könne. Ein Mensch kann so sehr fühlen, dass er etwas gut tun sollte, dass er es gerade aus diesem Grunde nicht so gut tut, wie er könnte. Ein überwältigendes Gefühl der Verantwortlichkeit mag Lähmung erzeugen. Ich empfahl einst einen jungen Kommis einer Bank, und seine Freunde ermahnten ihn, wie billig, sorgfältig mit seinen Ziffern zu sein. Diesen Rat hörte er unzählige Mal. Er wurde so außerordentlich sorgfältig, dass er nervös ward und während er vorher akkurat gewesen, ließ seine Angst ihn nun Fehler auf Fehler machen, bis er seine Stelle aufgab. Es ist möglich, so ängstlich zu sein, wie und was man sprechen solle, dass die Manier gezwungen wird und grade die Punkte vergisst, die man am meisten hervorzuheben wünschte.

Brüder, ich erzähle Ihnen einige meiner geheimen Gedanken, weil wir alle gleich in unserem Berufe sind; und da wir dieselben Erfahrungen haben, tut es uns gut zu wissen, dass dem so ist. Wir, die führen, haben dieselben Schwachheiten und Nöte wie Sie, die folgen. Wir müssen uns vorbereiten, aber wir müssen auch auf Ihn trauen, ohne den nichts richtig beginnt, fortgeht oder endet.

Ich habe den Trost, dass selbst, wenn ich nicht angemessen über mein Thema reden sollte, der Gegenstand selber zu Ihnen reden wird. Es ist schon etwas, ein geeignetes Thema anzuregen. Wenn jemand gut über einen Gegenstand spricht, der keine praktische Bedeutung hat, so ist es nicht gut, dass er überhaupt gesprochen hat. Wie einer der Alten sagte: „Es ist müßig, passend über eine Sache zu reden, die selbst nicht passend ist.“ Schnitzt einen Kirchenstein mit dem äußersten Geschick, es bleibt doch nur ein Kirschenstein, während ein Diamant, auch wenn schlecht geschnitten, doch ein kostbarer Stein bleibt. Wenn eine Sache von großen Gewicht ist, so ist es nicht vergeblich, auch nur die Aufmerksamkeit darauf zu lenken, selbst wenn man nicht seines Themas würdig sprechen kann. Die Gegenstände, welche wir zu dieser Zeit erwägen wollen, sollten erwogen werden und eben jetzt erwogen werden. Ich habe Wahrheiten für die Gegenwart, und dringende Wahrheiten gewählt, und wenn Sie selber darüber nachsinnen, so werden Sie die Zeit, die Sie mit Hören dieser Ansprache verbringen, nicht verloren haben. Mit welcher Inbrunst bete ich, dass uns allen diese Stunde der Betrachtung zum Nutzen gereichen möge.

Glücklicherweise sind die Gegenstände derartig, dass ich sie sogar bei diesem Vortrage durch Beispiele zu erläutern vermag. Wie ein Schmied seinen Lehrling lehren kann, während er ein Hufeisen macht; ja und dadurch, dass er ein Hufeisen macht, so können wir unsre eignen Predigten zu Beispielen der in ihnen enthaltenen Lehre machen. In diesem Falle können wir Praxis und Predigt mit einander verbinden, wenn der Herr mit uns ist. Einer, der Vorträge über Kochkunst hält, unterrichtet seine Schüler, indem er seine eignen Rezepte ausführt. Er bereitet vor seinen Hörern ein Gericht, und während er die Zutaten und ihre Bereitung beschreibt, genießt er selbst von der Speise, und seine Hörer werden auch erquickt. Er wird durch seine köstlichen Gerichte Erfolg haben, sogar wenn er kein Mann von beredter Sprache ist. Der Mann, welcher Speise gibt, ist des Erfolgs sicherer als der, welcher nur gut auf einem Instrumente spielt und bei seinen Hörern keine Erinnerung zurücklässt, als die an einen angenehmen Ton. Wenn die Gegenstände, die wir vor unsre Hörer bringen, an sich gut sind, so werden sie eine Entschuldigung sein für unsern Mangel an Geschick im Vortrag. So lange die Gäste nur die geistliche Speise bekommen, mag der Diener am Tische froh sein, vergessen zu werden.1)

Meine Gegenstände haben es mit unserm Lebenswerk zu tun, mit dem Kreuzzug gegen Irrtum und Sünde, in dem wir begriffen sind. Ich hoffe, dass jeder hier das rote Kreuz auf seinem Herzen trägt und sich verpflichtet hat, für Christum und sein Kreuz zu arbeiten und zu wagen und nie befriedigt zu sein, bis Christi Feinde in die Flucht geschlagen sind und Christus selber befriedigt ist. Unsere Väter pflegten von „der Sache Gottes und der Wahrheit“ zu sprechen, und diese ist es, für die wir Waffen tragen, die Wenigen gegen die Vielen, die Schwachen gegen die Mächtigen. O, dass wir als gute Streiter Jesu Christi erfunden werden möchten!

Drei Dinge sind eben jetzt von äußerster Wichtigkeit und haben in der Tat, was praktische Zwecke anlangt, immer in der Vorderreihe gestanden und werden immer da stehen. Das erste ist unsere Rüstkammer, das inspirierte Wort; das zweite ist unser Heer, die Kirche des lebendigen Gottes, von ihm selber berufen, die wir unter dem Befehl unsers Herrn führen müssen; und das dritte ist unsre Stärke, in der wir die Rüstung tragen und das Schwert schwingen. Der Heilige Geist ist unsre Kraft, zu sein und zu handeln; zu leiden und zu dienen; zu wachsen und zu kämpfen; zu ringen und zu überwinden. Unser drittes Thema ist von der größten Wichtigkeit, und obwohl wir es zuletzt stellen, halten wir es doch für das erste.

I.

Wir wollen mit unserer Rüstkammer beginnen. Diese Rüstkammer ist für mich jedenfalls - und ich hoffe, für jeden von Ihnen - die Bibel. Für uns ist die hl. Schrift wie „der Turm Davids mit Brustwehr gebaut, daran tausend Schilde hangen und allerlei Waffen der Starken.“ Wenn wir Waffen wollen, müssen wir hierher kommen, und nur hierher. Ob wir das Schwert der Offensive oder den Schild der Defensive suchen, wir müssen beides in dem geoffenbarten Buch finden. Wenn andre ein andres Vorratshaus haben, so bekenne ich sogleich, dass ich keines habe. Ich habe nichts andres zu predigen, wenn ich mit diesem Buch fertig bin. In der Tat, ich habe keinen Wunsch überhaupt noch zu predigen, wenn ich nicht fortfahren darf, die Gegenstände auszulegen, die ich in diesen Blättern finde. Was anders ist des Predigens wert? Brüder, die Wahrheit Gottes ist der einzige Schatz, den wir suchen, und die Schrift ist das einzige Feld, in dem wir darnach graben.

Wir brauchen nichts mehr, als das, was Gott für gut gefunden hat, zu offenbaren. Gewisse irrende Geister sind niemals daheim, bis sie draußen sind: sie schmachten nach einem Etwas, was sie, wie ich denke, niemals finden werden, weder im Himmel droben, noch auf der Erde hienieden oder im Wasser unter der Erde, so lange sie in ihrem gegenwärtigen Gemütszustande sind. Sie ruhen niemals, denn sie wollen nichts mit einer unfehlbaren Offenbarung zu tun haben; und deshalb sind sie verurteilt durch Zeit und Ewigkeit zu wandern und keine bleibende Stätte zu finden. Für den Augenblick rühmen sie sich, als wenn sie durch ihr letztes neues Spielzeug befriedigt wären; aber in einigen Monaten ist es ihnen ein Zeitvertreib, alle Ideen in Stücke zu reißen, die sie früher mit Sorgfalt ausbildeten und mit Freuden zur Schau trugen. Sie gehen einen Hügel hinauf, nur um wieder herab zu kommen. In der Tat, sie sagen, dass das Streben nach Wahrheit besser sei, als die Wahrheit selber. Sie lieben das Fischen mehr als die Fische; was sehr wohl wahr sein mag, da ihre Fische sehr klein sind und sehr voller Gräten. Diese Männer sind ebenso groß im Zerstören ihrer eignen Theorien, wie gewisse Bettler im Zerreißen ihrer Kleider. Sie beginnen unzählige Male wieder von vorne; bei ihrem Hause wird beständig der Grund ausgegraben. Sie sollten das Beginnen gut verstehen, denn sie haben immer begonnen, so lange wir sie kennen. Sie sind wie ein Ding, was vom Wirbelwind getrieben wird oder „wie ein ungestümes Meer, das nicht stille sein kann und seine Wellen Kot und Unflat auswerfen.“ Obwohl ihre Wolke nicht die Wolke ist, welche die göttliche Gegenwart anzeigte, so bewegt sie sich doch stets vor ihnen her, und ihre Zelte sind kaum aufgeschlagen, wenn es schon Zeit ist, die Pflöcke wieder herauszuziehen. Diese Männer suchen nicht einmal Gewissheit; ihr Himmel liegt darin, dass sie alle feste Wahrheit scheuten und jedem Irrlicht der Spekulation folgen: sie lernen immerdar, aber sie kommen niemals zur Erkenntnis der Wahrheit.

Was uns betrifft, wir werfen Anker in dem Hafen des Wortes Gottes. Hier ist unser Friede, unsre Stärke, unser Leben, unsre Triebkraft, unsre Hoffnung, unser Glück. Gottes Wort ist unser Ultimatum. Hier haben wir es. Unser Verstand ruft: „Ich hab' es gefunden;“ unser Gewissen versichert, dass es die Wahrheit ist; und unser Herz findet hier einen Halt, an dem es mit all seinen Zuneigungen hängen kann; und deshalb ruhen wir zufrieden.

Wenn die Offenbarung Gottes nicht genug für unsern Glauben wäre, was könnten wir ihr hinzufügen? Wer kann diese Frage beantworten? Was würde jemand vorschlagen, dem Worte Gottes hinzuzufügen? Ein Augenblick der Überlegung würde uns dahin bringen, die anziehendsten Worte der Menschen zu verlachen und zu verspotten, wenn man vorschlüge, sie dem Worte Gottes hinzu zu tun. Das Gewebe würde nicht aus einem Stücke sein. Würde man Lumpen zu einem königlichen Gewande hinzufügen? Würde man den Straßenschmutz in des Königs Schatzkammer aufhäufen? Würde man die Kieselsteine des Meeresufers mit den Diamanten von Golconda zusammentun? Irgendetwas mehr, als das Wort Gottes uns vor Augen stellt, zu glauben und es als das Leben der Menschen zu predigen, scheint uns völlig abgeschmackt; dennoch stehen wir einer Generation von Menschen gegenüber, die beständig eine neue bewegende Kraft und ein neues Evangelium für ihre Kirchen entdecken wollen. Die Decke ihres Bettes scheint ihnen nicht lang genug und sie möchten gern ein paar Ellen aus Wolle und Leinen gemengten Stoffes von dem Unitarier, dem Agnostiker oder selbst von dem Atheisten borgen. Nun, wenn irgend eine geistliche Kraft oder himmelwärtsziehende Macht zu finden ist außer der, wovon in diesem Buch steht, so denke ich, können wir dieselbe entbehren, sie muss in der Tat etwas so Betrügerisches sein, dass wir besser ohne sie sind. Die Schrift ist in ihrer eigenen Sphäre wie Gott in dem Universum es ist: allgenügend. In ihr ist alles Licht und alle Macht geoffenbart, deren die Seele des Menschen in geistlichen Dingen bedürfen kann. Wir hören von einer andern Bewegkraft als der, welche in der Schrift liegt, aber wir glauben, dass solche Kraft ein anmaßendes Nichts ist. Ein Zug ist von den Schienen abgekommen oder in andrer Weise nicht im Stande weiter zu fahren, und Hilfs- Lokomotiven sind angelangt. Maschinen werden herbeigebracht, das große Hindernis aus dem Wege zu räumen. Zuerst scheint nichts bewegt zu werden, die Maschinenkraft ist nicht hinreichend. Horch! Ein kleiner Knabe hats. Er ruft: „Vater, wenn sie nicht Kraft genug haben, will ich ihnen mein Schaukelpferd zur Hilfe leihen.“ Uns sind kürzlich eine beträchtliche Anzahl Schaukelpferde angeboten. Sie haben nicht viel zu Stande gebracht, soweit ich sehen kann, aber sie versprechen viel. Ich fürchte, sie haben mehr zum Schlimmen als zum Guten gewirkt: sie haben die Leute zum Spott gereizt und haben sie aus den Gotteshäusern getrieben, in die sie sich einst fröhlich drängten. Die neuen Spielzeuge sind zur Schau gestellt, und die Leute sind, nachdem sie sie ein wenig angesehen, zu andern Spielzeugläden gegangen. Die schönen, neuen Nichtigkeiten haben nichts Gutes getan und werden nie Gutes tun, so lange die Welt steht. Das Wort Gottes ist durchaus genügend, die Menschenseelen anzuziehen und zu segnen, alle Zeiten hindurch, aber die neuen Dinge schlagen bald fehl. „Gewiss,“ ruft einer, „wir müssen unsre eignen Gedanken hinzufügen.“ Mein Bruder, denken Sie jedenfalls; aber die Gedanken Gottes sind besser als die Ihren. Sie mögen schöne Gedanken ausstreuen wie die Bäume im Herbst ihre Blätter fallen lassen; aber es ist Einer, der mehr von Ihren Gedanken weiß als Sie, und der hält wenig davon. Steht nicht geschrieben: „Der Herr weiß die Gedanken der Menschen, dass sie eitel sind?“ Unsere Gedanken den großen Gedanken Gottes vergleichen, würde eine grobe Abgeschmacktheit sein. Wollen wir unser Licht bringen, um die Sonne zu zeigen? unser Nichts, um das ewige All voll zu machen? Es ist besser, vor dem Herrn zu schweigen, als davon träumen das ergänzen zu wollen, was er gesprochen hat. Das Wort des Herrn verhält sich zu den Begriffen der Menschen wie ein Garten zu einer Wüste. Halten Sie sich innerhalb des Einbandes des heiligen Buchs, so sind Sie in dem Land, wo Milch und Honig fließt; warum suchen, den Wüstensand hinzuzutun?

Versuchen Sie nicht, etwas wegzuwerfen aus dem vollkommenen Buch. Wenn Sie es da finden, so lassen Sie es stehen und predigen Sie es im Verhältnis zu den andern Glaubenslehren. Was wert ist, dass Gott es offenbart, ist wert, dass wir es predigen; und damit beanspruche ich noch zu wenig dafür. „Der Mensch lebet von einem jeglichen Wort, das durch den Mund Gottes geht.“ „Alle Worte Gottes sind durchläutert und sind ein Schild denen, die auf ihn trauen.“ Lassen Sie jede geoffenbarte Wahrheit zu ihrer Zeit vorgebracht werden. Gehen Sie nicht anderswohin, um ein Thema zu finden: mit einer solchen Unendlichkeit vor Ihnen, kann das nicht nötig sein; mit einer so glorreichen Wahrheit zum Predigen, wäre es gottloser Übermut, wenn Sie das täten.

Die Angemessenheit all dieser Vorräte für unsre Kriegsführung haben wir schon erprobt. Die Waffen unserer Rüstkammer sind die allerbesten; denn wir haben sie versucht und sie so gefunden. Einige von Ihnen, Sie jüngeren Brüder, haben bis jetzt die Schrift nur noch wenig erprobt; aber andere von uns, die schon grau werden, können Sie versichern, dass wir das Wort erprobt haben, wie das Silber in einem Schmelzofen erprobt wird, und es hat jede Prüfung ausgehalten, selbst bis zu siebzigmal sieben. Das heilige Wort hat mehr Kritik erduldet, als irgend eine allgemein angenommene Lehre der Philosophie oder der Wissenschaft, und es hat jede Feuerprobe überstanden. Wie ein noch lebender Theologe gesagt hat: „Nachdem die, welche es jetzt angreifen, alle tot sind, werden ihre Leichenpredigten von diesem Buch gehalten werden - und nicht ein Vers weggelassen von dem ersten Blatt der Genesis bis zur letzten Seite der Apokalypse.“ Einige von uns haben viele Jahre lang in täglichem Kampf gelebt und fortwährend das Wort Gottes auf die Probe gestellt; und wir können Ihnen ehrlich die Versicherung geben, dass es jedem Erfordernis entspricht. Nachdem wir dieses zweischneidige Schwert gegen Panzer und eherne Schilde gebraucht haben, finden wir keine Kerbe in seiner Schneide. Es ist im Gefecht weder zerbrochen noch abgestumpft. Es würde den Teufel selber spalten vom Scheitel seines Kopfes bis zur Sohle seines Fußes; und würde doch kein Zeichen einer Beschädigung an sich tragen. Heute noch ist es dasselbe mächtige Wort Gottes, das es in den Händen unsers Herrn Jesu war. Wie stärkt es uns, wenn wir der vielen Siege über Seelen gedenken, die wir durch das Schwert des Geistes gewonnen haben! Hat jemand von Ihnen je von einer Bekehrung gehört oder erfahren, die durch eine andere Lehre als die in dem Wort enthaltene gewirkt war? Ich möchte gern einen Katalog von Bekehrungen haben, die durch die neue Theologie gewirkt wären. Ich wollte auf ein Exemplar eines solchen Werkes abonnieren. Ich will nicht sagen, was ich damit tun könnte, wenn ich es gelesen; aber ich würde wenigstens den Absatz um ein Exemplar vermehren, nur um zu sehen, was die fortschreitende Theologie behauptet, getan zu haben. Bekehrungen durch die Lehre von der Wiederbringung aller Dinge! Bekehrungen durch die Lehre von einer zweifelhaften Inspiration! Bekehrungen zu der Liebe Gottes und zum Glauben an seinen Christus durch die Lehre, dass der Tod des Heilandes nur die Vollendung eines großen Beispiels sei, aber kein stellvertretendes Opfer! Bekehrungen durch ein Evangelium, aus dem alles Evangelium ausgetrocknet ist! Man sagt „Wunder werden niemals aufhören;“ aber solche Wunder werden niemals anfangen. Lasst sie Herzensänderungen berichten, die dadurch bewirkt sind und uns eine Gelegenheit geben, dieselben zu prüfen; und dann könnten wir vielleicht erwägen, ob es sich für uns der Mühe lohne, das Wort zu verlassen, das wir in hunderten, und einige von uns hier in vielen tausenden von Fällen auf die Probe gestellt haben und immer wirksam zum Heile gefunden. Wir wissen, warum sie über Bekehrungen spotten. Dies sind Trauben, die solche Füchse nicht erreichen können, und deshalb sind sie sauer. So gewiss wir an die neue Geburt glauben und erwarten, sie in tausenden von Fällen zu sehen, werden wir bei dem Wort der Wahrheit bleiben, durch das der Heilige Geist die Wiedergeburt wirkt. Mit einem Wort, in unserm Kriege werden wir bei der alten Waffe, dem Schwert des Geistes bleiben, bis wir eine bessere finden können. „Es ist seines gleichen nicht; gib mirs,“ ist gegenwärtig unser Urteilsspruch.

Wie oft haben wir das Wort Gottes kräftig trösten sehen! Es ist, wie ein Bruder sich in seinem Gebet ausdrückte, eine schwierige Sache, zerbrochene Herzen zu behandeln. Wie töricht habe ich mich oft gefühlt, wenn ich versuchte, einen Gefangenen aus dem Schloss des Riesen Verzweiflung heraus zu bringen! Wie schwer ist es, die Verzagtheit zur Hoffnung zu überreden! Wie habe ich versucht, mein Wild durch jede mir bekannte Kunst zu fangen; aber wenn ich es beinah erfasst hatte, so wühlte sich das Geschöpf ein anderes Loch! Ich hatte es schon aus zwanzig herausgegraben, und musste dann wiederum beginnen. Der angstvolle Sünder braucht jede Art Argument, um zu beweisen, dass er nicht errettet werden kann. Die Erfindungen der Verzweiflung sind so zahlreich wie die Kunstgriffe des Selbstvertrauens. Man kann kein Licht in den dunkeln Keller des Zweifels herein lassen, ausgenommen durch das Fenster des Wortes Gottes. In der Schrift ist ein Balsam für jede Wunde, eine Salbe für jede Schwäre. O, die wundervolle Macht in der Schrift, eine Seele der Hoffnung innerhalb der Ribben der Verzweiflung zu erschaffen, und ewiges Licht in die Finsternis zu bringen, durch die eine lange Mitternacht in der innersten Seele erzeugt war! Oft haben wir das Wort des Herrn als den „Trostbecher“ versucht und er hat nie verfehlt, die Verzagten aufzuheitern. Wir wissen, was wir sagen, denn wir haben die gesegneten Tatsachen gesehen: die Sprüche der Wahrheit, die der Heilige Geist ins Herz drückte, haben denen Frieden und Freude gebracht, die in Finsternis und im Tal des Todesschattens saßen.

Wir haben auch die Vortrefflichkeit des Wortes in der Erbauung der Gläubigen und in der Erzeugung von Gerechtigkeit, Heiligkeit und nützlichem Wirken beobachtet. Uns wird in diesen Tagen immer von der „ethischen“ Seite des Evangeliums erzählt. Ich bemitleide diejenigen, denen diese etwas Neues ist. Haben sie diese nicht früher entdeckt? Wir haben immer mit der ethischen Seite des Evangeliums zu tun gehabt; in der Tat, wir finden es überall ethisch. Es gibt keine wahre Lehre, die nicht fruchtbar an guten Werken gewesen ist.

Payson sagte weißlich: „Wenn eine Tatsache, eine Lehre oder eine Verheißung in der Bibel ist, die keine praktische Wirkung auf euer Temperament oder euer Verhalten gehabt hat, so seid gewiss, dass ihr sie nicht wahrhaft glaubt.“ Alle Schriftlehre hat ihren praktischen Zweck und ihr praktisches Resultat; und was wir zu sagen haben, nicht als eine eben entdeckte Sache, sondern als eine Sache einfachen gesunden Verstandes, ist dies: wenn wir mit dem Baume weniger Früchte haben als wir wünschen könnten, so fürchten wir, dass gar keine Frucht da sein wird, wenn der Baum fort ist und die Wurzeln ausgegraben. Die wahre Wurzel der Heiligkeit liegt in dem Evangelium unsers Herrn Jesu Christi; und wenn dies hinweggenommen wird, um mehr Fruchtbarkeit zu erzeugen, so wird man die erstaunlichste Torheit begangen haben. Wir haben eine schöne Sittlichkeit, eine strenge Lauterkeit, eine zarte Reinheit, und was mehr ist, eine ernstliche Heiligkeit durch die Lehren von der Gnade erzeugt gesehen. Wir sehen tätige Hingabe im Leben, wir sehen ruhige Ergebung in der Stunde des Leidens, wir sehen freudige Zuversicht im Tode, und diese nicht nur in einzelnen Beispielen, sondern als das allgemeine Ergebnis verständigen Glaubens an die Lehren der Schrift. Wir haben uns sogar gewundert über das heilige Resultat des alten Evangeliums. Obwohl wir gewohnt sind es häufig zu sehen, verliert es doch nie seinen Reiz. Wir haben arme Männer und Frauen sich Christo hingeben sehen und für ihn leben in einer Weise, dass unsre Herzen sich in Anbetung vor dem Gott der Gnade beugten. Wir haben gesagt: „Es muss ein wahres Evangelium sein, das ein Leben, wie das dieser Menschen, erzeugen kann. Wenn wir nicht so viel über Morallehren geredet haben, wie einige, so gedenken wir eines alten Volksspruches: „Geht hierhin, wenn ihr von guten Werken hören wollt, aber anders wohin, wenn ihr sie sehen wollt.“ Viel Reden, wenig Arbeit. Viel Geschrei ist das Zeichen von wenig Wolle. Manche haben gute Werke gepredigt, bis kaum noch ein anständiger Mensch im Kirchspiel übrig war; während andre die freie Gnade und sterbende Liebe in solcher Weise predigten, dass Sünder Heilige wurden, und Heilige wie fruchtbeladene Zweige waren zum Lobe und zur Ehre Gottes. Da wir die Ernte gesehen, die aus unserm Samen aufsprießt, so werden wir denselben nicht nach den Vorschriften dieses grillenhaften Zeitalters ändern.

Insbesondere haben wir die Kraft des Wortes Gottes am Krankenbette gesehen und erprobt. Ich stand vor einigen Tagen am Lager eines unsers Ältesten, der dem Tode nahe schien; und es war wie ein Himmel hienieden, mit ihm zu sprechen. Ich sah nie so viel Freude bei einer Hochzeit, wie in dieser stillen Kammer. Er hoffte bald bei Jesu zu sein und war voll Freuden bei der Aussicht. Er sagte: „Ich habe keinen Zweifel, keine Wolke, keine Unruhe, keinen Mangel; nein, ich habe nicht einmal einen Wunsch. Die Lehre, die Sie predigen, hat mir im Leben genügt und jetzt genügt sie mir im Sterben. Ich ruhe auf dem teuren Blute Christi, und es ist ein fester Grund.“ Dann fügte er hinzu: „Wie albern kommen mir jetzt alle diese Artikel gegen das Evangelium vor! Ich habe einige davon gelesen und habe die Angriffe auf den alten Glauben beachtet, aber sie scheinen mir ganz abgeschmackt nun, da ich an der Schwelle der Ewigkeit liege. Was könnte die neue Lehre jetzt für mich tun?“ Ich kam sehr gestärkt und erfreut von meinem Besuch zurück; und war persönlich umso mehr getröstet, weil es das Wort war, das ich selber beständig gepredigt, das meinem Freunde so zum Segen geworden. Wenn Gott es so gesegnet hatte, durch ein so armseliges Werkzeug, dann, fühlte ich, müsste das Wort selber in der Tat gut sein. Ich bin nie so glücklich unter allem Jubel jugendlichen Frohsinns, als an dem Tage, wo ich das Zeugnis eines Sterbenden höre, der auf dem ewigen Evangelium von der Gnade Gottes ruht. Der schließliche Erfolg, wie er auf einem Sterbebette gesehen wird, ist eine wahre Probe, ebenso wohl wie eine unvermeidliche. Predigen Sie das, was Menschen fähig macht, dem Tode ohne Furcht ins Angesicht zu schauen, so werden Sie nichts als das alte Evangelium predigen.

Brüder, wir wollen uns mit dem umgürten, womit Gott selber uns in der Rüstkammer der von ihm eingegebenen Schrift versorgt hat, weil jede Waffe darin auf vielerlei Weise versucht und geprobt ist; und nie ist irgend ein Teil unserer Rüstung mangelhaft erfunden.

Überdies werden wir stets an dem Worte Gottes festhalten, weil wir seine Macht in uns selber erfahren haben. Es ist nicht so lange her, dass Sie es vergessen haben werden, wie einem Hammer gleich das Wort Gottes Ihr hartes Herz brach und Ihren widerspenstigen Willen bezwang. Durch das Wort des Herrn wurden Sie zum Kreuze geführt und durch die Versöhnung getröstet. Das Wort hauchte Ihnen ein neues Leben ein und als Sie zum ersten Male wussten, dass Sie ein Kind Gottes seien, da fühlten Sie die veredelnde Macht des durch den Glauben aufgenommenen Evangeliums. Der Heilige Geist bewirkte Ihre Errettung durch die hl. Schrift. Sie führen Ihre Bekehrung, des bin ich gewiss, auf das Wort Gottes zurück; denn das allein ist „vollkommen und bekehrt die Seele.“ (Ps. 19, 8.) Wer immer der Mann gewesen sein mag, der es sprach oder was für ein Buch es auch war, in dem Sie es lasen, es war nicht Menschenwort und nicht der Menschen Gedanken über Gottes Wort, sondern das Wort selber, was Sie das Heil in dem Herrn Jesu erkennen lehrte. Es war weder menschliche Beweisführung, noch die Kraft der Beredsamkeit, noch die Macht moralischer Überzeugung, sondern die Allmacht des Heiligen Geistes, der selber das Wort ins Herz drückte, was Ihnen Ruhe und Frieden und Freude durch den Glauben gab. Wir sind selbst Trophäen der Macht, die das Schwert des Geistes hat; er führt uns im Triumph überall hin, als die willigen Gefangenen seiner Gnade. Möge sich niemand wundern, dass wir uns genau daran halten.

Wie viele Male seit Ihrer Bekehrung ist die hl. Schrift Ihnen alles gewesen! Sie haben Ihre Anfälle von Schwachheit gehabt, nehme ich an: sind Sie nicht wiederhergestellt worden durch das köstliche Stärkungsmittel der Verheißung des treuer Gottes? Eine Schriftstelle, die dem Herzen eingedrückt wird, belebt rasch das schwache Herz zu kräftigem Schlage. Die Menschen sprechen von Wassern, welche die Lebensgeister wieder erneuern, und von tonischen Mitteln, welche die Konstitution stärken; aber das Wort Gottes ist für uns unzählige Mal mehr als diese gewesen. Unter schweren und starken Versuchungen und grimmen und bitteren Leiden hat das Wort Gottes uns bewahrt. Unter Entmutigungen, die unsre Hoffnungen dämpften, und Enttäuschungen, die unsre Herzen verwundeten, haben wir uns stark gefühlt zum Tun und zum Tragen, weil die Zusicherungen von Hilfe, die wir in unserer Bibel finden, uns eine verborgene, unbesiegbare Energie gebracht haben. Brüder, wir haben die Erhebung erfahren, die das Wort Gottes uns geben kann es hebt uns zu Gott und zum Himmel empor. Wenn Sie Bücher studieren, die dem geoffenbarten Buch entgegen sind, fühlen Sie da nicht, dass Sie niederwärts gleiten? Ich habe einige Menschen gekannt, für die solche Lektüre wie ein mephitischer Dunst war, der sie mit Todesfeuchtigkeit umgab. Ja; und ich darf hinzufügen, dass Versäumung des Bibellesens, selbst um guter Bücher willen, bald ein fühlbares Abwärtsgehen der Seele zur Folge haben würde. Haben Sie nicht gefunden, dass selbst fromme Bücher Ihnen mehr wie eine Ebene waren, auf die Sie hinabblickten, als wie ein Gipfel, zu dem Sie hinaufstrebten? Sie hatten schon längst diese Höhe erreicht und gelangten nicht höher durch das Lesen derselben: es ist müßig, die kostbare Zeit daran zu wenden. War es je so mit Ihnen und dem Buch Gottes? Sind Sie je über die einfachste Lehre desselben hinausgekommen und haben Sie gefühlt, dass dieselbe die Tendenz hätte, Sie abwärts zu ziehen? Niemals! In dem Maße, wie Ihre Seele von der hl. Schrift durchdrungen wird, sind Sie sich bewusst, aufwärts gehoben und wie auf Adlersflügeln empor getragen zu werden. Sie kehren selten von einem einsamen Bibellesen zurück ohne das Gefühl, dass Sie sich Gott genaht haben; ich sage einem einsamen; denn beim Lesen mit andern ist Gefahr da, dass schale Erläuterungen wie „Fliegen in der Salbe“ sind. Das betende Studium des Wortes ist nicht nur ein Mittel zur Unterweisung, sondern eine Übung der Andacht, bei dem die umwandelnde Macht der Gnade sich oft tätig erzeigt und uns in das Bild dessen wandelt, den das Wort abspiegelt. Ist denn im Grunde irgendetwas dem Worte Gottes gleich, wenn das offene Buch offene Herzen findet? Wenn ich das Leben solcher Männer wie Baxter, Brainerd, Mc. Cheyne und vieler anderer lese, so habe ich das Gefühl eines, der in einem kühlen Bache gebadet hat nach einer Reise durch ein schwarzes Land, die ihn staubig und niedergeschlagen gemacht, und dies rührt davon her, dass solche Männer die Schrift in ihrem Leben verkörperten und sie in ihrer Erfahrung erläuterten. Das Wasserbad im Wort ist es, was sie hatten und was wir nötig haben. Wir müssen es da empfangen, wo sie es fanden. Die Wirkungen der Wahrheit Gottes in dem Leben heiliger Männer zu sehen, befestigt den Glauben und treibt zu heiligem Streben an.

Andere Einflüsse helfen uns nicht zu einem so erhabenen Ideal der Weihe. Wenn Sie die babylonischen Bücher der Gegenwart lesen, werden Sie deren Geist einsaugen, und das ist ein fremdartiger, der Sie hinwegziehen wird von dem Herrn, Ihrem Gott. Sie können auch viel Schaden durch Theologen erleiden, die vorgeben im Dialekt Jerusalems zu sprechen, aber zur Hälfte Asdodisch(Neh. 13,23 f.) reden: diese werden Ihren Geist verwirren und Ihren Glauben beflecken. Es mag sich zutragen, dass ein Buch, welches im Ganzen trefflich ist, aber ein klein wenig angegangen, Ihnen mehr Schaden tut, als ein gänzlich schlechtes. Seien Sie vorsichtig; denn Werke dieser Art kommen von der Presse gleich Wolken von Heuschrecken. Kaum kann man in diesen Tagen ein Buch finden, das ganz frei von dem neuen Sauerteig ist, und das kleinste Teilchen davon gärt, bis es den wildesten Irrtum erzeugt. Wenn Sie Bücher der neuen Art lesen, so werden Sie, ob auch keine greifbare Falschheit darin zum Vorschein kommt, doch ein Gefühl haben, als ob etwas in Ihnen verdreht worden und als wenn Ihr inneres Leben eine Stufe tiefer gesunken wäre; deshalb seien Sie auf Ihrer Hut. Aber bei Ihrer Bibel können Sie immer ein Gefühl der Sicherheit haben; da bringt jeder Hauch von jeder Seite her Leben und Gesundheit. Wenn Sie sich eng an das von Gott eingegebene Buch halten, so können Sie keinen Schaden leiden; sagen Sie vielmehr, dass Sie bei dem Urquell alles sittlich und geistlich Guten sind. Dies ist passende Speise für Männer Gottes: dies ist das Brot, welches das höchste Leben nährt.

Nachdem ich das Evangelium vierzig Jahre lang gepredigt und die gehaltenen Predigten seit mehr als sechs und dreißig Jahren habe drucken lassen, so dass sie jetzt in wöchentlicher Aufeinanderfolge die Zahl von 2,200 erreicht haben, bin ich wohl berechtigt, über die Fülle und den Reichtum der Bibel als eines Predigers Buch zu sprechen. Brüder, sie ist unerschöpflich. Keine Frage über Frische wird aufkommen, wenn wir uns eng an den Text des heiligen Buchs halten. Es kann nicht schwierig sein, Themata zu finden, die ganz verschieden von denen sind, die wir früher behandelt haben; die Mannigfaltigkeit ist ebenso unendlich wie die Fülle. Ein langes Leben wird nur hinreichen, an den Ufern dieses großen Kontinents von Licht hinzustreifen. In den vierzig Jahren meines eignen Predigtamts habe ich nur den Saum des Gewandes göttlicher Wahrheit berührt; aber was für Kraft ist daraus geflossen! Das Wort ist wie sein Urheber, grenzenlos, unermesslich, ohne Ende. Wären Sie verordnet, die Ewigkeit hindurch Prediger zu sein, so würden Sie ein Thema vor sich haben, das den immerwährenden Anforderungen entspräche. Brüder, werden wir jeder eine Kanzel irgendwo in den Sphären haben? Werden wir ein Kirchspiel von Millionen Meilen haben? Werden wir so gekräftigte Stimmen haben, dass wir horchende Sternbilder erreichen können? Werden wir Zeugen für den Herrn der Gnade vor Myriaden Welten sein, die Erstaunen ergreifen wird, wenn sie von dem menschgewordnen Gotte hören? Werden wir von reinen, vernunftbegabten Wesen umgeben sein, die nach dem Geheimnis des im Fleisch geoffenbarten Gottes fragen und forschen? Werden die ungefallenen Welten wünschen, in dem glorreichen Evangelium des hochgelobten Gottes unterwiesen zu werden? Und wird jeder von uns seine eigne Geschichte von unserer Erfahrung der unendlichen Liebe zu erzählen haben? Ich denke so, da der Herr uns errettet hat, „auf dass jetzt kund würde den Fürstentümern und Herrschaften in dem Himmel, an der Gemeine, die mannigfaltige Weisheit Gottes.“ Wenn dies der Fall ist, so wird unsre Bibel hinreichend sein in künftigen Zeitaltern für neue Themata jeden Morgen und frische Lieder und Reden in Ewigkeit.

Wir sind also entschlossen, da dies Arsenal für uns von dem Herrn versehen ist und da wir keines andern bedürfen, das Wort Gottes allein zu gebrauchen, und es mit größerer Energie zu gebrauchen. Wir sind entschlossen und ich hoffe, dass kein Andersdenkender unter uns ist unsre Bibel besser zu kennen. Kennen wir das heilige Buch halb so gut, wie wir es kennen sollten? Haben wir uns um eine so vollständige Kenntnis des Wortes Gottes bemüht, wie mancher Kritiker sie von seinem Lieblingsklassiker erlangt hat? Ist es nicht möglich, dass wir immer noch Stellen der Schrift antreffen, die uns neu sind? Sollte es so sein? Gibt es irgend einen Teil von dem, was der Herr geschrieben hat, den Sie nie gelesen haben? Mich ergriff die Bemerkung meines Bruders Archibald Brown, er hätte bedacht, wenn er nicht die Schrift von einem Ende bis zum andern durchläse, so könnte es inspirierte Lehren geben, die er niemals gekannt, und deshalb hätte er sich entschlossen, die Bücher ihrer Ordnung nach zu lesen; und nachdem er es einmal getan, wäre er bei der Gewohnheit geblieben. Haben wir, unserer einige, unterlassen, dies zu tun? Lassen Sie uns sogleich damit beginnen. Ich sehe mit Freuden, wie rasch einige unserer Brüder eine geeignete Stelle aufschlagen und dann eine ähnliche anführen und alles mit einer dritten krönen. Sie scheinen genau die Stelle zu wissen, die den Nagel auf den Kopf trifft. Sie haben ihre Bibel nicht nur im Herzen, sondern sofort zur Hand. Dies ist eine sehr schätzbare Fertigkeit für einen Pastoren. Ein guter Textgelehrter ist ein guter Theologe. Manche andre, die ich um andrer Dinge willen achte, sind in diesem Punkt noch schwach und führen selten einen Bibelspruch richtig an: in der Tat, ihre Änderungen sind ein Missklang für den Bibelleser. Es ist leider gewöhnlich, dass Prediger bei einem Spruche ein Wort hinzufügen oder weglassen oder in irgend einer andern Weise die Sprache der Heiligen Schrift verschlechtern. Wie oft habe ich Brüder davon sprechen hören, „euren Beruf und Seligkeit“ fest zu machen. Möglich, dass sie das calvinistische Wort „Erwählung“ nicht so gern hatten, wie wir, und es deshalb verschwinden ließen. Andere führen die Hälfte eines Spruches an und treffen darum nicht den rechten Sinn desselben, ja, widersprechen ihm in einigen Fällen. Unsere Ehrfurcht vor dem großen Verfasser der Schrift sollte uns jede flüchtige Behandlung seiner Worte verbieten. Keine Änderung der Schrift kann irgendwie eine Verbesserung sein. Die, welche an wörtliche Inspiration glauben, sollten fleißige Sorgfalt anwenden, wörtlich korrekt zu sein. Die Herren, welche Irrtümer in der Schrift sehen, mögen sich für kompetent halten, die Sprache des Herrn der Heerscharen zu verbessern; aber wir, die wir Gott glauben und grade die Worte annehmen, die er gebraucht, dürfen keinen so anmaßenden Versuch machen. Wir wollen die Worte anführen, wie sie in der bestmöglichsten Übersetzung stehen, und es wird noch besser sein, wenn wir das Original kennen und zu sagen vermögen, wo unsre Übersetzung nicht den richtigen Sinn wiedergibt. Wie viel Unheil kann aus einer zufälligen Änderung eines Wortes entstehen! Selig sind die, welche in Übereinstimmung mit der göttlichen Lehre sind und ihren wahren Sinn annehmen, wie der Heilige Geist sie lehrt! O, dass wir den Geist der Heiligen Schrift völlig kennten, ihn einsögen, bis wir damit durchtränkt wären! Dies ist der Segen, den wir entschlossen sind zu erlangen.

Durch Gottes Gnade nehmen wir uns vor, das Wort Gottes noch kräftiger zu glauben. Es gibt ein Glauben und ein Glauben. Sie glauben an die Treue aller Ihrer hier versammelten Brüder, aber zu einigen von ihnen haben Sie ein festes praktisches Vertrauen, weil dieselben Ihnen in Leidensstunden zu Hilfe gekommen sind und sich als Brüder in der Not bewährt haben. Sie vertrauen mit absoluter Gewissheit auf diese, weil Sie sie persönlich erprobt haben. Ihr Glaube war vorher Glaube; aber jetzt ist er eine höhere, festere und sichere Zuversicht. Glauben Sie durch und durch an das von Gott eingegebene Buch. Glauben Sie alles darin; glauben Sie es völlig; glauben Sie es mit der ganzen Kraft Ihres Wesens. Lassen Sie die Schriftwahrheiten die Hauptfaktoren in Ihrem Leben, die höchsten Triebfedern Ihres Handelns werden. Lassen Sie die großen Begebenheiten der evangelischen Geschichte ebenso wirklich und in ebenso praktischer Weise Tatsachen für Sie sein, wie irgend eine Tatsache, die Ihnen im häuslichen Streite oder in der Außenwelt vorkommt: lassen Sie dieselben so lebendig wahr für Sie sein, wie Ihr eigener stets gegenwärtiger Körper mit seinen Schmerzen und Leiden, seinen Wünschen und Genüssen es ist. Wenn wir aus dem Bereich der Erdichtung und der Einbildungskraft heraus in die Welt der Tatsachen gelangen können, so sind wir an eine Ader der Kraft gekommen, die uns einen unermesslichen Schatz von Stärke gewähren wird. So werden wir, wenn wir „mächtig in der Schrift“ werden, „mächtig durch Gott“ werden.

Wir sollten uns auch vornehmen, dass wir die Heilige Schrift mehr zitieren wollen. Predigten sollten voll von der Bibel sein, gemildert, gekräftigt, geheiligt durch den Geist der Bibel. Die Art Predigten, welche den Menschen Not tun, sind die, welche aus der Schrift hervorwachsen. Wenn sie es nicht lieben, solche zu hören, so ist umso mehr Grund vorhanden, sie ihnen zu halten. Das Evangelium hat die seltsame Eigenschaft, dass durch das Hören desselben der Geschmack daran erzeugt wird. Bibelhörer, wenn sie wirklich hören, kommen dahin, Bibelliebhaber zu werden. Das bloße Aneinanderreihen von Sprüchen ist eine armselige Weise, Predigten zu machen; einige haben dies versucht, und ich zweifle nicht, dass Gott sie gesegnet hat, weil sie ihr Bestes taten. Es ist weit besser Sprüche aneinander zu reihen, als seine eignen armen Gedanken in einer wässerigen Flut auszuströmen. Es wird wenigstens etwas da sein, dessen man gedenken und sich erinnern kann, wenn das heilige Wort zitiert ist; und in dem andern Falle mag durchaus nichts da sein. Schriftsprüche brauchen indes nicht aneinander gereiht zu werden, sie können passend hereingebracht werden, um einer Rede Spitze und Schneide zu geben. Sie werden die Kraft der Predigt sein. Unsre eignen Worte sind bloße Papierfügelchen im Vergleich mit den Flintenkugeln des Wortes Gottes. Die Schrift ist der Beschluss der ganzen Sache. Es ist kein Streiten mehr da, wenn wir finden: „Es steht geschrieben.“ In einem großen Maße ist in den Herzen und Gewissen unserer Hörer die Debatte vorüber, wenn der Herr geredet hat. „So spricht der Herr“ ist das Ende der Erörterung für christliche Gemüter; und sogar die Ungöttlichen können nicht der Schrift widerstehen ohne dem Geiste zu widerstehen, der sie schrieb. Damit wir überzeugend reden, wollen wir schriftgemäß reden.

Wir sind ferner entschlossen, nichts zu predigen als das Wort Gottes. Die Entfremdung der Massen von dem Hören des Evangeliums lässt sich zu einem großen Teil aus der traurigen Tatsache erklären, dass es nicht immer das Evangelium ist, was sie hören, wenn sie in Gotteshäuser gehen; und alles andere reicht nicht hin für das Bedürfnis ihrer Seelen. Haben Sie nie von einem König gehört, der eine Reihe großer Mahlzeiten veranstaltete und Woche auf Woche viele dazu einladen ließ? Er hatte eine Anzahl Diener, die bei Tische aufwarten sollten; und diese gingen an den bestimmten Tagen hinaus und sprachen mit dem Volk. Aber, wie es denn auch zuging, nach einer Weile kamen die meisten Leute nicht mehr zu den Festen. Die Anzahl der Kommenden war in stetem Abnehmen begriffen; die große Masse der Bürger kehrten den Mahlzeiten den Rücken. Der König forschte nach und fand, dass die Speisen den Leuten nicht zu genügen schienen, welche kamen, um sich das Gastmahl anzusehen; und deshalb blieben sie weg. Er beschloss, selbst die Tische und das darauf gesetzte Essen zu prüfen. Er sah viele Zierlichkeiten und viele Schaustücke, die nie aus seinen Vorratshäusern gekommen waren. Er blickte die Speisen an und fragte: „Aber wie ist dies? Diese Gerichte, wie kommen die hierher? Die habe ich nicht geliefert. Meine Ochsen und mein Mastvieh ward geschlachtet, aber hier haben wir nicht das Fleisch von gemästeten Tieren, sondern von magerem und halb verhungertem Vieh. Knochen sind hier, aber wo ist das Fett und das Mark! Auch das Brot ist grob; während meines von dem feinsten Weizen gemacht wurde. Der Wein ist mit Wasser gemischt, und das Wasser ist nicht aus einer reinen Quelle! Einer von den Umstehenden antwortete und sprach: „O König, wir dachten, die Leute würden des Fettes und des Marks überdrüssig werden und deshalb gaben wir ihnen Knochen und Knorpel, ihre Zähne daran zu versuchen. Wir dachten auch, dass sie des besten Weizenbrotes müde werden könnten und darum backten wir in unsern eignen Häusern etwas, in das wir Kleie und Hülsen mischten. Es ist die Meinung der Gelehrten, dass unsre Lebensmittel diesen Zeiten angemessener sind, als die, welche Eure Majestät vor so langer Zeit vorgeschrieben. Was den „Wein ohne Hefen“ betrifft, so haben die Leute in unserm Jahrhundert keinen Geschmack dafür; und eine so klare Flüssigkeit wie reines Wasser ist ein zu leichtes Getränk für Menschen, die gewohnt sind, aus dem Fluss Ägyptens zu trinken, der einen Geschmack von dem Schlamm der Mondgebirge hat.“ Da wusste der König, warum die Leute nicht zu dem Mahle kämen. Liegt der Grund, weshalb der Besuch des Gotteshauses vielen der Bevölkerung so widrig geworden ist, in dieser Richtung? Ich glaube, er tut es. Haben unsers Herrn Diener ihre eignen Fleischreste und verdorbenen Bissen zusammengehackt, um damit ein Ragout für die Millionen zu machen; und wenden sich die Millionen deshalb davon ab? Hören Sie noch das Ende meiner Parabel. „Räumt die Tische ab!“ rief der König mit Unwillen: „Werft diesen Unrat vor die Hunde! Bringt die großen Rinderbraten herein; tragt meine königlichen Vorräte auf. Nehmt diese Spielereien fort aus dem Saal und das verfälschte Brot von den Tischen, und gießt das Wasser von dem schlammigen Fluss aus.“ Sie taten es, und wenn mein Gleichnis richtig ist, so ging sehr bald das Gerücht durch die Gassen, dass wahrhaft königliche Speisen zu haben wären und die Leute drängten sich in den Palast, und des Königs Name wurde sehr groß im ganzen Lande. Lassen Sie uns es mit diesem Plan versuchen. Mag sein, wir werden uns bald freuen, unsers Herrn Gastmahl mit Gästen versorgt zu sehen.

Wir sind also entschlossen, völliger denn je das zu gebrauchen, was Gott in diesem Buch für uns bereitet hat, denn wir sind der Inspiration desselben gewiss. Lassen Sie mich das wiederum sagen. Wir sind der Inspiration desselben gewiss. Sie werden bemerken, dass Angriffe häufig gemacht werden, als wären sie gegen die wörtliche Inspiration. Die gewählte Form ist ein bloßer Vorwand. Wörtliche Inspiration ist die wörtliche Form des Ansturms, aber der Angriff richtet sich in Wirklichkeit gegen die Inspiration selber. Sie werden nicht weit mit dem Lesen eines solchen Artikels kommen, ehe Sie finden, dass der Herr, der damit begann, eine Theorie der Inspiration zu bestreiten, die keiner von uns jemals aufgestellt hat, damit schließt, seine Hand zu zeigen, und diese Hand führt Krieg mit der Inspiration selber. Da ist der wahre Punkt. Wir kümmern uns wenig um irgend eine Theorie der Inspiration, in Wahrheit, wir haben keine. Für uns ist die völlige, wörtliche Inspiration der Heiligen Schrift Tatsache und nicht Hypothese. Es ist schade, Theorien über einen Gegenstand aufzustellen, der tief geheimnisvoll ist und mehr eine Forderung an den Glauben als an die Phantasie stellt. Glauben Sie an die Inspiration der Schrift, und glauben Sie daran in dem höchsten Sinne. Sie werden nicht an eine wahrere und vollere Inspiration glauben, als die, welche wirklich existiert. So leicht wird niemand in dieser Richtung irren, selbst wenn Irrtum möglich wäre. Wenn Sie Theorien annehmen, die hier ein Stück abschälen und dort die Autorität einer Stelle leugnen, so werden Sie zuletzt gar keine Inspiration haben, die dieses Namens wert ist.

Wenn dieses Buch nicht unfehlbar ist, wo sollen wir dann Unfehlbarkeit finden? Wir haben den Papst aufgegeben, denn er hat sich oft und schrecklich geirrt; aber wir werden nicht anstatt seiner eine Horde kleiner Päpstlinge, frisch von der Universität, zur Herrschaft erheben. Sind diese Korrektoren der Schrift unfehlbar? Ist es gewiss, dass unsere Bibel nicht Recht hat, aber dass die Kritiker Recht haben müssen? Das alte Silber wird entwertet; aber das Neusilber2), was an die Stelle gesetzt wird, soll nach dem Wert von Gold genommen werden. Gelbschnäbel, frisch von der Lektüre des neuesten Romans her, korrigieren die Ideen ihrer Väter, die Männer von Gewicht und Charakter waren. Lehren, welche die gottesfürchtigste Generation erzeugten, die je auf dem Angesicht der Erde lebte, werden als schiere Narrheit verspottet. Nichts ist diesen Geschöpfen so verhasst als das, was den Geruch des Puritanismus an sich hat. Jedes kleinen Mannes Nase geht aufwärts gen Himmel, bei dem bloßen Ton des Wortes „Puritaner“; obgleich man, wenn die Puritaner hier wieder wären, es nicht wagen würde, sie so kavaliermäßig zu behandeln; denn wenn Puritaner fochten, so waren sie bald als Eisenseiten bekannt, und ihr Führer konnte schwerlich ein Narr genannt werden, selbst von denen, die ihn als einen „Tyrannen“ brandmarkten. Cromwell und die, welche mit ihm waren, waren nicht alle schwachköpfige Leute gewiss nicht! Sonderbar, dass diese bis an den Himmel erhoben werden grade von den Leuten, welche ihre wahren Nachfolger, die, welche denselben Glauben haben, verlachen. Aber wo soll Unfehlbarkeit gefunden werden? Die Tiefe spricht: sie ist nicht in mir; doch die, welche gar keine Tiefe haben, wollen uns glauben machen, dass sie in ihnen sei; oder sonst hoffen sie durch immerwährende Änderungen darauf zu stoßen. Sollen wir glauben, dass Unfehlbarkeit bei den Gelehrten ist? Nun, Pächter Schmidt, wenn du deine Bibel gelesen hast und dich an ihren köstlichen Verheißungen erfreut, so wirst du morgen früh die Straße hinab zu gehen haben, um den gelehrten Mann im Pfarrhause zu fragen, ob diese Stelle der Schrift zu dem inspirierten Teile des Wortes gehört oder ob sie von zweifelhafter Autorität ist. Es wird gut für dich sein zu wissen, ob sie von dem wirklichen Jesaja geschrieben ist oder von dem zweiten der zwei Obadjas. Alle Möglichkeit der Gewissheit ist von dem geistlichen Menschen auf eine Klasse von Männern übertragen, deren Gelehrsamkeit anspruchsvoll ist, die aber auf geistliche Gesinnung nicht einmal Anspruch erheben. Wir werden allmählich so viel zu zweifeln und zu kritisieren haben, dass nur einige wenige der Allertiefsten wissen werden, was Bibel ist und was nicht, und diese werden all uns andern vorschreiben. Ich habe nicht mehr Glauben an ihre Barmherzigkeit als an ihre Genauigkeit: sie werden uns alles rauben, was uns am teuersten ist und sich der grausamen Tat rühmen. Diese Schreckensherrschaft werden wir nicht ertragen, denn wir glauben noch, dass Gott sich eher den Unmündigen offenbart, als den Weisen und Klugen, und wir sind völlig sicher, dass unsere alte Übersetzung der Schrift genügend ist für einfache Leute zu allen Zwecken des Lebens, des Heils und der Gottseligkeit. Wir verachten die Gelehrsamkeit nicht, aber wir wollen niemals von der Kultur oder der Kritik sagen: „Das sind deine Götter, Israel!“ Sehen Sie, weshalb man den Grad der Inspiration der hl. Schrift verringern will und ihn gerne auf eine unendlich kleine Größe herabbringen möchte? Es ist, weil die Wahrheit Gottes verdrängt werden soll. Wenn Sie Abends in einen Laden gehen, um Waren zu kaufen, bei denen so viel auf Farbe und Gewebe ankommt, dass sie am besten bei Tage gekauft werden, und der Kaufmann, sobald Sie kommen, das Gas niedriger schraubt oder die Lampe weiter wegrückt, so wird Ihr Verdacht erregt und Sie ziehen den Schluss, dass er versuchen will, Ihnen eine schlechtere Ware in die Hand zu spielen. Ich habe mehr als den Verdacht, dass dies die Absicht der Verkleinerer der Inspiration ist. Wenn immer ein Mann beginnt, Ihre Ansichten von der Inspiration zu trüben, so ist es, weil er einen Kunstgriff vor hat, der nicht leicht im Lichte bewerkstelligt werden kann. Er will eine Seance von bösen Geistern halten und ruft deshalb: „Lasst die Lichter niedriger brennen.“ Wir, Brüder, sind willig, dem Worte Gottes alle Inspiration zuzuschreiben, die es nur möglich ist, ihm zuzuschreiben; und wir sagen kühn: wenn unser Predigen nicht diesem Worte gemäß ist, so ist es, weil „kein Licht“ darin ist. (Joh. 11, 10.) Wir sind willig, auf jede Weise nach demselben geprüft und auf die Probe gestellt zu werden, und halten diejenigen für die edelsten unserer Hörer, die täglich in der Schrift forschen, ob sichs also halte; aber denen, welche die Inspiration verringern wollen, denen wollen wir nicht weichen und untertan sein, nein, nicht auf eine Stunde.

Höre ich jemanden sagen, „Aber man muss sich doch den Schlussfolgerungen der Wissenschaft unterwerfen.“ Niemand ist bereitwilliger, die augenscheinlichen Tatsachen der Wissenschaft anzunehmen, als wir es sind. Aber was verstehen Sie unter Wissenschaft? Ist das Ding, was „Wissenschaft“ genannt wird, unfehlbar? Ist es nicht Wissenschaft „fälschlich so genannt?“ (1. Tim. 6, 20). Die Geschichte jener menschlichen Unwissenheit, die sich „Philosophie“ nennt, ist durchaus identisch mit der Geschichte von Narren, ausgenommen da, wo sie in Wahnsinn abschweift. Wenn ein anderer Erasmus aufstände und die Geschichte der Narrheit schriebe, so würde er mehrere Kapitel der Philosophie und der Wissenschaft zu widmen haben, und diese Kapitel würden treffender sein als alle andern. Ich selbst würde nicht wagen, zu sagen, dass Philosophen und wissenschaftliche Männer gewöhnlich Narren seien; aber ich würde ihnen Freiheit geben, einer von dem andern zu sprechen, und am Schlusse würde ich sagen: „Meine Herren, Sie sind weniger verbindlich gegen einander, als ich es gewesen sein würde.“ Ich würde die Weisen jeder Generation von der vorhergehenden sprechen lassen, oder heutzutage könnte jede Hälfte einer Generation die vorhergehende Hälfte bekämpfen; denn nur wenig von der Theorie in der heutigen Wissenschaft wird die nächsten zwanzig Jahre überleben, und nur ein klein wenig mehr wird den ersten Tag des zwanzigsten Jahrhunderts sehen. Wir fahren jetzt mit solcher Geschwindigkeit dahin, dass wir an Reihen wissenschaftlicher Hypothesen vorbei rauschen ebenso schnell, wie an Telegraphenstangen, wenn wir in einem Kourierzug3) fahren. Alles, dessen wir heute gewiss sind, ist dies, dass dasjenige, dessen die Gelehrten vor wenigen Jahren sicher waren, jetzt in den Limbus abgetaner Irrtümer geworfen ist. Ich glaube an Wissenschaft, aber nicht an das, was „Wissenschaft“ genannt wird. Keine bewiesene Tatsache in der Natur ist der Offenbarung entgegen. Die hübschen Spekulationen der Anspruchsvollen können wir nicht mit der Bibel vereinen und wollten es nicht, wenn wir es könnten. Ich habe ein Gefühl wie der Mann, der sagte: „Ich kann in einigem Maße verstehen, wie diese großen Männer das Gewicht der Sterne und ihre Entfernungen voneinander herausgefunden haben, und sogar wie sie durch das Spektroskop die Stoffe entdeckt haben, aus denen sie zusammengesetzt sind; aber,“ fügte er hinzu, „ich kann nicht erraten, wie sie ihre Namen herausgefunden.“ Grad so. Der phantastische Teil der Wissenschaft, vielen so teuer, ist das, was wir nicht annehmen. Das ist für viele der wichtige Teil der Wissenschaft – der Teil, der bloße Mutmaßung ist, für den die Mutmaßenden mit aller Gewalt fechten. Die Mythologie der Wissenschaft ist ebenso falsch wie die Mythologie der Heiden; aber diese ist es, woraus ein Gott gemacht wird. Ich sage wiederum, soweit Tatsachen in Betracht kommen, ist die Wissenschaft nie in Widerstreit mit den Wahrheiten der Heiligen Schrift, aber die hastigen Schlüsse, die aus diesen Tatsachen gezogen werden und die Erfindungen, die als Tatsachen klassifiziert werden, sind der Schrift entgegen, und das notwendig, weil Falschheit nicht mit Wahrheit übereinstimmt.

Zwei Arten von Leuten haben großes Unheil angerichtet, und doch ist keine von ihnen es wert, als Richter in der Sache betrachtet zu werden: beide sind unbefähigt. Es ist wesentlich, dass ein Schiedsrichter beide Seiten einer Sache kennt und keiner von jenen tut das. Der erste ist der irreligiöse Mann der Wissenschaft. Was weiß er von Religion? Was kann er wissen? Er kann nicht urteilen, wenn die Frage ist - Stimmt die Wissenschaft mit der Religion überein? Offenbar muss der, welcher das beantworten will, die beiden der zwei in Frage stehenden Dinge kennen. Der zweite ist ein besserer Mann, kann aber noch größeres Unheil anrichten. Ich meine den unwissenschaftlichen Christen, der seinen Kopf anstrengt, die Bibel mit der Wissenschaft zu versöhnen. Er täte besser davon zu bleiben und nicht sein Flickhandwerk zu beginnen. Das Versehen, das solche Männer begingen, bestand darin, dass sie bei dem Versuch eine Schwierigkeit zu lösen, entweder die Bibel verdrehten oder die Wissenschaft verzerrten. Die Lösung wurde bald als irrig erkannt, und dann hörten wir das Geschrei, dass die Schrift eine Niederlage erlitten. Durchaus nicht; durchaus nicht. Es ist nur ein eitler Firniss, der über sie gelegt war und nun entfernt ist. Hier ist ein guter Bruder, der ein furchtbares Buch schreibt, um zu beweisen, dass die sechs Schöpfungstage sechs große geologische Perioden darstellen; und er zeigt, wie die geologischen Schichten und deren Organismen fast ganz in der Ordnung der Schöpfungsgeschichte im ersten Buch Mose aufeinanderfolgen. Das mag so sein oder mag nicht so sein; aber wenn jemand binnen kurzer Zeit beweisen sollte, dass die Schichten nicht in derselben Ordnung lägen, was würde meine Erwiderung sein? Ich würde sagen, die Bibel hätte niemals gelehrt, dass sie es täten. Die Bibel sagt: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ Das setzt einen beliebig langen Zeitraum für ihre Feuerzeitalter und ihre Eisperioden und all das vor dem Eintritt des jetzigen Zeitalters des Menschen. Dann kommen wir zu den sechs Tagen, in denen Gott den Himmel und die Erde machte und am siebenten Tage ruhte. Es wird nichts gesagt von langen Perioden, sondern im Gegenteil, „Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag,“ und „Da ward aus Abend und Morgen der zweite Tag“ u. s. w. Ich stelle hier keine Theorie auf, sondern sage einfach, dass unseres Freundes dickes Buch lauter Wind ist, die Bibel ist nicht dafür verantwortlich. Es ist wahr, dass seine Theorie einen Schein von Unterstützung hat in der Ähnlichkeit, die er zwischen dem organischen Leben der Zeitalter und dem der sieben Tage herausfindet; aber dies kann auch dadurch erklärt werden, dass Gott gewöhnlich einer gewissen Ordnung folgt, ob er in langen Perioden wirkt oder in kurzen. Ich weiß nicht viel von der Frage und kümmere mich nicht viel darum; ich will nur sagen, dass man, wenn man eine Erklärung zertrümmert, sich nicht einbilden muss, der Schriftwahrheit Schaden getan zu haben, welche diese Erklärung zu erfordern schien: man hat nur die hölzernen Palisaden verbrannt, womit wohlmeinende Männer eine uneinnehmbare Festung zu beschützen meinten, die keiner solchen Verteidigung bedurfte. Meistens täten wir besser, eine Schwierigkeit zu lassen, wo sie ist, statt eine neue Schwierigkeit durch unsere Theorie zu machen. Warum ein zweites Loch in den Kessel machen, um das erste auszubessern? Besonders, wenn das erste Loch gar nicht da ist und keiner Ausbesserung bedarf. Glauben Sie alles in der Wissenschaft, was bewiesen ist; es wird sich nicht auf viel belaufen. Sie brauchen nicht zu fürchten, dass Ihr Glaube überbürdet werden wird. Und dann glauben Sie alles, was klar im Worte ist, ob es durch äußeres Zeugnis bewiesen ist oder nicht. Kein Beweis ist nötig, wenn Gott spricht. Wenn er es gesagt hat, so ist das Zeugnis genug.

Aber man sagt uns, wir sollten einen Teil unserer altmodischen Theologie aufgeben, um das Übrige zu retten. Wir fahren in einem Wagen über die Steppen Russlands. Die Pferde werden wütend angetrieben, aber die Wölfe sind dicht hinter uns! Da sind sie! Könnt ihr nicht ihre feurigen Augen sehen? Die Gefahr ist dringend. Was müssen wir tun? Es wird vorgeschlagen, dass wir ein oder zwei Kinder hinauswerfen. Bis sie das Baby gefressen haben, werden wir einen kleinen Vorsprung gewonnen haben; aber sollten sie uns wieder einholen, was dann? Nun, tapferer Mann, wirf deine Frau hinaus! „Alles, was ein Mann hat, lässt er für sein Leben;“ gebt fast jede Wahrheit auf in der Hoffnung, eine zu retten. Werft die Inspiration hinaus, und lasst die Kritiker sie verzehren. Werft die Erwählung hinaus und all den alten Calvinismus; hier wird ein schönes Fest für die Wölfe sein, und die Herren, die uns diesen weisen Rat geben, werden sich freuen, die Lehren von der Gnade Stück für Stück zerreißen zu sehen. Werft das angeborene Verderben, die ewige Strafe und die Wirksamkeit des Gebetes hinaus. Wir haben den Wagen wundervoll leichter gemacht. Nun noch ein anderer Wurf. Opfert das große Opfer! Gebt die Versöhnung auf! Brüder, dieser Rat ist schändlich und mörderisch: wir wollen diesen Wölfen mit allem entfliehen oder wir wollen mit allem verloren sein. Es soll „die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit“ sein, oder gar keine. Wir wollen niemals versuchen, die Hälfte der Wahrheit zu retten dadurch, dass wir einen Teil derselben hinwegwerfen. Der weise, uns gegebene Rat schließt Verrat gegen Gott und Enttäuschung für uns selber ein. Wir wollen zu allem stehen oder zu nichts. Wir wollen eine ganze Bibel haben oder keine Bibel. Uns wird gesagt, wenn wir etwas aufgäben, so würden die Gegner auch etwas aufgeben; aber uns kümmert es nicht, was sie tun werden, denn wir sind nicht im geringsten bange vor ihnen. Sie sind nicht die königlichen Sieger, für die sie sich halten. Wir bitten von ihrer Unbedeutendheit nicht um Schonung. Wir sind desselben Sinnes, wie jener Krieger, dem Geschenke angeboten wurden, um ihn abzukaufen und dem gesagt ward, wenn er so und so viel Gold oder Land annähme, so könnte er im Triumph heimkehren und sich seines leichten Gewinnes freuen. Aber er antwortete: „Die Griechen legen keinen Wert auf Konzessionen. Sie finden ihren Ruhm nicht in Geschenken, sondern in Beute.“ Wir werden mit dem Schwert des Geistes die ganze Wahrheit als unser Behaupten, und werden nicht einen Teil derselben als ein Zugeständnis von den Feinden annehmen. Die Wahrheit Gottes wollen wir behaupten als die Wahrheit Gottes, und wir werden sie nicht festhalten, weil der philosophische Verstand seine Einwilligung dazu gibt, dass wir es tun. Wenn die Männer der Wissenschaft damit einverstanden sind, dass wir einen Teil der Bibel glauben, so danken wir ihnen für nichts: wir glauben ihn, mit oder ohne ihre Einwilligung. Ihre Zustimmung ist für unsern Glauben von keinem größeren Belang als die Zustimmung eines Franzosen dazu, dass die Engländer London behalten oder die Zustimmung des Maulwurfs zu des Adlers Blick. Da Gott mit uns ist, werden wir nicht aufhören mit diesem Rühmen, sondern das Ganze der geoffenbarten Wahrheit festhalten bis ans Ende.

Aber nun, Brüder, während ich bei diesem ersten Teil meines Themas, vielleicht zu lange, verweile, sage ich Ihnen, dass wir, indem wir dies glauben, die Verpflichtung übernehmen, alles zu predigen, was wir in dem Worte des Herrn sehen, so weit wie wir es sehen. Wir möchten nicht absichtlich einen Teil der ganzen Offenbarung Gottes auslassen, sondern sehnen uns, am legten Ende sagen zu können: „Wir haben euch nichts verhalten, dass wir nicht versündiget hätten alle den Rat Gottes.“ Was für Unheil kann aus dem Weglassen eines Teils der Wahrheit oder dem Hineintun eines fremden Elements entstehen. Alle guten Menschen werden nicht mit mir übereinstimmen, wenn ich sage, dass die Hinzufügung der Kindertaufe zu dem Worte Gottes - denn sie ist sicherlich nicht darin - von Unheil ist. Die Wiedergeburt durch die Taufe wird auf den Schultern der Kindertaufe hereingetragen. Aber ich spreche jetzt, was ich weiß. Ich habe Briefe erhalten von Missionaren, nicht Baptisten, sondern Wesleyanern und Independenten, die mir gesagt haben: „Seit wir hier gewesen sind“ (ich will die Gegenden nicht nennen, um die guten Männer nicht in Ungelegenheit zu bringen) „finden wir eine Klasse von Leuten, Kinder früherer Bekehrten, die getauft worden sind und deshalb Christen genannt werden; aber sie sind nicht um ein Jota besser als die Heiden um sie her. Sie scheinen zu denken, dass sie um ihrer Taufe willen Christen seien und da sie auch von den Heiden für Christen gehalten werden, so ist ihr schlechtes Leben ein beständiger Skandal und ein schreckliches Ärgernis.“ In vielen Fällen muss dies so sein. Ich gebrauche diese Tatsache nur als eine Illustration. Aber nehmen Sie irgend eine andere irrige Erfindung oder eine große vernachlässigte Wahrheit: Böses wird daraus entstehen. Die Weglassung der furchtbaren Wahrheiten z. B., die uns als „die Schrecken des Herrn“ bekannt sind, verursacht die traurigsten Resultate. Ein guter Mann, den wir nicht eben als einen annehmen, der genau die Wahrheit in dieser ernsten Sache lehrt, hat nichtsdestoweniger mit großer Treue wieder und immer wieder Artikel geschrieben, um zu zeigen, dass die Schwäche der neuern Predigt die wäre, dass sie die Gerechtigkeit Gottes und die Bestrafung der Sünde ignorierte. Sein Zeugnis ist wahr, und das Übel, was er darlegt, ist unberechenbar groß. Sie können nicht jenen Teil der Wahrheit, der so dunkel und so ernst ist, auslassen ohne die Kraft aller andern Wahrheiten, die Sie predigen, zu schwächen. Sie berauben die Wahrheiten, welche die Errettung von dem zukünftigen Zorn betreffen, ihres Glanzes und ihrer dringenden Wichtigkeit. Brüder, lassen Sie nichts aus. Seien Sie kühn genug, missfällige und missliebige Wahrheit zu predigen. Das Übel, was wir verursachen, indem wir zu dem Worte des Herrn hinzutun oder davon abtun, mag nicht in unserer Lebenszeit eintreten; aber sollte es in einer andern Generation zur Reife kommen, so würden wir ebenso schuldig sein. Ich habe keinen Zweifel daran, dass das Weglassen gewisser Wahrheiten, was in den älteren Kirchen stattfand, später zu ernstem Irrtum führte; während gewisse, an sich unschuldig genug erscheinende Zusätze zu der Form der Kiten und Zeremonien, zum Ritualismus und nachher zum großen Abfall des Romanismus führten! Seien Sie sehr sorgfältig. Gehen Sie keinen Zollbreit über die Linie der Schrift hinaus und bleiben Sie keinen Zollbreit diesseits derselben. Bleiben Sie auf der graden Linie des Wortes Gottes, soweit der Heilige Geist Sie gelehrt hat und halten Sie nichts zurück, was er geoffenbart hat. Seien Sie nicht so kühn, die zwei Anordnungen, die der Herr Jesus gegeben hat, abzuschaffen, obwohl einige diese grobe Vermessenheit gehabt haben; und übertreiben Sie auch nicht die Wichtigkeit dieser Anordnungen, als wenn sie unvermeidliche Gnadenmittel wären, wie einige es abergläubischerweise getan. Bleiben Sie bei der Offenbarung des Geistes. Gedenken Sie daran, Sie werden Rechenschaft zu geben haben, und diese Rechenschaft wird nicht mit Freuden abgelegt werden, wenn Sie falsches Spiel mit Gottes Wahrheit getrieben haben. Erinnern Sie sich der Geschichte von Gylippus, dem Lysander Beutel mit Gold anvertraute, die er den städtischen Behörden bringen sollte. Diese Beutel waren oben zugebunden und versiegelt; Gylippus dachte, wenn er die Beutel unten aufschnitte, könnte er einen Teil der Goldstücke herausnehmen und sie dann sorgfältig wieder zusammennähen, so würden die Siegel nicht gebrochen und niemand würde den Verdacht haben, dass Gold genommen wäre. As die Beutel geöffnet wurden, war zu seinem Schrecken und seiner Überraschung in jedem ein Zettel mit der Bemerkung, wie viel er enthalten sollte, und so ward er entdeckt. In dem Worte Gottes sind Klauseln, die sich selbst bestätigen, so dass Sie nicht mit einem Teil desselben davonlaufen können, ohne dass der übrige Teil Sie anklagt und überführt. Wie wollen Sie es an jenem Tage verantworten, wenn Sie zu dem Werte des Herrn hinzugetan oder von demselben abgetan haben? Ich bin nicht hier, um zu entscheiden, was Sie als die Wahrheit Gottes zu betrachten haben; aber was immer Sie dafür halten, predigen Sie es alles, und predigen Sie es bestimmt und deutlich. Wenn ich von Ihnen abweiche oder Sie von mir, so werden wir doch nicht sehr voneinander abweichen, wenn wir gleich ehrlich, gradheraus und gottesfürchtig sind. Der Weg zum Frieden ist nicht Verhehlen der Überzeugungen, sondern ehrliches Aussprechen derselben in der Kraft des Heiligen Geistes.

Noch ein Wort. Wir übernehmen die Verpflichtung, alles, was in dem Worte Gottes ist, bestimmt und deutlich zu predigen. Predigen nicht viele unbestimmt und gehen mit dem Worte Gottes in trügerischer Weise um? Man kann Jahre lang ihre Predigten anhören und doch nicht wissen, was sie glauben. Ich hörte von einem gewissen vorsichtigen Pastoren, der von einem seiner Hörer gefragt war: „Was ist Ihre Ansicht von der Versöhnung?“ Er antwortete: „Mein lieber Herr, das ist grade das, was ich niemals jemandem gesagt habe, und Sie werden es nicht aus mir herausbringen.“ Dies ist ein seltsamer moralischer Zustand für einen Prediger des Evangeliums. Ich fürchte, dass er in seiner Zurückhaltung nicht allein steht. Man sagt, „sie verbrauchen ihren eigenen Rauch“; d. h. sie behalten ihre Zweifel für häuslichen Verbrauch. Viele wagen nicht auf der Kanzel zu sagen, was sie sub rosa4) sagen, in einer Privatversammlung von Predigern. Ist dies ehrlich? Mir ist bange, dass es mit einigen so ist wie mit dem Schulmeister in einer Stadt eines südamerikanischen Staates. Ein eifriger, alter Negerprediger, Jasper mit Namen, hatte seine Hörer gelehrt, die Erde sei platt wie ein Pfannkuchen und die Sonne ginge jeden Tag um sie herum. Diesen Teil seiner Lehre nehmen wir nicht an; aber einige Leute hatten es getan, und einer von ihnen, der mit seinem Knaben zu einem Schulmeister ging, fragte diesen: „Lehren Sie die Kinder, dass die Erde rund ist oder flach?“ Der Schulmeister antwortete vorsichtig: „Ja.“ Der Fragende war in Verlegenheit und bat um eine klarere Antwort. „Lehren Sie die Kinder, dass die Erde rund ist oder dass die Erde flach ist?“ Da antwortete der amerikanische Domine: „Das hängt von der Meinung der Eltern ab.“ Ich vermute, dass selbst in Großbritannien in einigen Fällen sehr viel abhängt von den Ansichten des leitenden Diakons oder des Haupt-Subskribenten oder des vergoldeten Jünglings in der Gemeinde. Wenn es sich so verhält, so ist das Verbrechen ekelhaft.

Doch ob wir aus dieser oder einer andern Ursache mit doppelter Zunge lehren, das Resultat wird höchst schädlich sein. Ich will wagen, hier eine Geschichte zu erzählen, die ich von unserm lieben Bruder Brown hörte. Ein Mann kam zu einem Prediger, um Geld von ihm zu erbitten. Dem Pastor gefiel der Mann nicht so recht und er sagte zu ihm: „Ich sehe gar keinen Grund, weshalb Sie grade zu mir kommen.“ Der Bettler erwiderte: „Ich bin sicher, Sie würden mir helfen, wenn Sie wüssten, was für einen großen Nutzen ich von Ihrem gesegneten Amte gehabt.“ „Welchen denn?“ fragte der Prediger, und der Bettler antwortete darauf: „Nun, Herr Pastor, als ich Sie zuerst hörte, da kümmerte ich mich weder um Gott noch um den Teufel, aber jetzt unter Ihren gesegneten Amte bin ich dahin gekommen, sie beide zu lieben.“ Was Wunder, wenn unter den schillernden Reden einiger Männer die Leute dahin kommen, beides, Lüge und Falschheit, zu lieben! Sie werden sagen: „Wir lieben diese Form der Lehre und wir lieben die andre auch.“ Die Wahrheit ist, sie würden alles lieben, wenn nur ein geschickter Betrüger es ihnen plausibel machte. Sie bewundern Mose und Aaron, aber sie würden kein Wort gegen Jannes und Jambres sagen. Wir werden nicht dem Bunde beitreten, der nach solchem Umfang zu streben scheint. Wir müssen das Evangeliumso deutlich predigen, dass unsre Hörer wissen, was wir predigen. „So die Posaune einen undeutlichen Ton gibt, wer will sich zum Streit rüsten?“ Verwirren Sie Ihre Hörer nicht durch zweifelhafte Reden. „Nun“, sagt einer, „ich hatte kürzlich eine neue Idee. Ich redete nicht ausführlich darüber, ich warf sie nur so hin.“

Es ist sehr gut, wenn Sie das mit den meisten Ihrer neuen Ideen tun. Werfen Sie sie hin, jedenfalls; aber sehen Sie sich vor, wo Sie sind, wenn Sie es tun; denn wenn Sie dieselben von der Kanzel hinwerfen, so mögen sie irgendjemand treffen und dem Glauben eine Wunde versetzen. Werfen Sie Ihre Phantasien hin, aber fahren Sie erst allein in einem Boot eine Meile ins Meer hinaus. Wenn Sie dann Ihre unüberlegten Tändeleien einmal hingeworfen haben, so lassen Sie sie den Fischen.

Wir haben heutzutage eine Klasse von Männern um uns herum, die Christum predigen und sogar das Evangelium predigen; aber daneben predigen sie sehr viel anderes, was nicht wahr ist, und zerstören so das Gute ihrer Lehre und verlocken die Menschen zum Irrtum. Sie möchten „evangelisch“ genannt werden, und doch von der Schule sein, die wirklich anti-evangelisch ist. Achten Sie gut auf diese Herren. Ich habe gehört, dass ein Fuchs, wenn die Hunde dicht hinter ihm her sind, sich stellt, als wäre er einer von ihnen und mit der Meute läuft. Das ist es, wonach gewisse Leute jetzt streben: die Füchse wollen Hunde scheinen. Aber den Fuchs verrät sein starker Geruch, und der Hund findet ihn bald heraus; und ebenso lässt sich der Geruch falscher Lehre nicht leicht verbergen, und das Spiel dauert nicht lang. Es sind Prediger vorhanden, von denen wir kaum sagen können, ob sie Hunde oder Füchse sind; aber alle Menschen sollen unsre Denkungsart kennen, so lange wir leben, und sie sollen in keinem Zweifel über das sein, was wir glauben und lehren. Wir werden nicht anstehen, in den stärksten und deutlichsten Worten, die wir zu finden vermögen, und in den einfachsten Sätzen, die wir zusammenfügen können, das auszusprechen, was wir als Grundwahrheit festhalten.

II.

So bin ich diese ganze Zeit über bei meinem ersten Teile geblieben und die anderen müssen deshalb weniger Zeit einnehmen, obgleich sie nach meinem Urteil von erster Wichtigkeit sind.

Nun müssen wir unser Heer mustern.

Was können Einzelne in einem großen Kreuzzug tun? Wir sind mit dem ganzen Volk des Herrn vergesellschaftet. Wir bedürfen der Mitglieder unserer Kirchen als Kameraden; diese müssen ausgehen und Seelen für Christum gewinnen. Wir bedürfen der Mitwirkung der ganzen Brüderschaft und Schwesterschaft. Was kann getan werden, wenn nicht die Erretteten, sie alle, ausgehen zur Errettung anderer? Aber jetzt wird die Frage verhandelt: Soll überhaupt eine Kirche5) da sein? Soll ein deutlich unterschiedenes Heer von Heiligen da sein oder sollen wir Atheisten einschließen? Sie haben von der Kirche der Zukunft“ gehört, die wir anstatt der Kirche Jesu Christi haben sollen6). Alle Beschränktheit wird aufhören, falls nicht das Theater und die Schenke sich als zu viel für die Kirche erweisen sollten. Da ihre äußersten Grenzen auch Atheisten umfassen werden, so dürfen wir in unserer christlichen Liebe hoffen, dass sie auch böse Geister einschließen wird. Was für eine wundervolle Kirche wird es sein, sicherlich, wenn wir sie sehen! Es wird alles andre sein, was man will, aber keine Kirche. Wenn die Krieger Christi in ihre Reihen alle Banditen des Gegners aufgenommen haben, wird es dann noch überhaupt ein Heer für Christum geben? Ist das nicht deutlich eine Kapitulation grade am Anfang des Krieges? Dafür halte ich es.

Wir müssen nicht nur an die Kirche Gottes glauben, sondern sie sehr bestimmt anerkennen. Einige Denominationen erkennen alles und jedes mehr an als die Kirche. Eine Versammlung der Kirche ist etwas ganz Unbekanntes. Bei einigen bedeutet, die Kirche, die Prediger oder die Geistlichkeit; aber in Wahrheit sollte sie die ganze Körperschaft der Gläubigen bedeuten, und es sollte für diese eine Gelegenheit da sein, zusammenzukommen und als eine Kirche zu handeln. Es ist, wie ich meine, die Sache der Kirche Gottes, das Werk Gottes in dem Lande zu betreiben. Die schließliche Macht und Leitung ist bei unserm Herrn Jesu, und unter ihm sollte sie, nicht bei den Wenigen, die durch Bevollmächtigung oder durch Patronatsrecht erwählt sind, sondern bei der ganzen Körperschaft der Gläubigen sein. Wir müssen mehr und mehr die Kirche anerkennen, welche Gott unserer Obhut anvertraut hat; indem wir das tun, werden wir eine Kraft hervorrufen, die sonst schlummernd liegt. Wenn die Kirche von Christo Jesu anerkannt wird, so ist sie würdig, von uns anerkannt zu werden; denn wir sind die Diener der Kirche.

Ja, wir glauben, dass eine Kirche da sein sollte. Aber Kirchen bereiten sehr viel Enttäuschung. Jeder Pastor einer großen Kirche wird das in seiner eignen Seele anerkennen. Ich weiß nicht, dass die heutigen Kirchen schlimmer oder besser sind, als sie zu den Zeiten Pauli zu sein pflegten. Die Kirchen in Korinth und Laodicea und andern Städten zeigten schwere Fehler; und wenn in den unsrigen Fehler sind, so wollen wir nicht bestürzt werden; aber lassen Sie uns über solche Dinge trauern und eine höhere Stufe zu erreichen streben. Es ist wahr, die Mitglieder unserer Kirchen sind nicht alles, was sie sein sollten, und wir selber sind dies ebenso wenig. Dennoch, wenn ich irgendwo auserlesene Gesellschaft suchte, so würde ich sicherlich zu den Gliedern meiner Kirche gehen.

Dies sind Gefährten, die mir lieb, Die besten Freunde, die ich hab'.“ O Jerusalem, mit all deinen Fehlern liebe ich dich doch! Das Volk Gottes ist immer noch die Aristokratie des Menschengeschlechts! Gott segne es! Ja, wir beabsichtigen, eine Kirche zu haben.

Nun ferner, soll diese Kirche wirklich oder statistisch sein? Das hängt sehr viel von Ihnen ab, liebe Brüder. Ich möchte Sie dringend bitten zu beschließen, dass Sie keine Kirche haben wollen, wenn nicht eine wirkliche. Tatsache ist es, dass zu oft religiöse Statistik sehr falsch ist. Das „Zurechtmachen“ solcher Berichte ist an manchen Stellen keine unbekannte Kunst. Ich hörte neulich von einem Fall, wo eine Zunahme von vier Mitgliedern angekündigt war, aber wäre das Verzeichnis berichtigt worden, so hätte eine Abnahme von fünfundzwanzig da sein müssen. Ist das nicht Falschheit, wenn Zahlen manipuliert werden? Tun Sie dies nie. Lassen Sie uns keine Namen in unsern Büchern behalten, wenn es bloß Namen sind. Einige von den guten alten Leuten lieben es, sie da stehen zu lassen und können nicht ertragen, dass sie ausgestrichen werden; aber wenn man nicht weiß, wo die Personen sind, noch was sie sind, wie kann man sie mit zählen? Sie sind nach Amerika gegangen oder nach Australien oder zum Himmel, aber nach Ihrem Verzeichnis sind sie immer noch mit Ihnen. Ist dies recht? Es mag nicht möglich sein, völlig genau zu sein, aber lassen Sie uns darnach streben. Wir sollten dies in sehr ernstem Lichte betrachten und uns von dem Laster des falschen Berichtens reinigen; denn Gott selber wird nicht bloße Namen segnen. Es ist nicht seine Weise, mit denen zu wirken, die eine falsche Rolle spielen.7) Wenn nicht eine wirkliche Person für jeden Namen auf Ihrer Liste ist, so verbessern Sie diese. Halten Sie Ihre Kirche wirklich und dienstfähig oder statten Sie gar keinen Bericht ab. Eine bloß nominelle Kirche ist eine Lüge. Lasst sie sein, was sie zu sein behauptet. Wir mögen uns nicht unserer Statistik rühmen; aber wir sollten die Tatsachen kennen.

Aber soll diese Kirche zunehmen oder soll sie aussterben? Sie wird entweder das eine müssen oder das andre. Wir werden unsre Freunde zum Himmel gehen sehn, und wenn keine jungen Leute bekehrt und herumgebracht und zu uns hinzugetan werden, so wird die Kirche auf der Erde ausgewandert sein nach der triumphierenden Kirche droben, und was ist für die Sache und das Reich des Meisters hienieden zu tun? Wir sollten schreien, beten und flehen, dass die Kirche beständig wachsen möge. Wir müssen zu diesem Zwecke predigen, besuchen, beten und arbeiten. Möge der Herr täglich zu uns hinzutun, die da errettet sind! Wenn keine Ernte da ist, kann dann der Same der wahre Same sein? Predigen wir apostolische Lehre, wenn wir niemals apostolische Resultate sehen? meine Brüder, unsre Herzen sollten bereit sein zu brechen, wenn kein Zuwachs zu den Herden da ist, die mir weiden. Herr, wir bitten dich, sende jetzt Gedeihen!

Wenn eine Kirche das sein soll, was sie für die Zwecke Gottes sein sollte, so müssen wir sie in der heiligen Kunst des Gebets üben. Kirchen ohne Gebetsversammlungen sind traurig allgemein. Selbst wenn es nur eine solche gäbe, so wäre es eine, über die man weinen müsste. In vielen Kirchen ist die Gebetsversammlung nur das Gerippe einer Versammlung: die Form wird aufrecht erhalten, aber die Leute kommen nicht. Es ist kein Interesse, keine Kraft in den Versammlungen. O, meine Brüder, möge es so nicht mit Ihnen sein! Üben Sie die Leute in beständigem Zusammenkommen zum Gebet. Wecken Sie sie auf zu unaufhörlichem Flehen. Es ist eine heilige Kunst darin. Streben Sie darnach, dass der Gebetseifer Ihrer Kirchenglieder zeigen möge, dass Sie selber Anerkennung bei ihnen finden. Wenn Sie selbst beten, so werden Sie wünschen, dass sie mit Ihnen beten; und wenn sie anfangen, mit Ihnen und für Sie und für das Werk des Herrn zu beten, werden sie selber mehr Gebet wünschen, und das Verlangen wird wachsen. Glauben Sie mir, wenn eine Kirche nicht betet, so ist sie tot. Anstatt das vereinte Gebet zuletzt zu stellen, stellen Sie es zuerst. Alles wird sich um die Macht des Gebetes in der Kirche drehen.

Unsre Kirchen sollten alle für Gottes Sache arbeiten. Was ist der Nutzen einer Kirche, die nur zusammenkommt, um Predigten zu hören, eben wie eine Familie zusammenkommt, ihre Mahlzeiten zu essen? Was, sage ich, ist der Nutzen, wenn sie nicht arbeitet? Sind nicht manche, die sich Christen nennen, traurig lässig in des Herrn Werk, obgleich fleißig genug in ihrem eigenen? Weil die Christen träge sind, hören wir von der Notwendigkeit von Vergnügungen und aller Arten von Unsinn. Wenn sie für den Herrn Jesum arbeiteten, würden wir nicht davon hören. Eine gute Dame sagte zu einer Hausfrau, „Wie amüsieren Sie sich?“ „Ach, meine Liebe,“ erwiderte diese, „Sie sehen, hier sind so viele Kinder, dass viel Arbeit im Hause zu tun ist.“ „Ja,“ antwortete die andere, „ das sehe ich, dass viel Arbeit in Ihrem Hause zu tun ist, aber da sie nie getan wird, so möchte ich wissen, wie Sie sich amüsieren.“

Viel ist für eine christliche Kirche zu tun innerhalb ihrer eigenen Grenzen und für die Nachbarschaft, für die Armen und die Gefallenen, für die heidnische Welt u. s. w.; und wenn dafür gut gesorgt wird, so werden die Gemüter und Herzen und Hände und Zungen beschäftigt sein, und nach Zerstreuungen wird man nicht verlangen. Lassen Sie Müßiggang hinein kommen und den Geist, der träge Leute regiert, so wird der Wunsch entstehen, amüsiert zu werden. Was für Amüsements sind es noch dazu? Wenn die Religion nicht eine Posse in einigen Gemeinden ist, so kommen sie jedenfalls in größerer Anzahl, um eine Posse zu sehen, als um sich im Gebet zu vereinen. Ich kann es nicht verstehen. 8) Der Mann, der ganz von Liebe zu Jesu glüht, findet wenig Notwendigkeit für Vergnügungen. Er hat keine Zeit zum Tändeln. Es ist ihm gewaltiger Ernst, Seelen zu erretten, die Wahrheit zu verkünden und das Reich seines Herrn zu vergrößern. An mich ist immer irgend eine dringende Forderung für das Reich Gottes gestellt worden, und wenn der genügt war, eine andere und eine andere und noch eine andere, und die Not ist immer nur gewesen, die Gelegenheit zu finden, das Werk zu tun, das getan werden musste, und deshalb habe ich keine Zeit gehabt, nach Vergnügungen umher zu schlendern. O, dass wir eine arbeitende Kirche hätten! Die deutschen Kirchen hatten bei Lebzeiten unseres lieben Freundes Oncken stets die Regel, jedes Mitglied zu fragen, was es für Christum tun wolle, und die Antwort ward in ein Buch geschrieben. Das Eine, was von jedem Mitglied verlangt ward, war, dass es fortführe, etwas für den Heiland zu tun. Wenn es damit aufhörte, so war das eine Sache für die Kirchenzucht, denn ein träger Christ durfte nicht in der Kirche bleiben, gleich einer Drohne in einem Bienenstock. Er musste arbeiten oder gehen. O, dass wir einen Weinberg hätten ohne einen unfruchtbaren Feigenbaum, der das Land hinderte! Gegenwärtig wird der größte Teil unseres Heiligen Krieges von einer kleinen Zahl sehr lebendiger, ernster Christen geführt, und die übrigen sind entweder im Hospital oder gehören nur zum Tross. Wir sind dankbar für jene dem Dienst sich Weihenden; aber wir sähen gern, dass das Altarfeuer alles verzehrte, was dem Bekenntnis nach auf den Altar gelegt ist.

Brüder, wir brauchen auch Kirchen, die Heilige hervorbringen, Männer von mächtigem Glauben und obsiegendem Gebet; Männer, die heilig leben und für des Herrn Sache viel geben; Männer, die voll des Heiligen Geistes sind. Wir müssen diese Heiligen wie volle Trauben haben, sonst sind wir sicherlich nicht Reben vom wahren Weinstock. Ich wünschte in jeder Kirche eine Maria zu sehen, die zu Jesu Füßen sitzt, eine Martha, die Jesu dienet, einen Petrus und einen Johannes; aber der Beste Name für eine Kirche ist „Alle Heiligen.“ Alle Gläubigen sollten Heilige sein, und alle können Heilige sein. Wir haben keine Verbindung mit den „Heiligen der Letzten Tage“, aber wir liehen Heilige aller Tage. O, dass wir mehr von ihnen hätten. Wenn Gott uns so hilft, dass jeder Einzelne in der Gemeinschaft der Gläubigen ein vollkommener Mann wird in dem Maße des vollkommenen Alters Christi, dann werden wir „Größeres denn das sehen.“ Herrliche Zeiten werden kommen, wenn die Gläubigen selber herrlich sind.

Wir haben auch Kirchen nötig, welche die Wahrheit kennen und in den göttlichen Dingen gut unterwiesen sind. Wir wissen einige christliche Leute? Sie kommen und hören, und in der Fülle Ihrer Weisheit unterrichten Sie sie; aber wie wenig nehmen sie mit, um es zur Erbauung aufzubewahren! Brüder, der Fehler liegt teilweise in uns und teilweise in ihnen. Wenn wir besser lehrten, so würden sie besser lernen. Sehen Sie, wie wenig viele Christen wissen; nicht genug, um zwischen lebendiger Wahrheit und tödlichem Irrtum zu unterscheiden. Altmodische Gläubige konnten Kapitel und Vers angeben für das, was sie glaubten; aber wie wenige solcher sind noch übrig! Unsre ehrwürdigen Vorväter waren daheim, wenn sie über den Bund“ sprachen. Ich liebe Menschen, die den Gnadenbund lieben und ihre Gottesgelehrtheit darauf bauen. Die Lehre von dem „Bund“ ist der Schlüssel zur Theologie. Die, welche den Herrn fürchteten, sprachen oft einer mit dem andern. Sie pflegten vom ewigen Leben zu sprechen und von allem, das daraus kommt. Sie hatten einen guten Beweis für diesen Glauben und einen trefflichen Grund für jene andere Lehre; und der Versuch, sie zu erschüttern, war keineswegs eine hoffnungsvolle Aufgabe: man hätte ebenso wohl hoffen können, die Säulen des Weltalls zu erschüttern, denn sie waren beständig und ließen sich nicht wägen und wiegen von allerlei Wind der Lehre. Sie wussten, was sie wussten und sie hielten fest, was sie gelernt hatten. Was soll aus unserm Lande werden bei der gegenwärtigen Flut des Romanismus, die durch die ritualistische Partei auf uns einströmt, wenn unsre Kirchen nicht reich sind an festgegründeten Gläubigen, die zwischen der Wiedergeburt des Heiligen Geistes und ihrem zeremoniellen Ersatz unterscheiden können? Was soll aus unsern Kirchen werden in diesen Tagen des Skeptizismus, wo auf jede feste Wahrheit mit dem Finger des Zweifels gedeutet wird, wenn nicht unsre Kirchenglieder die Wahrheiten des Evangeliums in ihren Herzen geschrieben haben? O, dass wir eine Kirche von durch und durch Gläubigen hätten, undurchdringlich für den seelenverderblichen Zweifel, der in Schauern auf uns herabströmt!

Doch all dieses würde nicht unser Ideal erreichen. Wir bedürfen einer missionierenden Kirche, die ausgeht, um Gott ein Volk zu sammeln aus allen Teilen der Welt. Eine Kirche ist eine seelenerrettende Gesellschaft, oder sie ist nichts. Wenn das Salz keinen bewahrenden Einfluss ausübt auf das, was es umgibt, wozu ist es nütze? Doch beben einige zurück vor der Arbeit in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft wegen der Armut und Lasterhaftigkeit der Leute. Ich erinnere mich eines jetzt verstorbenen Predigers, der in vieler Hinsicht ein sehr guter Mann war, mich aber völlig bestürzt machte durch eine Antwort, die er mir auf eine Frage gab. Ich bemerkte, dass er eine schreckliche Nachbarschaft um seine Kapelle herum hatte und fragte: „Sind Sie im Stande, viel für sie zu tun?“ Er antwortete: „Nein. Ich bin beinahe froh, dass wir uns von ihnen fern halten; denn, sehen Sie, wenn einige von ihnen bekehrt würden, so würden sie eine furchtbare Bürde für uns sein.“ Ich wusste, dass er die Vorsicht und Klugheit selber war, aber dies setzte mich in Staunen und ich bat um eine Erklärung. „Nun,“ sagte er, „wir würden sie zu unterhalten haben: es sind meistens Diebe und Huren, und wenn bekehrt, würden sie keine Mittel zum Broterwerb besitzen, und wir sind arme Leute und könnten sie nicht ernähren!“ Er war ein frommer Mann, und einer, dessen Unterhaltung Nutzen brachte; und dennoch hatte er die Sache allmählich auf diese Weise ansehen lernen. Seinen Leuten wurde es schwer, die Ausgaben für die Gottesverehrung zu bestreiten und so erdrückte die kalte Armut den frommen Eifer und ließ den freundlichen Strom seiner Seele gefrieren. Es war viel gesunder Verstand in dem, was er sagte, aber doch war es eine furchtbare Sache, im Stande zu sein, es zu sagen. Wir brauchen Leute, die nicht immerfort singen:

„Wir sind ein Garten, eingehegt,
Erwählt und sorgsamlich gepflegt,
Ein kleiner Fleck, den Gnad'; schloss ein
In dieser Erde Wüstenei'n.“

Es ist ein guter Vers zum gelegentlichen Singen, aber nicht, wenn man damit meint: „Wir sind sehr wenige, und wir wünschen es zu sein.“ Nein, nein, Brüder! Wir sind ein kleines Detachement von des Königs Kriegern, das in einem fremden Lande Garnisonspflicht tut; doch, wir wollen nicht bloß die Festung halten, sondern dem Gebiet unsers Herrn neues Territorium gewinnen. Wir lassen uns nicht austreiben; sondern im Gegenteil, wir wollen die Kanaaniter austreiben; denn dieses Land gehört uns, es ist uns von dem Herrn gegeben, und wir wollen es unterwerfen. Möchten wir von dem Geist der Entdecker und Eroberer entflammt sein, und niemals ruhen, so lange es noch eine Menschenklasse zu retten gibt und eine Gegend zu evangelisieren!

Wir rudern gleich der Mannschaft eines Rettungsbootes auf einem stürmischen Meer und eilen zu jenem Wrack, wo Menschen untergehen. Wenn wir nicht das alte Wrack ans Ufer ziehen können, wollen wir wenigstens durch Gottes Gnade den Untergehenden zu Hilfe eilen, Leben retten und die Erlösten an die Ufer des Heils tragen. Unsre Mission ist wie die unsers Herrn, die Erwählten Gottes aus den Menschen zu sammeln, damit sie zur Ehre Gottes leben möchten. Jeder Errettete sollte, unter Gott, ein Erretter sein; und die Kirche ist nicht im rechten Zustande, bis sie diesen Begriff von sich selber erreicht hat. Die erwählte Kirche ist errettet, damit sie errette, gereinigt, damit sie reinige, gesegnet, damit sie segne. Die ganze Welt ist das Feld und alle Glieder der Kirche sollten darauf für den großen Herrn der Ernte arbeiten. Wüst liegendes Land sollte angebaut werden, Wälder mit dem Pflug aufgebrochen, bis die Einöde zu blühen beginnt wie eine Rose. Wir müssen nicht zufrieden sein, unser Eigentum zu behaupten: wir müssen eindringen in die Gebiete des Fürsten der Finsternis.

Meine Brüder, in welchem Verhältnis stehen wir zu dieser Kirche? Was ist unsre Stellung in ihr? Wir sind Diener. Mögen wir stets unsern Platz kennen und ihn behalten. Der höchste Platz in der Kirche wird immer dem Manne zu Teil werden, der willig den niedrigsten wählt; während der, welcher strebt groß unter seinen Brüdern zu sein, sinken wird, bis er der geringste ist. Gewisse Männer hätten etwas sein können, wenn sie sich nicht selbst für etwas gehalten hätten. Ein Mann, der sich bewusst ist groß zu sein, ist augenscheinlich ein kleiner. Ein Herr über Gottes Erbteil ist ein niedriger Usurpator. Wer mit Herz und Seele immer bereit ist, dem Geringsten unter Gottes Kindern zu dienen; wer erwartet, dass ihm viel auferlegt werde und wer willig Ruf und Freundschaft um Christi willen opfert, der wird ein vom Himmel gegebenes Amt erfüllen. Wir sind nicht gesandt, uns dienen zu lassen, sondern um zu dienen. Lassen Sie uns zu unserm Heilande sagen:

„Es ist kein Lamm in deiner Herd',
Das ich nicht freudig weiden wollt';
Es ist kein Feind, vor dessen Schwert Mir bangt, wenns deine Sache gilt.“
Wir müssen auch Vorbilder der Herde sein.

Der, welchem man nicht mit Sicherheit nachahmen kann, sollte nicht auf einer Kanzel geduldet werden. Hörte ich von einem Prediger, der immer um den Vorrang stritt? Oder von einem andern, der habsüchtig und geizig war? Oder von einem dritten, dessen Unterhaltung nicht immer keusch war? von einem vierten, der in der Regel nicht vor elf Uhr morgens aufstand? Ich will hoffen, dass dies letzte Gerücht ganz und gar falsch ist. Ein träger Prediger was wird aus ihm werden? Ein Pastor, der sein Amt vernachlässigt? Erwartet er, zum Himmel zu gehen? Ich war im Begriff zu sagen, „wenn er überhaupt dahin geht, möge es bald sein.“ Ein fauler Prediger ist ein Geschöpf, das von Menschen verachtet und von Gott verabscheut wird. „Sie geben Ihrem Prediger nur fünfzig Pfund jährlich,“ sagte ich zu einem Landmann, „der arme Mann kann davon nicht leben.“ Die Antwort war: „Sehen Sie, ich will Ihnen etwas sagen: Wir geben ihm ein gut Teil mehr als er verdient.“ Es ist sehr traurig, wenn das gesagt werden kann; es ist ein Nachteil für alle die, welche unserm heiligen Berufe sich widmen. Wir sollen in allen Dingen Vorbilder unserer Herde sein. In allem Fleiße, in aller Sanftmut, in aller Demut und in aller Heiligkeit sollten wir uns auszeichnen. Wenn Cäsar in seine Kriege zog, so half eins immer seinen Kriegern, Mühseligkeiten zu ertragen: sie wussten, dass es Cäsar erging, wie es ihnen erging. Er marschierte, wenn sie marschierten, er dürstete, wenn sie dürsteten, und er war stets in der Hitze des Gefechts, wenn sie fochten. Wir müssen mehr als andre tun, wenn wir Offiziere in Christi Heer sind. Wir müssen nicht rufen, „Geht vorwärts,“ sondern, „kommt vorwärts.“ Unsre Leute mögen mit Recht von uns erwarten, dass wir zum allerwenigsten unter den selbstverleugnendsten, arbeitsamsten und eifrigsten in der Kirche sind, und etwas mehr. Wir können nicht erwarten, heilige Kirchen zu sehen, wenn wir, die ihre Vorbilder sein sollen, ungeheiligt sind. Wenn in einigen unserer Brüder Hingabe und Heiligung klar vor aller Augen war, so segnete Gott sie und er wird sie immer mehr segnen. Wenn es uns daran mangelt, so brauchen wir nicht weit zu suchen, um die Ursache unsers Nicht-Erfolges zu finden.

Ich habe Ihnen noch viel zu sagen, aber Sie können es jetzt nicht tragen, weil die Zeit lang ist und Sie müde sind. Ich wünsche indes, wenn Sie Ihre Geduld und Ihre Kraft zusammennehmen können, noch ein wenig bei dem wichtigsten Teil meines dreifachen Themas zu verweilen. Hier lassen Sie mich um die Hilfe Dessen beten, dessen Namen und Person ich erheben möchte. Komm, Heiliger Geist, himmlische Taube, und ruhe jetzt auf uns!

III.

Gesetzt, dass wir das Wort Gottes allein predigen; gesetzt dass wir von einer Musterkirche umgeben sind, was leider nicht immer der Fall ist; aber gesetzt, es sei so, dann ist unsre nächste Erwägung unsre Stärke. Diese muss von dem Geiste Gottes kommen. Wir glauben an den Heiligen Geist und an unsre Abhängigkeit von ihm. Wir glauben; aber glauben wir in Beziehung auf die Praxis? Brüder, glauben wir an den Heiligen Geist, soweit er uns selbst und unser eigenes Werk betrifft? Glauben wir, weil wir fortwährend die Wahrheit der Lehre erproben?

Wir müssen bei unseren Vorbereitungen uns auf den Heiligen Geist verlassen. Ist dies bei uns allen der Fall? Haben Sie die Gewohnheit, in den Sinn der Texte einzudringen unter Leitung des Heiligen Geistes? Jeder, der zum Lande der himmlischen Erkenntnis geht, muss sich seinen Weg dahin bahnen; aber er muss sich in der Kraft des Heiligen Geistes den Weg bahnen, sonst wird er auf irgend einer Insel im Meer der Phantasie anlangen und nie seinen Fuß auf die heiligen Ufer der Wahrheit setzen. Sie kennen nicht die Wahrheit, mein Bruder, weil Sie „Hodges Umrisse“ oder irgend ein anderes klassisches Buch unseres Glaubens gelesen haben. Sie kennen nicht die Wahrheit, mein Bruder, bloß weil Sie die „Westminster Konfession“ annehmen und sie vollkommen studiert haben. Nein, wir kennen nichts, bis wir von dem Heiligen Geiste gelehrt sind, der mehr zu dem Herzen als zu dem Ohr spricht. Es ist eine wunderbare Tatsache, dass wir nicht einmal die Stimme Jesu hören, bis der Heilige Geist auf uns ruht. Johannes jagt: „Ich war im Geist an des Herrn Tage und hörte hinter mir eine große Stimme.“ Er hörte diese Stimme nicht, bis er im Geiste war. Wie vieler himmlischer Worte gehen wir verlustig, weil wir nicht im Geiste bleiben!

Wir können keinen Erfolg in unseren Bitten haben, wenn nicht der Heilige Geist unserer Schwachheit aufhilft, denn wahres Gebet ist „beten in dem Heiligen Geist.“ Der Geist schafft um jedes lebendige Gebet herum eine Atmosphäre, und innerhalb dieses Kreises lebt das Gebet und siegt ob; außerhalb desselben ist das Gebet eine tote Formalität. Was uns selbst also anlangt, so müssen wir uns in unserm Studium, im Gebet, in Gedanken, in Wort und in Tat auf den Heiligen Geist verlassen.

Vertrauen wir wirklich und wahrhaft auf die Hilfe des Geistes auf der Kanzel? Ich tadle keinen Bruder für seine Predigtweise, aber ich muss gestehen, dass es mir sehr wunderlich vorkommt, wenn ein Bruder betet, dass der Heilige Geist ihm beim Predigen helfen möge und ich ihn dann mit der Hand nach hinten greifen und aus seiner Tasche ein Concept ziehen sehe in solchem Format, dass er es in seine Bibel hineinlegen und daraus vorlesen kann, ohne dass man ihn in Verdacht des Lesens hat. Diese Vorsichtsmaßregeln, um Verborgenheit zu sicheren, sehen aus, als wenn der Mann sich seines Papiers ein wenig schämte; aber ich denke, er sollte sich weit mehr seiner Vorsichtsmaßregeln schämen. Erwartet er, dass der Geist Gottes ihn segne, während er einen Kniff ausführt? Und wie kann Er ihm helfen, wenn er von einem Papier abliest, von dem jeder andere ohne des Geistes Beistand lesen kann? Was hat der Heilige Geist mit der Sache zu tun? Wahr, er mag etwas mit dem Concept zu tun gehabt haben bei der Ausarbeitung desselben, aber auf der Kanzel ist sein Beistand überflüssig. Wahrhafter würde es sein, dem Heiligen Geist für den gewährten Beistand zu danken und zu bitten, dass das, was wir mit seiner Hilfe in unsre Taschen bekommen haben, nun in die Herzen der Hörer eindringen möge. Doch, wenn der Heilige Geist den Hörern irgendetwas zu sagen hätte, was nicht in dem Papier ist, wie kann er es durch uns sagen? Er scheint mir durch diese Predigtmethode sehr wirksam in der Frische der Sprache gehemmt. Indes, es ist nicht meine Sache zu tadeln, obwohl ich ruhig für Freiheit beim Weissagen sprechen darf und für Raum für den Herrn, uns in derselben Stunde zu geben, was wir sprechen sollen.

Ferner müssen wir uns auf den Geist Gottes verlassen betreffe unserer Resultate. Niemand unter uns denkt wirklich, dass er die Wiedergeburt einer Seele bewirken könne.

Wir sind nicht so töricht, die Macht, ein steinernes Herz umzuwandeln, in Anspruch zu nehmen. Wir mögen nicht wagen, uns ganz so viel anzumaßen, und doch können wir dahin kommen zu denken, dass wir durch unsre Erfahrung den Leuten über geistliche Schwierigkeiten hinweghelfen könnten. Können wir das? Wir mögen voll Hoffnung sein, dass unser Enthusiasmus die lebendige Kirche vor uns hertreiben und die tote Welt hinter uns her ziehen werde. Wird es so sein? Vielleicht bilden wir uns ein, wenn wir nur eine Erweckung aufregen könnten, so würden leicht viele zu unserer Kirche hinzugetan werden. Ist es der Mühe wert, eine Erweckung aufzuregen? Müssen nicht alle wahren Erweckungen herabgebracht werden? Wir mögen uns überreden, dass Trommeln und Trompeten und lautes Rufen sehr viel tun würde. Aber, meine Brüder, „der Herr ist nicht in dem Winde.“ Resultate, die des Habens wert sind, kommen von jenem stillen, aber allmächtigen Arbeiter, dessen Name der Geist Gottes ist: von ihm und von ihm allein müssen wir sowohl die Bekehrung eines einzigen Sonntagsschulkindes, wie jede echte Erweckung erwarten. Wenn wir unsre Hörer zusammen hatten wollen und wenn wir sie zu einem heiligen Tempel erbauen wollen, so müssen wir auf ihn blicken. Der Geist könnte sprechen eben wie unser Herr es tat: „ohne mich könnt ihr nichts tun.“

Was ist die Kirche Gottes ohne den Heiligen Geist? Fragt, was Hermon ohne seinen Tau sein würde oder Ägypten ohne seinen Nil? Schauet das Land Kanaan, als der Fluch Elias darauf fiel und es drei Jahre lang weder Tau noch Regen fühlte; so würde die Christenheit werden ohne den Geist. Was die Täler ohne ihre Bäche sein würden oder die Städte ohne ihre Brunnen, was die Kornfelder ohne die Sonne sein würden, oder die Weinlese ohne den Sommer das würden unsre Kirchen ohne den Geist sein. Eben sowohl mag man an den Tag ohne Licht denken, an das Leben ohne Atem, an den Himmel ohne Gott, als an christlichen Dienst ohne den Heiligen Geist. Nichts kann seine Stelle ersetzen, wenn er abwesend ist: die Weiden sind eine Wüste, die fruchtbaren Felder eine Wildnis, Saron verschmachtet, und Karmel wird vom Feuer verbrannt. Gesegneter Geist des Herrn, vergib uns, dass wir dir solchen Trotz geboten haben durch unser Vergessen deiner, durch unsere stolze Selbstgenügsamkeit, durch unsern Widerstand gegen deine Einflüsse und unser Dämpfen deines Feuers! Fortan wirke in uns nach deiner eigenen Trefflichkeit. Mache unsre Herzen weich und empfänglich, und dann lass uns sein wie Wachs unter dem Siegel und drücke das Bild des Sohnes Gottes in uns ein. Mit einem Gebet und Glaubensbekenntnis wie dies lassen Sie uns unsern Gegenstand verfolgen in der Kraft des guten Geistes, von dem wir sprechen.

Was tut der Heilige Geist? Geliebte, was für ein gutes Werk gibt es, das er nicht tut? Sein ist es, lebendig zu machen, zu überführen, zu erleuchten, zu reinigen, zu leiten, zu bewahren, zu trösten, zu befestigen, zu vervollkommnen und zu gebrauchen. Wie viel ließe sich über jeden dieser einzelnen Teile sagen! Er ist es, der in uns wirket das Wollen und Vollbringen. Er, der alle Dinge gewirkt hat, ist Gott. Ehre sei dem Heiligen Geiste für alles, was er in solchen armen, unvollkommenen Naturen wie unsre gewirkt hat! Wir können nichts tun ohne den Lebenssaft, der zu uns von Jesu, dem Weinstock fließt. Das, was unser eigen ist, taugt nur, uns Scham und Verwirrung zu verursachen. Wir gehen nie einen Schritt zum Himmel ohne den Heiligen Geist. Wir führen nie einen andern den Weg himmelwärts ohne den Heiligen Geist. Wir haben weder Gedanken, Worte noch Taten, die vor Gott annehmbar sind ohne den Heiligen Geist. Sogar das Aufheben des Auges der Hoffnung oder der Gebetsseufzer eines Wunsches unsers Herzens muss sein Werk sein. Alles Gute ist von ihm und durch ihn, von Anfang bis zu Ende. Es ist keine Furcht vor Übertreibung hier.

Tragen wir indes diese Überzeugung in unser tatsächliches Verfahren hinüber?

Anstatt mich weiter über das zu verbreiten, was der Geist Gottes tut, will ich mich auf Ihre Erfahrung berufen und ein paar Fragen an Sie richten. Erinnern Sie sich an Zeiten, wo der Geist Gottes gnädig in Fülle der Kraft bei Ihnen und bei Ihrer Kirche war? Was für Zeiten waren das? Jener Sabbat war ein hoher Festtag. Jene Gottesdienste waren wie die Anbetung Jakobs, als er sprach: „Gewisslich ist der Herr an diesem Orte!“ Was für ein wechselseitiges Telegraphieren findet statt zwischen dem Prediger im Geiste und den Hörern im Geiste! Ihre Augen scheinen eben so viel zu uns zu sprechen, wie unsre Zungen zu ihnen. Sie sind dann sehr verschieden von dem, was sie bei gewöhnlichen Gelegenheiten sind: es ist etwas wie Verklärung auf ihren Gesichtern, während wir den Herrn Jesum verherrlichen und sie sich an unserm Zeugnis erfreuen und es einsaugen. Haben Sie je einen Herrn von der neueren Schule gesehen, der sich seines eigenen Predigens erfreute? Unsre evangelischen Prediger sind sehr fröhlich, während sie das vortragen, was unsere liberalen Freunde belieben, ihre „Plattheiten“ zu nennen; aber die Neuern in ihrer Weisheit fühlen keine solche Freude. Können Sie sich einen „Downgrader“ in der Glut vorstellen, die unsre Walliser Freunde „Hwyl“ nennen? Wie verdrießlich verbreiten sie sich über die Nachexilische Theorie! Sie erinnern mich an Ruskins Ausdruck „Dreher hat keine Freude an seiner Mühle.“ Ich stehe ihnen dafür, es ist nichts da, woran man sich erfreuen könnte, und sie sind augenscheinlich froh, mit ihrer Aufgabe, fleischlose Knochen aufzuhäufen, zu Ende zu kommen. Sie stehen an einer leeren Krippe und amüsieren sich damit, auf das Holz zu beißen. Sie bringen ihr Predigen zu Ende und sind gelangweilt genug bis der Montag kommt mit einer Fußball - Partie oder einer Festlichkeit im Schulzimmer oder einer politischen Versammlung. Für sie ist das Predigen „ Arbeit,“ obgleich sie nicht viel Arbeit daran wenden. Die alten Prediger, und einige von denen, die jetzt leben, aber „ veraltet“ sein sollen, halten die Kanzel für einen Thron oder einen Triumphwagen und sind dem Himmel nahe, wenn ihnen geholfen wird mit Kraft zu predigen. Arme Narren, die wir sind, wenn wir unser „antiquiertes“ Evangelium predigen! Wir haben Freude an der Arbeit. Unsre düstern Lehren machen uns sehr glücklich. Sonderbar, nicht wahr? Das Evangelium ist augenscheinlich „Mark und Fettes“ für uns, und unser Glaube – wiewohl er natürlich sehr absurd und unphilosophisch ist - befriedigt uns und macht uns sehr zuversichtlich und glücklich. Ich kann von einigen meiner Brüder sagen, dass ihre Augen zu funkeln und ihre Seelen zu glühen scheinen, wenn sie über freie Gnade und sterbende Liebe reden. Es ist so, meine Brüder, dass, wenn wir die Gegenwart Gottes fühlen, wir und unsre Hörer hingerissen werden von himmlischer Wonne. Und dies ist nicht alles. Wenn der Geist Gottes gegenwärtig ist, so liebt jeder Heilige seinen Miteiligen, und es ist kein Streit unter uns, außer dem, wer der liebevollste sein soll. Dann ringen wir im Gebet und siegen ob, und die Predigt sät guten Samen und erntet reiche Garben. Dann sind Bekehrungen reichlich, Wiederherstellungen Abgewichener häufig und Fortschritte in der Gnade werden auf jeder Seite gesehen. Halleluja! Mit dem Geiste Gottes geht alles gut.

Aber kennen Sie den entgegengesetzten Zustand? Ich hoffe, Sie tun es nicht. Es ist Tod im Leben. Ich denke, Sie sind in Ihren wissenschaftlichen Experimenten nie grausam genug gewesen, eine Maus unter die Luftpumpe zu bringen, und allmählich das Glas auszupumpen. Ich habe von dem Experiment gelesen. Ach, arme Maus! Wenn die Luft dünner und dünner wird, wie groß sind ihre Leiden, und wenn alle weg ist, da liegt sie tot. Haben Sie niemals sich selbst geistig unter einem leer ausgepumpten Glase befunden? Sie sind nur lange genug da gewesen, um wahrzunehmen, dass je eher Sie entflöhen, desto besser für Sie. Jemand sagte neulich zu mir: „Nun, in der Predigt, die ich von dem Theologen des neuern Denkens hörte, war nicht sehr viel Schädliches; denn bei dieser Gelegenheit hielt er sich von falscher Lehre fern; aber die ganze Sache war so ungemein kalt. Ich hatte eine Empfindung wie ein Mann, der durch eine Spalte in einen Gletscher gefallen ist, und ich fühlte mich eingeschlossen, als wenn ich nicht die Himmelsluft atmen könnte.“ Sie kennen jene Polarkälte, und die kann gelegentlich gefühlt werden, selbst wo die Lehre gesund ist. Wenn der Geist Gottes gewichen ist, so wird sogar die Wahrheit selbst ein Eisberg. Wie elend ist eine gefrorene und leblose Religion! Der Heilige Geist ist gewichen, und alle Energie und aller Enthusiasmus ist mit ihm gewichen. Die Scene wird wie die, welche in dem „Alten Seefahrer“ beschrieben ist, als das Schiff von einer Windstille überfallen war!

„Die Tiefe selbst verfaulte,
Ach, dass es nie so wär'!
Ja, schleimige Geschöpfe krochen
Umher auf schleim'gem Meer.“

m Schiffe war alles tot! Und wir haben es so in einer Kirche gesehen. Ich bin in Versuchung, Coleridges Zeilen auf vieles anzuwenden, was man in jenen Kirchen sieht, die den Namen „Gemeinden der Toten“ verdienen. Er beschreibt, wie die Körper der Toten sich bewegten und das Schiff weiter ging, indem jeder Mann sein Amt in toter und formeller Weise verrichtete:

„Der Steurer lenkt', das Schiff ging fort,
Es blies kein Wind zum Fahren,
Matrosen zogen an den Tau'n,
wo sie gewohnt es waren;
Die Glieder totem Werkzeug gleich
Wir war'n ein grässlich Volk.“

Alle lebendige Gemeinschaft fehlte, denn der alte Seefahrer sagt:

„Der Körper meines Brudersohns
Stand bei mir, Knie bei Knie;
Er zog mit mir an einem Tau,
Doch sprach zu mir er nie.“

Es ist ziemlich dasselbe in jenen respektablen Gemeinden, wo Niemand seinen Nächsten kennt und eine würdevolle Isolierung alle heilige Gemeinschaft verdrängt. Für den Prediger, wenn er der einzige lebendige Mann in der Genossenschaft ist, gewährt die Kirche eine sehr traurige Gesellschaft. Seine Predigten fallen auf Ohren, die sie nicht richtig hören.

„Die Nacht war still, der Mond war hoch,
Die Toten alle standen dort,
Sie alle standen auf dem Deck;
Das Beinhaus war ihr rechter Ort:
Mich starrten an die steinern Augen,
Die in dem Mondlicht blinkten.“

Ja, des Predigers Mondlicht, kalt und nicht erheiternd, fällt auf Gesichter, die demselben gleichen. Die Rede macht Eindruck auf ihren stupiden Verstand und die steinernen Augen starren; aber Herzen! Nun, Herzen sind nicht Mode in jenen Regionen. Herzen sind für das Reich des Lebens; aber was wissen Gemeinden ohne den Heiligen Geist vom wahren Leben? Wenn der Geist gewichen ist, so herrscht der Tod, und die Kirche ist ein Grab. Darum müssen wir ihn bitten, bei uns zu bleiben und wir müssen niemals ruhen, bis er es tut. O Brüder, lassen Sie es nicht so sein, dass ich zu Ihnen hierüber spreche und wir dann nicht weiter an die Sache denken, sondern lassen Sie uns alle mit Herz und Seele darnach streben, dass die Kraft des Heiligen Geistes bleibend auf uns ruhe.

Haben wir den Heiligen Geist empfangen? Ist er jetzt mit uns? Wenn das, wie können wir uns für die Zukunft seine Gegenwart sicheren? Wie können wir ihn nötigen, bei uns zu bleiben?

Ich möchte zuerst sagen, behandeln Sie ihn, wie er behandelt werden sollte. Verehren Sie ihn als den anbetungswürdigen Gott. Reden Sie niemals von ihm als etwas Unpersönlichem; sprechen Sie nicht von ihm, als wäre er eine Lehre oder ein Einfluss oder eine orthodoxe Mythe. Verehren Sie ihn, lieben Sie ihn und verlassen Sie sich auf ihn mit einer vertraulichen, doch ehrfurchtsvollen Zuversicht. Er ist Gott, möge er für Sie Gott sein.

Sehen Sie zu, dass Sie in Übereinstimmung mit seinem Wirken handeln. Der Seefahrer nach dem Orient kann nicht die Winde nach seinem Gefallen schaffen, aber er weiß, wann die Passatwinde wehen und benutzt diese Zeit zu seinem Vorteil, den Lauf seines Schiffs zu beschleunigen. Stechen Sie in See zu heiligen Unternehmungen, wenn der himmlische Wind mit Ihnen ist. Benutzen Sie die heilige Flutzeit. Mehren Sie die Zahl Ihrer Versammlungen, wenn Sie fühlen, dass der Geist Gottes sie segnet. Verkündigen Sie die Wahrheit noch eindringlicher, wenn der Herr Ohren und Herzen zu ihrer Aufnahme öffnet. Sie werden bald wissen, wenn der Tau fällt; schätzen Sie die gnädige Heimsuchung. Der Landmann sagt: „Macht Heu, während die Sonne scheint.“ Sie können die Sonne nicht scheinen lassen; das liegt ganz außerhalb Ihrer Macht; aber Sie können die Sonne benutzen, während sie scheint. „Wenn du hören wirst das Rauschen auf den Wipfeln der Maulbeerbäume, so mache dich auf.“ Seien Sie fleißig zur rechten Zeit und zur Unzeit; aber in einer erregten Zeit seien Sie doppelt arbeitsam.

Allezeit, beim Beginnen, beim Fortsetzen und beim Enden alles und jedes guten Werkes verlassen Sie sich bewusster Weise und in voller Wahrheit auf den Heiligen Geist. Selbst das Gefühl, dass Sie seiner bedürfen, muss er Ihnen geben; und die Gebete, in denen Sie ihn bitten zu kommen, müssen von ihm kommen. Sie sind mit einem Werk beschäftigt, das so geistlich, soweit über alle menschliche Macht hinaus ist, dass es die Niederlage sicheren heißt, wenn Sie den Heiligen Geist vergessen. Lassen Sie ihn das sine qua non aller ihrer Anstrengungen sein und gehen Sie so weit, zu ihm zu sagen: „Wo nicht dein Angesicht geht, so führe uns nicht von dannen hinauf.“ Trauen Sie nur auf ihn, und dann geben Sie ihm alle Ehre. Achten Sie mit besonderer Sorgfalt darauf, denn dies ist ein zarter Punkt bei ihm: er will seine Ehre keinem andern geben. Tragen Sie Sorge, den Geist Gottes aus tiefstem Herzen zu preisen und dankbar zu staunen, dass er sich herablässt, durch Sie zu wirken. Gefallen Sie ihm dadurch, dass Sie Christum verherrlichen. Huldigen Sie ihm, indem Sie einen Antrieben folgen und alles hassen, was ihn betrübt. Die Hingabe Ihres ganzen Wesens wird der Beste Psalm in seinem Lobe sein.

Es sind noch ein paar Dinge, an die ich Sie bitten möchte, zu gedenken, und dann bin ich fertig. Gedenken Sie daran, dass der Heilige Geist seine Arten und Methoden hat, und dass es einige Dinge gibt, die er nicht tun will. Erinnern Sie sich, dass er keine Verheißung gibt, Kompromisse zu segnen. Wenn wir einen Vertrag mit dem Irrtum oder der Sünde schließen, so tun wir es auf eigne Gefahr. Wenn wir etwas tun, über das wir nicht im Klaren sind, wenn wir der Wahrheit oder Heiligkeit Abbruch tun, wenn wir Freunde der Welt sind, wenn wir fleischliche Gemächlichkeit lieben, wenn wir halbherzig predigen und im Bunde mit Irrenden sind, so haben wir keine Verheißung, dass der Heilige Geist mit uns sein will. Die große Verheißung ist in einem ganz andern Ton gehalten: „Geht aus von ihnen und sondert euch ab, spricht der Herr, und rühret kein Unreines an; so will ich euch annehmen und euer Vater sein, und ihr sollt meine Söhne und Töchter sein, spricht der allmächtige Herr.“ Im neuen Testamente ist mit Ausnahme der Offenbarung Johannis dies die einzige Stelle, wo Gott „der allmächtige Herr“ genannt wird. Wenn Sie wissen wollen, was für große Dinge der Herr tun kann, als der allmächtige Herr, so sondern Sie sich ab von der Welt und von denen, die von der Wahrheit abfallen. Der Titel „der allmächtige Herr“ ist augenscheinlich aus dem Alten Testament angeführt. „El-Schaddai,“ der allgenugsame Gott, der vielbrüstige Gott. Wir werden niemals die höchste Macht Gottes, „alle unsere Notdurft zu erfüllen,“ kennen, bis wir ein für allemal die Verbindung mit allem abgeschnitten haben, was Ihm nicht gefällt. Das war großartig von Abraham, als er zu dem König von Sodom sprach: „Ich will nicht von dir nehmen“ ein babylonisches Gewand oder einen Goldklumpen? Nein, nein. Er sprach: „Ich will nicht von dir nehmen einen Faden, noch einen Schuhriemen.“ Das war ein grader Schnitt.“ Der Mann Gottes will nichts mit Sodom oder mit falscher Lehre zu tun haben. Wenn Sie irgendetwas sehen, was böse ist, so schneiden Sie grade durch. Seien Sie fertig mit denen, die mit der Wahrheit fertig sind. Dann werden Sie vorbereitet sein, die Verheißung zu empfangen, und nicht eher.

Liebe Brüder, gedenken Sie daran, dass wo immer große Liebe ist, sicherlich große Eifersucht sein wird. „Liebe ist stark wie der Tod.“ Was folgt? „Eifersucht ist grausam wie das Grab.“ (Hohel. 8, 6. n. d. engl. Üb.) „Gott ist die Liebe;“ und grade aus diesem Grunde: „Der Herr, dein Gott, ist ein eifersüchtiger Gott.“ Halten Sie sich fern von allem, was verunreinigt, oder was den Heiligen Geist betrübt; denn wenn wir ihn erbitteren, so werden wir bald vor dem Feinde zu Schanden werden.

Beachten Sie ferner, dass er der Feigheit keine Verheißung gibt. Wenn Sie der Menschenfurcht gestatten, Sie zu beherrschen und sich vor Leiden oder Spott zu sicheren wünschen, so werden Sie wenig Trost in der Verheißung Gottes finden. „Wer sein Leben erhalten will, der wird es verlieren.“ Die Verheißungen des Heiligen Geistes für uns in unserm Kriege sind für die, welche wie Männer handeln und durch den Glauben tapfer in der Stunde des Kampfes gemacht werden. Ich wünschte, wir wären so weit gekommen, dass wir Spott und Verleumdung gänzlich verachteten. O, dass wir die Selbstvergessenheit des italienischen Märtyrers hätten, von dem Foxe spricht: Man verurteilte ihn, lebendig verbrannt zu werden, und er hörte das Urteil gelassen an. Aber Sie wissen, das Verbrennen der Märtyrer, wie ergötzlich auch, ist zu gleicher Seit kostspielig; und der Bürgermeister der Stadt hatte keine Lust, die Reiser zu bezahlen, und die Priester, die ihn angeklagt, wünschten auch das Werk zu tun, ohne Kosten davon zu haben. So hatten sie einen zornigen Streit, und der arme Mann, zu dessen Nutzen die Reisbündel angeschafft werden sollten, stand dabei und hörte ruhig ihre gegenseitigen Beschuldigungen an. Als er fand, dass sie sich nicht einig werden konnten, sagte er: „Meine Herren, ich will Ihrem Streit ein Ende machen. Es wäre zu bedauern, wenn Sie so viele Unkosten haben sollten, die Reiser für mein Verbrennen herbeizuschaffen, und um meines Herrn willen, will ich, wenns Ihnen recht ist, für das Holz bezahlen, das mich verbrennen soll.“ Es ist ein feiner Anflug von Verachtung sowohl als von Sanftmut darin. Ich weiß nicht, ob ich diese Rechnung bezahlt haben würde; aber ich habe mich manchmal geneigt gefühlt, ein wenig extra zu tun, um den Feinden der Wahrheit zu helfen, Stoff für ihre Kritik über mich zu finden. Ja, ja; ich „will noch geringer werden“ und ihnen noch mehr zu klagen geben. Ich will die Kontroverse um Christi willen zu Ende führen und durchaus nichts tun, ihren Zorn zu besänftigen. Brüder, wenn Sie ein bisschen schwanken, wenn Sie versuchen, ein wenig von Ihrem guten Rufe bei den Männern des Abfalls zu retten, so wird es Ihnen schlecht ergehen. Wer sich Christi und seiner Worte schämt unter diesem bösen Geschlecht, der wird finden, dass Christus sich seiner am letzten Ende schämt.

Ich will sehr kurz über diese Punkte sein. Gedenken Sie ferner daran, dass der Heilige Geist niemals sein Siegel auf eine Falschheit setzen will. Niemals! Wenn das, was Sie predigen, nicht die Wahrheit ist, so wird Gott es nicht anerkennen. Sehen Sie hier wohl zu.

Was mehr ist, der Heilige Geist setzt nie seine Unterschrift unter ein leeres Blatt. Das würde unweise von einem Menschen sein, und der heilige Herr wird nicht eine solche Torheit begehen. Wenn wir nicht klare Lehre in deutlichen Worten vortragen, will der Heilige Geist nicht seine Unterschrift unter unser leeres Geschwätz setzen. Wenn wir nicht ganz bestimmt Christum den Gekreuzigten predigen, so mögen wir dem wahren Erfolg Lebewohl sagen.

Darnach erinnern Sie sich, dass der Heilige Geist niemals Sünde gutheißen will; und das Predigtamt einiger Männer zu segnen, würde ein Gutheißen ihrer bösen Wege sein. „Reiniget euch, die ihr des Herrn Geräte traget.“ Lassen Sie Ihren Charakter mit Ihrer Lehre übereinstimmen und lassen Sie Ihre Kirchen von allen offenbaren Übertreten gereinigt werden, sonst möchte der Heilige Geist Ihr Lehren nicht anerkennen, nicht um des Inhalts willen, sondern wegen des schlimmen Geruchs unheiligen Lebens, der es verunehrt.

Gedenken Sie wiederum daran, dass er niemals Trägheit ermutigen will. Der Heilige Geist will nicht hinzutreten, uns vor den Folgen eigenwilliger Vernachlässigung des Wortes Gottes und des Studiums zu retten. Wenn wir uns gestatten, die ganze Woche auf und ab zu gehen und nichts zu tun, so können wir nicht die Kanzelstufen hinauf steigen und träumen, dass der Herr da sein werde und uns sagen, was wir reden sollen. Wenn solchen Leuten hilfe verheißen wäre, dann je fauler der Mann, desto besser die Predigt. Wenn der Heilige Geist nur durch Stegreifredner sprächen, je weniger wir unsere Bibel läsen und je weniger wir über sie nachdächten, desto besser. Wenn es unrecht wäre, aus Büchern zu zitieren, so würde „Anhalten mit Lesen“ nicht befohlen sein. All dieses ist augenscheinlich absurd, und keiner von Ihnen wird in eine solche Täuschung hineingeraten. Wir sind verpflichtet, viel nachzudenken und uns dem Worte Gottes und dem Gebet zu widmen, und wenn wir das getan, mögen wir des Heiligen Geistes Beifall und Mitwirkung erwarten. Wir sollen die Predigt vorbereiten, als wenn alles von uns abhinge, und dann sollen wir dem Geist Gottes vertrauen, in der Erkenntnis, dass alles von ihm abhängt. Der Heilige Geist sendet niemand in die Ernte, um unter den Garben zu schlafen, sondern um die Last und Hitze des Tages zu tragen. Wir mögen wohl Gott bitten, mehr Arbeiter in den Weinberg zu senden; denn der Geist will mit der Kraft der Arbeiter sein, aber er will nicht der Freund von Müßiggängern sein.

Erinnern Sie sich ferner daran, dass der Heilige Geist uns nicht segnen will, um unserm Stolz Nahrung zu geben. Ist es nicht möglich, dass wir einen großen Segen wünschen könnten, um für große Männer gehalten zu werden? Dies wird unsern Erfolg hindern: der Strang des Bogens ist in Unordnung, und der Pfeil geht seitwärts. Was tut Gott mit Menschen, die stolz sind? Erhöht er sie? Ich meine nicht. Herodes hielt eine beredte Ansprache und tat ein blendendes silbernes Kleid an, das in der Sonne glänzte, und als das Volk seine Gewänder sah und seiner bezaubernden Stimme horchte, rief es: „Das ist Gottes Stimme und nicht eines Menschen;“ aber der Herr schlug ihn und er wurde von den Würmern gefressen. Würmer haben ein verjährtes Recht auf stolzes, schwammichtes Fleisch; und wenn wir sehr mächtig und sehr groß werden, so erwarten die Würmer, eine Mahlzeit aus uns zu machen. „Wer zu Grunde gehen soll, der wird zuvor stolz; und stolzer Mut kommt vor dem Fall.“ Bleiben Sie demütig, wenn Sie den Geist Gottes bei sich haben wollen. Der Heilige Geist hat keinen Gefallen an der aufgeblasenen Rede des Stolzen; wie kann er das? Wollten Sie, dass er Bombast guthieße? „Wandle demütig mit deinem Gott,“ o Prediger! denn du kannst in keiner andern Weise mit ihm wandeln, und wenn du nicht mit ihm wandelst, so wird dein Wandeln vergeblich sein.

Erwägen Sie weiter, dass der Heilige Geist nicht wohnen will, wo Streit ist. Lassen Sie uns Frieden mit allen Menschen erstreben und besonders Frieden in unsern Kirchen halten. Einige von Ihnen können sich dieses Gutes nicht erfreuen, und möglicherweise ist es nicht ihre Schuld. Sie haben alte Fehden ererbt. In mancher kleinen Gemeinschaft sind alle Glieder der Gemeinde Vettern, und Verwandte sind gewöhnlich darin einig, uneinig zu sein. Wenn Vettern ihre Vettern hintergehen, so wird der Same des Übelwollens gesät und der dringt selbst ins kirchliche Leben ein. Ihres Vorgängers Willkür und Rücksichtslosigkeit mag auf Jahre hinaus viel Zänkerei erzeugen. Er war ein Kriegsmann von Jugend auf, und selbst, wenn er gegangen ist, gehen die Geister, die er aus der ungeheuren Tiefe herauf rief, noch an dem Platze um. Ich fürchte, Sie können nicht viel Segen erwarten, denn die heilige Taube wohnt nicht an trüben Wassern: sie kommt, wo brüderliche Liebe weilet. Für große Prinzipien und Sachen heiliger Zucht dürfen wir selbst den Frieden aufs Spiel setzen; aber für das eigene Ich oder für eine Partei möge solches fern von uns sein.

Zuletzt gedenken Sie daran, dass der Heilige Geist nur segnen will in Übereinstimmung mit seinem eignen bestimmten Zwecke. Unser Herr sagt uns, was dieser Zweck ist: „Derselbige wird mich verklären.“ Er ist ausgegangen zu diesem großen Ende, und er will nicht mit weniger zufrieden sein. Wenn wir also nicht Christum predigen, was soll der Heilige Geist dann mit unserm Predigen tun?

Wenn wir nicht den Herrn Jesum verherrlichen; wenn wir ihn nicht hoch in der Achtung der Menschen erheben, wenn wir uns nicht bemühen, ihn zum König der Könige und Herrn der Herren zu machen; so werden wir den Heiligen Geist nicht mit uns haben. Vergeblich wird Rhetorik, Musik, Architektur, Energie und gesellschaftliche Stellung sein: wenn unser Eine Zweck nicht der ist, den Herrn Jesum zu erheben, so werden wir allein arbeiten und vergeblich arbeiten.

Dies ist alles, was ich Ihnen jetzt zu sagen habe; aber, meine lieben Brüder, es ist ein großes Alles, wenn es zuerst erwogen und dann ausgeführt wird. Möge es praktische Wirkung auf uns haben! Das wird es, wenn der große Werkmeister es gebraucht, und sonst nicht. Gehen Sie aus, o Streiter Jesu, mit „dem Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes.“ Sehen Sie aus mit den Truppen der Gottesfürchtigen, die Sie führen und möge ein Jeder stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke sein. Als Männer, die da aus den Toten lebendig sind, gehen Sie aus der lebendigmachenden Kraft des Heiligen Geistes; Sie haben keine andere Stärke. Möge der Segen des dreieinigen Gottes auf Ihnen, allen und Jeden von Ihnen, ruhen um des Herrn Jesu Christi willen! Amen.

1)
Spurgeon litt an heftigem Kopfweh und man fühlte es bei dieser Einleitung sehr, wie schwer ihm die Rede wurde; im weiteren Verlauf derselben ward er frischer und lebendiger, doch lag ein mehr als gewöhnlicher Ernst auf ihm die ganze Zeit über. A. d. Üb.
2)
Neusilber wird im englischen German silver genannt. Das Wortspiel war nicht wiederzugeben. Anm. d. Üb.
3)
früher: Schnellzug
4)
unter dem Siegel der Verschwiegenheit
5)
Unter church, „Kirche“ (in der deutschen Bibel „Gemeine“) verstehen die Dissidenten nach dem Vorbilde der Apostel eine Gemeinschaft solcher, die sich als gläubig bekannt haben. Anm. d. Üb.
6)
Von einem Dissidenten ist kürzlich die Behauptung aufgestellt, dass „die Kirche der Zukunft“ ein Theater und eine Schenke miteinbegreifen und auch Atheisten einschließen solle. Anm. d. Üb.
7)
Spurgeon rügt das Böse in der eignen Denomination stets mit derselben Wahrheitsliebe wie das in andern Denominationen. Ein „Vertuschen“ kennt er nicht. A. d. Üb.
8)
Das oben Gesagte bezieht sich auf Vergnügungen, die unter Leitung der Prediger für die Gemeinden veranstaltet werden, zuweilen zu wohltätigen Zwecken. Anm. d. Üb.
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